Die 4 G-heimnisse des Gemeindewachstums

Meine Kirche leidet unter einem dramatischen Mitgliederverlust: 2014 hat sie 1,8 % (= 416.000!) ihrer Mitglieder verloren. Das ist ein Anstieg um über 50 % im Vergleich zu 2012. Rein rechnerisch hieße das: In 55 Jahren ist’s vorbei mit der EKD. Die Frage ist: Wird die evangelische Kirche diesen Trend in absehbarer Zeit wieder umkehren können?

Ich glaube nicht. Die Postmoderne macht ja nur sichtbar, was lange verdrängt wurde: Kirche im Sinne der Nachfolger Jesu war noch nie Volkskirche sondern schon immer eine Minderheit. Ich sehe weit und breit kein Rezept, wie man Kirchenmitglieder, die mit Jesusnachfolge nichts am Hut haben, auf Dauer in der Kirche halten könnte.

Wir müssen die Frage deshalb anders stellen: Wie kann die Schar der Jesusnachfolger wachsen, auch wenn die Mitgliederdatenbanken kleiner werden? Die Urgemeinde hatte da offenbar den Bogen raus! Sie hatte kein Geld, keine Gebäude, keine Hauptamtlichen, keine Gemeindewachstumskonzepte und sie litt unter massiver Verfolgung. Und trotzdem ist sie extrem gewachsen! Wie hat sie das nur hingekriegt? Die Antwort liegt auf der Hand:

Die simplen 4 G-heimnisse des Gemeindewachstums

1 Gottes Wort

BibelFür die ersten Gemeindeleiter hatte die Verkündigung von Gottes Wort oberste Priorität. Als die Orga-Aufgaben immer größer wurden setzten sie schnell Diakone ein, damit ihnen weiter genügend Zeit fürs Predigen bleibt. Auch heute gilt: Ohne klare Verdündigung von Gottes Wort kann Kirche nicht wachsen.

Die Kirche kann allerdings nur dann Gottes Wort verkünden, wenn sie überzeugt ist, dass die Bibel Gottes Wort ist. Denn sie hat ja sonst keine Informationsquelle über Gott und seine Worte! Wer die Bibel ganz oder teilweise zum Menschenwort erklärt entzieht der Kirche ihr einziges Fundament.

Immer wieder höre ich: Ich glaube an Jesus, nicht an die Bibel. Was für ein schräger Gegensatz! Denn Jesus IST das fleischgewordene Wort Gottes. Außer den Berichten der Bibel wissen wir nichts über ihn. Wer die Bibel verwässert, verwässert auch Jesus und produziert eine dünne, belanglose Kirchenbrühe, für die sich kein Mensch interessiert. Überwinden wir doch endlich diesen seltsamen Fundamentalismusreflex, der das Ernstnehmen der Bibel mit Gesetzlichkeit verwechselt. Alle Anstrengungen zur Rettung der Kirche in Ehren. Aber ohne eine Verkündigung, die auf einer Ehrfurcht und Liebe für Gottes Wort basiert, wird das auf Dauer leider nix.

2 Gebet

GebetFür die ersten Gemeindeleiter besaß auch Gebet höchste Priorität. Sie schoben alles beiseite, um dafür genügend Zeit zu haben. Und bis heute gilt: Solange Gebetsabende die am schlechtesten besuchten Gemeindeveranstaltungen sind bleibt jeder Aufbruch ein Sturm im Wasserglas. Die entscheidenden Schlachten werden am Ende eben doch im Gebet geschlagen. All die Anstrengungen zur Rettung der Kirche in Ehren. Aber ohne eine leidenschaftliche Kultur des Gebets und der Anbetung wird das auf Dauer leider nix.

3 Gemeinschaft

HändeDie Christen der Urgemeinde trafen sich täglich, um gemeinsam zu essen und anzubeten. Ihre Liebe zueinander war ihr Markenzeichen, das ihnen so viel Gunst und Zulauf brachte. Jesus hat dieses Prinzip bestätigt: Die Welt erkennt Gott an der Liebe der Christen zueinander! Solange Christen sich ignorieren oder streiten bleiben unsere evangelistischen Bemühungen Rohrkrepierer. All die Anstrengungen zur Rettung der Kirche in Ehren. Aber ohne eine von gelebten Herzensbeziehungen getragene Einheit wird das auf Dauer leider nix.

4 Heiliger Geist

Taube Heiliger GeistDie ersten Christen waren geprägt vom Erlebnis, dass der Heilige Geist alles ändert. Gemeinschaft und Gebet hatten sie ja schon länger. Aber erst Pfingsten löste diese unvergleichliche Wachstumsdynamik aus. Auch heute ist Gemeindewachstum niemals nur mit Managementmethoden und klugen Predigten zu schaffen. All die Anstrengungen zur Rettung der Kirche in Ehren. Aber solange der Heilige Geist nur eine theoretisch/theologische Größe ist wird das auf Dauer leider nix.

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Ich liebe ja gute Gemeindewachstumskonzepte wie z.B. Promiseland von Willow-Creek, das wir in unserer Gemeinde sehr erfolgreich in der Kinderarbeit anwenden. Ich engagiere mich auch gerne für eine gute Gottesdienstgestaltung, gute Gebäude, effiziente Mitarbeitergewinnung, gute Technik usw. Aber ich habe eben auch erlebt: Alle diese Dinge sind Add-Ons! Sie fruchten nur, wenn die 4 G’s des Gemeindewachstums gelebt werden.

In christlichen Gremien habe ich beobachtet, dass über die 4 G‘s schon immer mal wieder gesprochen wird, vorzugsweise in Andachten zum Sitzungsbeginn. Dann nicken alle still – um sich danach den wirklich harten Themen zuzuwenden: Veranstaltungen organisieren, Mitarbeitersituation, Zustand der Gebäude, Finanzen usw. All die viele wichtige Arbeit, die in diesen Gremien geleistet wird, in höchsten Ehren. Ich wünsche mir, dass diese Arbeit fruchtet. Aber dafür brauchen wir einen Mentalitätswechsel. Wir brauchen eine Sicht dafür, dass die wirklich harten, entscheidenden Themen, um die wir uns in erster Linie kümmern müssen, diese 4 G-heimnisse des Gemeindewachstums sind. Unsere Tagesordnungen und Leitungsstrukturen sollten dominiert sein von diesen Fragen: Wie bringen wir Gottes Wort zu den Menschen? Wie entwickeln wir eine leidenschaftliche Gebetskultur? Wie wachsen lebendige Herzensbeziehungen?

Die Austrittswelle rollt. Menschen gehen verloren. Wir brauchen den Turnaround. Jetzt. Also ehren und verkündigen wir Gottes Wort. Beten wir. Kämpfen wir um Herzenseinheit unter allen, die Jesus lieben. Und rechnen wir in allem mit der Kraft des Heiligen Geistes. DAS muss unsere Hauptagenda sein. Wenn wir uns darauf bis zum Reformationsjubiläum 2017 einigen könnten wäre auch mir nach Feiern zumute.

Siehe auch:

1 Gedanke zu „Die 4 G-heimnisse des Gemeindewachstums“

  1. Super! Meine Rede. Bleibt nur noch, dass es die richtigen Leute lesen und umsetzen. Ich bin dabei und setze es in meinem Umfeld/Gebetsgruppen um.
    Nur im Gebet in der Kraft des Heiligen Geistes, in dem Wissen um das Wort Gottes können wir wirklich etwas bewegen.
    Dann können wir Wunder und Gebetserhörungen erleben.
    Übrigens – Danke für deine Mühe.

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