Mein Freund Wolfgang

Darf ich vorstellen? Das ist mein Freund Wolfgang. Wir haben uns vor etwa 10 Jahren kennen gelernt. Wir veranstalten in unserer evangelischen Gemeinde jedes Jahr einen Glaubenskurs. Wolfgang war dabei. Und am Ende hat er sich entschieden: Mein Leben soll ab jetzt Jesus gehören. Ich vergesse nie, wie wir zum ersten Mal zusammen gebetet haben. Am Ende hat er mir seinen Arm gezeigt und gesagt: Schau Markus, ich hab Gänsehaut. Das ist seither oft passiert. Wolfgang hat ein ganz besonderes Gespür dafür, dass Gott nicht weit weg ist, irgendwo da draußen, sondern dass Gott uns spürbar nahe kommt, dass er niemals weiter weg ist als ein Gebet.

Ich habe bei Wolfgang miterleben dürfen, wie konkret der Glaube helfen kann. Viele Jahre hatte er ein großes Alkoholproblem. Das hat nicht nur sein eigenes Leben zerstört sondern auch seine Familie. Mit der Hilfe einer Blaukreuz-Gruppe hat er den Alkohol schließlich besiegt. Aber sein Gewissen war trotzdem schwer belastet. Nach seiner Bekehrung schrieb er zusammen mit einem Seelsorger alle Sünden, die ihm einfielen, auf einen Zettel auf. Den Zettel haben sie dann zusammen verbrannt – als Zeichen der Vergebung. Trotzdem fühlte er sich noch nicht wirklich frei von seiner dunklen Vergangenheit, für die er sich so schämte.

Deshalb freute er sich unbändig auf seine Taufe. Seine Hoffnung war, dass das sein Gewissen vollends erleichtern würde. Als ich zum Ort der Taufe fuhr goss es in Strömen. Die Taufe fand in einem Fluss im Freien statt, deshalb befürchtete ich schon, dass sie im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser fällt. Aber erfreulicherweise hörte der Regen gerade auf, als ich am Ort des Geschehens eintraf. Strahlend begrüßte mich Wolfgang, als ich aus dem Auto ausstieg. Er hatte gerade eine Entdeckung gemacht: Direkt an der Taufstelle stand ein Kilometerstein am Flussufer. Darauf war zu lesen: „0,0 km“. Gerade hier kamen 2 Flüsse zusammen, deshalb begann hier ganz offensichtlich eine neue Kilometerzählung. Für meinen Freund hatte das aber eine ganz andere Bedeutung. Begeistert sagte zu mir: „Siehst Du, Markus! Ich darf wieder ganz bei Null beginnen!“

Dann begann die Taufhandlung. Und da geschah vor unseren Augen etwas wirklich Unglaubliches: Genau in dem Moment, als mein Freund aus dem Wasser wieder auftauchte, brach die Sonne durch die Wolken. Es war ein bewegender Moment für alle, die dabei waren – am meisten natürlich für meinen Freund, der jetzt tatsächlich tief in seinem Herzen die Gewissheit spürte, dass seine Schuld wirklich vergeben ist. Noch nie wurde mir so anschaulich vor Augen geführt, was Petrus meinte, als er schrieb: „Die Taufe ist keine körperliche Reinigung, sondern die Bitte an Gott um ein reines Gewissen.” (1. Petrus 3, 21)

Diese Gewissheit der Vergebung hat Wolfgang nie wieder verloren. Es war wunderbar, miterleben zu dürfen, wie Gott ihm neue Freunde und neue Beziehungen geschenkt hat. Und wie auch sein Sohn in unserem Glaubenskurs zu Jesus fand, so dass die Vater-Sohn-Beziehung auf eine ganz neue Grundlage kam.

Wolfgang ist für mich ein echter Freund geworden. Nicht nur, weil wir dieses Vertrauen auf Jesus geteilt haben. Wir hatten noch eine weitere gemeinsame Leidenschaft: Fußball! Er hat sich immer riesig gefreut, wenn meine Frau und ich gekommen sind, um gemeinsam in seiner Wohnung Fußball zu kucken.

Vor 2 Wochen erlitt Wolfgang plötzlich einen Herzinfarkt. Die Ärzte versetzten ihn in ein künstliches Koma – aus dem er nicht mehr aufwachen sollte. Kurz bevor es zu Ende ging, trafen sich die engsten Angehörigen mit einem Seelsorger an seinem Bett. Sie feierten gemeinsam einen Gottesdienst. Das Unglaubliche war: Genau in dem Moment, als der Seelsorger den Gottesdienst mit „Amen“ beendete, hörte das Herz meines Freundes auf zu schlagen. Er ist nach Hause gegangen.

Ich habe noch nie so eine Trauerfeier erlebt. Die Aussegnungshalle war überfüllt. Die freiwillige Feuerwehr kam in Uniform und mit Standarte. Der Pfarrer berichtete, wie Wolfgang zum Glauben gekommen ist und wie das Vertrauen auf Jesus sein Leben auf eine völlig neue Grundlage gestellt hat. Dann sprach der Feuerwehrkommandant seinen Nachruf. Er erzählte, wie er die Veränderung in Wolfgangs Leben beobachtet hat. Und dann diese unglaublichen Worte: „Ich bin sicher, dass Wolfgang jetzt sehen darf worauf er vertraut hat. Das nehme ich mit von dieser Beerdigung, dass es sich lohnt, auf Jesus zu vertrauen.“ Was für ein Zeugnis!

Wolfgang, mein Freund. Es ist so schade, dass wir uns nicht mehr verabschieden konnten. Ich hätte Dir so gerne gesagt, wie stolz ich auf Dich bin. Dass Du wirklich ein Held für mich bist. Du hast Dich nicht gehen lassen. Du hast Deinem Gott vertraut. Du hast Dir von ihm helfen lassen. Und Du hast erlebt, dass er Dir geholfen hat. Am Tag vor Deinem Herzinfarkt hast Du mir noch gesagt, dass Du Dich freust, wenn wir Dich wieder besuchen kommen. Es wird jetzt wohl länger dauern, bis ich kommen kann in Deine neue Wohnung, die Jesus Dir bereitet hat. Aber die Zeit kommt, dann werden wir wieder zusammen feiern und miteinander lachen. Zusammen mit unserem Jesus, den wir beide lieben und der uns beide so unendlich liebt. Ich hoffe, ich kann meinen Weg so treu mit ihm bis zum Ende gehen, wie Du ihn gegangen bist. Wir sehen uns, mein Freund.

Zeit zum Aufatmen

Der AiGG-Glaubenskurs (Aufatmen in Gottes Gegenwart”) 2016 in Weil im Schönbuch ist Geschichte. Und was für eine! Obwohl wir den Kurs jetzt schon zum 6. Mal durchgeführt haben ist keine Routine eingekehrt – im Gegenteil: Die stetige Weiterentwicklung des Konzepts scheint Früchte zu tragen. In 89% der 23 eingegangenen Feedbackbögen war angekreuzt: “Der Kurs war eine große Hilfe. Er hat mich sehr weitergebracht.” Dazu haben offenbar alle Kurselemente beigetragen:

Unverzichtbar an jedem AiGG-Kursabend ist eine Lobpreiszeit. Die Rückmeldungen haben bestätigt, wie wertvoll das ist: Auf einer Skala von 1 bis 5 wurde die Aussage „Die Lobpreiszeiten sind mir sehr zu Herzen gegangen“ durchschnittlich mit 4,7 (!) bewertet.

Im Mittelpunkt jedes Kursabends steht ein Vortrag zu einem biblischen Thema. Auch hier waren die Feedbacks sehr gut. Besonders erfreulich: Die beste Bewertung hat die Botschaft über das Kreuz bekommen, obwohl das ein wirklich anspruchsvoller Vortrag war. Viele sind danach zum Kreuz gegangen und haben symbolisch einen Stein abgelegt als Zeichen, dass sie sich ein erneuertes Herz wünschen (gemäß Hesekiel 36, 26: „Ich werde euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist schenken. Ich werde das Herz aus Stein aus eurem Körper nehmen und euch ein Herz aus Fleisch geben.“). Nach dem anschließenden Vortrag über den Heiligen Geist haben wir uns in den Kleingruppen gegenseitig gesegnet – und so manche Träne ist dabei geflossen.

Blogbild AiGG Kurs 2016

Erfreulicherweise haben die Rückmeldungen auch gezeigt, dass die Materialien zur Vertiefung der Kursinhalte (Begleitbuch, AiGG-Blogartikel, Vortragsaufnahmen, CD mit Liedern zum Kurs) gut genutzt wurden. Das hat sicher dazu beigetragen, dass der Kurs gemäß Rückmeldung vieler Teilnehmer geholfen hat, die Bibel besser zu verstehen.

Zu einem AiGG-Kursabend gehört auch eine Kleingruppenzeit, in der sich bis zu 5 Personen über das Thema austauschen und – sofern die Teilnehmer das wünschen – füreinander beten. Erfreulich auch hier die Rückmeldungen: Die meisten haben sich dabei sehr wohl gefühlt und – was noch wichtiger ist – konnten auch über persönliche Themen und Gefühle reden. Es bewährt sich offenbar, dass die Zusammensetzung der Kleingruppen den Kurs über konstant bleibt, so dass Vertrauen wachsen kann.

Der Altersdurchschnitt der 10 Mitarbeiter und der rund 40 Teilnehmer war bunt gemischt: Ab 17 Jahren waren alle Altersgruppen dabei. Es ist also möglich, generationenübergreifend über Gott zu reden und Gott zu begegnen. Auch das ist für mich ein wichtiges Ergebnis dieses Kurses.

Und noch etwas war bemerkenswert: Offenbar ist es gelungen, „alte Glaubenshasen“ genauso anzusprechen wie Glaubensneulinge. Der AiGG-Kurs ist ja eigentlich kein evangelistisches Konzept wie z.B. der ALPHA-Kurs. Schon am 2. Abend wird bei AiGG dazu aufgerufen, sich für Jesus als die Nr. 1 unseres Lebens zu entscheiden. Erfreulicherweise sind aber auch die, die das zu diesem Zeitpunkt noch nicht mitsprechen konnten, nicht ausgestiegen. Im Gegenteil: 12 Teilnehmer haben in ihrem Feedback der Aussage „Der Kurs hat mein Leben verändert“ 4 oder sogar 5 von 5 Punkten gegeben! Auch wenn ich nicht direkt in die Herzen sehen kann und auch nicht genau weiß, was in den Kleingruppen geschah (darüber haben wir Stillschweigen vereinbart) scheint mir: Da hat es einige Male eine Party im Himmel gegeben…

Hier noch einige Rückmeldungen von Teilnehmern und Mitarbeitern:

  • „Ich will einfach ehrlich zu euch sein und euch mitteilen dass dieser Kurs mein komplettes Leben und meinen kompletten Lebensstil verändert hat. Der Spruch in Amos 5, 4: “Sucht mich, so werdet ihr leben“ ist einfach so wahr. Ich habe nicht nur an Dankbarkeit oder glücklich zu sein gewonnen sondern auch durch euch und durch Gott meinen Weg erkannt.“
  • „Es erstaunt mich immer wieder, was ich alles aus dem Kurs mitnehme. Immer wieder bin ich tief berührt von der Gegenwart Gottes.“
  • „Die Mischung von Theorie, Lieder und den Gruppengesprächen war goldrichtig. Es wäre schön, wenn es wieder in der Art einen Kurs geben würde.“
  • „Ich habe mich an jedem Abend sehr wohl gefühlt. Ich ging jedesmal gefüllt nach Hause und konnte neue Erkenntnisse und Bibeleindrücke mitnehmen.“
  • „Es war eine sehr wertvolle und auch heilsame Zeit für mich!“
  • „Liebevolle Dekoration, Kursbuch sehr ansprechend, super freundliche Atmosphäre, man spürt, dass man willkommen ist.“
  • „Der Kurs war super! Jedes Thema wurde erschöpfend behandelt. Die Liedtexte, passten super zu jedem Thema. Eure Themen wurden souverän vorgetragen, es war eine gesunde Mischung von ernsthaftem und lustigem.“
  • “Der Aufatmen Kurs ist der Hit! Ideal für eine noch lebendigere Gemeinde. Bitte weitermachen.”

Und wie geht es weiter? So wie es aussieht werden wohl 2 neue Gruppen aus dem Kurs hervorgehen. Aber das Wichtigste kann man nicht sehen und nicht zählen: Der ausgestreute Samen von Gottes Wort verändert Herzen und bringt (hoffentlich bleibende) Frucht. Wieder hat sich gezeigt: „Das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert“ (Hebräer 4, 12) und es „wird nicht ohne Frucht zurückkommen.“ (Jesaja 55, 11) Es gibt für mich keine größere Freude, als die Kraft von Gottes lebendigem Wort zu erleben!

Wer einmal ein wenig „AiGG-Atmosphäre“ schnuppern möchte kann sich jetzt die AiGG-Vorträge anhören, z.B.: „Befreit durch das Kreuz und verwandelt durch Gnade“ (verfügbar als mp3-Download Teil 1 und Teil 2). Noch mehr Infos zum AiGG-Projekt und die Kursmaterialien findest Du auf der AiGG-Homepage unter www.aigg.de, z.B. das Begleitbuch als PDF oder gedruckt zum Selbstkostenpreis. Schau mal rein!

Pionier-Geist

Liebe Willow-Leute,

Ihr habt wieder mal einen großartigen Job gemacht. Der Willow-Leitungskongress 2016 war gut organisiert. Die Band: Allererste Sahne. Die kreativen Beiträge: Gänsehaut pur. Und dann diese Einspielervideos: Die transformierende Kraft des Evangeliums kann Gefängnisse heilen, das ugandische Finanzsystem von Korruption befreien und Vieles mehr. Immer wieder kann ich die Tränen nicht zurückhalten.

Und wieder beeindruckend: Bill Hybels. Was Gottlieb Daimler für die Autowelt war scheint er mir für die Gemeindewelt zu sein: Ein Visionär. Ein Tüftler. Ein akribischer Arbeiter. Selbstkritisch, zäh und ausdauernd. Er schafft es, die Errungenschaften moderner Managementmethoden für das Reich Gottes nutzbar zu machen und gleichzeitig den Fokus fest auf der tiefen, innigen Beziehung zu Jesus zu halten. Das wird besonders deutlich als er erzählt, wie wichtig Lobpreislieder für ihn geworden sind. Ein unternehmerischer Pionier und Jesusliebhaber zugleich: Eigentlich sollten gerade wir schwäbischen Pietisten diese Mentalität besonders gut verstehen.

Ein Highlight: Die Einheit mit Michael Diener und Johannes Hartl. Dieners Leidenschaft für Barmherzigkeit, Vergebung und Einheit ist auch mein Herzensthema. Und Hartl machte deutlich: Die Qualität unseres TUNs hängt ab von unserem SEIN! Alle Skills, Methoden und Visionen helfen nichts, wenn unser Innerstes nicht ergriffen ist von dem Wissen: ICH BIN SEIN! Sein geliebtes Kind! Als Hartl seine innigen Jesus-Liebes-Lieder singt schien es mir, als ob 10.000 Kongressbesucher für einen Moment eine Begegnung mit dem Himmel haben. Herrlich!

Aber am Ende war ich auch ein wenig enttäuscht. Manches blieb mir für unsere reale kirchliche Situation in Deutschland zu unkonkret. Nachdem Leo Bigger begeistert erzählt hat, wie einfach wir Außenstehende für Jesus gewinnen können (nämlich indem wir sie zu einem genialen Gottesdienst einladen) dachte ich: Das mag ja bei Biggers ICF-Gemeinde funktionieren. Aber die triste landeskirchliche Realität mit festgefahrenen Strukturen und Formen und dem theologischen Durcheinander lässt dieses Evangelisationsmodell bislang nur ausnahmsweise zu. Wer lädt schon Menschen in einen Gottesdienst ein, in dem die Kultur mit der Lebensrealität der Menschen nichts zu tun hat und in der es nichts mehr zu verkünden gibt, weil die Theologen die Bibel für ein Märchenbuch halten und man an das Glaubensbekenntnis ohnehin nicht mehr zu glauben braucht?

Blogbild Willow

Das hätte die Stunde des von mir sehr geschätzten evangelischen Theologieprofessors Michael Herbst sein können, der direkt nach Bigger kam. 1 Jahr vor dem großen Reformationsjubiläum hätte er in bester Luthermanier rufen können: Es ist wieder höchste Zeit! Brecht die festgefahrenen Strukturen auf! Schaut wie Luther dem Volk wieder aufs Maul und fördert Musik, die heute die Herzen berührt. Macht ernst mit der Priesterschaft aller Gläubigen. Besinnt Euch auf die Ehrfurcht der Reformatoren vor der Heiligen Schrift und lasst die Bibel Euer Maßstab sein statt den historisch-kritischen Stab über der Bibel zu brechen. Und macht um Gottes Willen die Liebe zu Jesus, das Gebet, die Anbetung und das lebendige Wort Gottes wieder zur Mitte der Kirche, damit sie wieder gesunden kann und ein “Bethaus” wird, in dem die Menschen dem himmlischen Vater begegnen.

Stattdessen sprach Prof. Herbst primär über die Flüchtlingsthematik. Er sagte viel Richtiges und Wichtiges: Als Kirche haben wir die Chance und die Pflicht, den Flüchtlingen barmherzig zu begegnen und ihnen das Evangelium bringen. In seiner Greifswalder Gemeinde konnten schon einige Flüchtlinge erfolgreich integriert werden. Vorbildlich! Daraus abzuleiten, dass Merkel recht hat mit ihrer “Wir-schaffen-das-Rhetorik” erscheint mir aber zu billig, zumal eine Umfrage ergeben hat, dass ein Großteil der evangelischen Kirchenleiter im Gegensatz zu Herbst dagegen ist, Flüchtlingen die christliche Botschaft weiter zu sagen. Ich fürchte: Unsere durchsäkularisierte Gesellschaft hat im Moment nicht das notwendige Wertefundament, um einen unbegrenzten Ansturm an Menschen aus antisemitischen, antidemokratischen, patriarchalen und islamistischen Gesellschaften auf Dauer ohne Schaden verkraften zu können. Und ohne eine grundlegende Reformation und Erweckung der Kirche sind wir zu wenig Salz und Licht, um unsere Gesellschaft ausreichend stabilisieren zu können. Ich hoffe, ich täusche mich.

Bill Hybels hat gesagt: Die Ortsgemeinde ist die Hoffnung der Welt! (hier ein geniales Video dazu) Leider ist sie das in Deutschland bislang viel zu selten. Damit sich das ändert brauchen wir mutige, sensible, fähige, erfinderische, barmherzige, demütige, opferbereite, zähe Leiter mit einer tiefe Liebe zu Gott und einem heiligen Pionier-Geist, die sich von Schwierigkeiten, Widerständen und Wüstenzeiten nicht davon abhalten lassen, Kirche nach Gottes Herzen zu bauen: Eine Kirche für das 1 Schaf, das Jesus retten will und nicht nur für die 99, denen es um Besitz- und Traditionswahrung geht. Eine Kirche als Rettungsboot – für die Flüchtlinge genauso wie für die Einheimischen, die ohne Jesus ebenso verloren sind. Danke, liebe Willowmitarbeiter, dass Ihr die Wichtigkeit solcher Leiterschaft so überzeugend rübergebracht habt. Lasst Euch nicht entmutigen, auch wenn – wie Prof. Herbst ehrlich zugab – nach 20 Jahren Willow in Deutschland noch kein Durchbruch sichtbar ist. Der Durchbruch hat schon begonnen. Vielleicht langsam. Aber unaufhaltsam. Danke für Eure wertvollen Beiträge dazu.

Ein kleiner Nachtrag: Wie ich erst später zu meiner großen Überraschung erfahren habe, waren 2 der Hauptredner auf dem Kongress gar keine Christen sondern Mormonen. Das wirkt auf mich sehr seltsam. Wenn ich auf einen christlichen Leiterkongress gehe, gehe ich davon aus, von Christen gelehrt zu werden. Klar: Man kann auch von Nichtchristen lernen. Allerdings können Nichtchristen über Gemeindebau doch nur sehr begrenzt etwas wissen. Aber viel wichtiger ist: Dass darauf nirgends hingewiesen wurde kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Da ist wirklich Vertrauen verspielt worden. Schade!

Siehe auch:

MEHR!

Wow, was für eine Woche mit gleich 2 so bewegenden Ereignissen:

An der 24-Stunden-Gebetskette in unserer Gemeinde haben etwa 70 Beter einen Tag durchgängig mit Gebet gefüllt. Vom Teenager bis zum hohen Seniorenalter waren alle Altersgruppen vertreten. Auch Freikirchler waren dabei. Unvergesslich bleibt für mich das Bild, wie um Mitternacht 8 Teenies im Chorraum unserer Kirche zusammen kommen, um gemeinsam zu singen und zu beten. Oder der Bericht der jungen Beterin, die um 23 und 5 Uhr je 1 Stunde gebetet hat und dazwischen vor Begeisterung nicht schlafen konnte. Und die geniale Atmosphäre beim abschließenden Lobpreisabend, bei dem immer wieder zum Ausdruck kommt: 1 Stunde Gebet war zu kurz! Wir wollen MEHR!

MEHR BlogbildUnd dann war da die MEHR-Konferenz des Gebetshauses in Augsburg: Mehr als 4000 Christen feiern Jesus. Auch hier: Alle Generationen sind vertreten. Die Konfessionen sind bunt gemischt. Die Lehreinheiten sind tiefgründig und biblisch fundiert. Wären da nicht die Mönche, Nonnen, Geistliche in „voller Montur“ und die Eucharistiefeiern, man würde nie auf die Idee kommen, dass die Veranstaltung katholisch geprägt ist.

Am letzten Abend bitten der katholische Johannes Hartl und der Protestant Allen Hood sich gegenseitig um Vergebung für Hochmut und Vorurteile gegenüber der anderen Konfession. Die Konferenzteilnehmer fangen an, Christen der jeweils anderen Konfession zu segnen. Ich kann meine Tränen nicht länger zurückhalten. Das ist Jahreslosung in Aktion und Kirchengeschichte live. 1991 habe ich so etwas schon einmal erlebt: Auf einer Konferenz hatten sich ein prominenter Charismatiker und ein bekannter konservativer Evangelikaler öffentlich um Vergebung gebeten für gegenseitigen Hochmut und Vorurteile. Heute kann man sich kaum noch erinnern, wie tief damals die Gräben zwischen diesen beiden „Lagern“ gewesen waren. Ob wir in 25 Jahren genauso an die heute noch bestehenden Gräben zwischen Katholiken und Protestanten zurückdenken werden?

Bewegend auch die Berichte darüber, was Gott in der Welt tut: Wunder im nahen Osten inmitten der grausamen Christenverfolgungen. Wunder in der europäischen Politik. Rapides Wachstum in der weltweiten Gebetsbewegung. Und die Aussicht, dass der Missionsbefehl Jesu wohl in wenigen Jahren erfüllt werden kann, weil alle Volksgruppen der Erde das Evangelium in ihrer Sprache hören können.

Johannes Hartl benennt 4 große Herausforderungen unserer Zeit: Aggressiver Säkularismus, Zerstörung frühkindlicher Bindungen, das „System Islam“ und Erschütterungen im politischen Bereich. Aber er macht auch deutlich: Wir müssen davor keine Angst haben, wenn wir uns auf diese 5 „Säulen für die Erneuerung“ konzentrieren:

  1. Eine Kultur des Gebets
  2. „Evangelisations-Mainstreaming“ (d.h. alle kirchlichen Strukturen richten sich auf Evangelisation aus und rechnen dabei auch mit Zeichen und Wundern)
  3. Eine Theologie, die von Gottesfurcht geprägt ist und die Herrlichkeit Gottes verkündigt
  4. Einheit
  5. Göttliche Strategien für die gesellschaftlichen Herausforderungen

Da jubelt mein Herz, decken sich diese Punkte doch ganz mit meinem großen Traum von Kirche. Und wer mich kennt weiß, dass Einheit seit langem eins meiner wichtigsten Anliegen ist. Keine Frage: Wir brauchen eindeutig MEHR davon!

So steht mir am Ende dieser bewegenden Woche das Motto der MEHR-Konferenz vor Augen: „Siehe, ich tue etwas Neues“. Beide Ereignisse der letzten Woche haben mir gezeigt, dass es wirklich stimmt:

„Seht hin; ich mache etwas Neues; schon keimt es auf. Seht ihr es nicht? Ich bahne einen Weg durch die Wüste und lasse Flüsse in der Einöde entstehen.“ (Jesaja 43, 19)

Siehe auch: Träumer dringend gesucht!

Einheit macht’s möglich

Samstag, 4.10.2014: 170 Besucher drängen in den kleinen Saal des Jugendzentrums am Gymnasium in Holzgerlingen, um bei der 1. Schönbuch Worship Night dabei zu sein. Nach einer ersten ausgiebigen Lobpreiszeit werden die meist jugendlichen Besucher in einer betont einfach gehaltenen Predigt ermutigt, Menschen zu vergeben, von denen sie verletzt wurden – um selbst frei zu werden. Wer möchte schreibt auf einen Zettel, wem er vergeben will. Die Zettel werden für alle sichtbar verbrannt. Danach macht Stefan Waidelich (vielen noch bekannt von der Band normal generation?) deutlich: Wir sind nicht nur Opfer sondern wir brauchen alle selbst Vergebung. Viele stehen auf, um deutlich zu machen: Ich will mein Leben Jesus anvertrauen und seine Vergebung in Anspruch nehmen. Manche lassen sich noch persönlich segnen. Der Abend endet in einer großen Party, die wohl nur von der Party im Himmel getoppt wird.

Zwischenablage01Keine Frage: Im Vergleich zu anderen christlichen Veranstaltungen sind 170 Leute kleine Fische. Aber für unsere Region war es doch bedeutend. Denn die SWN wurde von 3 landeskirchlichen Gemeinden, dem evangelischen Jugendwerk, einer freikirchlichen Gemeinde und dem Schülerbibelkreis des Gymnasiums offiziell unterstützt. Dazu haben Christen aus noch weiteren Gemeinden mitgearbeitet. So etwas ist (leider) noch selten. An der SWN wurde für mich aber erneut ganz praktisch deutlich, wie wertvoll und wichtig Einheit ist:

  • Einheit öffnet Türen! Ohne die Hilfe des Jugendwerks wäre die Nutzung des Saals des Jugendzentrums an der Schule wohl nicht möglich gewesen. Ohne die breite Unterstützung wäre es wohl auch nicht möglich gewesen, in der Schule Plakate aufzuhängen und das tolle SWN-Teaservideo zu zeigen, das für sich schon eine starke Botschaft enthält. Mir zeigt das wieder: Wenn wir nicht Einheitnur in unseren frommen Kreisen bleiben sondern in die Gesellschaft hinein wirken wollen müssen wir uns zusammentun!
  • Einheit macht das Evangelium glaubwürdig! An diesem Abend wurde kein einziges Mal von einer bestimmten Kirche gesprochen. Es ging ausschließlich um Jesus und um dieses eine Evangelium, das allen Christen gemeinsam anvertraut ist. Diese Botschaft hat Kraft und ist attraktiv wie eh und je, wenn wir sie gemeinsam und in Einheit weitersagen. Jesus hat den engen Zusammenhang von Einheit und Glaubwürdigkeit unmissverständlich klar gemacht. Also wird es höchste Zeit, dass wir aufhören, immer nur eigene kleine Gemeindesüppchen zu kochen!

Eins muss ich in Bezug auf die SWN noch erwähnen: Neben Einheit ist ohne Zweifel Gebet ein weiterer entscheidender Faktor. Die SWN wurde den ganzen Abend über von Christen im Gebet begleitet und getragen. Und wieder habe ich erlebt: Die Atmosphäre ist einfach völlig anders, wenn gebetet wird.

Einheit und Gebet: Beides brauchen wir! Dringend! Um des Evangeliums willen. Und um der vielen Menschen willen, die Gottes Liebe und Vergebung so dringend brauchen.