Das Geheimnis gelingender Kommunikation…

… ist Vertrauen!

Missverständnisse sind etwas ganz normales. Das liegt daran, dass Begriffe oft mit ganz unterschiedlichen Inhalten, Assoziationen und Emotionen verknüpft werden können. Manchen Leuten leuchten z.B. beim Wort “Gemeinde” die Augen, weil sie damit liebevolle Gemeinschaft verbinden. Andere verziehen das Gesicht, weil sie Gemeinde als bürokratisches Konstrukt ohne menschliche Wärme erlebt haben. Deshalb lösen Begriffe beim Empfänger oft ganz andere Botschaften und Emotionen aus als die, die der Sender vermitteln wollte.

Aber das ist kein echtes Problem, solange man sich vertraut! Denn dann geht man davon aus, dass der Andere es vermutlich gut gemeint hat, selbst wenn die Botschaft schlecht angekommen ist. Dann fragt man im Zweifelsfall nach, wenn sich etwas verletzend oder verwirrend angehört hat – und alles klärt sich auf.

Aber wenn Vertrauen fehlt kommt man leicht auf die Idee, dass etwas wirklich böse, abwertend oder destruktiv gemeint war. Dann fragt man auch nicht nach, weil man ein konfrontatives Gespräch erwartet, dem man lieber aus dem Weg geht. Und so verfestigt sich Abneigung, Misstrauen und Trennung.

Ich habe es so oft erlebt: Wenn Vertrauen fehlt ist die Kommunikation anstrengend, weil es immer wieder zu verletzenden Missverständnissen kommt, die – wenn überhaupt – nur mit großem Zeit- und Kraftaufwand behoben werden können.

So wichtig es ist, Missverständnisse aufzuklären: Unser großes Ziel muss Vertrauen sein! Dann sind auch die üblichen Missverständnisse kein großes Problem mehr. Vertrauen wächst durch Offenheit, Zeit füreinander, ehrliche Gespräche, Verständnis und Vergebung. Jede Minute für vertrauensbildende Gemeinschaft ist extrem gut investiert, weil sie uns vor kraft-, zeit- und nervenzehrenden Missverständnis-Konflikten bewahrt.

Übrigens: Die Missverständnisgefahr steigt massiv bei schriftlicher Kommunikation! Denn das bloße Wort ohne Tonfall und Mimik enthält wesentlich weniger Information als das gesprochene Wort des direkten Gegenübers. Wenn ich jemandem etwas schreibe kann ich die unmittelbare Reaktion des Botschaftsempfängers nicht erleben. Ich kann nicht sofort reagieren, wenn etwas falsch angekommen ist. Die Gefahr, dass es zu verletzenden Missverständnissen kommt, ist deshalb ungleich größer.

Daher mein Tipp: E-Mail, WhatsApp, Facebook usw. ist klasse, um Informationen auszutauschen. Aber wenn man es zum Diskutieren oder gar für die Klärung von Konflikten nutzt muss man jedes Wort aufs sorgfältigste abwägen. Das ist aufwändig und anstrengend. Auch im digitalen Zeitalter ist deshalb das persönliche Gesprächimmer immer noch der Königsweg und durch nichts zu ersetzen!

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Umkämpfte Einheit: Träum weiter!

Einheitlichkeit, Beliebigkeit, menschliche Erkenntnis, Stolz und Selbstwertmangel, Selbstbereicherung, Mitmach-Druck, Integrationserwartung: Wer sich aufmacht, das Einheits-Land zu erobern wird mit vielen Gegnern und Fallen konfrontiert. Und diese Aufzählung ist noch gar nicht vollständig. Viel könnte man noch schreiben über Unbarmherzigkeit, Fassaden und Masken, falsche Prioritäten in veranstaltungs- statt beziehungsorientierten Terminkalendern, fehlende Bereitschaft zur Vergebung usw. usw.

Bei so vielen Problemen könnte man leicht auf die Idee kommen: Das wird nie etwas mit der Einheit. Und die Kirchengeschichte scheint diesem Pessimismus ja recht zu geben. Angesichts der vielen schmerzhaften Wunden, die ich mir selbst schon auf dem Einheits-Schlachtfeld zugezogen habe, hätte auch ich gute Gründe, die Flinte ins Korn zu werfen.

Aber das Gegenteil ist der Fall! Denn noch viel mehr als Trennung, Streit und Verletzungen habe ich auch wundersame Versöhnung, Wiederherstellung und großartige Gemeinschaft unter Christen erlebt! Ich habe mit eigenen Augen gesehen, dass Einheit gelingen kann, wenn wir die Prinzipien beachten, die ich hier versucht habe darzustellen.

Deshalb ist mein Traum von Einheit nicht kleiner sondern größer geworden! Mehr denn je träume ich von einem Christentum, das Vielfalt nicht fürchtet sondern feiert, weil es verstanden hat, dass ein Leib mit lauter gleichartigen Gliedern ein Krüppel und ein Monstrum ist! Ich träume von einem Christentum, in dem scheinbare Gegensätze zu einem eindrucksvollen Ganzen werden:

  • Ein Christentum mit einem hellwachen, messerscharfen Verstand UND einer leidenschaftlichen Spiritualität.
  • Ein Christentum, das Gottes Wort achtet und liebt UND in der Freiheit der Kinder Gottes lebt, statt gesetzlich zu sein.
  • Ein Christentum, das im Reichtum seiner Traditionen verwurzelt ist UND vorwärtsorientiert nach ständiger Erneuerung strebt.
  • Ein Christentum, das mit dem Übernatürlichen rechnet UND nüchtern mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht, mitten im Leben, mitten in der Gesellschaft.
  • Ein Christentum, das die Reife und Erfahrung der älteren Generation genauso schätzt wie die Dynamik und Innovationskraft der jungen Generation.
  • Ein Christentum, dass einen Reichtum an Formen, Strukturen und Prägungen entwickelt, durch die es die zahlreichen kulturellen Nischen unserer Gesellschaft erreichen und durchdringen kann, ohne dabei zu vergessen, dass es ein Leib ist, in dem alle Glieder einander brauchen und aufeinander angewiesen sind.

Weißt Du, was das Beste ist an meinem Traum? Er ist dabei, wahr zu werden! Schon jetzt beobachte ich, dass die nächste Generation längst nicht mehr so viele Schranken im Kopf hat wie wir älteren Christen noch vor 20 Jahren. Noch nie gab es so viele Signale dafür: Jesu Gebet wird erhört! Einheit gewinnt die Oberhand!

Blogbild Mach uns einsKlick zum Video mit dem Lied: Mach uns eins

Allerdings müssen wir unbedingt beachten, was Paulus darüber lehrt, wie Einheit entsteht: „Lasst uns … wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus, von dem aus der ganze Leib zusammengefügt ist.” (Eph, 4, 15-16). Echte Einheit entsteht durch die Verbindung mit Jesus! Wir sollten deshalb nicht in erster Linie nach Einheit sondern nach Jesus suchen! ER ist es, der die Glieder zusammenfügt. Wo Jesus groß wird und im Mittelpunkt steht werden unsere Probleme miteinander klein und nebensächlich. Dann wächst tiefe Herzenseinheit wie von selbst.

Also: Egal, welche schmerzvollen Erfahrungen Du beim Thema Einheit vielleicht schon gemacht hast: Träum weiter! Und vor allem: Lass uns den Traum zusammen wahr machen! Mit Gottes Hilfe können, nein werden wir es schaffen. Das Land der Einheit gehört uns! Dort wollen wir hin! „Denn dort verheißt der Herr seinen Segen und Leben, das niemals enden wird.“ (Psalm 133, 3) Lass uns das Land der Einheit gemeinsam erobern. Für den König! Und für all die kostbaren Menschen, die ohne ihn und ohne unsere Einheit verloren gehen.

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Umkämpfte Einheit (6): Wein-Krampf zwischen alt und neu

Wenn unter Christen ein neuer Aufbruch geschieht, gibt es oft Unfrieden mit den Etablierten und Alteingesessenen. Das war schon zu Jesu Zeiten so: Die Jünger des Johannes waren vom Verhalten der Jünger Jesu vollkommen irritiert. Sie konnten einfach nicht begreifen, warum Jesus und seine Jünger nicht fasten. Als sie Jesus dazu befragten, hat er ihnen das geduldig erklärt (Luk. 5,34). Dabei hat er sie auch ganz grundsätzlich gelehrt, wie man sich verhalten soll, wenn eine alte Bewegung Gottes auf eine neue trifft:

“Niemand füllt neuen Wein in alte Schläuche; sonst zerreißt der neue Wein die Schläuche und wird verschüttet und die Schläuche verderben. Sondern neuen Wein soll man in neue Schläuche füllen. Und niemand, der vom alten Wein trinkt, will neuen; denn er spricht: Der alte ist milder.” (Luk. 5, 37-39)

Daraus ergeben sich 2 einfache Regeln für den Umgang zwischen alten und neuen christlichen Bewegungen:

  1. Kein Mitmach-Druck!
    Wir Christen gewöhnen uns schnell an bestimmte Frömmigkeitsformen, in denen wir uns wohl, sicher und zu Hause fühlen. Neue Bewegungen haben eine Dynamik, die auf diejenigen, die an die „milden“ alten Formen gewöhnt sind, oft abstoßend wirkt. Das ist ganz normal. Deshalb sollten wir, wenn wir Teil eines neuen Aufbruchs sind, nicht frustriert sein, wenn Christen in den bestehenden Bewegungen nicht gleich begeistert mitmachen. Erst recht sollten wir sie dafür nicht verachten! Jesus hat die alte Johannes-Bewegung damals sogar sehr geschätzt. Einmal sagte er, dass Johannes der Größte aller Zeiten war! Genauso müssen neue Aufbrüche heute Achtung und Respekt für die Christen älterer Bewegungen bewahren, die an ihren alten Formen festhalten wollen.
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  2. Keine Integrationserwartung!
    Mit dem Vergleich von den Weinschläuchen ermahnte Jesus die Anhänger der alten Bewegung, dass sie nicht erwarten dürfen, dass die neue Bewegung sich der alten anpasst oder gar anschließt! Genauso gilt auch heute noch: Wenn um uns herum neue Aufbrüche geschehen dürfen wir nicht verlangen, dass diese sich in unsere bestehenden Gemeinden, Gruppen und Gottesdienste integrieren und sie mit mehr Besuchern und Mitarbeitern füllen müssen! Unsere alten Strukturen sind oft nicht geeignet für die neu erweckten Christen! Damit der neue Wein nicht verschüttet wird und die alten Schläuche nicht zerreißen müssen wir es deshalb zulassen und fördern, dass der neue Wein neue Schläuche bekommt! Das heißt nicht unbedingt, dass neue Gemeinden oder Kirchen gegründet werden müssen. Aber es heißt sehr wohl, dass wir den neuen Bewegungen Freiraum geben müssen für neue Strukturen und Versammlungen mit neuen Formen und neuen Schwerpunkten!

Sowohl die alten wie die neuen Bewegungen sollten sich vor Augen halten: Neuer Wein ist zunächst einmal nicht besser oder schlechter als alter Wein sondern einfach nur anders und für andere Menschen! Wir sollten deshalb die Anderen nicht geringschäNeu alt versoehnttzen sondern einander loslassen, freisetzen und segnen für die unterschiedliche Berufung, die jeder hat.

Ich bin mir sicher: Wenn wir diese einfachen Regeln Jesu verinnerlichen, kann das sich immer wieder wiederholende Drama des Krampfs und der Konflikte zwischen neuen und alten Bewegungen endlich ein Ende finden! Dann kann es versöhnte Aufbrüche geben, in denen das Neue freigesetzt und gefördert und das Alte geehrt, geachtet und befruchtet wird. Dann können wir miteinander vielleicht sogar Formen finden, in denen wir immer wieder auch gemeinsam Gott feiern und einander dienen können. Genau das ist es, was wir für eine gesunde Entwicklung im Reich Gottes unbedingt brauchen.

Der letzte Teil von „Umkämpfte Einheit“ gibt einen visionären Ausblick auf das „Einheits-Land“, das Gott uns verheißen hat. Schau es Dir an und lass Dich verführen, es zu erobern!

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Umkämpfte Einheit (5): Die Achan-Falle

Im Buch Josua wird eine Geschichte erzählt, die sich bis heute in tragischer Weise immer wieder wiederholt: Nachdem Israel Jericho erfolgreich eingenommen hatte war das Volk vor seinem nächsten Kampf so siegessicher, dass es erst gar nicht mit allen Soldaten in den Kampf zog. Aber der Hochmut kam vor dem Fall: Israel erlitt eine empfindliche Niederlage. 36 Männer starben.

Danach zeigte Gott ihnen den Grund für das Desaster: Der Soldat Achan hatte heimlich etwas von der Kriegsbeute für sich eingesteckt. Dabei hatte Gott das ausdrücklich verboten! Alles Silber und Gold sollte Gott gehören – Achan aber bereicherte sich selbst.

Die Versuchung, sich im Dienst für Gott selbst zu bereichern, hat sich seit Achans Zeiten nicht geändert. Öfter als wir denken steckt hinter unserem Wunsch, Aufgaben in der Gemeinde und im Reich Gottes zu übernehmen, ganz einfach die Sehnsucht nach Beachtung und Anerkennung. Das konnte ich an mir selbst beobachten in einer Phase, in der mein Dienst als Musiker und Prediger plötzlich nicht mehr gefragt war. Die Wut und die Bitterkeit, die da in mir aufstieg, hat mir klar gemacht, wie sehr ich doch immer noch meinem eigenen Ansehen gedient hatte statt Gott.

Die Versuchung, mit einem Dienst in der Gemeinde dem eigenen Ansehen zu dienen ist immer dann besonders groß, wenn Menschen mit Selbstwertmangel eine Position in der Gemeinde bekommen, die mit Ansehen und Einfluss verbunden ist.

Wenn wir dieser Versuchung erliegen hat das schwerwiegende Folgen. Unser Selbstwert und unsere Identität hängt dann an unserer Position. Entsprechend stark kleben wir dann daran! Personen oder Gruppen mit ähnlichen Gaben werden dann zu einer Konkurrenz und Bedrohung für uns und wir werden anfangen, sie zu bekämpfen und zu diskreditieren. Wir werfen ihnen “Schäfchenklau” und andere Vergehen vor (dabei sind doch die Schäfchen einfach nur dort hingelaufen, wo es Futter und Wasser gibt!). Ich habe es leider des Öfteren miterleben müssen, wie Christen in solchen Situationen unglaublich bösartig und intrigant werden können.

LZitat Unheilsgeschichte1etztlich gilt: Wann immer Menschen einen Gemeindedienst in erster Linie zur Stärkung ihres Selbstwerts missbrauchen beginnt eine Unheilsgeschichte, die schon zahlloses Leid in Gemeinden verursacht hat. Solche Menschen reißen ihre Gemeinschaft mit in die Tiefe, wenn sie in Frage gestellt werden. Das kann man in vielen Geschichten von zerstörten oder gespaltenen Gemeinden und Werken und den darin gefallenen Persönlichkeiten immer wieder entdecken.

Wir müssen uns deshalb selber prüfen: Wann immer unser Dienst in Frage gestellt oder – unserer Meinung nach – nicht angemessen gewürdigt wird, ist das eine Herausforderung für unseren Stolz. Gott prüft uns, ob wir SEIN Reich bauen oder unser eigenes Reich! Die richtige Reaktion ist es dann, unseren eigenen, aus falschen Quellen genährten Stolz zu bekämpfen, nicht unsere vermeintlichen Konkurrenten!

Uns muss klar sein: Gott lässt es wie bei Achan auch heute noch zu, dass der Feind uns schlagen kann, wenn wir unsere von Gott gegebenen Gaben dazu benutzen, um uns selbst Ansehen, Einfluss oder Machtpositionen zu erwerben, unseren eigenen Stolz zu befriedigen, unsAchans Schatz materiell zu bereichern oder Menschen an uns zu binden und zu manipulieren. Wir müssen die Achan-Falle deshalb unbedingt kennen und weiträumig meiden!

Nachdem Israel Achans Sünde ausgeräumt hatte, kam auch der Erfolg zurück. So müssen auch wir heute offenbart bekommen, wo Geltungssucht, Selbstbereicherung, Gaben- und Machtmissbrauch in unseren christlichen Gemeinden vorkommt – bei uns selbst oder bei Anderen. Es gehört zu den Aufgaben einer reifen Leiter- und Ältestenschaft, solch einen Missbrauch rechtzeitig zu erkennen und die Gemeinde vor solchen Machtmenschen und Machenschaften zu schützen.

Der vorletzte Teil von „Umkämpfte Einheit“ zum Thema befasst sich mit einem Problem, das schon viele Gemeinden in die Spaltung getrieben hat: Wie kann man mit einem neuen Aufbruch in einer Gemeinde umgehen, der nicht die ganze Gemeinde sondern zum Beispiel nur die Jugend betrifft? Muss es dann zwangsläufig zu Spaltungen kommen, weil Gottesdienstform, Frömmigkeitsstil und theologische Schwerpunkte der neuen Bewegung nicht mehr zu den Alteingesessenen passen?

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Umkämpfte Einheit (4): Stolz-Riesen und Selbstwert-Zwerge

Wo Menschen miteinander leben gibt es Konflikte. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Menschen sind nun einmal sehr verschieden. Sie kommunizieren unterschiedlich. Und deshalb gibt es Missverständnisse, Enttäuschungen, Verletzungen. Gut, dass Jesus uns gelehrt hat, zu beten: „Vergib uns unsere Schuld – wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“ Das Problem ist leider: Viele Konflikte lassen sich nicht einfach durch eine kurze Aussprache und Vergebung lösen, weil die Ursachen viel tiefer liegen als nur ein Missverständnis oder ein Kommunikationsproblem. Es ist extrem wichtig, diese tieferen Konfliktursachen zu kennen, um besser damit umgehen zu können.

Meine Erfahrung ist: Die 2 häufigsten und schwerwiegendsten Konfliktursachen in christlichen Gemeinden und Gruppen sind nicht der Musikgeschmack, die Gottesdienstgestaltung oder die Gemeindeform, ja nicht einmal Theologie und Bibelauslegung. Sie heißen vielmehr: Selbstwertmangel und Stolz.

Aber warum führt Selbstwertmangel zu Konflikten? Das kann man am besten mit einem Plastikschirmständer erklären: Wenn er mit Wasser gefüllt ist, ist er schwer und standfest. Aber ohne Wasser kippt der Schirm schon beim kleinsten Windhauch um.

Unser menschliches Herz funktioniert genauso. Wir alle haben einen Liebes- und Wertschätzungstank in unserem Herzen. Wenn er voll ist, ist unser Leben stabil. Dann juckt es uns nicht sonderlich, wenn jemand mal ungeschickt mit uns umgeht. Denn wir fühlen uns geliebt. Wir finden uns selbst O.K. Da wirft uns das unreife Gerede oder die fehlende Beachtung von jemand anderem nicht um!

Aber wenn unser Liebestank leer ist werden wir instabil. Dann begegnen wir unseren Mitmenschen permanent in einer Habacht-Stellung und fragen uns unbewusst: Werde ich heute wieder nicht beachtet? Werde ich heute wieder nicht wertgeschätzt? Und dann genügt eine kleine falsche Bemerkung, und schon kippt unser labiles Selbstwertgefühl wie ein Sonnenschirm im Wind, dessen Ständer leer ist. Dann sind wir beleidigt und frustriert, werden aggressiv oder wir ziehen uns zurück in unser Schneckenhaus.

Aber was wir in unserem Frust übersehen ist: Das wahre Problem war gar nicht die ungeschickte Bemerkung unseres Mitmenschen. Das wahre Problem ist mein leerer Liebestank, der dazu führt, dass ich mit den ganz normalen Widrigkeiten im menschlichen Miteinander nicht umgehen kann!

Es ist nicht einfach, mit instabilen Menschen umzugehen, die einen leeren Liebestank haben und deren Selbstwert ramponiert ist. Selbstwert-Zwerge können mit ihren Befindlichkeiten die Einheit in unseren Gruppen und Gemeinden ganz schön durcheinanderbringen. Das gilt aber genauso für die Stolz-Riesen:

Blogbild Stolz-Riesen

Ich hätte früher nie gedacht, dass ich ein Problem mit Stolz haben könnte. Es hat lange gedauert, bis ich mir das eingestehen konnte. In meinem Christsein gab es eine Phase mit vielen neuen Entdeckungen wie z.B. Lobpreis oder Geistesgaben. Plötzlich erschien mir das Christentum in meiner Kirchengemeinde flach, kraftlos, begrenzt, oberflächlich, einfach eine Stufe niedriger als das, was ich jetzt kennengelernt hatte.

Schon bald kam es zu Konflikten in unserer Gemeinde. Manche Christen wollten diese neuen Entdeckungen mit uns teilen, andere haben angefangen, das zu bekämpfen. Und ich habe gedacht: Die, die da nicht mitmachen wollen, die blicken halt nicht durch, diese armen Kreaturen. Unbewusst habe ich sie verachtet.

Wir wollten dann eine freie Gemeinde gründen. Aber unsere Gemeinschaft ist zerbrochen. Es gab Streit und schlimme Verletzungen. Ich stand vor einem Scherbenhaufen. Als wir zurückgekehrt sind in unsere Kirchengemeinde hat Gott mich an Situationen erinnert, in denen wir anderen Leuten gegenüber unglaublich arrogant aufgetreten waren. Ich musste zu einigen Menschen gehen und sie um Vergebung bitten.

Seither ist viel Einheit gewachsen in unserer Gemeinde, obwohl wir eine Mischung aus sehr unterschiedlich geprägten Christen sind. Offensichtlich muss Gott uns erst von unserem hohen Ross herunter holen, damit Einheit wachsen kann.

Spiegel Medaille Stolz Selbstwert

Stolz und Selbstwertmangel sind also DIE 2 Hauptursachen für misslingende Gemeinschaft. Das Verrückte ist: Sie sind oft Kehrseiten von ein und derselben Medaille! Wir Menschen kompensieren unseren brüchigen Selbstwert oft durch dominantes Auftreten, Besserwisserei, Überlegenheitsgefühle, negatives Reden oder Verachtung von Anderen. Wir müssen unbedingt umkehren und Buße tun, wenn wir solche Tendenzen an uns entdecken!

Schirm mit Kanne farbig beschriftetAber vor allem müssen wir uns zu Jesus begeben, der allein unseren Herzens-„Schirmständer“ wirklich füllen, unseren brüchigen Selbstwert heilen und unser Herz stabil und einheitsfähig machen kann! Denn Menschen werden unseren Tank niemals wirklich füllen können! Wenn wir das von Menschen erwarten, werden wir sie überfordern und es wird in einem großen Frust für alle enden.

Jesus hat gesagt: “Wer an mich glaubt, wird nie wieder Durst haben.” ER ist die Quelle, die uns den Wert gibt, den wir brauchen, um eine stabile Identität und einen gesunden Selbstwert zu entwickeln. Diese göttliche Liebes- und Wertschätzungsquelle brauchen wir in unseren Gemeinden und Gruppen, damit eine stabile Gemeinschaft wachsen kann. Wenn wir mit seiner Liebe gefüllt sind haben einheitssabotierende Stolz-Riesen und Selbstwert-Zwerge keine Chance mehr!

Teil 5 von “Umkämpfte Einheit” beschäftigt sich mit der “Achan-Falle”. Ich habe schon so viele Gruppen und Gemeinden an dieser Falle zerbrechen sehen, dass es mir das Herz bricht. Schluss damit! Wenn wir die Dynamik verstehen, die uns in diese Falle lockt, werden wir nicht länger in sie hineintappen.

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Umkämpfte Einheit (3): Erkenntnis-Riesen

Ich würde mich selbst als “bibeltreu” bezeichnen. Manche Zeitgenossen würden mich gar einen „Fundamentalisten“ nennen. Ich finde das traurig. Schließlich ist dieses Wort extrem negativ belegt. Oft wird es sogar mit Gewaltbereitschaft assoziiert. Wer friedliche Mitchristen mit solchen Kampfbegriffen diffamiert offenbart viel über seine Geisteshaltung.

Andererseits muss ich sagen: In der Tat halte ich das Fundament der Bibel für absolut unverzichtbar für die Kirche! Der liberale theologische Ansatz, der die Bibel für fehlerhaft hält und den menschlichen Verstand zum Richter über wahr und falsch macht, hat eine Schneise der Verwüstung durch die Kirche geschlagen und das Fundament für die Einheit der Kirche massiv beschädigt. Denn außer der Bibel hat das Christentum nun einmal keine verbindliche Erkenntnisquelle! Wenn Menschen willkürlich nach selbstdefinierten Kriterien darüber entscheiden, ob Bibelstellen Autorität haben oder nicht, diffundiert die Kirche zwangsläufig immer weiter auseinander.

Die Abkehr von liberaler Theologie ist aber noch lange keine Garantie für Einheit. Bei der Auslegung der Bibel können auch Bibeltreue katastrophal irren: So wurde Jesus gerade von den Bibelgelehrten als völlig unbiblisch abgelehnt. In der Kirchengeschichte gibt es zahlreiche Beispiele, wie selbst große Bibelkenner zu Feinden guter christlicher Bewegungen wurden, weil sie ihre speziellen Bibelerkenntnisse zu Dogmen oder gar Kirchengesetzen erhoben und als Waffe gegen Andere eingesetzt haben (die Verfolgung der Täufer durch die Reformatoren ist ein fürchterliches Beispiel dafür). Dabei hatte Gott das Neue Testament doch gerade nicht als Gesetzes- und Paragraphenkatalog verfasst. Wenn Menschen aber meinen, das für ihn nachzuholen zu müssen, endet das irgendwann immer im Desaster!

Wir können also sowohl auf der liberalen als auch auf der bibeltreuen Seite vom Pferd fallen. Auf beiden Seiten machen wir den gleichen Fehler: Wir stellen unsere menschliche Erkenntnis hochmütig über die Bibel und machen uns gottgleich zur obersten Wahrheitsinstanz. Dadurch werden wir zu Erkenntnis-Riesen, die die Einheit der Kirche gnadenlos zertrampeln.

Bibelpendel

Erkenntnis-Riesen zeigen mit dem Finger auf die Splitter in den Augen Anderer, haben aber selbst ein Brett vor dem Kopf. Sie meinen, immer ganz genau zu wissen, wie die Bibel auszulegen ist, vergessen dabei aber, dass sogar der große Theologe Paulus seine Erkenntnis für Stückwerk hielt und auch uns eindringlich zugerufen hat: “Bildet Euch nicht ein, alles zu wissen!“ Unser menschliches Bibelverständnis bleibt also ein Stück weit immer unvollständig und subjektiv. Hüten wir uns deshalb davor, uns vorschnell zum Richter über andere theologische Auffassungen zu machen!

Und noch einen äußerst wichtigen Grundsatz hat uns Paulus für den Umgang mit Wissen und Erkenntnis gelehrt: Wissen kann uns ein Gefühl von Wichtigkeit verleihen, doch nur die Liebe baut die Gemeinde wirklich auf .Wer behauptet, alle Antworten zu kennen, hat in Wirklichkeit kaum begriffen, auf welche Erkenntnis es ankommt. Doch wer Gott liebt, der ist von Gott erkannt“. (1. Korinther 8, 1-3)

Erkennen ist in der Bibel ein Synonym für das Einswerden in einer engen, intimen Beziehung. Echte theologische Erkenntnis wächst somit immer nur in der innigen Beziehung mit dem himmlischen Vater! ER ist der Autor der Bibel. Nur in der Verbindung mit ihm können wir lernen, was er wirklich gemeint hat! Aber ohne seinen Geist macht Erkenntnis uns zu hartherzigen, arroganten Einheitskillern: „Denn der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig“ (2. Korinther 3, 6b).

Als Christen glauben wir im Gegensatz zum aktuellen Zeitgeist daran, dass es eine allgemeingültige Wahrheit gibt. Aber wir sind nicht im Besitz der Wahrheit! Vielmehr streben wir danach, dass die Wahrheit in Person (nämlich Jesus) immer mehr Besitz von uns ergreift! Erst wenn wir diesen feinen aber wichtigen Unterschied verstehen und unsere Besitzansprüche auf Wahrheit aufgeben werden wir nicht länger in der Gefahr stehen, uns anderen Menschen gegenüber überlegen zu fühlen und ihnen entsprechend arrogant zu begegnen. Und gerade weil unsere heutige postmoderne Gesellschaft jeden Alleinvertretungs­anspruch auf Wahrheit als gefährlichen Hang zu Machtausübung und Manipulation wahrnimmt, können wir den Menschen nur in dieser demütigen Haltung das Evangelium bringen – und zugleich unnötigen Streit und Spaltung in der Gemeinde Jesu vermeiden.

Blogbild Erkenntnisriesen

Es ist höchste Zeit, uns neu der Bibel als Gottes Wort in Ehrfurcht unterzuordnen und gleichzeitig die enge, innige Verbindung mit dem Autor der Bibel, dem liebevollen himmlischen Vater zu suchen in dem Wissen, wie unvollkommen und abhängig wir von ihm sind. Dann haben Erkenntnis-Riesen keine Chance mehr.

Teil 4 von „Umkämpfte Einheit“ befasst sich mit Stolz-Riesen und Selbstwert-Zwergen. Sie treten meist gemeinsam auf und sind die grausamsten Einheitsfeinde, die ich persönlich kennengelernt habe. Es ist deshalb ganz besonders wichtig, sie zu durchschauen.

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Umkämpfte Einheit (2): Schein-Riesen, Einheitlichkeit und Beliebigkeit

Weltweit gibt es heute etwa 45.000 verschiedene Kirchen („Denominationen“), Tendenz weiter steigend. Da kann man schon mal frustriert darüber sein, wie zersplittert die Christenheit ist. Schon Paulus hatte sich darüber beklagt, wie stark wir Christen zur Parteibildung neigen.  Das scheint sich seither nicht gebessert zu haben.

Und trotzdem glaube ich, dass diese Vielfalt zunächst einmal kein grundsätzliches Problem ist. Im Gegenteil: Unsere Gesellschaft ist so vielfältig, dass wir unbedingt vielfältige Organisationsformen und Prägungen brauchen, um die unterschiedlich geprägten Menschen mit dem Evangelium erreichen zu können. Einheit ist nicht Einheitlichkeit! Vielfalt ist ein Schatz, an dem wir uns freuen dürfen!

Außerdem habe ich es immer wieder erlebt: Einheit beginnt oft gerade dann, wenn wir einander loslassen und dafür freisetzen, andere Wege zu gehen und verschiedene Berufung auszuleben!  Auch innerhalb von Gemeinden finde ich es deshalb wichtig, eine gewisse Vielfalt bewusst zu fördern. Wir könnten viel Streit und Spaltung vermeiden, wenn wir begreifen, dass Einheit und Vielfalt keine Gegensätze sind sondern im Gegenteil notwendigerweise zusammengehören.

Auf Kirchentagen scheint man bei diesem Thema schon sehr weit zu sein. Was gibt es da nicht alles für bunte und vielfältige Gruppen! Sogar Vertreter anderer Religionen sind dabei. Und trotz aller Gegensätze feiern sie alle friedlich und fröhlich ein großes gemeinsames Fest. Ist das nicht toll?

In der Tat gibt es viel Gutes auf Kirchentagen. Aber es bleibt ein fahler Beigeschmack. Denn die krassen Gegensätze, die dort gleichzeitig vertreten werden, führen zwangsläufig zu der Frage: Wo bitte ist denn hier eigentlich noch die gemeinsame Basis???

Das zeigt das andere Extrem: Wenn nur noch von Vielfalt aber kaum noch von Wahrheit die Rede ist, dann gibt es vielleicht ein nettes Nebeneinander. Aber mit der Einheit, für die Jesus gebetet hat, hat das nichts zu tun! Die Bibel macht sehr deutlich, dass wir nicht kritiklos einfach alles umarmen sollen, was sich christlich gibt (1. Kor. 5, 11). Einheit darf also niemals Beliebigkeit bedeuten!

Aber mit welchen Personen sollen wir denn dann eins sein und mit welchen nicht? Wer gehört zum Leib Christi dazu? Vielleicht alle, die bestimmte theologische Grundsätze bejahen können? Die Glaubenssätze der evangelischen Allianz finde ich z.B. sehr hilfreich. Aber wer definiert, bei welchen theologischen Differenzen die Grenze liegt?

Ich glaube, dass es auf diese Frage keine eindeutige Antwort gibt. Wir müssen uns damit abfinden, dass solch ein Urteil letztlich allein Gott fällen kann. Und das ist auch gut so! Aber einen Hinweis habe ich doch in der Bibel gefunden, der mir im Blick auf diese Frage richtungsweisend wurde: In 2. Timotheus 2, 22 ermahnt uns Paulus zur Einheit mit allen, „die mit aufrichtigen Herzen den Herrn anrufen.“ Und in Epheser 6, 24 wünscht er Gottes Gnade „allen, die Jesus lieb haben“. Die authentische Liebesbeziehung zu Jesus war für Paulus also offenbar DAS zentrale Kriterium. Das zeigt: Gott hat nicht so sehr theologische Detailfragen im Blick sondern vielmehr unsere Herzenshaltung!

Erfreulicherweise konnte ich schon in den unterschiedlichsten Gruppen, Kirchen und Bewegungen Leute treffen, die Jesus von Herzen lieb haben. Und im Zweifelsfall gilt: „Die Liebe glaubt alles, sie hofft alles“ (1. Korinther 13, 7). Sie geht erst einmal vom Guten aus! Darum will ich Christen zuerst einmal mit Respekt und Achtung begegnen und offen sein dafür, dass Gott mich mit ihnen verbinden möchte, auch wenn sie anders geprägt sind und z.T. andere theologische Standpunkte vertreten als ich.

Lassen wir uns also zukünftig weder von Beliebigkeits- noch von Einheitlichkeitsfans täuschen. Das sind Schein-Riesen, die nur scheinbar für Einheit sind, uns in Wahrheit aber aus dem gelobten Einheits-Land vertreiben! Echte Einheit ist Herzenssache und keine Frage gleicher Prägung, Kirchenmitgliedschaft oder Übereinstimmung in allen theologischen Details. Sie wächst, wo Menschen mit einer authentischen Liebe zu Jesus aufeinandertreffen. Sie verflüchtigt sich, wenn Glaube beliebig wird und Jesus aus dem Zentrum gerät. Vielfalt ist gut – solange Jesus die Mitte ist. Mit IHM als Haupt des vielfältigen Leibes haben Schein-Riesen keine Chance mehr.

Teil 3 von „Umkämpfte Einheit“ berichtet von den Erkenntnis-Riesen. Sie treten gewichtig auf, zertrampeln die Einheit aber gnadenlos! Höchste Zeit, sie zu durchschauen!

Siehe auch:

Umkämpfte Einheit

Ein Frontbericht vom größten Kampfplatz des Christentums

Nie werde ich diesen Anblick vergessen: Es war 1989 auf dem evangelischen Kirchentag in Berlin. Eine große, alte Kirche, bis auf den letzten Platz gefüllt, eine Band spielt, junge und alte Menschen singen inbrünstig, manche mit hoch erhobenen Händen. Von Prophetie ist die Rede, und vom Heiligen Geist. Ich nutze die Möglichkeit, mich mit Handauflegung segnen zu lassen – und bin angesteckt von der begeisternden Atmosphäre.

Aber eine Bekannte warnte mich. Sie schenkte mir ein Buch, in dem die Meinung vertreten wurde, dass diese sogenannte „charismatische Bewegung“ eine Verführung sei, in der dämonische Mächte am Werk wären. Das verunsicherte mich. Wer will schon etwas mit Dämonen zu tun haben?

Später lernte ich, dass diese Sichtweise auf einen uralten Konflikt aus dem Jahr 1909 zurückgeht: Damals hatte die deutsche Gemeinschaftsbewegung in der sogenannten „Berliner Erklärung“ den Geist der Pfingstbewegung als einen „Geist von unten“ bezeichnet. Dadurch entstand eine tiefe Trennung zwischen den pfingstlich/charismatisch geprägten Christen und den traditionellen pietistischen und evangelikalen Gruppen.

Über 1 Jahr habe ich gebraucht, um in diesem Konflikt meine Position zu finden. Sehr geholfen hat mir ein Besuch bei meinem Bruder, der damals als Bibelschullehrer in Afrika tätig war. Dort gab es diese Spaltung nicht. Die vielfältig geprägten Gemeinden und Werke haben ganz selbstverständlich zusammengearbeitet. Das war für Alle ein großer Segen. Seither bin ich überzeugt, dass dieses Gegeneinander nicht Gottes Wille sein kann. Im Gegenteil: Einheit ist absolut notwendig, und zwar vor allem aus 2 Gründen:

  1. Jede Gemeinschaft hat Stärken und Schwächen. Niemand kann alles leisten. Wir sind auf gegenseitige Ergänzung und Unterstützung angewiesen! Die Bibel sieht die Christen eines Hauskreises, einer Gemeinde, einer Firma, einer Schule, einer Stadt, einer Region als Leib (Römer 12, 5). Fehlende Einheit führt dazu, dass die einzelnen Glieder des Leibes sich nicht gegenseitig unterstützen und ergänzen können. Kein Wunder, wenn das Christentum dann kraft- und erfolglos ist. Einheit ist deshalb die grundlegende Voraussetzung dafür, dass wir als Leib Christi in einer Gemeinde oder in einer Region etwas bewegen können!
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  2. In Johannes 17, 21 betet Jesus: „Ich bete für sie alle, dass sie eins sind … damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast.“ Einheit macht also unser Zeugnis über Jesus glaubwürdig. Wo Einheit fehlt, glaubt uns kein Mensch mehr, dass wir Christen etwas Wichtiges zu sagen haben!

Die Folgen können wir leider in unserem Land hautnah erleben: Christen spielen in der öffentlichen Wahrnehmung kaum eine Rolle. Wir müssen mit ansehen, wie unser Land sich Stück für Stück von Gottes Werten und Normen entfernt. Ohne schwarz malen zu wollen bin ich davon überzeugt, dass die Folgen eines Tages dramatisch und existenziell für uns alle sein werden, wenn es keine Wende gibt.

 

Deshalb ist für mich das Thema Einheit DAS große Kampffeld der Christenheit! Der Teufel weiß es genauso wie Jesus: Nur als Einheit werden Christen in der Lage sein, das Evangelium zu verbreiten und den Verfall unserer Gesellschaft aufzuhalten, so wie es z.B. der Pietismus einst in beeindruckender Weise geschafft hat.

Erfreulicherweise gibt es seit einiger Zeit Mut machende Signale: 100 Jahre nach der Berliner Erklärung haben die Kontrahenten von damals den Konflikt offiziell beendet. Nach 500 Jahren schlimmer Verfolgung haben die Lutheraner die Täuferbewegungen um Vergebung und Versöhnung gebeten. Sehr bewegend war für mich, wie sich 1991 Evangelikale und Charismatiker gegenseitig für ihre Vorurteile um Vergebung gebeten haben. Ähnliches habe ich 2015 in Augsburg auf der MEHR-Konferenz zwischen protestantischen und katholischen Christen miterleben dürfen. Veranstaltungen wie das Christival vereinen heute ganz selbstverständlich unterschiedliche Prägungen. Und die evangelische Allianz arbeitet aktiv daran, das Zusammenwachsen weiter zu fördern.

All das ist mehr als erfreulich. Und doch sind wir längst noch nicht am Ziel! Vor Ort besteht oft immer noch große Distanz zwischen Gemeinden und Gruppen mit unterschiedlicher Prägung, nicht zuletzt auch zwischen Landes- und Freikirchlern. Viel zu viele Christen können ein Lied davon singen, wie viel Streit, Konflikte, Misstrauen, Intrigen und Spaltungen es immer noch in christlichen Gruppen und Gemeinden gibt.

Und trotzdem bin ich felsenfest davon überzeugt, dass die Kirche Jesu früher oder später eine große Einheit erleben wird! Warum? Ganz einfach: Jesus selbst hat intensiv für diese Einheit gebetet! Und will hier etwa irgendjemand behaupten, dass ein Gebet, das Gott höchstpersönlich gesprochen hat, nicht erhört wird??? Eben.

Wir sollten uns deshalb nicht durch Negativerfahrungen einschüchtern oder entmutigen lassen. Denn dann würden wir den gleichen Fehler machen wie einst das Volk Israel nach dem Auszug aus Ägypten: 40 Jahre lang haben sie das verheißene Land verpasst, weil sie sich haben einschüchtern lassen von den Riesen, die dort lebten, statt mutig das Land zu erobern, das Gott ihnen versprochen hatte.

Die verschiedenen Riesen, die uns bislang noch aus dem gelobten Land der Einheit fernhalten (ich werde sie in den nächsten Blogposts näher beschreiben), haben auch mich zeitweise ziemlich erschlagen und entmutigt. Aber heute ich bin mir sicher: Mit Gottes Hilfe können und werden wir sie besiegen! Wie? Dazu mehr in der Fortsetzung zu diesem Artikel…

Teil 2 von „Umkämpfte Einheit“ berichtet von den “Schein-Riesen”. Sie sind die Trickser und Täuscher unter den Einheitsfeinden. Wir müssen sie unbedingt kennen, um nicht länger auf sie hereinzufallen!

Siehe auch:

Kultur der Barmherzigkeit

Tübingen ist ein schönes Städtchen. Es macht Spaß, dort zu arbeiten. Mit Boris Palmer haben wir einen interessanten Bürgermeister, der keine Auseinandersetzung scheut. Letzte Woche wurde er am Rande einer Demonstration von einem Steinewerfer am Kopf getroffen. Auch wenn ich politisch Boris Palmer nicht gerade nahestehe erschreckt mich so eine Nachricht.

Leider greift die Kultur des Steinewerfens um sich. Der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider beklagt gar eine  “Atmosphäre des Bloßstellens, des Niedermachens, des Draufschlagens”. In der Tat: Fast regelmäßig werden Verantwortungsträger Opfer eines medialen Spießrutenlaufens. Die Demontage von Bundespräsident Wulf war ein trauriger Höhepunkt. Aber auch die Tränen von Kanzlerkandidat Steinbrück haben Bände darüber gesprochen, wie brutal und gnadenlos öffentliche Verantwortungsträger traktiert werden. Und obwohl ich nie FDP-Wähler war fand ich auch den beißenden Spott und die Häme, die z.B. in der heute-show über der abgewählten FDP ausgegossen wurde, geradezu unerträglich.

Aber es geht nicht nur um Prominente. Unternehmer werden als „Bosse“ verschrien, Polizisten als „Bullen“, Hausfrauen und Mütter (für mich die größten Helden unserer Gesellschaft!) als „Heimchen am Herd“, denen man eine „Herdprämie“ bezahlen muss. Unsere scheinbar tabulose Gesellschaft hat neue Tabus geboren, deren Übertretung aggressiv geahndet wird. Das haben zuletzt die Teilnehmer des Marschs für das Leben erfahren müssen, die es gewagt haben, öffentlich das „Recht“ auf freie Abtreibung in Frage zu stellen und die dafür zwar nicht mit Steinen aber mit Farbbeuteln und Kondomen beworfen wurden.

Die Geschädigten dieser Kultur des Steinewerfens sind wir alle. Denn es sind ja gerade auch die Stützen unserer Gesellschaft, die da demontiert werden. Leider sind wir auch in der christlichen Szene alles andere als frei davon. Leiten macht einsam – das gilt allzu oft auch in Kirchen, Gemeinden und christlichen Werken. Es ist manchmal ernüchternd zu hören, was Leiter sich so alles an beißender Kritik anhören müssen. An mir selbst merke ich, wie schnell man zynisch, ärgerlich oder überheblich wird. Es ist gar nicht leicht, sein Herz rein zu halten, wenn man Berichte über (angebliche) Fehler Anderer hört.

Jesus hat die Fehler auch gesehen. Er sah die Sünde der Ehebrecherin. Er hat sie nicht kleingeredet oder ignoriert. Aber er hat sich mutig dazwischengeworfen, als die Steinewerfer ihr an den Kragen gehen wollten. »Wer von euch ohne Sünde ist, der soll den ersten Stein auf sie werfen!« hat er gesagt und damit die Ankläger dazu gebracht, ihre Steine in desteine Herzn Sand fallen zu lassen. Damit hat Jesus ein radikales Zeichen gesetzt. Er will eine Kultur der Barmherzigkeit! Und er hat uns daran erinnert, dass wir ALLE Fehler machen und ALLE von der Barmherzigkeit Gottes und unserer Mitmenschen leben.

Es tut mir ganz gut, mich manchmal daran zu erinnern, wie schräg ich selbst zeitweise drauf war. Wie sehr ich Menschen verletzt habe! Welche verqueren Meinungen ich hatte. Und Gott allein weiß, welche dunklen Motivationen und Irrtümer mich heute noch beeinflussen. Er hätte schon oft allen Grund gehabt, mich abzuschreiben. Aber Gott hatte und hat Geduld mit mir. Statt mich zu verurteilen hat er mir immer wieder aufgeholfen. Gott sei Dank!

Davon lebe ich: Von der Gnade, Vergebung und Barmherzigkeit Gottes und meiner Mitmenschen. Jesus, bitte hilf mir, dass auch ich gnädig bin. Dass ich den Stein fallen lasse, den ich auf andere Menschen schleudern will. Und dass ich mich so wie Du mutig dazwischen werfe, wenn Andere gesteinigt werden sollen. Lass mich ein Friedensstifter sein und einer, der mit der richtigen Herzenshaltung kämpft – für eine jesusmäßige Kulturrevolution. Für eine Kultur der Gnade und der Barmherzigkeit.