Wann kommt Jesus wieder?

„Mit den Wolken wird er wiederkommen. Alle werden ihn sehen, auch die, die ihn durchbohrt haben!“ (Offenbarung 1,7)

Jesus kommt wieder! Diese Vorhersage kennen wir auch aus den Evangelien.[1] Johannes verbindet sie hier mit einer Prophetie aus dem Alten Testament. Dort wird über die Nachkommen Davids und die Einwohner Jerusalems gesagt: „Dann werden sie zu mir aufblicken, den sie durchbohrt haben.“ (Sacharja 12, 10) Am Ende werden also ALLE Jesus sehen – sowohl das ethnische und geografische Israel als auch die Völker aus aller Welt. Alle werden erleben, wie sein Königreich aufgerichtet wird. Dieses Reich war mit dem ersten Kommen Jesu bereits „nahe herbeigekommen“ (z.B. Markus 1,15). Aber wir gehen auf eine Zeit zu, in der sich jedes Knie beugen und jede Zunge bekennen wird: Jesus Christus ist der Herr! (Phil. 2,10+11)

Die neutestamentliche Hoffnung auf die Wiederkunft Jesu und die Aufrichtung seines Königreichs hat die Kirche von Beginn an stark geprägt. Paulus hielt die Freude auf die sichtbare Wiederkunft Jesu sogar für ein zentrales Merkmal von Menschen, die von Gott gerecht gesprochen werden.[2] Mit dem „Advent“ (von lateinisch „Adventus domini“ = „Ankunft des Herrn“) hat die Kirche die Erwartung der Ankunft Jesu fest im Kirchenjahr verankert. Und sie ist natürlich fester Bestandteil der zentralen Bekenntnisse des Christentums.

Seit jeher stellt sich für Christen aller Zeitalter deshalb die Frage: Wann wird es soweit sein? Wann kommt Jesus wieder? Jesus hat uns zwar fest versprochen: „Ich komme bald.“ (Offb.3,11;22,7+12+20; 22,20) Aber mittlerweile sind fast 2.000 Jahre vergangen, in denen das finale Gebet der Bibel immer noch nicht erfüllt wurde: “Amen, komm doch, Herr Jesus!” (Offb. 22,20) Müssen wir womöglich noch weitere tausend Jahre warten? Oder gibt es Anzeichen, dass dieses größte Ereignis der Weltgeschichte nun tatsächlich bald bevorsteht?

Fragwürdige Endzeitfahrpläne

Wir sehen in der Kirchengeschichte, dass man bei dieser Frage auf zwei Seiten vom Pferd fallen kann. Einerseits gab es Zeiten, in denen Menschen glaubten, auf der Basis einzelner Bibelstellen mehr oder weniger genau wissen zu können, wann Jesus wiederkommt. Regelrechte Endzeitfahrpläne wurden aufgestellt. Und man scheute sich nicht, aktuelle Ereignisse großzügig in diese Fahrpläne einzusortieren. Aber je präziser die Endzeitvorhersagen wurden, umso peinlicher wurde es, wenn die Realität sie über den Haufen warf.

Leider haben so manche Endzeitexperten nicht genügend berücksichtig, dass die Auslegung von biblischen Aussagen zum „Ende der Zeit“ (Jud. 1,18) knifflig sein kann. In Matthäus 16, 28 sagt Jesus: „Es stehen einige hier, die werden den Tod nicht schmecken, bis sie den Menschensohn kommen sehen in seinem Reich.“ Dachte Jesus etwa, dass er noch zu Lebzeiten der ersten christlichen Generation wiederkommen werde? Ein Blick auf die Parallelstellen im Lukas- und Markus-Evangelium[3] legt nahe: Jesus sprach hier wohl nicht von seiner Wiederkehr am Ende der Tage, sondern von der Ausbreitung seines Reichs durch das rapide und von Wundern begleitete Gemeindewachstum nach Pfingsten. Auch in Johannes 14, 16-18 beendet Jesus seine Ankündigung des Kommens des Heiligen Geistes mit den Worten: „Ich werde euch nicht allein und verwaist zurücklassen. Ich komme zu euch!“ Der Theologe Karl Barth unterschied deshalb drei Formen der Wiederkunft Jesu:

  1. Seine Wiederkunft an Ostern nach seinem Tod
  2. Seine Wiederkunft in Form des Heiligen Geistes an Pfingsten
  3. Seine Wiederkunft am Ende der Tage

Die Sache mit der Endzeit ist also komplex. Petrus durchkreuzte alle Datierungsversuche mit dem Hinweis: Bei Gott sind 1000 Jahre wie ein Tag.[4] Jesus selbst hat klargestellt: „Tag und Stunde von diesen Ereignissen weiß niemand, nicht einmal die Engel im Himmel; nur der Vater weiß es. … Der Menschensohn wird dann kommen, wenn ihr es gerade nicht erwartet.” (Matth. 24,36+44) Zeitliche Festlegungen zur Wiederkunft Jesu verbieten sich also prinzipiell.

Wenn die Erwartung der Wiederkunft Jesu verloren geht

Aber die Kirche ist immer wieder auch auf der anderen Seite vom Pferd gefallen. Dann wird die Rede von der Endzeit und der Wiederkunft Jesu immer seltener – oder sie fällt ganz unter den Tisch. Biblische Texte zu diesem Thema werden nur noch symbolisch gedeutet. Die Verknüpfung von realen Ereignissen mit biblischer Prophetie wird weitestgehend vermieden. Die Erwartung der konkreten Wiederkunft Jesu verschwimmt im Nebel. Entsprechend wird die Adventszeit immer mehr auf die Erwartung des Weihnachtsfests reduziert. Ich kenne dieses Problem bestens aus meiner evangelischen Kirche.

Dabei warnt uns Jesus vor diesem Irrweg in aller Deutlichkeit. Immer wieder fordert er uns auf, jederzeit mit seiner Wiederkunft rechnen: “Seid also wachsam!”, sagte Jesus, “denn ihr kennt weder den Tag noch die Stunde.” (Matth.25,13) In mehreren Gleichnissen schärft er uns ein: Es wäre fatal, wenn unser Glaube einschläft, weil sich seine Wiederkehr hinzieht.

Als die Jünger Jesus nach einem Zeichen für seine Wiederkehr und für das Ende der Welt befragten (Matth. 24,3), wies Jesus diese Frage nicht zurück, im Gegenteil: Er ermutigte sie, vom Feigenbaum zu lernen. Seine beginnende Blüte zeigt doch, dass bald der Sommer kommt. Genauso gebe es Geschehnisse, die zeigen: Jesus kommt bald wieder! In den drei Überlieferungen der „Endzeitreden“ Jesu[5] finden wir eine ganze Reihe solcher Ereignisse, die uns gemäß der Worte Jesu Hinweise geben sollen, dass seine Wiederkunft näher rückt.

Hinweise auf eine baldige Wiederkunft Jesu?

Jesus spricht von Kriegen, Hungersnöten, Erdbeben und Seuchen. Allerdings sagt er dazu auch: „Das ist erst der Anfang der Geburtswehen“ (Mt.4,8). Bis zur Geburt seines Königreichs werden solche Ereignisse also in Wellen immer wieder über die Menschheit kommen. Jesus hat recht behalten. Keine Philosophie, keine politische Revolution, kein wissenschaftlicher Fortschritt und erst recht nicht irgendwelche Befreiungs- oder Transformationstheologien haben uns Menschen je dazu verholfen, dass wir in Liebe und Frieden zusammenleben, die üppigen Ressourcen der Erde gerecht verteilen oder gar Erdbeben und Seuchen verbannen können. Der Krieg in der Ukraine und die Corona-Krise haben uns das jüngst wieder schmerzlich vor Augen geführt. Es wird uns Menschen nicht gelingen, uns selbst ein Paradies auf Erden zu bereiten.

Über einen Krieg sprach Jesus ausführlicher: Zur bevorstehenden und im Jahr 70 n.Chr. eingetretenen Zerstörung Jerusalems und des Tempels sagte er: Es kommt eine Zeit, da wird von dem, was ihr hier seht, kein Stein auf dem anderen bleiben; es wird alles zerstört werden. … Wenn ihr seht, dass Jerusalem von feindlichen Heeren eingeschlossen ist, könnt ihr sicher sein, dass seine Zerstörung unmittelbar bevorsteht. Dann sollen die Bewohner Judäas in die Berge fliehen.“ (Lk.21,6,20+21) Diese Warnung war für die frühen messianischen Juden in Jerusalem von großer Bedeutung. Der Kirchenvater Epiphanius berichtet, dass sie sich aufgrund dieser Vorhersage rechtzeitig in Sicherheit brachten[6], während es in Jerusalem zu einem grauenvollen Blutbad kam. Allerdings zeigt das auch: Zur Frage, ob die Wiederkunft Jesu in unmittelbare Nähe rückt, tragen Kriege und Katastrophen eher wenig bei. Sie gehören schon seit 2.000 Jahren zu der „Endzeit“, die Jesus beschrieben hat.

Etwas anders ist das bei der Ankündigung Jesu, dass seine Nachfolger weltweit Verfolgung erleben werden:

„Dann wird man euch bedrängen, misshandeln und töten. Die ganze Welt wird euch hassen, weil ihr zu mir gehört.“ (Matth. 24,9)

Zwar hat die Kirche von Beginn an schwere Verfolgungswellen erlebt. Aber erst mit der globalen Verbreitung des Evangeliums bekam dieses Phänomen eine weltweite Dimension. Inzwischen beziffert Open Doors die Zahl der verfolgten Christen auf rund 360 Millionen Menschen – weit mehr als in jeder anderen Religion. Hier geht ganz offenkundig erst jetzt etwas in Erfüllung, was Jesus im Blick auf die Zeit vor seiner Wiederkehr vorhergesagt hat.

Noch beeindruckender ist die Vorhersage Jesu von der weltweiten Verbreitung des Evangeliums:

„Und diese Freudenbotschaft von der Gottesherrschaft wird in der ganzen Welt gepredigt werden, damit alle Völker sie hören. Dann erst kommt das Ende.“ (Matth.24,14)

Diese Vorhersage war zur Zeit der Abfassung des Neuen Testaments extrem gewagt. Das Christentum war ja nur eine kleine Sekte unter vielen. Wer hätte damals schon vorhersehen können, dass die Bibel und die darin enthaltene Botschaft tatsächlich alle Völker erreicht? Heute ist die Bibel das mit großem Abstand am weitesten verbreitete und am häufigsten übersetzte Buch der Welt. Im Jahr 2022 konnten bereits 96,5% der Weltbevölkerung zumindest Teile der Bibel in ihrer eigenen Sprache lesen. Die Entwicklung von künstlicher Intelligenz wird den zahlreichen Übersetzungsprojekten einen kräftigen weiteren Schub verleihen. Auch diese von Jesus vorhergesagte Vorbedingung für seine Wiederkehr geht also gerade jetzt in beeindruckender Weise in Erfüllung.

Am spannendsten ist für mich aber die Vorhersage Jesu, dass Jerusalem zeitlich befristet von Heidenvölkern besetzt wird:

„Jerusalem wird so lange von fremden Völkern niedergetreten werden, bis auch deren Zeit abgelaufen ist.“ (Lukas 21, 24)

Damit knüpft Jesus an eine prophetische Linie des Alten Testaments an. An zahlreichen Stellen, die manchmal sogar ganze Kapitel füllen, lesen wir immer wieder die gleiche Botschaft: Israel wird in alle Welt zerstreut und verfolgt. Aber Gott wird sein Volk aus allen Himmelsrichtungen wieder sammeln und zurück nach „Zion“ bringen.[7] Deshalb haben Juden in aller Welt seit Jahrhunderten den ersten Abend des Pessach-Festes mit dem Satz beendet: Nächstes Jahr in Jerusalem! Die Erfüllung dieses Traums schien lange Zeit unmöglich zu sein. Und doch geschieht dieses in der Bibel vorhergesagte Wunder seit dem Ende des 19. Jahrhunderts vor unseren Augen.

Dass ein Volk 2.000 Jahre in alle Welt verstreut ist, trotzdem seine Identität behält und sich schließlich in seiner angestammten Region wieder sammelt, ist historisch ein absolut einzigartiger Vorgang. Karl Barth hat ihn mit den Worten kommentiert: „Jetzt können wir‘s in der Zeitung lesen: Gott hält seine Verheißung.“ Der zunehmende Antisemitismus befördert diese Entwicklung weiter. Läuft die Zeit der Völker also ab? Steht nun bald das bevor, was Paulus in Bezug auf Israel vorhergesagt hat? Seine Worte sind jedenfalls eindrücklich:

„Ein Teil von Israel hat sich verhärtet. Aber das gilt nur so lange, bis die volle Zahl von Menschen aus den anderen Völkern zum Glauben gekommen ist. Israel als Ganzes wird dann so gerettet werden, wie geschrieben steht: “Aus Zion wird der Retter kommen, der alle Gottlosigkeit von Jakobs Nachkommen entfernt.” (Römer 11, 25-27)

Unerfüllte Vorhersagen

Noch haben sich nicht alle biblischen Vorhersagen erfüllt. Mehrfach finden wir die Ankündigung, dass in der kosmischen Welt und bei den Gestirnen etwas durcheinandergeraten wird.[8] Zudem wird angekündigt, dass es zu einem Krieg kommt, in dem alle Völker sich gegen Israel wenden. Gott wird aber final eingreifen und sein Volk beschützen.[9] Im Moment hat Israel noch Verbündete. Trotzdem ist es verblüffend, dass schon seit Jahren kein Volk der Welt auch nur annähernd mit so vielen UN-Resolutionen belegt wird wie ausgerechnet das kleine Israel, die einzige Demokratie im Nahen Osten und das einzige Land mit Religionsfreiheit und höchsten Menschenrechtsstandards in dieser Region. Und trotzdem grassiert auch in den Ländern, die jetzt noch solidarisch mit Israel sind, der Antisemitismus. Das gilt auch für das akademische Umfeld – also der Bereich, der die Zukunft dieser Nationen prägen wird. Der weltweite Hass gegen dieses winzige Volk ist rational in keiner Weise erklärbar. Ganz offenkundig sind hier noch andere Mächte am Werk als nur Terroristen und Hassprediger. Für mich belegt das nur umso mehr: Auch das moderne Israel spielt ganz offenkundig eine wichtige Rolle bei der Wiederkunft Jesu und der Aufrichtung seines Königreichs.

Der gefällte Feigenbaum fängt an, wieder aufzublühen

Ist es Zufall, dass Jesus in seinen Endzeitreden ausgerechnet auf die Blüte des Feigenbaums hinweist? Fakt ist: Im Alten Testament wird der Feigenbaum auch als Bild für Israel verwendet.[10] Spannend ist zudem das Gleichnis Jesu in Lukas 13, 6-9:

Dann erzählte Jesus folgendes Gleichnis: “Ein Mann hatte einen Feigenbaum in seinem Weinberg stehen. Doch wenn er kam, um nach Früchten zu sehen, fand er keine. Schließlich sagte er zu seinem Gärtner: ‘Seit drei Jahren suche ich Frucht an diesem Feigenbaum und finde keine. Hau ihn um! Wozu soll er den Boden aussaugen?’ ‘Herr’, erwiderte der Gärtner, ‘lass ihn dieses Jahr noch stehen! Ich will den Boden um ihn herum aufgraben und düngen. Vielleicht trägt er dann im nächsten Jahr Frucht – wenn nicht, kannst du ihn umhauen lassen.'”

Könnte es sein, dass Jesus hier über Israel spricht? Drei Jahre lang war Jesus in Israel unterwegs. Er hat das Reich Gottes mit Zeichen und Wundern demonstriert, zur Umkehr gerufen und nach Glauben gesucht. Bis zur Steinigung von Stephanus hat sich auch das Wirken der Apostel ein weiteres Jahr lang ganz auf Jerusalem und Israel konzentriert. Trotzdem blieb die Zahl der Juden, die dem Evangelium gefolgt sind, äußerst überschaubar. Wenige Jahre später verlor Israel seinen Status als Nation. Doch jetzt ist die Nation Israel dabei, wieder aufzublühen. Und es gibt zarte Ansätze dafür, dass Juden sich für ihren Messias Jesus öffnen. Vor diesem Hintergrund klingen die Worte Jesu spannender denn je:

„Vom Feigenbaum könnt ihr Folgendes lernen: Wenn seine Zweige weich werden und die Blätter zu sprießen beginnen, wisst ihr, dass es bald Sommer wird. Genauso ist es, wenn ihr seht, dass alle diese Dinge geschehen. Dann steht sein Kommen unmittelbar bevor.“ (Matth. 24, 32+33)

Es gibt Grund zur Hoffnung – mehr denn je!

Ich finde es elektrisierend, die Vorhersagen der Bibel zu studieren und parallel die Nachrichten zu verfolgen. Natürlich ändern aktuelle Entwicklungen nichts an der Tatsache: Niemand kann wissen, wann Jesus wiederkommt. Es könnte heute noch geschehen. Und es könnte auch noch länger dauern. Und doch ist es atemberaubend, wie selbst die unwahrscheinlichsten Vorhersagen Jesu Schritt für Schritt Wirklichkeit werden. Das belegt auf jeden Fall: Gott steht zu seinen Versprechen! Er ist immer noch der Herr der Geschichte. Das kann uns Mut machen, umso mehr an unserem Glauben festzuhalten: Jesus wird wiederkommen! Keine christliche Generation vor uns hatte so viele gute Gründe, seine baldige Wiederkunft zu erwarten. Wir dürfen uns von Jesu Worten ermutigen lassen:

„Wenn das alles anfängt, dann hebt den Kopf und richtet euch auf, denn dann ist eure Erlösung nicht mehr weit.“ (Lukas 21,28)


[1] Matth. 24,30; 26,64; Mk. 13,26; 14,62; Lk. 21,27

[2] „Jetzt liegt der Ehrenkranz für mich bereit, die Gerechtigkeit, die der Herr als gerechter Richter mir an jenem großen Tag zuerkennen wird – aber nicht nur mir, sondern auch allen anderen, die sich auf sein sichtbares Wiederkommen freuen.“ (2.Tim.4,8)

[3] Lukas 9, 27: “Aber es ist auch wahr: Einige von denen, die hier stehen, werden nicht sterben, bis sie die Gottesherrschaft gesehen haben.” Markus 9, 1: “Ich versichere euch: Einige von denen, die hier stehen, werden nicht sterben, bis sie die Gottesherrschaft in ihrer Macht kommen sehen.”

[4] Eins dürft ihr dabei nicht übersehen, liebe Geschwister: Für den Herrn ist das, was ‹für uns› ein Tag ist, wie tausend Jahre; und was ‹für uns› tausend Jahre sind, ist ‹für ihn› wie ein einziger Tag. Der Herr verzögert seine Zusage nicht, wie manche das meinen. Im Gegenteil: Er hat Geduld mit euch, denn er will nicht, dass irgendjemand ins Verderben geht, sondern dass alle umkehren zu ihm. Der Tag des Herrn wird aber so unerwartet kommen wie ein Dieb.“ (1. Petr.3,8-10)

[5] Matthäus 24, Markus 13, Lukas 21

[6] „Alle Jünger hatten sich in Pella niedergelassen, nachdem sie aus Jerusalem weggezogen waren. Christus hatte ihnen aufgetragen, Jerusalem zu verlassen und sich von dort zurückzuziehen, weil es belagert werden sollte.“ (Epiphanius, Panarion 29,7,8, geschrieben 374-377 n.Chr.)

[7] Eine schöne Übersicht findet sich zum Beispiel hier: https://s5f056e292d37b7ac.jimcontent.com/download/version/1538469253/module/13859081832/name/Flyer%20Bibelstellen%20zur%20Sammlung%20und%20Wiederherstellung%20Israels.pdf

[8] Joel 3,3-4; 4,15; Matth.24,29; Lk.21,25; Mk.13,24-25; Offb. 6,12-17

[9] Hesekiel 38+39; Sacharja 12, 1-9; Joel 4,2; Offb. 16,14-16

[10] Jeremia 24,1-10; Hosea 9,10

Nicht einschlafen!

Wir Deutschen sind Weltmeister im Warnen: Vor Farbstoffen in Lebensmitteln, vor Weichmachern in Plastikspielzeug, vor giftigen Gasen an der Verkehrskreuzung – und vor Müdigkeit beim Autofahren. In Autos mit Müdigkeitssensor fordert uns eine Kaffeetasse dazu auf, uns wieder fit zu machen, bevor wir in einen lebensgefärhlichen “Sekundenschlaf” fallen.

Auch in der Bibel gibt es jede Menge Warnungen: Vor Kriegen, Katastrophen und Christenverfolgung zum Beispiel. Wer genauer hinschaut merkt aber, dass der Hauptfokus auf dem folgenden Vierklang liegt:

  1. Jesus kommt wieder!
  2. Es gibt ein endzeitliches Gericht für alle Menschen!
  3. Es gibt eine ewige Verlorenheit!
  4. Die endzeitlichen Ereignisse werden sehr überraschend hereinbrechen!

Diesen Vierklang packt Jesus in die unterschiedlichsten Geschichten und Gleichnisse:

Die Hauptaussage ist immer die gleiche. Sie wird uns gleich 14 mal im Neuen Testament* vorgehalten: Seid wachsam! Werdet nicht müde im Glauben! Wer sich vom Alltag einlullen lässt, wer nicht mehr für Jesus brennt, wer sich nur noch um sich selbst und nicht um Andere kümmert ist in großer Gefahr – so wie bei einem Autofahrer schon ein Sekundenschlaf genügen kann, um irreparable, ewige Schäden anzurichten.

Niemand braucht diese Warnungen so dringend wie wir Christen der westlichen Kirche. Unser Luxus und scheinbaren Sicherheiten geben uns das Gefühl, auch ohne eine enge, lebendige Gottesbeziehung durchs Leben und in den Himmel zu kommen. Das verführt uns, das Beten, das Bibellesen und unsere Berufung schleifen zu lassen. Genau davor warnt uns die Bibel wieder und wieder und wieder.

Warum hört man dann in unseren Kirchen so wenig von diesen Warnungen? Dafür habe ich eigentlich nur eine Erklärung: Wir glauben Jesus nicht mehr so wirklich. Dass er wirklich wiederkommt. Dass unsere irdischen Entscheidungen ewige Konsequenzen haben. Dass es eine Gerichtsverhandlung für jeden Menschen gibt. Dass es einen leid- und qualvollen Ort der ewigen Gottverlassenheit gibt, den Jesus „Hölle“ nennt.

Vielleicht haben wir ja auch Angst, aus der Frohbotschaft des Evangeliums eine Drohbotschaft zu machen, wenn wir von den biblischen Warnungen reden. Aber das ist doch Unsinn: Berechtigte Warnungen sind keine Drohung sondern ein Ausdruck von Liebe! Es wäre unfassbar lieblos, ein Kind nicht vor der heißen Herdplatte zu warnen.

Deshalb sollten wir alle immer mal wieder unseren Glaubens-Müdigkeitssensor aktivieren. Sehr geeignet sind für mich dafür die folgenden 3 Fragen:

  1. Wann habe ich mich das letzte Mal beim Bibellesen oder Beten von Gott ganz persönlich angesprochen gefühlt?
  2. Wann habe ich zum letzten Mal intensiv für einen anderen Menschen gebetet?
  3. Wann habe ich zum letzten Mal mit einem Nichtchristen über Jesus gesprochen?

Wenn mir auf diese Fragen spontan keine Antworten einfallen ist mir das ein deutlicher Hinweis auf akute Müdigkeitserscheinungen im Glauben. Der Punkt ist ja: Ich kann ungeheuer umtriebig sein (vielleicht sogar mit guten geistlichen Dingen) und trotzdem müde werden in meiner Liebe und Leidenschaft für Jesus. Zu den Ephesern sagte Jesus: “Ich weiß alles, was du tust. … Aber ich habe gegen dich einzuwenden, dass ihr mich und euch einander nicht mehr so liebt wie am Anfang!” Ohne diese Liebe ist alle unsere (geistliche) Geschäftigkeit und Rechtgläubigkeit am Ende wertlos.

Je mehr ich darüber nachdenke merke ich, wie mein geistlicher Müdigkeitssensor wieder einmal Alarm schlägt. Deiner auch? Dann lass uns doch gleich jetzt zu Jesus gehen, um uns neu erfrischen zu lassen in seiner Gegenwart. Lassen wir bei ihm unser Öl nachfüllen (d.h. lassen wir uns neu mit dem Heiligen Geist erfüllen). Lassen wir uns anstecken von seiner Liebe für die Menschen um uns herum. Wuchern wir mit unseren Talenten! Kümmern wir uns um unsere Nächsten! Und stärken wir die, die um uns herum müde geworden sind. Genau dazu hat uns Jesus immer wieder aufgerufen.

* “Seid wachsam” im NT: Mk 13,9, Mk 13,33, Mk 13,35, Mk 13,37, Mk 14,38, Lk 21,34, Lk 21,36, Apg 20,31, 1Kor 16,13, Eph 6,18, 1Thess 5,6, 1Petr 5,8, 2Petr 3,17, Offb 16,15

Siehe auch:

13 Die Kirche lebt in der Erwartung des wiederkommenden Christus!

Offenbarung 22, 20: „Derjenige, der dies alles bezeugt, sagt: »Ja, ich komme bald!« Amen! Komm, Herr Jesus!“

Advent heißt für die meisten Christen: Einstimmung auf Weihnachten. Dabei deutet das Wort Advent (=“Ankunft“) mindestens ebenso auf die Wiederkunft Jesu hin! Dass diesen Aspekt kaum jemand auf dem Radar hat ist eigentlich seltsam. Bei den ersten Christen war das nämlich genau umgekehrt: Nirgends lesen wir in der Bibel, dass sie sich großartig mit der Erinnerung an Jesu Geburt beschäftigt hätten. Aber die Erwartung seiner Wiederkehr war ein Riesenthema für sie! Das hat ihnen inmitten von Verfolgung Kraft und Hoffnung, Leidenschaft und Opferbereitschaft verliehen.

Eine ganze Reihe von Jesu Gleichnissen fordern uns auf, dass wir jederzeit bereit sein sollen für seine Wiederkehr. Paulus hielt die Sehnsucht nach Jesu Wiederkehr sogar für ein zentrales Merkmal eines Christen. Ganz offensichtlich ist das Bewusstsein der bevorstehenden Wiederkunft Jesu wichtig für ein gesundes Christsein, weil sie unsere Prioritäten und Perspektive auf die Welt geraderückt. Und angemessen ist die Erwartung des baldigen Kommens Jesu in jedem Fall. Schließlich kann jeder von uns schon heute vor seinem Schöpfer stehen – auch wenn Jesus erst in 1000 Jahren wiederkommen sollte.

Natürlich wird kein Mensch je vorhersagen können, wann Jesus wiederkommt. Aber selbst wenn es noch etwas länger dauert gilt in jedem Fall: ER WIRD KOMMEN! Und zwar plötzlich und überraschend, wie ein Dieb in der Nacht, den niemand erwartet. Er wird auf dem Ölberg erscheinen, genau wie er damals in den Himmel gegangen ist. Dann wird er sein ewiges Reich aufrichten. Alle, die in seinem Buch geschrieben stehen, wird er bei sich versammeln, ihre Tränen abwischen und ein Fest mit ihnen feiern. So kostbar die Rückbesinnung auf Jesu Geburt auch ist: Angesichts dieser gewaltigen Aussichten hat die Kirche Jesu allen Grund, viel mehr nach vorne als nach hinten zu schauen!

Ölberg

Deshalb ist es höchste Zeit, dass die Kirche sich neu anstecken lässt von der Sehnsucht der ganzen Schöpfung nach Jesu Wiederkehr. Und wenn wir das nächste Mal die „Ankunfts-Kerzen“ anzünden verbinden wir das am besten mit diesem letzten Gebet der Bibel: „Komm, Herr Jesus!“ Diese Hoffnung auf die baldige Wiederkunft Jesu ist seit jeher ein zentrales Wesensmerkmal der Kirche.

Der ganze Artikel zur These 13: Warten auf den explosivsten Tag der Weltgeschichte