Wie aus Krisen Chancen werden können

Warum lässt Gott Krisen und Leid im Leben seiner Kinder zu? Ist er nicht ein Gott der Liebe? Fakt ist: Das Schiff, das sich Gemeinde nennt, ist leider kein All-Inclusive-Kreuzfahrt-Wellnessdampfer. Alle großen biblischen Gottesmänner und -frauen mussten durch schwere Krisen gehen. Warum? Darauf gibt es keine allgemeingültige Antwort. Jeder Fall ist anders. In 1. Petrus 1, 6-7a erhalten wir jedoch einen wichtigen Hinweis, welchen Sinn Krisen haben können:

„Vor euch liegt eine große Freude, auch wenn ihr für eine Weile viel erdulden müsst. Dies dient nur dazu, euren Glauben zu prüfen, damit sich zeigt, ob er wirklich stark und rein ist. Er wird erprobt, so wie Gold im Feuer geprüft und geläutert wird.“

Was Petrus hier sagen will ist: Christen tragen durch den Heiligen Geist ein neues Leben in sich, das in Gottes Augen wirklich Gold wert ist! Aber wie rohes Gold ist es verunreinigt. Es ist vermischt mit unserem alten Wesen und Charakter. Das bemerken wir oft erst dann, wenn wir in das Feuer von Krisen geraten. Denn Stress und Druck zeigt uns gnadenlos auf, wie viel von unserem christlichen Verhalten wirklich echt und wie viel nur fromme Fassade ist. Deshalb können Krisen dazu führen, dass unser Glaube – so wie Gold im Feuer – deutlich an Qualität und Ausstrahlung gewinnt, wenn wir richtig mit ihnen umgehen.

Aber wie geht man richtig mit Krisen um? Das Buch Hiob beschäftigt sich ausführlich mit dieser Frage. Hier kommen die 7 wichtigsten Prinzipien, die wir dort lernen können:

1. Loslassen und loben

Als Hiobs Idylle brutal zerbricht zeigt er eine erstaunliche Reaktion: “Der Herr hat mir alles gegeben und der Herr hat es mir wieder weggenommen. Gelobt sei der Name des Herrn!” (Hiob 1, 21) Hiob zeigt uns hier einen wichtigen Schlüssel: Wenn es uns gelingt, die Schätze, Hoffnungen und Wünsche, die uns eine Krise geraubt hat, von Herzen loszulassen und Gott trotzdem zu loben, verliert die Krise ihre zerstörerische Kraft über uns. Anstatt bitter und hart zu werden können wir Frieden und neue, hoffnungsvolle Perspektiven finden.

2. Klagen und Wütend sein ist erlaubt

Hiob hat Gott dann aber doch auch massiv und zynisch angeklagt. Erstaunlich ist: Gott hat Hiobs Vorwürfe weder zensiert noch ihn dafür verurteilt. Das zeigt: Wir dürfen auch negative Gefühle offen und ehrlich zum Ausdruck bringen und “los werden”, so wie Hiob es tat: “Darum will ich nicht schweigen, sondern aussprechen, was mich quält. Meine Seele ist voll Bitterkeit, ich muss meine Klagen loswerden.” (Hiob 7, 11) Ganz offensichtlich schätzt Gott Ehrlichkeit mehr als eine verkrampfte, aufgesetzte Pseudogeistlichkeit! Es ist vollkommen O.K. wenn wir im Gebet auch mal klagen, schimpfen und uns auskotzen. Gott kommt damit klar. Und uns tut es gut.

3. Zuhören und die Not gemeinsam tragen

Die 3 Freunde Hiobs verhalten sich zunächst vorbildlich: 7 Tage lang schweigen und weinen sie mit Hiob. Wohl dem, der solche Freunde hat! Unsere Gemeinden sollten Orte sein, in denen “mit den Weinenden geweint wird“, Schwache getragen und getröstet werden und Not geteilt wird. Aber leider fangen Hiobs Freunde bald an, ihm billige, verurteilende Ratschläge zu geben, die Hiob nur noch mehr unter Druck bringen. Das macht Gott wütend. Er hasst es, wenn wir Andere aburteilen. Der Schrei Hiobs ist der Schrei vieler verletzter Menschen in Krisensituationen: “Hört mir doch einmal richtig zu, das würde mich schon trösten.” (Hiob 21, 2) Gott hat uns nicht umsonst 2 Ohren und nur 1 Mund gegeben!

4. Sich Gott als Anwalt nehmen

Hiob reagiert bemerkenswert auf die Anklagen seiner Freunde: Er beruft sich auf Gott als seinen Anwalt: “Von allen Seiten werde ich verspottet und angegriffen. Verbürge du dich für mich, Gott, denn es wird kein anderer für mich einstehen.” (Hiob 17, 1-3) Statt um sich zu schlagen bittet er Gott, dass ER sein Haupt erhebt und seine Ehre wieder herstellt. Später hat Gott dann genau das getan. Besser wir setzen unsere Hoffnung auf Gott statt selbst gegen die Menschen anzukämpfen, von denen wir uns ungerecht behandelt fühlen.

5. Festhalten an Gottes Güte

Inmitten aller Enttäuschung, Verzweiflung und unbeantworteter Fragen gelingt es Hiob letztlich doch, nicht im Frust stecken zu bleiben sondern an Gottes Güte festzuhalten: “Und doch weiß ich, dass mein Erlöser lebt und auf dieser Erde das letzte Wort haben wird. Mag meine Haut noch so zerfetzt und von meinem Fleisch wenig übrig sein, werde ich Gott doch sehen.” (Hiob 19, 25+26) Der Weg aus der Krise beginnt, wenn wir uns entschließen, unser Herz nicht Wut, Trauer, Selbstmitleid und Bitterkeit zu überlassen sondern an Gott festzuhalten, auf seine Güte zu vertrauen und an seiner Hand neue Schritte zu wagen. Gott kann uns die Kraft dazu geben.

Kreuz knien

6. Aufatmen in Gottes Gegenwart

Mitten in der Krise erlebt Hiob eine so tiefe Gottesbegegnung, dass er anschließend bekennt: “Bisher kannte ich dich nur vom Hörensagen, doch jetzt habe ich dich mit eigenen Augen gesehen” (Hiob 42, 5). Wir dürfen unseren Gefühlen nicht glauben, wenn sie uns einreden, dass Gott uns verlassen habe oder uns ablehnen würde! Die Wahrheit ist: Unser himmlischer Vater leidet mit uns. Er ist uns nahe. Er ist für uns da. Er möchte uns umarmen, beschenken und aufatmen lassen, wenn wir einfach nur seine Nähe suchen.

7. Vergeben und Segnen bringt Befreiung und Segen

Am Ende schenkt Gott Hiob die Kraft, seinen Freunden zu vergeben. Daraufhin erhält Hiob doppelt so viel von dem zurück, was er in der Krise verloren hatte. Das zeigt: Wenn wir andere Menschen aus ihrer Schuld entlassen werden wir selbst entlassen aus dem Gefängnis unserer Bitterkeit. So kann Gottes Segen wieder in unser Leben fließen.

Heißt das, dass wie bei Hiob auch für uns Christen ein Happy End garantiert ist? Leider nein. Die Auflistung der Glaubenshelden in Hebräer 11, 35-40 zeigt: Nicht jede Krankheit wird geheilt, nicht jede Ungerechtigkeit auf Erden gesühnt, nicht jeder Wunsch wird erfüllt. Und trotzdem ist für uns Christen ein Happy End garantiert – spätestens in der Ewigkeit bei unserem himmlischen Vater! Für Christen steht fest: Das Beste liegt immer noch vor uns! Dieses Wissen kann es uns vielleicht ein wenig leichter machen, geliebte Menschen, unsere Gesundheit oder andere Dinge loszulassen und so manches Leid zu ertragen. Zudem schreibt Paulus in Römer 8, 28: “Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen.” Das heißt: Wenn wir am Glauben und an der Liebe zum Vater festhalten wird Gott eines Tages etwas Gutes aus dem Desaster wachsen lassen. Wenn wir in diesem Vertrauen mit Gott zusammen durch die Krise gehen werden sie wirklich zu Chancen!

Stecken Sie im Moment in einer Krise? Dann möchte ich Ihnen 3 Fragen stellen:

  • Gibt es Menschen, vor denen Sie sich öffnen und “ausheulen” können, die Sie tragen und für Sie beten? Wenn nein, dann wünsche ich Ihnen, dass Sie solche Menschen finden.
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  • Brauchen Sie vielleicht jemanden mit einer psychologischen oder seelsorgerlichen Ausbildung, einen Finanzexperten oder einen anderen kompetenten Berater? Dann suchen Sie nach einer guten Anlaufstelle für professionelle Hilfe. Der Weg aus der Krise beginnt oft damit, dass wir uns eingestehen, dass wir Hilfe brauchen!
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  • Gibt es Menschen, denen Sie vergeben müssen? Dann sprechen Sie dieses Gebet:
    _____________________ (Namen einsetzen), ich vergebe Dir, was Du mir angetan hast! Ich entlasse Dich aus meinen Erwartungen und Forderungen! Ich segne Dich für Deinen weiteren Lebensweg und bitte Gott, dass ER Dir alles erdenklich Gute tut!”
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    Wichtig ist dabei: Die Kraft zur Vergebung muss in uns wachsen und reifen können. Nehmen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen, bis Sie dieses Gebet von Herzen sprechen können!

Du warst hier

Vor Jahren entstand am Ende einer schweren Krankheit dieses Lied: “Du warst hier”
Hören Sie doch mal rein. Oder singen Sie es selbst. Ich wünsche Ihnen, dass der Nebel sich lichtet in Ihrem Leben und Sie wieder sehen können:

ER ist hier. ER verlässt uns wirklich nie!

Mehr dazu:

Du warst hier

Wenn der Kampf wieder vorüber ist und der Nebel sich verzieht.
Wenn der Staub, der aufgewirbelt war, wieder meinen Blick frei gibt.
Dann seh ich’s wieder, Du warst hier.
Du standst direkt hier neben mir.

Und mit Tränen in den Augen seh ich Deine starke Hand,
die ich weiter weg empfand als irgendein entferntes Land.
Doch sie war immer hier und hielt mich fest als ich am Fallen war
und sie führte mich nach Haus bis in meines Vaters Arm.

Wenn der Kampf wieder vorüber ist und der Nebel sich verzieht.
Wenn der Staub, der aufgewirbelt war, wieder meinen Blick frei gibt.
Dann seh ich’s wieder, Du bist hier.
Du stehst direkt hier neben mir.

Und ich berge mich in Deinem Arm und ruh mich aus bei Dir.
Du wischst meine Tränen wieder ab und tröstest mich so sehr.
Neue Freude füllt mein Herz und plötzlich spüre ich die Kraft,
die in mir gewachsen ist bei dem Kampf in jener Nacht.

Wenn der Kampf wieder vorüber ist und der Nebel sich verzieht.
Wenn der Staub, der aufgewirbelt war, wieder meinen Blick frei gibt.
Dann sehe ich es mehr denn je:
Jesus, Du verlässt mich wirklich nie.
Herr, ich danke Dir so sehr dafür.

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