40 Kirchliche Leiter sind keine Herrscher sondern Diener!

Johannes 13, 14-15„Wenn nun ich, euer Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, so sollt auch ihr euch untereinander die Füße waschen. Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr tut, wie ich euch getan habe.“

Jesus ist der Leiter der Kirche! Egal welches Amt wir in seiner Kirche innehaben: Wir sind allesamt Diener! Wir dienen Jesus. Und wir dienen den Menschen.

Leitung im Sinne Jesu bedeutet: Anderen dienen und sich für sie aufopfern statt von Anderen Dienst und Aufopferung für die eigenen Ziele zu verlangen. Sie arbeitet niemals mit Druck, Amtsmacht oder Manipulation sondern sie nimmt Einfluss durch Vorbild und durch gute, christuszentrierte Lehre, die die Menschen primär an Christus bindet statt an menschliche Leiter, an Projekte oder Institutionen.

Wir haben kein Mandat dafür, Menschen unter Druck zu setzen, damit sie unsere eigenen Ziele, Projekte oder Organisationen unterstützen. Wir dürfen (und sollen) zwar Menschen mobilisieren, Gott zu dienen. Wir dürfen eine Vision für Projekte wecken und versuchen, den Menschen die Augen zu öffnen für Gottes Pläne. Aber unser Ziel muss dabei sein, dass die Menschen primär IHM folgen, wenn sie bei unserem Projekt mitmachen, und nicht den Leitern! Das ist ein feiner, aber ganz entscheidender Unterschied, auf den wir achten müssen!

Als Leiter haben wir von Gott nur das Mandat, den Menschen das (leichte und sanfte) Joch Christi auf die Schulter zu legen. Unsere Aufgabe ist es, die Menschen zu dem einzig wahren Leiter Christus hin zu schieben, damit sie IHM nachfolgen – statt sich zwischen Christus und die Gemeinde zu drängen und Leitergehorsam zu verlangen.

Blogbild Leitung

Hören wir doch auf unser großes Vorbild, den obersten Leiter der Kirche:

“Lasst euch niemals `Rabbi´ nennen. Ihr habt nur einen Meister, und ihr alle seid gleich, wie Brüder und Schwestern. Und bezeichnet niemanden hier auf der Erde als `Vater´, denn nur Gott im Himmel ist euer geistlicher Vater.  Lasst euch auch nicht `Lehrer´ nennen, denn es gibt nur einen Lehrer, und das ist der Christus. Der Größte unter euch muss den anderen dienen. Diejenigen jedoch, die sich über die anderen stellen, werden gedemütigt werden, und die, die demütig sind, werden erhöht.” (Matthäus 23, 8-12)

Der ganze Artikel zur These 40: Wenn Gemeinden unter Leitern leiden

41 Leiter haben die Aufgabe, neue Leiter hervorzubringen!

2. Timotheus 2, 2: „Was du von mir gehört hast, das sollst du auch weitergeben an Menschen, die vertrauenswürdig und fähig sind, andere zu lehren.“

Leiter, die alles selber machen, haben einen sehr begrenzten Aktionsradius. Leiter, die hingegen einen Teil ihrer Zeit und Energie darauf verwenden, neue Leiter hervorzubringen, können ihren Dienst multiplizieren und dadurch unvergleichlich mehr Frucht bringen. Deshalb hat Paulus Timotheus intensiv geschult und ihn zugleich aufgefordert, wiederum in Menschen zu investieren, die denselben Dienst tun können.

Leiter leiden oft unter Zeitnot und Überlastung. Sie haben das Gefühl, dass die Kraft für Leiterschulung nicht reicht. Und oft ist es halt auch am bequemsten und am sichersten, die Dinge selbst zu machen statt Neulinge einzulernen, die noch nicht so perfekt und ausgereift sind und denen vermutlich auch Fehler passieren.

Aber wenn wir den Mist nicht akzeptieren bekommen wir auch keine Milch! Wenn Leute keine Fehler machen dürfen können sie nicht wachsen. Wenn wir Alles kontrollieren kann sich niemand entfalten. Dann müssen wir auf Dauer Alles alleine machen. Und dann stirbt unser Dienst irgendwann aus und versandet im Nichts.

Deshalb ist es so wichtig, dass wir Menschen mit passender Begabung und der richtigen Herzenshaltung finden und mit ihnen dann die folgenden 4 Schritte durchlaufen:

  1. Ich tue es und du schaust zu!
  2. Ich tue es und du hilfst mir dabei!
  3. Du tust es und ich helfe dir dabei!
  4. Du tust es und ich schaue zu!

Nur wenn Menschen um uns herum in den Dienst hineinwachsen, den wir selber tun, und wenn sie ihn irgendwann am besten noch besser machen als wir selbst, dann haben wir als Leiter einen erfolgreichen Job gemacht.

42 Nicht Amt oder Abschluss sondern Reife, Begabung und Frucht qualifiziert einen Leiter

1. Timotheus 3, 2: „Ein Ältester muss ein Mensch sein, der ein einwandfreies Leben führt.“

1. Korinther 3, 2: „Ihr selbst seid unser Empfehlungsbrief, … ein Brief, der allen Menschen zugänglich ist und den alle lesen können.“

Egal ob in der Kirche, in einer Firma, einem Verein oder in einer Partei: Organisationen können nur dann gedeihen, wenn sie DIE Menschen in Leiterschaft bringt, die aufgrund ihrer Reife, ihres Charakters, ihrer Begabung und Fähigkeiten die Geeignetsten sind.

Der Grund dafür liegt auf der Hand: Leiter ohne spürbare natürliche, authentische Autorität und Begabung können keine Vision wecken, der die Menschen von Herzen und mit Begeisterung folgen. Stattdessen müssen sie auf Basis ihres Amts und ihrer Position Gefolgschaft einfordern. Das lähmt die Menschen statt sie zu mobilisieren.

Entsprechend hat Paulus klar gemacht, welche Eigenschaften eines Leiters die Kirche damals für entscheidend hielt (1. Timotheus 3, 1-12): Ein Lebensstil, der in jeder Hinsicht beweist, dass das Evangelium nicht nur theologische Theorie sondern gelebte Praxis ist. Eine Reife im Glauben, die immun macht gegen Stolz und Überheblichkeit. Und natürlich die Fähigkeit, andere zu lehren.

Das wirklich entscheidende Dokument für die Autorität eines Leiters war für Paulus kein Titel und kein Abschluss sondern das sichtbar veränderte Leben von Menschen als Frucht aus seinem Dienst (2. Korinther 3, 1-3). Diese Frucht war für ihn der wahre Beweis dafür, ob jemand die Fähigkeit hat, andere zu lehren oder nicht.

Kenntnisse in antiken Sprachen und ein theologischer Abschluss reichen nicht, um ein Leiter in der Kirche Jesu zu sein. Wenn die Kirche gedeihen statt schrumpfen möchte kommt sie nicht darum herum, die Praxis ihrer Leiterfindung, -ausbildung und -berufung auf Basis der biblischen Vorgaben zu überdenken.

43 Leiter missbrauchen ihr Amt, wenn sie ihre Identität daraus beziehen!

Römer 16, 17-18: Und nun möchte ich euch, liebe Brüder, noch einmal vor solchen Leuten warnen, die die Gemeinde spalten und den Glauben anderer erschüttern. … Solche Leute dienen nicht Christus, unserem Herrn, sondern verfolgen nur ihre persönlichen Interessen.“

Seien wir ehrlich: Öfter als wir uns das eingestehen wollen steckt hinter unserem Wunsch, Aufgaben in der Gemeinde zu übernehmen, ganz einfach die Sehnsucht nach Beachtung und Anerkennung. Die Versuchung, dem eigenen Ansehen statt Gott zu dienen ist immer dann besonders groß, wenn wir mit Selbstwertmangel in eine Position kommen, die mit Ansehen und Einfluss verbunden ist.

Wenn wir dieser Versuchung erliegen hat das schwerwiegende Folgen: Unser Selbstwert und unsere Identität hängt dann an unserer Position. Entsprechend stark kleben wir daran! Begabte Mitchristen werden dann zu einer Bedrohung für uns. Ich habe leider nicht nur einmal miterleben müssen, wie bösartig und intrigant auch Christen werden können, wenn sie den Eindruck haben, dass Andere ihren Status gefährden.

Die Folgen sind fast immer katastrophal. Wenn Menschen einen Gemeindedienst in erster Linie zur Stärkung ihres Selbstwerts missbrauchen beginnt eine Unheilsgeschichte, die schon zahlloses Leid in Gemeinden verursacht hat. Solche Menschen reißen ihre Gemeinschaft mit in die Tiefe, wenn sie in Frage gestellt werden. Das kann man in vielen Geschichten von zerstörten oder gespaltenen Gemeinden und Werken und den darin gefallenen Persönlichkeiten immer wieder entdecken.

Wir müssen uns deshalb prüfen: Wenn unser Dienst in Frage gestellt wird oder Andere etwas besser können als wir ist das eine Herausforderung für unseren Stolz. Gott prüft uns, ob wir SEIN Reich bauen oder unser eigenes Reich! Die richtige Reaktion ist es dann, unseren eigenen, aus falschen Quellen genährten Stolz zu bekämpfen, nicht unsere vermeintlichen Konkurrenten!

Geltungssucht, Gaben- und Machtmissbrauch kommt leider gar nicht so selten in unseren Gemeinden vor. Es gehört zu den Aufgaben einer reifen Leiter- und Ältestenschaft, solch einen Missbrauch rechtzeitig zu erkennen und die Gemeinde vor solchen Machtmenschen und Machenschaften zu schützen.

Der Artikel zur 43. These: Umkämpfte Einheit (5): Die Achan-Falle

44 Kirche soll ihre Form anpassen – nicht ihre Botschaft!

1. Korinther 9, 21: „Wenn ich bei Nichtjuden bin, die das jüdische Gesetz nicht haben, passe ich mich ihnen so weit wie möglich an, um sie für Christus zu gewinnen. Allerdings lasse ich Gottes Gesetz dabei nicht außer Acht, sondern befolge das Gesetz, das ich von Christus habe.“

Die traditionellen Formen der großen Volkskirchen sind für viele Christen ein wertvoller Schatz und Halt. Es wäre falsch zu glauben, dass sie heute nicht mehr gebraucht werden. Trotzdem gilt: Die Hör- und Sehgewohnheiten der Menschen ändern sich rasant und spalten sich zudem in ganz unterschiedliche Milieus auf. Da ist es kein Wunder, dass kirchliche Gottesdienste in den Augen vieler Menschen verstaubt und überkommen wirken. Der Kreis derer, die Orgelmusik und traditionelle Liturgie schätzen und dazu einen inneren Zugang finden wird immer kleiner, weil immer weniger Menschen damit aufgewachsen sind. So wird die kulturelle Prägung der Kirche zur Hürde, Zugang zu Gemeinden und zum Evangelium zu finden.

Die Kirche tut sich äußerst schwer, mit diesem kulturellen Wandel umzugehen. Um nicht ganz ins Abseits zu geraten versucht sie, wenigstens ihre Botschaft so glatt und eingängig zu gestalten, dass sie für ihre postmodernen Zuhörer leichter verdaulich wird. Von den anstößigen, kantigen Elementen des Evangeliums wie Sünde, Buße, Kreuz, Hölle oder Bekehrung ist deshalb kaum noch die Rede.

Aber hilft das der Kirche wirklich? Wäre es nicht höchste Zeit, genau den umgekehrten Weg zu gehen? Sollten wir nicht lieber die kulturellen Hürden entfernen und – wie Luther – hinsichtlich unserer Sprache und Musik dem Volk “aufs Maul schauen” – dafür aber unsere Botschaft wieder schärfen und uns eindeutig und klar zu dem bekennen, was Jesus und die Apostel vor 2.000 Jahren verkündigt haben?

Wenn die Botschaft vom Kreuz verändert, verkürzt oder geglättet wird verliert sie ihre Kraft und Relevanz. Höchste Zeit, sich von diesem Irrweg zu verabschieden! Aber die Form, in der diese Botschaft verkündigt und gefeiert wird, darf und soll gerne vielfältig angepasst werden an die Menschen, die wir mit dem Evangelium erreichen wollen. Ob traditionell oder modern: Entscheidend ist, dass die Botschaft stimmt – und Christus die Mitte ist!

45 Kirche hat den Auftrag, frische Formen zur Verbreitung des Evangeliums zu entwickeln!

1. Korinther 9, 22: „Ich bin allen alles geworden, damit ich auf alle Weise einige rette.“

Paulus war äußerst kreativ in seiner Verkündigung! Geschickt verstand er es, gesellschaftlich bekannte Themen und Bilder aufzugreifen und darauf die Botschaft des Evangeliums aufzusatteln (z.B. Apostelgeschichte 17, 16-34). Ausdrücklich bekannte er sich zu seiner Strategie, sich und seine Botschaft möglichst gut an sein Zielpublikum anzupassen, um möglichst viele zu erreichen (1. Kor. 9, 19-22).

Noch nie war unsere Gesellschaft so vielfältig und in unterschiedlichste Milieus aufgespalten wie heute. Zahlreiche Subkulturen haben sich gebildet, die sich in Sprache, Äußerlichkeiten, Umgangsformen, Vorlieben, Werten und Prioritäten teils krass voneinander unterscheiden. Laut der SINUS-Studie ist unsere Gesellschaft in wenigstens 10 verschiedene Milieus aufgespalten, zwischen denen es nur wenig Schnittmengen gibt und von denen die Kirche bei weitem nicht alle erreicht.

Um das zu ändern muss die Kirche zwingend dem Beispiel von Paulus folgen und immer wieder frische Ausdrucksformen finden, durch die das Evangelium milieugerecht vermittelt und gelebt werden kann.

Das alte Parochialsystem, laut dem es pro Gebiet nur 1 Gemeinde geben kann, ist daher unbedingt ergänzungsbedürftig. Die Anglikanische Kirche Englands hat es längst erfolgreich vorgemacht: Gemeinden müssen Kinder kriegen dürfen! Sie sollten Mitarbeiter dazu ausbilden und aussenden, in ihrer Region in neue Milieus vorzudringen und dafür frische und kreative Formen von Kirche („fresh expressions of church“) zu entwickeln.

Mission ist heute nicht nur in fernen Ländern nötig sondern genauso mitten in Deutschland. Packen wir’s an! Fresh Expressions of Church gibt es längst auch in Deutschland! (freshexpressions.de)

 

46 Neuen Aufbrüchen in der Kirche muss Freiraum für neue Formen gegeben werden!

Lukas 5, 37-39: “Niemand füllt neuen Wein in alte Schläuche; sonst zerreißt der neue Wein die Schläuche und wird verschüttet und die Schläuche verderben. Sondern neuen Wein soll man in neue Schläuche füllen. Und niemand, der vom alten Wein trinkt, will neuen; denn er spricht: Der alte ist milder.”

Wenn unter Christen ein neuer Aufbruch geschieht, gibt es oft Unfrieden mit den Etablierten und Alteingesessenen. Das war schon zu Jesu Zeiten so: Die Jünger des Johannes waren vom Verhalten der Jünger Jesu vollkommen irritiert. Aus der spannenden Antwort Jesu (Lukas 5,34-39) ergeben sich 2 einfache Regeln für den Umgang zwischen alten und neuen christlichen Bewegungen:

  1. Kein Mitmach-Druck!
    Neue Bewegungen unter Christen haben oft eine Dynamik, die auf diejenigen, die an die „milden“ alten Formen gewöhnt sind, abstoßend wirken kann. Das ist ganz normal. Deshalb sollten wir, wenn wir Teil eines neuen Aufbruchs sind, nicht frustriert sein, wenn Christen in den bestehenden Bewegungen nicht gleich begeistert mitmachen. Erst recht dürfen wir sie dafür nicht verachten sondern Achtung und Respekt für die Christen älterer Bewegungen bewahren.
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  2. Keine Integrationserwartung!
    Jesus ermahnte die Anhänger der alten Bewegung, dass sie nicht erwarten dürfen, dass die neue Bewegung sich der alten anpasst oder gar anschließt! Genauso gilt auch heute noch: Wenn um uns herum neue Aufbrüche geschehen dürfen wir nicht verlangen, dass diese sich in unsere bestehenden Strukturen integrieren und sie mit mehr Besuchern und Mitarbeitern füllen müssen! Unsere alten Strukturen sind oft gar nicht geeignet dafür! Das heißt nicht unbedingt, dass neue Gemeinden oder Kirchen gegründet werden müssen. Aber es heißt sehr wohl, dass wir den neuen Bewegungen Freiraum geben müssen für neue Strukturen und Versammlungen mit neuen Formen und neuen Schwerpunkten!

Wenn wir diese einfachen Regeln Jesu verinnerlichen, kann das sich immer wieder wiederholende Drama des Krampfs und der Konflikte zwischen neuen und alten neu-altBewegungen endlich ein Ende finden! Dann kann es versöhnte Aufbrüche geben, in denen das Neue freigesetzt und gefördert und das Alte geehrt, geachtet und befruchtet wird. Dann können wir miteinander vielleicht sogar Formen finden, in denen wir immer wieder auch gemeinsam Gott feiern und einander dienen können. Genau das ist es, was wir für eine gesunde Entwicklung im Reich Gottes unbedingt brauchen.

Der ganze Artikel zur 46. These: Umkämpfte Einheit (6): Wein-Krampf zwischen alt und neu

⇒ Zur 47. These: Kirchliche Formen müssen sich dem Wirken des Geistes unterordnen – nicht umgekehrt!

47 Kirchliche Formen müssen sich dem Wirken des Geistes unterordnen – nicht umgekehrt!

2. Chronik 5, 13-14: „Und es geschah, als die Trompeter und die Sänger wie ein Mann waren, um eine Stimme hören zu lassen, den HERRN zu loben und zu preisen … da wurde das Haus, das Haus des HERRN, mit einer Wolke erfüllt. Und die Priester konnten wegen der Wolke nicht hinzutreten, um den Dienst zu verrichten.“

Was hat sich Gott nur dabei gedacht, die Priester von ihrem Dienst abzuhalten? Schließlich hatte Gott selbst diese Rituale eingeführt und befohlen! Das kann man doch nicht einfach so ändern, oder?

Wie man sieht: Gott kann eben doch. Gott ist der Herr! Er ist das Haupt der Kirche! Deshalb muss er auch in unseren Gottesdiensten, Veranstaltungen und kirchlichen Strukturen regieren dürfen! Wenn wir uns die Gegenwart Gottes in unseren Gemeinden wünschen müssen wir damit rechnen und dafür bereit sein, dass er die Dinge überraschend anders gestalten will als wir das gewohnt sind. Jeder neue Aufbruch in der Kirchengeschichte hat zuerst immer zu vielen Diskussionen geführt, weil das Neue so überraschend anders war als es die Christen bis dahin gewohnt waren.

Deshalb brauchen wir auch heute eine Offenheit dafür, dass Gott unsere althergebrachten Gewohnheiten und Strukturen durchbrechen darf. Und er muss von uns zumindest im Vorfeld einer Veranstaltung die Möglichkeit bekommen, unsere Liturgie und unsere festgelegten Abläufe umwerfen zu können.jesus-regisseur

Höchste Zeit, dass nicht Traditionen, Gewohnheiten, menschliche Erwartungen oder Kirchenordnungen unsere Gemeinden und Veranstaltungen dominieren sondern Jesus selbst der Regisseur der Kirche wird.

48 Das Festhalten an Formen kann geistliches Leben nicht konservieren!

Psalm 96, 1: „Singt dem Herrn ein neues Lied!“ 

Neue Aufbrüche unter Christen haben immer auch neue Formen und neue Lieder hervorgebracht. Aber dann geschah immer wieder das Gleiche: Das Leben verschwand. Die Formen blieben. Manche Kirchen und Gemeinden halten schon seit Jahrhunderten fast krampfhaft an den Liedern und Formen fest, die einst ihre Kirche und ihre Tradition begründeten. Dabei ist das pulsierende geistliche Leben, das die Lieder einst hervorbrachte, längst verschwunden.

Es ist nichts Falsches daran, alte Traditionen, Formen und Lieder zu pflegen. Dadurch werden wertvolle Zeugnisse bewahrt von dem, was Gott in der Kirchengeschichte getan hat. Wir tun gut daran, diese Lieder und Formen früherer Zeiten zu ehren und von ihnen zu lernen. Aber es ist ein Irrtum zu glauben, dass man dadurch automatisch früheres geistliches Leben konservieren könnte. Denn Formen und Lieder sind nur Ausdruck, nicht die Träger des einstigen Segens.

Jeder weiß: Eine Ehebeziehung, die sich immer in den gleichen Bahnen und Formen abspielt, wird immer leerer, bis sie schließlich stirbt. Das gleiche sehen wir leider vielerorts in der Kirche Jesu. Gott hasst leere Routine. Nichts wünscht er sich mehr, als dass wir uns wieder neu nach ihm, seiner Liebe, seiner Wahrheit und seiner Kraft ausstrecken statt entleerte Rituale abzuspulen.

Es ist höchste Zeit, wieder nach dem Feuer zu suchen statt die Asche zu pflegen.

49 Die Kirche hat den Auftrag, um ihre Einheit zu kämpfen!

1. Korinther 1, 10: „Ich ermahne euch aber, liebe Brüder, … lasst keine Spaltungen unter euch sein, sondern haltet aneinander fest in “einem” Sinn und in “einer” Meinung.“
Epheser 4, 3-4: „Bemüht euch, im Geist eins zu sein, indem ihr untereinander Frieden haltet. Ihr sollt alle gemeinsam ein Leib sein und einen Geist haben, weil ihr alle zu einer Hoffnung berufen seid.“ 

Das Thema Einheit ist DAS große Kampffeld der Christenheit! Erfreulicherweise gibt es Mut machende Signale: Nach 500 Jahren schlimmer Verfolgung haben die Lutheraner die Täuferbewegungen um Vergebung und Versöhnung gebeten. 100 Jahre nach der Berliner Erklärung haben Pfingstler und ihre Gegner den Konflikt offiziell beendet. Sehr bewegend war für mich, wie sich 1991 Evangelikale und Charismatiker gegenseitig für ihre Vorurteile um Vergebung gebeten haben. Ähnliches durfte ich 2015 in Augsburg auf der MEHR-Konferenz zwischen protestantischen und katholischen Christen miterleben.

All das ist sehr erfreulich. Aber am Ziel sind wir noch lange nicht! Vor Ort besteht oft immer noch große Distanz zwischen Christen, Gemeinden und Gruppen mit unterschiedlicher Prägung, nicht zuletzt auch zwischen Landes- und Freikirchlern. Viel zu viele Christen können ein trauriges Lied davon singen, wie viel Streit, Konflikte, Misstrauen, Intrigen und Spaltungen es noch immer gibt.

Einheit fällt uns nicht einfach in den Schoss. Im Gegenteil: Auf dem Weg zur Einheit sind viele schwerwiegende Hindernisse und Widerstände zu überwinden. Manche davon beschäftigen die Kirche schon seit ihrer Entstehung. Und trotzdem bin ich felsenfest davon überzeugt, dass die Kirche Jesu eines Tages eine große Einheit erleben wird! Warum? Ganz einfach: Jesus selbst hat intensiv für diese Einheit gebetet! Und will hier etwa irgendjemand behaupten, dass ein Gebet, das Gott höchstpersönlich gesprochen hat, nicht erhört wird??? Eben.

Wir sollten uns deshalb nicht durch Negativerfahrungen einschüchtern lassen sondern der Aufforderung von Paulus folgen, uns ernsthaft und mit aller Kraft um Einheit zu bemühen, indem wir Christus in die Mitte rücken, Herzensbeziehungen bauen, Raum für Vielfalt geben und uns auf unser gemeinsames biblisches Fundament besinnen. Jesus feuert uns an: „Gott segnet die, die sich um Frieden bemühen, denn sie werden Kinder Gottes genannt werden.“ Und David motiviert uns mit Gottes großem Versprechen: „Seht, wie schön und angenehm es ist, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen! Wo dies geschieht, hat der Herr seinen Segen versprochen – Leben, das niemals enden wird!“

Die Artikelserie zur 49. These: Umkämpfte Einheit – Ein Frontbericht vom größten Kampfplatz des Christentums