Ein Hoch auf das Gesetz!

Stell Dir das mal vor: Eine Welt, in der sich alle Menschen an die 10 Gebote und das Gebot der Nächstenliebe (3. Mose 19, 18) halten. Niemand tötet. Niemand stiehlt. Niemand lügt. Niemand ist neidisch. Niemand bricht die Ehe. Kinder ehren ihre Eltern. Jeder liebt seinen Nächsten wie sich selbst.

Wir könnten Polizei und Armee abschaffen. Gefängnisse, Zäune, Mauern und Türschlösser wären überflüssig. Die Menschen hätten Vertrauen zueinander. Die Wirtschaft würde florieren. Kinder würden geborgen aufwachsen. Jeder würde jeden respekt- und liebevoll behandeln.

Das wäre das Paradies auf Erden.

Komischerweise haben Gebote und Gesetze trotzdem einen schlechten Ruf. Wir halten sie für Spiel- und Spaßverderber. Wir assoziieren damit Einschränkungen, Freiheitsverlust und Strafandrohung. Auch unter Christen wird vor kaum etwas so gewarnt wie vor „Gesetzlichkeit“. Schließlich steht doch die Liebe über dem Gesetz und Christen sind dem Gesetz ohnehin nicht mehr unterworfen. Oder?

Ja und nein:

  • Ja, weil Jesus uns vom Gesetz freigekauft hat. Wir sind keine Sklaven mehr. Gott erzieht uns nicht mehr mit blind zu befolgenden Befehlen sondern als Kinder. Deswegen sind wir nicht mehr unter dem Gesetz sondern unter der Gnade. Und natürlich gelten die Opfer- und Reinigungsvorschriften nicht mehr, weil sie mit Jesu Tod am Kreuz ein für alle Mal erfüllt worden sind.
    x
  • Nein, weil Jesus das Gesetz nicht aufgehoben hat! Die Gebote gelten gerade für uns Christen, denn niemand hat größere Verantwortung, die Gesetze des Königs hochzuhalten als die Söhne und Töchter des Königs!

Jesus sah keinerlei Gegensatz zwischen Liebe und Geboten: „Wer meine Gebote kennt und sie befolgt, der liebt mich.“ (Joh. 14, 21) Gerade das Halten der Gebote ist für ihn Ausdruck wahrer Liebe zu Gott – so wie ich mich aus Liebe zu meiner Frau auch gerne bemühe, mich nach ihren Vorstellungen zu richten.

Auch wenn das mosaische Gesetz so im Neuen Bund nicht mehr gilt will Gott noch immer, dass wir uns an seine Gebote halten. Im neuen Bund hat er aber seine Strategie geändert, um dieses Ziel zu erreichen: Statt nur an unseren Willen und Gehorsam zu appellieren will er eine Herztransplantation an uns vornehmen, so wie er es in Jeremia 31, 33 bereits angekündigt hat: “Ich werde ihr Denken mit meinem Gesetz füllen, und ich werde es in ihr Herz schreiben.” Dafür soll unser alter Mensch am Kreuz mit Jesus sterben und Christus durch den Heiligen Geist Christus in uns lebendig werden, so dass wir wie Paulus sagen können: „Ich lebe, aber nicht mehr ich selbst, sondern Christus lebt in mir.“ Dieser erneuerte Mensch ist wahrhaft frei. Nicht weil er gesetzlos ist sondern weil er Gottes Gebote liebt und von Herzen gerne hält.

Gottes Gebote sind also auch für Christen wichtig, nicht weil wir uns sklavisch daran halten müssen aber weil sie uns Gottes Denkweise und Charakter lehren und uns Richtschnur und Lehrmeister sind! Gesetzlosigkeit hingegen ist die schlimmste Bedrohung für unsere Gesellschaft überhaupt. Jesus hat die furchtbaren Endzeitkatastrophen dadurch charakterisiert, dass „die Gesetzlosigkeit überhand nehmen wird.“ (Matth. 24, 12) Gerade jetzt erlebt unsere Gesellschaft einen Vorgeschmack, was er damit meinte: Linke, rechte und religiöse Extremisten pfeifen immer öfter auf die Gesetze. Sie haben immer weniger Respekt vor dem Staat, der Justiz und der Polizei. Wenn Einbrüche zunehmen, Autos abgefackelt werden, Anschläge passieren, Frauen und Minderheiten bedrängt werden, Parallelgesellschaften wachsen und mafiöse Clans die Macht übernehmen, dann spüren wir: Es gibt keine Sicherheit und keine Freiheit, wenn Gesetze nicht eingehalten werden. Gesetzlosigkeit führt zu Misstrauen, Unrecht, Angst und Gewalt. Gesetzlosigkeit ist die Hölle. Gute Gesetze sind ein Segen!

Deshalb: Ein Hoch auf unser Gesetz! Ich kenne kein besseres Rechtssystem in der Welt als das Unsrige in Deutschland. Ein Hoch auf all die Polizisten und Justizbeamten, die helfen, es hochzuhalten und durchzusetzen!

Und ein Hoch auf die großartigen Gebote des Königs aller Könige! Lassen wir uns erfüllen mit dem Heiligen Geist, der uns hilft, sie in der Bibel zu lesen, zu lieben und zu befolgen. Nicht aus sklavischem Gehorsam sondern aus Liebe heraus. Nicht um uns Gottes Gunst und das Heil zu verdienen sondern in dem festen Wissen, dass Gottes Ja zu uns fest steht und wir durch seine Gnade für immer seine geliebten Kinder bleiben, auch wenn wir scheitern und Fehler machen. Gottes Königreich ist dort, wo Menschen genau das tun. Genau dort breitet sich der Himmel aus.

Siehe auch:

Tödliche Buchstaben – Befreiende Wahrheit

Diesen Montag bei Maischberger: Es geht um christliche Sekten. Ein junger Mann erzählt von seiner Kindheit und Jugend in der obskuren Gruppe “Zwölf Stämme”. Regelmäßig, ja täglich sei er verprügelt worden. Wie das begründet wurde? Mit der Bibel! Konkret mit Sprüche 13, 24: “Wer seine Rute schont, hasst seinen Sohn; aber wer ihn lieb hat, züchtigt ihn beizeiten.” Der junge Mann wirkt total verstört. Mir dreht sich der Magen um.

Aber Moment. Betone ich hier nicht dauernd, man könne der Bibel rundum vertrauen? Wenn Gott so etwas sagt, dann muss es doch wohl stimmen. Oder aber die Bibel stimmt halt doch nicht, zumindest nicht immer. Genau das seien die Alternativen, erklärt dann auch der anwesende Sektenpfarrer: Entweder unter überkommenen Geboten leiden oder aber die Bibel nicht immer ganz ernst nehmen. Unnötig zu erwähnen, welche Alternative er für richtig hält. Aber gibt es wirklich nur diese Alternativen? Ist das Problem dieser Sektierer wirklich, dass sie die Bibel zu ernst nehmen? Führt Vertrauen in die göttliche Urheberschaft der Bibel zwangsläufig zu Enge, Gesetzlichkeit oder Schlimmerem?

Schauen wir doch mal, was die Bibel lehrt über den Unterschied zwischen dem neuen Bund (der durch Jesus kam) und dem alten Bund (der von Mose verkündigt wurde): “Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, … damit er die, die unter dem Gesetz waren, erlöste, damit wir die Kindschaft empfingen. … So bist du nun nicht mehr Knecht, sondern Kind.” (Galater 4, 4-7) Das heißt: Die Gesetze des alten Testaments sind geprägt von einem Verhältnis zwischen Gott und Menschen wie zwischen einem Herrn und seinen Knechten (Elberfelder übersetzt sogar mit “Sklaven”). Sie wollen zu unbedingtem Gehorsam erziehen. Wenn man bedenkt, welch katastrophale Folgen Ungehorsam für Israel hatte wird der o.g. Bibelvers (der offenbar speziell nur den Söhnen galt) im damaligen Kontext auch verständlicher. Im neuen Bund geht Gott mit uns aber nicht mehr wie mit Knechten sondern wie mit Kindern um, die er nicht knechten sondern zur Reife und Mündigkeit führen und letztlich zu Freunden machen will (mehr dazu ab S. 24 in Kapitel 2 im Aufatmen-Buch).

Christen leben im neuen Bund. Christliche Erziehung und Leiterschaft MUSS deshalb den Charakter des neuen Bundes wiederspiegeln. Wer Menschen (oder gar Kinder) mit Abschottung, Druck, Drohungen oder gar Gewalt zu christlichem Verhalten zwingen und abhängig statt mündig machen will hat die Bibel schlicht nicht verstanden. Hartmut Steeb hat deshalb absolut recht: Wir brauchen keine Rute zur Erziehung von Kindern!

Allein der Galaterbrief mit seinem leidenschaftlichen Kampf gegen Gesetzlichkeit schließt vollkommen aus, dass man gleichzeitig die Bibel ernst nehmen UND gesetzlich sein kann. Wenn wir lernen, die Bibel als Ganzes und vom Zentrum (=Jesus) her zu lesen kann das nur dazu führen, dass das menschenfreundliche, barmherzige, gnädige, geduldige und gütige Wesen des Vaters zum Vorschein kommt. Dann wird das Klischee vom gesetzlichen, engen, rechthaberischen Bibeltreuen bald vergessen sein. Paulus warnt uns ausdrücklich vor der arroganten Idee, im alleinigen Vollbesitz der Wahrheit zu sein. Wir können nur darauf hoffen, immer mehr von der Wahrheit ergriffen zu werden. Von der Wahrheit, die uns frei macht. Von der Wahrheit, die eine Person und kein kaltes Dogma ist. Von der Wahrheit, die sich aus Liebe aufopfert statt uns einzusperren.

Ich werde oft als “bibeltreu” bezeichnet. Das ist auch O.K. solange klar ist, dass ich keine blinde, hirn- und herzlose Bibeltreue befürworte. Was wir vielmehr brauchen ist eine mündige Liebe zur Bibel mit wachem Verstand und vor allem mit einer Liebe zum Autor der Bibel in dem Wissen, dass ER allein weiß, wie die Bibel wirklich zu verstehen ist. Ohne Geist wirkt der Buchstabe nun einmal tödlich. Das war bei Maischberger live mitzuerleben.

Siehe auch: