Homosexuell und bibeltreu

Ein Redebeitrag des homosexuell empfindenden Pfarrers Sam Allberry in der Synode der Kirche Englands schlägt große Wellen. Das Video mit seinem bewegenden Plädoyer für die biblische Ehe und gegen das Mobbing von Menschen wie ihm wurde bereits mehr als 200.000 mal angeklickt. Der nachfolgende Text ist eine deutsche Übersetzung seiner 3-minütigen Ansprache vor dem anglikanischen Kirchenparlament im Februar 2017:

„Schon mein ganzes Leben lang fühle ich mich zum gleichen Geschlecht hingezogen. Das bedeutet, ich fühle mich in einer sexuellen, romantischen und tiefen emotionalen Weise von Menschen des gleichen Geschlechts angezogen. Ich habe mich entschieden, mich selbst so zu beschreiben, weil Sexualität für mich keine Frage der Identität ist – und das ist eine gute Nachricht! Ob ich mich als menschliches Wesen wertvoll und erfüllt fühle hängt nicht davon ab, ob ich romantische oder sexuelle Erfüllung finde – und das ist befreiend! Die vollständigste und erfüllteste Person, die jemals gelebt hat, war Jesus Christus. Er hat nie geheiratet. Er hatte nie eine romantische Beziehung und niemals Sex. Wenn wir sagen, diese Dinge wären essentiell für menschliches Leben, dann sprechen wir unserem Erlöser die Menschlichkeit ab.

Ich habe buchstäblich hunderte von Christen getroffen, die in meiner Situation sind. Ich kenne tausende mehr, die sich vom gleichen Geschlecht angezogen fühlen und fröhlich das traditionelle Verständnis von Ehe zwischen einem Mann und einer Frau als dem einzigen gottgemäßen Rahmen für Sex befürworten. Dass Du nicht öfter von uns hörst liegt daran, dass es sehr hart ist, aufzustehen und in dieser Art und Weise über uns zu sprechen. Als jemand, der über gleichgeschlechtliche Anziehung spricht, muss ich sagen, dass meine Kirche kein sicherer Ort für mich ist. Mit „Kirche“ meine ich nicht meine Gemeinde sondern diese Synode. Das liegt nicht an dem, was in der Verlautbarung steht* sondern was seither geschehen ist. Ich wurde in der Schule dafür gemobbt, schwul zu sein. Jetzt fühle ich mich in der Synode gemobbt dafür, dass ich mich vom gleichen Geschlecht angezogen fühle und der Lehre Jesu über Ehe treu bin.

Ich bin dankbar, dass die Verlautbarung* die traditionelle Lehre über die Ehe bestätigt. Ich bin besorgt, dass wir uns schon jetzt darauf vorbereiten, dies pastoral zu unterlaufen. Deshalb ist meine Frage an die Bischöfe nicht: Werdet ihr diese Lehre bewahren? Meine Frage ist: Glaubt ihr wirklich daran? Ist es eine gute Nachricht für die Welt? Viele von uns haben herausgefunden, dass diese Lehre Leben spendet, so wie es die Botschaft und die Lehre Jesu immer tut. Danke.”

*: Sam Allberry erklärt den Hintergrund der Verlautbarung, die der Debatte zugrunde lag, wie folgt: „Das Treffen im Februar hatte viele Themen auf der Agenda, aber es war die Debatte über gleichgeschlechtliche Beziehungen, die am meisten Aufmerksamkeit erhielt. Zuvor hatte die Versammlung der Bischöfe eine Verlautbarung vorgelegt, in dem zum Thema Homosexualität Stellung genommen wurde. Sie machten darin klar, dass es keinen Anlass gab, die historische Definition von Ehe als eine Gemeinschaft von 1 Mann und 1 Frau zu ändern, dass es aber möglich sei, pastorale Beratung anderer Formen gleichgeschlechtlicher Partnerschaften anzubieten, damit auch mögliche neue liturgische Segensformen. Normalerweise diskutiert und debattiert die Synode über eine solche Verlautbarung, um sie dann offiziell „zur Kenntnis“ zu nehmen, was bedeutet dass die Verlautbarung und ihr Inhalt bestätigt wird.  Jedoch bei dieser speziellen Verlautbarung gab es so außergewöhnlich starken Widerspruch, dass die Synode am Ende beschloss, die Verlautbarung nicht einmal zur Kenntnis zu nehmen.“

In einem äußerst lesenswerten Interview erläutert Sam Allberry seinen Standpunkt im Nachgang noch genauer. Daraus hier einige wichtige Zitate:

“Das christliche Verständnis der Ehe ist äußerst wichtig. Jesus selbst lehrte, dass die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau geschlossen wird (Matthäus 19, 3-6) und dass jede sexuelle Aktivität außerhalb dieses Rahmens Sünde ist (Matthäus 15, 19). Christen können sich mit Teilen dieser Lehre schwer tun, aber wenn wir aufrichtig sein wollen müssen wir Jesus auf jeden Fall darin folgen. Der größere biblische Kontext zeigt uns, dass die Einheit zwischen Mann und Frau in der Ehe in Wahrheit ein Bild ist für die Einheit zwischen Himmel und Erde in Christus (Epheser 5, 32). Die Ehe soll das Evangelium verdeutlichen. Sie umzudefinieren wird das Evangelium verdunkeln, das sie darstellen sollte.”

“Einige wundern sich, wie es möglich ist, ein Christ zu sein und so zu empfinden. Meine Antwort ist, dass jeglicher unangemessene Wunsch eine Form von Versuchung ist, die bekämpft werden muss. … Versuchung ist keine Sünde. Die Bibel hat nie versprochen, dass wir von Versuchung vollständig verschont werden in diesem Leben, nur dass Gott uns die Kraft geben wird, gut damit umzugehen.”

“Die wichtigste – und oft übersehene – Tatsache ist, dass das Evangelium uns alle gleich behandelt. Wir sind alle Gefallene im sexuellen Bereich, egal ob wir uns vom gleichen oder vom anderen Geschlecht angezogen fühlen. Wir sind alle in der gleichen Situation und brauchen alle Vergebung und Wiederherstellung, die nur in Christus gefunden werden kann. Jüngerschaft beinhaltet für uns alle die gleichen Kosten: Sich selbst verleugnen und das Kreuz auf sich nehmen. Ich vermute, dass Christen, die es scheuen, ihren schwulen Freunden die Kosten des Evangeliums zuzumuten, niemals angefangen haben, die Kosten der Jüngerschaft in ihrem eigenen Leben zu zählen.”

“Wir müssen den säkularen Narrativen antworten mit einer christlichen Botschaft, und das versuche ich zu tun. Die Welt muss hören, dass homoerotisch empfindende Christen wie ich die Erfahrung der Güte Gottes bei diesem Thema miteinander teilen. Die Kultur muss wissen, dass es einen anderen Maßstab gibt, um menschliches Glück zu messen. Ein anderes, besseres Lebensmuster ist verfügbar. Gottes Wort über dieses Thema ist nicht nur wahr; es ist wirklich gut. Und die Zukunft ist großartig.”

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