Es ist schon einige Jahre her, als ich meinen Bruder auf dem Missionsfeld in Westafrika besucht habe. Die Leidenschaft der afrikanischen Christen hat mich sehr beeindruckt. Gerade als Lobpreismusiker wünsche ich mir mehr davon auch bei uns in Europa. Aber immer wieder stoße ich auf Skepsis. Das sei doch nur etwas für besonders gefühlsduselige Leute. Und dann diese neuen Lobpreislieder! Das ist doch alles nur kitschiges Gesäusel. Und das dauernde Hurra für Jesus ist doch auch viel zu schwarz-weiß! Da fehlt die Echtheit, die Tiefe. Schließlich ist im Leben nicht immer alles Happy-Clappy. Da gibt es auch Krisen und Tiefen. Wer könnte da schon dauernd Halleluja singen?
Stimmt. Mit dem Glauben ist es wie mit der Ehe: Das ist kein ewiges romantisches Fest. Manchmal verstehe ich meine Frau einfach nicht. Und manchmal bin ich sogar ziemlich sauer auf sie. Manchmal ist Ehe harte Arbeit und die schönen Gefühle sind so weit weg wie die frische Meeresbrise des letzten Urlaubs, der längst wieder vom Alltag überlagert ist.
Deshalb habe ich aufgehört, meiner Frau einseitige Komplimente zu machen. Das wäre doch nicht ehrlich, nicht authentisch. Ich vermittle ihr meine Gefühle für sie jetzt immer sehr differenziert. Statt kitschiger Liebeserklärungen gebe ich ihr ein ehrliches Feedback mit einer ausgewogenen Mischung aus Lob und Kritik. Außer natürlich, wenn es mir schlecht geht. Dann lasse ich das Lob weg. Denn das käme dann ja nicht von Herzen.
Quatsch mit Soße, was für ein Blödsinn! Was wäre eine Ehe ohne diese hoffnungslos einseitigen, schwarz-weiß gemalten Liebeserklärungen!? Sie wäre eine Geschäftsbeziehung, aber keine Ehe mehr. Liebe lebt davon, dass man auch mal ganz undifferenziert füreinander schwärmt und das Herz in den Vordergrund stellt, nicht den kühlen, nüchternen Verstand! Das mag auf Außenstehende kitschig wirken. Für ein Liebespaar ist es ein Lebenselixier.
Wer mich kennt weiß, dass ich ein großer Freund von scharfer Analyse und einem realistischen Blick auf die Dinge bin. Und ja: Zum Glauben gehören auch die Zeiten des Trauerns, Klagens und des Zweifelns. Ich singe gerne auch Lieder, die das zum Ausdruck bringen. Aber ganz ehrlich: Die schönsten Lieder sind und bleiben die, in denen Gott ganz einfach gefeiert wird. Besonders liebe ich solche, die gar nicht so viele Worte haben. Denn auch in meiner Ehe sind die schönsten Zeiten die, in denen wir nicht mehr mit vielen Worten sondern von Herz zu Herz Gemeinschaft haben. Ich wünsche mir, dass mein Herz niemals zu kalt oder zu hochmütig wird, solche Lieder von Herzen und mit Begeisterung zu singen.
Wer das für oberflächliches Gesäusel hält hat ja vielleicht noch nicht entdeckt, dass man Gott nicht nur kennen sondern wirklich lieben kann. Ich kenne nichts schöneres, nichts erfüllenderes und nichts befriedigenderes als Gottes Liebe zu spüren. Wir sind für diese Liebesbeziehung gemacht. Jesus hat betont, dass uns ohne diese Liebe zu Gott das wichtigste im Leben fehlt. Deshalb steht er immer wieder an unserer Tür und klopft. Wenn wir ihm dann unser Herz öffnen öffnet sich uns auch diese Dimension der innigen, unvergleichlich schönen und heilenden Gemeinschaft mit Gott.
Ich freu mich schon aufs nächste Mal. Und meine Mitmenschen warne ich hiermit schon mal vor: Das könnte unter Umständen wieder etwas kitschig wirken. Egal. Damit hatte der große Lobpreismusiker David auch zu kämpfen. Aber wenn es irgend jemand verdient hat, wirklich angehimmelt zu werden, dann ist es mein großartiger Gott, der alles, einfach alles für mich gegeben hat. Dazu stehe ich! Und ich werde nicht aufhören, andere einzuladen, mitzumachen. Weil es einfach so gut tut. Und weil ER es wirklich wert ist, leidenschaftlich angebetet zu werden! Und vielleicht wächst dann ja dann sogar auch meine Kirche bald wieder so, wie es die Kirche Afrikas tut.
Danke
Bei fröhlichen positiven Texten in Lobpreisliedern sehe ich nicht so das Problem. Eher mit theologisch fragwürdigen Aussagen, wie „Ohne dich…bitte bleibe bei uns…sei bei uns…nimm deinen Heiligen Geist nicht von mir…“. Gott hat gesagt, dass er uns Christen nie verlassen, noch versäumen wird, dass er immer bei uns ist, dass wir mit dem Heiligen Geist versiegelt sind bis zur Wiederkunft Christi usw.
Was ich als christlicher Musiker und Künstler aber zunehmend problematisch sehe, ist die immer gleichförmigere internationale Worship Music. Immer der ähnliche Stil, ähnliche Texte, die selben Aussagen, die selben (vier) Akkorde…langweilig. Und dazu die vielen aus dem englischen mehr schlecht als recht übersetzten Texte, die sich nicht reimen. Die wenigsten dieser Lieder sprechen mich an.
Wir haben einen großen Gott, der seine göttliche Kreativität in uns gelegt hat. Und zwar, damit wir sie ausleben und IHN damit ehren!
Wo sind die deutschen Dichter und Komponisten heute? Wo sind Texte, die aus EIGENEN persönlichen Erlebnissen mit Jesus kommen? Das erzeugt Tiefe.
Oder wenn man schon eher schlichtere Texte mit einfachen geistlichen Wahrheiten schreibt, wo bleibt die interessante poetische „Verpackung“?
Da lob ich mir so ein, wenn auch sehr einfaches, aber auf deutsch geschriebenes, bewährtes Lobpreislied wie z.B. „Groß ist unser Gott“. Und wenn es noch richtig cool arrangiert ist, dann macht immer noch richtig Spaß: https://www.youtube.com/watch?v=meUdx7CE_cs
Euch allen Gottes Segen!
Hallo Dave, danke für Deine Gedanken. Ich glaube, dass die Lobpreiskultur immer ein Spiegel des geistlichen Zustands der Gemeinde ist. In Erweckungszeiten gab es immer die tiefsten Lieder. Die konnten sehr einfach oder auch komplizierter sein. Aber man spürt diesen Liedern den Geist ab, der dahinter steht. Deshalb verliebe ich mich immer mehr in manche alte Choräle, die echt Erweckungsluft atmen. Und ja: Ich stehe wie Du auch noch immer auf viele der einfachen Lobpreislieder aus der Zeit, in der ich persönlich einen Aufbruch im Glauben erlebt habe, als ich z.B. beim „Worship-Kongress“ in Lüdenscheid war. Aber ich warne davor, zu viel auf die Lieder zu schauen. Denn am Ende hat es auch sehr viel mit unserer eigenen Haltung zu tun, ob Lobpreislieder im Gottesdienst lebendig gesungen werden oder nicht. Aber wie Du wünsche ich mir, dass in Deutschland mehr denn je ein erwecklicher Geist weht und wir dann immer mehr kreative und tiefe Lobpreislieder haben. Grüße und Gottes Segen Dir, Markus
Guter Artikel – Aus der Liebesbeziehung heraus sind nicht nur die Lobpreislieder als solches wichtig, sondern meine Herzenshaltung beim spielen, singen und hören von Lobpreis- und Anbetungsliedern.
Die Frage: „Wie stehe ich vor meinem heiligen Gott?“ müssen wir für uns beantworten, und zwar jeder für sich…
Ich denke, Gott ist es egal, ob wir ein modernes oder altes Lied singen, er schaut uns dabei ins Herz und sieht in welcher Haltung wir das tun…
Mega Segen für Euch 🙂
Bei dieser Thematik vermischen sich Geschmacksvorlieben und geistliches Unterscheidungsvermögen. Die Geschmäcker können und dürfen bekanntlich verschieden sein.
Von klassisch bis rockig ist alles erlaubt !
Anders bei den Texten, verherrlichen sie Gott, stimmen sie bei aller „künstlerischer Freiheit“ mit den Aussagen der Bibel überein ?
Jeder kennt Lobpreiszeiten in denen die Lieder nur menschliche Aspekte betonen, im Sinne von, ich, mich, meiner, mir, Herr segne aller vier. Das hinterlässt einen schalen Geschmack, ist aber stimmig zu Glaubensrichtungen in denen der Mensch im Mittelpunkt steht und Gott zum Erfüllungsgehilfen degradiert wird.
Ja die Seele !? Nicht vergessen, auch sie ist ein Schöpfungsgedanke Gottes und wer möchte sie missen und ohne den Leib geht gar nix, also lasst ihn wippen, klatschen, oder knien, das ist alles ok !
Und der menschliche Geist, dieses undurchsichtige Etwas, wer mag schon zu beurteilen ob ein Mensch in tiefer Anbetung versunken ist oder nur eine Show abzieht.
Sollte der geistliche Zustand der Kinder Gottes in Deutschland so armselig sein wie ich befürchte, darf es uns nicht wundern, wenn sich dies auch in den Anbetungszeiten widerspiegelt.
Das kann sich mit sichtbarer Langeweile, wie auch durch ausgeflipptes herumjucken äußern.
Wir brauchen echte geistliche Aufbrüche, dann werden wir auch wieder öfter die Gegenwart Gottes
verspüren dürfen !