91 Die Kirche hat die lebenslange Ehegemeinschaft von Mann und Frau zu fördern und zu schützen

Markus 10, 6-9: „Doch der Wille Gottes wird schon mit Beginn der Schöpfung deutlich, als er sie als Mann und Frau schuf. `Deshalb wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden und die beiden werden zu einer Einheit.´ Dann sind sie nicht mehr zwei, sondern eins, und niemand darf sie trennen, denn Gott hat sie zusammengebracht.“ 

Quer durch die Bibel wird deutlich:

  • Die Ehe ist ein zentraler Grundpfeiler einer gesunden Gesellschaft. Sie ist die Grundlage für stabile Familien, dem besten Ort, an dem Kinder gesund und beschützt aufwachsen können.
  • Sexualität gehört in den geschützten Rahmen der Ehe als einer lebenslangen Treuegemeinschaft zwischen einem Mann und einer Frau.

Sexualität ist eine großartige Erfindung Gottes, die wir von Herzen genießen dürfen. Dabei dürfen wir aber Gottes Gebrauchsanweisung nicht vergessen, sonst kann der Genuss schnell in Verzweiflung umschlagen. Zahllose zerbrochene Ehen, traumatisierte Kinder, die fürchterlich hohe Zahl von Abtreibungen, brutaler Menschenhandel und moderne Sklaverei in der Prostitution sowie endloser Missbrauch in der Pornoindustrie sind dabei nur die Spitze eines Eisbergs voller Leid, das zum Himmel schreit. Letztlich steht die Stabilität und Zukunft unserer ganzen Gesellschaft auf dem Spiel, wenn stabile und gesunde Familien zur Mangelware werden.

Deshalb ist es eine so wichtige Aufgabe der Kirche, den Menschen von Gottes guter Gebrauchsanweisung für Sexualität, Ehe und Partnerschaft weiter zu erzählen und alles dafür zu tun, dass gesunde Ehen entstehen und gesund bleiben. Dafür muss sie sich ganz bewusst dem heute verbreiteten Konzept der „sexuellen Vielfalt“ entgegenstellen, das Sexualität losgelöst von Treuepartnerschaften propagiert und sämtliche Partnerschaftsmodelle sowie sexuelle Praktiken als gleichwertig darstellen möchte. Kirche hat den Auftrag…

  • Jugendliche aktiv zu lebenslangen Treuepartnerschaften zu ermutigen statt zu frühem „Ausprobieren“ und Partnerwechsel nach dem Lustprinzip.
  • klar und eindeutig gegen Pornografie und Prostitution Stellung beziehen.
  • sich laut und deutlich gegen die zunehmende Verstaatlichung der Kindererziehung zu wenden, durch die immer mehr Kinder schon ab 0 Jahren der Mutter entrissen und in Fremdbetreuungseinrichtungen gegeben werden – mit nachweisbar negativen Folgen für die psychische Gesundheit der Kinder. Kleinkinder brauchen Bindung und nicht „frühkindliche Bildung“!

Und nicht zuletzt soll die Kirche allen Gescheiterten, Verletzten, Zerbrochenen und Einsamen ein Ort der Gnade, der Heilung, der Hilfe und Wiederherstellung sein statt mit Fingern zu zeigen, zu verurteilen und auszugrenzen.

Der Artikel zur 91. These: 5 Thesen zum Thema Partnerschaft und Sexualität

92 Die Kirche hat den Auftrag, Anwalt für das Leben zu sein

2. Mose 20, 13: „Du sollst nicht töten.“

Rund 100.000 Abtreibungen jedes Jahr in Deutschland. Seit 1974 etwa 8 Millionen (!!!) Kinder, die noch im Mutterleib getötet wurden. Das sind mehr als 10 % aller Geburten! Mit anderen Worten: Mehr als jedes zehnte gezeugte Kind in Deutschland darf nicht leben. Zurück bleiben traumatisierte Mütter, von denen nicht wenige ihr Leben lang leiden. Und eine überalterte Gesellschaft, die sich mittelfristig demographisch selbst abschafft.

Dieses alltägliche Drama kann und darf der Kirche keine Ruhe lassen.

Auch wenn dieses Thema viele individuelle Konfliktfälle beinhaltet, auf die es oft keine einfachen Antworten gibt, so gilt grundsätzlich doch immer: Gott ist ein Gott des Lebens! Die Kirche hat den Auftrag, Anwalt für das Leben zu sein, gerade dort, wo es nicht für sich selbst eintreten kann. Sie ist gerufen, laut und deutlich einzustehen für eine Willkommenskultur für das ungeborene Leben, für den Vorrang des Lebensrechts ungeborener Kinder vor individuellen Lebensgestaltungswünschen und genauso für die Würde und das Lebensrecht des Menschen an der Grenze zum Sterben.

Marsch für das Leben

Leider hat insbesondere die evangelische Kirche seit den frühen 1970er-Jahren ihren Konsens zu diesem Thema verloren und entsprechend diesen Auftrag immer mehr vernachlässigt, wie Jens Motschmann eindrücklich analysiert und nachgewiesen hat. Höchste Zeit also für die Kirche, wieder ein eindeutiger und leidenschaftlicher Anwalt für das Leben zu werden!

93 Die (geistlichen) Eltern zu ehren ist ein wichtiger Gesundbrunnen für das Leben und die Kirche

2. Mose 20, 12: „Ehre deinen Vater und deine Mutter. Dann wirst du lange in dem Land leben, das der Herr, dein Gott, dir geben wird.“

Eltern machen (manchmal viele und schlimme) Fehler. Trotzdem bleiben sie immer ein elementarer Bestandteil unserer Identität. Wer im Unfrieden mit seinen Eltern lebt, lebt im Unfrieden mit sich selbst. Seinen Eltern vergeben zu lernen und sie zu ehren für das, was sie trotz allem Versagen Gutes getan haben, ist ein wichtiger, ja unumgänglicher Schritt zur eigenen Heilung. Es gehört zum Auftrag der Kirche, diese tiefe Wahrheit hinter dem 5. Gebot zu vermitteln.

Auch Gemeinden und Bewegungen haben “Eltern”. Sie bauen fast immer auf Fundamenten und gehen auf Wegen, die von geistlichen Vätern und Müttern angelegt und gebahnt wurden. Sie zu ehren und sich in ihrem Wirken zu verwurzeln ist ein unverzichtbarer Gesundbrunnen für die Kirche.

Gerade die neuen, dynamischen christlichen Bewegungen stehen in der Gefahr, diesen Respekt vor ihren (heute vielleicht altbacken erscheinenden) Vätern und Müttern im Glauben zu verlieren. Noch mehr gefährdet sind die Theologen, die meinen, alle theologischen Erkenntnisse früherer Generationen einfach über Bord werfen zu können, weil sie nicht mehr in ihre (post)modernen Denkstrukturen passen. Kirchen, Gemeinden und Bewegungen, die so den Respekt vor den geistlichen Eltern verlieren, entwurzeln sich selbst – und leben nicht mehr lange.

Beachten wir deshalb doch neu das 5. Gebot und ehren wir unsere Väter und Mütter im Glauben. Gerade evangelischen Christen sollte das besonders leichtfallen, haben wir doch mit den Reformatoren ein reiches theologisches Erbe, mit Liederdichtern wie Paul Gerhardt tiefe spirituelle Schätze und mit den pietistischen Erweckungsbewegungen beeindruckende Vorbilder für kraft- und hingebungsvollen Glauben. Auch in anderen Prägungen gab es viele großartige Vorbilder und Glaubensväter. Die ehrenvolle Erinnerung an ihr Leben, ihren Glauben und ihre Treue stärkt und ermutigt uns für die Herausforderungen der Gegenwart: „Weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, lasst uns ablegen alles, was uns beschwert, und die Sünde, die uns ständig umstrickt, und lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist, und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens.“ (Hebräer 12, 1)

94 Kirche braucht das Miteinander der Generationen

Maleachi 3, 24: „Er wird die Herzen der Väter ihren Kindern und die Herzen der Kinder ihren Vätern zuwenden.“

In der guten Absicht, das Evangelium altersgerecht zu vermitteln, wurden für Kinder und Jugendliche vielerorts Spezialangebote entwickelt: Kinderkirche, Jugendgottesdienste, sogar ganze Jugendgemeinden und Jugendkirchen. Leider haben sich daraus allzu oft Parallelstrukturen entwickelt, denen ein gesundes Miteinander der Generationen fehlt. In der Bibel lesen wir nichts von einer solchen Ghettoisierung verschiedener Altersklassen.

Das US-amerikanische „Fuller-Youth-Institute“ hat sich 6 Jahre lang in intensiver Forschungsarbeit mit der Frage befasst: Wie können wir in Kindern und Jugendlichen einen beständigen Glauben („sticky faith“) wecken? Welche Faktoren führen dazu, dass sie ihren Glauben auch beim Übergang zum Erwachsenwerden behalten? Das Hauptergebnis war für alle Beteiligten überraschend:

„Während Gemeinden quer durch die Vereinigten Staaten dazu tendiert haben, finanzielle und personelle Ressourcen in starke und dynamische Jugendgruppen zu investieren, brauchen Teenager auch den Schulterschluss und gewachsene Beziehungen mit Erwachsenen jeden Alters. … Entgegen weit verbreiteter Annahmen zeigte sich, dass mehr als alle anderen untersuchten Faktoren die Teilnahme an gesamtgemeindlichen Gottesdiensten in einem zuverlässigen Zusammenhang steht mit der Entwicklung eines reifen Glaubens. Statt nur an altersspezifischen Sonntagsschulklassen, Gottesdiensten, Kleingruppen und Aktivitäten teilzunehmen zeigt sich, dass junge Leute von generationenübergreifenden Aktivitäten und Zusammenkünften profitieren, die die Mauern zwischen den Generationen überwinden. Gemeinden und Familien, die der Jugend einen tiefen Glauben einflößen möchten, sollten Jugendlichen helfen, ein Netz von Beziehungen mit Erwachsenen aufzubauen, die sich für Jugendliche verpflichten und sich um sie kümmern und von denen manche ganz bewusst als Mentoren dienen.“

Also brauchen wir beides: Räume und Zeiten, in denen Kinder und Jugendliche altersgerecht von Jesus hören und Gott begegnen können. Aber genauso auch Räume und Zeiten, in denen alle Generationen gemeinsam Gott begegnen und starke Beziehungen zueinander bauen. Jung und Alt brauchen einander! Höchste Zeit, mit offenen Herzen aufeinander zuzugehen und die kulturellen und emotionalen Mauern zwischen den Generationen nieder zu reißen. Gerade die ältere Generation ist gefordert, kulturelle Schranken zu überwinden, damit wir alle gemeinsam beten, singen, feiern und lebendige, fruchtbringende Beziehungen bauen können.

95 Das Evangelium an Kinder und Jugendliche weiter zu geben ist eine zentrale Aufgabe der Kirche

Psalm 145, 4: Jede Generation soll ihren Kindern von deinen Werken erzählen.“

Kinder- und Jugendarbeit ist kein Beiprogramm der Kirche, kein Zusatzangebot besonders aktiver Gemeinden und erst recht keine Beschäftigungstherapie für Kinder, damit gestresste Eltern in Ruhe den „Hauptgottesdienst“ besuchen können. Die Weitergabe von Gottes Wort an die nächste Generation war schon immer ein zentrales Gebot Gottes an sein Volk. Kein Wunder, denn ohne eine lebendige und kraftvolle Kinder- und Jugendarbeit hat Kirche schlicht und einfach keine Zukunft!

Wenn die EKD-Studie “Engagement und Indifferenz” feststellt, dass…

… nur noch 22 % der jugendlichen Kirchenmitglieder sich mit der Kirche verbunden fühlt,

… im Hinblick auf die nächste Generation eine „Stabilität im Abbruch” besteht,

…. die Kirche auf dem Weg ist, eine Seniorenkirche zu werden,

dann muss das ein dramatischer Weckruf für die Kirche sein!

Je älter Menschen werden, umso schwerer fällt es ihnen, eine Lebenswende zu Jesus und zum Glauben zu vollziehen. Wenn es der Kirche schon nicht gelingt, Kinder und Jugendliche für Jesus zu begeistern wird das bei Erwachsenen erst recht nicht klappen. Jesus hat Kinder in die Mitte gestellt. Genauso muss Kirche endlich die Kinder und Jugendlichen ins Zentrum ihrer Aufmerksamkeit rücken und ihre Kraft, Energie und Ressourcen mit höchster Priorität dafür einsetzen, der kommenden Generation die Liebe zu Jesus vorzuleben und ihr die Liebe Gottes ins Herz zu legen.

Die 95 neuen Thesen für die Reformation der Kirche

Wie werden wir das Jahr des Reformationsjubiläums feiern? Rückwärtsgewandt im Gedenken an vergangene Tage? Oder werden wir es nutzen, um Kirche neu zu denken und zu reformieren?

Wir müssen nicht in allem einer Meinung sein. Aber schlimm ist, wenn wir sprachlos dem Niedergang der Kirche zusehen, statt leidenschaftlich um ihre Zukunft zu ringen. Die 95 neuen Thesen sind eine Möglichkeit, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Wie wäre es, wenn Du sie Deinen Freunden / Leitern / Mitarbeitern… weiterleitest? Wie wäre es, wenn ihr im Hauskreis, im Leitungsteam oder einem anderen Rahmen einige der Thesen miteinander diskutiert. Wie wäre es, wenn ihr einzelne Thesen mit ins Gebet nehmt, um in wichtigen Bereichen für einen Wandel zu beten?

Die Thesen und Texte dazu dürfen jederzeit frei verwendet und weitergegeben werden (ein Hinweis auf die Quelle wäre schön). Sie können bei mir in gedruckter Form zum Selbstkostenpreis bestellt werden (einfach eine Mail an diese Adresse schicken).

2016 hat mehr denn je gezeigt, wie dringend unser Land das Salz und Licht einer lebendigen Kirche Jesu braucht. Hoffen, beten und arbeiten wir dafür, dass 2017 ein Jahr wird, in dem die Kirche wieder mehr zu dem wird, was sie sein sollte: Ein Ort der Freude, Heilung, Gemeinschaft und Zurüstung, an dem Menschen zum himmlischen Vater finden, der uns Christen Heimat gibt und der die Gesellschaft nachhaltig prägen und verändern kann.

Hier gibt es die 95 neuen Thesen in Buchform zum Download als PDF.

Die 95 neuen Thesen für die Reformation der Kirche

Der Zustand der Kirche
1: Die Kirche braucht eine neue Reformation!
2: Die Kirche braucht eine geistliche Erneuerung und Erweckung!
3: Es ist Zeit, umzukehren!
4: Die Kirche steht an einem historischen Wendepunkt von der Staats- zur Freiwilligenkirche!

Das Wesen der Kirche
5: Die Ehre und Verherrlichung Gottes ist der zentrale Daseinszweck der Kirche!
6: Als Braut Christi ist Liebe und Leidenschaft für Jesus die wichtigste Eigenschaft der Kirche!
7: Als Botschafter Christi muss die Kirche sich dem Wort und den Geboten verpflichtet wissen!
8: Die Kirche muss die Heiligkeit Gottes widerspiegeln!
9: Gnade und Barmherzigkeit müssen prägende Charakterzüge der Kirche sein!
10: Die Kirche muss von einer tiefen Leidenschaft für die Verlorenen geprägt sein!
11: Kirche ist primär die Gemeinschaft Aller, die Jesus lieben, statt konfessionelle Institution!
12: Die Kirche schöpft ihre Kraft aus der Freude über ihre Erlösung!
13: Die Kirche lebt in der Erwartung des wiederkommenden Christus!

Die Botschaft der Kirche
14: Die Kirche verkündigt Christus als den einzigen Weg zu Gott und zum ewigen Leben!
15: Die Kirche verkündigt das Evangelium vom anbrechenden Reich Gottes!
16: Die Kirche ruft Menschen, ihr Vertrauen ganz auf Jesus zu setzen!
17: Die Kirche ruft die Menschen in eine Liebesbeziehung mit dem himmlischen Vater!
18
: Die Kirche ruft Menschen in eine Freundschaftsbeziehung mit Gott!
19: Die Botschaft vom Kreuz muss im Zentrum der kirchlichen Botschaft stehen!
20: Die Kirche ruft Menschen, sich in Christus erneuern zu lassen!
21: Die Kirche muss klarstellen: Taufe ohne Glaube rettet nicht!
22: Die Kirche darf nicht Gnade predigen ohne auch zur Buße zu rufen!
23: Die Kirche hat den Auftrag, das Gericht für alle Menschen anzukündigen!
24: Die Kirche darf nicht verschweigen, dass es eine ewige Verlorenheit gibt!
25: Die Botschaft der Kirche dreht sich um das Reich Gottes und nicht um Politik!

Der Auftrag der Kirche
26: Liebe zu Gott zu wecken muss das Ziel allen kirchlichen Handelns sein!
27: Der zentrale Auftrag der Kirche ist, Menschen zu Jüngern zu machen!
28: Die Kirche darf Menschen nicht an Menschen oder Organisationen sondern nur an Jesus binden!
29: Die Kirche hat den Auftrag, geistliche Selbstversorger hervorzubringen!
30: Die Kirche hat den Auftrag, die Werke des Teufels zu zerstören!
31: Die Kirche hat den Auftrag, Menschen in Not praktisch zu helfen!
32: Die Kirche hat den Auftrag, sich für verfolgte und bedrängte Christen einzusetzen!
33: Gruppen und Gemeinden haben den Auftrag, neue Gruppen und Gemeinden zu gründen!
34: Wo Kirche keine bleibende Frucht bringt muss sie erneuert werden!
35: Die Kirche hat den Auftrag, Israel zu segnen!

Die Leitung der Kirche
36: Kirche braucht starke Vorbilder und Leiter, um gesund wachsen zu können!
37: Die Bibel kennt keine Unterscheidung zwischen Klerus und Laien!
38: Weil Jesus das Haupt der Kirche ist können nur hingegebene Jesusnachfolger die Kirche leiten!
39: Wortverkündigung und Gebet sind die Hauptaufgaben von Kirchen- und Gemeindeleitern!
40: Kirchliche Leiter sind keine Herrscher sondern Diener!
41: Leiter haben die Aufgabe, neue Leiter hervorzubringen!
42: Nicht Amt oder Abschluss sondern Reife, Begabung und Frucht qualifiziert einen Leiter!
43: Leiter missbrauchen ihr Amt, wenn sie ihre Identität daraus beziehen!

Die Form der Kirche
44: Kirche soll ihre Form anpassen – nicht ihre Botschaft!
45: Kirche hat den Auftrag, ständig frische Formen zur Verbreitung des Evangeliums zu entwickeln!
46: Neuen Aufbrüchen in der Kirche muss Freiraum für neue Formen gegeben werden!
47: Kirchliche Formen müssen sich dem Wirken des Geistes unterordnen – nicht umgekehrt!
48: Das Festhalten an Formen kann geistliches Leben nicht konservieren!

Die Einheit der Kirche
49: Die Kirche hat den Auftrag, um ihre Einheit zu kämpfen!
50: Wo Christus groß wird wächst Einheit wie von selbst!
51: Echte Einheit basiert auf gelebten Herzensbeziehungen!
52: Die Einheit der Kirche braucht Vielfalt ohne Beliebigkeit!
53: Ohne Einheit ist die Kirche handlungsunfähig!
54: Einheit scheitert in erster Linie an unseren menschlichen Schwächen!
55: Ohne gemeinsames biblisches Fundament fällt die Kirche auseinander!

Kirche und Gottes Wort
56
: Die Kirche wächst auf Dauer nur, wenn sie der Bibel vertraut!
57: Nur auf Basis einer glaubhaften Bibel kann Jesus glaubhaft verkündigt werden!
58: Die Kirche braucht dringend gesunde biblische Lehre!
59: Die Kirche muss für die Glaubwürdigkeit der Bibel einstehen!
60: Kirchliche Theologie muss sich dem Wort Gottes unterordnen!
61: Die biblischen Aussagen sind so klar, dass ALLE sie verstehen können!
62: Kirche darf nur segnen, was Gott gemäß seinem Wort segnet!
63: Über die Bibel hinaus gibt es keine endgültig verbindlichen Kirchenvorschriften!

Kirche und Gottes Geist
64: Die Kirche muss sich immer wieder neu ausstrecken nach der Fülle des Heiligen Geistes!
65: Die Kirche ist bis heute angewiesen auf die Fülle der neutestamentlichen Geistesgaben!
66: Gottes zeichenhaftes Wunderwirken gehört auch heute noch zur Kirche!
67: Gottes Geist und Gottes Stimme muss die Kirche leiten!

Kirche und Gebet
68
: Alles kirchliche Handeln muss eingebettet sein in Gebet!
69: Ohne Anbetung wird die Kirche geist- und orientierungslos!

Kirche und Gottesdienst
70: Gott wohnt nicht in Kirchen sondern in DER Kirche!
71: Nur mit Gottes Gegenwart gibt es fruchtbringende Gottesdienste!
72: Kirche kann sonntags nur das glaubhaft vermitteln, was montags gelebt wird!
73: Gottes Liebe muss spürbar sein, wenn Gottes Kinder sich versammeln!
74: Gottes Wort muss mit Leidenschaft gepredigt werden!
75: Anbetung muss von Herzen kommen!
76: Gottesdienste müssen die Gläubigen zum Dienst zurüsten!

Kirche und Weltmission
77: Kirche und Gemeinden brauchen eine weltweite Perspektive!
78: Mission, nicht Dialog ist der Hauptauftrag der Kirche!
79: Das Evangelium gilt allen Völkern, auch dem jüdischen!

Die Kirche und die Welt
80: Die Kirche hat den Auftrag, Salz und Licht aller Bereiche der Gesellschaft zu sein!
81: Die Kirche muss sich der Realität der unsichtbaren Welt bewusst sein!
82: Die Kirche muss zwangsläufig im Konflikt mit dem Zeitgeist stehen!
83: Die Kirche muss bereit sein, Verfolgung auszuhalten!

Kirche und Staat
84: Die Kirche muss beachten, dass der Staat einen völlig anderen Auftrag hat als sie selbst!

Kirche und Geld
85: Die Kirche muss lernen, fröhlich zu geben und Gott zu vertrauen!
86: Gott und nicht das Geld muss die Kirche leiten!

Kirche und Gemeinde
87: Gemeinde braucht Kleingruppen, in denen authentisch das Leben geteilt wird!
88: Gemeinde kann nur wachsen, wenn die Vielfalt der Gaben zusammenspielt!
89: Gemeinde braucht nicht nur Hirten („Pastoren“) sondern alle Vertreter des 5-fältigen Dienstes!
90: Gesunde Gemeinden wachsen – qualitativ und auf Dauer auch quantitativ!

Kirche und Familie
91: Die Kirche hat die lebenslange Ehegemeinschaft von Mann und Frau zu fördern und zu schützen!
92: Die Kirche hat den Auftrag, Anwalt für das Leben zu sein!
93: Die Kirche hat den Auftrag, Respekt vor den (geistlichen) Eltern zu fördern!
94: Kirche braucht das Miteinander der Generationen!
95
: Das Evangelium an Kinder und Jugendliche weiter zu geben ist eine zentrale Aufgabe der Kirche!

Wozu 95 neue Thesen?

“Wir haben keine Zeit mehr zu feierlichen Kirchenfesten, in denen wir uns vor uns selbst darstellen, wir wollen nicht mehr so Reformation feiern! Lasst dem toten Luther endlich seine Ruhe und hört das Evangelium, lest seine Bibel, hört hier das Wort Gottes selbst. Gott wird uns am jüngsten Tage gewiss nicht fragen: habt ihr repräsentative Reformationsfeste gefeiert? Sondern: habt ihr mein Wort gehört und bewahrt?“
Dietrich Bonhoeffer (DBW Band 12, Seite 426f)

Ich bin evangelisch. Ich liebe meine Kirche. Mit viel Leidenschaft versuche ich mitzuhelfen, dass meine Heimatgemeinde wächst und gedeiht. Noch mehr liebe ich DIE Kirche Jesu, zu der alle gehören, die Jesus lieben und mit denen ich mich deshalb eng verbunden fühle.

Umso mehr schmerzt mich der Niedergang der Kirche in Deutschland. Nichts scheint auf eine Trendwende hinzudeuten. Ist es schon besiegelt, dass das Christentum in Deutschland zu einer Randgruppe verkommt?

Das wäre dramatisch. Denn ohne das Christentum und die Reformation wäre Deutschland und Europa nicht das, was es ist. Die Politik alleine kann die drängenden Probleme unmöglich lösen. Unsere Gesellschaft braucht das Salz und Licht einer vitalen, lebendigen Kirche Jesu, die Hoffnung verbreitet, Werte hoch hält und den Menschen den Weg zum Leben zeigt.

In der Kirchengeschichte hat es schon mehrfach dramatische Wenden gegeben. Die Reformation, deren 500-jähriges Jubiläum wir 2017 feiern, ist nur ein Beispiel dafür. Die Kirche ist und bleibt „semper reformanda“, d.h. sie ist ständig erneuerungsbedürftig. Gut, dass es immer wieder Erneuerungs- und Erweckungsbewegungen gab mit großartigen Auswirkungen auf die ganze Gesellschaft!

Erneuerung beginnt damit, dass Menschen die Notwendigkeit von Erneuerung erkennen. So war es bei Martin Luther, als er vor 500 Jahren seine 95 Thesen an die Türen der damaligen Kirche schlug. Der dramatische Bedeutungsverlust der Kirchen zeigt, dass der Erneuerungsbedarf auch heute riesig ist. Aber was genau muss wie erneuert werden?

Zu dieser Frage habe ich 95 neue Thesen gesammelt. Vielleicht können sie ja ein Beitrag dafür sein, dass wir das Reformationsfest nicht rückwärtsgewandt feiern sondern uns in erster Linie der Frage stellen: Welcher Reformationsbedarf besteht heute?

Thesen sind nichts „Fertiges“, keine endgültigen und keine ausgewogenen Antworten. Sie sind bewusst provokant formuliert, denn sie wollen neue Gedanken und Diskussionen in Gang bringen helfen. Es ist nicht schlimm, wenn wir nicht in allem derselben Meinung sind. Schlimm ist, wenn wir sprachlos dem Niedergang der Kirche zusehen, statt leidenschaftlich um ihre Zukunft zu ringen.

Das anstehende Jubiläum ist eine großartige Gelegenheit, gemeinsam über eine neue Reformation nachzudenken und dafür zu beten. Zum Wohl der Kirche. Zum Wohl der Menschen in der Kirche. Zum Wohl der Menschen, die durch die Kirche zu Christus und zum Leben finden sollen.

Und vor allem zum Lob und zur Verherrlichung des Herrn der Kirche, der für uns alle sein Leben gab und dem unsere ganze Hingabe und Anbetung gebührt.

Sommer 2016, Dr. Markus Till