Christus allein!

Für Christen objektiv oder subjektiv wahr?

Standen Sie schon mal vor der Herausforderung, abnehmen zu müssen? Wenn ja, dann wissen Sie: Die Welt der Diäten ist ein Universum voller subjektiver Wahrheiten. Es gibt eben nicht DIE 1 Antwort, die für Alle passt. Worauf der Eine schwört ist für den Anderen Humbug. Nicht umsonst nehmen sich seriöse Ernährungsberater viel Zeit für einen ergebnisoffenen Dialog mit dem Betroffenen, um eine Lösung zu finden, die speziell für ihn richtig ist. Es wäre absolut lieblos und falsch, die subjektiven Wahrnehmungen und Lösungsansätze zu übergehen.

Ganz anders ist die Situation, wenn ein schwarzes Melanom auf der Haut sichtbar wird. Dann kann es keine 2 Meinungen sondern objektiv nur DIE 1 Antwort geben: So schnell wie möglich zur Operation beim Hautarzt! Zwar ist auch hier ein respektvoller und einfühlsamer Dialog sinnvoll. Aber klar ist: Um dem Betroffenen das Leben zu retten müssen wir ihn am Ende für die objektive Wahrheit gewinnen! Solange er es für besser hält, seinen Hautfleck mit Nivea-Creme zu behandeln wäre es absolut lieblos und falsch, ihn in seiner subjektiven Wahrnehmung zu bestätigen.

Subjektive und objektive Wahrheiten unterscheiden sich also grundlegend voneinander. Das gilt auch in der Theologie. Unstrittig gilt z.B. in der evangelischen Kirche die Aussage „Solus Christus – Christus allein“ als wahr. Neuerdings stellt die Evangelische Kirche jedoch die These auf, dass dieses zentrale Bekenntnis der Reformation zu den subjektiven, nicht zu den objektiven Wahrheiten gehört. So schreibt die EKD in ihrem Papier „Reformation und Islam“, dass die reformatorische Rede von „Christus allein“ zwar damals noch einen Ausschluss anderer Vorstellungen beinhaltete. Heute könne man das aber nicht mehr ohne weiteres so sehen. Erstens weil die biblischen Texte nicht mehr wie damals als unmittelbares »Wort Gottes« verstanden werden könnten. Zweitens äußert die EKD:

„Die Herausforderung besteht darin, von Christus zu sprechen, aber so, dass dabei nicht der Glaube des anderen abgewertet oder für unwahr erklärt wird. So wie für den Christen das Gehören zu Christus der einzige Trost im Leben und im Sterben ist, so ja auch für den Anhänger der anderen Religion sein spezifischer Glaube.“ (Seite 25)

Für mich mag also gelten: Christus allein ist mein Trost. Für andere Menschen (z.B. Muslime) gilt eben eine andere subjektive Wahrheit. Passend dazu ist im gesamten Papier vom Missionsauftrag keine Rede. Stattdessen wird nur vom Dialog gesprochen, aber ohne missionarisches Ziel, wie das bei subjektiven Wahrheiten eben üblich ist.

Im gleichen Atemzug sagt die Kirche, dass die Bibel für sie nicht mehr Wort Gottes ist. Das kann eigentlich auch gar nicht anders sein, schließlich steht die Subjektivierung des „Christus allein“ im krassen Widerspruch zum biblischen Zeugnis. Man denke nur an den Satz Jesu: „Niemand kommt zum Vater außer durch mich“ oder an den Ausruf von Petrus: „In ihm allein gibt es Erlösung! Im ganzen Himmel gibt es keinen anderen Namen, den die Menschen anrufen können, um errettet zu werden.“ Dazu kommt: Die komplette biblische Heils- und Weltgeschichte ist auf Christus zugeschnitten. Von der ersten bis zur letzten Seite sagt die Bibel: Christus ist das Zentrum der Geschichte Gottes mit allen Menschen. Wer die zentrale Rolle von Christus subjektiviert muss deshalb zwangsläufig die ganze Bibel subjektivieren.

Hier wird die tiefe und existenzielle Krise der Theologie und der Kirche deutlich: Sie glaubt selbst nicht mehr daran, objektive Wahrheiten in den Händen zu halten. Und so hat sie auch nichts mehr, woran man sich sicher halten kann, weder im Leben noch im Sterben. Wenn alles gleich gültig ist, ist alles gleichgültig. Kein Wunder, dass die Botschaft der Kirche heute weder als attraktiv noch als provokant wahrgenommen wird sondern einfach nur noch desinteressiertes Achselzucken hervorruft.

Deshalb ist es 500 Jahre nach Luther allerhöchste Zeit für eine neue Reformation. Buchstabieren wir es heute wieder neu: Allein die Schrift! Christus allein! Für alle Menschen, zu allen Zeiten! Nur so hat Kirche Zukunft.

Siehe auch:

Reformation jetzt!

Ich liebe meine Kirche! Ich liebe die Nägel, die die Reformatoren in die Tür der Kirche Jesu geschlagen haben: Allein die Schrift! Allein durch den Glauben! Allein durch Gnade! Christus allein! Alle Gläubigen sind Priester! Das unterschreibe ich zu 100 %.

Aber immer wieder leide ich an meiner Kirche! Wenn ich sehe, wie sie ihr Erbe verspielt, wie sie den Missionsbefehl leugnet, wie sie leugnet, dass die Bibel Gottes Wort ist, wie sie es für egal hält, ob das Grab leer war oder nicht, wie sie sogar das Glaubensbekenntnis für irrelevant hält – dann könnte ich heulen. Überall auf der Welt riskieren Christen ihr Leben für das Evangelium. Und wir, die wir alle Freiheit haben, vernebeln es? Was müssen die verfolgten Christen und die „Wolke der Zeugen“ nur über uns denken???

Wäre es da nicht Zeit, mutig aufzustehen und den Mund aufzumachen, so wie Luther es einst todesmutig tat? Oder ist es unchristlich, mit Widerspruch Unfrieden zu stiften? Schließlich wollen wir doch alle keinen Streit unter Christen, oder?

Jesus war da irgendwie anders. Er hat die Sünder geliebt. Aber er konnte fürchterlich sauer werden, wenn der Ort des Gebets und der Anbetung, also die Kirche, verhunzt wird. Paulus hat sogar alle verflucht, die das Evangelium abwandeln, um nirgends anzuecken. Warum war er so radikal? Aus Liebe! Aus Sorge um die Menschen, die ohne eine lebendige, auf der Wahrheit gegründete Kirche das Rettungsboot des Evangeliums verpassen. Das hat nichts mit liebloser Rechthaberei zu tun. Es ist nicht lieblos, auf der untergehenden Titanic die nette Geselligkeit mit Alarmrufen zu stören!

Manche treten jetzt aus der Kirche aus, weil sie die Irrungen der Kirchenleitung nicht mehr verstehen oder ertragen. Schade. Ich würde mich freuen, wenn gerade die, denen das kirchliche Fundament von Bibel und Bekenntnis wichtig ist, aufstehen statt austreten. Damit das Schiff, das sich Gemeinde nennt, aus dem Strudel der Ver(w)irrung findet und seine Segel wieder hisst im Wind des Heiligen Geistes.

Lasst uns das Reformationsfest und das anstehende Reformationsjubiläum nicht rückblickend feiern. Kümmern wir uns um das Feuer, nicht um die Asche. Das letzte, was wir angesichts einer rapide schrumpfenden Kirche und verlorengehender Menschen brauchen ist eine rückwärtsgewandte Geschichtsbesinnlichkeit.

Es ist Zeit für eine neue Reformation. Schlagen wir es heute an die Türen unserer Kirchen und theologischen Lehrstühle:

  • Sola Scriptura! Allein die Schrift! Alle Schrift ist von Gott eingegeben. Sie ist die Wahrheit, die uns frei macht.
  • Solus Christus! Christus allein! In keinem anderen Namen ist das Heil zu finden! Deshalb bringen wir diesen Namen zu allen Menschen!
  • Sola fide! Allein aus Glauben! Es reicht nicht, gut oder religiös zu leben. Allein der Glaube an Jesus rettet!
  • Sola gratia! Allein aus Gnade! Nur Jesu Blut macht uns Sünder unverdient gerecht und öffnet uns den Zugang zu Gott und zum ewigen Leben!

Ecclesia semper reformanda: Die Kirche muss immer wieder reformiert werden! Wir brauchen Reformation jetzt! Es ist Zeit, das alte Kampflied wieder anzustimmen:

O komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei uns ein,
verbreite Licht und Klarheit, verbanne Trug und Schein.
Gieß aus dein heilig Feuer, rühr Herz und Lippen an,
dass jeglicher Getreuer den Herrn bekennen kann.

O du, den unser größter Regent uns zugesagt:
komm zu uns, werter Tröster, und mach uns unverzagt.
Gib uns in dieser schlaffen und glaubensarmen Zeit
die scharf geschliff’nen Waffen der ersten Christenheit.

Unglaub und Torheit brüsten sich frecher jetzt als je;
darum musst du uns rüsten mit Waffen aus der Höh.
Du musst uns Kraft verleihen, Geduld und Glaubenstreu
und musst uns ganz befreien von aller Menschenscheu.

Es gilt ein frei Geständnis in dieser unsrer Zeit,
ein offenes Bekenntnis bei allem Widerstreit,
trotz aller Feinde Toben, trotz allem Heidentum
zu preisen und zu loben das Evangelium.

Du Heil’ger Geist, bereite ein Pfingstfest nah und fern;
mit deiner Kraft begleite das Zeugnis von dem Herrn.
O öffne du die Herzen der Welt und uns den Mund,
dass wir in Freud und Schmerzen das Heil ihr machen kund.

Zeit zum Aufstehen” ist eine Initiative von Christen, die sich nach einer Erneuerung der Kirche sehnen. Bislang haben etwa 20.000 Christen haben unterzeichnet. Es wäre schön, wenn es noch deutlich mehr werden…

Siehe auch: