Sex und Kultur

Die aufrüttelnde Studie von Joseph D. Unwin

Immer wieder begegnet mir die Meinung, dass Christen sich viel zu sehr um Fragen der Sexualmoral drehen. Wer sich heute noch gegen Sex vor der Ehe oder gegen die “Ehe für alle” ausspricht würde das Christentum ewiggestrig, moralinsauer und intolerant erscheinen lassen. Entsprechend empfiehlt jetzt ein Gremium der evangelischen Kirche, vom Zeitgeist zu lernen und sich der sexuellen Freiheit und Vielfalt zu öffnen. Die evangelische Frauen- sowie Männerarbeit setzt sich schon länger für die Anerkennung vielfältiger, auch polyamorer Beziehungsformen ein. Und überhaupt: Kann denn Liebe Sünde sein? Ist es nicht ein Gebot der Nächstenliebe, all die vielfältigen sexuellen Neigungen und Praktiken einfach für gleichwertig normal zu halten?

Der Diplom-Soziologe Konstantin Mascher hat für das deutsche Institut für Jugend und Gesellschaft eine spannende Zusammenfassung des Buchs “Sex and Culture” von Joseph D. Unwin verfasst. In diesem bis heute einzigartigen Werk aus dem Jahr 1934 untersucht der damalige Ethnologe der Universität Cambridge, ob es einen Zusammenhang zwischen der Sexualmoral und dem Kulturniveau einer Gesellschaft gibt. Über seine Ergebnisse war Unwin selbst völlig überrascht:

Die Untersuchung von 80 Naturvölkern ergab einen nahezu strikten Zusammenhang zwischen dem Kulturniveau und der vorehelichen sexuellen Regulierung. Alle höher entwickelten Gesellschaften bestanden auf vorehelicher Enthaltsamkeit. Alle Gesellschaften, die voreheliche Enthaltsamkeit forderten, hatten ein höher entwickeltes kulturelles Niveau:Vergleich Kulturniveau und SexualmoralVergleichsskala voreheliche Voreheliche Enthaltsamkeit (oben) und Kulturniveau (unten) bei 80 Naturvölkern

Bei der Untersuchung von 16 höher entwickelten Kulturen stellte Unwin fest, dass sie am Anfang ihres kulturellen Aufstiegs neben der vorehelichen Enthaltsamkeit zusätzlich auf einer absoluten ehelichen Treue und Monogamie bestanden: „In der Vergangenheit stiegen unterschiedliche Gesellschaften auf in unterschiedlichen Teilen der Erde, gediehen prächtig, und gingen wieder nieder. In jedem Fall fing die Gesellschaft ihre historische Karriere in einem Zustand der absoluten Monogamie an.“

Unwin prüfte weiterhin, wie sich Veränderungen in der Sexualmoral auf die kulturelle Entwicklung auswirken. Dafür untersuchte er die historischen Verläufe von 6 Hochkulturen. Das Ergebnis war verblüffend: „Diese Gesellschaften lebten in unterschiedlichen geographischen Regionen; sie gehörten zu unterschiedlichen Rassen; aber ihre Geschichte der Heiratsordnung ist dieselbe. Am Anfang hatte jede Gesellschaft dieselben Ideen in Bezug auf die sexuellen Regulierungen. … Jede Gesellschaft reduzierte die Möglichkeiten der sexuellen Befriedigung auf ein Minimum, wies große soziale Energie auf und florierte. Dann erweiterte sie die Möglichkeiten der sexuellen Befriedigung; ihre Energie wurde weniger und löste sich auf. Das einzig Außergewöhnliche an dem Ganzen ist die absolut gleichförmige Wiederholung.

Bei Griechen und Römern z.B. sei zu erkennen, wie sich die Gesellschaft, in der sich die Einehe als Norm etablierte und Promiskuität verboten war, innerhalb von drei Generationen festigte und zu einer gewissen Vormachtstellung gelangte. In den kulturellen Hochphasen kam es zu einer Aufwertung der Genussorientierung (Hedonismus) und damit auch zu einer Aufweichung der Sexualnormen. Die Scheidung wurde erleichtert und der außer- und voreheliche Geschlechtsverkehr zunehmend akzeptiert. Nach einer relativ kurzen Phase von Wohlstand und sexueller Freizügigkeit kippte die Situation: In den wohlhabenden Schichten wurden immer weniger Kinder geboren und die Bemühungen des Staates, die Geburtenrate anzuheben, griffen nicht mehr. Der kulturelle Abstieg und die feindliche Übernahme durch fremde, aufstrebende Kulturen waren nicht mehr abzuwenden. Die Generation, die von der “sozialen Energie” der Gründerzeit ihrer Väter zehrte, deren Verzichtbereitschaft jedoch verwarf, hatte den eigenen Erben nicht mehr viel weiterzugeben. Aus dem empirischen Material folgerte Unwin, dass sich die Folgen einer veränderten Sexualnorm nach ca. 100 Jahren (3 Generationen) bemerkbar machen.

Unwins Fazit: „Der kulturelle Zustand jedweder Gesellschaft in jedweder geographischen Umgebung wird durch die vergangenen und gegenwärtigen Methoden der Regulierung der Beziehungen der Geschlechter zueinander bestimmt.” „Manchmal hört man, dass jemand die Vorteile eines hohen kulturellen Niveaus genießen möchte und gleichzeitig die Begrenzung der sexuellen Triebbefriedigung abschaffen wolle. Das Wesen des menschlichen Organismus scheint jedoch so beschaffen zu sein, dass diese Wünsche unvereinbar sind, sogar einander widersprechen. Solch ein Reformer gleicht dem törichten Jungen, der den Kuchen essen und gleichzeitig behalten will. Jede menschliche Gesellschaft hat die Freiheit, sich zu entscheiden, ob sie hohe soziale Energie oder sexuelle Freizügigkeit will. Die Fakten zeigen, dass beides gleichzeitig nicht länger als eine Generation möglich ist.Unwin ZitatAber warum wird diese verblüffende Studie heute nirgends diskutiert? Der katholische Theologe Dr. Spindelböck schreibt dazu: “Die Grundthese Unwins, wonach es einen eindeutig feststellbaren empirischen Zusammenhang zwischen vorehelicher sexueller Enthaltsamkeit und strikter Monogamie auf der einen und dem höheren kulturellen Status einer Gesellschaft auf der anderen Seite gibt, ist bis jetzt nicht widerlegt. … Die von Unwin in seiner Hauptthese aufgezeigten Zusammenhänge sind zwar in einschlägigen Kreisen bekannt und anerkannt; im öffentlichen gesellschaftlichen Diskurs hindert es gegenwärtig eine so genannte „political correctness“ im Rahmen der Gender- und Homosexualitäts-Ideologie, dass die Ergebnisse Unwins zum Gegenstand weiterer Analysen und Schlussfolgerungen gemacht werden.”

Prägend sind stattdessen bis heute die Sexualstudien des oft als Held der “sexuellen Revolution” gefeierten Alfred Kinsey, obwohl sie z.T. unter kriminellen Umständen zustande kamen und Dokumente schlimmsten Kindesmissbrauchs beinhalten (Achtung: Dieser schockierende Bericht darüber ist nichs für schwache Nerven, ebensowenig die verstörende Originalschrift von Kinsey über die Sexualität von Kindern). Kinsey war ein wichtiger Wegbereiter des heutigen enttabuisierten “anything goes-Klimas”, in dem ethisch/moralische Bewertungen sexuellen Verhaltens grundsätzlich verpönt sind. Somit hat sich 1 Vorhersage Unwins schon jetzt bestätigt: In der Zeit des Wohlstands werfen wir sexuelle Einschränkungen über Bord und hören lieber auf Leute, die uns sagen, was wir gerne hören wollen (2. Tim. 4, 3), selbst wenn sie noch so fragwürdig sind.

Wird Unwin auch mit der anderen Vorhersage recht behalten, dass das Verwerfen sexueller Einschränkungen nach 3 Generationen zum Niedergang der Gesellschaft führt? Wenn man die sexuelle Befreiung in der 68er-Generation verortet wären wir jetzt schon auf halber Strecke. Und tatsächlich sind wir inzwischen Weltmeister im Senken der Geburtenrate. Die wenigen Kinder reißen wir zudem frühzeitig von den Eltern weg und destabiliseren sie dadurch emotional. Gleichzeitig wird der Wertekonsens unserer Gesellschaft durch Einwanderung aus fremden Kulturen und durch die Säkularisierung ausgehöhlt. Sind wir vielleicht tatsächlich dabei, unsere Gesellschaft zu destabiliseren? Dem Fazit von Konstantin Mascher ist m.E. jedenfalls zuzustimmen: “Eine Gesellschaft, die Egozentrismus und Hedonismus fördert, die die Zukunft nicht genügend in den Blick nimmt und auch nicht zum Verzicht bereit ist, richtet nachhaltigen Schaden an.”

Es stimmt schon: Die wichtigste Botschaft, die unsere Gesellschaft von uns Christen hören sollte ist nicht unsere Meinung zur Sexualmoral. Und richtig ist auch, dass wir sensibel darauf achten müssen, Menschen mit unterschiedlichen sexuellen Identitäten nicht herabzuwürdigen sondern liebe- und respektvoll mit allen Menschen umzugehen.

Aber richtig ist auch: Wir erweisen unseren Mitmenschen einen Bärendienst, wenn wir ihnen nach dem Mund reden und die großartigen und heilsamen biblischen Werte über Sexualität, Treue und Verbindlichkeit (hier großartig erklärt von Johannes Hartl) verschweigen oder verschämt für uns behalten. Denn diese Werte sind nicht nur für einzelne Menschen sondern auch für die Gesellschaft als Ganzes wichtig und heilsam.

Quellen:

Vielen Dank an Konstantin Mascher für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung dieses Artikels.

Siehe auch:

Die 6 grundlegendsten Irrtümer der Gegenwart

Liebe Leser, ich muss Sie warnen: Über jedes Thema, das ich hier gleich anreißen werde, wurden bereits bücherregalfüllende Debatten geführt in intellektuellen Höhen, in denen mir schwindlig wird. Deshalb vorweg: Dieser Artikel will keine fundierte Abhandlung sein. Er gibt einfach nur meine Meinung wieder. Und hier kommt sie auch schon: Meine total subjektive Hitparade der grundlegendsten Irrtümer der Gegenwart:

Platz 6: Glaubhaft ist nur, was naturwissenschaftlich nachvollziehbar ist!

Deshalb ist Jungfrauengeburt, Brotvermehrung oder Auferstehung in etwa so glaubwürdig wie der Osterhase. Und wer heute noch als Wissenschaftler an einen göttlichen Designer glaubt hat seinen Ruf verspielt, egal wie fundiert seine Argumente sind (dazu hier ein äußerst lohnender Film!). Zu Galileis Zeiten hat noch die Religion Denkverbote erteilt. Heute machen das Naturwissenschaftsideologen – und verleihen so der Wissenschaft fast religiöse Züge…

Platz 5: Es gibt keine absolute Wahrheit!

Was für eine geniale Idee der postmodernen Philosophen: Statt wie früher endlos zu diskutieren, ob die Erde eine Kugel oder eine Scheibe ist sagen wir einfach: Ihr habt subjektiv irgendwie alle recht – und objektive Wahrheiten gibt es sowieso nicht. Dann gibt es zwar keinen Erkenntnisfortschritt aber auch keine Streitereien mehr. Toll! Nur eine kleine Frage hätte ich noch: Kann die Behauptung, dass es keine Wahrheit gibt, wahr sein, wenn es gar keine Wahrheit gibt?

Platz 4: Die Religionen glauben alle an den gleichen Gott!

Seit Lessings Ringparabel scheinen immer mehr Menschen an einen Gott mit multipler Persönlichkeitsstörung zu glauben. Sein Wesen ist zwar in jeder Religion total verschieden, aber er ist trotzdem überall derselbe. Aber klar: Es ist natürlich viel besser, an einen schizophrenen eierlegenden Wollmichsau-Gott für Alle zu glauben als diese arroganten Absolutheitsansprüche zu akzeptieren. Das wäre ja total intolerant, denn…

Platz 3: Toleranz bedeutet, Alles als gleichwertig anzusehen!

Toleranz im Sinne von Respekt und Nächstenliebe reicht nicht. Das wäre ja nur Duldung, und „Dulden heißt beleidigen“! Was wir heute brauchen ist Akzeptanz! Das heißt: Wir müssen andere Meinungen, Religionen und Lebensstile als genauso richtig anerkennen, wenn wir keine ewiggestrigen homo-, islamo- oder sonstwasphoben Diskriminierer sein wollen. Gegenargumente aus der Wissenschaft oder (ganz schlimm) aus der Bibel schlucken wir deshalb schnell hinunter. Denn wer die sexuelle und sonstige Vielfalt nicht uneingeschränkt bejubelt hat keine sachliche Diskussion und keine Toleranz verdient…

Platz 2: Gleichwertigkeit kommt durch Gleichartigkeit!

Es reicht auch nicht, dass Jeder die gleichen Rechte hat. Gleichberechtigung haben wir erst, wenn Alle im Durchschnitt das Gleiche machen! Deshalb müssen wir die Mädchen unbedingt für die Arbeit auf dem Bau gewinnen und die Jungs für den Friseursalon. Dass das bislang überhaupt nicht geklappt hat liegt natürlich nicht an der Unterschiedlichkeit der Geschlechter sondern an tief sitzenden Rollenklischees, die wir mit aller Kraft bekämpfen müssen. Und solange die Medizin nichts gegen das Unrecht tun kann, dass immer nur die Frauen die Kinder austragen müssen, schieben wir eben die Kinder so früh wie möglich in KiTas ab, damit die Frauen trotzdem immer uneingeschränkt arbeiten gehen können. Und wenn dann endlich alles ganz gerecht ist bricht das Paradies aus, denn…

Platz 1: Der Mensch ist im Kern gut!

Die Menschen verhalten sich ja nur deshalb so schlecht, weil sie so schlecht behandelt werden. Würden wir alle Schüler in gerechte Einheitsschulen ohne Noten- und Versetzungsdruck schicken, dann würden sie sich in leistungswillige Entdecker verwandeln, die ihre Mitschüler fördern statt mobben. Radikale Muslime werden ganz von selbst tolerante Demokraten, wenn wir einfach nett zu ihnen sind. Und wenn wir den Kindern von klein auf beibringen, dass einengende Sexualtabus total von gestern sind und es viel besser ist, alle Triebe nach Lust und Laune auszuleben, dann gibt es sicher bald nur noch glückliche, bunte Regenbogenfamilien mit beliebig vielen Mamas und/oder Papas. Mit der Pornoschwemme und der rezeptfreien Pille danach sind wir dem grenzenlosen Sexparadies ja schon ganz nahe gekommen…

Ich hoffe, meine Leser verzeihen mir die satirische Zuspitzung. Aber auch wenn ich versuche, die Themen mit Augenzwinkern zu behandeln: Die Auswirkungen dieser Irrtümer sind nun einmal leider alles andere als spaßig! Die sozialistischen, kommunitären, kommunistischen und anarchistischen Utopien, die auf dem Weltbild eines guten Menschen fußen, sind nicht nur grandios gescheitert, sie haben unfassbar viel Leid produziert. Die Naivität im Umgang mit linken, islamistischen und anderen antidemokratischen Kräften gefährdet unseren Rechtsstaat. Die Forderung nach Akzeptanz statt Toleranz rüttelt an den Grundfesten der Meinungs- und Religionsfreiheit. Die Gleichmacherei im Namen der Gleichberechtigung und die Abschaffung der Sexualtabus zerstört Familien und verstört Kinder. Die Ablehnung aller Wahrheitsansprüche löst genau wie der wissenschaftliche Absolutheitsanspruch die Glaubensfundamente der Kirche auf und stürzt unsere Gesellschaft in ein moralisches Vakuum, das Extremisten nur zu gerne nutzen.

Deshalb finde ich es so wichtig, diese Denkmuster zu kennen und zu durchschauen. Denn auch wir Christen sind nicht vor ihnen gefeit, wie man leider vielerorts in den Kirchen sehen kann.

Das ist meine Meinung. Die muss niemand akzeptieren. Toleranz und Respekt würde mich schon freuen. Und eine offene Diskussion. Denn so funktioniert unsere Demokratie und eine offene, freie Gesellschaft, die wir uns unbedingt erhalten sollten!

Siehe auch:

Warum ich es (trotz allem) richtig finde, wenn Christen auf die Straße gehen

Im August 2014 war ich zum ersten Mal auf einer Demo. Es ging um Solidarität mit Israel und Protest gegen Antisemitismus. Das hat mich aufgewühlt, nicht zuletzt auch wegen der Gegendemonstranten mit ihren schlimmen antisemitischen Parolen. Schade fand ich, dass wir angesichts der vielen rund um Stuttgart lebenden Christen nur 700 Teilnehmer waren. Aber irgendwie kann ich es auch verstehen. Lange Zeit hätte ich mir selbst nicht vorstellen können, demonstrieren zu gehen. Hat Paulus nicht gesagt, dass wir ein stilles und ruhiges Leben führen sollen statt öffentlichen Aufruhr zu stiften?

Zumal so eine Demo ihre Schattenseiten hat. Oft werden die knappen Parolen den komplexen Themen nicht wirklich gerecht. Das kann polarisierend wirken statt Dialog zu fördern. Und man hat immer wieder auch schräge Leute dabei, mit denen man nicht in einen Topf geworfen werden möchte. Medien fokussieren leider oft auf solche Randfiguren, um die ganze Demo schlecht oder lächerlich zu machen. Da fragt man sich dann: Ist das am Ende nicht kontraproduktiv? Ich kann verstehen, wenn Christen sich aus diesen Gründen an Demos grundsätzlich nicht beteiligen wollen.

demo für alle

Ich selbst sehe das inzwischen jedoch anders. Ich freue mich, wenn Christen öffentlich aufmerksam machen auf das unsägliche Leid der zahllosen missbrauchten und versklavten Prostitutierten in Deutschland oder auf das hierzulande leider viel zu wenig wahrgenommene Drama der weltweit 100 Millionen verfolgten und vertriebenen Christen. Auch finde ich es wichtig, dass Christen beim Marsch für das Leben den Wert des Lebensschutzes von der Zeugung bis zum Tod hochhalten.

Und ich meine auch, dass das seit der Onlinepetition zum Bildungsplan 2015 vieldiskutierte Thema der “sexuellen Vielfalt” uns alle weiter umtreiben sollte. Denn es geht hier ja um weit mehr als nur um die verfassungsrechtlich bedenkliche Verordnung einer Einheitsmeinung, laut der Jeder jede denkbare sexuelle Variante als gleichwertig zu akzeptieren hat. Es geht auch nicht nur um die gezielte Identitätsverwirrung (“Dekonstruktion”) durch Auswüchse einer mit vielen Steuermillionen finanzierten Genderideologie. Es geht darum, dass Schamgrenzen von Kindern durchbrochen werden, wenn sie im Klassenverband mit unterschiedlichsten Sexpraktiken konfrontiert werden oder wenn (wie die Bundesgesundheitszentrale in ihren “WHO-Standards für Sexualaufklärung” empfiehlt) schon im Kindergarten über sexuelle Themen gesprochen werden soll. Es geht darum, dass Sex von Verantwortung getrennt und das Ideal lebenslanger Treue aufgegeben wird. Es geht darum, dass Ehe und Familie schrittweise gezielt dekonstruiert werden mit vielfältigen Auswirkungen auf unsere Gesellschaft  (dazu hier ein äußerst empfehlenswertes Interview mit dem Sexualpädagogen Nikolaus Franke).

Es geht aber auch um die zunehmende Verstaatlichung der Kindererziehung, die die wissenschaftlich belegte Tatsache ignoriert, dass die emotionale Nähe der Eltern, ganz besonders der Mutter, durch nichts zu ersetzen ist. Kleinkinder sind in Fremdbetreuung enormem Stress ausgesetzt. Sie brauchen Bindung, nicht Bildung! Die öffentliche Diffamierung von Hausfrauen (“Heimchen am Herd”) und der wachsende finanzielle und soziale Druck auf Eltern, ihre Kinder schon wenige Wochen nach der Geburt in eine Krippe zu geben (nicht zuletzt durch Abschaffung des Betreuungsgelds) haben Auswirkungen auf die emotionale Stabilität und Bindungsfähigkeit der nächsten Generation. Wenn aber immer weniger junge Menschen willens und in der Lage sind, lebenslange Partnerschaften aufzubauen bedeutet das zwangsläufig, dass immer weniger Kinder in einem gesunden Umfeld aufwachsen können. Dieser Trend kann im Osten Deutschlands längst beobachtet werden.

Die Väter des Grundgesetzes hatten noch betont, dass Erziehung Aufgabe der Eltern ist und dass Ehe und Familie besonders geschützt werden muss. Das Tempo, in dem wir heute zentrale Grundpfeiler unserer Zukunftssicherung über Bord werfen, ist beängstigend. Ich finde: Man kann und darf einfach nicht schweigen angesichts all des Leids, das durch diese Fehlentwicklungen erzeugt wird.

Jesus hat uns aufgetragen, Salz und Licht unserer Gesellschaft zu sein. Das heißt: Statt uns in fromme Burgen zurückzuziehen sollen wir uns einmischen, mitmachen, prägend wirken. Deshalb sollen Christen sich engagieren in Parteien, Medien, Betrieben, Schulen usw. Und sie sollen mehr denn je von ihrer „Geheimwaffe“ Gebet Gebrauch machen. Aber auch Demonstrationen sind nun einmal kein “Aufruhr” sondern ein wichtiges Element der Meinungs- und Willensbildung in einer Demokratie, das wir nicht ungenutzt lassen dürfen, um auf die Not derer aufmerksam zu machen, die sich selbst nicht helfen können. Und gerade in jüngster Zeit zeigt sich: Es lohnt sich! Die Demonstrationen verändern tatsächlich politische Entscheidungen und beeinflussen das öffentliche Meinungsbild.

Klar muss allerdings sein: Christen demonstrieren anders! Sachlich, nachdenklich, fröhlich, klug, intelligent. Wir heben nicht die Faust sondern höchstens die Hand zum Gebet. Wenn ich auf einer Demo merken würde, dass populistischem Dünnpfiff oder gar homophobem oder ausländerfeindlichem Gerede nicht gewehrt wird bin ich sofort wieder weg. Immer wieder erschrecke ich darüber, wie lieblos und abfällig sich sogar Christen über andere Menschen äußern. Liebe Demo-Organisatoren: BITTE tut alles, damit Polemik oder Diffamerierung anderer Menschen keinen Raum hat!

Am 11. Oktober 2015 ist in Stuttgart die nächste “Demo für alle” für Familie, Elternrechte und gegen Genderismus und Frühsexualisierung. Ich hoffe, dass viele Menschen kommen und ein klares Zeichen setzen, damit in unserem Land wieder bekannt wird: Ehe bleibt Ehe! Vater, Mutter, Kind – Familie gewinnt!

Siehe auch: