Umkämpfte Einheit (5): Die Achan-Falle

Im Buch Josua wird eine Geschichte erzählt, die sich bis heute in tragischer Weise immer wieder wiederholt: Nachdem Israel Jericho erfolgreich eingenommen hatte war das Volk vor seinem nächsten Kampf so siegessicher, dass es erst gar nicht mit allen Soldaten in den Kampf zog. Aber der Hochmut kam vor dem Fall: Israel erlitt eine empfindliche Niederlage. 36 Männer starben.

Danach zeigte Gott ihnen den Grund für das Desaster: Der Soldat Achan hatte heimlich etwas von der Kriegsbeute für sich eingesteckt. Dabei hatte Gott das ausdrücklich verboten! Alles Silber und Gold sollte Gott gehören – Achan aber bereicherte sich selbst.

Die Versuchung, sich im Dienst für Gott selbst zu bereichern, hat sich seit Achans Zeiten nicht geändert. Öfter als wir denken steckt hinter unserem Wunsch, Aufgaben in der Gemeinde und im Reich Gottes zu übernehmen, ganz einfach die Sehnsucht nach Beachtung und Anerkennung. Das konnte ich an mir selbst beobachten in einer Phase, in der mein Dienst als Musiker und Prediger plötzlich nicht mehr gefragt war. Die Wut und die Bitterkeit, die da in mir aufstieg, hat mir klar gemacht, wie sehr ich doch immer noch meinem eigenen Ansehen gedient hatte statt Gott.

Die Versuchung, mit einem Dienst in der Gemeinde dem eigenen Ansehen zu dienen ist immer dann besonders groß, wenn Menschen mit Selbstwertmangel eine Position in der Gemeinde bekommen, die mit Ansehen und Einfluss verbunden ist.

Wenn wir dieser Versuchung erliegen hat das schwerwiegende Folgen. Unser Selbstwert und unsere Identität hängt dann an unserer Position. Entsprechend stark kleben wir dann daran! Personen oder Gruppen mit ähnlichen Gaben werden dann zu einer Konkurrenz und Bedrohung für uns und wir werden anfangen, sie zu bekämpfen und zu diskreditieren. Wir werfen ihnen “Schäfchenklau” und andere Vergehen vor (dabei sind doch die Schäfchen einfach nur dort hingelaufen, wo es Futter und Wasser gibt!). Ich habe es leider des Öfteren miterleben müssen, wie Christen in solchen Situationen unglaublich bösartig und intrigant werden können.

LZitat Unheilsgeschichte1etztlich gilt: Wann immer Menschen einen Gemeindedienst in erster Linie zur Stärkung ihres Selbstwerts missbrauchen beginnt eine Unheilsgeschichte, die schon zahlloses Leid in Gemeinden verursacht hat. Solche Menschen reißen ihre Gemeinschaft mit in die Tiefe, wenn sie in Frage gestellt werden. Das kann man in vielen Geschichten von zerstörten oder gespaltenen Gemeinden und Werken und den darin gefallenen Persönlichkeiten immer wieder entdecken.

Wir müssen uns deshalb selber prüfen: Wann immer unser Dienst in Frage gestellt oder – unserer Meinung nach – nicht angemessen gewürdigt wird, ist das eine Herausforderung für unseren Stolz. Gott prüft uns, ob wir SEIN Reich bauen oder unser eigenes Reich! Die richtige Reaktion ist es dann, unseren eigenen, aus falschen Quellen genährten Stolz zu bekämpfen, nicht unsere vermeintlichen Konkurrenten!

Uns muss klar sein: Gott lässt es wie bei Achan auch heute noch zu, dass der Feind uns schlagen kann, wenn wir unsere von Gott gegebenen Gaben dazu benutzen, um uns selbst Ansehen, Einfluss oder Machtpositionen zu erwerben, unseren eigenen Stolz zu befriedigen, unsAchans Schatz materiell zu bereichern oder Menschen an uns zu binden und zu manipulieren. Wir müssen die Achan-Falle deshalb unbedingt kennen und weiträumig meiden!

Nachdem Israel Achans Sünde ausgeräumt hatte, kam auch der Erfolg zurück. So müssen auch wir heute offenbart bekommen, wo Geltungssucht, Selbstbereicherung, Gaben- und Machtmissbrauch in unseren christlichen Gemeinden vorkommt – bei uns selbst oder bei Anderen. Es gehört zu den Aufgaben einer reifen Leiter- und Ältestenschaft, solch einen Missbrauch rechtzeitig zu erkennen und die Gemeinde vor solchen Machtmenschen und Machenschaften zu schützen.

Der vorletzte Teil von „Umkämpfte Einheit“ zum Thema befasst sich mit einem Problem, das schon viele Gemeinden in die Spaltung getrieben hat: Wie kann man mit einem neuen Aufbruch in einer Gemeinde umgehen, der nicht die ganze Gemeinde sondern zum Beispiel nur die Jugend betrifft? Muss es dann zwangsläufig zu Spaltungen kommen, weil Gottesdienstform, Frömmigkeitsstil und theologische Schwerpunkte der neuen Bewegung nicht mehr zu den Alteingesessenen passen?

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