80 Die Kirche hat den Auftrag, Salz und Licht aller Bereiche der Gesellschaft zu sein

Matthäus 5, 13 + 14: „Ihr seid das Salz der Erde. Ihr seid das Licht der Welt.“

Vor einigen Jahrzehnten hat sich die linke 68er-Bewegung zum „Marsch durch die Institutionen“ aufgemacht, um die Gesellschaft zu transformieren. Tatsächlich ist ihr das in bemerkenswertem Ausmaß gelungen. So ist z.B. der politische Journalismus heute weit überwiegend links geprägt. Die Auswirkungen auf unsere Gesellschaft sind nachhaltig. In allen Institutionen bis hin zu den großen Kirchen hat eine tiefgreifende Verschiebung der Werte und der Sexualmoral stattgefunden, was mittelfristig wohl schwerwiegende Konsequenzen haben wird.

Im Gegensatz dazu ist die Kirche Jesu auf dem Rückzug. Eine seltsame Unterscheidung hat sich unter Christen breitgemacht zwischen einem „geistlichen Bereich“ mit frommen Aktivitäten und Zielen und einem „weltlichen Bereich“, der scheinbar nur zum Leben und Überleben da ist und in dem Christen deshalb keine Mission verfolgen.

Die Bibel kennt eine solche Unterscheidung nicht. Gottes Berufung betrifft unser ganzes Leben. Gottesdienst findet für Christen nicht nur sonntags sondern genauso auch montags am Arbeitsplatz oder in der Familie statt. Die Kirche Jesu ist gerufen, Salz und Licht für alle Bereiche der Gesellschaft zu sein: Im Bereich der Wirtschaft, der Politik, der Medien, in der Welt der Kunst, des Sports und der Unterhaltung, im Bildungssektor, im Gesundheitswesen und in den Familien (hier ein inspirierendes Video dazu).

Bekennende Christen sind in der Öffentlichkeit – von großartigen Ausnahmen abgesehen – leider rar geworden. Wir brauchen uns nicht wundern, wenn dann die biblischen Werte überall auf dem Rückzug sind. Reich Gottes wird nicht nur in kirchlichen Räumen und frommen Veranstaltungen gebaut. Höchste Zeit, dass die Kirche Jesu ihre Einigelungstaktik aufgibt und gerade auch junge Christen ermutigt, ihre Berufung darin zu sehen, als Christen ganz bewusst in die prägenden Bereiche unserer Gesellschaft hineinzugehen und sie in Gottes Sinn mitzugestalten.

81 Die Kirche muss sich der Realität der unsichtbaren Welt bewusst sein

Epheser 6, 12: „Denn wir kämpfen nicht gegen Menschen aus Fleisch und Blut, sondern gegen die bösen Mächte und Gewalten der unsichtbaren Welt, gegen jene Mächte der Finsternis, die diese Welt beherrschen, und gegen die bösen Geister in der Himmelswelt.“ 

Das Alte und das Neue Testament ist voller Engel und Dämonen. Dass es sich dabei nicht um Märchen sondern um reale Wesen handelt ist für die Bibel eine Selbstverständlichkeit. Trotzdem vermittelt uns die moderne Theologie den Eindruck, dass die Aufklärung die Realität dieser unsichtbaren Welt quasi entsorgt hätte.

Doch weltweit erleben Menschen in allen Religionen: Natürlich gibt es Mächte, Kräfte und Wesen, die mit naturwissenschaftlichen Gesetzen nicht zu fassen sind. Und die Bibel macht an vielen Stellen deutlich: Diese unsichtbare Welt hat entscheidende Bedeutung für das Sichtbare! Man denke nur an die Geschichte, in der Israel im Kampf mit seinen Feinden immer nur dann die Oberhand gewann, solange Mose betend seine Arme hob.

Es ist deshalb von zentraler Bedeutung, dass die Kirche Jesu sich der Realität dieser unsichtbaren Welt und ihrer Bedeutung für das Sichtbare bewusst ist!

Ohne dieses Bewusstsein wird sie wenig und nur pro forma beten. Sie wird auf Rhetorik und das menschlich Machbare vertrauen. Und sie wird Menschen für Widerstände verantwortlich machen – und sie entsprechend bekämpfen.

Mit diesem Bewusstsein wird die Kirche viel und leidenschaftlich beten. Sie wird ihr Vertrauen auf die Kraft von Gottes Wort und Gottes Geist setzen. Und sie wird auch ihre Gegner lieben, weil sie weiß: Letztlich kommt der Widerstand nicht von Menschen sondern von Mächten, die nicht durch Streit und Konflikt sondern durch Gebet, Gottes Wort und Gottes Kraft besiegt werden.

Nüchternheit bedeutet für die Kirche nicht, den Thesen des herrschenden Naturalismus zu folgen. Nüchternheit bedeutet, die Realität anzuerkennen. Und zwar die ganze Realität, wie die Bibel sie beschreibt. Höchste Zeit, dem Aufruf von Paulus zu folgen, die geistliche Waffenrüstung anzuziehen und mit Waffen zu kämpfen, die nicht Menschen sondern die Werke und die unsichtbare Gefolgschaft des ewigen Lügners, Verneblers, Durcheinanderbringers und Verklägers treffen.

82 Die Kirche muss zwangsläufig im Konflikt mit dem Zeitgeist stehen

1. Korinther 3, 18b-19a: „Wer von euch sich in dieser Welt für weise hält, der muss erst töricht werden, damit er nach Gottes Maßstäben weise werden kann. Denn die Weisheit dieser Welt ist in Gottes Augen Torheit.“

Apostelgeschichte 5, 29b: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“

Anders als in Ländern ohne Religionsfreiheit haben Christen in Deutschland das große Glück, dass die Nachfolge Jesu sie in keinen Konflikt mit Gesetzen bringt. Konflikte mit dem Zeitgeist und mit gesellschaftlichen Mainstreammeinungen sind hingegen für Christen auch bei uns unumgänglich. Man denke nur z.B. an die folgenden weit verbreiteten Meinungen:

  • Absolute Wahrheiten sind intolerant.
  • Mission gefährdet den Frieden.
  • Die Vorrangstellung der Ehe von Mann und Frau ist diskriminierend.

Viele Äußerungen der Kirche zeigen, wie groß die Versuchung ist, sich – um der drohenden gesellschaftlichen Ächtung zu entgehen – diesen Mehrheitsmeinungen anzupassen und deshalb den christlichen Absolutheitsanspruch zu verschweigen, auf Mission zu verzichten oder die Ehe mit anderen Partnerschaftsformen gleichzustellen. Jesus, Petrus und Paulus waren da völlig anders gestrickt:

  • Jesus sprach Wahrheiten immer deutlich aus, auch wenn das zur Folge hatte, dass Viele ihn verließen, dass die Obrigkeiten ihn hassten und schließlich kreuzigten.
  • Petrus ignorierte das Missionsverbot, obwohl er nicht nur mit Ächtung sondern mit Gefängnis bedroht wurde.
  • Auch Paulus nahm kein Blatt vor den Mund und stellte klar: Wenn er noch Menschen gefallen wollte wäre er kein Diener Christi (Galater 1, 10)!

Paulus schreibt sogar, dass das ganze Evangelium in den Augen seiner Zeitgenossen eine absolute Torheit und ein Ärgernis war. Das belegt: Der Zeitgeist und der Heilige Geist unterscheiden sich fundamental und stehen einander oft unversöhnlich gegenüber.

Machen wir uns nichts vor: Zur biblischen Wahrheit zu stehen bringt uns manchmal alles andere als Beifall. Manchmal verschrecken wir damit die Menschen, die wir doch für Gott gewinnen wollen. Aber Anpassung ist keine Alternative. Denn Anpassung führt zu Profillosigkeit. Profillosigkeit führt zur Bedeutungslosigkeit. Wer mit dem Zeitgeist ins Bett geht wacht am nächsten Morgen alleine auf. Höchste Zeit, von diesem Irrweg umzukehren!

83 Die Kirche muss bereit sein, Verfolgung auszuhalten

2. Timotheus 3, 12: „Jeder, der an Christus Jesus glaubt und ein Leben zur Ehre Gottes führen will, wird Verfolgung erleben.“
Matth. 24, 9: „Ihr werdet von allen Nationen gehasst werden um meines Namens willen“

Wer hätte zu biblischer Zeit ahnen können, dass sich die kleine Schar der Christen zum weltweiten Hassobjekt entwickelt? Und doch ist es wahr geworden: Heute gibt es über 100 Millionen verfolgte Christen weltweit. Auch bei uns im Westen nimmt der Hass auf Christen zu. Und spätestens seit der Ermordung eines französischen Priesters durch muslimische Terroristen ist klar: Auch die europäische Kirche muss mit Verfolgung rechnen. Dass schon jetzt aus Angst vor Terror ein Viertel aller regelmäßigen Gottesdienstbesucher Kirchen meiden will beweist, wie wenig die Kirche darauf vorbereitet ist!

Gleich 14 mal ermahnt uns das Neue Testament: Seid wachsam! Werdet nicht müde im Glauben! Verfolgung kann sehr rasch über uns hereinbrechen. Wir müssen uns darauf vorbereiten, BEVOR es ernst wird und nicht erst, wenn es soweit ist! Jogi Löw würde das sofort bestätigen: Die Fitness für eine WM erwirbt man sich VOR dem Turnier, nicht währenddessen. Sonst ist man schnell weg vom Fenster.

Ein lauwarmer Glaube trägt nicht, wenn es stürmisch wird. Die Kirche hat deshalb den Auftrag, die Gläubigen JETZT fit zu machen für turbulente Zeiten. JETZT ist die Zeit, Leidenschaft für Jesus zu wecken und sich tief im Wort Gottes zu verwurzeln, das uns etwa 100 mal sagt: “Fürchte Dich nicht!” Nur ER schenkt uns die Stärke, die wir brauchen, um auch in herausfordernden Zeiten zu bestehen.

Der ganze Artikel zur 83. These: JETZT Öl nachfüllen!

84 Die Kirche muss beachten, dass der Staat einen völlig anderen Auftrag hat als sie selbst

Römer 13, 4: „Die Regierung ist von Gott dazu eingesetzt, dich zu unterstützen. Wenn du jedoch Unrecht tust, ist deine Angst begründet, denn du wirst bestraft werden. Sie ist von Gott dazu eingesetzt, diejenigen in seinem Auftrag zu bestrafen, die Unrecht tun.“

Sollen Polizisten (notfalls mit Gewalt) Grenzen sichern? Darf man den IS mit Waffengewalt bekämpfen? Solche und ähnliche Fragen werden auch unter Christen hitzig diskutiert. Schließlich sagt Jesus, dass wir alle Fremden herzlich aufnehmen (Matthäus 25, 35), unsere Feinde lieben und ihnen die andere Wange hinhalten sollen.

Aber Vorsicht: Diese Gebote hat Jesus seinen Nachfolgern und somit der Kirche gegeben! In Bezug auf den Staat lesen wir in der Bibel etwas Anderes: Ihm hat Gott das Schwert in die Hand gegeben, um für Ordnung zu sorgen (Römer 13, 1-7). Die Bibel erklärt auch warum: Wir Menschen tragen in unserem Kern etwas Böses in uns, das nicht einfach dadurch verschwindet, dass man uns gut behandelt. Deshalb ist eine bewaffnete Polizei und eine Armee (als internationale Polizei) unverzichtbar, um das Chaos einzudämmen, das die menschliche Bosheit anrichtet.

Wer vom Staat Pazifismus nach den Regeln der Bergpredigt verlangt hat die Bibel gründlich missverstanden und schadet der Gesellschaft und dem Staat, weil er ihn daran hindert, das zu tun, was ein Staat tun muss! Gerade in Zeiten wachsender Bedrohungen ist es deshalb äußerst wichtig, dass wir die Aufgaben von Kirche und Staat sauber unterscheiden, für den Staat und die Politik beten und ihn darin unterstützen, seinen ordnungspolitischen Aufgaben nachzukommen.

Der ganze Artikel zur These 84: Das 2-Reiche-Missverständnis

85 Die Kirche muss lernen, fröhlich zu geben und Gott zu vertrauen!

2. Korinther 9, 6: „Wer wenig sät, wird auch wenig ernten. Und wer reichlich sät, wird reichlich ernten.“

Die großen Kirchen in Deutschland sind reich! Die Kirchensteuer fließt so üppig wie nie zuvor. Aber das ist nur eine Momentaufnahme. Angesichts rapide sinkender Mitgliederzahlen wird dieser Geldfluss bald austrocknen.

Es ist deshalb absehbar, dass auch die Kirche in Deutschland lernen muss, aus dem Glauben zu leben, um Versorgung zu beten und ihre Mitglieder um Spenden zu bitten. Dafür wird es notwendig sein, Kirche so kraftvoll und lebendig zu gestalten, dass die Menschen gerne kommen und nicht nur ihr Herz sondern auch ihren Geldbeutel öffnen.

In seinem ausführlichen Spendenaufruf an die Korinther hat Paulus uns dazu wichtige Prinzipien gelehrt, die wir als Kirche im Westen ganz neu buchstabieren müssen:

  • Gott liebt den fröhlichen Geber, der ohne Angst weggeben kann, weil er seine Sicherheit und seinen Reichtum in Gott hat!
  • Wer großzügig gibt, wird in jeder Hinsicht auch großzügig gesegnet.
  • Wer Überfluss hat (so wie wir momentan) soll denen geben, die Mangel leiden.

Seien wir ehrlich: Besonders uns Landeskirchlern fällt das schwer! Wir sind es nicht gewohnt, zu spenden und von Spenden abhängig zu sein. Deshalb ist es höchste Zeit, das einzuüben. In der Zeit des Überflusses wird das noch am leichtesten gehen.

Ganz konkret: Wie wäre es, wenn wir gerade jetzt beginnen, viel großzügiger als bisher der weltweit notleidenden Kirche zu helfen? Und wie wäre es, wenn wir auch in den großen Kirchen schon jetzt anfangen, im Vertrauen auf Gottes Versorgung neue Strukturen aufzubauen, die sich nicht aus Steuern sondern aus Spenden, Freundeskreisen, Fördervereinen und Fundraising finanzieren? Lernen wir doch von den freien Gemeinden und der weltweiten Kirche, damit wir nicht unvorbereitet zerbrechen an den Herausforderungen, die vor uns liegen.

86 Gott und nicht das Geld muss die Kirche leiten

Lukas 16, 13: „Niemand kann zwei Herren dienen. … Ihr könnt nicht Gott und dem Geld zugleich dienen.“

„Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“: Geld schafft zwangsläufig immer ein System von Abhängigkeiten. Würde ich wirklich auch dann noch radikal Gott und meinem Gewissen folgen, wenn meine persönliche Existenz dabei auf dem Spiel steht? Oder mache ich doch lieber Kompromisse, wenn es das System, das mich ernährt, von mir fordert? Das sind schwierige Fragen, die wohl niemand von uns so einfach und klar beantworten kann.

Paulus wusste das. Deshalb hat er strikt darauf geachtet, niemals finanziell von jemand abhängig zu sein. Das hat ihn frei gemacht, klar und deutlich für seine Überzeugungen zu stehen, selbst wenn sie ihn mit Petrus oder anderen Persönlichkeiten der damaligen Kirche in Konflikt gebracht haben.

Jesus hat sehr klar gemacht, dass er beim Geld keine Kompromisslinie sieht. Entweder regiert Gott oder das Geld. Beides geht nicht. Ich glaube deshalb, dass sich die Kirche einigen schmerzhaften Fragen stellen muss:

Die großen Kirchen leben von Kirchensteuern, die zu einem erheblichen Teil von Menschen bezahlt werden, die nicht von Herzen Jesus folgen. Inwieweit lähmt das die missionarische Klarheit der Kirche? Inwieweit hält das die Kirche davon ab, Menschen in Frage zu stellen und zur Umkehr zu rufen? Inwieweit ist das strikte Beharren auf der Praxis der Kindertaufe und das harte Ausschließen anderer Taufauffassungen tatsächlich theologisch begründet oder doch auch in der Sorge, dass ohne Kindertaufe die finanzielle Basis der Volkskirche wegbricht? Wie konsequent achtet die Kirche darauf, dass die zu den Sakramenten gehörenden Bekenntnisse (z.B. der Taufpaten) wirklich ernst genommen und ernst gemeint werden? Oder vermeidet sie solche Fragen, um niemand zu verschrecken? Welche Auswirkungen hat das auf den Wert der kirchlichen Sakramente und die Glaubwürdigkeit der Kirche?

Die Kirche in Deutschland ist reich. Jesus hat deutlich gemacht, dass Reichtum sich nur schwer verträgt mit dem schmalen Weg, der ins Reich Gottes führt. Manche behaupten, dass deshalb die Abschaffung der Kirchensteuer notwendig ist auf dem Weg zu einer gesunden Kirche. Egal, wie man dazu steht, Fakt ist: Wenn die Kirche sich innerlich vom Geld statt von Gott leiten lässt kann sie nicht gesunden.

87 Gemeinde braucht Kleingruppen, in denen authentisch das Leben geteilt wird

Apostelgeschichte 2, 46: „Gemeinsam beteten sie täglich im Tempel zu Gott, trafen sich zum Abendmahl in den Häusern und nahmen gemeinsam die Mahlzeiten ein, bei denen es fröhlich zuging und großzügig geteilt wurde.“

Apostelgeschichte 5,42: „Und sie fuhren fort, täglich im Tempel und in den Häusern die Botschaft zu verkünden, dass Jesus der Christus sei.“

Jesus hatte in den 3 Jahren seines Dienstes eine seltsame Strategie: Er baute keine Strukturen und keine Organisationen. Er predigte auch nur manchmal zu größeren Menschenmengen. In erster Linie verbrachte er Zeit mit 12 einfachen Männern, denen er Freund, Vorbild, Lehrer und Mentor war.

Auch in der Urgemeinde ging es nicht primär um große Organisationen sondern vor allem um Gemeinschaft – mal alle zusammen im Tempel, oft aber auch verteilt auf die Häuser, um dort in überschaubaren Gruppengrößen miteinander zu essen, zu feiern, das Leben miteinander zu teilen und die gute Botschaft weiter zu geben.

Das macht Sinn! Denn nur in kleineren Gruppen können wir unsere Fassaden fallen lassen. Nur dort können wir unsere Oberflächlichkeit überwinden, ehrlich voreinander werden und uns dann einander da ermutigen, ermahnen, unterstützen, Liebe zeigen, helfen, fördern, wo es wirklich Not tut.

Höchste Zeit, dass Kirche ihre Prioritäten verschiebt hin zu Orten mit authentischer Gemeinschaft, mit echter Fürsorge und spürbarer Liebe füreinander. Solche Gemeinschaften aufzubauen ist nicht immer einfach. Es ist für alle Beteiligten herausfordernd, wenn Fassaden fallen und unsere Abgründe ans Licht kommen. Aber nur so entsteht die Chance, dass Kirche und Gemeinde wirklich ein Ort der Heilung und Wiederherstellung wird.

In einer Gesellschaft, die immer mehr nach dem Motto lebt: ‚Wenn jeder für sich selber sorgt ist für alle gesorgt‘, werden authentische, liebevolle Gemeinschaften unschlagbar attraktiv! Es ist Zeit, Kirche und Gemeinde von fürsorglichen Kleingruppen und lebendigen „Jesus-Zellen“ her zu denken!

88 Gemeinde kann nur wachsen, wenn die Vielfalt der Gaben zusammenspielt!

1. Korinther 12, 7+27: „Jedem von uns wird eine geistliche Gabe zum Nutzen der ganzen Gemeinde gegeben. … So bildet ihr gemeinsam den Leib von Christus, und jeder Einzelne gehört als ein Teil dazu.“

Das Bild hat sich tief in unsere kollektive Vorstellung von Gemeinde eingebrannt: Vorne eine Kanzel, davor die Bänke. Dort die Mitarbeiter, da die Konsumenten. Das Problem an diesem Bild: Es ist grundfalsch.

KirchenbänkeIn der ursprünglichen Gemeinde gab es keine Aufteilung zwischen Mitarbeitern und sonstigen Gemeindegliedern. ALLE waren Mitarbeiter. Mehr noch: ALLE wurden als wichtig für das Wachstum der Gemeinde angesehen. Denn Gott hat seine Gaben auf alle Gemeindeglieder verteilt. Und ALLE Gaben werden gebraucht, damit die Gemeinde insgesamt wachsen und gedeihen kann.

Höchste Zeit also, von unserer Pfarrer-/Priester-/Pastorenzentrierung und unserer künstlichen Mitarbeiter-/Gemeindemitglieder-Aufteilung umzukehren und stattdessen die in der gesamten Gemeinde verteilten Gaben zu suchen, zu entdecken, zu fördern, zu schulen und an geeigneter Stelle in Aktion zu bringen. Und das nicht nur bei „gereiften“ Gemeindegliedern! Jesus hat seine Jünger vom ersten Moment an mit ihrer Aufgabe konfrontiert (Von jetzt an wirst Du Menschen fischen) und sie mit „Training on the job“ ins kalte Wasser geschmissen. So können auch wir schon in der Jugendarbeit beginnen, junge Christen von Anfang an zu Beteiligten zu machen, die aktiv mitarbeiten und mitgestalten.

Wichtig ist dabei:

  • Jeder ist Teil eines Teams, so wie die Glieder an einem Leib nur im Team ein sinnvolles Ganzes ergeben.
  • Jesus ist das Haupt des Leibes. Ihm folgen und dienen wir gemeinsam.

Wenn wir das beachten, wird es zwar immer wieder rumpeln und holpern, weil man einen solchen Organismus, in dem jeder aktiv ist, nicht vollständig kontrollieren und vor allen Fehlern bewahren kann. Aber der Lohn ist eine Gemeinde voller Leben statt einem ordentlichen Friedhof mit Grabesruhe! Wer die Milch will, darf den Mist nicht scheuen. Vertrauen wir einfach darauf: Solange Jesus das Haupt ist hat ER alles unter Kontrolle!

89 Gemeinde braucht nicht nur Hirten („Pastoren“) sondern alle Vertreter des 5-fältigen Dienstes

Epheser 4, 11-12: „Er hat die einen als Apostel, die anderen als Propheten, wieder andere als Evangelisten und schließlich einige als Hirten und Lehrer eingesetzt. Ihre Aufgabe ist es, die Gläubigen für ihren Dienst vorzubereiten und die Gemeinde – den Leib Christi – zu stärken.“

Gemeinde braucht Stärkung! Und zwar ganz konkret durch diese Dienste:

  • Hirten, die sich für das Wohlergehen der einzelnen Gemeindemitglieder verantwortlich fühlen und sich seelsorgerlich um sie kümmern.
  • Lehrer mit der Gabe, Gottes Wort so einfach, klar und tiefgründig auszulegen, dass die Gemeinde eine Liebe zur Bibel entwickelt und tief darin gegründet wird.
  • Evangelisten, deren Herz für die Menschen schlägt, die Jesus noch nicht kennen und die die ganze Gemeinde dafür begeistern, sie für Jesus zu gewinnen.
  • Propheten mit einem starken Gespür dafür, was der Geist der Gemeinde sagt und mit einer Gabe zur Unterscheidung der Geister, Einflüsse und Strömungen, die auf die Gemeinde einwirken.
  • Apostel, die alle diese Dienstgaben in sich vereinen und pionierhaft neue Gemeinden und Strukturen aufbauen können.

Wo sucht, fördert, bevollmächtigt und beruft die Kirche heute Menschen mit diesen Diensten und Berufungen?

Zwar hat jede Gemeinde einen oder mehrere Hirten („Pastoren“). Aber angesichts der vielen zu betreuenden Gemeindemitglieder und der vielfältigen pastoralen Aufgaben kommt das Seelsorgerliche oft zwangsläufig viel zu kurz. Eine seelsorgerliche Begabung spielt in der Auswahl und Ausbildung der Pastoren oft auch nur eine untergeordnete Rolle.

Pastoren sind meist zugleich die Hauptlehrer der Gemeinde, unabhängig davon, ob sie tatsächlich eine ausgeprägte Lehrgabe haben oder nicht. Entsprechend unterschiedlich ist die Qualität der Lehre in den Gemeinden.

Das zeigt: Auch der beste Pastor kann gar nicht Hirte aller Gemeindemitglieder sein. Und er muss auch nicht der einzige Lehrer sein. Vielmehr ist es immer sinnvoll und notwendig, weitere Hirten und Lehrer in der Gemeinde ganz bewusst zu suchen und zu fördern.

Und was ist mit den Propheten, Evangelisten und Aposteln? Über diese lebenswichtigen Dienste wird seltsamerweise kaum noch gesprochen. Entsprechend verkümmert sind sie in unserer Kirche. Entsprechend schwach sind die Gemeinden.

Höchste Zeit, das zu ändern!