Liebe Mama,

heute bin ich Dir ganz besonders dankbar, dass ich die ersten Jahre meines Lebens ganz bei Dir zu Hause sein durfte. Und als ich in den Kindergarten kam, durfte ich trotzdem bei Dir zu Hause mittag essen und nachmittags in Ruhe zu Hause oder draußen auf der Straße spielen und mich mit meinen Freunden treffen. Und auch als ich in der Schule war hast Du mittags auf mich gewartet, hast mir zugehört, als ich von Mitschülern gemobbt wurde, als ich eine Arbeit verhauen hatte oder mit dem Fahrrad hingefallen bin. Du warst einfach immer für mich da. Und das hat so wahnsinnig gut getan.

Ich bin gerade echt wütend, weil man Dich heute wieder massenhaft als Heimchen am Herd verspottet hat. Man hat Dir vorgeworfen, Du hättest ein verstaubtes Familienbild. Man hat Dir gesagt, es wäre besser für mich gewesen, ich hätte von Anfang an die “frühkindliche Bildung” bekommen, die Du mir nie hättest bieten können.

Mama, ich sage Dir: Kein Mensch hätte mir bieten können, was Du mir gegeben hast! Du hast mir eine glückliche Kindheit geschenkt. Du hast mir gezeigt, dass ich Dir wichtig bin. Mama, sei Dir ganz sicher: Du hast alles richtig gemacht! Ich bin stolz auf Dich! Und irgendwann werden all die Leute, die so großartigen Mamas wie Dir nicht einmal ein paar Euro Anerkennung gönnen, hoffentlich kapieren, dass Sie das Beste zerstören, was jedes kleine Kind auf der Welt sich wünscht: Bei einer Mama sein zu dürfen wie Du es für mich warst.

Dein ewig dankbarer Sohn

P.S.: Heute habe ich mich an ein Lied erinnert. Es ist schon 30 Jahre alt und es stammt von einer Mama wie Dir. Aber der Text erscheint mir heute aktueller denn je. Ich wünsche mir so, dass unsere Gesellschaft es hört und endlich merkt, welchen Irrweg sie geht!

Montagmorgen

Montagmorgen, ich stell mein Radio an.
In einer Hausfrauensendung diskutiert man über den Mann.
Gast im Studio ist Frau B., sie hat ein Buch zum Thema rausgebracht,
wie die Frau sich von Familie und Gesellschaft endlich unabhängig macht.

Frau B. befreite sich von Mann und Kindern, hält sich jetzt ein Schaf,
züchtet Hühner und spinnt Wolle für den Markt und für den Eigenbedarf.
Hier findet sie Erfüllung endlich ist sie etwas wert.
Früher war sie nur das Aschenputtel hinter ihrem Herd.

Und dann erfahre ich, dass man mich hier gefangen hält
und mir jeglicher Kontakt zur Außenwelt fehlt.
Und wenn ich noch zufrieden bin, dann liegt es daran,
dass es mir eingehämmert wurde jahrhundertelang.
Und Familienleben ist ein veralteter Brauch.
Und ich höre es und Millionen andere auch.

Montagmorgen, die Sendezeit ist jetzt um.
Jeden Tag das gleiche ständig redet man mir ein ich sei dumm.
Ich muss hier raus, ja ich brauche die Bestätigung der Öffentlichkeit
denn die Arbeit an den Menschen die mich brauchen bringt mich nicht sehr weit.

Oh, ich habe längst genug von dieser Art der Manipulation!
Man redet uns Neurosen ein und die Erfolge sieht man schon:
Kinder mit dem Fernsehen als Seelentröster
und Ehen, die kaputt sind oder krank.
Uns’re Welt ist schon so kalt, dass wir erfrieren dauert nicht mehr lang.

Denn wo jeder sich selbst der Nächste ist
und darüber wirklich seinen Allernächsten vergisst,
da hat man ein falsches Lebensziel
auch wenn man uns das Gegenteil einreden will.
Dort sucht man vergeblich nach Wärme und Glück
und Enttäuschung und Einsamkeit bleiben zurück.

Geht es wirklich nur um meine Person,
um meine Karriere und die Frage, was hab ich denn davon?
Dann finde ich vielleicht mich selbst, doch wieviel ist das wert?
Denn das Leben findet wirklich nur der, der es verliert.
Ja, das Leben findet wirklich nur der, der es verliert.

Text und Musik: Ute und Friedemann

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