Warum ich das Christentum bedrohe

Ein Artikel von Frank Laffin

Ganz ehrlich, bislang wusste ich es noch gar nicht: Ich bin ein Störfaktor, eine Bedrohung, eine üble Bazille in einem „gesunden“ (hüstel) Christentum. Na gut, nicht ich als Person- ich bin eigentlich schon ganz friedfertig- aber in meinen Rollen als Familienvater, Lobpreiser, Gebetshausleiter. Ganz einfach durch meinen Glauben. Der ist mir wichtig. Irgendwie ernst, persönlich. Äh..  geht’s doch um mich ich als Person? Mist! Warum? Ganz einfach: Das aufgeklärte Christentum des modernen Europas sieht sich in seiner Existenz bedroht durch neo-konservative Querschläger wie mich, die weltweit wie die Pilze aus dem Boden schießen. Und die etablierten Kirchen, die liberalen Theologen und muffigen Talare vor den Altären, die sie selbst abgeschafft haben, sehen ihre Felle davon schwimmen. Ist die Kirche, wie ich sie kenne wirklich in ihrer Existenz bedroht? Ich kann es kaum glauben! Ich frohlocke regelrecht! Und ich soll auch noch schuld daran sein? Hier ein Ausschnitt aus dem Lamento der „Tagespost“:

„Wie sollen liberale Christen, geübt in der historisch-kritischen Exegese, auf diese Entwicklung reagieren? Abschottung? Dialog? Das Weltchristentum gerate „unter den Einfluss eines anti-intellektuellen Fundamentalismus“, warnt ein Kommentator des „Boston Globe“. In der „New York Times“ wiederum setzte sich 2011 der Kolumnist David Brooks („Creed or Chaos“) mit dem Phänomen auseinander. Viele Amerikaner befürworteten einen Glauben, „der spirituell, aber nicht dogmatisch, pluralistisch und nicht exklusiv“ sei. Das Problem sei nur, dass die Religionen, die wachsen, „theologisch rigoros, beschwerlich in der Praxis und eindeutig in der Trennung zwischen wahr und falsch“ seien.“ (http://www.tagesspiegel.de/kultur/zukunft-der-religion-das-christentum-steht-vor-einer-revolution/19253464.html)

Wahnsinn! Da kriegen diejenigen kalte Füße, die selbst durch ihre unablässigen Bemühungen, die Glut des Evangeliums in der Kirche zu ersticken, dazu beigetragen haben, dass es in der Kirche so kalt, weil leblos, geworden ist. Ich stehe dazu: Gerne bin ich gegen ein liberales Weltchristentum, weil dieses sich selbst längst obsolet gemacht hat. Weil es die Worte kennt, die Kraft des Evangeliums jedoch von Anfang an verleugnet hat. Weil es ständig anderen Göttern nachläuft (Stichwort „Soziale Gerechtigkeit“) und die Heiligkeit des Einen nicht mehr achtet. Weil es die aus Gnaden gerechtfertigten Sünder gegen die Wir-sind-alle-schon-OKs getauscht hat. Weil die Ehrfurcht vor der Bibel der Beliebigkeit post-moderner, stets langweiliger, mitunter emergenter Auslegung gewichen ist, die keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervorlockt. Weil missionarischer Eifer angesichts der Angst vor der Einzigartigkeit Jesu Christi in die Knie gegangen ist. Weil Nathans Weisheit die Weisheit der Universitäten geworden ist und Paulus´ Rat zur Änderung des Denkens nie so aktuell war wie heute. Man hat sich gewöhnt an ein Kuschelchristentum, dass wenn überhaupt, nur noch im Nachplappern sozialer Lösungsvorschläge seine Berechtigung bekommt. Bloß keinem mehr auf die Füße treten. Kuchen für alle! Aber immer nur Kuchen macht krank. Und er ernährt unsere Kinder nicht. Ich bin gerne neo-konservativ und lasse mir den Vorwurf gefallen, ich sei „anti-intellektuell“. Klar, denn Glauben und Intellekt haben noch nie zusammengepasst! Hat ja auch schon nicht bei Paulus, Augustinus, Luther, Calvin, J.S. Bach, Paul Gerhardt, J. Klepper, G. Tersteegen funktioniert. Und C.S. Lewis war ebenfalls kein Intellektueller, oder? Auf welchem Mond leben die Kritiker des aufstrebenden, lebendigen Christentums eigentlich? Nicht alle Menschen mit einer ungebrochenen Leidenschaft für Jesus, nicht alle, welche die Kraftwirkungen des Heiligen Geistes schätzen, leben auf Bäumen? Was ist falsch daran „theologisch rigoros“ zu sein und „wahr“ von „falsch“ zu trennen? Hier jedoch fühlt sich der Relativismus gekränkt und das ist….ups, falsch! Leider nur aus Sicht des Relativismus. Was ist falsch daran, einen Glauben zu haben, der eine „Praxis“ fordert? „Heiligung“ nennt man das auch. Und die ist beileibe nicht immer nur beschwerlich. Hier fühlt sich aber der Moralismus gekränkt und das ist…der Rest ist Schweigen.

Ich für meinen Teil fühle mich geadelt als Teil einer Jesus-Bewegung, welche die eingefleischte fromme Elite das Fürchten lehrt. Das hat Jesus übrigens auch getan. Und ja, ich bin der Meinung, dass es nicht mehr lange dauert, bis die Volkskirche von dem Ast fällt, an dem sie so lange gesägt hat. Einstweilen trauere ich um meinen Intellekt, den ich angeblich an der Garderobe meiner Freikirche calvinistisch-charismatischer Prägung abgegeben habe und lese C. S. Lewis.

Dieser Artikel ist zuerst erschienen in Frank Laffins Blog “Glaubensschritte”. Dort berichtet er über seinen Weg. Frank Laffin ist Jahrgang 1978 und lebt mit seiner Frau und vier Kindern in Bremen. Neben seiner Tätigkeit als Lehrer für Musik und Theater an einem Gymnasium leitet er seit 2015 den Gebetsraum Bremen. Er ist Mitglied einer Ev. Freikirche und interessiert sich in seiner Freizeit für Kreativität, Ästhetik und Schönheit in Musik, Kunst und Literatur.

Siehe auch: 12 Gründe, warum progressives Christentum aussterben wird

9 Gedanken zu „Warum ich das Christentum bedrohe“

    • Hallo Herr Behringer, Frank Laffin hat mir dazu folgendes geschrieben:
      Viele Christen haben Angst. Angst vor der Verunreinigung des Glaubens, vor der Abwertung des Wortes Gottes und vor einem Synkretismus zwischen Christus-Wahrheit und Welt-Anschauung. Diese Angst wird z.B. dann in mahnende Worte gekleidet, wo sich Gläubige mit Mystik beschäftigen. Begriffe wie „Kontemplation“, „Meditation“ oder „inneres Gebet“ werden zu Reizworten und der Christ verdächtigt, sich statt mit der Christus-Wahrheit im Kern mit fernöstlichen oder esoterischen Praktiken zu beschäftigen.
      Ja, Vorsicht ist immer gut und stets angebracht! Und nein, nicht alles, was unter dem Deckmantel „christlicher Mystik“ daher kommt, hält einer geistlichen Prüfung am Wort Gottes stand. So sind z.B. meines Erachtens die Einflüsse buddhistischer Erkenntnislehre in den Werken Thomas Mertons mehr als deutlich. Und ja, eine christliche Mystik, welche die Gerechtigkeit durch Glauben durch den Tausch mit einer Gerechtigkeit in (geistiger) Anstrengung ersetzt und die Erlösungsbedürftigkeit des Menschen als auch den Sühnetod Christi in Frage stellt durch die allgemeine Idee des ewig Göttlichen, Liebenden „in Allem“ oder sonst etwas ad absurdum führt, ist keine christliche Mystik, sondern eine Form der Selbsterlösung, welche den Gläubigen übel täuscht. Christliche Mystik wird meiner Meinung nach definiert durch die vollkommene und bedingungslose Hingabe des menschlichen Herzens an Gott in Stille und Gebet. Es ist eine leidenschaftliche Suche des Menschen nach dem „Gott, der mich sieht“ und der erlebt, dass das Sein vor Gott vor dem Tun für Gott steht. Betrachtung vor Aktion. Gemeinschaft vor Wirken. Beziehung vor allem. Weinstock und Rebe vor Frucht. Dabei bedient sich der Gläubige Gebetsformen, die tatsächlich auch in anderen Kulturkreisen und Weltanschauungen in ähnlicher Form vorkommen (meditatio, lectio divina, Jesus-Gebet). Und doch gilt: Nur weil „Ungläubige“ ähnliche Formen anwenden (um ein zugegeben falsches Ziel zu suchen), muss die Form nicht falsch sein. So ist das Fasten nicht falsch, nur weil es andere Religionen auch praktizieren. Und Musik und Singen sind nicht falsch, nur weil „die Welt“ sie leidenschaftlich ausüben. Entscheidend dabei ist das eigentliche Ziel der Übung/des Gebets. Christliche Mystik sucht einen personalen Gott in Jesus Christus. Und die Früchte dieser Suche sind unübersehbar. Ich habe an anderer Stelle schon einmal dazu Stellung genommen:

      „Es ist erstaunlich, wie durch die Stille, die Sammlung und die innere Ausrichtung auf Gott, Frieden, Zuversicht, Leidenschaft, Freude und Frieden im Glauben erwachsen. Was ist das Geheimnis dabei? Um es mit Charles Spurgeon zu sagen: „Es ist nicht dasselbe, über Gott Bescheid zu wissen, und ihn zu sehen.“ Gott offenbart sich in Stille und Gebet. Daraus fließt alles andere, z.B. die Lust an seinem Wort.“
      https://glaubensschritte.com/2017/05/15/jesus-mehr-lieben-4/

      Achten wir doch einfach die leidenschaftliche Suche eines Christen nach mehr „Erkenntnis Gottes“ (Epheser 1, 17+18) und geben wir unseren Argwohn auf! Ich glaube nicht, dass unsere Kirchen und Gemeinden unbedingt immer ein Zeugnis lebendigen Glaubens, im Sinne Karl Rahners als „erfahren“, sind, sondern oft genug noch eine Gruppe von Rechtgläubigen. Welches Erstaunen würde eine Kirche bei Nicht-Gläubigen auslösen, die bei ihr die erfahrene Heiligkeit und Schönheit Gottes erkennen würde, wo jeder einzelne Gläubige Zeugnis darüber ablegen kann, „Gott von Angesicht zu Angesicht zu kennen wie ein Mann mit seinem Freund?” Welche Kraft hätte eine Kirche, in der man nicht nur „das Richtige“ weiß, sondern „den Richtigen“ von ganzem Herzen liebt? Ich glaube, vieles von dem, was uns heute noch Angst macht, wäre verschwunden. Jonathan Edwards, den ich nicht unbedingt zu den klassischen Mystikern zählen würde schreibt in seinem Tagebuch: “…meine Seele wurde zu lieblichen Bildern und Betrachtungen geführt. Und mein Geist war eifrig darauf bedacht, meine Zeit mit dem lesen und Nachsinnen über Christus zu verbringen – über die Schönheit und Vortrefflichkeit seiner Person und über den wunderbaren Weg der Rettung aus freier Gnade in ihm.” (Zitiert nach Ian Murray: J. Edwards, clv, 2011). Ist der puritanische Prediger damit ein Mystiker? Ich glaube schon. In diesem Sinne: Mystik? Ja, bitte!

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      • Lieber Herr Markus Till,
        mit diesem Jesus-Gebet wurde unsere FeG-Gemeinde im „Jahr der Stille“ 2010 schon konfrontiert. Gott sei Dank haben damals nur wenige Geschwister dadurch „Feuer gefangen“. Meines Erachtens kamen diese Dinge letztendlich durch die damals schon fortgeschrittenen Verbandeleien vieler Evangelikalen mit der Katholischen Kirche z.B. in der ACK. Sauerteige lassen sich halt nicht aufhalten. Man braucht sich deshalb nicht wundern, wenn der Teig der Evangelikalen immer verdorbener wird, wenn man sich an solche runde Tische setzt!

        Das Jahr 2010 ist zum „Jahr der Stille“ erklärt worden. Über 50 Verbände, Werke und Gemeinden haben sich zusammengeschlossen, um in der christlichen Öffentlichkeit dafür zu werben, in diesem Jahr besonders die Stille zu suchen. In einer Erklärung der Evangelischen Allianz dazu heißt es: „Das Jahr der Stille will helfen, Balance zu finden. Ein gesundes Gleichgewicht zwischen Arbeit und Ruhe. Gottes faszinierenden Lebensrhythmus entdecken, den er selbst in uns angelegt hat. Neue Impulse bekommen über das fruchtbare Wechselspiel von Aktion und Stille. Stille einbauen lernen in den ganz normalen Alltag von Beruf, Familie und Gemeinde“.

        Zum Trägerkreis dieser Initiative gehören einflußreiche evangelikale Werke und Verbände wie die Evangelische Allianz in Deutschland, Gnadauer Gemeinschaftsverband, Bund Freier Evangelischer Gemeinden, Jugendverband EC, Jugend für Christus Deutschland, Heilsarmee Deutschland, Willow Creek Deutschland, „Kirche mit Vision“ Deutschland, Campus für Christus, die Navigatoren, der Bibellesebund u.a.m. Dabei sind auch charismatische Gruppen wie die „Geistliche Gemeinde-Erneuerung“ in der EKD, Adoramus-Gemeinschaft, Aglow sowie auch ökumenisch-liberale Gruppen wie die Deutsche Bibelgesellschaft und die Selbstständige Evangelisch-Lutherische Kirche (SELK).

        Was ist von dieser Initiative zu halten? Zunächst einmal knüpfen die Befürworter des „Jahres der Stille“ an ganz zutreffende Beobachtungen an. Zu recht weisen sie darauf hin, daß die meisten Menschen heute gehetzt und getrieben werden von viel zu vielen Beschäftigungen, daß sie durch den Druck der Arbeit und der Alltagsaktivitäten kaum noch zur Ruhe und Besinnung kommen und überflutet werden mit zu vielen Informationen und Impulsen. Es ist wahr, daß Gott selbst uns durch den Ruhetag (Sabbat) zeigen möchte, daß der Mensch auch ein Zur-Ruhe-Kommen und Stillwerden braucht. Ganz gewiß besteht auch aus geistlicher, bibeltreuer Sicht bei vielen Gläubigen ein Mangel an Stille und innerer Ruhe vor Gott; wer von uns wünschte sich nicht mehr Zeit für Bibellesen und Gebet?

        Und doch können bibeltreue Christen diese Initiative nicht begrüßen. Wenn man sich die offiziellen Materialien für das „Jahr der Stille“ ansieht, wird rasch deutlich, daß hier nicht die biblische Begegnung mit Gott in der Stille gefördert wird, das geistgeleitete Nachsinnen über Gottes Wort und das Gebet im biblischen Sinn. Manche Formulierungen werden zwar gebraucht, die diesen Anschein erwecken sollen. Doch bei genauem Hinsehen wird offenbar, daß stattdessen für etwas ganz anderes Werbung gemacht wird. Wir zitieren im folgenden aus dem offiziellen Ideenheft dieser Initiative.

        Die beteiligten Christen sollen durch Meditation und Stille, Entleerung von sich selbst zu einer „Gottesbegegnung“ geführt werden. Dr. M. Gerland, Pfarrer für Meditation, schreibt:„Menschen gehen in die „Wüste“, um leer zu werden, stille zu werden, zu schweigen, zu hören, was das Leben bzw. Gott [!!] ihnen zu sagen hat. (…) Aus diesem Schweigen erwächst ein neues Hören auf das, was mir von einer anderen Welt, von Gott her, gesagt wird“ (S. 14/15). Das Ziel der gelenkten meditativen Stille ist wesentlich ein mystisch verstandenes „Hören auf Gott“. Es wird in den Beiträgen immer wieder betont, daß man das „Reden Gottes“ auf neue Weise suchen und finden solle. Damit ist das Hören auf innere Eindrücke und Stimmen gemeint, wie es auch mit der charismatischen Verführungspraxis des „Hörenden Gebets“ empfohlen wird. Hier wird der meditierende Mensch dazu verleitet, auf die trügerische Stimme falscher Geister zu hören, für die sie durch die Meditationsrituale offen gemacht werden.

        Immer wieder wird betont, daß es wichtig für das Stillewerden sei, „gute Rituale“ und „Stilleübungen“ zu praktizieren. Der Meditationspfarrer Gerland empfiehlt in dem Ideenheft eine solche Übung:

        „Ich lade Sie zu einer Übung ein, die Ihnen helfen will, zur Stille zu kommen und sich dem Geheimnis der Gegenwart Gottes zu öffnen (…) Suchen Sie sich einen stillen Ort in Ihrer Wohnung oder in einer Kirche. Zünden Sie eine Kerze an. Bevor Sie sich auf Ihrem Platz niederlassen, beginnen Sie in den Knien zu wippen, zunächst langsam und dann immer heftiger, bis der ganze Körper in eine Schüttelbewegung kommt. Streifen Sie mit den Händen den Körper ab und hauchen Sie alle verbrauchte Luft aus. Führen Sie die Handflächen zusammen und verneigen Sie sich vor dem Geheimnis der Gegenwart Gottes. (…) Nehmen Sie Ihren Atem wahr, wie er kommt und geht, ohne ihn zu verändern … Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf das Ausatmen, legen Sie in das Ausatmen alle innere Unruhe und lassen Sie sie mit dem Atem abfließen (…) Lassen Sie nun die Stille mit jedem Atemzug in sich einströmen (…) Wiederholen Sie die Worte mehrfach leise im Inneren … Hin zu Gott ist stille meine Seele – lauschen Sie in diese Stille … Gott ist da und Sie sind da … verweilen Sie, ruhen Sie in seiner Gegenwart, solange es ihnen möglich ist. Öffnen Sie langsam wieder die Augen, lösen Sie sich aus der Meditationshaltung. Führen Sie Ihre Hände vor der Brust zusammen und verneigen Sie sich vor der Gegenwart Gottes.“ (S. 15).

        So müssen wir festhalten: dieser Initiative geht es nicht darum, das biblisch verstandene Gebet und die so wichtige Stille und Andacht der Gläubigen vor Gott zu fördern. Vielmehr wird unter evangelikalen Christen für heidnische Meditation und katholische Mystik geworben. Man redet von „Hilfen, um in die Stille zu finden“; was aber angeboten wird, stammt aus dem Repertoire buddhistisch-heidnischer Meditationstechniken. Das gilt besonders für die Empfehlung, auf den eigenen Atem zu achten und mithilfe des Atems symbolisch Negatives „auszuatmen“ und Positives „einzuatmen“. Das ist letztlich eine magische Handlung, wie sie auch buddhistische und hinduistische Meditationsmeister empfehlen. Auch die Aufforderung zum innerlichen „Leerwerden“ und zur „Achtsamkeit“ entstammt der buddhistisch-esoterischen Meditationstechnik.

        Dasselbe gilt für Rituale wie das Entzünden einer Kerze oder das Einnehmen besonderer Körperhaltungen, das Nachspüren der „Erdung“ der Füße oder das Betrachten eines Kreuzes. Das alles dient dazu, den Meditierenden in einen tranceähnlichen veränderten Bewußtseinszustand zu bringen, wo er dann Erlebnisse mit Geistern machen kann, die als „Gegenwart Gottes“ oder „Reden Gottes“ angepriesen werden. Auch die eingebauten Elemente katholisch-orthodoxer Mystik sind keineswegs „christlich“ oder für Gläubige unbedenklich. Sie sind ebenfalls okkulte Wege zur Kontaktaufnahme mit trügerischen Geistern, die sich als „Gott“ ausgeben. Das ostkirchliche „Immerwährende Herzensgebet“ etwa ist nichts anderes als ein heidnisches Mantra, das durch ständige Wiederholung (vgl. die Warnung des Herrn, wir sollten nicht „plappern wie die Heiden”, Mt 6,7) andere Bewußtseinszustände herbeiführen soll.

        Die ganze Vorstellung von „Stille“, die dieser Kampagne zugrundeliegt, ist heidnisch-mystisch geprägt und nicht biblisch begründet, auch wenn immer wieder entsprechende Bibelverse angeführt werden. Das biblische Gegenstück der Stille und Andacht vor Gott beruht nicht auf unpersönlichen Techniken zur Bewußtseinsveränderung. Der Gläubige hat den Heiligen Geist innewohnend in sich und hat allezeit durch den Geist Gottes und Jesus Christus Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott. Der echte Gläubige braucht herausgenommene Zeiten der Stile, um mit Gott enge Gemeinschaft zu pflegen und sich Ihm im Gebet zu nahen. Gerade aber die klassische „Stille Zeit“ wird in den Beträgen zum „Jahr der Stille“ unterschwellig als ungenügend dargestellt. Man brauche „besondere Orte der Stille“, wie etwa katholische Kirchen oder katholisch-ökumenische Stille- und Retraitehäuser oder zumindest einen Hausaltar („Herrgottswinkel“) mit Bildern und Kerzen.

        Wir brauchen als Gläubige gewiß auch mehr Zeit, um vor Gott stille zu werden und über dem Wort Gottes nachzusinnen und auch, um Gott im Gebet zu suchen. Aber dazu wollen wir nicht unser Bewußtsein entleeren, nicht „uns selber spüren“; wir wollen nicht Kerzen entzünden und auf unseren Atem achten. Wir haben im Geist unmittelbaren Zugang zu Gott im himmlischen Heiligtum. Wir dürfen unsere Gebete und Bitten kindlich im Glauben vor Gott aussprechen, anstatt beständig Mantraformeln vor uns hinzumurmeln. Es ist gut, wenn wir uns mehr Zeit nehmen, in Gottes Wort zu lesen und Ihn zu bitten, durch Sein Wort zu uns zu reden. Wir wollen uns aber hüten, auf irgendwelche „innere Stimmen“ und angebliches „Reden Gottes“ durch mystische Erlebnisse zu warten.

        Die neue Aktion, an der führende Evangelikale beteiligt sind, die es eigentlich besser wissen müßten, bringt nur Verführung und eine weitere Irreleitung der Evangelikalen hin zur katholischen Kirche und ihrer falsche Religion. Hier wird an dem Ausbau der babylonischen Endzeitkirche mitgewirkt, anstatt echtes Glaubensleben zu fördern. Alle wahren Gläubigen tun gut dran, diese Aktionen zu meiden – und auch die Kirchen und Werke, die solche ökumenischen Verführungskampagnen fördern und in ihren Reihen durchführen.

        [Rudolf Ebertshäuser – Dezember 2009 veröffentlicht auf http://www.das-wort-der-wahrheit.de]

        Hier können Sie eine ausführlichere PDF-Fassung des Beitrages mit zusätzlichen Zitaten herunterladen

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      • Amen, Frank Laffin und Markus Till. Wer eine gesunde Beziehung mit Jesus hat, braucht sich vor den Machenschaften und Irrlehren der Welt nicht zu fürchten. Der von Jesus versprochene Tröster, Erbauer und Anleiter wird ihm den Weg weißen. Predigt bei uns vom vergangenen Sonntag: über die Herzenshaltung… Christus allein…

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  1. Gute Hinführung zum “neues Wagen” mit unserem Herrn, Jesus Christus. Ist es nicht oftmals nur die Angst vor jeglichem Übernatürlichen, die uns abhält eine noch engere und bereichernde Beziehung zu Jesus zu erleben?

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