Die Krise von Wahrheit und Irrtum

… und welche Folgen das für die Kirche hat

Wissenschaftlicher Fortschritt entsteht durch die Unterscheidung zwischen Wahrheit und Irrtum. In der Fachsprache heißt das: Wissenschaftliche Hypothesen (= Annahmen) müssen verifiziert (=bestätigt) oder falsifiziert (=widerlegt) werden. Der Streit, ob die Erde eine Kugel oder eine Scheibe ist, muss mit wissenschaftlichen Mitteln entschieden werden. Hätten die Leute damals (um des lieben Friedens oder der schönen Vielfalt willen) gesagt, dass jeder irgendwie auf seine Weise recht  hat, dann wären wir heute noch im Mittelalter.

Auch in der Theologie ist Wahrheitssuche nicht ohne Abgrenzung von Irrtümern möglich. Die Kirche kann nicht alles Mögliche vertreten wollen, wenn sie sich nicht ziel- und orientierungslos im Kreis bewegen und in der Bedeutungslosigkeit auflösen möchte. Aber obwohl die Theologie ja seit der Aufklärung gerne eine richtige Wissenschaft sein möchte, verabschiedet sie sich derzeit schrittweise vom Konzept von Wahrheit und Irrtum. Das Wort „Irrlehre“ ist selbst in der evangelikalen Welt inzwischen ein „Bäh-Wort“, ein Tabu geworden. Prof. Christoph Raedel, der Leiter des Arbeitskreises für evangelikale Theologie, schreibt dazu in seinem sehr empfehlenswerten Artikel „Evangelikale Theologie in Deutschland – Quo vadis?“:

„Die verheißungsvolle Welt der Postmoderne gilt als Hort der Vielfalt und Authentizität, die nicht durch Ausgrenzung, sondern Entgrenzung gekennzeichnet sei, was vielfach bis zum Verzicht auf einen Wahrheitsanspruch reicht, weil ein solcher schon wieder die Vielfalt stört. Diese Entwicklungen treffen auch die evangelikalen Milieus und folglich evangelikale Theologie. So wird es wahrnehmbar schwieriger, von notwendigen Grenzziehungen zu sprechen. Bei Grenzen denken wir an Stacheldraht und Mauern und an bestimmte Politiker, deren Namen in den Nachrichten damit in Zusammenhang gebracht werden. Obergrenzen sind schlecht, Ausgrenzung von Menschen geht überhaupt nicht. Der Entgrenzung gehört die Zukunft. Grenzen zu ziehen ist heute begründungspflichtiger als je zuvor. Doch wer sagen möchte, was uns Evangelikale eint, wer den gemeinsamen Grund bestimmen möchte, der muss auch angeben können, wo die Grenzen verlaufen. Kein Grund ohne Begrenzungen. Wo sind die roten Linien, die nicht überschritten werden dürfen? Und wie wird bei uns bestimmt, wo diese roten Linien verlaufen? Bereits diese Fragen zu stellen, ist inzwischen, auch unter uns, schwierig geworden. […] Die Postmoderne bedeutet den Abschied von der großen Erzählung des westlichen Abendlandes hin zu den vielen kleinen Geschichten, die alle ihre je eigene Wahrheit haben. Hier vollzieht sich der Übergang vom Zwang, sich zwischen einander ausschließenden Optionen entscheiden zu müssen, hin zur Flexibilität, sich aus den zur Verfügung stehenden Optionen seine Überzeugungen zu basteln. […] Man ist nicht festlegt auf Denkschulen, sondern bedient sich an den Versatzstücken verschiedener Entwürfe so, wie es für einen passt.“

Ich weiß nicht, ob Herr Prof. Raedel den wöchentlichen Podcast „Hossa Talk“ mit Gofi Müller und Jay Friedrichs kennt, der auch in vielen evangelikalen Kreisen äußerst beliebt ist. Die Ausführungen von Prof. Raedel beschreiben äußerst treffend, was in den Hossa-Talks passiert: Das Zweifeln, das Alles-in-Frage-Stellen, das Verunsichern, das Unfertige und Ungewisse, das Vorläufige, das langsame sich-Vortasten steht da hoch im Kurs. Man hat viele Fragen, die man – wenn überhaupt – nur „verschwurbelt“ beantworten kann. Man zitiert viele Theologen und Denker und nimmt sich überall heraus, was man gut findet. Gerne vergleicht man sich mit Israel in der Wüste: Die frommen Kreise mit klaren Ansagen, Regeln und Dogmen waren die „Fleischtöpfe Ägyptens“, die man hinter sich gelassen hat. Ägypten sei zwar bequem, aber unfrei, eng und bedrückend gewesen. Die Wüste sei zwar auch herausfordernd, atme aber im Gegensatz zu früher Freiheit, Weite und Bewegung.

Lagerbildung

Trotzdem grenzen sich auch die Hossa-Talker und ihre Fans (entgegen der eigenen Ideale) oft klar ab – und zwar gegen die Konservativen. In den Diskussionen, die ich beobachtet habe, leben sie oft geradezu von der Abgrenzung gegen die, die eine gut begründete Dogmatik mit Überzeugung vertreten. Während die eigenen Gedanken gerne mit heute so populären Begriffen wie „Neugier“, „Offenheit“, „Dialog“, „Barmherzigkeit“ oder „Vielfalt“ verbunden werden, wird evangelikaler Widerspruch schnell mit Attributen wie „Angst“, „Enge“, „Scheuklappen“, „Intoleranz“, „Arroganz“, „Besserwisserei“, manchmal gar mit „Militanz“ verknüpft. Bibeltreue Positionen wie z.B. die Sühnetheologie belegt man gerne auch mal mit Kraftausdrücken. Natürlich wird durch dieses Labeln von Andersdenkenden ein sachliches Ringen um Inhalte und um die Wahrheit äußerst schwierig (eine leuchtende Ausnahme ist der sehr empfehlenswerte Hossa-Talk Nr. 59 „Eine Lanze für Calvin“ mit Holger Lahayne). Die Folge: Schon jetzt geht ein tiefer Riss der Sprachlosigkeit durch die evangelikale Bewegung.

Der Verlust der Glaubwürdigkeit

Die Krise von Wahrheit und Irrtum führt zu einem massiven Verlust an Glaubwürdigkeit und Autorität der Kirche. Der Grund dafür ist einfach: Kirche hat nun einmal keine Autorität aus sich selbst heraus sondern nur als Botschafter von Gottes zeitlosem Wort und Gebot. Sie kann nur deshalb Trost und Antworten für die grundlegenden Ewigkeitsfragen der Menschen geben, weil sie aus einer göttlichen Erkenntnisquelle schöpft, die außerhalb ihrer selbst liegt und die sie nicht nach persönlichem Gusto verbiegen kann. Die Menschen haben ein feines Gespür dafür, ob Kirche aus der Autorität einer zeitlosen Wahrheit heraus handelt oder ob sie den Menschen nach dem Mund redet. Eine Kirche, deren Äußerungen zeitgeistabhängig wirken, mag vielleicht kurzfristig Beifall bekommen, aber langfristig marginalisiert sie sich im vielfältigen Meinungskonzert einer offenen Gesellschaft. Der schnell voranschreitende Bedeutungsverlust der Kirchen ist deshalb eine direkte Folge einer Theologie, die sich der postmodernen Abkehr von Wahrheit und Irrtum verschrieben hat.

Nur die Wahrheit macht frei

Das größte Problem an der Krise von Wahrheit und Irrtum aber ist: Es ist nun einmal noch immer allein die Wahrheit, die uns frei macht (Joh. 8, 32), nicht das, was uns gefällt oder was wir gut finden. Diese Einsicht formuliert auch Hossa Talk, ohne aber zu beantworten, wo denn Wahrheit herkommen soll, wenn das Schriftprinzip (also die Begründung von Wahrheiten mit dem Satz „Es steht geschrieben“) nicht mehr gilt. Der Dialog miteinander, mit der Bibel als einer „um Wahrheit ringenden biblischen Bibliothek“ (so wird die Bibel in Hossa Talk Nr. 45 genannt), mit der Tradition, der Wissenschaft und der Welt, auf den die Hossas hoffen, kann niemals zu halt- und trostbringenden Wahrheitsankern führen. Da liegt nun einmal kein gutes Land hinter der nächsten Ecke unserer menschlichen Gehirnwindungen sondern nur der Abgrund der menschlichen Selbstüberschätzung. Die grünen Auen und die frischen Wasser finden wir nur dort, wo wir den Worten des guten Hirten rückhaltlos vertrauen. Sola scriptura: Allein Gottes Wort ist die Wahrheit. Es bietet uns noch immer das wesentlich stabilere Fundament als jeder postmoderne Stuhlkreis, in dem wir uns unser eigenes hippes Gottes- und Weltbild selbst zusammen puzzeln. Deshalb zeugt es letztlich von Liebe, nicht von Rechthaberei, auch falsche Lehre in der richtigen Haltung offen anzusprechen, so wie es auch die Bibel wieder und wieder tut, um uns zu helfen und uns vor Schaden zu bewahren.

Siehe auch:

 

9 vergessene biblische Basics

Warum die Kirche keine neuen Ideen braucht, um gesund zu werden

Kaum eine Kirche hat so viele Bibeln, Bücher und Theologen wie die Kirche in Deutschland. Trotzdem ist sie krank. Nicht weil ihr theologische Spezialkenntnisse fehlen, sondern weil sie einige der grundlegendsten und zentralsten Aussagen der Bibel vernachlässigt:

  1. Das Reich Gottes ist DAS Thema des Neuen Testaments. Jesu Reden hatten das Ziel, den Menschen „das Reich Gottes begreiflich zu machen“ (Matth. 22, 1). Er lehrte uns beten: „Dein Reich komme. Dein Wille geschehe.“ Damit stellte er klar: Wer zu diesem Reich gehören will muss sich dem Willen Gottes unterordnen. Es geht um einen Herrschaftswechsel! Reden wir wieder darüber, damit die Kirche ihren Auftrag wahrnimmt, das Evangelium vom Reich Gottes in die ganze Welt zu tragen – bis alle Völker es gehört haben (Matth. 24, 14).

  2. Gottesfurcht ist kein Spezialthema für Superfromme sondern die Basis aller Weisheit und Erkenntnis (Spr. 9, 10). Gott ist kein netter Opa, der unsere Fehler weglächelt. Er sitzt nicht in einem Schaukelstuhl sondern auf einem Thron. Er ist ein verzehrendes Feuer mit Macht über ewiges Leben und ewigen Tod. Reden wir wieder darüber, dass wir einen eifersüchtigen Gott haben, dem allein alle Ehre gehört und vor dem sich eines Tages jedes Knie Tages beugen wird. Wohl uns, wenn wir jetzt schon damit anfangen. Wehe uns, wenn wir sein Wort nach unserem Gusto verkürzen, ergänzen oder uminterpretieren (Offb. 22, 18-19).

  3. Ein reines Herz und ein gutes Gewissen war für Paulus das Wichtigste, was er mit seinem Dienst hervorbringen wollte (1. Tim. 1, 5): „Das Ziel meiner Unterweisung ist, dass alle Christen von der Liebe erfüllt sind, die aus einem reinen Herzen kommt, aus einem guten Gewissen und aufrichtigem Glauben.“ Petrus sah die Taufe als eine Bitte um ein reines Gewissen (1. Petr. 3, 21). Als David sich seiner Schuld bewusst wurde betete er: „Schaffe in mir ein reines Herz!“ (Ps. 51, 12) Höchste Zeit, dass auch wir wieder so beten und über die Wichtigkeit eines reinen Gewissens sprechen, um Gott begegnen (Ps. 24, 3+4), zuversichtlich beten (1. Joh. 3, 21) und wie David mutig handeln zu können.

  4. Buße: In Hebr. 6, 1 ärgert sich der Briefschreiber, dass er die Christen immer wieder über das Basis-Einmaleins des Glaubens aufklären muss, beginnend mit: Buße – der Umkehr von den toten Werken. Nicht nur Johannes der Täufer, auch Jesus begann seine Predigt mit dem Ruf: Tut Buße (Matth. 4, 17)! Deshalb hat die Kirche auch heute nicht das Recht, den Menschen nach dem Mund zu reden. Sprechen wir stattdessen wie Jesus und die ersten Christen wieder über die Notwendigkeit, von falschen Wegen umzukehren.

  5. Der alte und der neue Mensch: Christwerden bedeutet nicht, die Bibel für wahr zu halten oder den ethischen Kompass zu ändern. Christ werden wir, indem unser alter Mensch am Kreuz mit Christus stirbt (Röm. 6, 6+7) und durch den Heiligen Geist erneuert wird (Röm. 8, 1-17). Wer nicht von neuem geboren wird kann nicht ins Reich Gottes kommen (Joh. 3, 3-5)! Also reden wir wieder darüber: Auf dem Weg des Lebens gibt es keine Abkürzung am Kreuz vorbei und keine Alternative zur Kraft des Heiligen Geistes.

  6. Geld: Jesus hat mehr über Geld und Besitz gesprochen als über Glaube und Gebet zusammen. 16 seiner 38 Gleichnisse befassen sich damit. Er hat gesagt: Gott UND dem Geld dienen ist unmöglich (Mt. 6, 24). Ganz offensichtlich gab es für Jesus keine größere und gefährlichere Versuchung als die Verlockung des Geldes. Auch Paulus hatte keine Scheu, sich 2 lange Kapitel mit Geld zu befassen (2. Kor. 8+9). Warum sprechen wir dann ausgerechnet in dem Land, in dem es Geld im Überfluss gibt, fast nie über dieses zentrale biblische Thema?

  7. Gericht und ewige Gottesferne sind Realitäten, vor denen gerade Jesus selbst uns wieder und wieder gewarnt hat. Das Evangelium ist eine Frohbotschaft, nicht weil es die Realität der Hölle ausblendet sondern weil es uns vor ihr rettet! Wenn unser Meister so viel darüber gesprochen hat sollten auch wir darüber reden: Das wichtigste im Leben ist, dass unser Name im Buch des Lebens steht (Luk. 10, 20; Offb. 20, 11-15), weil wir durch Christi Blut im Gericht gerecht gesprochen werden (Röm. 5, 9) und in Ewigkeit bei Gott sein dürfen statt ewig von ihm getrennt zu sein. DAS ist am Ende entscheidend!

  8. Predigt und Gebet waren DIE Hauptprioritäten der urchristlichen Gemeindeleiter. Organisatorische Aufgaben delegierten sie lieber schnell an Andere, damit ihnen dafür genügend Zeit bleibt (Apg. 6, 1-4). Während uns Predigten auch heute noch wichtig sind ist das Gebet in unserer Prioritätenliste leider weit nach hinten gerutscht. Dabei hat Paulus hat fast penetrant betont: Dankt und betet allezeit, beharrlich und ohne Unterlass. Die zahlreichen biblischen Verheißungen über Gebet sollten uns klar machen: Wir haben nicht, weil wir nicht bitten (Jak. 4, 2). Reden wir darüber, damit eine neue Gebetskultur gedeihen kann.

  9. Gott lieben mit ganzem Herzen und ganzer Kraft war für Jesus das wichtigste aller Gebote (Mark. 12, 28-30). Zwar ist auch heute in der Kirche viel von Liebe die Rede. Aber so oft geht es nur um die Liebe zu Menschen. Eine Kirche, die die Liebe zu Gott vernachlässigt, verliert bald auch alles andere (Offb. 2, 4-5). Reden wir wieder darüber, was es bedeutet, Gott zu lieben und wie wir diese Liebe im Alltag praktisch leben und lebendig halten können.

Die Bibel ist in ihren wichtigen Aussagen sehr klar und einfach zu verstehen. Die Kirche braucht keine neuen Ideen oder Spezialerkenntnisse. Wir müssen ganz einfach das leben und in die alltägliche Praxis umsetzen, was ganz offensichtlich im Zentrum der biblischen Botschaft steht. Dann wird die Kirche gesund.

Vertiefend dazu:

Zu 1 “Das Reich Gottes”:
These 15: Die Kirche verkündigt das Evangelium vom anbrechenden Reich Gottes!

Zu 2 “Gottesfurcht”:
Ein Freund! Ein guter Freund…? Ist eine Freundschaft mit Gott möglich?

Zu 3 “Ein reines Herz”:
Ein reines Herz – Warum ein reines Gewissen so wichtig ist
Dem Vater in die Augen schauen – Wie wir ein reines Herz gewinnen können
(AiGG-Buch Kap. 5)

Zu 4 “Buße”:
Schenk uns Buße! Umkehren auf den Weg in die Freiheit
Change! Ein Plädoyer für eine Kirche mit Profil
These 22: Die Kirche darf nicht Gnade predigen ohne auch zur Buße zu rufen!
Raus aus der Sackgasse – Umkehr zu Heilung und Leidenschaft (AiGG-Buch Kap. 6)

Zu 5 “Der alte und der neue Mensch”:
Warum das Kreuz? Die Mitte der Heilsbotschaft für die ganze Menschheit
Am Scheideweg – Befreit durch das Kreuz und verwandelt durch Gnade (AiGG-Buch
Kap. 7)

Erfüllt! Der Heilige Geist macht den Unterschied
Energiewende – Leben aus einer neuen Kraftquelle (AiGG-Buch Kap. 8)

Zu 6 “Geld”:
These 85: Die Kirche muss lernen, fröhlich zu geben und Gott zu vertrauen!
These 86: Gott und nicht das Geld muss die Kirche leiten!

Zu 7 “Gericht und ewige Verdammnis”:
These 23: Die Kirche hat den Auftrag, das Gericht für alle Menschen anzukündigen!
These 24: Die Kirche darf nicht verschweigen, dass es eine ewige Verlorenheit gibt!

Zu 8 “Predigt und Gebet”:
These 39: Wortverkündigung und Gebet sind die Hauptaufgaben von Kirchen- und
Gemeindeleitern!
Den schlafenden Riesen wecken Von der ungeheuren Kraft des Gebets
Feiern und Beten in Gottes Gegenwart (AiGG-Buch Kap. 11)

Zu 9 “Gott lieben”:
Woran die Kirche krankt – und welche Medizin WIRKLICH hilft
1000 mal gehört – 1000 mal ist nix passiert… Wie Gottes Liebe erlebbar wird

Hat Daniel das Datum der Kreuzigung vorhergesagt?

Das Alte Testament ist voller Vorhersagen über Jesus: Abstammung, Jungfrauengeburt, Geburtsort, Einzug auf einem Esel in Jerusalem, Kreuzigung… Besonders spannend finde ich die Vorhersagen in Daniel 9, 24-26:

24 Über dein Volk und über deine heilige Stadt sind 70 Wochen (das sind Jahrwochen, d.h. Abschnitte zu je 7 Jahren) bestimmt, um der Übertretung ein Ende zu machen und die Sünden abzutun, um die Missetat zu sühnen und eine ewige Gerechtigkeit herbeizuführen, um Gesicht und Weissagung zu versiegeln und ein Allerheiligstes zu salben. 

25 So wisse und verstehe: Vom Erlass des Befehls zur Wiederherstellung und zum Aufbau Jerusalems bis zu dem Gesalbten (oder Messias, griechisch Christus), dem Fürsten, vergehen 7 Wochen und 62 Wochen; Straßen und Gräben werden wieder gebaut, und zwar in bedrängter Zeit. 

26 Und nach den 62 Wochen wird der Gesalbte ausgerottet werden, und ihm wird nichts zuteil werden; die Stadt aber samt dem Heiligtum wird das Volk des zukünftigen Fürsten zerstören, und sie geht unter in der überströmenden Flut; und bis ans Ende wird es Krieg geben, fest beschlossene Verwüstungen.”

Wer diesen Text aus der Sicht des Neuen Testaments liest, kann gar nicht anders als zu denken: Hier geht es um Jesus und die Kreuzigung! Die Sünden werden „abgetan“ und “gesühnt” durch den Christus-Messias, der „ausgerottet“ wird. Spannend ist, dass hier für dieses Ereignis ein Zeitpunkt angegeben wird, und zwar gemäß V. 24 genau 70 Jahrwochen (= 490 Jahre) nach dem Erlass zur Wiederherstellung Jerusalems. Wenn es hier wirklich um die Kreuzigung geht stellt sich natürlich die Frage: Hat sich diese Vorhersage erfüllt?

Im Alten Testament gibt es 4 Dekrete zum Aufbau Jerusalems, nämlich von König Kyrus (Esra 1, 1-4), Darius (Esra 6, 1-12) und 2 von Artaxerxes (Esra 7, 11-26, Nehemia 2, 1-8). Welches ist gemeint? Wenn Daniels Prophetie sich tatsächlich auf Jesus bezieht, müsste sie ja 490 Jahre vor der Kreuzigung erlassen worden sein.

Auch das Datum der Kreuzigung ist umstritten. Als plausibelste Termine gelten der 7. April 30 und der 3. April 33, wobei für nicht wenige Forscher das Jahr 33 als Favorit gilt (siehe auch hier oder hier). Wenn das stimmt, müsste der Erlass also aus dem Jahr 458 v.Chr. stammen (beim Rechnen beachten, dass das Jahr 0 nicht gezählt wird). Aber passt eines der 4 Dekrete dazu?

In Esra 7, 7+9 lesen wir, dass Esra im 7. Jahr der Herrschaft von Artaxerxes am 1. Tag des 1. Monats den königlichen Erlass im Gepäck hatte, als er nach Jerusalem aufbrach. Glücklicherweise kann laut der Neues Leben-Bibel „eine ganze Reihe von Ereignissen in Esra anhand der Daten in erhaltenen babylonischen/persischen Dokumenten überpüft und zu unserem heutigen Kalender in Beziehung gesetzt werden.“ Konkret vermerkt die NL-Bibel zum Datum in Esra 7, 9a: “Das Ereignis (also die Abreise Esras nach Jerusalem) fand am 8. April des Jahres 458 v.Chr. statt.“

Was für ein Volltreffer!!! Nicht nur das Jahr stimmt. Auch noch der Monat und sogar der Tag (kurz vor der Abreise am 8. April) könnte passen. Auch wenn man berücksichtigt, dass es sowohl für das Dekret als auch für die Kreuzigung mehrere Datums-Kandidaten gibt, finde ich das doch äußerst verblüffend. Schließlich konnte Daniel nicht annähernd wissen, wann der Messias kommt – so wie er ja auch nicht wissen konnte, dass er zur Sühnung von Sünden „ausgerottet“ wird. Fakt ist zudem, dass der Daniel-Text lange vor Jesus fertig vorlag. Die Prophetie kann also unmöglich nachträglich angepasst worden sein.

Dazu kommt: Unter den 4 oben genannten königlichen Dekreten ist dieses aus dem Jahr 458 sicher besonders passend, denn bei Kyrus und Darius ging es nur um den Wiederaufbau des Tempels. Erst beim Dekret von 458 v.Chr. sollen auch Richter und Obrigkeiten eingesetzt werden. Und erst in der Zeit von Artaxerxes wird auch berichtet, dass Jerusalems Mauer wieder aufgebaut wird. Der Erlass, den Nehemia 13 Jahre später erhielt, war wohl nur eine Bestätigung des ersten Dekrets, weil es angesichts zahlreicher Widerstände nicht voranging mit dem Aufbau. Das scheint also gut zu passen!

Aber das ist noch nicht alles, worüber man in Bezug auf Daniels Jahrwochen staunen kann.

Die Kreuzigung fand am Passahfest und somit an einem extrem symbolträchtigen Datum statt: Sie war DIE Erfüllung dessen, was Israel beim Auszug aus Ägypten (dem Ursprung des Passahfestes) erlebte: Das Blut des Lammes schützt vor Gericht und Tod. Daniels Jahrwochen bringen nun noch eine zusätzliche tiefgründige Symbolik ins Spiel: In Moses Gesetz war festgelegt worden, dass nach 7 x 7 (=49) Jahren ein sogenanntes Jubeljahr oder Erlassjahr folgen sollte, in dem alle Schulden erlassen werden. Hier ist aber nicht nur von 7 x 7 sondern von 70 x 7 Jahren die Rede. Das macht deutlich: Die Gnade Jesu ist noch einmal eine Dimension größer als die Gnade des Alten Bundes! Jesus hat mit seinem Sühnetod das ultimative Erlassjahr eingeläutet. Damit wird plötzlich verständlich, warum Jesus genau diese Zahlen verwendet, als er Petrus erklärte, wie oft wir unseren Schuldnern vergeben sollen (Matth. 18, 21-22)!

Mir zeigt das: Es geht hier um sehr viel mehr als um Zahlenspiele für Bibel-Freaks. Zahlen, Geschichten und Prophetien der Bibel sind oft höchst bedeutungsgeladen. Was nicht heißt, dass sie immer nur symbolisch gemeint sind. Gott ist der Herr der Geschichte! Reales Geschehen und Symbolik fließen bei ihm ineinander. Das zeigt sich auch, wenn man noch tiefer in diesen Daniel-Text eindringt:

Warum spricht Daniel in Vers 25 und 26 plötzlich nur noch von 69 (7+62) statt 70 Wochen? Gemäß Vers 25 sind es 69 Jahrwochen (also 483 Jahre) „bis zu dem Gesalbten“ bzw. Messias. Das kann man so verstehen, dass nach 69 Jahrwochen die „messianische Zeit“ beginnt, demnach also im Jahr 26 n.Chr., 7 Jahre vor der Kreuzigung. Da Jesus nur etwa 3 ½ Jahre öffentlich auftrat kann sich das nicht auf den Beginn seines Wirkens beziehen. Die Geschichte von Jesus beginnt allerdings in allen Evangelien bereits mit dem Wirken von Johannes dem Täufer, der auch von alttestamentlichen Propheten als Wegbereiter des Messias angekündigt war. Gemäß Lukas 3, 1 begann Johannes seinen Dienst im 15. Jahr der Regierung von Tiberius. Das könnte im Zeitraum von 26 – 29 n.Chr. gewesen sein, je nachdem, welche Zeitrechnung und welchen Herrschaftsbeginn von Tiberius man ansetzt. Gut möglich also, dass Johannes seinen Dienst tatsächlich im Jahr 26 begonnen hat. Damit wäre die 70. Jahrwoche mit je 3 ½ Jahren Dienstzeit von Johannes und Jesus gefüllt!

Allerdings führte der Ablauf der 70. Jahrwoche nicht dazu, dass der Messias sein Königreich aufrichtete (ihm wurde „nichts zuteil“, V. 26), obwohl das im Alten Testaments vorhergesagt wurde und von den Juden deshalb erwartet worden war. Für Israel begann noch einmal eine Wüstenzeit – so wie damals, als es am Eingang des gelobten Landes trotz Gottes Verheißung noch einmal durch die Wüste gehen musste. Genau wie von Daniel vorhergesagt wurde die Stadt und der Tempel (das Heiligtum) zerstört.

Ist das alles nicht erstaunlich? In Daniel 12, 4 lesen wir: „Du aber, Daniel, verschließe diese Worte und versiegle das Buch bis zur Zeit des Endes! Viele werden darin forschen, und die Erkenntnis wird zunehmen.“ Auch hier hat Daniel Recht behalten: Zahlreiche Theologen haben sich inzwischen mit den Vorhersagen Daniels befasst. Noch gehen ihre Interpretationen z.T. ziemlich auseinander*. Ob die hier geschilderten Deutungen und Daten alle so stimmen, weiß ich natürlich auch nicht genau. Ich finde: Das ist im Detail auch nicht so wichtig und bestimmt kein Grund zum Streiten.

Aber für mich sind die 70 Jahrwochen Daniels ein weiteres Beispiel für die vielen faszinierenden buchübergreifenden Zusammenhänge und Querverweise in der Bibel und für die unglaubliche Treffsicherheit biblischer Prophetie. Daniel hat ja noch viel mehr phantastisch genaue Vorhersagen gemacht, vor allem über die nach ihm kommenden Königreiche, zum Teil sogar mit der genauen Nennung von Namen! Außerdem sind viele der Vorhersagen in Bezug auf die Neuzeit, die Daniel und andere biblische Autoren gemacht haben, bereits in beeindruckender Weise eingetroffen.

Für mich sind das ganz einfach jede Menge gute Gründe, der Bibel wirklich zu vertrauen.

*Weit verbreitet ist eine Deutung und Berechnung von Robert Anderson (weiter entwickelt von Harold Hoehner), in der ausgehend vom Nehemia-Dekret mit 360-Tage-Jahren bis zur Kreuzigung gerechnet wird. In dieser Kritik legt der Theologe Derek Walker dar, warum das nicht sachgerecht erscheint.

Siehe auch:

Bibel für Alle: Die Klarheit der Schrift

Macht die Bibel eindeutige, unmissverständliche Aussagen? Scheinbar nicht! Schließlich kann man heute zu praktisch jeder theologischen Lehre Theologen finden, die genau das Gegenteil behaupten, selbst in zentralsten Fragen, in denen sich die Kirche bisher quer durch die Jahrhunderte hindurch vollkommen einig war. Immer öfter äußern Theologen ihre Meinung außerdem mit dem Zusatz: Aber das kann man auch ganz anders sehen! Ganz dem Trend der Postmoderne folgend sind eindeutige theologische Aussagen zunehmend verpönt. Sie werden mit Arroganz und Lieblosigkeit gleichgesetzt. So wird die Theologie dem in der Postmoderne so angesagten Relativismus und Subjektivismus unterworfen.

Natürlich ist klar, dass man zu vielen modernen Bibelauslegungen nicht durch einfaches Bibelstudium gelangt sondern nur durch die moderne Bibelkritik, die den Glauben an die Fehler- und Widerspruchsfreiheit der Bibel aufgegeben hat. Damit einher geht oft die Schlussfolgerung: Laien, die nicht eingeweiht sind in moderne Theologie, Archäologie, historische Wissenschaften und antike Sprachen hätten eigentlich keine Chance, sich selbst ein angemessenes Bild von den Aussagen der Bibel zu machen. Schließlich wissen sie nichts über die Überlieferungsgeschichte, über die antiken Weltbilder und über die historischen Hintergründe der biblischen Texte. Somit könnten sie auch die Aussageabsicht nicht verstehen und nicht einschätzen, wie verlässlich und gültig die biblischen Aussagen heute sind.

Ist das so? Ist fehlende wissenschaftliche Kenntnis (so wie früher die fehlende Lateinkenntnis) ein unüberwindliches Hindernis für das Verständnis der Bibel?

Blogbild Bibel für Alle

Im März 2016 hat Kevin deYoung bei der Evangelium21-Konferenz in Hamburg einen Vortrag gehalten, der zu diesem Thema ein wahrer Augenöffner ist. Es geht dabei um die Lehre von der „Klarheit der Schrift“. Eindrücklich macht deYoung deutlich: Wer behauptet, dass die Bibel nicht aus sich heraus klar verständlich sei und (auch von Laien) nicht eindeutig verstanden werden könnte verspielt die zentralsten Errungenschaft der Reformation! Denn Luther hat mit seiner Übersetzung die Bibel in die Hand der einfachen Menschen gegeben. Damit hat er die Grundlage für die heutige Denk- und Religionsfreiheit gelegt und eine weitreichende geistliche Erneuerungsbewegung ausgelöst (die im Pietismus mit ihren “Stunden”, in denen Laien die Bibel auslegen durften, eine großartige Fortsetzung fand).

Deshalb, ihr lieben „Laien“ und ganz gewöhnlichen Christen: Lasst Euch nicht verwirren und nicht entmutigen! Die Bibel ist Gottes Wort. Und sie ist so einfach und klar geschrieben, dass alles Wesentliche vom JEDEM verstanden werden kann, der die Bibel mit einem hörenden Herzen studiert und dabei vertraut, dass Gott durch dieses Buch zu uns spricht. Gebt Eure Erkenntnisse, die Ihr in Eurem persönlichen Bibelstudium gewinnt, mutig weiter in Euren Gruppen, Kreisen und Treffen! Tragt mit dazu bei, dass das Wort Christi reichlich unter uns wohnt (Kol. 3, 16)! Nicht immer werden unsere Auslegungen zu 100 % stimmen, aber das ist bei studierten Theologen und Wissenschaftlern auch nicht anders. Wir haben einen Vater im Himmel, der Wohlgefallen daran hat, Dinge den Weisen und Klugen zu verbergen und es den Unmündigen zu offenbaren (Lukas 10, 21). Gerade im Jahr des Reformationsjubiläums dürfen wir die zentrale reformatorische Errungenschaft der „Bibel für Alle“ neu mutig in Anspruch nehmen.

Allen, die sich mit der Auslegung der Bibel beschäftigen und Verantwortung in der Gemeinde Jesu tragen, sei dieser wichtige Grundlagenvortrag herzlich empfohlen. Für die, die keine 73 Minuten dafür aufbringen können oder wollen, wurden nachfolgend die zentralen Aussagen zusammengefasst:

Bild Vortrag Kevin deYoung

Die Klarheit seines Wortes

Vortrag von Kevin deYoung bei der E21-Konferenz im Hamburg vom 12. März 2016
Video: https://www.youtube.com/watch?v=050737-oy74
mp3-Download: https://www.evangelium21.net/downloads/audio/2016_e21konferenz/2016-03-12_10_DeYoung_Kevin.mp3

Im Bekenntnis von Westminster wurde die Lehre von der Klarheit der Schrift wie folgt definiert:

„In der Schrift sind nicht alle Dinge gleichermaßen in sich selbst klar und auch nicht gleichermaßen klar für alle; aber diejenigen Dinge, die zu erkennen, zu glauben und zu beobachten zum Heil notwendig sind, sind an der einen oder der anderen Stelle der Schrift so klar dargelegt und aufgedeckt, dass nicht nur die Gelehrten, sondern auch die Ungelehrten bei rechtem Gebrauch der gewöhnlichen Hilfsmittel zu einem hinreichenden Verständnis gelangen können.“

Hier wird also gesagt: Die Hauptgedanken der Schrift sind so klar und verständlich, dass selbst einfache Menschen sie verstehen können, wenn sie bereit sind, die Bibel zu studieren und ihr aufmerksam zuzuhören.

Gegen diese Lehre von der Klarheit der Schrift werden heute hauptsächlich 3 Einwände vorgebracht:

1. Mystischer Einwand:
Gott ist so anders, dass die menschliche Sprache gar nicht in der Lage ist, ihn in ausreichendem Maße zu beschreiben. Der christliche Glaube ist so geheimnisvoll, dass er gar nicht in Worte gefasst werden kann. Wenn wir versuchen, Gott in Worte zu pressen, dann haben wir in diesem Moment Gott zu etwas gemacht, was er nicht ist. Das Geheimnis ist die Wahrheit.

2. „Katholischer“ Einwand:
Es ist problematisch, wenn gewöhnliche Menschen die Bibel lesen, weil sie es falsch verstehen und falsch anwenden werden. Vor der Reformation wollte die katholische Kirche die Bibel deshalb lieber nicht übersetzen. Das Studium und die Auslegung der Schrift sollte lieber einer Klasse von gelehrten Priestern vorbehalten bleiben, weil normale Menschen nicht in der Lage sind, die Bibel richtig zu interpretieren.

3. Pluralistischer Einwand:
Wenn die Schrift so klar wäre, warum gibt es dann so viele verschiedene Auslegungen? Hat nicht die Kirche einst an die Sklaverei geglaubt? Hat sie nicht geglaubt, dass die Erde das Zentrum des Universums sei? Woher sollen wir uns heute sicher sein, dass wir jetzt die richtige Auslegung haben? Deshalb können wir es doch gar nicht wagen, zu behaupten, dass unsere eigene Auslegung richtig wäre. So hört man heute z.B. oft: Ich halte zwar Homosexualität für falsch. Aber andere halten das für mit der Bibel vereinbar. Und das ist genauso O.K. Das ist eben genau wie bei der Taufe, auch da gibt es viele verschiedene Meinungen wie bei vielen anderen Themen, bei dem man dieser oder jener Meinung sein kann.

Das Problem an dieser scheinbar demütigen Haltung ist: Das Thema Homosexualität ist eben kein Thema, bei dem man bei der Auslegung der Bibel verschiedener Meinung sein kann aus mehreren Gründen:

  • Bei diesem Thema hatten die Christen praktisch immer eine einheitliche Meinung. Wir sollten skeptisch sein, wenn jemand plötzlich das über den Haufen wirft, was in 99 % der Kirchengeschichte und auch heute noch weltweit weit überwiegend die einhellige Sichtweise der Kirche war und ist.
  • Die Bibel verurteilt homosexuelles Verhalten klar und deutlich, wiederholt und durchgehend im Alten wie auch im Neuen Testament. Selbst Jesus hat darüber gesprochen, als er gegen die Sünde der „Porneia“ (das griechische Wort für sexuelle Unzucht inklusive Homosexualität) predigte.

Wenn die Bibel derart eindeutig ist, ist es nicht liebevoll, wenn wir das nicht eindeutig sagen. Es ist nicht liebevoll, wenn wir zulassen, dass Menschen auf einem Weg bleiben, der nicht gut ist. Wenn unser Evangelium nicht die Sünder zur Buße ruft, dann ist es ein anderes Evangelium.

In 5. Mose 30, 11-14 lehrte Mose die Israeliten folgendes: „Dieses Gesetz, das ich euch heute gebe, ist nicht zu schwer für euch, als dass ihr es nicht verstehen und befolgen könntet. Es ist nicht hoch oben im Himmel, so unerreichbar, dass ihr fragen müsstet: `Wer soll für uns in den Himmel hinaufsteigen und es herabholen, damit wir es hören und befolgen können?´ Es ist nicht auf der anderen Seite des Meeres, so weit entfernt, dass ihr fragen müsstet: `Wer soll übers Meer fahren, um es zu holen, damit wir es hören und befolgen können?´ Nein, seine Botschaft ist euch ganz nah; sie liegt auf euren Lippen und in eurem Herzen, sodass ihr sie befolgen könnt.“

Mose sagte also: Gottes Wort ist hörbar, verständlich, es ist so klar, dass wir es verstehen können. Was Gott von seinem Volk wollte war nie verborgen. Das Gesetz war so klar, dass es sogar den Kindern gelehrt werden sollte (5. Mose 6).

In 5. Mose 29, 28 steht: „Was verborgen ist, ist des HERRN, unseres Gottes; was aber offenbart ist, das gilt uns und unseren Kindern ewiglich, dass wir tun sollen alle Worte dieses Gesetzes.“

Es gibt somit 2 Kategorien: Es gibt tatsächlich Geheimnisse bei Gott. Aber es gibt auch das geoffenbarte Wort Gottes, das wir hören, verstehen und befolgen können. Entsprechend gibt es in den Psalmen oft das Bild vom Licht („Das Wort ist ein Licht auf meinem Weg.“), das den Unverständigen weise macht und die Augen erleuchtet. Gott offenbart sich uns nicht, um uns noch mehr zu verwirren. Gottes Wort funktioniert! Gottes Worte erreichen ihre Absichten!

Was wäre die Bibel denn sonst auch wert? Was für einen Wert hätten die Verheißungen für die Suchenden und Verzweifelten, wenn sie nicht verständlich wären? Warum sollte Gott Warnungen oder Verheißungen geben, wenn er nicht glauben würde, dass wir das verstehen können?

Als Josia und das Volk Israel das Gesetz wieder entdeckten, lasen sie es. Und sie verstanden es! Und sie wussten, was sie als Reaktion tun mussten. Sie saßen nicht herum, tranken Kaffee und sagten: Was könnte das wohl bedeuten? Vielleicht müsste man eine Doktorarbeit darüber schreiben…

Auch Jesus berief sich auf die Autorität der Schrift. Und er ging davon aus, dass das Wort verständlich ist. Er sagte immer wieder: Habt Ihr nicht gelesen? Und damit sagte er: Würdet ihr die Schrift kennen, dann würdet ihr verstehen und nicht diese Fehler machen! Entsprechend argumentierten die Autoren des Neuen Testaments an vielen Stellen mit der Schrift in der offensichtlichen Überzeugung, dass die Bibel eine klare, eindeutige Bedeutung hat.

Aber warum ist diese Lehre von der Klarheit der Schrift so wichtig? Was steht auf dem Spiel bei dem Thema „Klarheit der Schrift“?

1. Das Geschenk der menschlichen Sprache steht auf dem Spiel!

Wer die Klarheit der Schrift bestreitet, der leugnet auch, dass Gott uns eine Sprache geschenkt hat, die die Möglichkeit beinhaltet, Gott in zutreffender Weise zu beschreiben. Die Schrift wäre dann lediglich ein menschlicher Versuch, über Gott zu sprechen, aber keine eindeutige Beschreibung seines Wesens und seines Willens. Der Teufel hat als allererstes die Klarheit des Wortes Gottes angegriffen, als er sagte: „Hat Gott wirklich gesagt?“ Wie postmodern! Denn er griff ja nicht direkt die Autorität des Wortes Gottes an. Er zweifelte lediglich an, dass Gott klar spricht!

Wir müssen verstehen: Sprache ist ein Geschenk Gottes an uns! Wir schränken diese Gabe ein, wenn wir ihr nicht zutrauen, dass Gott uns damit auch sich selbst beschreiben kann!

2. Die menschliche Freiheit steht auf dem Spiel!

Die protestantische Lehre der Klarheit der Schrift ist eine Grundlage für die Freiheit der westlichen Welt! Denn sie beinhaltet, dass Menschen die Fähigkeit haben, die Schrift selbst auszulegen.

Die Idee, dass jeder Mensch die Schrift selbst auslegen kann, kreiert zwar eine Menge von Problemen. Aber sie beschützt uns vor noch größeren Problemen! So schrieb der holländische Theologen Herman Bavinck vor etwas mehr als 100 Jahren:

„Alles in allem überwiegen die Nachteile nicht gegenüber den Vorteilen, denn aus dem Leugnen der Klarheit der Schrift folgt unweigerlich die Unterordnung eines Laien unter einen Priester sowie die Unterordnung des Gewissens eines Menschen unter die Kirche. Die Religions- und Gewissensfreiheit der Kirche und der Theologie steht und fällt mit der Klarheit der Schrift. Sie allein kann die Freiheit des Christen wahren. Sie allein ist sowohl Ursprung und Garant der Religionsfreiheit als auch unserer politischen Freiheiten. Selbst eine Freiheit, die nicht unabhängig von den Gefahren der Zügellosigkeit und Launenhaftigkeit erlangt und genossen werden kann ist immer noch der Tyrannei, die diese Freiheit unterdrückt, vorzuziehen.“

Zwar kann die Lehre von der Klarheit der Schrift missbraucht werden durch wilde und falsche Interpretationen. Aber es ist von großem Wert, dass wir als Einzelne die Bibel selbst auslegen können. Als Luther die Bibel übersetzte bestand er auf dem Recht, dass jeder Mensch die Schrift auslegen darf. Er bestätigte damit die Klarheit der Schrift. So hat er die Grundlage für die religiöse Freiheit unserer Gesellschaft gelegt.

3. Das Wesen Gottes steht auf dem Spiel!

Ist Gott in der Lage, so zu kommunizieren, dass sein Volk ihn versteht? Es gibt eine alte Geschichte aus Hindustan, die das bezweifelt. In diesem Gleichnis fassen 6 Blinde einen Elefanten an. 1 Mann berührt die Seite und denkt: Das ist eine Wand! 1 Mann berührt das Ohr und denkt: Es ist ein Fächer! 1 Mann berührt den Schwanz und denkt: Das ist ein Seil! 1 Mann fasst den Rüssel an und denkt: Das ist ein Schlauch. Die Aussage ist am Ende: So geht es uns mit Gott! Wir sind alle blind und berühren nur einen Teil von ihm. So sind alle Religionen teilweise zutreffende Interpretation Gottes, aber niemand kennt das ganze Bild.

Das klingt sehr demütig. Aber die Frage ist: Was ist, wenn Gott sprechen kann? Um im Bild dieses Gleichnisses zu bleiben: Was ist, wenn er zu diesen blinden Leuten sagen kann: „Hallo, ich bin ein Elefant!“ Wer dann noch widerspricht und sagt: „Du bist aber ein Hund“, der ist nicht mehr demütig sondern störrisch.

Die Frage, ob Gott sich verständlich machen kann, hat viel zu tun mit unserem Bild von Gott! Ist er weise genug, um sich selbst bekannt zu machen? Ist er gnädig genug, um sich so auszudrücken, dass wir ihn begreifen können? Oder traktiert er uns mit Worten und Geboten, die wir gar nicht wirklich verstehen können? Wer so denkt, ist in Wirklichkeit nicht demütig sondern hochmütig, weil er Gott und seine Fähigkeit zur Kommunikation herabsetzt.

4. Es steht auf dem Spiel, für wen Gott ist!

Ist die Bibel bei Laien nicht in guten Händen? Ist die Bibel nur für Gelehrte und Priester? Brauchen wir einen Lehrkörper, der uns die Bibel erklärt? Braucht man Kenntnisse in griechisch, hebräisch, Archäologie, Quellen-, Form- und Redaktionskritik usw. um die Bibel verstehen zu können? Oder ist die Bibel in der Lage, sogar den einfachen Personen Wahrheit zu lehren? Ist die Botschaft Gottes nur für Intellektuelle und Gelehrte mit einem hohen Abschluss oder ist das eine Botschaft, die von Allen verstanden werden kann? Was wäre das für ein Gott, der seine Liebe und Erlösung so kompliziert offenbart, dass das nur eine Elite entschlüsseln kann!

William Tyndale war (wie Luther in Deutschland) der Mann, der die Bibel in verständliches Englisch übersetzte. Als er von einem Priester dafür zur Rede gestellt wurde sagte er:

„Wenn Gott mein Leben bewahrt werde ich dafür sorgen, dass noch in den nächsten Jahren ein einfacher Junge am Pflug mehr Wissen über die Schrift haben wird als Du!“

Tyndale und Luther verstanden: Die Bibel ist für Alle. Sie kann von Allen verstanden werden! Dieser Glaube hat Tyndale das Leben gekostet. Er wurde erhängt und verbrannt. Seine letzten Worte waren: „Herr, öffne dem König von England die Augen.“ Das ist noch immer unser Gebet: Öffne die Augen der Menschen und unseres Volkes, damit sie aus Deinem Wort all die wunderbaren Dinge entnehmen können, die Du uns dort offenbart hast.

Ein Hoch auf das Gesetz!

Stell Dir das mal vor: Eine Welt, in der sich alle Menschen an die 10 Gebote und das Gebot der Nächstenliebe (3. Mose 19, 18) halten. Niemand tötet. Niemand stiehlt. Niemand lügt. Niemand ist neidisch. Niemand bricht die Ehe. Kinder ehren ihre Eltern. Jeder liebt seinen Nächsten wie sich selbst.

Wir könnten Polizei und Armee abschaffen. Gefängnisse, Zäune, Mauern und Türschlösser wären überflüssig. Die Menschen hätten Vertrauen zueinander. Die Wirtschaft würde florieren. Kinder würden geborgen aufwachsen. Jeder würde jeden respekt- und liebevoll behandeln.

Das wäre das Paradies auf Erden.

Komischerweise haben Gebote und Gesetze trotzdem einen schlechten Ruf. Wir halten sie für Spiel- und Spaßverderber. Wir assoziieren damit Einschränkungen, Freiheitsverlust und Strafandrohung. Auch unter Christen wird vor kaum etwas so gewarnt wie vor „Gesetzlichkeit“. Schließlich steht doch die Liebe über dem Gesetz und Christen sind dem Gesetz ohnehin nicht mehr unterworfen. Oder?

Ja und nein:

  • Ja, weil Jesus uns vom Gesetz freigekauft hat. Wir sind keine Sklaven mehr. Gott erzieht uns nicht mehr mit blind zu befolgenden Befehlen sondern als Kinder. Deswegen sind wir nicht mehr unter dem Gesetz sondern unter der Gnade. Und natürlich gelten die Opfer- und Reinigungsvorschriften nicht mehr, weil sie mit Jesu Tod am Kreuz ein für alle Mal erfüllt worden sind.
    x
  • Nein, weil Jesus das Gesetz nicht aufgehoben hat! Die Gebote gelten gerade für uns Christen, denn niemand hat größere Verantwortung, die Gesetze des Königs hochzuhalten als die Söhne und Töchter des Königs!

Jesus sah keinerlei Gegensatz zwischen Liebe und Geboten: „Wer meine Gebote kennt und sie befolgt, der liebt mich.“ (Joh. 14, 21) Gerade das Halten der Gebote ist für ihn Ausdruck wahrer Liebe zu Gott – so wie ich mich aus Liebe zu meiner Frau auch gerne bemühe, mich nach ihren Vorstellungen zu richten.

Auch wenn das mosaische Gesetz so im Neuen Bund nicht mehr gilt will Gott noch immer, dass wir uns an seine Gebote halten. Im neuen Bund hat er aber seine Strategie geändert, um dieses Ziel zu erreichen: Statt nur an unseren Willen und Gehorsam zu appellieren will er eine Herztransplantation an uns vornehmen, so wie er es in Jeremia 31, 33 bereits angekündigt hat: “Ich werde ihr Denken mit meinem Gesetz füllen, und ich werde es in ihr Herz schreiben.” Dafür soll unser alter Mensch am Kreuz mit Jesus sterben und Christus durch den Heiligen Geist Christus in uns lebendig werden, so dass wir wie Paulus sagen können: „Ich lebe, aber nicht mehr ich selbst, sondern Christus lebt in mir.“ Dieser erneuerte Mensch ist wahrhaft frei. Nicht weil er gesetzlos ist sondern weil er Gottes Gebote liebt und von Herzen gerne hält.

Gottes Gebote sind also auch für Christen wichtig, nicht weil wir uns sklavisch daran halten müssen aber weil sie uns Gottes Denkweise und Charakter lehren und uns Richtschnur und Lehrmeister sind! Gesetzlosigkeit hingegen ist die schlimmste Bedrohung für unsere Gesellschaft überhaupt. Jesus hat die furchtbaren Endzeitkatastrophen dadurch charakterisiert, dass „die Gesetzlosigkeit überhand nehmen wird.“ (Matth. 24, 12) Gerade jetzt erlebt unsere Gesellschaft einen Vorgeschmack, was er damit meinte: Linke, rechte und religiöse Extremisten pfeifen immer öfter auf die Gesetze. Sie haben immer weniger Respekt vor dem Staat, der Justiz und der Polizei. Wenn Einbrüche zunehmen, Autos abgefackelt werden, Anschläge passieren, Frauen und Minderheiten bedrängt werden, Parallelgesellschaften wachsen und mafiöse Clans die Macht übernehmen, dann spüren wir: Es gibt keine Sicherheit und keine Freiheit, wenn Gesetze nicht eingehalten werden. Gesetzlosigkeit führt zu Misstrauen, Unrecht, Angst und Gewalt. Gesetzlosigkeit ist die Hölle. Gute Gesetze sind ein Segen!

Deshalb: Ein Hoch auf unser Gesetz! Ich kenne kein besseres Rechtssystem in der Welt als das Unsrige in Deutschland. Ein Hoch auf all die Polizisten und Justizbeamten, die helfen, es hochzuhalten und durchzusetzen!

Und ein Hoch auf die großartigen Gebote des Königs aller Könige! Lassen wir uns erfüllen mit dem Heiligen Geist, der uns hilft, sie in der Bibel zu lesen, zu lieben und zu befolgen. Nicht aus sklavischem Gehorsam sondern aus Liebe heraus. Nicht um uns Gottes Gunst und das Heil zu verdienen sondern in dem festen Wissen, dass Gottes Ja zu uns fest steht und wir durch seine Gnade für immer seine geliebten Kinder bleiben, auch wenn wir scheitern und Fehler machen. Gottes Königreich ist dort, wo Menschen genau das tun. Genau dort breitet sich der Himmel aus.

Siehe auch:

Signs – Zeichen der Zeit

Die Bibel hat klar gemacht, dass absolut niemand wissen kann, wann Jesus wiederkommt. Aber als die Jünger nach Zeichen fragten gab Jesus ihnen doch einige Hinweise über die Zeit vor seiner Wiederkunft. Und es war ihm offenbar wichtig, dass wir die Zeichen der Zeit deuten können. Also schauen wir uns doch einmal an, wie es um die von der Bibel vorhergesagten Ereignisse bestellt ist:

“Ich werde sie aus den Ländern sammeln und in ihr Land zurückbringen.”
(Hes. 34, 13)

Genau wie von der Bibel vorhergesagt wurde der Tempel in Jerusalem völlig zerstört und das Volk Israel über die ganze WeltIsrael Flaggen zerstreut. Dass ein Volk sich 2000 Jahre nach seiner Vertreibung aus aller Welt gegen massivste Widerstände im eigenen Land wieder sammelt hat es in der Weltgeschichte nie gegeben. Nur in Israel geschieht es seit Ende des 19. Jahrhunderts – live vor unseren Augen!

„Ihr werdet aber von Kriegen und Kriegsgerüchten hören.“ (Matth. 24, 6)

EKriegsberichtes gibt unterschiedliche Aussagen darüber, ob Kriege im Vergleich zu früher zugenommen haben oder nicht. In der Vorhersage Jesu geht es aber vor allem darum, dass wir von Kriegen hören werden!* Und in der Tat: Dank der weltweit vernetzten Medien haben wir noch nie so viel und so massiv von Kriegen gehört wie heute!

„Ihr werdet von allen Nationen gehasst werden um meines Namens willen“
(Matth. 24, 9)

Wer hätte zu biblischer Zeit ahnen können, dass sich die kleine Sekte der Christen zum weltweiten Hassobjekt entwickelt? Aber heute gibt es laut Open Doors über 200 Millionen akut verfolgte Christen Ausgrenzungweltweit – so viele wie nie zuvor. Aber auch mitten in Europa nimmt der Hass auf Christen in Kultur und Medien (leider sogar manchmal mit kirchlicher Beteiligung) zu. Erst recht ist für Christen, die in der Heimat von Islamisten vertrieben wurden und jetzt in Flüchtlingsheimen erneut angefeindet werden oder für Islamkonvertiten wie Sabatina James Verfolgung auch mitten in Deutschland schon heute eine knallharte Realität.

„Die Botschaft vom Reich Gottes wird auf der ganzen Welt gepredigt werden, damit alle Völker sie hören, und dann erst wird das Ende kommen.“ (Matth. 24.14)

wahrheit weltweitDass die Worte dieses unbedeutenden Predigers, der kein einziges Wort aufgeschrieben hat, sich über die ganze Welt verbreiten, musste zu biblischen Zeiten nach grenzenloser Selbstüberschätzung klingen. Aber die heutige Realität ist atemberaubend: Schon jetzt gibt es Bibelübersetzungen in etwa der Hälfte der 6.900 Sprachen weltweit, (was 96% der Weltbevölkerung abdeckt). Schon etwa 70 % der Weltbevölkerung hat das Evangelium gehört. Und ganz aktuell: Laut einem renommierten Missionswissenschaftler haben die Krisen im nahen Osten die größte Welle von Muslim-Bekehrungen aller Zeiten ausgelöst!

„Das Herz mancher Juden ist verschlossen, bis die von Gott bestimmte Anzahl von Menschen aus den anderen Völkern zu Christus gefunden hat. Dann wird ganz Israel gerettet werden.” (Römer 11, 25)

In der Tat haben 2 Jahrtausende lang nur wenige Juden an Jesus als ihren Messias geglaubt. Aber seit kurzem haben viele Juden begonnen, den Messias zu suchen. Das behauptet zumindest der messianische Jude Joel Rosenberg: “Aus Gründen, die ich nicht erklären kann suchen Juden plötzlich nach Antworten für ihre tiefsten und wichtigsten Fragen über Leben und Tod, Gott und Versöhnung und die Ewjudenigkeit, und das in einer Anzahl, die es so noch nie in der Geschichte gab. Eine atemberaubende Zahl liest tatsächlich das Neue Testament, viele von ihnen zum ersten Mal. Sie sehen sich sogar eine neue Serie von Videos an, in denen Juden behaupten, dass sie die Antwort gefunden haben. Laut Rosenberg haben sich 900.000 Menschen die hebräische Version der Videoserie “I MET MESSIAH” angesehen. Das heißt: Fast jeder 7. der weltweit etwa 7 Millionen hebräischsprachigen Menschen hat sich mit Videos beschäftigt, in denen Juden berichten, wie sie in Jesus den Messias fanden. Was für eine spannende Entwicklung!

„Alle Nationen der Erde werden sich gegen Jerusalem versammeln”
(Sacharja 12, 3)

Diese Ankündigung ist eigentlich absurd. Warum nur sollte sich die ganze Welt ausgerechnet mit diesem kleinen Flecken Erde im nahen Osten befassen? Und doch: Es geschieht! Eine wirklich verblüffende Statistik ist die Übersicht über die Resolutionen der Vereinten Nationen. Obwohl Israel das einzige Land im Nahen Osten ist mit einer gelebten Demokratie, Gleichberechtigung der Frau und freien Medien, befassten sich zwischen 2006 und 2014 57 % (!) aller UN-Resolutionen nicht etwa mit dem IS, Nordkorea, Syrien oder Saudi-Arabien sondern mit – Kritik an Israel! Kein Wunder, dass der israelische UN-Botschafter das als Krieg gegen sein Land empfindet. Die EU hat beschlossen, Waren aus israeliUNOschen Siedlungen zu kennzeichnen, und das auch noch genau zu dem Zeitpunkt, als in Deutschland der Reichsprogromnacht mit ihrem Slogan “Kauf nicht beim Juden” gedacht wurde. Gegen kein anderes Land der Welt wurde so eine Strafmaßnahme verhängt, obwohl es ja viele besetzte Gebiete gibt. Seit 1979 gehen gehen alljährlich am al-Quds-Tag weltweit Millionen Menschen auf die Straße, um die Vernichtung Israels zu fordern. Selbst auf Wahlveranstaltungen des türkischen Präsidenten Erdogan (also eines Nato-Mitglieds!) erschallt der Ruf“Ihr seid die Generation, die Jerusalem erobern wird!” Schade, dass Herr Erdogan offenbar nicht Bibel liest. Sonst wüsste er, dass die Schlacht gegen Jerusalem schon längst zum Scheitern verurteilt ist…

——————————————————————————————————————–

Diese Aufzählung ist keinesfalls vollständig. Aber was ist die Konsequenz aus all dem? Ich schließe daraus vor allem zweierlei:

Wir leben in einer unfassbar spannenden Zeit mit vielen Erschütterungen (das spüren wir gerade besonders in der Flüchtlingskrise) aber auch großartigen Entwicklungen. Für Christen gilt in jedem Fall: Keine Angst! Fürchte Dich nicht! Im Gegenteil! Jesus sagt:

“Wenn diese Dinge zu geschehen beginnen, richtet euch auf und fasst Mut, denn dann ist eure Erlösung nahe.” (Lukas 21, 28).

*: Die neue Genfer gibt hier als mögliche Übersetzung an: “Ihr werden den Lärm von Kriegen in der Nähe und Berichte von Kriegen in der Ferne hören.”

Weiterführende Artikel:

Siehe auch:

Was kommt auf uns zu?

Die 2 großen Megatrends der Weltgeschichte

Angesichts der Entwicklungen in der Welt musste ich in den letzten Wochen immer wieder an ein Gleichnis aus Matthäus 13 denken, das m.E. wie kein anderes die 2 großen Megatrends der Weltgeschichte beschreibt:

»Das Himmelreich ist vergleichbar mit einem Bauern, der gutes Saatgut auf sein Feld säte. Doch in der Nacht, als alles schlief, kam sein Feind und säte Unkraut zwischen den Weizen und ging wieder weg. Als das Korn zu wachsen begann und Ähren ausbildete, kam auch das Unkraut zum Vorschein. Da kamen die Arbeiter des Bauern und sagten: `Herr, das Feld, auf dem du gutes Saatgut gesät hast, ist voller Unkraut!´ `Das hat mein Feind getan!´, rief der Bauer aus. `Sollen wir das Unkraut ausreißen?´, fragten die Arbeiter. Er antwortete: `Nein, wenn ihr das tut, schadet ihr dem Weizen. Lasst beides bis zur Zeit der Ernte wachsen. Dann will ich den Erntehelfern sagen, dass sie das Unkraut heraussammeln und verbrennen sollen. Den Weizen aber sollen sie in die Scheune bringen.´«

Einige Verse später erklärt Jesus, worum es hier geht: Der Bauer ist er selbst, sein Feind ist der Teufel. Das Feld ist die Welt, in dem sich bis zur Ernte (dem Ende der Weltgeschichte) die Menschen, die zu Gottes Reich gehören, genauso vermehren wie die Menschen, die von Satan bestimmt sind. Jesus hat also 2 große Megatrends angekündigt:

  1. Die Kirche wächst!
  2. Das Böse wächst!

Das dumme ist: Während uns der zweite Trend durch die täglichen Schreckensnachrichten permanent vor Augen geführt wird erfährt man vom ersten Trend so gut wie nichts. Aber heißt das, dass es ihn nicht gibt? Nein, ganz im Gegenteil! Allein die Entwicklungen von der Reformationszeit bis heute sind so atemberaubend, dass Martin Luther sie sich wohl niemals hätte träumen lassen:

  • Die Bibel, die bis zur ersten Übersetzung Martin Luthers im Jahr 1534 nur von einer kleinen Elite gelesen werden konnte, ist heute in mehr als 2600 Sprachen übersetzt und das meistgedruckte und am weitesten verbreitete Buch der Erde.
  • Seit 1732 die Herrnhuter damit begannen, Missionare in die Welt zu senden, ist die Zahl der Missionswerke auf etwa 5.000 angewachsen. Diese senden aktuell mehr als 400.000 Missionare aus und konnten bereits mehr als 70 % der Weltbevölkerung mit dem Evangelium erreichen.**
  • Lag im Jahr 1800 der Anteil missionarisch gesinnter Christen (“GCC”*) an der Weltbevölkerung noch bei etwa 2 %, so ist er bis heute bereits auf etwa 10 % gestiegen.** Das phänomenale Kirchenwachstum in China ist sogar so beeindruckend, dass inzwischen auch die säkulare Presse davon berichtet!

Was kommt also auf uns zu? Optimistische Christen glauben, dass uns vor allem großes Kirchenwachstum und Erweckungen erwarten. Pessimistische Christen sehen hingegen vor allem Katastrophen, Erschütterungen und Verfolgung auf uns zukommen. Wer hat Recht? Eindeutige Antwort der Bibel: Beide! Das Unkraut wächst genauso wie der Weizen. Das hat für mich 2 ganz konkrete Konsequenzen:

  1. Es lohnt sich, sich voll in die Kirche Jesu und ins Reich Gottes zu investieren! Genau wie in den letzten Jahrhunderten dürfen wir auch in Zukunft gewaltige Durchbrüche und begeisternde Entwicklungen erwarten, die man sich heute noch kaum vorstellen kann.
  2. Statt naivem Gutmenschentum brauchen wir einen realistischen, wachen Blick auf die gesellschaftlichen Entwicklungen. Als Salz und Licht der Gesellschaft sind wir berufen, das Böse durch Gebet und Engagement so gut es geht in Schach zu halten. Wir müssen uns aber auch in Deutschland darauf vorbereiten, dass unsere materiellen Sicherheiten eines Tages überraschend schnell wegbrechen können.

Entscheidend ist, uns von Hoffnung statt von Angst leiten zu lassen. Bei Jesus sind wir auf der Seite des Siegers! Er selbst ermutigt uns: “Ich habe euch das alles gesagt, damit ihr in mir Frieden habt. Hier auf der Erde werdet ihr viel Schweres erleben. Aber habt Mut, denn ich habe die Welt überwunden.”

* GCC: „Great Commission Christians“ werden (in Abgrenzung zu Namenschristen) definiert als aktive Kirchenmitglieder aus allen Konfessionen und Traditionen, die den Missionsbefehl Jesu ernst nehmen und umzusetzen versuchen.

** Quelle: Status of Global Mission 2014, veröffentlicht vom Gordon-Conwell Theological Seminary in Massachusetts

Siehe auch: JETZT Öl nachfüllen!

Tödliche Buchstaben – Befreiende Wahrheit

Diesen Montag bei Maischberger: Es geht um christliche Sekten. Ein junger Mann erzählt von seiner Kindheit und Jugend in der obskuren Gruppe “Zwölf Stämme”. Regelmäßig, ja täglich sei er verprügelt worden. Wie das begründet wurde? Mit der Bibel! Konkret mit Sprüche 13, 24: “Wer seine Rute schont, hasst seinen Sohn; aber wer ihn lieb hat, züchtigt ihn beizeiten.” Der junge Mann wirkt total verstört. Mir dreht sich der Magen um.

Aber Moment. Betone ich hier nicht dauernd, man könne der Bibel rundum vertrauen? Wenn Gott so etwas sagt, dann muss es doch wohl stimmen. Oder aber die Bibel stimmt halt doch nicht, zumindest nicht immer. Genau das seien die Alternativen, erklärt dann auch der anwesende Sektenpfarrer: Entweder unter überkommenen Geboten leiden oder aber die Bibel nicht immer ganz ernst nehmen. Unnötig zu erwähnen, welche Alternative er für richtig hält. Aber gibt es wirklich nur diese Alternativen? Ist das Problem dieser Sektierer wirklich, dass sie die Bibel zu ernst nehmen? Führt Vertrauen in die göttliche Urheberschaft der Bibel zwangsläufig zu Enge, Gesetzlichkeit oder Schlimmerem?

Schauen wir doch mal, was die Bibel lehrt über den Unterschied zwischen dem neuen Bund (der durch Jesus kam) und dem alten Bund (der von Mose verkündigt wurde): “Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, … damit er die, die unter dem Gesetz waren, erlöste, damit wir die Kindschaft empfingen. … So bist du nun nicht mehr Knecht, sondern Kind.” (Galater 4, 4-7) Das heißt: Die Gesetze des alten Testaments sind geprägt von einem Verhältnis zwischen Gott und Menschen wie zwischen einem Herrn und seinen Knechten (Elberfelder übersetzt sogar mit “Sklaven”). Sie wollen zu unbedingtem Gehorsam erziehen. Wenn man bedenkt, welch katastrophale Folgen Ungehorsam für Israel hatte wird der o.g. Bibelvers (der offenbar speziell nur den Söhnen galt) im damaligen Kontext auch verständlicher. Im neuen Bund geht Gott mit uns aber nicht mehr wie mit Knechten sondern wie mit Kindern um, die er nicht knechten sondern zur Reife und Mündigkeit führen und letztlich zu Freunden machen will (mehr dazu ab S. 24 in Kapitel 2 im Aufatmen-Buch).

Christen leben im neuen Bund. Christliche Erziehung und Leiterschaft MUSS deshalb den Charakter des neuen Bundes wiederspiegeln. Wer Menschen (oder gar Kinder) mit Abschottung, Druck, Drohungen oder gar Gewalt zu christlichem Verhalten zwingen und abhängig statt mündig machen will hat die Bibel schlicht nicht verstanden. Hartmut Steeb hat deshalb absolut recht: Wir brauchen keine Rute zur Erziehung von Kindern!

Allein der Galaterbrief mit seinem leidenschaftlichen Kampf gegen Gesetzlichkeit schließt vollkommen aus, dass man gleichzeitig die Bibel ernst nehmen UND gesetzlich sein kann. Wenn wir lernen, die Bibel als Ganzes und vom Zentrum (=Jesus) her zu lesen kann das nur dazu führen, dass das menschenfreundliche, barmherzige, gnädige, geduldige und gütige Wesen des Vaters zum Vorschein kommt. Dann wird das Klischee vom gesetzlichen, engen, rechthaberischen Bibeltreuen bald vergessen sein. Paulus warnt uns ausdrücklich vor der arroganten Idee, im alleinigen Vollbesitz der Wahrheit zu sein. Wir können nur darauf hoffen, immer mehr von der Wahrheit ergriffen zu werden. Von der Wahrheit, die uns frei macht. Von der Wahrheit, die eine Person und kein kaltes Dogma ist. Von der Wahrheit, die sich aus Liebe aufopfert statt uns einzusperren.

Ich werde oft als “bibeltreu” bezeichnet. Das ist auch O.K. solange klar ist, dass ich keine blinde, hirn- und herzlose Bibeltreue befürworte. Was wir vielmehr brauchen ist eine mündige Liebe zur Bibel mit wachem Verstand und vor allem mit einer Liebe zum Autor der Bibel in dem Wissen, dass ER allein weiß, wie die Bibel wirklich zu verstehen ist. Ohne Geist wirkt der Buchstabe nun einmal tödlich. Das war bei Maischberger live mitzuerleben.

Siehe auch:

Streitpunkt Bibelverständnis: Wie gehen wir richtig mit dem Buch der Bücher um?

Die Frage nach dem richtigen Umgang mit der Bibel hat quer durch die Kirchengeschichte bis heute unendlich viel Streit und Spaltungen unter Christen produziert. Ist wirklich die ganze Bibel Gotteswort? Falls ja: Müssen wir dann alles wörtlich auf unser Leben anwenden, was in der Bibel steht, selbst wenn es uns fremdartig, unlogisch, falsch oder ungerecht erscheint? Nein, so kann das nicht gemeint sein. Gott hat uns einen Verstand gegeben, um ihn zu benutzen und auch beim Bibellesen nicht auszuschalten. Und ich habe schon zu viele Menschen erlebt, die mit der Bibel „erschlagen“ und verletzt worden sind statt in ihr der Liebe des Vaters zu begegnen.

Müssen wir dann also unterscheiden lernen zwischen menschlichen Irrtümern und Gottes ewigen Wahrheiten in der Bibel? Schließlich waren es ja Menschen, die die Bibel geschrieben haben. Aber wer entscheidet dann, was von Gott ist und was nicht? Auf welcher Grundlage? Nein, das kann auch nicht der richtige Weg sein. Denn dann landen wir in einer Beliebigkeit, in der sich jeder seine Privatwahrheit bastelt und es kein gemeinsames Fundament mehr gibt. Wir sehen am Niedergang unserer Kirche, wohin solch ein kritisches Bibelverständnis führt.

Mein Vorschlag lautet deshalb: Gehen wir mit der Bibel doch einfach so um, wie sie selbst es uns lehrt: Die ganze Bibel ist von Gott inspiriert (2. Tim. 3, 16). Aber unsere Erkenntnis, wie sie auszulegen ist, bleibt Stückwerk (1. Kor. 13, 9+12).

Das schützt sowohl vor dem Hochmut, wir wären gescheiter als die Bibel als auch vor dem Hochmut, wir wüssten besser als alle anderen, wie die Bibel auszulegen ist. Das verleiht uns eine respektvolle Liebe zur Bibel und hält uns gleichzeitig in der Abhängigkeit vom Geist Gottes, der uns allein in die Wahrheit leiten kann (Joh. 16, 13), denn der Buchstabe tötet, der Geist macht lebendig (2. Kor. 3, 6). Das schützt uns vor übereilten Schlüssen und vorschnellem Verurteilen anderer Christen. Das erinnert uns daran: Wir Christen sind nicht im Besitz der Wahrheit. Wir hoffen nur, dass die Wahrheit in Person (nämlich Jesus) immer mehr Besitz von uns ergreift!

Es ist höchste Zeit, dass die Theologie an den Universitäten vollends herunterkommt von ihrem hohen Ross der Vergötterung des menschlichen Verstands und dass sie sich wieder der Bibel unterordnet anstatt menschliche Meinungen zur letzten Instanz der Wahrheit zu machen. Es ist Zeit, der Bibel wieder zuzutrauen, dass sie besser über uns Menschen, Gott und die Welt Bescheid weiß als der Zeitgeist. Und es ist Zeit, dass Theologen und Kirchenfürsten aufhören, ihre speziellen Erkenntnisse zu unumstößlichen Dogmen zu erheben und durch Kirchengesetze Mauern aufzubauen, wo Gott niemals Mauern wollte.

Sola Scriptura – allein die Schrift! Die Schrift ist genug! Zusätzliche Wahrheitsinstanzen braucht kein Mensch. Aber die Bibel brauchen wir alle – mehr denn je! Gesundes Christsein und eine gesunde Kirche lebt von einer tiefen und respektvollen Liebe zur Bibel. Jeder Mensch und jede Generation ist gerufen, sie mit wachem Verstand zu lesen und ihre Schätze neu für sich zu heben. Unter ihr können wir uns alle treffen und uns miteinander auf den Weg machen zur Mitte und zum Autor der Bibel und zum Haupt der Kirche, das uns in die frei machende Wahrheit, zur Liebe des Vaters und zur Fülle des Lebens führt: Jesus!

Bibelpendel