Die EKD und die Homo-Ehe

Ein offener Brief an Heinrich Bedford-Strohm

Sehr geehrter Herr Bedford-Strohm,

Sie begründen Ihr Votum für die Homo-Ehe mit der Aussage, dass die Bibel zur “Überwindung von Diskriminierung jeder Art” ermutige. Damit tragen Sie leider mit dazu bei, dass jedes auch noch so seriöse Argument gegen die Homo-Ehe als “Diskriminierung” abgestempelt wird. So wird der notwendige Dialog leider verhindert, nicht gefördert.

Ihre Argumentation ist zudem äußerst fragwürdig: Es gibt viele Varianten, in denen Menschen verbindlich zusammen leben und sich lieben können, nicht nur die Verbindung zweier Partner. So hat Eske Wollrad von den evangelischen Frauen ja bereits gefordert, sich genauso für polyamore Beziehungen zu öffnen. Wenn die Definition von Ehe = 1 Mann und 1 Frau aufgelöst wird und nur noch Liebe und Verbindlichkeit die Kriterien sind, gibt es keinen Grund, nicht auch noch weitere vielfältige Formen des Zusammenlebens als Ehe zu bezeichnen.

Ganz abgesehen davon, dass das theologisch äußerst fragwürdig ist: Die Väter und Mütter des Grundgesetzes hatten gute Gründe, gerade die Verbindung von 1 Mann und 1 Frau besonders zu schützen, denn diese Verbindung ist nun einmal in unvergleichlicher Weise die Keimzelle einer Gesellschaft und der optimale Schutzraum für das Gebären und das Aufwachsen von Kindern. Durch den Art. 6 des Grundgesetzes wird niemand diskriminiert oder abgewertet. Mit der eingetragenen Lebenspartnerschaft haben gleichgeschlechtlich Liebende auch jetzt schon die Möglichkeit, ihrem Willen zu einer lebenslang verbindlichen Partnerschaft eine rechtlich verbindliche Gestalt zu geben. Die Rechtsfolgen sind – abgesehen von der Adoption, die ja auch Sie (noch?) in Frage stellen – auch schon jetzt den Rechtsfolgen der Ehe zum größten Teil nachgebildet.

Aber wenn Sie die gleichgeschlechtliche Partnerschaft als “Ehe” bezeichnen helfen Sie mit, dass das Leitbild der Ehe zwischen Mann und Frau durch das Leitbild der sexuellen Vielfalt ersetzt wird. Dieser Wandel wird nach meiner festen Überzeugung schwerwiegende Folgen für unsere Gesellschaft nach sich ziehen, denn die immer lauter werdende Ermutigung zum “Anything goes” bringt am Ende eben weniger und nicht mehr verbindliche Partnerschaften und damit auch weniger Schutzräume für das gesunde Aufwachsen von Kindern hervor.

Viele engagierte Kirchenmitglieder, die sich – so wie Volker Kauder – gegen die Homo-Ehe aussprechen, sehen sich gerade jetzt einem enormen medialen Trommelfeuer ausgesetzt (in den Tagesthemen wurden Gegner der Homoehe z.B. jüngst als “intolerante Ewiggestrige” bezeichnet). Das gilt noch mehr für unsere Geschwister in der katholischen Kirche. Ihr einseitiges Votum fügt deshalb der Ökumene genau wie dem innerkirchlichen Miteinander Schaden zu.

Als Ratsvorsitzender wäre es deshalb das Mindeste gewesen, sich auch vor diese Kirchenmitglieder zu stellen, indem Sie klar stellen, dass ein Votum gegen die Homo-Ehe zunächst einmal mit Diskriminierung und Intoleranz NICHTS zu tun hat und indem Sie um Verständnis und Respekt für die vielen Christen werben, denen zwar Liebe und Respekt für Menschen mit homoerotischem Empfinden äußerst wichtig ist, die aber aus ihrem Gewissen vor Gott einer Homo-Ehe nicht zustimmen können.

In der Sorge um die Kirche und der Liebe zu Jesus verbunden,

Dr. Markus Till

Die Stellungnahme von Herrn Bedford-Strohm im Wortlaut:

Nach der Volksabstimmung in Irland wird in Deutschland über die Konsequenzen für unser eigenes Land diskutiert. Folgendes habe ich dem SPIEGEL auf Anfrage dazu gesagt:

“Mich haben nach der Entscheidung in Irland die Fernsehbilder von den Menschen berührt, die diese Entscheidung ausgelassen gefeiert haben, weil sie gleichgeschlechtlich Liebenden einen Weg eröffnet, ihre Liebe verbindlich zu leben. Man kann sich nur darüber freuen, wenn Menschen, die sich lieben, ihre Liebe auch verbindlich und verantwortlich leben. Das gilt für Mann und Frau. Das gilt aber auch für gleichgeschlechtlich Liebende. In der evangelischen Kirche ist in dieser Frage in den letzten Jahren ein Diskussionsprozess in Gang gekommen, der noch nicht abgeschlossen ist. Für mich ergibt sich aus zentralen biblischen Geboten der Impuls zu einer Öffnung der Kirche gegenüber gleichgeschlechtlichen Partnerschaften. Das Liebesgebot Jesu und seine „Goldene Regel“ („Alles, was ihr wollt, das euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch“) sind Grundorientierungen, die zur Überwindung von Diskriminierung jeder Art ermutigen. Sie wiegen für mich schwerer als einzelne Bibelstellen, die Homosexualität kritisieren. Ich wünsche mir für unsere Gesellschaft eine neue Kultur der Verbindlichkeit in unseren Beziehungen. Deswegen ist die Ehe für mich ein Zukunftsmodell, für das ich werbe. Dass es für gleichgeschlechtlich Liebende die Möglichkeit gibt, ihrem Willen zu einer lebenslang verbindlichen Partnerschaft eine auch rechtlich verbindliche Gestalt zu geben, begrüße ich ausdrücklich. Die Bedeutung der Ehe zwischen Mann und Frau wird dadurch kein bisschen geschmälert. Im Gegenteil – sie wird noch einmal unterstrichen. Entscheidend ist die Stärkung der Verbindlichkeit unserer Lebensformen. Im Blick auf das Adoptionsrecht hat die EKD in der Vergangenheit darauf aufmerksam gemacht, dass bei Adoptionen nicht der Wunsch von Erwachsenen, sondern das Wohl der Kinder der entscheidende Gesichtspunkt sein muss. Hier sehen wir weiterhin Diskussionsbedarf.”

Siehe auch:

Augen-Blick

Diese Augen! Dieser Augen-Blick, als Jesus sich mir zuwendet und mich beim Namen nennt: „Zachäus! Steig eilend herunter; denn ich muss heute in deinem Haus einkehren!“ Ich bin fassungslos. Will er wirklich ausgerechnet zu mir, dem Zöllner? Für all die Leute hier bin ich Abschaum. Ein kleiner Ausbeuter. So klein, dass ich auf einen Baum klettern muss, um Jesus sehen zu können. Wie ein Schuljunge. Aber mir war egal, was die Leute denken. Ich wollte unbedingt Jesus sehen, um alles in der Welt! Hat Jesus mein Verlangen gespürt? Meine Sehnsucht?

Die Zeit, die Jesus in meinem Haus verbrachte, werde ich niemals vergessen. Ich hatte mit einer Standpauke gerechnet. Jesus wird mir sicher meine Betrügereien vorhalten. Dachte ich. Aber nichts dergleichen. Wir haben miteinander gegessen. Wein getrunken. Wir haben gelacht. Er hat mir zugehört. Und wieder: Diese Augen! Ein Meer von Liebe. Es war, als würden sie mir meine Ketten abnehmen. Die Ketten meiner Gier. Meiner Habsucht. Meiner Ichbezogenheit.

Und plötzlich war ich frei! Frei von meiner ewigen Angst, zu kurz zu kommen. Frei zu geben. Frei, Menschen zu beschenken. Als hätte mir Jesus ein neues Leben geschenkt. Und tatsächlich: Das Schenken machte mich reich. Jesus hatte mir nicht zu viel versprochen. Ich war überglücklich. Und langsam verwandelte sich der Ärger der Menschen, dass Jesus ausgerechnet zu mir gekommen war, in ein ungläubiges Staunen, wie Jesus Menschen verwandeln kann.

Inzwischen ist viel Zeit vergangen. Jesus ist schon lange nicht mehr unter uns. Seine Jünger hatten erzählt, er sei in den Himmel aufgestiegen. Je mehr Zeit verging, umso mehr wuchs in mir das Gefühl, dass das alte Leben mich wieder einholt. Die alten Gefühle von Habgier und Neid. Die alte Minderwertigkeit. Die alte Angst, nicht nur zu klein zu sein sondern auch sonst zu kurz zu kommen im Leben.

Bis ich dann diese christliche Gemeinde fand. Dort begegnete ich nicht nur liebevollen Menschen sondern auch dem Heiligen Geist. Man sagte mir, dass Jesus ihn uns geschickt hätte. Durch ihn wäre Jesus wieder bei uns, in unserem Herzen. Ich wollte es erst nicht glauben. Aber als ich mein Herz öffnete war mir, als wäre ich wieder oben auf meinem Baum. Und da war er wieder: Dieser Augen-Blick. Diese Gemeinschaft mit Jesus, die alles verändert. Die Freiheit kam zurück. Angst, Scham, Neid, Minderwertigkeit – alles begann wieder zu schmelzen in seiner Gegenwart!

Und heute? Heute ist Jesus ein Teil meines Lebens. Manchmal sehe ich ihn nicht mehr, wenn viel auf mich einstürmt und mir den Blick auf Jesus raubt, so wie die vielen großen Menschen mir damals die Sicht versperrten. Aber dann suche ich ich ihn wieder, so wie ich einst auf diesen Baum geklettert bin. Und immer wieder geschieht es: ER sieht mich. ER findet mich. ER hat wieder Zeit für mich. Und er lässt in mir die Gewissheit wachsen, dass er eigentlich immer bei mir ist, dass er mich nie verlässt. Schritt für Schritt hilft er mir, ihn in meinen Alltag einzubeziehen, in alles, was geschieht. Und er hört nicht auf, mein Leben zu verändern, es vom Kopf auf die Füße zu stellen. Einfach durch seine Gegenwart. Durch sein Wort. Durch seinen Augen-Blick.

Ich wünsche Euch viele Begegnungen mit Jesus, mitten im Alltag. Und spannende Erlebnisse mit dem Heiligen Geist, der uns auch heute noch diese Begegnungen mit Jesus schenkt. Übrigens: Meine Geschichte könnt Ihr nachlesen in Lukas 19, 1-10. Lasst Euch davon inspirieren!

Euer Zachäus

Mehr dazu:

Biblische Stolperstellen: Krieg im Namen Gottes?

Der Gott der Bibel ist ein Gott der Liebe. Nicht nur das: Gott IST Liebe in Person, sagt Johannes. Der Tod Jesu am Kreuz ist der ultimative Beweis dafür, denn “die größte Liebe beweist der, der sein Leben für die Freunde hingibt” (Joh. 15, 13). Trotzdem ist unübersehbar, dass die Bibel vor allem im Alten Testament auch ein kriegerisches Buch ist. Was für unsere Ohren besonders fremdartig klingt: Es ist immer wieder Gott selbst, der Kriege anordnet und aktiv unterstützt. Wer kennt nicht die Geschichten von Josuas Eroberung Jerichos oder von Davids Eroberung Jerusalems? In der Kinderkirche haben wir sie oft erzählt. Dabei haben wir großzügig übergangen, dass diese Eroberungen oft einhergingen mit der vollständigen Vernichtung der Bevölkerung dieser Städte. Das wirkt auf uns zurecht schockierend und verstörend. Und es stellt sich die große Frage: Wie passen solche von Gott verordnete Blutbäder zur Liebe Gottes und zu Jesu Rede von der Feindesliebe? Enthält die Bibel etwa widersprüchliche Gottesbilder?

Zunächst einmal müssen wir feststellen: Jesus, Paulus und Petrus haben sich 100%ig zur Gültigkeit des Alten Testaments bekannt und ihr Gottesbild daraus bezogen. Altes und Neues Testament sind eine unauflösliche Einheit. Wer sperrige Texte des Alten Testaments mit veralteten Gottesbildern wegerklärt oder gar das AT für nicht mehr gültig hält nimmt auch das Neue Testament nicht ernst und macht es sich viel zu einfach.

Aber wie ist dieser Widerspruch dann zu verstehen? Monatelang hat mich diese Frage intensiv beschäftigt. Nur langsam hat sich in mir ein Bild wie ein Puzzle schrittweise zusammengesetzt. Fangen wir an mit dem 1. Puzzleteil:

1. Krieg wird im Neuen Testament ausschließlich geistlich gedeutet

Für Jesus und Paulus ist Gewalt definitiv keine Option, auch wenn ihre Sprache manchmal durchaus militärisch klingt. Aber Jesus hat uns befohlen, das Böse mit Gutem zu überwinden und sogar unsere Feinde zu lieben. Und Paulus hat klar gemacht: Die Waffen und die Rüstung der Christen sind geistlicher Natur, nicht aus Metall. Sie sind nicht gegen Menschen aus Fleisch und Blut gerichtet sondern gegen unsichtbare Mächte sowie gegen Festungen aus Gedanken.

Die Kriegsgeschichten des Alten Testaments sind für Christen äußerst lehrreich, wenn sie auf diesen geistlichen Kampf übertragen werden. Aber für physische oder psychische Gewalt gegen Menschen bietet die Bibel für Christen und die Kirche nicht den Hauch eines Rechtfertigungsansatzes. Das Drama der Kreuzzüge war nur möglich, weil die Kirche sich von Gottes Wort entfernt hat und weil sie in unbiblischer Weise staatliche und kirchliche Macht miteinander verbunden hat. Damit hat sie sich selbst in eine Zwickmühle gebracht, denn für die Kirche ist Gewalt keine Option, aber…

2. Staatliche Gewalt ist und bleibt notwendig

In Römer 13, 1-7 macht Paulus klar: Gott selbst setzt staatliche Autoritäten ein, um die Ordnung in der menschlichen Gesellschaft aufrecht zu erhalten. Dass gerade Paulus die Notwendigkeit der staatlichen Gewalt so betont ist erstaunlich. Schließlich wurden die Christen damals vom Staat massiv verfolgt und die Juden wurden von den Römern in übler Weise unterdrückt. Umso klarer ist, dass es hier um ein grundsätzliches Prinzip geht, das man vielleicht so zusammenfassen kann: Der Mensch ist im Kern böse. Das Böse muss eingedämmt werden, notfalls mit Gewalt. Dazu braucht es einen funktionierenden Staat mit Polizei und auch mit Militär für den Fall, dass destruktive Mächte in anderen Staaten ans Ruder kommen. Sonst würde ein Chaos ausbrechen, das für Paulus offenbar noch schlimmer wäre als das, was er erlebt hat.

Gerade wir Deutschen sollten wissen, wovon die Bibel spricht. Schließlich konnte das Böse, das von unserem Land in die Welt hinausgetragen wurde, nur mit militärischen Mitteln gestoppt werden. Eine Beschwichtigungspolitik („Appeasement“) hätte nicht geholfen und sie wird auch gegen IS, Boko Haram und andere Chaosmächte nicht helfen. Zwar ist Gewalt oft auch keine Lösung. Falsch eingesetzt macht sie alles schlimmer statt besser. Aber es bleibt dabei: Der Gott der Bibel ist kein Pazifist, weder im Alten noch im Neuen Testament. Das Buch Offenbarung sagt voraus, dass das Böse der Welt nicht freiwillig umdenken wird. Gott wird es eines Tages im Kampf besiegen.

3. Die Welt des Alten Testaments war extrem kriegerisch

Fast permanent war Israel durch aggressive Nachbarvölker existenziell bedroht. Immer wieder wurde es überfallen, unterdrückt, ausgebeutet oder gar deportiert und scheinbar ausgelöscht. Kriege waren für den israelischen Staat deshalb schlicht unausweichlich, wenn er leben und überleben wollte. Allerdings fällt in der Bibel auf:

4. Die Kriege Israels waren anders!

Oft wird behauptet, die Kriege Israels im Alten Testament seien keinen Deut besser als islamische und andere Eroberungsfeldzüge. Doch das ist schlicht falsch. Die Kriege Israels unterscheiden sich grundlegend davon:

  • Kein Krieg zur Ausbreitung der Religion: Niemals lesen wir in der Bibel, dass andere Völker erobert werden sollten, um ihnen die jüdische Religion aufzuzwingen. Bis heute ist dem Judentum eine solche Gesinnung, wie sie weltweit z.B. im Islam häufig anzutreffen ist, vollkommen fremd.
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  • Kein imperialistischer Krieg: Die großen Welteroberer wie z.B. Alexander der Große, Caesar, Dschingis Khan, die Osmanen bis hin zu Napoleon, Hitler oder Mao werden z.T. immer noch als Helden verehrt, obwohl sie unfassbares Leid über die Welt gebracht haben. Gott hingegen wies Israel ein klar umrissenes Gebiet als Lebensraum zu. Nirgends lesen wir in der Bibel von der Idee, sich darüber hinaus Nachbarländer einzuverleiben oder gar ein Weltreich anzustreben, auch nicht als es z.B. unter Salomo durchaus die Möglichkeit dazu gehabt hätte. Israel hatte zwar selbst unter dem Eroberungsdrang seiner Nachbarländer massiv zu leiden, aber der in der Weltgeschichte allgegenwärtige Imperialismus war ihnen fremd.
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  • Kein eigenmächtiger Krieg: Die Bibel macht durchgängig deutlich, dass Israel ausschließlich dann Krieg führen durfte, wenn es von Gott selbst angeordnet war und wenn Gott selbst mitkämpfte. In vielen der Kriegsgeschichten spielen Wunder eine große, wenn nicht die entscheidende Rolle (man denke nur an die übernatürlich einstürzenden Mauern Jerichos). Die Bibel unternimmt immer wieder alles, um deutlich zu machen, dass Gottes Wegweisung und Segen absolut entscheidend war im Krieg (besonders plastisch bei Israels Kampf gegen Amalekiter, der nur solange erfolgreich lief, wie Mose seine Arme betend erhoben hatte). Auch Gideon musste lernen, dass es im Kampf nicht auf die Truppengröße ankommt sondern auf Gottes Segen. Die großen biblischen Kämpfer wie David oder sein Freund Jonathan hatten dieses Prinzip tief verinnerlicht. Umgekehrt endeten alle Versuche Israels, ohne Gottes klare Anweisung auf eigene Faust loszukämpfen, immer katastrophal, weil Gott in diesem Fall zu Israels Gegner wurde.

Einen Freibrief für eigenmächtige Kriegsführung hatte Gott also nie gegeben. Kriege waren nur möglich, wenn Gott selbst war der Handelnde war, denn…

5. Die Kriege des Alten Testaments waren Teil des Gerichtshandeln Gottes

Im Alten Testament kam es manchmal vor, dass Gott in seinem Gerichtshandeln teils große Mengen von Menschen kollektiv bestraft oder sogar ausgelöscht hat. Das größte Beispiel dafür ist die Sintflut. Gleiches gilt aber auch für Sodom und Gomorra. In den Prophetenbüchern wird häufig der Untergang von Kulturen und Gesellschaften angekündigt und als Gerichtshandeln Gottes gedeutet (Jer. 46-51). Die Androhung derartiger Gerichte und Kollektivstrafen galt genauso auch Israel (5. Mose 28, 15 ff.).

Die Auslöschung von Städten oder Volksstämmen im Zuge der israelischen Landnahmekriege reiht sich also ein in dieses im Alten Testament immer wieder vorkommende Gerichtshandeln Gottes über Völkern und Nationen. Letztlich geht es deshalb gar nicht um die Frage: Warum hat Gott Kriege befohlen? Die Frage ist vielmehr: Warum ließ Gott, der gerechte Richter, im Alten Testament manchmal Kollektivstrafen zu, in denen auch Unschuldige mit umkamen, obwohl schon im Alten und erst recht im Neuen Testament das Prinzip der individuellen Strafe für individuelle Schuld betont wird?

Ich glaube, dass wir diese Frage nicht komplett beantworten können. Letztlich müssen wir das Gott überlassen in dem Wissen und Vertrauen, dass er sich auch schon im Alten Testament an vielen Stellen als liebevoller, gnädiger, barmherziger und unendlich geduldiger Gott offenbart. Aber was uns der Antwort vielleicht ein wenig näher bringen könnte ist ein…

6. Perspektivwechsel: Wie sieht die Welt aus Gottes Perspektive aus?

Ich liebe ja die Krimiserie Tatort. Aber je expliziter die Vergewaltigungen, Morde und sonstigen Verbrechen dargestellt werden, je mehr kann das Anschauen schnell auch zur Qual werden. Das Gute ist: Ich kann meine Augen zumachen. Oder vorspulen, wenn ich den Krimi auf Band habe.

Gott kann das nicht. Er muss sich den ganzen Dreck ungefiltert anschauen, den wir Menschen produzieren. Er sieht live und hautnah, wie Boko Haram Dörfer überfällt, Eltern vor den Augen der Kinder niedermetzelt, Mädchen entführt, reihenweise vergewaltigt und schwängert und kleine Jungs durch Gehirnwäsche in Tötungsmaschinen verwandelt. Er spürt die Schmerzen der Menschen in allen Teilen der Welt, wenn sie beraubt, unterdrückt, verlassen, betrogen, geschlagen, verleumdet, übergangen, gemobbt, vernachlässigt, manipuliert und ausgebeutet werden. Und wenn Gott wirklich Liebe ist, dann können wir sicher sein: Er leidet massiv darunter! Ist es da ein Wunder, dass Gott in der Bibel immer wieder äußerst zornig wird?

Und Gott weiß: Eine Welt ohne Gott, in der nur noch Menschen und dunkle Mächte das Sagen haben, kann buchstäblich zur Hölle werden. Die Berichte aus der Nazizeit oder aus den Ländern, in denen der IS das Ruder übernommen hat, führen uns das in verstörender Art und Weise vor Augen. Im Alten Testament war Israel das einzige Volk, das mit Gott in Verbindung stand. Alle anderen Völker waren Gott los, im wahrsten Sinne des Wortes. Wir wissen nicht viel darüber, wie es in diesen Gesellschaften zugegangen ist. Aber wenn ich lese, wie z.B. in Sodom offenbar ALLE Männer Spaß daran hatten, wahllos unschuldige Männer zu vergewaltigen, zeigt mir das: Auch damals gab es offensichtlich Gesellschaften mit wahrhaft höllischen Zügen. Vor der Sintflut hat es offenbar genau so ausgesehen: “Die Menschen waren böse und gewalttätig, … die Erde … war voller Verbrechen” sagt die Bibel (1. Mose 6,11-12). Könnte es in Jericho vielleicht ebenso gewesen sein? Oder in Jerusalem zur Zeit der Jebusiter?

Gott hatte Israel geboten, den Bewohnern einer Stadt zunächst ein Friedensangebot zu machen, bevor es zum Krieg kommt. Im Kriegsfall sollten ausschließlich die Männer getötet werden. Das Gebot, die gesamte Bevölkerung auszulöschen, galt speziell nur 6 Volksstämmen, die vor der Landnahme das verheißene Land bewohnten. Bei ihnen wollte Gott nicht, dass sie den Israeliten ihre “verabscheuungswürdigen religiösen Bräuche lehren” (5. Mose 20, 16-18). Diese Bräuche beinhalteten unter anderem auch Kinderopfer. So etwas grauenhaftes habe ich nicht einmal aus den menschenverachtenden IS-Hochburgen gehört. Das legt nahe, dass diese Kulturen vielleicht tatsächlich keinesfalls besser waren als das, was uns heute beim IS und bei anderen grauenvollen Terrorstaaten so schockiert.

Wer heute sieht, wie erfolgreich die IS-Religionspropaganda sogar im Westen reihenweise junge Menschen zu grauenvollen Taten verführt, kann sich durchaus vorstellen, dass auch der damalige Götzendienst dieser Völker verführerische Ausstrahlung auf die Israeliten hatte. Und Gott wusste: Wenn auch noch Israel Gott verlässt, dann macht das letzte Volk der Erde das Licht der Wahrheit aus. Dann ist die dunkle Hölle der Gottesferne auf Erden nicht mehr aufzuhalten.

Bei schwer leidenden, gequälten Menschen sagen wir oft: Sein Tod war eine Erlösung. Könnte das vielleicht auch für bestimmte durch und durch verdorbene Gesellschaften des Alten Testaments gegolten haben, in denen die Menschen sich nur noch gegenseitig gequält haben und die – genau wie der IS heute – ihr teuflisches Gift durch Krieg und Verführung auch noch in die Welt hinaus verbreitet haben? Natürlich dürften wir Menschen uns solch ein Urteil niemals und auf gar keinen Fall anmaßen! Das kann einzig und allein Gott. Aber wer sind wir Menschen, dass wir meinen, wir wüssten besser als Gott, ob damals vielleicht wirklich manchmal ein Ende mit Schrecken insgesamt weniger leidvoll war als ein Schrecken ohne Ende?

Die große Frage ist deshalb am Ende: Können wir Gott vertrauen, dass er die größere Perspektive hat als wir? Dass er, der die Liebe in Person ist, mehr als wir davon versteht, wie das Böse in die Schranken gewiesen muss und auf welchem Weg mehr Menschen vor Leid und Tod bewahrt werden können? Könnte es sein, dass er am Ende noch viel gnädiger und geduldiger ist als wir es wären, wenn wir uns an seiner Stelle all die unvorstellbaren Grausamkeiten hätten mit ansehen müssen? Schließlich hätte er sogar all die Gewalt und das Leid im durch und durch verdorbenen Sodom und Gomorra weiter ertragen, wenn es unter den Tausenden Bewohnern auch nur 10 Gerechte gegeben hätte!

Jedenfalls lehrt uns die Gesamtheit der Bibel: Gott liebte jeden einzelnen Menschen, der in diesen Kriegen umkam. Er litt und leidet mit unter den furchtbaren Folgen, die Gottlosigkeit anrichtet. Und so spürt man auch förmlich das Aufatmen Gottes, als die Landnahmekriege vorbei waren und wir in Josua 11, 23 schließlich lesen: “Und so hatte das Land endlich Ruhe vom Krieg.” Und schon im Alten Testament versprach Gott: Wenn eines Tages sein zukünftiges Reich anbricht… “dann werden sie ihre Schwerter in Pflugscharen umschmieden und ihre Speere in Winzermesser. Kein Volk wird mehr ein anderes Volk angreifen, und keiner wird mehr lernen, wie man Krieg führt” (Micha 4, 3). DAS ist Gottes Ziel für unsere Welt!

Hier noch einmal das ganze Bild kurz zusammengefasst:

  • Christen werden von der Bibel zu absoluter Gewaltfreiheit angehalten.
  • Die Notwendigkeit staatlicher Gewalt zur Eindämmung des Bösen wird von der Bibel aber klar bestätigt.
  • Kriege waren für den Staat Israel im damaligen kriegerischen Umfeld unausweichlich, um leben und überleben zu können.
  • Die alttestamentlichen Kriege Israels unterscheiden sich aber grundlegend von anderen Religions- und Expansionskriegen: Sie konnten nur auf Gottes Weisung und mit seiner übernatürlichen Bestätigung geführt werden. Sie waren nur für Israels (Über-)Leben im zugewiesenen Territorium erlaubt. Für selbstherrliche Feldherren mit Welteroberungsphantasien gab es keinen Platz.
  • Kriege waren ein Teil von Gottes Gerichtshandeln, das im Alten Testament (z.B. bei der Sintflut) manchmal auch ganze Kollektive, Stämme, Völker und Nationen betraf.
  • Wir dürfen und sollten dem gerechten und liebevollen Gott vertrauen, dass er besser weiß als wir, wie das Böse in der Welt begrenzt werden kann und muss, um Leid zu minimieren.
  • Sicher ist: Gott hat jeden dieser im Krieg getöteten Menschen geliebt und leidet mit unter dem Grauen, das Gottlosigkeit und das Böse unter uns Menschen anrichtet.
  • Gottes Ziel ist eine Welt ohne Krieg! Das hat er uns fest versprochen.

Siehe auch:

Vielen Dank an Prof. Thomas Hieke (Alttestamentler der Universität Mainz) für die Anregungen und konstruktiv kritischen Anmerkungen zum Entwurf dieses Artikels.

Ein Freund! Ein guter Freund…?

Ist es angemessen, Gott als seinen „Freund“ zu bezeichnen? Sozusagen als netten Kumpel, der mit uns durchs Leben schlendert? Hört sich das nicht eher nach weichgespültem Kuschelchristentum statt nach solider Theologie an? In der Tat: Ich würde Gott niemals als meinen „Kumpel“ bezeichnen. Schließlich haben wir es hier mit dem Schöpfer des Universums und dem Herrn aller Herren zu tun! Als Johannes ihn sah im gleißend hellen Licht mit donnernder Stimme und einem Schwert im Mund fiel er erst einmal ohnmächtig zu Boden. Paulus ging es auch nicht viel besser. Also kumpelhaft ist Jesus da nicht gerade aufgetreten.

Umso erstaunlicher ist es, dass die Bibel uns trotzdem lehrt, dass dieser gewaltige, ehrfurchtgebietende Gott tatsächlich unser Freund sein möchte. Jesus hat das ganz direkt ausgesprochen:

“Ich nenne euch nicht mehr Diener, weil ein Herr seine Diener nicht ins Vertrauen zieht. Ihr seid jetzt meine Freunde, denn ich habe euch alles gesagt, was ich von meinem Vater gehört habe.” (Johannes 15, 15)

Aber Moment: Ist Gott nicht unser Herr, dem wir nachfolgen und dienen sollen? Und ist er nicht vor allem unser Vater im Himmel und wir seine Kinder? Ja, natürlich sind auch diese Beschreibungen unserer Beziehung zu Gott absolut zutreffend. Aber die ganze Bibel macht auch deutlich, dass Gott noch mehr für uns hat. In Galater 4, 3-4 schreibt Paulus:

“So war es auch bei uns, bevor Christus kam. Wir waren Diener dieser Welt. Doch als der festgesetzte Zeitpunkt da war, sandte Gott seinen Sohn … um uns aus der Gefangenschaft des Gesetzes freizukaufen und als seine Kinder anzunehmen.”
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Im Alten Bund hatte Gott die Menschen noch wie Knechte behandelt, denen man Regeln und Gebote auferlegt und von denen man absoluten Gehorsam verlangt. Im Neuen Bund hingegen geht Gott als Vater mit uns um. Auch ein Vater stellt Regeln auf. Aber das Ziel ist ein vollkommen anderes: Gott will keinen blinden Gehorsam mehr. Sein Ziel für uns ist jetzt Reife und Mündigkeit! In Epheser 4, 13 macht Paulus das ganz direkt deutlich:
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“Auf diese Weise sollen wir alle im Glauben eins werden und den Sohn Gottes immer besser kennen lernen, sodass unser Glaube zur vollen Reife gelangt und wir ganz von Christus erfüllt sind.”

Gott will uns also nicht mehr drängen oder gar bedrohen müssen. Er möchte einen weisen Charakter in uns hervorbringen, durch den wir aus eigenem Antrieb heraus gerne das Richtige tun. Er will uns sein Gesetz nicht mehr durch Worte in Befehlsform vermitteln sondern „in unser Herz schreiben“ (Jeremia 31, 33), so dass sie Teil unserer Persönlichkeit, unseres Charakters, unseres Wesens werden.

You are my friend Grafik

Je älter und reifer Kinder werden, umso mehr werden sie zu einem Gegenüber und zu Freunden ihrer Eltern. Genau das ist auch Gottes Ziel für uns. Dafür hat er uns nach seinem Bild geschaffen! Die Schöpfungsgeschichte berichtet, wie Adam und Eva einen geradezu freundschaftlichen Umgang mit Gott hatten. Im Alten Testament blitzt das noch öfter auf, z.B. wenn Abraham erfolgreich mit Gott verhandelt oder wenn von Mose berichtet wird, dass er täglich mit Gott „wie mit einem Freund redete“. Das zeigt: Dieser gewaltige Gott will tatsächlich, dass wir kleinen Menschen ihm ein mündiges Gegenüber werden!

Ja, es ist wichtig, Gott als Herrn anzuerkennen, vor ihm die Knie zu beugen und ihm zu dienen. Ja, Gott ist für immer unser Vater und wir sind seine Königskinder. Aber Gottes Ziel mit uns ist, dass wir auch seine Freunde werden. Damit das in unserem Leben praktisch wird ist es notwendig, dass wir vor ihm unsere Fassaden fallen lassen und ehrlich vor ihm werden. Dafür müssen wir ihn mitnehmen in unseren Alltag und ihn einbeziehen in unsere großen und kleinen alltäglichen Angelegenheiten. Und vor allem ist es wichtig, dass wir nicht aufhören, diese Beziehung zu ihm zu suchen, zu pflegen und dran zu bleiben, auch wenn er uns gefühlsmäßig gerade einmal weit weg zu sein scheint.

Wir können uns darauf verlassen: ER IST DA! Jeden Tag. Er will uns Vater, Freund und Bruder sein. Was für ein Vorrecht haben wir, dass dieser gewaltige, heilige Gott sich uns auf so nahbare Weise offenbart und auf Augenhöhe mit uns kommt.

Mehr dazu:

Die 6 grundlegendsten Irrtümer der Gegenwart

Liebe Leser, ich muss Sie warnen: Über jedes Thema, das ich hier gleich anreißen werde, wurden bereits bücherregalfüllende Debatten geführt in intellektuellen Höhen, in denen mir schwindlig wird. Deshalb vorweg: Dieser Artikel will keine fundierte Abhandlung sein. Er gibt einfach nur meine Meinung wieder. Und hier kommt sie auch schon: Meine total subjektive Hitparade der grundlegendsten Irrtümer der Gegenwart:

Platz 6: Glaubhaft ist nur, was naturwissenschaftlich nachvollziehbar ist!

Deshalb ist Jungfrauengeburt, Brotvermehrung oder Auferstehung in etwa so glaubwürdig wie der Osterhase. Und wer heute noch als Wissenschaftler an einen göttlichen Designer glaubt hat seinen Ruf verspielt, egal wie fundiert seine Argumente sind (dazu hier ein äußerst lohnender Film!). Zu Galileis Zeiten hat noch die Religion Denkverbote erteilt. Heute machen das Naturwissenschaftsideologen – und verleihen so der Wissenschaft fast religiöse Züge…

Platz 5: Es gibt keine absolute Wahrheit!

Was für eine geniale Idee der postmodernen Philosophen: Statt wie früher endlos zu diskutieren, ob die Erde eine Kugel oder eine Scheibe ist sagen wir einfach: Ihr habt subjektiv irgendwie alle recht – und objektive Wahrheiten gibt es sowieso nicht. Dann gibt es zwar keinen Erkenntnisfortschritt aber auch keine Streitereien mehr. Toll! Nur eine kleine Frage hätte ich noch: Kann die Behauptung, dass es keine Wahrheit gibt, wahr sein, wenn es gar keine Wahrheit gibt?

Platz 4: Die Religionen glauben alle an den gleichen Gott!

Seit Lessings Ringparabel scheinen immer mehr Menschen an einen Gott mit multipler Persönlichkeitsstörung zu glauben. Sein Wesen ist zwar in jeder Religion total verschieden, aber er ist trotzdem überall derselbe. Aber klar: Es ist natürlich viel besser, an einen schizophrenen eierlegenden Wollmichsau-Gott für Alle zu glauben als diese arroganten Absolutheitsansprüche zu akzeptieren. Das wäre ja total intolerant, denn…

Platz 3: Toleranz bedeutet, Alles als gleichwertig anzusehen!

Toleranz im Sinne von Respekt und Nächstenliebe reicht nicht. Das wäre ja nur Duldung, und „Dulden heißt beleidigen“! Was wir heute brauchen ist Akzeptanz! Das heißt: Wir müssen andere Meinungen, Religionen und Lebensstile als genauso richtig anerkennen, wenn wir keine ewiggestrigen homo-, islamo- oder sonstwasphoben Diskriminierer sein wollen. Gegenargumente aus der Wissenschaft oder (ganz schlimm) aus der Bibel schlucken wir deshalb schnell hinunter. Denn wer die sexuelle und sonstige Vielfalt nicht uneingeschränkt bejubelt hat keine sachliche Diskussion und keine Toleranz verdient…

Platz 2: Gleichwertigkeit kommt durch Gleichartigkeit!

Es reicht auch nicht, dass Jeder die gleichen Rechte hat. Gleichberechtigung haben wir erst, wenn Alle im Durchschnitt das Gleiche machen! Deshalb müssen wir die Mädchen unbedingt für die Arbeit auf dem Bau gewinnen und die Jungs für den Friseursalon. Dass das bislang überhaupt nicht geklappt hat liegt natürlich nicht an der Unterschiedlichkeit der Geschlechter sondern an tief sitzenden Rollenklischees, die wir mit aller Kraft bekämpfen müssen. Und solange die Medizin nichts gegen das Unrecht tun kann, dass immer nur die Frauen die Kinder austragen müssen, schieben wir eben die Kinder so früh wie möglich in KiTas ab, damit die Frauen trotzdem immer uneingeschränkt arbeiten gehen können. Und wenn dann endlich alles ganz gerecht ist bricht das Paradies aus, denn…

Platz 1: Der Mensch ist im Kern gut!

Die Menschen verhalten sich ja nur deshalb so schlecht, weil sie so schlecht behandelt werden. Würden wir alle Schüler in gerechte Einheitsschulen ohne Noten- und Versetzungsdruck schicken, dann würden sie sich in leistungswillige Entdecker verwandeln, die ihre Mitschüler fördern statt mobben. Radikale Muslime werden ganz von selbst tolerante Demokraten, wenn wir einfach nett zu ihnen sind. Und wenn wir den Kindern von klein auf beibringen, dass einengende Sexualtabus total von gestern sind und es viel besser ist, alle Triebe nach Lust und Laune auszuleben, dann gibt es sicher bald nur noch glückliche, bunte Regenbogenfamilien mit beliebig vielen Mamas und/oder Papas. Mit der Pornoschwemme und der rezeptfreien Pille danach sind wir dem grenzenlosen Sexparadies ja schon ganz nahe gekommen…

Ich hoffe, meine Leser verzeihen mir die satirische Zuspitzung. Aber auch wenn ich versuche, die Themen mit Augenzwinkern zu behandeln: Die Auswirkungen dieser Irrtümer sind nun einmal leider alles andere als spaßig! Die sozialistischen, kommunitären, kommunistischen und anarchistischen Utopien, die auf dem Weltbild eines guten Menschen fußen, sind nicht nur grandios gescheitert, sie haben unfassbar viel Leid produziert. Die Naivität im Umgang mit linken, islamistischen und anderen antidemokratischen Kräften gefährdet unseren Rechtsstaat. Die Forderung nach Akzeptanz statt Toleranz rüttelt an den Grundfesten der Meinungs- und Religionsfreiheit. Die Gleichmacherei im Namen der Gleichberechtigung und die Abschaffung der Sexualtabus zerstört Familien und verstört Kinder. Die Ablehnung aller Wahrheitsansprüche löst genau wie der wissenschaftliche Absolutheitsanspruch die Glaubensfundamente der Kirche auf und stürzt unsere Gesellschaft in ein moralisches Vakuum, das Extremisten nur zu gerne nutzen.

Deshalb finde ich es so wichtig, diese Denkmuster zu kennen und zu durchschauen. Denn auch wir Christen sind nicht vor ihnen gefeit, wie man leider vielerorts in den Kirchen sehen kann.

Das ist meine Meinung. Die muss niemand akzeptieren. Toleranz und Respekt würde mich schon freuen. Und eine offene Diskussion. Denn so funktioniert unsere Demokratie und eine offene, freie Gesellschaft, die wir uns unbedingt erhalten sollten!

Siehe auch:

Das Jesus-Prinzip

Wie wir revolutionär anders mit unseren Bedürfnissen umgehen können

Liebe, Geborgenheit, Bedeutung, Wert, Sicherheit, Sinn, Glück: Das sind Bedürfnisse, die wir alle haben. Ohne Ausnahme. Und wenn wir ehrlich sind dreht sich unser Leben letztlich um die Frage: Wie werden meine Bedürfnisse gestillt?

Unsere Bedürfnisse bestimmen unsere Prioritäten. Der Bereich, in dem wir den größten Mangel empfinden, nimmt den größten Raum in unserem Leben ein. Wenn uns das Bedürfnis nach Liebe umtreibt tun wir fast alles für die Beziehung, von der wir uns am meisten Liebe erhoffen. Wenn uns das Bedürfnis nach Sicherheit plagt tun wir fast alles für Geld oder unsere Gesundheit. Wenn uns das Bedürfnis nach Wert und Bedeutung beschäftigt tun wir fast alles für Karriere, Erfolge oder unser Aussehen.

Das kann so weit gehen, dass wir andere wichtige Bereiche unseres Lebens stark vernachlässigen. Unsere seelische Gesundheit zum Beispiel, wenn wir uns total für eine Karriere investieren. Oder wichtige Beziehungen, wenn wir uns total auf eine bestimmte Person fixieren. Solange unsere Bedürfnisse unsere Prioritäten bestimmen stehen wir immer in der Gefahr, am Ende vor einem großen Scherbenhaufen zu stehen.

Jesus stellt uns deshalb ein simples Gegenmodell vor, wie wir ganz anders mit unseren Bedürfnissen umgehen können. Er sagt:

„Euer himmlischer Vater kennt eure Bedürfnisse. Wenn ihr für ihn lebt und das Reich Gottes zu eurem wichtigsten Anliegen macht, wird er euch jeden Tag geben, was ihr braucht”. (Matthäus 6, 32b+33)

Das “Jesus-Prinzip” zum Umgang mit unseren Bedürfnissen ruht somit auf 2 Säulen:

  1. Wir haben einen Gott, der weiß, was wir brauchen und was uns gut tut. Besser als wir selbst.
  2. Nicht unsere Bedürfnisse sondern Gott und sein Reich soll die Top-Priorität unseres Lebens sein.

Um das “JESUS-PRINZIP” praktisch leben zu können brauchen wir somit 2 Dinge:

  1. Vertrauen, dass Gott sich tatsächlich um unsere Bedürfnisse kümmert.
  2. Eine Entscheidung, Gott und sein Reich zur Nr. 1 – Priorität unseres Lebens zu machen und in erster Linie um ihn statt um unsere Bedürfnisse zu kreisen.

Dann – so verspricht Jesus – wird der Schöpfer des Universums sich höchstpersönlich um unsere Bedürfnisse kümmern und uns alles geben, was wir brauchen. Dann müssen wir nicht länger selber darum kämpfen, dass unsere Bedürfnisse gestillt werden, weil Gott diesen Job für uns übernimmt. Und wir können uns sicher sein: Diesen Job beherrscht er wesentlich besser als wir! Denn wer weiß besser, was wir wirklich brauchen als der, der uns geschaffen hat?

Das hört sich einfach an. Ist es aber nicht. Gerade beim Thema Vertrauen spielen Gefühle eine Rolle, die wir nicht so leicht kontrollieren können. Solange wir bewusst oder unbewusst einen Haken vermuten bei Jesu Versprechen, sich um unsere Bedürfnisse zu kümmern, schlagen wir auch Haken davor, Jesus zur Nr. 1 unseres Lebens zu machen.

Um das Jesus-Prinzip leben zu können braucht es deshalb mehr als eine Verstandesentscheidung. Jesus muss unser Herz berühren dürfen, damit wir spüren und erleben können, dass er unsere emotionalen und praktischen Bedürfnisse wirklich kennt und unseren Durst besser befriedigt als alles andere. Nur wenn wir erfahren, wie gut uns Gott und seine Liebe tut wird er auf Dauer unsere erste Liebe sein.

Deshalb lädt Jesus uns ein, zu schmecken und zu sehen, wie gut er ist. Er lädt uns ein, unsere Fragen und Zweifel bei ihm los zu werden, unser Leben, unsere Sehnsüchte, Träume und Bedürfnisse ganz bewusst loszulassen und in seine Hand zu legen. Und er hat versprochen, dass dieses Loslassen in Wahrheit kein Opfer ist. Jesus zur Nr. 1 zu machen ist schlicht eine kluge Entscheidung, bei der wir unendlich viel gewinnen!

Eine gute Möglichkeit, Jesus zur Nr. 1 unseres Lebens zu machen, ist das folgende Gebet. Ist das auch Ihr Herzenswunsch? Dann zögern Sie nicht und machen Sie noch heute diese wichtigste Entscheidung Ihres Leben fest:

“Herr Jesus, sei Du die Nummer 1 in meinem Leben. Ich gebe Dir meine Wünsche, meine TräumBeterine und Hoffnungen, meine Enttäuschung, meinen Schmerz und meine unerfüllte Sehnsucht. Bitte vergib mir meine Schuld. Ich möchte für Dich leben, auf Deinen Wegen gehen und Dir vertrauen, dass Du mir alles gibst, was für mich wichtig ist. Berühre mein Herz und zeig mir Deine Liebe damit Du für immer der größte Schatz in meinem Leben bist.”

Mehr dazu:

Wo bleiben die Propheten?

Im Herbst 2014 hat der schleswig-holsteinische Landtag mehrheitlich abgelehnt, die Verantwortung vor Gott in der Verfassung zu verankern. Auch in Europa konnten sich die Befürworter eines Gottesbezugs in der EU-Verfassung nicht durchsetzen. Doch in Schleswig Holstein regt sich jetzt Widerstand: Eine Volksinitiative hat sich zum Ziel gesetzt, das Thema durch 20.000 Unterschriften erneut in den Landtag zu bringen.

Für Bibelkenner sind das äußerst spannende Entwicklungen. Denn die Bibel konfrontiert uns von der ersten bis zur letzten Seite, von Mose über die Chroniken, Propheten bis zu Johannes und Jesus mit einer provozierenden Behauptung. Sie sagt: Das Wohl einer Gesellschaft entscheidet sich nicht am Bildungsgrad, der Innovationskraft, der Regierung oder den Ressourcen eines Landes. Vielmehr hängt es letztlich an einer Frage: Ob die Menschen auf Gott hören oder nicht! DAS entscheidet im Alten wie im Neuen Testament über Segen oder Fluch, Erfolg oder Misserfolg, Bestand oder Zerfall.

Sofort höre ich Humanisten und Atheisten aufschreien: Wir haben doch viel zu lange auf irgendeinen Gott gehört anstatt unseren Verstand zu benutzen! Die Geschichte von Galileo zeigt doch, wie Religion die Vernunft, Wissenschaft und Technik blockiert! Und die Kreuzzüge beweisen doch, dass Religion die Wurzel alles Übels ist!

Aber stimmen diese Argumente auch? Dazu nur ein paar kurze Schlaglichter:

Ich behaupte deshalb: Genau das Gegenteil ist richtig. Vernunft und das Hören auf Gott gehören zusammen! Beides wird gebraucht! Das eine geht nicht ohne das Andere! Oder wie die Bibel es ausdrückt: Ehrfurcht vor Gott ist der Anfang der Weisheit. Wer dagegen für Gott taub ist gerät leicht auf Abwege. Auch dazu ein paar kurze Schlaglichter:

Ausgerechnet in Schleswig-Holstein wurde jüngst Unterrichtsmaterial für Grundschulen entwickelt, in dem Familien mit Papa und Mama quasi zum Ausnahmefall erklärt werden (es lohnt sich, das mal anzuschauen). Familie ist der Grundpfeiler unserer Gesellschaft. Wer sie auflöst sägt am Ast, auf dem wir alle sitzen und bringt unendliches Leid über die Kinder, die ohne stabiles Zuhause aufwachsen müssen. Das EU-Parlament hat jüngst mit dem „Tarabella-Bericht“ sogar Abtreibung zum Menschenrecht erklärt. Kinder sind unsere Zukunft. Spätestens hier wird offensichtlich, wie Gottlosigkeit unsere Zukunft zerstört.

Ich muss es deshalb so drastisch ausdrücken: Der Kulturkampf, den wir heute erleben und der darauf abzielt, Gott nicht nur aus der Verfassung sondern aus allen gesellschaftlichen Bereichen zu verdrängen, bedroht die Grundfesten unserer Gesellschaft. Unser Wertekanon zerbröselt ohne höheren Maßstab. Die christlichen Werte wie Ehrlichkeit, Nächsten- und Feindesliebe, Menschenwürde, Vergebung, Demut, Dienen, Fleiß, Treue, Respekt vor Eltern und staatlichen Institutionen verflüchtigen sich rasch, wenn ihnen die Grundlage der Ehrfurcht vor Gott entzogen wird. Wenn Menschen sich nur noch vor sich selbst und nicht mehr vor Gott verantworten müssen ist Machtmissbrauch und Verantwortungslosigkeit endgültig Tür und Tor geöffnet. Und wo Gott verbannt wird werden Menschen anfällig für die Stimmen der Verführer. Das immer frechere Auftreten linker, rechter und islamischer Extremisten zeigt, wie sich das Vakuum füllt, wenn das Salz und Licht der Christen schwindet.

Drängender denn je brauchen wir deshalb die Stimme der Propheten, die wie Mose, Jona, Johannes der Täufer und Jesus zuerst Gottes Volk und dann der ganzen Gesellschaft zurufen: Kehrt um! Hört auf Gott! Und ihr werdet leben!

Aber wo bleiben die Propheten? Die Bibel sagt: Sie sind längst unter uns. Einer davon liest gerade diesen Artikel und hört den Ruf: Runter vom Sofa. Raus aus der frommen Kuschelecke. Rein in die Gesellschaft. JETZT ist die Zeit zum Aufstehen, sich einmischen und Gottes gute Worte und Werte weitergeben! Wenn wir das tun, jeder an seinem Platz, können wir ohne Zweifel gemeinsam Geschichte schreiben!

P.S.: Die Initiative Zeit zum Aufstehen hat inzwischen über 18.000 Unterstützer. Ich möchte herzlich dazu ermutigen, mit zu unterzeichnen.

P.P.S.: Die Volksinitiative „Für Gott in Schleswig-Holstein“ kann man hier unterstützen.

P.P.P.S.: Noch vor der Sommerpause soll in Stuttgart die nächste “Demo für alle” stattfinden. Ich lade schon jetzt herzlich ein, sich aktiv zu beteiligen.

Siehe auch:

Wie unser Herz gefüllt und unser Leben stabil werden kann

Oder: Das Geheimnis des Plastiksonnenschirmständers

Besitzen Sie einen Plastiksonnenschirmständer? Dann wissen Sie: So ein Ding ist eigentlich überhaupt nicht stabil. Stellt man einfach so einen Schirm hinein genügt ein kleiner Windhauch – und schon kippt er um. Aber der Clou ist: Er ist wie ein Tank, den man mit Wasser füllen kann. Ist er erst einmal gefüllt wird er so schwer, dass der Schirm auch im Wind stabil stehen bleibt!

Ein Plastiksonnenschirmständer ist ein wunderbares Bild für die Dynamik, die sich permanent bewusst oder unbewusst in unseren Gefühlen abspielt. Denn auch unser Herz ist wie ein Tank, der gefüllt werden will. Und die ganze Stabilität unseres Lebens hängt davon ab, ob er gefüllt ist oder nicht!

Eltern können das gut bei ihren Kindern beobachten. Permanent kämpfen sie um unsere Aufmerksamkeit: “Mama, schau mal, was ich gemalt hab!” “Papa, spielst Du mit mir?” “Mama, jetzt bin aber ich dran!” “Papa, kuck mal, ich kann schon auf einem Bein stehen!” Auch wenn uns das manchmal nervt dürfen wir nie vergessen: Unsere Liebe und Wertschätzung ist für sie genauso wichtig wie Kleidung und Essen! Es füllt ihr Herz wie einen Tank mit Selbstwert und Identität. Ohne diese „Grundnahrungsmittel des Herzens“ wird ihr Herz verunsichert und ihr Leben instabil.

Auch wenn wir Erwachsene es nicht mehr so offen zeigen: Der Durst nach Liebe, Aufmerksamkeit und Wertschätzung ist bei uns genauso groß. Und die Stabilität unseres Lebens hängt genauso davon ab, ob dieser Durst gestillt wird oder nicht. Mit gefülltem Herzenstank und einem stabilen Selbstwert ist es kein großes Problem für uns, wenn Menschen mal schlecht mit uns umgehen. Solange wir uns insgesamt geliebt und wertgeschätzt fühlen tun wir uns leicht, zu vergeben. Das macht unsere Beziehungen stabil und belastbar.

Aber wenn unser Herzenstank leer ist befinden wir uns permanent in einer Hab-Acht-Stellung. Wir befürchten, wieder nicht geliebt, wieder nicht geschätzt und wieder nicht beachtet zu werden. Dann genügt schon eine kleine ungeschickte Bemerkung – und unsere Gefühle kippen wie ein unbefestigter Sonnenschirm im Wind. Manche Menschen verziehen sich dann beleidigt ihr Schneckenhaus. Andere werden aggressiv. Aber in jedem Fall liegt ein großes Missverständnis vor! Denn das eigentliche Problem war gar nicht die ungeschickte und vielleicht wirklich dämliche Bemerkung unseres Mitmenschen sondern unser leeres Herz! So viele Konflikte in Ehen, Familien, Firmen und Gemeinden lassen sich in Wahrheit auf einen leeren Herzenstank und eine verletzte Identität zurückführen.

Was wir dabei unbedingt verstehen müssen ist: Menschen können unseren Herzenstank niemals vollständig füllen, auch nicht die besten Eltern oder der einfühlsamste Partner. Michael Jackson hatte Millionen von Fans, die ihm grenzenlose Liebe und Wertschätzung entgegenbrachten. Trotzdem blieb sein Leben instabil. Wenn wir nur von Menschen erwarten, dass sie unseren Tank füllen, überfordern wie sie – und wir werden selbst immer wieder enttäuscht. Dadurch zerstören wir gerade die Beziehungen, die uns doch eigentlich am wichtigsten sind.

Aber wer füllt dann unseren Herzenstank? Jesus hat dazu ein gigantisches Versprechen gemacht: „Wer an mich glaubt, wird nie wieder Durst haben!“ Gleich an mehreren Stellen im Johannesevangelium verspricht Jesus, dass er die Quelle ist, die den großen Durst unseres Herzens für immer stillt. Die große Frage ist: Wie geht das praktisch?

Diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. Das Wissen, dass wir einen liebevollen himmlischen Vater haben, in dessen Augen wir wertvoll, schön und kostbar sind, bleibt ja zunächst einmal etwas Abstraktes für uns Christen. Wir können Gott nicht sehen. Wir können seine Stimme nicht hören. Wir können uns nicht in seine Arme kuscheln. Vielleicht hatten wir schon einmal ein warmes Gefühl während einem schönen Gottesdienst. Aber das genügt bei weitem nicht, um eine verunsicherte Seele nachhaltig stabil zu machen.

Und doch gibt es Hoffnung. Jesus sagte, dass wir „glauben“ müssen, damit unser Durst gestillt wird. Glauben bedeutet in der Bibel immer viel mehr als „Für-wahr-halten“. Das ist nicht nur eine Kopfsache. Glauben hat in der Bibel immer mit Vertrauen zu tun. Und Vertrauen kann nur in einer Beziehung wachsen. Anders gesagt: Dieses Lebenswasser fließt dann in unseren Herzenstank, wenn wir eine enge, vertraute Herzensbeziehung mit Gott entwickeln. Eine Beziehung, in der die Liebe Gottes für uns greifbar, spürbar, erlebbar wird.

Meine Erfahrung ist: Eine solche Gottesbeziehung ist möglich. Sie kann immer mehr wachsen. Wie jede Beziehung geht sie zwar durch Höhen und Tiefen. Aber trotzdem trägt sie. Jesus sagte, dass diese Liebesbeziehung zu Gott wirklich das wichtigste überhaupt ist (Markus 12, 29-30). Sie ist die Quelle, die wirklich unseren Durst stillen und unser Leben stabil machen kann. Diese Beziehung will ich nie, nie mehr verlieren, immer wieder neu entdecken und immer mehr vertiefen.

Mehr dazu:

4 Dinge, für die ich Atheisten bewundere

Es gibt Menschen, die mich für einen besonders gläubigen Zeitgenossen halten. Heutzutage noch an Gott zu glauben, trotz all der Erkenntnisse und Errungenschaften der Wissenschaft, das sei zwar naiv, aber irgendwie doch bewunderns- und vielleicht auch ein wenig beneidenswert.

Vielen Dank für die Blumen. Gerne möchte ich heute dieses Kompliment einmal zurückgeben. Denn ich finde auch den Glauben von Atheisten wirklich bemerkenswert. Hier die 4 wichtigsten Dinge, für die ich den atheistischen Glauben bewundere:

1. Atheisten glauben, dass das Universum ganz von allein entstanden ist!

Das Problem dabei ist: Hätten nicht eine ganze Reihe von physikalischen Naturkonstanten zufällig haargenau den passenden Wert, dann hätten nach dem Urknall (wer hat den eigentlich ausgelöst?) niemals solche komplizierten Dinge wie Atome, Moleküle, Planeten oder Galaxien entstehen können (hier ein super Video dazu). Deshalb kam man auf die Idee, dass es ja vielleicht unfassbar viele Universen mit unterschiedlich zusammengewürfelten Konstanten geben könnte – darunter halt auch unseres, in dem zufällig alles ganz genau passt! Okay. Wow.

2. Atheisten glauben, dass Information ohne Intelligenz entsteht!

Wo eine Information ist (also ein nach grammatischen Regeln geordneter Code, der einen eindeutigen Zweck verfolgt) muss es einen intelligenten Sender geben. Kein Mensch kann sich vorstellen, dass die Buchstabenabfolge einer Zeitung von einem Zufallsgenerator stammt. Aber Atheisten glauben, dass der DNA-Code des Menschen ohne jede Intelligenz entstanden ist, obwohl er – genau wie ein Zeitungstext – grammatischen Regeln folgt, einen extrem ausgeklügelten Zweck verfolgt und in gedruckter Form nicht nur eine Zeitung sondern ganze 12.000 Bücher füllen würde! Puh…

3. Atheisten glauben, dass tote Materie von selbst lebendig werden kann!

Schon in den einfachsten lebenden Zellen laufen wie in einer chemischen Miniaturfabrik permanent tausende von Reaktionen ab. Zellen haben hochkomplexe molekulare Maschinen, integrierte “Verbrennungskraftwerke“, stellen alle ihre Bestandteile selber her und können sich sogar selbst verdoppeln! Bis heute haben Biochemiker diese Wunderwerke noch nicht wirklich durchschaut, geschweige denn, dass sie sie im Labor künstlich nachbauen könnten. Aber Atheisten glauben, dass sich so eine Zelle ganz ohne Labor und Biochemiker im Chaos einer ursprünglichen Erde von ganz allein zusammengesetzt hat! Echt jetzt?

4. Atheisten glauben, dass Maschinen ein Ich-Bewusstsein entwickeln können!

Unsere Computer werden immer intelligenter. Sie schlagen uns beim Schach und zeigen uns im Auto die beste Route an. Trotzdem haben sie natürlich keine Ahnung von ihrer Existenz. Sie sind einfach nur tote Maschinen. Atheisten glauben, dass auch unser Gehirn eine seelenlose biochemische „Maschine“ ist – obwohl es sich seiner selbst bewusst ist und von so irrationalen Dingen wie Moral oder Liebe umgetrieben wird. Hm…

Also Respekt, ich muss sagen, dass das meine Glaubensfähigkeit bei weitem überfordern würde. Ich finde es einfach so extrem naheliegend, dass die Existenz eines komplexen Universums, Information, Leben, Bewusstsein, Schönheit und Zweckmäßigkeit auf einen intelligenten Schöpfer hinweist, dass mich wohl irgendwann der Zweifel übermannen und ich vom Glauben an den Atheismus abfallen würde.

Aber eins verstehe ich nicht: Nicht nur Atheisten, auch manche Theologen meinen, dass alle diese Phänomene kein Grund seien, auf einen Schöpfer zu schließen. Das wäre sogar wissenschaftsfeindlich und würde Gott zum “Lückenbüßer” der immer kleiner werdenden Wissenslücken der Naturwissenschaften machen.

In Wahrheit sind die Wissenslücken ja noch immer riesig. Physiker glauben, dass 95 % des Universums aus so etwas wie “dunkler Materie” und “dunkler Energie” besteht, wobei sie aber nach wie vor nicht wirklich wissen, was das eigentlich ist. Unsere Welt ist also zu 95 % ein Mysterium – ob man da wirklich von „Lücken“ reden kann?

Aber selbst wenn die Wissenslücken beim Verständnis der Welt tatsächlich kleiner werden – bei der Frage nach der Entstehung der Welt sehe ich diesen Trend überhaupt nicht, ganz im Gegenteil: Ständig lernen wir mehr darüber, wie unfassbar genial das Universum und das Leben konstruiert ist. Mit jedem neu entdeckten Wunderwerk wird die Ursprungsfrage nur noch drängender!

Deshalb mein Respekt an alle atheistischen Zeitgenossen, die Ihren Glauben trotzdem weiter so unbeirrt durchziehen – auch wenn ich Ihnen die Begegnung mit ihrem Schöpfer natürlich von Herzen wünschen würde. Aber allen Theologen, die voreilig Fliegevor dem Glauben an die Allerklärungskraft der Wissenschaft auf die Knie fallen, möchte ich folgenden Tipp geben: Wenn Ihr morgen früh Zeitung lest und euch eine Fliege dabei stört, dann denkt mal kurz darüber nach, wie viel komplexer die Fliege als die Zeitung ist. Falls Ihr der Meinung seid, dass die Zeitung die Existenz von Journalisten und Redakteuren beweist, dann müsst Ihr Paulus vielleicht am Ende doch noch Recht geben:

„Seit Erschaffung der Welt haben die Menschen die Erde und den Himmel und alles gesehen, was Gott erschaffen hat, und können daran ihn, den unsichtbaren Gott, in seiner ewigen Macht und seinem göttlichen Wesen klar erkennen. Deshalb haben sie keine Entschuldigung dafür, von Gott nichts gewusst zu haben.“ (Römer 1, 20)

Siehe auch:

Biblische Stolperstellen: Ist der Gott des AT grausam?

Wer Vater oder Mutter verflucht, soll mit dem Tod bestraft werden. Puh. Die Lektüre der 5 Bücher Mose ist stellenweise äußerst harte Kost. Für uns aufgeklärte Mitteleuropäer ist die Todesstrafe ja ohnehin eine Zumutung. Aber die Aufzählung der Vergehen, die in den 5 Mosebüchern anscheinend mit dem Tod bestraft werden sollen, wirkt verstörend: Mord und Totschlag, Anbetung fremder Götter, Inzest, Ehebruch, ja sogar das Holzaufsammeln am Sabbat, Geschlechtsverkehr mit einer menstruierenden Frau oder fehlender Respekt vor den Eltern: Alles das soll todeswürdig sein? Das klingt für uns fast noch finsterer als im finsteren Mittelalter. Ist der Gott des Alten Testaments denn so grausam? Ist das vielleicht gar nicht der gleiche Gott wie im Neuen Testament?

Unwillkürlich drängen sich Fragen auf:

  • Warum wird in den 10 Geboten dann ausdrücklich gesagt: Du sollst nicht töten?
  • Warum wurden dann Mörder oder Ehebrecher wie Kain, Mose oder David nicht hingerichtet oder von Gott bestraft?
  • Warum schildert dann das Alte Testament praktisch keine Gerichtsprozesse, in denen Menschen von einem Richter zum Tod verurteilt werden?
  • Warum hat sich dann der Jude Jesus, der sich doch voll und ganz hinter die Schriften des Mose gestellt hat, dazwischen geworfen, als die Ehebrecherin gesteinigt werden sollte?
  • Warum wurde und wird dann unter orthodoxen Juden – anders als in vielen islamischen Staaten, die der Scharia folgen – die Todesstrafe kaum praktiziert und weithin abgelehnt?
  • Wie passt das zusammen mit vielen Stellen der Bibel, in denen (auch schon im Alten Testament) das Bild vom liebevollen, geduldigen, barmherzigen und gnädigen Gott gezeichnet wird?

Wir könnten es uns leicht machen und sagen: Die Bibelstellen zur Todesstrafe sind halt zeitbedingte Zeugnisse der damaligen rauen Kultur und haben mit Gott nichts zu tun. Aber so einfach ist es nicht. Denn Jesus hat höchstpersönlich die eingangs zitierte Todesdrohung ausdrücklich als Gotteswort bestätigt (Matth. 15, 4)! Auch wenn wir die Bibel von Jesus her auslegen kommen wir also an diesen Versen nicht so einfach vorbei.

Aber wie geht man dann damit um?

Bei meiner Suche nach Antworten hat mir ein Text des Theologen Prof. Thomas Hieke („Das Alte Testament und die Todesstrafe“) sehr geholfen. Er hat den Urtext einer genauen Analyse unterzogen. Daraus schließt er, dass die bei diesen Todesdrohungen am häufigsten verwendete Formel so übersetzt werden kann: “Wer Vater oder Mutter flucht, der wird gewiss getötet werden. Die Frage ist: Ist das wirklich eine Aufforderung, Beschuldigte vor einen Richter und letztlich zum Henker zu zerren? Es gibt viele Hinweise, dass genau das nie gemeint war:

  • Todesurteile durften nur bei Bestätigung von 2-3 unabhängigen Zeugen ausgesprochen werden (5. Mose 19, 15). Das ist bei all den Gesinnungs- oder Sexualdelikten, die naturgemäß im Verborgenen stattfinden, kaum praktikabel. Wie sollte das z.B. gehen bei einer Vergewaltigung, bei der der Hilferuf der Frau von niemand gehört wurde (5. Mose 22, 25-27)?
  • Praktisch alle Tatbestände, die in den Mosebüchern mit einer Todessanktion belegt werden, tauchen an anderer Stelle noch einmal auf – dort aber ohne Todessanktion! So wird z.B. Ehebruch in Sprüche 6, 32-33 stark geächtet, es ist von Schlägen und Schande die Rede, nicht aber von der Todesstrafe.
  • Noch gravierender ist für Thomas Hieke: „Für keinen der Tatbestände, die mit einer Todessanktion belegt sind, gibt es einen Fall in der (biblischen) erzählenden Literatur, wo ein diesbezüglicher Todesrechtsprozess und eine Hinrichtung berichtet werden.” (S. 369) Im Gegenteil: Bei Mördern wie Kain, Mose oder David, der dazu noch ein Ehebrecher war, liest man nichts von der Todesstrafe. Wenn es in Israel über Jahrhunderte eine Todesstrafjustiz gegeben hätte wäre es kaum erklärbar, warum das in den biblischen Büchern so gut wie nirgends auftaucht.

Dass die Todessanktionen in den Mosebüchern schon damals nicht als „Todesstraf-prozessordnung“ verstanden wurden bestätigt der orthodoxe Jude Arie Folger: „Diese Einschränkungen und manche weitere zeigen, dass nach unserer Tradition Todesurteile eher Theorie als Praxis sein sollten. Nach dem Talmud kamen sie kaum vor.“

Aber warum stehen diese Todessanktionen dann in den Mosebüchern? Um das zu verstehen muss man 2 grundlegende Prinzipien kennen, die sich quer durch das Alte und Neue Testament ziehen:

  1. Sünde (also ein Verstoß gegen Gottes Gebote) hat letztlich immer tödliche Konsequenzen! „Der Lohn der Sünde ist der Tod“ (Römer 6, 23) – zwar normalerweise nicht unmittelbar, aber jedenfalls in Bezug auf das ewige Leben. Das zeigt sich schon in der Paradiesgeschichte: Obwohl Adam und Eva vom Baum der Erkenntnis essen tritt die angekündigte Todesstrafe nicht ein, im Gegenteil: Gott kümmert sich sogar noch fürsorglich um ihre Kleider! Erst viel später sterben Adam und Eva tatsächlich.
  2. Ohne besondere Vorkehrungen ist die Begegnung sündiger Menschen mit Gottes Heiligkeit immer absolut tödlich – so wie es absolut tödlich wäre, wenn Menschen mit einem Raumschiff auf der Sonne landen wollten. Deutlich wird das z.B. beim Tod Usas, der versehentlich die Bundeslade berührt und dabei stirbt, obwohl er es in guter Absicht getan hatte (2. Samuel 6, 6-7).

Beide Prinzipien prägen die Mosebücher ganz besonders. Denn diese Zeit war nun einmal bestimmt von der Sondersituation einer ganz außergewöhnlichen Gottespräsenz, die sich sogar sichtbar (Wolken- und Feuersäule!) und hörbar (Gottes Stimme!) äußerte. Viele der Gebote waren deshalb letztlich Sicherheitsvorschriften, die die Priester und das Volk Israel vor der lebensgefährlichen Gegenwart des heiligen Gottes schützen sollten.

Auch in der jungen christlichen Gemeinde gab es eine solche Sondersituation mit einer sichtbaren (Feuerflammen!) und spürbaren (Erdbeben!) Gottespräsenz. Hananias und Saphira mussten erleben, welch tödliche Folgen das haben kann. Aber aus keiner dieser Ausnahmesituationen darf man ableiten, dass Christen für die Todesstrafe sein müssten. Thomas Hieke stellt im Gegenteil klar: „Daher ist auch aus dem Alten Testament die Todesstrafe nicht zu begründen.“

Der eigentliche Charakter der Todesankündigungen in den Mosebüchern wird in 5. Mose 27, 15-26 deutlich: Zahlreiche Tatbestände, die andernorts mit der Todessanktion verknüpft sind, werden hier “nur” mit einer Fluchformel belegt. Die Ausführung des Fluchs ist natürlich Gottes Sache und nicht die Angelegenheit menschlicher Justiz. Daraus kann man rückschließen: Wenn Mose schreibt, dass Menschen, die gegen ein bestimmtes Gebot verstoßen, „gewiss getötet werden“, dann meint das zunächst einmal: Diese Tat ist Sünde, die letztlich (wie bei Adam und Eva) den Fluch des Todes nach sich zieht! Das Ziel dieser Aussagen war nicht, dass diese Menschen gleich umgebracht werden sollen. Vielmehr ging es um eine intensive Warnung vor den katastrophalen, letztlich tödlichen Konsequenzen der Sünde. Und Warnung ist immer ein Ausdruck von Liebe – nicht von Grausamkeit.

Werden diese Bibelstellen dadurch weniger schmerzhaft? Nein. Da der Tod in der Bibel der große Feind Gottes ist können wir sicher sein, dass Gott genauso darunter leidet. Und doch ist es wichtig, diese Texte nicht zu verdrängen und nicht zu glätten, weil sie ein Schlüssel zu Gottes Gnade sind. Paulus schrieb in Römer 5, 20-21, dass uns das Gesetz (also die 5 Bücher Mose) gegeben wurde, damit uns das Ausmaß und die tödlichen Konsequenzen der Sünde vor Augen geführt wird. Das ist wichtig für uns! Denn wer selbstgerecht die Konsequenzen der Sünde verdrängt oder verharmlost macht Gottes Gnade billig und kraftlos. Dann wird die Leidenschaft der Christen lau – ein weit verbreitetes Problem unserer heutigen Kirche. Das zeigt mir wieder einmal, wie schädlich es ist, unbequeme Verse nach dem Bibel-Bastel-Bogen-Prinzip willkürlich aus Gottes Wort herauszuschneiden.

Wenn uns hingegen schmerzhaft bewusst wird, dass wir zu Recht verurteilt und verloren sind werden wir leidenschaftlich dankbar für Gottes Gnade. Die 5 Bücher Mose helfen uns dabei, indem sie uns ungeschminkt vor Augen führen, welche schlimmen Konsequenzen Sünde hat und wie sehr wir auf Gnade angewiesen sind. Und genau diese Gnade brauchen wir, um dabei sein zu können, wenn eines Tages der heilige Gott ohne jede Grenze und Schranke mitten unter den Menschen wohnt. Diese Gnade ist der Schlüssel zum Leben in Gottes Gegenwart – jetzt und hier und in der Ewigkeit!

Vielen Dank an Prof. Thomas Hieke (Alttestamentler an der Universität Mainz) für die fachliche Beratung zu diesem Artikel!

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