Die 5 häufigsten Strohmannargumente gegen ein konservatives Bibelverständnis

Strohmannargumente widerlegen ein Argument eines Gegners, das dieser gar nicht vorgebracht hat. Sie schüren den Eindruck, dass es offenbar relativ viele Menschen mit einer ganz falschen Sichtweise gibt. Da die unterstellte Sichtweise meistens grob vereinfacht ist, kann man auf Strohmänner relativ leicht und effektvoll eindreschen. Am Ende gewinnt man mit ihnen aber nichts außer Selbstrechtfertigung auf Kosten von Verletzungen, Vorurteilen und einer Vertiefung der Gräben. Um der besseren Verständigung willen ist es deshalb wichtig, sie aufzudecken.

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Leider werden Strohmannargumente auch unter Christen eingesetzt. Natürlich springen sie uns immer dann besonders ins Auge, wenn sie sich gegen die eigene Position richten. Dieser Artikel beschreibt 5 Stroh­männer, die immer wieder als Argument gegen ein konservatives Bibelverständnis ins Feld geführt werden. Selbstverständlich gibt es auch Strohmänner, die in die andere Richtung zielen, denn Vorurteile gibt es in allen christlichen Lagern – wie das Buch „Zeit des Umbruchs“ in Kapitel 3 beschreibt.

Einleitend will ich betonen: Die 5 Aussagen, die in diesem Artikel untersucht werden, sind zumeist vollkommen richtig. Es spricht deshalb meist nichts dagegen, sie zu verwenden. Die Frage ist nur: Wen hat man im Blick, wenn man diese Aussagen macht? Ist es angemessen, diese Aussagen mehr oder weniger subtil im Blick auf konservative Christen und ihr Schrift­verständnis zu betonen, so als ob man das dort dringend noch begreifen müsste?

Schon beim ersten häufig verwendeten Strohmann­argument wird hoffentlich noch deutlicher, was ich damit meine:

1. „Die Bibel will kein naturwissen­schaftliches Lehrbuch sein“

Diese vollkommen richtige Aussage begegnet mir immer wieder als Argument gegen die Vertreter einer (teilweise) historischen Lesart biblischer Wunder­geschichten oder der biblischen Urgeschichte. Wer diese Aussage so einsetzt, impliziert damit gewollt oder ungewollt: Wer in diesen Texten mehr sieht als ein Gleichnis und als metaphorische Redeweise, der hat nicht verstanden, dass man beim Bibellesen unterschied­liche Textgattungen unterscheiden muss. Der kann nicht unterscheiden zwischen der objektiven Betrachtungsweise eines Naturwissenschaftlers und der subjektiven Sichtweise eines biblischen Erzählers. Der überträgt leichtfertig seine von der modernen Wissenschaft geprägte Denkweise auf die antike Denkweise des biblischen Autors.

Damit tut man aber nach meiner Beobachtung den allermeisten konservativen Bibelauslegern unrecht. Denn auch in sehr konservativen Kreisen ist mir noch niemand begegnet, der die Bibel für ein naturwissen­schaftliches Lehrbuch hält. Auch an sehr konservativen theologischen Schulen wird nach der Textgattung gefragt, nach dem historischen und kulturellen Umfeld und nach der tatsächlichen Aussageabsicht des Autors im damaligen Kontext. Dass die biblischen Autoren nicht als nüchterne Naturwissenschaftler sondern aus einer subjektiven, theologisch motivierten Beobachter­sicht heraus geschrieben und dabei oft auch bildhafte Sprache verwendet haben, das ist nach meiner Erfahrung selbst den konservativsten Auslegern absolut bewusst. Wer ihnen mit diesem Argument entgegen­tritt, führt also eine Scheindebatte.

Das gilt umso mehr, wenn übergangen wird, dass gerade bei der Urgeschichte die Frage nach der Textgattung gar nicht so einfach zu beantworten ist. Der Theologe Timothy Keller behauptet sogar: „1. Mose 2 und 3 lassen keine Anzeichen für das Genre … Dichtung erkennen. Der Text liest sich als Bericht über wirkliche Geschehnisse; er sieht aus wie ein Geschichtsdokument.“ [1] Das heißt: Auch wenn man den Fragen nach Textgattung, Erzähl­perspektive und historischem Erzählhintergrund intensiv nachgeht, muss man keinesfalls zwangsläufig zu dem Schluss kommen, dass es sich bei der Urgeschichte um rein metaphorisch gemeinte Texte handelt. Das gilt noch viel mehr für die biblischen Wundergeschichten.

Wie auch immer die Debatte um die Aussageabsicht der Urgeschichte und der Wunder­geschichten endet: Der tatsächliche Konflikt dreht sich nicht um die Frage, ob die Bibel ein naturwissen­schaftliches Lehrbuch ist. Das ist sie definitiv nicht. Es geht vielmehr um die Frage: Wie gehen wir mit biblischen Aussagen um, deren Aussageabsicht nach kritischer Unterscheidung ihrer Gattung, Erzählart, Perspektive und ihres kulturellen Hintergrunds immer noch im Widerspruch zu vorherrschenden wissen­schaftlichen Sichtweisen stehen? Steht im Konfliktfall der heutige wissen­schaftliche Kenntnisstand über der Schrift? Oder steht die Aussageabsicht der Schrift über der derzeit vorherrschenden wissenschaftlichen Sichtweise? Passen wir unsere Schriftauslegung an den aktuellen Stand der akademischen Wissenschaften an oder bleiben wir dabei, dass das aktuelle „Weltwissen“ bei der Schriftauslegung zwar berücksichtigt werden muss, dass die Schrift aber das letzte Wort hat und sich letztlich selbst auslegen muss, auch wenn das mit dominanten wissenschaftlichen Sichtweisen kollidiert? Über diese zentrale Frage sollten wir tatsächlich dringend diskutieren!

2. „Gott ist nicht gegen den Gebrauch von Vernunft und Verstand“

Diese vollkommen richtige Aussage begegnet mir immer wieder als Schutzargument zur Verteidigung bibelkritischer Methoden gegen konservative Kritik. Wer dieses Argument so verwendet, impliziert damit gewollt oder ungewollt: Wer die modernen bibelkritischen Methoden kritisiert, lehnt die Verwendung rationaler wissenschaftlicher Methoden bei der Erforschung der Bibel ab. Der verdrängt relevante Fakten, die ein vernunftbegabter Mensch im Umgang mit der Bibel zwingend berücksichtigen muss. Der hat eine aufklärungs- und verstandesfeindliche Tendenz und verlangt, den Intellekt und die Vernunft beim Bibellesen mehr oder weniger auszu­schalten.

Damit tut man aber nach meiner Beobachtung den meisten konservativen Bibelauslegern und vor allem den weltweit zahlreichen evangelikalen Theologen und Bibelwissenschaftlern unrecht. Auch die meisten konservativen Evangelikalen begrüßen rationale Methoden, um die Eigenschaften eines biblischen Textes sowie seine Aussageabsicht vor dem Hintergrund des damaligen sozialen, kulturellen und linguistischen Umfeldes zu erschließen oder um den genauen Urtext zu ermitteln. Ich kenne niemanden, der  dafür ist, den Verstand beim Bibellesen auszuschalten und die Probleme eines konservativen Bibelverständ­nisses einfach zu verdrängen. Wer Konser­vativen eine generelle Ablehnung wissenschaft­licher Methoden, eine bewusste und verstandesfeindliche Verdrängung von Fakten und die Selbstbeschränkung auf blinden Glauben vorwirft, führt also eine Scheindebatte.

Der tatsächliche Konflikt dreht sich nicht um die Frage, ob wissenschaftliche Methoden, die sich offen allen relevanten Fakten stellen, bei der Erforschung der Bibel helfen können. Das können sie definitiv. Die wirklich heiße Frage ist vielmehr: Sind Methoden zur Erforschung der Bibel nur dann wissenschaftlich, wenn sie auf der heute in der akademischen Welt weit verbreiteten Denkvoraussetzung beruhen, dass die Bibel ein fehlerhaftes menschliches Buch wie jedes andere ist, und wenn die Bibel so untersucht wird, „als ob es Gott nicht gäbe“? Oder kann nicht doch auch ein Ansatz hochvernünftig und wissenschaftlich sein, der davon ausgeht, dass der biblische Urtext nicht nur Menschenwort sondern zugleich auch offenbartes Gotteswort darstellt?

Evangelikale sind hier der Meinung: Wenn die Bibel tatsächlich gemäß ihrer Selbstaussage offenbartes Wort Gottes ist, dann ist dieser Ansatz sogar der einzige, der dem Forschungsgegenstand gerecht wird. Jede andere Methode würde dann aufgrund der falschen Denkvoraussetzung und dem falschen Blick auf den Forschungsgegenstand zwangsläufig zu fehler­haften Ergebnissen führen.[2] Gerade bei diesem Thema geht es um viel. Deshalb sollten wir darüber tatsächlich dringend diskutieren.

3. „Die Wahrheit der Bibel kann und muss nicht bewiesen werden“

Diese vollkommen richtige Aussage begegnet mir immer wieder als Argument gegen den Versuch, vernünftige Gründe und rationale Argumente für die Wahrheit der Bibel ins Feld zu führen (was man im Allgemeinen als „Apologetik“ bezeichnet). Wer diese Aussage so einsetzt, impliziert damit gewollt oder ungewollt: Wer Apologetik betreibt scheint einen schwachen Glauben zu haben, sonst müsste er nicht krampfhaft Beweise für die Wahrheit der Bibel konstruieren – schließlich hat die Bibel und ein gesunder Glaube das doch gar nicht nötig. Außerdem scheinen die Apologeten nicht zu verstehen, wie wissenschaftliche Beweisführung funktioniert. Sonst würden sie verstehen, dass rationale Argumente zur Verteidigung der Bibel grundsätzlich keine Beweise sein können.

Damit tut man aber nach meiner Beobachtung den meisten konservativen Apologeten unrecht. Auch sie wissen, dass Beweisführung im natur­wissenschaft­lichen Sinn im Bereich der historischen (Bibel-)Forschung nur äußerst eingeschränkt möglich ist und dass man deshalb auch mit den besten rationalen Argumenten die Wahrheit der Bibel nicht „beweisen“ kann. Einer der bekanntesten Apologeten unserer Tage, William L. Craig, vertritt zudem die Meinung, „dass apologetische Argumente und Indizien nicht notwendig sind, damit der christliche Glaube rational ist“, weil „der Glaube an Christus unmittelbar durch das innere Zeugnis des Heiligen Geistes begründet sein kann (Röm 8,14-16; 1. Joh 2,27; 5,6-10), sodass Argumente und Indizien nicht notwendig sind.“ [3] Craig sagt also: Die entscheidende Stütze für den Glauben ist der Heilige Geist. Wer konservativen Apologeten vorwirft, ihren Glauben einseitig auf Scheinbeweisen aufzubauen, führt also eine Scheindebatte.

Die Frage ist also nicht, ob wir die Wahrheit der Bibel beweisen müssen. Das müssen wir definitiv nicht. Vielmehr geht es darum: Können gute apologetische Argumente eine Ermutigung für Christen (bzw. für solche, die es werden wollen) sein, weil sie gängige Argumente gegen den Glauben entkräften und weil sie die Glaubwürdigkeit biblischer Aussagen stützen? Viele Studien deuten darauf hin, dass es gerade auch intellektuelle Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Bibel sind, die bei vielen Menschen den Glauben ins Wanken bringen. Zeigt das nicht, dass wir dringend wieder mehr hochwertige Apologetik brauchen und dass die Vernachlässigung bzw. die immer wieder zu hörende grundsätzliche Ablehnung von Apologetik ein schwerer Fehler ist? Über diese zentrale Frage sollten wir tatsächlich dringend diskutieren.

4. „Christen haben kein islamisches Schriftverständnis“

Diese vollkommen richtige Aussage begegnet mir immer wieder als Argument gegen ein Bibelverständnis, in dem der biblische Text unmittelbar als offenbartes Gotteswort betrachtet wird. Kombiniert wird dieser Strohmann oft mit der Aussage, dass für Christen – anders als für Muslime – nicht die Bibel sondern Christus als die höchste Offenbarung gilt. Wer diese Tatsache in der Diskussion mit konservativen Christen betont, impliziert damit gewollt oder ungewollt: Ihr stellt die Bibel über Christus, so wie im Islam der Koran über dem Propheten steht.

Damit tut man aber nach meiner Beobachtung den allermeisten konservativen Christen unrecht. So betont z.B. der evangelikale Theologe Thomas Schirrmacher, der u.a. die Übersetzung der als besonders konservativ geltenden „Chicago-Erklärung“ herausgegeben hat: Während im traditionellen christlichen Schriftverständnis die Bibel zugleich ganz Gotteswort und ganz Menschenwort ist, wird der Koran im Islam so gut wie ausschließlich als Gotteswort betrachtet. Zur Stellung der Bibel schreibt Schirrmacher: „Im Christentum steht der Religionsstifter Jesus über der Heiligen Schrift. Sie erhält ihre Bedeutung von ihm. … Im Islam steht der Religionsstifter Muhammad unter der heiligen Schrift. Er erhält seine Bedeutung von der Schrift, da er ihr Empfänger und Verkündiger ist.“ [4] Der Theologe Armin Baum kommentiert: „Um im evangelikalen Lager Theologen ausfindig zu machen, die … den Vorrang Jesu vor der Bibel bestreiten, muss man sicherlich sehr lange suchen.“ [5] Wer Konservative vor einem islamischen oder gar „salafistischen“ Schriftverständnis warnt, führt also eine Scheindebatte.

Die Frage ist also nicht, ob Jesus Vorrang vor der Bibel hat. Das hat er definitiv. Der tatsächliche Konflikt dreht sich um die Frage: Ist die Bibel trotz dieser Vorrangstellung ganz und gar von Gottes Geist eingehaucht (2.Tim.3,16) und somit offenbartes Wort Gottes? Über diese zentrale Frage sollten wir tatsächlich dringend diskutieren.

5. „Wir glauben nicht an die Bibel sondern an Jesus Christus“

Dieses besonders häufig verwendete Argument taucht manchmal auch in einer anderen Variante auf: „Wir sind nicht einem Buch treu sondern der Person Jesus Christus.“ Wer sich so im Hinblick auf ein konservatives Bibelverständnis äußert, impliziert damit gewollt oder ungewollt: Viele konservative Christen können nicht unterscheiden zwischen dem Vertrauen und der Treue gegenüber einer Person (Jesus Christus) und gegenüber einer Sache (Bibel). Besonders schlagkräftig wird dieses Argument durch den Vorwurf, konservative Christen würden aus der Dreieinigkeit Gottes eine Viereinigkeit machen: Vater, Sohn, Heiliger Geist und Bibel.

Damit tut man aber nach meiner Beobachtung den allermeisten konservativen Christen unrecht. Auch in sehr konservativen Kreisen ist mir noch niemand begegnet, der zur Bibel betet oder Lieder singt. Auch den konservativsten Christen ist sehr bewusst, dass der vertrauensvolle Glaube an Gott etwas kategorial anderes ist als der vertrauensvolle Glaube an die Verlässlichkeit der biblischen Texte. Wer ihnen mit diesem Argument entgegentritt, führt deshalb eine Scheindebatte.

Natürlich gibt es tatsächlich die Gefahr, dass die Beschäftigung mit der Bibel zum Selbstzweck wird. Wo sich das Bibelstudium löst von der gelebten Gottesbeziehung und wo es primär zur Rechtfertigung des eigenen Standpunkts dient, da wird es tatsächlich schräg. Aber diese Gefahr gibt es erstens in allen christlichen Lagern. Und zweitens sind sich nach meiner Beobachtung auch sehr konservative Christen dieser Gefahr durchaus bewusst.

Der tatsächliche Streit dreht sich nicht um den prinzipiellen Unterschied zwischen Gottesbeziehung und Schriftvertrauen. Den gibt es definitiv. Der Streit dreht sich vielmehr um zwei andere zentrale Fragen:

  • Sollten wir biblischen Aussagen auch dann noch glauben und treu vertrauen, wenn sie uns in schmerzhafte Widersprüche mit gesellschaftlichen Trends und vorherrschenden Meinungen führen? Oder flüchten wir uns dann in Alternativdeutungen, die uns zwar den Konflikt mit heutigen Sichtweisen ersparen, die aber – wenn wir ehrlich sind – letztlich vom erwünschten Ergebnis und nicht von der biblischen Aussageabsicht getrieben sind?
  • Welche Konsequenzen hat es für unseren Glauben an Jesus Christus, wenn wir den Glauben an die Verlässlichkeit und die unbedingte Autorität der Schrift verlieren? Schließlich wissen wir letztlich nichts Verlässliches über Gott und über Jesus Christus außer das, was uns in der Bibel offenbart wird. Wie können wir einem Gott vertrauen, über den wir nichts Verlässliches wissen? Ist es somit nicht eine grundsätzlich falsche Alternative, den Glauben an Christus gegen den Glauben an die Verlässlichkeit der Bibel auszuspielen?

Über diese zentralen Fragen sollten wir tatsächlich dringend diskutieren.

Debatten über zentrale Fragen des Glaubens gehörten schon immer zum Christentum dazu, wie man auch im Neuen Testament vielfach nachlesen kann. Wir sollten sie deshalb nicht umgehen. Aber wir sollten sie unbedingt ehrlich führen und uns gut darüber informieren, welche Sichtweisen Christen mit anderer Prägung tatsächlich haben, anstatt ihnen Positionen unterzuschieben, die sie selbst nie vertreten haben. Nur dann ist ein respektvoller Dialog möglich. Nur wenn wir Scheindebatten vermeiden und über die tatsächlichen heißen Themen diskutieren, kann der Dialog fruchtbar werden.


Weiterführend zu diesem Thema sind auf blog.aigg.de auch folgende Artikel erschienen:

Um Strohmannargumente und viele weitere Probleme in De­batten zwischen unter­schied­lich geprägten Christen geht es auch im Buch „Zeit des Umbruchs“, das im September 2019 bei SCM R. Brockhaus erschie­nen ist. Informationen, Leseproben, Stimmen und Rezensionen zum Buch gibt es unter zeitdesumbruchs.aigg.de.


[1] Timothy Keller: Adam, Eva und die Evolution. Wie Bibel und Wissenschaft zusammenpassen, Gießen 2018, S. 29 ff. Siehe dazu auch den AiGG-Artikel „Streit um das biblische Geschichtsverständnis

[2] Siehe dazu den AiGG-Artikel: „Stolz und Vorurteil – Wie wissenschaftlich ist die Bibelwissenschaft?“

[3] William L. Craig in: “Christliche Apologetik: Wer braucht sie?

[4] Th. Schirrmacher, Koran und Bibel. Die größten Religionen im Vergleich, Holzgerlingen 2008, bes. 11-57

[5] Armin Baum in: „Schadet die Bibelwissenschaft dem Glauben? Fortsetzung eines schwierigen Gesprächs

8 Gedanken zu „Die 5 häufigsten Strohmannargumente gegen ein konservatives Bibelverständnis“

  1. Hallo Markus,
    da du auf meine Mails nicht mehr antwortest, versuch ichs mal hierüber, dir Rückfragen zu stellen:
    Hast du dich schon einmal gefragt, wie diese von dir als Strohmannargumente bezeichneten Argumente entstanden sind?
    Ich kenne jedenfalls Christen, die sich als evangelikal und bibeltreu bezeichnen und alle Richtlinien von Bibel und Bekenntnis unterschreiben würden und die sowohl
    – die Bibel als naturwissenschaftliches Lehrbuch betrachten (und ihren Wahrheitsgehalt an der naturwissenschaftlichen Korrektheit der biblischen Aussagen festmachen, was dazu führt, dass sie ganz offensichtlich naturwissenschaftlich falsche Aussagen der Bibel auf Biegen und Brechen verteidigen müssen, und seien ihre Argumente noch so hanebüchen),
    – die Meinung vertreten, man müsse der Bibel glauben “wie ein Kind” (und darunter verstehen, dass man keine intellektuellen Anfragen stellen darf, ja intellektuelle/wissenschaftliche Herangehensweise an die Bibel verteufeln),
    – die Wahrheit der Bibel für beweisenswert halten (und zwar im naturwissenschaftlich-faktischen Sinne, nicht in dem Sinne, dass man sagt, dass sich für einen selbst im Glauben die Bibel als wahr entfaltet),
    – die Bibel als wörtlich eingegeben verstehen und
    – den Glauben an die Bibel und an aus dem Zusammenhang gerissenen Bibelstellen höher setzen als den Glauben an die Person Jesu.
    Sind das auch “richtige” Evangelikale und Bibeltreue? Oder wie würdest du dann solche Christen einordnen?
    Freue mich über Antwort, immerhin betonst du ja immer wieder, wie wichtig es dir ist, im Dialog zu bleiben 😉
    Katharina

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  2. Offenbar geht die Kommentarfunktion unter dem Artikel “Kommt, wir wollen wieder zum Herrn zurückkehren” nicht mehr. Ich kopier dir einfach meinen Post dazu hier rein:

    http://tobiasfaix.de/2019/08/warum-menschen-aus-der-kirche-austreten-und-was-dagegen-gemacht-werden-kann-ein-einblick-in-die-aktuelle-diskussion/

    Ein Link zur Zusammenfassung einer Studie über die verschiedenen Gründe des Kirchenaustritts. Diese Studie zeigt, dass die Gründe vielfältig sind und nicht allein der von dir fokussierte Grund die Kirche schrumpfen lässt.
    Ich z.B. würde aus der EKD austreten, weil die Landeskirchengemeinde, zu der ich offiziell gehöre, kaum Angebote hat für Leute in meinem Alter und meiner Zielgruppe. Dass die Kirche schrumpft, weil sie sich von Gott abgewandt hätte oder das Evangelium nicht mehr verkündigen würde, kann ich aus meinen Erfahrungen mit verschiedenen Landeskirchengemeinden und -pfrarrerInnen nicht bestätigen.
    Im Gegenteil – erst durch landeskirchliche TheologInnen und PfarrerInnen (z.B. durch den lutherischen podcast Tischgespräche https://tischgespraechepodcast.wordpress.com/) bin ich wieder zurück zu Gott und zur Bibel und zum Evangelium gekommen, habe Trost und Heilung meiner Seele erlebt, nachdem mir verschiedene evangelikale Gemeinden mit ihrer “Drohbotschaft statt Frohbotschaft” den Glauben zerstört haben: Dort hatte man mir die Botschaft: “Du musst dich bekehren, bevor du stirbst, denn sonst landest du in der Hölle” jahrzehntelang für das Evangelium verkauft und mir mit Verboten und Angstmache meine Seele kaputt gemacht. Dabei hat die Bibel, hatte Jesus eine ganz andere, frohmachende statt angstmachende Botschaft für die Welt!

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    • Hallo Katharina, vielen Dank für Deine Kommentare. Bitte entschuldige, wenn ich nicht immer sofort antworte, es ist recht viel los, wie Du Dir vielleicht vorstellen kannst. Deine und viele andere Schilderungen von Negativerfahrungen in evangelikalen Kreisen (auch in Bezug auf die Drohbotschaft) habe ich ja immer wieder aufgenommen und selbstkritisch wiedergegeben, sei es in verschiedenen Blogartikeln, in meinem Artikel für AUFATMEN und auch in meinem Buch widme ich diesem Thema ein ganzes Kapitel. Das ändert aber nichts daran, dass die Dinge, die Du schilderst, nach allem, was ich sehe, bei weitem nicht die Breite der evangelikalen Bewegung repräsentiert. Und ich habe wirklich viel gesehen in unserer Szene. Auf einer großen Versöhnungsveranstaltung zwischen Charismatikern und Pietisten fiel der Satz: Wir wollen aufhören, uns gegenseitig nach unserem Fallobst zu beurteilen und wieder die positive Frucht wahrnehmen. Und ich sehe eben sehr viel gute Frucht in “Evangelikalien” wachsen, u.a. in meinem eigenen Leben. Trotzdem glaube ich Dir, dass Du das anders erlebt hast und freue mich von Herzen für Dich, dass Du neue Zugänge zum Glauben gefunden hast. Weißt Du: Ich werbe an der Stelle gerne für ein respektvolles Nebeneinander von Richtungsgemeinden. Wenn Dein Eindruck ist, dass eine liberalere Theologie fruchtbar ist, dann: Go for it. Ich wünsche Dir und allen, die diesen Weg versuchen, Gottes Segen. Aber ich bin halt aus verschiedenen Gründen überzeugt davon, dass es auf Dauer nur mit einer konservativen Theologie klappen wird, wenn der Heilige Geist, Gebet und insbesondere die Liebe zu Jesus dabei im Mittelpunkt steht. Und ich bitte Dich, dass Du einfach respektieren kannst, dass ich für diese Überzeugung Position beziehe, so wie z.B. Siegfried Zimmer für eine andere Einstellung Position bezieht. Solange wir das respektvoll tun ist das doch völlig in Ordnung. Sei herzlich gegrüßt, Markus

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  3. P.S.: Damit du besser verstehst, weshalb ich mit dem Label “Strohmannargument” nicht klarkomme, hier noch eine Erklärung: Dadurch, dass du die kritischen Einwände so kennzeichnest und mit dem Argument widerlegst, dass es diese Positionen in der evangelikalen Welt ja so gar nicht gäbe, tust du so, als wären diese Einwände völlig unberechtigt. Sind sie aber nicht, denn, wie du selbst aus den VIELEN SCHILDERUNGEN weißt, kommen solche Positionen doch recht häufig vor. Ich finde deine Vorgehensweise respektlos gegenüber all jenen, die unter genau diesen theologischen Positionen sehr gelitten haben und die sich dir mit ihren Schilderungen anvertraut haben. Ich würde mir wünschen, dass du diesen Artikel wieder entfernst. Und wenn ich mir auf deiner facebook-Seite ansehe, welche arroganten Reaktionen deiner Unterstützer und Gleichgesinnten dieser Artikel hervorruft (einen Kommentar kann man leider als Außenstehende nicht hinterlassen, was ich sehr schade finde, immerhin postest du auf deiner Seite ja häufig Artikel gegen Andersdenkende, die sich dann gar nicht wehren können), die du nicht ahndest oder löschen lässt, wage ich zu bezweifeln, ob es dir mit dem respektvollen Miteinander wirklich so ernst ist. Das macht mich sehr traurig.

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    • Liebe Katharina, Dein Kommentar macht mich traurig. Du forderst somit, dass Konservative nicht einmal darauf aufmerksam machen dürfen, wenn man ihre Sichtweise negativ verzerrt. Schon das sei respektlos. Wenn Du meinst, dass das derart häufig vorkomme, dann ist das Deine persönliche Wahrnehmung. Ich nehme es völlig anders wahr und wie gesagt: Ich komme viel rum in der Szene. Und ich weiß, wie viele Wunden diese Strohmänner schlagen.

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  4. Habe deinen Kommentar noch einige Male gelesen. Du hast da einiges durcheinandergewürfelt. Ich habe nirgends geschrieben, dass ich es für respektlos halte, wenn Konservative auf Verzerrungen ihrer Ansichten aufmerksam machen. Ich habe geschrieben, dass ich es für respektlos halte, Positionen als nicht-existent darzustellen, die es real gibt und unter denen viele Menschen leiden und sie für kritikwürdig halten – denn damit werden all diese Menschen nicht ernst genommen.

    Ich verstehe, dass es dich verärgert, wenn jemand “die Konservativen” INSGESAMT mit diesen Argumenten kritisiert, weil eben nicht alle Konservativen die kritisierten Positionen vertreten, und auch du siehst darin deine theologische Haltung nicht wiedergegeben. Auf meine Herkunftsgemeinde treffen beispielsweise “nur” zwei der fünf Kritikpunkte zu. Ich kenne auch Gemeinden, auf die alle fünf zutreffen. Umgekehrt tust du den Kritikern aber Unrecht, indem du genau dieselbe Art der Verallgemeinerung vornimmst und behauptest, die Kritik wäre INSGESAMT unberechtigt und sie würde Positionen angreifen, die es in dieser Form gar nicht gäbe. Angemessen wäre es, wenn du in deinem Artikel schreiben würdest, dass diese Kritikpunkte nicht AUF DICH zutreffen und auch nicht auf viele andere Konservative, die du kennst, denn darum geht es dir ja eigentlich: dass du dich unberechtigter Kritik dirgegenüber zur Wehr setzen möchtest und auch den schlechten Ruf deiner Bekannten, die durch Vorurteile in eine Ecke gedrängt werden, zu der sie sich nicht zugehörig fühlen.

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