21 Die Kirche muss klarstellen: Taufe ohne Glaube rettet nicht!

Matthäus 16, 16: „Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden.“

Wer heute in Deutschland Menschen einladen möchte, Christ zu werden, stößt auf ein besonderes Problem: Viele Menschen müssen erst einmal begreifen, dass sie gar keine Christen sind, bevor man sie einladen kann, Christ zu werden! Ganz offensichtlich wird in der kirchlichen Kommunikation viel zu wenig deutlich: Getauft zu sein und gelegentlich die Kirche zu besuchen macht einen Menschen noch lange nicht zum Kind Gottes und zum Nachfolger Christi.

Man mag theologische Gründe für die Durchführung der Kindertaufe finden. Aber die volkskirchliche Praxis neigt leider dazu, allein schon aus dem Sakrament eine dauerhafte, unveränderbare Heilszusage abzuleiten, die biblisch so nicht haltbar ist. Denn die Bibel stellt klar: Entscheidender noch als die Taufe ist der persönlicher Glaube! Denn nicht alle, die getauft sind, haben gemäß Johannes 3, 16 das ewige Leben sondern alle die glauben! Nicht alle Getauften dürfen sich gemäß Johannes 1, 12 Gottes Kinder nennen sondern alle, die ihn aufnehmen und an ihn glauben!

Die Gnade Gottes mag vorauseilend sein vor der Entscheidung des Menschen für Gott. Aber sie macht eine persönliche Glaubensentscheidung auf keinen Fall überflüssig!

Wenn die Kirche das verschweigt macht sie sich zum religiösen Servicedienstleister, die die Gnadengaben Gottes zum Schleuderpreis verschenkt. So macht sie Gnade billig. Und gerade das wird ihr zum Verhängnis, wie Dietrich Bonhoeffer so eindrücklich herausgearbeitet hat:

„Billige Gnade ist Predigt der Vergebung ohne Buße, ist Taufe ohne Gemeindezucht, ist Abendmahl ohne Bekenntnis der Sünden. Billige Gnade ist Gnade ohne Nachfolge, Gnade ohne Kreuz. Sie hat uns den Weg zu Christus nicht geöffnet, sondern verschlossen. Billige Gnade ist der Todfeind unserer Kirche.“
Dietrich Bonhoeffer (nachzulesen in: „Billige Gnade ist der Todfeind unserer Kirche”)

22 Die Kirche darf nicht Gnade predigen ohne auch zur Buße zu rufen!

Jakobus 5, 9+10: „Tut Buße, Erkennt eure Schuld und weint darüber; klagt und trauert! Seid traurig, statt zu lachen, und niedergeschlagen, statt euch zu freuen. Wenn ihr eure Schuld vor dem Herrn eingesteht, wird er euch wieder aufrichten.“

Das Neue Testament ist voller Aufrufe zur Umkehr und zur Buße. Aber mal abgesehen von Themen wie Toleranz und Barmherzigkeit wagt es die Kirche heute kaum noch, Menschen zu hinterfragen und zur Umkehr zu rufen. So spricht sie zum Beispiel beim Thema Familie zwar ganz viel über Vielfalt – aber kaum noch über die Sünde des Ehebruchs und der Untreue.

Dabei hatte gerade Jesus den Menschen immer wieder ihr Fehlverhalten klar vor Augen gehalten: Geld, Sex, Gier, Hochmut, Heuchelei, Unbarmherzigkeit, Unbelehrbarkeit… alle menschlichen Abgründe hat er offen angesprochen, manchmal sogar in einer drastischen Deutlichkeit, die zu unserem Bild vom liebevollen Jesus gar nicht so recht passen will („ihr getünchten Gräber, ihr Schlangen, ihr Otterngezücht…“).

Erstaunlicherweise hat er damit trotzdem die Massen mobilisiert. Offensichtlich haben die Menschen gemerkt: Wenn Jesus sie zur Umkehr ruft tut er das nicht, weil er ein kleinlicher Spiel- und Spaßverderber oder ein spießiger Prinzipienreiter ist. Er tut es aus Liebe! Er tut es, weil Menschen auf dem Weg in den Abgrund eben nicht mit Beruhigungen sondern nur mit dem Ruf zur Umkehr geholfen werden kann.

Wenn die Kirche auf den Ruf zur Buße verzichtet hat das dramatische Folgen. „Wem wenig vergeben ist, der liebt wenig“, hat Jesus einmal gesagt. Anders ausgedrückt: Liebe und Leidenschaft für Jesus entsteht dort, wo Menschen ihre Fehler und Sünden erkennen und Gottes Vergebung und Gnade erleben. Der enge Zusammenhang zwischen Buße, Vergebung und leidenschaftlicher Liebe zu Jesus erklärt die Dynamik vieler Erweckungs­bewegungen des 18. und 19. Jahrhunderts, in denen die Themen Sünde, Buße und Gnade eine zentrale Rolle spielten. Er erklärt aber auch die Lauheit einer Christenheit, die selbstgerecht glaubt, auf das Thema Buße verzichten zu können.

Ein Weichspülevangelium, das nur Gottes Liebe und Barmherzigkeit kennt aber Gottes Heiligkeit und seinen Ruf zur Buße ausblendet erregt zwar keinen Anstoß. Aber es ist auch belanglos. Jesus war kein netter Softie, der alles weggelächelt hat. Als seine Botschafter dürfen wir es auch nicht sein. Es ist nicht die Aufgabe der Kirche, die Menschen auf der Titanic mit Säuselmusik zu berieseln. Sie soll sie in die Rettungsboote rufen! Höchste Zeit, dass die Kirche den Ruf zur Buße nicht länger nur den Ernährungsmedizinern und den Umweltschützern überlässt sondern selbst wieder offen anspricht, wo aus Sicht der Bibel heute Umkehr nötig ist.

Dieser Text ist die Kurzform des Artikels: Change! Ein Plädoyer für eine Kirche mit Profil

Weiterführend zum Thema Buße: Schenk uns Buße

23 Die Kirche hat den Auftrag, das Gericht für alle Menschen anzukündigen!

Offenbarung 20, 12: „Ich sah die Toten, die großen und die kleinen, vor Gottes Thron stehen. Und es wurden Bücher aufgeschlagen, darunter auch das Buch des Lebens. Und die Toten wurden nach dem gerichtet, was in den Büchern über sie geschrieben stand, nach dem, was sie getan hatten.“

„Von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.“ Bis heute wird dieser Satz aus dem apostolischen Glaubensbekenntnis von jedem Konfirmanden auswendig gelernt. Und doch hört man in der Kirche so wenig von diesem alles entscheidenden Tag der Weltgeschichte.

Dabei sehnt sich doch die ganze Welt nach Gerechtigkeit. Wäre es nicht furchtbar, wenn all die Verbrechen, Grausamkeiten und Ungerechtigkeiten der Welt einfach so sang- und klanglos vergessen würden? Wäre das ein gerechter Gott, wenn er die, die auf Kosten anderer gelebt und gehandelt haben, nicht zur Rechenschaft ziehen würde?

Aber die Bibel ist eindeutig und klar: Der Tag wird kommen, an dem ALLES noch einmal auf den Tisch kommt. Alles Verborgene wird für Alle sichtbar werden. Jesus wird all den Terroristen, Kriegstreibern, Unterdrückern, Ausbeutern, Vergewaltigern, Räubern und Betrügern machtvoll entgegentreten. Im Gericht wird er endlich der heiß ersehnten Gerechtigkeit zum Sieg verhelfen.

Aber auch alle Verfehlungen von uns ganz normalen, scheinbar anständigen Menschen, unsere Heuchelei, unser Egoismus, unsere Gleichgültigkeit, unsere Lügen und Intrigen und unsere Gottvergessenheit werden an diesem Tag zur Sprache kommen. Kein Mensch könnte in diesem Gericht bestehen, weil wir ausnahmslos alle schuldig geworden sind – gäbe es da nicht das Opfer, das Jesus am Kreuz für uns gebracht hat, um unsere Schuld zu bezahlen und die gerechte Strafe an unserer Stelle zu tragen. Aber wenn wir durch Jesu Blut gereinigt wurden, wird unser  Name im Buch des Lebens gefunden werden. Und wir werden zu denen gehören, die er bei sich versammelt, um alle unsere Tränen abzuwischen und ein ewiges Fest mit uns zu feiern.

Die Botschaft vom Gericht ist eine Freudenbotschaft für alle Opfer von Verbrechen und Unterdrückung auf der ganzen Welt. Und sie ist eine Warnung an alle, die meinen, dass ihre Taten keine Konsequenzen hätten, solange man ihnen nicht auf die Schliche kommt oder niemand mächtig genug ist, sie zur Rechenschaft zu ziehen. Und sie ist eine riesengroße Einladung, schon jetzt zu dem großen Anwalt und Fürsprecher zu kommen, der uns mit Gelassenheit und Freude auf diesen Tag vorausblicken lässt: Jesus! Höchste Zeit, dass diese so entscheidend wichtige Botschaft auch in der Kirche wieder zu hören ist.

24 Die Kirche darf nicht verschweigen, dass es eine ewige Verlorenheit gibt!

Markus 9, 47+48: „Es ist besser für dich, dass du einäugig in das Reich Gottes eingehst, als dass du zwei Augen hast und wirst in die Hölle geworfen, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht verlöscht.“

Sind das nicht fast unerträglich harte Worte von dem Jesus, den wir doch ansonsten immer als so unendlich sanft und gnädig einstufen? Da würde ich Jesus am liebsten entgegnen: Das Evangelium ist doch eine Frohbotschaft, keine Drohbotschaft! Menschen mit der Hölle zu drohen bringt sie nicht zur Liebe des Vaters und zum Thron der Gnade, wo sie Vergebung, Erlösung und ewiges Leben finden.

Aber wenn die Bibel wirklich unsere Richtschnur ist, dann dürfen wir eben doch auch nicht vergessen und verschweigen, dass gerade Jesus selbst immer wieder deutlich gemacht hat: Wer Gott in diesem Leben ablehnt muss damit rechnen, auch in der Ewigkeit nicht bei ihm zu sein sondern an einem gottfernen Ort, den er „Hölle“ nannte.

Auch wenn niemand weiß, wie dieser Ort aussieht: Wenn man sieht, wie gott- und gewissenlose Menschen einander die Hölle auf Erden bereiten, dann bekommen wir vielleicht eine Ahnung davon, wie schrecklich ein derart gottverlassener Ort wohl sein muss. Aber warum lässt Gott es überhaupt zu, dass es solch einen Ort gibt?

Gott zwingt nun einmal niemanden, zu ihm zu kommen und sich seiner Herrschaft unterzuordnen. In seinem Reich gibt es nur Freiwillige. Das kann auch gar nicht anders sein. Denn Gott ist die Liebe in Person. Und Freiwilligkeit ist ein entscheidender Bestandteil von Liebe. Deshalb respektiert Gott unsere Entscheidung, auch wenn sie gegen ihn ausfällt. Die Konsequenz wird aber sein, dass wir getrennt von ihm bleiben.

Wenn die Bibel uns so oft und klar vor dieser fatalen Konsequenz warnt darf das auch die Kirche nicht verschweigen. Denn das Evangelium von der Errettung durch Jesu Opfertod ist nur dann eine wirklich frohe Botschaft, wenn den Menschen auch ihre Verlorenheit bewusst ist, solange sie von Gott getrennt sind. Anders gesagt: Die Botschaft von unserer Verlorenheit ohne Gott ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Frohbotschaft des Evangeliums.

25 Die Botschaft der Kirche dreht sich um das Reich Gottes und nicht um Politik!

Johannes 18, 36: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“

Christen sind berufen, Salz und Licht der Gesellschaft zu sein. Sie sollen sich einmischen in alle gesellschaftlichen Bereiche, gerade auch in die Politik, um dort ihre Meinung in den demokratischen Diskurs aktiv mit einzubringen.

Trotzdem gilt: Die Botschaft der Kirche ist zunächst einmal weitgehend unpolitisch. Sie handelt vom Reich Gottes, das nicht von dieser Welt ist. Während Politik sich mit gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und Regeln befasst, zielt die Botschaft der Kirche auf die Herzen der Menschen. Sie zeigt den Weg zum Erlöser, der uns Vergebung bringt und uns zu erneuerten Menschen macht, die Jesus und seinen Gebote folgen. Damit erzeugt sie auf einer viel tieferen Ebene die Basis für Frieden, Solidarität und Gerechtigkeit.

Erweckungsbewegungen hatten deshalb immer große Auswirkungen auf die Gesellschaft, obwohl ihre Botschaft weitestgehend unpolitisch war. So wird aus der Erweckung in Wales berichtet, dass die Kriminalität dramatisch abnahm. Die methodistische Erweckung unter John Wesley gilt als Motor für soziale Gerechtigkeit und für die Abschaffung der Sklaverei.

Deshalb gilt: Eine Kirche, die meint, permanent politische Botschaften verbreiten zu müssen…
… verkauft sich unter Wert, weil sie eigentlich viel wichtigeres zu sagen hätte.
… verplempert ihre Zeit und Kraft für sekundäre Themen.
… stößt Menschen ohne Not vor den Kopf, nur weil sie eine andere politische Meinung
iiiiiihaben und erschwert ihnen damit den Zugang zur wichtigsten Botschaft der Kirche.
… pflanzt ohne Not Spaltpilze in ihre eigenen Reihen bei Themen, die gar nicht ihr
iiiiiiKerngeschäft sind.
… lenkt ab von der wichtigsten Botschaft, deren Verkündigung ihre eigentliche Aufgabe
iiiiiiist.

Auf der jüngsten Synode der EKD gab es Beschlüsse zur Europapolitik, zur US-Präsidentenwahl, zu „inklusiver Integrationspolitik“, zur „konsequenten Umsetzung des Weltklimaabkommens“, zu Friedensethik und der „Haltung von Kirchenmitgliedern im Kontext politischer Kultur“. Die einzigen Beschlüsse zu theologischen Themen drehten sich um die Frauenordination in Lettland sowie die „Ablehnung der Judenmission“. Beschlüsse zu missionarischem Gemeindeaufbau oder Evangelisation? Fehlanzeige. Stattdessen wurde eine Studie präsentiert, laut der „Diskussionen auf der Ebene der EKD“ für die Meinungsbildung ihrer Mitglieder „praktisch keine Rolle spielen“. Mit anderen Worten: Sogar dem Kirchenvolk sind die Polit-Diskussionen ihres Spitzenpersonals praktisch egal. Es ist höchste Zeit, dass die Kirche sich wieder auf das Wesentliche konzentriert.

26 Liebe zu Gott zu wecken muss das Ziel allen kirchlichen Handelns sein!

Markus 12, 29+30: „Das wichtigste Gebot ist dies: … Du sollst den Herrn, deinen Gott, LIEBEN von ganzem Herzen, von ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft.”

Angesichts des dramatischen Mitgliederverlusts der Kirchen hört man jetzt immer wieder: Wir brauchen dringend Aktionen zur Mitgliedergewinnung!

Ja, das stimmt! Das Problem ist nur: Auf die meisten Menschen wirkt die Kirche äußerst unattraktiv. Was tun? Viele sagen: Wir brauchen dringend frische Gemeindeformen, neue Gottesdienste, angesagte Musik und milieusensible Kommunikation.

Ja, das stimmt! Das Problem ist nur: Ohne Inhalte sind die besten Formen ein Bluff, den die Menschen schnell durchschauen. Wenn niemand weiß, wofür die Kirche steht hilft die schönste Verpackung nichts. Was also tun? Viele sagen: Wir brauchen dringend ein klares Profil und Predigten mit einer starken, bewegenden Botschaft!

Ja, das stimmt! Das Problem ist nur: Wir haben die Botschaft verloren! Die ersten Christen hatten noch ihr Leben dafür gegeben, dass jeder vom Opfertod Jesu und seiner Auferstehung erfährt. Aber seit viele Theologen nicht einmal mehr wissen, ob Jesus wirklich auferstanden ist, hört man allzu oft nur noch belanglose Gutmenschensätze. Was also tun? Viele sagen: Wir brauchen dringend wieder eine Theologie, die sich klar an der Bibel als Gottes Wort orientiert!

Ja, das stimmt! Das Problem ist nur: Theologisches Verstandes­wissen ohne einen von Liebe geprägten Charakter macht arrogant und hartherzig. Herzlose Bibeltreue, die Menschen mit Bibelversen bedrängt ohne sie mit der Liebe Gottes in Berührung zu bringen verursacht Spaltung und verjagt die Menschen statt sie zu gewinnen.

Deshalb bleiben all die guten und notwendigen Anstrengungen zur Heilung der Kirche am Ende wertlos, solange wir das wichtigste aller Gebote verpassen: Gott zu lieben.

Mein Aufruf lautet deshalb: Ihr lieben Kämpfer für Gemeindewachstum, frische Formen, bessere Predigten, mehr Profil, biblische Theologie und an Gottes Wort orientierte Lehre: Ich bin auf Eurer Seite! Ich arbeite mit für alle diese wichtigen Ziele! Aber wenn wir nicht im Kern darauf zielen, dass Menschen eine Liebe zu Jesus entwickeln, wird die Kirche nicht gesund. Denn Jesus hat kein Interesse an einem Religionsverein. Er will eine Braut!

Paulus sagte, dass er mit seinem ganzen Dienst letztlich 1 Ziel verfolgt: „Dass alle Christen von der Liebe erfüllt sind“ (1. Tim. 1, 5). Er wusste: Wer Jesus liebt, liebt auch die Bibel, gewinnt aus ihr ein klares Profil und bringt aus Liebe zu den Menschen ständig frische Formen hervor, um sie für Jesus zu gewinnen. So wächst die Kirche wie von selbst.

Also machen wir es doch wie Paulus! Einen kürzeren Weg zur Heilung der Kirche gibt es nicht.

Dieser Text ist die Kurzform des Artikels: Woran die Kirche krankt – und welche Medizin WIRKLICH hilft

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27 Der zentrale Auftrag der Kirche ist, Menschen zu Jüngern zu machen!

Matthäus 28, 19: „Darum geht zu allen Völkern und macht sie zu Jüngern.“

Als Jesus in den Himmel aufbrach hat er seiner Kirche keine lange Aufgabenliste hinterlassen. Vielmehr konzentrierte er sich auf nur EINEN Punkt: Menschen zu Jüngern machen! DAS ist ganz eindeutig DER Kernauftrag für die Kirche.

Als Kirchengemeinderat weiß ich, welche Aufgaben für Gemeindeleitungen stattdessen oft im Vordergrund stehen: Bauprojekte, Beschaffungen, Finanzen, Personalfragen, Mitarbeiterfindung, Gottesdienstgestaltung, Veranstaltungsorganisation, Konfliktmanagement, Public relations usw. usw.

Nun sind das ohne Zweifel alles wichtige Aufgaben, die bearbeitet werden müssen. Die Frage ist nur: Haben sich diese Aufgaben verselbständigt? Sind sie ein Selbstweck geworden? Oder sind sie Mittel zum Zweck für den zentralen, entscheidenden Auftrag, den Jesus uns gegeben hat?

Konkret gefragt: Sanieren wir das Pfarrhaus um der Sanierung willen oder tun wir es, damit wir mit dem Pfarrhaus Menschen zu Jüngern machen können? Machen wir Finanzplanung nur, um seriös mit unserem Geld umzugehen oder um mit dem Geld Menschen zu Jüngern machen zu können? Machen wir Gottesdienstgestaltung, um schöne Gottesdienste zu haben und alle zufrieden zu stellen oder um in den Gottesdiensten Menschen zu Jüngern zu machen? Suchen wir Mitarbeiter, damit die Programme laufen oder um mit ihrer Hilfe mehr Menschen zu Jüngern zu machen?

Bei allem, was nicht zumindest indirekt dem zentralen Auftrag Jesu dient, sollten wir überlegen: Ist das womöglich nur unnützer Ballast, der uns davon ablenkt, dem klaren Befehl unseres Herrn zu gehorchen? Müssen wir nicht zumindest die Ausrichtung verändern, damit es wieder ein Beitrag zur Erfüllung unseres Auftrags darstellt?

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Der Missionsbefehl gilt! Wenn wir Jesus unseren Herrn nennen und unseren Job als Gemeindeleiter gut machen wollen, muss er bei allen Themen und Entscheidungen immer mitgedacht werden und uns Motivation, Leitlinie, Wegweiser und Richtschnur sein.

28 Die Kirche darf Menschen nicht an Menschen oder Organisationen sondern nur an Jesus binden!

1. Korinther 1, 12-13: „Ich rede aber davon, dass jeder von euch sagt: Ich gehöre zu Paulus! – Ich aber zu Apollos! – Ich aber zu Kephas! – Ich aber zu Christus! Ist Christus denn zerteilt? Ist etwa Paulus für euch gekreuzigt worden, oder seid ihr auf den Namen des Paulus getauft?“

Die Versuchung ist so groß: Wenn wir in Menschen investieren, wenn wir uns um sie bemühen, wenn wir ihnen dienen, dann wollen wir am Ende auch, dass sie unseren Dienst unterstützen, unser Werk verstärken, unsere Gemeinde bereichern und unsere Organisation verstärken.

Aber Gott unterstützt diesen Wunsch nicht. Denn die Menschen gehören ihm, nicht uns! Er ist frei, sie dorthin zu schicken, wo er sie am besten brauchen kann. Das kann vielleicht in unserer Gemeinde sein. Das kann aber genauso auch in der Nachbargemeinde sein. Oder ganz woanders…

Wenn wir in Menschen investieren darf es niemals unser Ziel sein, sie am Ende an uns oder unsere Organisation zu binden. Denn dann bauen wir unser eigenes Reich und nicht Gottes Reich.

Unser Ziel muss vielmehr sein, die Menschen an Jesus zu binden und sie zu ermutigen, IHM zu folgen, nicht uns oder unserer Organisation!

Dann wird Gott mit uns sein. Und dann wird er auch unserem Dienst und unserer Organisation die Menschen schenken, die gebraucht werden, um gesund wachsen zu können.

29 Die Kirche hat den Auftrag, geistliche Selbstversorger hervorzubringen!

Kolosser 2, 6-7: „Wie ihr nun Christus Jesus als euren Herrn angenommen habt, so lebt auch mit ihm und seid ihm gehorsamSenkt eure Wurzeln tief in seinen Boden und schöpft aus ihm, dann werdet ihr im Glauben wachsen und in der Wahrheit, in der ihr unterwiesen wurdet, standfest werden.“

In meiner Gemeinde freuen wir uns über wachsende Besucherzahlen. Also alles gut bei uns? Können wir uns als Gemeindeleitung entspannt zurücklehnen? Nein, auf keinen Fall. Zufrieden können wir laut Paulus erst sein, wenn im Leben unserer Gemeindeglieder 3 Dinge geschehen:

  • Herrschaftswechsel: Unser Christsein beginnt mit einer Entscheidung: Nicht mehr ich bin Kapitän auf meinem Lebensschiff sondern Jesus. Er ist der Herr, dem wir gehorsam sind. Darüber muss in der Gemeinde gesprochen werden!
  • Verwurzeln in Gottes Wort: Andachten und Predigten hören ist gut. Aber um unseren Glauben fest zu verankern müssen wir lernen, selber in der Bibel zu lesen und uns tief darin zu gründen.
  • Schöpfen aus einer lebendigen, authentischen Gottesbeziehung: Um in Versuchungen und Verlockungen bestehen zu können müssen wir lernen, wie wir Zeiten des Gebets verbringen können, in denen ER unsere emotionalen Bedürfnisse stillt, weil wir spüren: Gott ist da mit seiner Gnade, seiner Liebe und seiner Wertschätzung für mich.

Bibellesen und Beten sind und bleiben nun einmal die entscheidenden Grunddisziplinen, um ein tragfähiges geistliches Leben zu entwickeln und im Glauben so mündig zu werden, dass wir nicht mehr am Tropf lückenhafter Gemeindeprogramme hängen sondern auch dann stabil bleiben, wenn wir auf uns alleine gestellt sind, wenn wir in eine glaubensfeindliche Umgebung kommen oder wenn wir durch Krisen, Anfechtungen und Zweifel gehen müssen. Nur solche mündigen Christen bleiben auf Dauer stabil und übernehmen selbst Verantwortung für weiteres Wachstum der Kirche.

Wenn wir mit unserer Gemeinde schon zufrieden sind, weil unsere Programme gut laufen und viele Menschen kommen, dann springen wir zu kurz! Nachhaltig wächst unsere Gemeinde nur, wenn unsere Leute zu geistlichen Selbstversorgern werden, d.h. wenn sie lernen, sich selber in der Bibel zu verwurzeln und selber aus einer lebendigen, authentischen Gottesbeziehung zu schöpfen. Nichts weniger muss unser erklärtes Ziel sein!

30 Die Kirche hat den Auftrag, die Werke des Teufels zu zerstören!

2. Korinther 10, 4+5: „Wir setzen die mächtigen Waffen Gottes und keine weltlichen Waffen ein, um menschliche Gedankengebäude zu zerstören. Mit diesen Waffen zerschlagen wir all die hochtrabenden Argumente, die die Menschen davon abhalten, Gott zu erkennen.“

Reich-Gottes-Bau ist kein Kaffeekränzchen. Die Bibel macht deutlich: Die Kirche befindet sich in einer geistlichen Auseinandersetzung. Es gilt, eine Schlacht zu schlagen und einen Kampf zu kämpfen, bei dem es letztlich um Leben und Tod geht.

Dieser Kampf geht aber niemals gegen Menschen. Nicht einmal gegen ihre Gegner, ihre Verfolger und Peiniger, sondern ausschließlich gegen unsichtbare Feinde: Gegen den „Fürst dieser Welt“, den Vater der Lüge, gegen die Mächte der Finsternis und die „Festungen“ in den Gedanken von Menschen, die sie davon abhalten, das Heil und das Leben zu finden.

Aber auch wenn es „nur“ gegen unsichtbare Feinde geht: Die Auseinandersetzung, in die die Kirche hineingestellt ist, ist alles andere als ein Sandkastenspiel. Die Jünger Jesu haben fast alle ihr Leben darin gelassen. Und noch nie gab es so viele Märtyrer für das Evangelium wie in unseren Tagen.

Als Nachfolger Jesu müssen wir gewarnt sein: Wir haben einen Feind! Die Bibel sagt: Er geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann. Paulus empfiehlt uns daher, eine Rüstung anzuziehen bestehend aus Wahrheit, Glaube, Heilsgewissheit, Gerechtigkeit und Zeugnisbereitschaft, um in diesem Kampf gewappnet zu sein.

Es geht aber nicht nur um Verteidigung sondern auch um Angriff: Unser Schwert ist das kraftvolle Wort Gottes, das niemals leer zurückkommt. Gottes Wort weiterzugeben hat nichts mit schönen Sonntagsreden zu tun. Es geht darum, Licht in die Finsternis zu bringen und Blinde sehend zu machen. Es geht darum, Zerschlagene aus dem Gefängnis von Lügen und Sünden in die Freiheit zu führen (Lukas 4, 18). Das wird der Kirche immer auch Gegner und Feinde einbringen. Alle Jünger Jesu müssen deshalb damit rechnen, angegriffen und verfolgt zu werden.

Höchste Zeit, dass wir aufhören, Kirche zu spielen. Höchste Zeit, dass wir uns zurüsten lassen, um treue Kämpfer in seiner Armee zu sein und die Werke des Teufels zu zerstören. Für den König! Für den Herrn der Kirche! Für das Lamm, das in diesem Kampf sein Leben für uns alle gelassen hat.

Auch wenn unser Feind noch tobt: ER hat die Schlacht längst entschieden und die feindlichen Mächte entwaffnet, als er am Kreuz für uns starb. Auch wenn es sich manchmal anders anfühlt: Als Christen stehen wir auf der Siegerseite!

P.S.: Wir leben in einer Zeit, in der Kriegsrhetorik verpönt ist. Und das ist auch gut so. Aber wir kommen nicht darum herum: Die Bibel benutzt diese Formulierungen, um uns einen wichtigen Aspekt von Gottes Reich klar zu machen. Wir haben das zu lange verdrängt. Vielleicht ist das ein Grund dafür, warum heute so wenig Männer in der Kirche sind. Es ist höchste Zeit, dass wir auch diese raue Seite des Evangeliums wieder neu und ungefiltert auf uns wirken lassen und in der Kirche offen darüber sprechen!