Frühsexualisierung: Protestgrund oder Panikmache?

Der Protest der Demo für Alle gegen Frühsexualisierung ist lächerlich. Das behauptete zumindest die heute-Show vom 23.10.2015. Um das zu belegen präsentierte Pseudojournalist Lutz Van der Horst einem Demoteilnehmer die „Standards zur Sexualaufklärung in Europa“ von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) (hier zu sehen ab Minute 0:57) und behauptete: Da steht doch überhaupt nichts über Frühsexualisierung drin! Er habe es extra gelesen! Also alles dumpfe Panikmache, oder?

Grund genug, in dieses „Standardwerk“ mal reinzuschauen. Es ist öffentlich zugänglich und kann hier heruntergeladen werden. Besonders interessant ist die Altersmatrix (ab S. 41) mit altersspezifischen Empfehlungen für eine adäquate Sexualerziehung. Dort wird gleich deutlich gemacht: Sexualerziehung beginnt für die BZgA mit 0 (!) Jahren, denn: „Kinder haben schon im frühen Alter sexuelle Gefühle. Zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr … beginnen Kinder, ihren eigenen Körper zu entdecken (frühkindliche Masturbation, Selbststimulation), und möchten vielleicht den Körper ihrer Freunde untersuchen (Doktorspiele).“ (S. 27)

Und was soll laut BZgA und WHO somit nun unseren Kleinkindern in der KiTa standardmäßig noch vor dem 4. Lebensjahr beigebracht werden (Seite 42)?

  • Vergnügen und Lust, den eigenen Körper zu berühren, frühkindliche Masturbation
  • Entdeckung … der eigenen Genitalien
  • Die eigenen … Wünsche und Grenzen ausdrücken, beispielsweise beim „Doktorspiel
  • Grundlagen der menschlichen Fortpflanzung, darüber sprechen, das richtige Vokabular kennen, Körperteile benennen.
  • Das Recht, Fragen zur Sexualität zu stellen und Geschlechtsidentitäten zu erkunden.
  • Das Recht, Nacktheit und den Körper zu erkunden und neugierig zu sein; Neugier gegenüber dem eigenen Körper und dem anderer
  • Geschlechterrollen, Bewusstsein für die Vielfalt von Beziehungen

Liebe Leser: Haben Sie vielleicht eine Idee, wie man sich das praktisch vorstellen darf, dass KiTa-Erzieher in angemessener Form mit Kleinkindern über frühkindliche Masturbation, Zärtlichkeit, Geschlechtsidentitäten, das Recht auf Nacktheit und die menschliche Fortpflanzung sprechen (und zwar wohlgemerkt „mit dem richtigen Vokabular“)? Also irgendwie fehlt mir da die Phantasie. Aber schauen wir, wie die Empfehlungen für die höheren Altersgruppen aussehen:

  • Im Kindergarten (4-6 Jahre) sollen die Kinder selbst über sexuelle Themen sprechen. Sie sollen aufgeklärt werden über „Freundschaft und Liebe zu Menschen des gleichen Geschlechts“. Sie sollen die „verschiedenen Normen zur Sexualität“ anerkennen und die Fähigkeit erlangen, „Beziehungen aufzubauen und aufrechtzuerhalten“. Hm, da frage ich mich: Interessieren sich Kindergartenkinder wirklich für die Frage, wie sie eine Partnerschaft (womöglich zum gleichen Geschlecht) aufrechterhalten können?
  • Ab der 1. Schulklasse (6-9 Jahre) sollen die Kinder informiert werden über verschiedene Methoden zur Empfängnisverhütung, Heirat und Scheidung, Sex in den Medien, eine „angemessene Sexualsprache“ und „Krankheiten in Verbindung mit Sexualität“. Und nicht zuletzt sollen sie „ein Verständnis für akzeptablen Sex“ entwickeln. Da gesellt sich dann also zum „ABC“ und „1×1“ das „S E X“…
  • Im Alter von 9-12 Jahren sollen die Kinder informiert werden über „Lust, Masturbation, Orgasmus“, die „Unterschiede zwischen Geschlechtsidentität und biologischem Geschlecht“ („Genderorientierung“) und „verschiedene Formen von Verabredungen (Dating)“. Sie sollen „bewusst entscheiden, sexuelle Erfahrungen machen zu wollen oder nicht“, sie sollen ein Bewusstsein entwickeln, dass beide Geschlechter für die Empfängnisverhütung verantwortlich sind und daher die Fähigkeit entwickeln, „wirksam Kondome und andere Verhütungsmittel anzuwenden“ und sie sollen „verschiedene Ausdrucksformen von Sexualität (Küssen, Berühren, Streicheln usw.) anerkennen“. Und sie sollen über die „äußeren Einflüsse wie „Gruppenzwang, Pornografie, Gender sowie des sozioökonomischen Status bei sexuellen Verhaltensweisen“ diskutieren. Das sind ja auch sicher zentrale Themen, mit denen 9-jährige sich auseinandersetzen sollten, oder?
  • Die 12-15-jährigen sollen sich über Empfängnisverhütung austauschen, informiert werden über „Genuss von Sexualität (sich Zeit lassen)“, sie sollen die Fähigkeit entwickeln, „Sexualität in respektvoller Weise zu genießen“ und eine „Verhandlungs- und Kommunikationskompetenz für ein sicheres und lustvolles Sexualleben entwickeln“. Wie sich da wohl die exotischen Kinder fühlen, die mit 12 immer noch keinen Sex hatten???
  • Die über 15-jährigen sollen dann auch noch über „sexuell abweichendes Verhalten/Perversionen“, „Prostitution“ sowie „das Recht auf Schwangerschaftsabbruch“ informiert werden. Stimmt. Das hat (gerade) noch gefehlt.

Blogbild Sexualstandard

In all dem wird die grundlegende Philosophie dieser „Standards“ deutlich: Die Autoren grenzen sich bewusst ab von pädagogischen Ansätzen, in denen voreheliche Keuschheit oder Enthaltsamkeit gefördert werden soll (Seite 31). Stattdessen sollen die Kinder und Jugendlichen bewusst gefördert und „befähigt“ werden, „ihre Sexualität zu verstehen und zu genießen“ (Seite 22). Die jederzeitige Gewährleistung der „Möglichkeit für lustvolle und sichere sexuelle Erfahrungen“ (S. 19) wird in dieser Denkweise sogar als Recht und als wesentliches Element „sexueller Gesundheit“ angesehen.

Damit die Kinder die notwendigen Fähigkeiten zum Ausleben ihrer Sexualität entwickeln können halten es die Autoren für erforderlich, dass „die betreffenden Themen nach Möglichkeit eingeführt werden, bevor das Kind die entsprechende Entwicklungsphase erreicht, um es auf die bevorstehenden Veränderungen vorzubereiten.“ (S. 25) Mit anderen Worten: Noch bevor die Kinder ein Bedürfnis verspüren, sich mit Themen wie Empfängnisverhütung, Homosexualität, Ausdrucksformen der Sexualität etc. auseinanderzusetzen sollen die Kinder mit diesen Themen konfrontiert werden. Birgit Kelle fragt zurecht: „Ist es nicht auch sexuelle Belästigung von Kindern, ihnen Themen aufzudrängen, die sie noch nicht begreifen? Ihnen Bilder zu zeigen, die ihnen peinlich sind. Jeder Exhibitionist im Park gilt als Belästiger, aber sexuelle Praktiken im Unterricht besprechen zu müssen im Kreise seiner halbwüchsigen Freunde, das soll Bildung sein?“

Aber mindestens so erschütternd wie die Inhalte des Textes ist das, was nicht drin steht:

3 Themen werden in diesen Standards nirgends thematisiert:

  • Schamgrenzen: Gerade wenn in einem Klassenverbund sexuelle Themen im Dialog thematisiert werden (wie es die Standards ausdrücklich empfehlen) ist es unumgänglich, dass Kinder durch Gruppenzwang unter Druck gesetzt werden, in Gespräche involviert zu werden, die sie eigentlich gar nicht möchten und die ihnen peinlich sind. Die „Standards“ thematisieren dieses Problem mit keinem Wort.
  • Die Worte „Treue“, „Verbindlichkeit“ oder „Warten“ kommen in dem Papier kein einziges Mal vor. Das Wort „Ehe“ wird lediglich im Erklärtext im negativen Zusammenhang einer überkommenen Sexualpädagogik behandelt. Das bedeutet: Das Leitbild der verbindlichen Lebenspartnerschaft wird hier ersetzt durch das Leitbild des jederzeitigen Auslebens sexueller Wünsche nach dem Lustprinzip. Dem Prinzip der sexuellen Vielfalt folgend werden dabei alle denkbaren sexuellen Spielarten als gleichwertig betrachtet.
  • Nirgends wird besprochen, dass Sexualität immer die Bereitschaft bedingt, Verantwortung für Kinder zu übernehmen. Denn eine 100%ig sichere Verhütungsmethode gibt es nun einmal nicht, auch wenn das die ausführliche Thematisierung der Optionen zur Empfängnisverhütung suggerieren möchte. Stattdessen sollen die Jugendlichen informiert werden über ihr „Recht auf Schwangerschaftsabbruch“ (Seite 54), wobei natürlich nirgends thematisiert wird, welche traumatischen, oft lebenslangen Folgen Abtreibungen häufig bei Müttern und Verwandten verursachen.

Der Sexualpädagoge Nikolaus Franke fasst treffend zusammen, was hier passiert: „Die Gendertheorien haben die deutsche Sexualpädagogik zu einer Gesinnungspädagogik verkommen lassen. …  Wenn wir in den Blick nehmen, welche Vorstellungen und Normen seitens der Sexualpädagogik der Vielfalt besonders vehement kritisiert, lächerlich gemacht und welche Setzungen vorgenommen werden, kommen wir zu einem frappierenden Befund:

Erstens: die Entkopplung der Sexualität und der Frau von Fruchtbarkeit, Familie und Kind. Es ist augenfällig, dass nahezu alle Kampagnen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung die Lust in den Vordergrund stellen, nicht etwa den Zusammenhang von Zeugung und Sexualität adressieren.

Zweitens: die Abwertung der Modelle Ehe und Familie. Schauen Sie sich die pädagogischen Entwürfe an. Da werden zig Lebensmodelle gleichrangig nebeneinander gestellt, unabhängig von ihrer demoskopischen Häufigkeit. Teilweise werden klassische Ehen gar nicht mehr genannt oder mit Negativattributen belegt. Der Familienbegriff wird neu definiert und ausgeweitet.

Drittens: die Förderung kindlicher (und jugendlicher) Sexualität. Es ist paradox, dass sich gerade die Republik empört, weil in einem Mainzer Kindergarten Kinder andere Kinder sexuell missbraucht haben, wobei doch das Institut für Sexualpädagogik in Dortmund nach wie vor emsig bemüht ist, Erzieher und Einrichtungen dahingehend zu beraten, dass Kinder zu gegenseitigen Doktorspielen und dem Einrichten von Kuschelecken ermutigt werden. Man nennt diesen missbrauchsbegünstigenden Cocktail übrigens ein »sexualfreundliches Klima« in der Kita. Das ist der eigentliche Skandal.

Viertens schließlich: die Enttabuisierung, Entpathologisierung und Normalisierung aller Formen sexueller Praktiken, Orientierungen und Identitäten. Es handelt sich hier um eine dekonstruktivistische Verunsicherungspädagogik, die Zuschreibungen, Normierung hinterfragen und Identitätsschablonen erschüttern möchte.“

Birgit Kelle kommentiert treffend: „Eine ganze Bildungsnation beschäftigt sich also derzeit damit, Kindern möglichst früh und möglichst viele sexuelle Möglichkeiten zu eröffnen, doch nirgendwo scheint Platz zu sein zur Erziehung in der Frage: Wie gründe ich eine glückliche Familie?“

Dass viele voreheliche sexuelle Erfahrungen das Eheglück und die Stabilität einer späteren Ehe mindern, hat eine Studie gezeigt. Die rein lustorientierte Sexualpädagogik, die hier propagiert wird, ist also ein direkter Angriff auf die Familie, dem zentralen Stabilitätsfaktor unserer Gesellschaft.

Ist Protest gegen diese Entwicklungen in der Sexualpädagogik also angesagt? Dazu Nikolaus Franke: „Ganz zweifellos hat man den bisherigen Vorstellungen von »Normalität« den Kulturkrieg erklärt. Wenn Eltern das nicht wollen, kommen sie nicht daran vorbei, sich bei den Entscheidern unbeliebt zu machen. Nur dann werden ihre berechtigten Sorgen ernst genommen. Es wird höchste Zeit, dass der Protest größer wird.

Nun hat der Protest in Baden-Württemberg schon deutliche Erfolge gezeigt: Der Bildungsplan wurde weitgehend entschärft. Trotzdem ist das Ziel nicht erreicht. Denn nach wie vor gibt es Politiker und Initiativen, die die Ideologie der sexuellen Vielfalt in die Schulen tragen wollen, wie z.B. Antje Schmelcher in der FAZ berichtet. Pro Familia ist weiter in den Schulen unterwegs, z.B. mit dem Film „Sex we can!?“, der direkte Aufforderungen enthält, sich für sexuelle Erfahrungen zu öffnen. Die enthaltenen pornographischen Szenen führen dazu, dass der Film auf YouTube unter den Jugendschutz fällt – trotzdem wird er den Kindern in der Schule gezeigt. Die Eltern der Schüler werden darüber nicht informiert, die Klassenlehrer werden ausgeladen. Entsprechend äußert die Erziehungswissenschaftlerin Karla Etschenberg: „Nicht Bildungspläne sind das Problem, sondern dass immer mehr Initiativen in die Schulen drängen, deren Interessen und Ziele nicht transparent sind. Da ist Widerstand angesagt.“

Hier einige empfehlenswerte Artikel zum Thema:

Siehe auch:

Was kommt, wenn die Familie geht?

Familie mit Vater, Mutter und Kindern hat ein Imageproblem. In Film und Fernsehen kommt sie seit langem kaum noch vor. Sie wird als „traditionell“, altbacken, überkommen und verstaubt dargestellt. Man sagt, sie sei auf dem Rückzug bzw. sie stehe gar vor dem Aussterben. Wer sich wie Birgit Kelle lautstark für sie einsetzt wird hierzulande gerne als „antifeministisch“ oder „rechtspopulistisch“ diffamiert.

Nun aber hat Papst Franziskus eindringlich dazu aufgerufen, sich für die Familie zu engagieren. Aus gutem Grund. Denn was kommt denn eigentlich, wenn die Familie geht? Kann sie wirklich durch fröhliche, bunte Patchwork- und Regenbogenfamilien ersetzt werden, wie es z.B. den Grundschülern in Schleswig-Holstein vermittelt werden sollte?Blogbild Familie gestern morgen1

In Ihrem Buch „Die Patchwork-Lüge“ (hier eine äußerst lesenswerte Rezension) hat die Autorin Melanie Mühl dargelegt: Alternative Familienformen sind kein Paradies! Sie bedeuten immer, dass Kindern mindestens ein Elternteil entrissen wurde. Viele Studien belegen, dass die Trennung der Eltern ein erhebliches Risiko für die Kinder bedeutet: Erhöhter Alkohol-, Nikotin- und Drogenmissbrauch, größeres Depressionsrisiko, instabilere Partnerschaften und höhere Selbstmordraten sprechen eine deutliche Sprache. Gezeigt wurde jüngst auch, dass Erziehung durch homosexuelle Paare ebenfalls ein erhöhtes Risiko für psychische Probleme mit sich bringt.

Patchworkfamilien sind wertvoll, weil die Ehe der leiblichen Eltern nun einmal zerbrechen kann. Niemand von uns hat das Recht, diese Familien gering zu schätzen, im Gegenteil: Sie verdienen ebenso wie Alleinerziehende unseren vollen Respekt und dazu ganz besonders viel Unterstützung und Solidarität! Aber sie taugen keinesfalls als ein der Familie gleichwertiges Ideal.

Wenn die Familie geht kommen aber nicht nur Alleinerziehende, Patchwork- und Regenbogenfamilien. An ihre Stelle treten noch mehr Phänomene:

Kinderlosigkeit

Deutschland ist schon jetzt Weltmeister in der Kindervermeidung. Nur 1,4 Kinder pro Frau bedeutet nüchtern betrachtet: Die Bevölkerung halbiert sich alle 2 Generationen. Noch schlimmer wird es dadurch, dass gerade die Hochgebildeten das Kinderzeugen auf dem Karrierealtar opfern. Die gleichzeitige massive Zuwanderung von Menschen aus fremden Kulturen, die zudem meist deutlich mehr Kinder bekommen, wird unsere Gesellschaft zwangsläufig grundlegend verändern. Träumen wir wirklich alle von Multikulti? Oder verdrängen wir bloß die Realitäten?

Verantwortungslosigkeit

Immer mehr Menschen finden keine Antwort auf die Frage, ob sie single sind oder in einer Beziehung stehen. Sie haben zwar jemand, mit dem sie immer wieder das Bett teilen. Aber das ist mit keinerlei Verbindlichkeit oder Verantwortung verbunden. „Mingle“ nennt man diesen halbgaren Zwischenzustand. Schon jeder dritte Deutschen findet das erstrebenswert. Lustprinzip und Sex ohne Verantwortung – das führt in eine Gesellschaft nach der Maxime: Wenn jeder für sich selber sorgt ist für alle gesorgt. Wollen wir das?

Lieblosigkeit

Im kommen ist auch das Modell der Co-Elternschaft: 2 Menschen beliebigen Geschlechts tun sich zu einer Zweckgemeinschaft zusammen, um ein Kind aufzuziehen. Liebe spielt keine Rolle. Das hat einen großen Vorteil: Da die Eltern gar nicht zusammen sind droht auch keine Scheidung. Toll! Ist das wirklich die Atmosphäre, in der unsere Kinder zukünftig aufwachsen sollen?

Orientierungslosigkeit

Eine EKD-Studie hat belegt: Die Familie ist der primäre Ort, in dem religiöse Wertvorstellungen an die nächste Generation weiter gegeben werden. Jahrtausendelang hat das funktioniert – jetzt werden wir Zeugen eines großen Traditionsabbruchs: Selbst unter den verbliebenen Kirchenmitgliedern haben nur noch 22 % der Jugendlichen einen Bezug zur Kirche. Die einstigen Volkskirchen werden in absehbarer Zeit nur noch eine von vielen Minderheiten sein. Wie wird sich das auf den Wertekonsens auswirken, auf dem das Zusammenleben in unserer Gesellschaft basiert?

Zitat FamilieFür mich kann all das nur heißen: Ohne die Wärme und Geborgenheit der Familie wird es kalt in unserem Land. Wenn unsere Kinder sexuelle Vielfalt und Lustprinzip statt die Ideale lebenslanger Partnerschaft, gegenseitiger Verantwortung und Treue gelehrt bekommen, sägen wir den Ast ab, auf dem wir alle sitzen.Die Leidtragenden sind unsere Kinder, die zwar vor angeblich veralteten Rollenbildern aber nicht vor einem erkalteten Zuhause geschützt  werden.

Deshalb danke, Papst Franziskus, für den Weckruf. Der Einsatz für die Familie ist in der Tat dringend notwendig und im wahrsten Sinne des Wortes not-wendend. Am 11. Oktober bei der Demo für Alle in Stuttgart ist wieder eine gute Gelegenheit, dies öffentlich deutlich zu machen (hier ein gutes Video dazu)!

Siehe auch:

Sex und Kultur

Die aufrüttelnde Studie von Joseph D. Unwin

Immer wieder begegnet mir die Meinung, dass Christen sich viel zu sehr um Fragen der Sexualmoral drehen. Wer sich heute noch gegen Sex vor der Ehe oder gegen die „Ehe für alle“ ausspricht würde das Christentum ewiggestrig, moralinsauer und intolerant erscheinen lassen. Entsprechend empfiehlt jetzt ein Gremium der evangelischen Kirche, vom Zeitgeist zu lernen und sich der sexuellen Freiheit und Vielfalt zu öffnen. Die evangelische Frauen- sowie Männerarbeit setzt sich schon länger für die Anerkennung vielfältiger, auch polyamorer Beziehungsformen ein. Und überhaupt: Kann denn Liebe Sünde sein? Ist es nicht ein Gebot der Nächstenliebe, all die vielfältigen sexuellen Neigungen und Praktiken einfach für gleichwertig normal zu halten?

Der Diplom-Soziologe Konstantin Mascher hat für das deutsche Institut für Jugend und Gesellschaft eine spannende Zusammenfassung des Buchs „Sex and Culture“ von Joseph D. Unwin verfasst. In diesem bis heute einzigartigen Werk aus dem Jahr 1934 untersucht der damalige Ethnologe der Universität Cambridge, ob es einen Zusammenhang zwischen der Sexualmoral und dem Kulturniveau einer Gesellschaft gibt. Über seine Ergebnisse war Unwin selbst völlig überrascht:

Die Untersuchung von 80 Naturvölkern ergab einen nahezu strikten Zusammenhang zwischen dem Kulturniveau und der vorehelichen sexuellen Regulierung. Alle höher entwickelten Gesellschaften bestanden auf vorehelicher Enthaltsamkeit. Alle Gesellschaften, die voreheliche Enthaltsamkeit forderten, hatten ein höher entwickeltes kulturelles Niveau:Vergleich Kulturniveau und SexualmoralVergleichsskala voreheliche Voreheliche Enthaltsamkeit (oben) und Kulturniveau (unten) bei 80 Naturvölkern

Bei der Untersuchung von 16 höher entwickelten Kulturen stellte Unwin fest, dass sie am Anfang ihres kulturellen Aufstiegs neben der vorehelichen Enthaltsamkeit zusätzlich auf einer absoluten ehelichen Treue und Monogamie bestanden: „In der Vergangenheit stiegen unterschiedliche Gesellschaften auf in unterschiedlichen Teilen der Erde, gediehen prächtig, und gingen wieder nieder. In jedem Fall fing die Gesellschaft ihre historische Karriere in einem Zustand der absoluten Monogamie an.“

Unwin prüfte weiterhin, wie sich Veränderungen in der Sexualmoral auf die kulturelle Entwicklung auswirken. Dafür untersuchte er die historischen Verläufe von 6 Hochkulturen. Das Ergebnis war verblüffend: „Diese Gesellschaften lebten in unterschiedlichen geographischen Regionen; sie gehörten zu unterschiedlichen Rassen; aber ihre Geschichte der Heiratsordnung ist dieselbe. Am Anfang hatte jede Gesellschaft dieselben Ideen in Bezug auf die sexuellen Regulierungen. … Jede Gesellschaft reduzierte die Möglichkeiten der sexuellen Befriedigung auf ein Minimum, wies große soziale Energie auf und florierte. Dann erweiterte sie die Möglichkeiten der sexuellen Befriedigung; ihre Energie wurde weniger und löste sich auf. Das einzig Außergewöhnliche an dem Ganzen ist die absolut gleichförmige Wiederholung.

Bei Griechen und Römern z.B. sei zu erkennen, wie sich die Gesellschaft, in der sich die Einehe als Norm etablierte und Promiskuität verboten war, innerhalb von drei Generationen festigte und zu einer gewissen Vormachtstellung gelangte. In den kulturellen Hochphasen kam es zu einer Aufwertung der Genussorientierung (Hedonismus) und damit auch zu einer Aufweichung der Sexualnormen. Die Scheidung wurde erleichtert und der außer- und voreheliche Geschlechtsverkehr zunehmend akzeptiert. Nach einer relativ kurzen Phase von Wohlstand und sexueller Freizügigkeit kippte die Situation: In den wohlhabenden Schichten wurden immer weniger Kinder geboren und die Bemühungen des Staates, die Geburtenrate anzuheben, griffen nicht mehr. Der kulturelle Abstieg und die feindliche Übernahme durch fremde, aufstrebende Kulturen waren nicht mehr abzuwenden. Die Generation, die von der „sozialen Energie“ der Gründerzeit ihrer Väter zehrte, deren Verzichtbereitschaft jedoch verwarf, hatte den eigenen Erben nicht mehr viel weiterzugeben. Aus dem empirischen Material folgerte Unwin, dass sich die Folgen einer veränderten Sexualnorm nach ca. 100 Jahren (3 Generationen) bemerkbar machen.

Unwins Fazit: „Der kulturelle Zustand jedweder Gesellschaft in jedweder geographischen Umgebung wird durch die vergangenen und gegenwärtigen Methoden der Regulierung der Beziehungen der Geschlechter zueinander bestimmt.“ „Manchmal hört man, dass jemand die Vorteile eines hohen kulturellen Niveaus genießen möchte und gleichzeitig die Begrenzung der sexuellen Triebbefriedigung abschaffen wolle. Das Wesen des menschlichen Organismus scheint jedoch so beschaffen zu sein, dass diese Wünsche unvereinbar sind, sogar einander widersprechen. Solch ein Reformer gleicht dem törichten Jungen, der den Kuchen essen und gleichzeitig behalten will. Jede menschliche Gesellschaft hat die Freiheit, sich zu entscheiden, ob sie hohe soziale Energie oder sexuelle Freizügigkeit will. Die Fakten zeigen, dass beides gleichzeitig nicht länger als eine Generation möglich ist.Unwin ZitatAber warum wird diese verblüffende Studie heute nirgends diskutiert? Der katholische Theologe Dr. Spindelböck schreibt dazu: „Die Grundthese Unwins, wonach es einen eindeutig feststellbaren empirischen Zusammenhang zwischen vorehelicher sexueller Enthaltsamkeit und strikter Monogamie auf der einen und dem höheren kulturellen Status einer Gesellschaft auf der anderen Seite gibt, ist bis jetzt nicht widerlegt. … Die von Unwin in seiner Hauptthese aufgezeigten Zusammenhänge sind zwar in einschlägigen Kreisen bekannt und anerkannt; im öffentlichen gesellschaftlichen Diskurs hindert es gegenwärtig eine so genannte „political correctness“ im Rahmen der Gender- und Homosexualitäts-Ideologie, dass die Ergebnisse Unwins zum Gegenstand weiterer Analysen und Schlussfolgerungen gemacht werden.“

Prägend sind stattdessen bis heute die Sexualstudien des oft als Held der „sexuellen Revolution“ gefeierten Alfred Kinsey, obwohl sie z.T. unter kriminellen Umständen zustande kamen und Dokumente schlimmsten Kindesmissbrauchs beinhalten (Achtung: Dieser schockierende Bericht darüber ist nichs für schwache Nerven, ebensowenig die verstörende Originalschrift von Kinsey über die Sexualität von Kindern). Kinsey war ein wichtiger Wegbereiter des heutigen enttabuisierten „anything goes-Klimas“, in dem ethisch/moralische Bewertungen sexuellen Verhaltens grundsätzlich verpönt sind. Somit hat sich 1 Vorhersage Unwins schon jetzt bestätigt: In der Zeit des Wohlstands werfen wir sexuelle Einschränkungen über Bord und hören lieber auf Leute, die uns sagen, was wir gerne hören wollen (2. Tim. 4, 3), selbst wenn sie noch so fragwürdig sind.

Wird Unwin auch mit der anderen Vorhersage recht behalten, dass das Verwerfen sexueller Einschränkungen nach 3 Generationen zum Niedergang der Gesellschaft führt? Wenn man die sexuelle Befreiung in der 68er-Generation verortet wären wir jetzt schon auf halber Strecke. Und tatsächlich sind wir inzwischen Weltmeister im Senken der Geburtenrate. Die wenigen Kinder reißen wir zudem frühzeitig von den Eltern weg und destabiliseren sie dadurch emotional. Gleichzeitig wird der Wertekonsens unserer Gesellschaft durch Einwanderung aus fremden Kulturen und durch die Säkularisierung ausgehöhlt. Sind wir vielleicht tatsächlich dabei, unsere Gesellschaft zu destabiliseren? Dem Fazit von Konstantin Mascher ist m.E. jedenfalls zuzustimmen: „Eine Gesellschaft, die Egozentrismus und Hedonismus fördert, die die Zukunft nicht genügend in den Blick nimmt und auch nicht zum Verzicht bereit ist, richtet nachhaltigen Schaden an.“

Es stimmt schon: Die wichtigste Botschaft, die unsere Gesellschaft von uns Christen hören sollte ist nicht unsere Meinung zur Sexualmoral. Und richtig ist auch, dass wir sensibel darauf achten müssen, Menschen mit unterschiedlichen sexuellen Identitäten nicht herabzuwürdigen sondern liebe- und respektvoll mit allen Menschen umzugehen.

Aber richtig ist auch: Wir erweisen unseren Mitmenschen einen Bärendienst, wenn wir ihnen nach dem Mund reden und die großartigen und heilsamen biblischen Werte über Sexualität, Treue und Verbindlichkeit (hier großartig erklärt von Johannes Hartl) verschweigen oder verschämt für uns behalten. Denn diese Werte sind nicht nur für einzelne Menschen sondern auch für die Gesellschaft als Ganzes wichtig und heilsam.

Quellen:

Vielen Dank an Konstantin Mascher für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung dieses Artikels.

Siehe auch:

Warum ich es (trotz allem) richtig finde, wenn Christen auf die Straße gehen

Im August 2014 war ich zum ersten Mal auf einer Demo. Es ging um Solidarität mit Israel und Protest gegen Antisemitismus. Das hat mich aufgewühlt, nicht zuletzt auch wegen der Gegendemonstranten mit ihren schlimmen antisemitischen Parolen. Schade fand ich, dass wir angesichts der vielen rund um Stuttgart lebenden Christen nur 700 Teilnehmer waren. Aber irgendwie kann ich es auch verstehen. Lange Zeit hätte ich mir selbst nicht vorstellen können, demonstrieren zu gehen. Hat Paulus nicht gesagt, dass wir ein stilles und ruhiges Leben führen sollen statt öffentlichen Aufruhr zu stiften?

Zumal so eine Demo ihre Schattenseiten hat. Oft werden die knappen Parolen den komplexen Themen nicht wirklich gerecht. Das kann polarisierend wirken statt Dialog zu fördern. Und man hat immer wieder auch schräge Leute dabei, mit denen man nicht in einen Topf geworfen werden möchte. Medien fokussieren leider oft auf solche Randfiguren, um die ganze Demo schlecht oder lächerlich zu machen. Da fragt man sich dann: Ist das am Ende nicht kontraproduktiv? Ich kann verstehen, wenn Christen sich aus diesen Gründen an Demos grundsätzlich nicht beteiligen wollen.

demo für alle

Ich selbst sehe das inzwischen jedoch anders. Ich freue mich, wenn Christen öffentlich aufmerksam machen auf das unsägliche Leid der zahllosen missbrauchten und versklavten Prostitutierten in Deutschland oder auf das hierzulande leider viel zu wenig wahrgenommene Drama der weltweit 100 Millionen verfolgten und vertriebenen Christen. Auch finde ich es wichtig, dass Christen beim Marsch für das Leben den Wert des Lebensschutzes von der Zeugung bis zum Tod hochhalten.

Und ich meine auch, dass das seit der Onlinepetition zum Bildungsplan 2015 vieldiskutierte Thema der „sexuellen Vielfalt“ uns alle weiter umtreiben sollte. Denn es geht hier ja um weit mehr als nur um die verfassungsrechtlich bedenkliche Verordnung einer Einheitsmeinung, laut der Jeder jede denkbare sexuelle Variante als gleichwertig zu akzeptieren hat. Es geht auch nicht nur um die gezielte Identitätsverwirrung („Dekonstruktion“) durch Auswüchse einer mit vielen Steuermillionen finanzierten Genderideologie. Es geht darum, dass Schamgrenzen von Kindern durchbrochen werden, wenn sie im Klassenverband mit unterschiedlichsten Sexpraktiken konfrontiert werden oder wenn (wie die Bundesgesundheitszentrale in ihren „WHO-Standards für Sexualaufklärung“ empfiehlt) schon im Kindergarten über sexuelle Themen gesprochen werden soll. Es geht darum, dass Sex von Verantwortung getrennt und das Ideal lebenslanger Treue aufgegeben wird. Es geht darum, dass Ehe und Familie schrittweise gezielt dekonstruiert werden mit vielfältigen Auswirkungen auf unsere Gesellschaft  (dazu hier ein äußerst empfehlenswertes Interview mit dem Sexualpädagogen Nikolaus Franke).

Es geht aber auch um die zunehmende Verstaatlichung der Kindererziehung, die die wissenschaftlich belegte Tatsache ignoriert, dass die emotionale Nähe der Eltern, ganz besonders der Mutter, durch nichts zu ersetzen ist. Kleinkinder sind in Fremdbetreuung enormem Stress ausgesetzt. Sie brauchen Bindung, nicht Bildung! Die öffentliche Diffamierung von Hausfrauen („Heimchen am Herd“) und der wachsende finanzielle und soziale Druck auf Eltern, ihre Kinder schon wenige Wochen nach der Geburt in eine Krippe zu geben (nicht zuletzt durch Abschaffung des Betreuungsgelds) haben Auswirkungen auf die emotionale Stabilität und Bindungsfähigkeit der nächsten Generation. Wenn aber immer weniger junge Menschen willens und in der Lage sind, lebenslange Partnerschaften aufzubauen bedeutet das zwangsläufig, dass immer weniger Kinder in einem gesunden Umfeld aufwachsen können. Dieser Trend kann im Osten Deutschlands längst beobachtet werden.

Die Väter des Grundgesetzes hatten noch betont, dass Erziehung Aufgabe der Eltern ist und dass Ehe und Familie besonders geschützt werden muss. Das Tempo, in dem wir heute zentrale Grundpfeiler unserer Zukunftssicherung über Bord werfen, ist beängstigend. Ich finde: Man kann und darf einfach nicht schweigen angesichts all des Leids, das durch diese Fehlentwicklungen erzeugt wird.

Jesus hat uns aufgetragen, Salz und Licht unserer Gesellschaft zu sein. Das heißt: Statt uns in fromme Burgen zurückzuziehen sollen wir uns einmischen, mitmachen, prägend wirken. Deshalb sollen Christen sich engagieren in Parteien, Medien, Betrieben, Schulen usw. Und sie sollen mehr denn je von ihrer „Geheimwaffe“ Gebet Gebrauch machen. Aber auch Demonstrationen sind nun einmal kein „Aufruhr“ sondern ein wichtiges Element der Meinungs- und Willensbildung in einer Demokratie, das wir nicht ungenutzt lassen dürfen, um auf die Not derer aufmerksam zu machen, die sich selbst nicht helfen können. Und gerade in jüngster Zeit zeigt sich: Es lohnt sich! Die Demonstrationen verändern tatsächlich politische Entscheidungen und beeinflussen das öffentliche Meinungsbild.

Klar muss allerdings sein: Christen demonstrieren anders! Sachlich, nachdenklich, fröhlich, klug, intelligent. Wir heben nicht die Faust sondern höchstens die Hand zum Gebet. Wenn ich auf einer Demo merken würde, dass populistischem Dünnpfiff oder gar homophobem oder ausländerfeindlichem Gerede nicht gewehrt wird bin ich sofort wieder weg. Immer wieder erschrecke ich darüber, wie lieblos und abfällig sich sogar Christen über andere Menschen äußern. Liebe Demo-Organisatoren: BITTE tut alles, damit Polemik oder Diffamerierung anderer Menschen keinen Raum hat!

Am 11. Oktober 2015 ist in Stuttgart die nächste „Demo für alle“ für Familie, Elternrechte und gegen Genderismus und Frühsexualisierung. Ich hoffe, dass viele Menschen kommen und ein klares Zeichen setzen, damit in unserem Land wieder bekannt wird: Ehe bleibt Ehe! Vater, Mutter, Kind – Familie gewinnt!

Siehe auch: