Mist!

Weihnachten, das ist: Kerzen. Gute Gerüche. Alles glitzert. Das Fest der Liebe und Harmonie. Eine romantische Weihnachtskrippe. Das traute Paar und ein holder Knabe im lockigen Haar. Wie herzerwärmend. Die Frage ist nur: Entspricht DAS der Weihnachtsgeschichte?

In der biblischen Weihnachtsgeschichte will einiges so gar nicht zu dieser Weihnachtsromantik passen. Im Gegenteil: Da gibt es Krieg und Unterdrückung im von den Römern besetzten Israel. Maria wird verachtet und ausgegrenzt, weil sie unehelich schwanger wird. Dann die beschwerliche Reise kurz vor der Geburt. Kein ordentlicher Platz zum Übernachten. Maria muss ihr Kind vermutlich in einem Stall zur Welt bringen, wo es nicht nach Honig, Zimt und Mandelsternen riecht sondern nach Mist und Gülle. Eine Geburt in einem Raum mit Dreck und Ungeziefer. Direkt danach fängt Herodes an, alle Neugeborenen umzubringen, damit ihm keine Konkurrenz erwachsen kann. Um der Mörderbande zu entkommen muss die Familie Hals über Kopf ins fremde Ägypten flüchten. Eine Horrorgeschichte…

Aber ich bin überzeugt: Es lohnt sich, sich diese Geschichte mal so ganz roh und ungeschminkt anzuschauen. Denn nur dann wird die wahre Botschaft hinter dieser Geschichte lebendig. Und diese Botschaft ist:

Gottes Liebe ist so groß, dass sie den Dreck nicht scheut! Er ist kein Adliger, der sich zu fein ist für das einfache Volk. Im Gegenteil: Er kommt ganz auf unser Niveau herab. Mehr noch: Er begibt sich mitten hinein in das ganze Drama der menschlichen Existenz. Von Geburt an erfährt Jesus am eigenen Leib so ziemlich alles, was man sich an menschlicher Not vorstellen kann. Ist das nicht Wahnsinn?

Stell Dir das mal vor: Joe Biden hätte nach seiner Wahl und vor seiner Einsetzung als Präsident erst einmal all sein Geld und seinen Besitz weggegeben. Und dann hätte er gesagt: Die Tage bis ich eingesetzt werde nutze ich, um zu schauen, wie es den Armen in meinem Land geht. Deshalb werde ich für einige Zeit als Obdachloser leben, ohne Scheckkarte, Bodyguards und Handy.

Unvorstellbar. Aber die Weihnachtsgeschichte ist sogar noch unglaublicher! Hier ist es der Schöpfer und Herrscher des Universums, der ein Kind einfacher, armer, verfolgter und bedeutungsloser Eltern wird. Was sagt das aus über unseren Gott? Über seine Liebe für uns? Wir dürfen neu das Staunen lernen über diese unglaubliche Geschichte und diesen unglaublichen Gott!

Der Dreck, Mist und Gestank im Stall ist also kein Störfaktor in der Weihnachtsgeschichte, im Gegenteil: Gerade der Mist bringt zum Ausdruck, wie Gott ist! Wie sehr er uns liebt! Wie opferbereit seine Liebe für uns ist!

Aber der Mist hat noch eine weitere Bedeutung. Die große Frage ist ja: Aus welcher Quelle kommt eigentlich all der Mist, die Gewalt, der Krieg, die Unterdrückung, die Verachtung, die Ausgrenzung, einfach all diese Dunkelheit in der Welt, von der auch in der Weihnachtsgeschichte berichtet wird? Wenn wir die Bibel ernst nehmen kommt all das aus unserem menschlichen Herzen! So sagt es Jesus zumindest:

Denn von innen, aus dem Herzen eines Menschen, kommen böse Gedanken wie Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Vergnügungssucht, Neid, Verleumdung, Stolz und Unvernunft. (Markus 7, 21)

Puh, das klingt aber nicht sehr nett. Wir wollen doch alle lieber herzensgut sein. Wir empfehlen einander gerne: Folge Deinem Herzen! Und dabei gehen wir davon aus, dass unser Herz gut ist und uns guten Rat gibt. Aber wenn wir ehrlich sind spüren wir: Unser Herz ist tatsächlich nicht so sauber, nicht so menschenfreundlich, wie wir uns das gerne vormachen. Wenn Gott auf unser Herz blickt sieht er so manches, was ihm stinkt und zu dem er sagt: So ein Mist! Dieser Neid, den er da hat. Diese Lügen, die sie verbreitet, um groß rauszukommen. Diese Vergnügungssucht, durch die er seine Zeit für Quatsch vergeudet. So ein Mist…

Die größte Nachricht von Weihnachten ist deshalb: Jesus scheut den Mist unseres Herzens nicht! Er kommt genau an diesen dunklen Ort, den wir vor allen verstecken wollen und den am besten niemand sehen soll. Aber Moment. Ist das wirklich eine gute Nachricht, wenn Jesus die Abgründe unseres Herzens aufdeckt?

Tatsächlich ist das nicht angenehm. Und trotzdem ist das eine gute Nachricht! Denn nur wenn Jesus in unser Herz kommen darf mit all den Fehlern, den dunklen Stellen, der Schuld und der Sünde, nur dann kann er unser Herz auch heilen. Nur dann kann er Vergebung bringen. Nur dann kann er Frieden bringen.

An Weihnachten wird ja oft darüber gesprochen, dass die Engel Frieden verkündigt haben und den Menschen ein Wohlgefallen. Als würde Gott einfach Zuckerguss über den Mist der Welt gießen. Das klingt zwar nett, hat aber nie funktioniert, wie man in unserer Welt schmerzlich sehen kann.

Hat sich die Bibel also getäuscht? Ist der von den Engeln angekündigte Frieden ausgeblieben? Nein. Die Bibel ist nicht das Problem, sondern unsere Übersetzung. Richtig übersetzt heißt dieser Vers nämlich so: „Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens“ (Lukas 2, 14). Und wer sind die Menschen seines Wohlgefallens? Na klar, die Menschen, die Jesus in den Mist ihres Herzens hineingelassen haben! Die es zugelassen haben, dass Jesus aufräumen, Vergebung bringen, helfen und heilen darf. Diese Menschen finden Frieden. Und je mehr Menschen diese Vergebung finden und diesen Frieden mit Gott, umso mehr kann tatsächlich auch Friede auf Erden wachsen. Echter Friede. Nicht so ein Heia-Popeia-Weihnachtsromantikaufguss sondern echte Versöhnung, die nur Jesus schenken kann.

Die Frage an Dich ist jetzt ganz einfach: Kannst Du das zugeben vor Deinem Gott, dass Dein Herz so ist wie dieser Stall: Dunkel, stinkig, unaufgeräumt, unansehnlich. Und wärst Du bereit, Jesus da hineinzulassen: In dieses Herz voller Mist, Sünde und Schuld?

Jesus hat gesagt: „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.“ Wenn wir Jesus die Tür unseres Herzens öffnen, dann wird wirklich Weihnachten. Dann wird etwas geboren in Dir, was echtes neues Leben bringt. Etwas, was wirklich Frieden bringt.

Diesen Frieden wünsche ich Dir – von ganzem Herzen!

Alles außer romantisch

Keine Sorge: Mit diesem Post will ich niemandem die Weihnachtsromantik verderben. Ganz im Gegenteil: Ich glaube, Weihnachten wird erst dann wirklich romantisch, wenn uns bewusst wird, dass die Geschichte dahinter das krasse Gegenteil davon war!

Und zwar nicht nur deshalb, weil es im Stall halt nicht nach Backäpfeln und Nüssen sondern nach Gülle roch und weil statt Glanz und Lichterschein alles voller Staub, Dreck und Insekten war (seit der Geburt meines Sohnes kann ich mir kaum ausmalen, was das für Maria bedeutet haben muss). Maria und Josef waren arm. Sie gehörten zu einem unterdrückten Volk in einem besetzten Land. Sie waren verachtet wegen ihrem unehelichen Kind. Sie wurden von einem grausamen Kindermörder vertrieben. Sie mussten als Ausländer Schutz suchen im fremden Ägypten. In der Weihnachtsgeschichte kommt also das ganze Leid und Elend dieser Welt zusammen, mit dem wir auch heute konfrontiert sind.

Was sagt uns das über Gott? Stellen wir uns einmal vor, es gäbe einen reichen Herrscher, der beschließt, für einige Jahre seinen Palast zu verlassen, um als Straßenkehrer in einer primitiven Unterkunft im Ghetto zu leben ohne Schutz vor Kriminellen, ohne Komfort und Hygiene. Ich kann mir nicht vorstellen, dass je ein menschlicher Herrscher so etwas tun wird. Aber ganz genau das hat Gott getan! Weil er einer von uns sein wollte. Weil er uns auf Augenhöhe begegnen möchte. Weil er uns so unendlich liebt. Weil er uns gewinnen, nicht beherrschen möchte. Ist das nicht unglaublich?

Wenn ich darüber nachdenke wird mir warm ums Herz. Es ist doch einfach unfassbar, wie viel ich IHM wert bin!

Leider ist unsere Welt falsch gepolt. Wir schauen auf die Großen, Reichen und Mächtigen, auf die, die im Rampenlicht stehen. Aber weil Gott beschloss, seinen Sohn in einem unbedeutenden Nest in einem unbedeutenden Land als Sohn unbedeutender Eltern zur Welt kommen zu lassen hätte die Menschheit dieses historische Ereignis beinahe komplett verpasst. Denn außer ein paar von Engeln alarmierten Hirten und einigen verrückten Sterndeutern hatte niemand die Zeichen der Zeit erkannt. So ist es auch heute noch: Wenn Gott uns nicht durch seinen Geist die Augen öffnet bleibt uns das Wunder von Weihnachten verborgen.

Wie die Hirten Blogbild

Der Stall ist vor allem und zuerst ein Bild für unser Herz. Es ist dunkel, dreckig und stinkig durch unsere Sünde. Aber Jesus ekelt sich nicht vor uns. Er liebt uns! Er kommt mitten in unsere Dunkelheit, unsere Bitterkeit, unsere Wut und unser Versagen. Er klopft an unsere Tür und nimmt Wohnung in unserem unaufgeräumten Herzen – wenn wir ihm nur aufmachen und ihn hereinbitten.

Ich wünsche allen Lesern, Freunden und auch mir selbst einige ruhige Tage, in denen uns Gottes Geist ganz neu die Augen unseres Herzens öffnet für die unbegreifliche Liebe Gottes, die uns gerade in der Weihnachtsgeschichte und in dem Kind im Futtertrog so überwältigend vor Augen geführt wird. Vielleicht kann dieses Lied einen Beitrag dazu leisten. Die Aufnahme ist nicht mehr taufrisch. Aber es reicht, um das Lied kennen zu lernen und mit Hilfe dieses Akkordsheets vielleicht auch nachsingen zu können. Und spätestens dann kann Weihnachten so richtig romantisch werden…

Wie die Hirten

O mein Jesus, Du kamst in die Welt
wurdest gebor’n in einem Stall im kleinen Betlehem.
Du hast Deinen Thron vertauscht
mit einer Krippe und mit Stroh.
Du zogst Windeln an statt Deinem Königskleid.

O mein Jesus, wer kann versteh’n
was Du dort in jener Nacht hast für uns getan.
Deine Herrlichkeit und Macht
hast Du verlassen und Du kamst
bis hinab in uns’re tiefste Niedrigkeit.

Alle Engel beten Dich an
alle Zeit vor Deinem Thron bis in Ewigkeit.
Doch weil Du uns so sehr liebst kamst Du zu uns in uns’re Welt
mitten in den Schmutz und  in die Dunkelheit.

O mein Jesus, Du kamst auch zu mir
in den Schmutz und in die Nacht meiner Sünden.
Doch Du wurdest mir zum Licht und Deine Liebe macht mich heil.
Staunend seh’ ich, Herr, was Du für mich getan!

Wie die Hirten komm ich zu Dir
an Deine Krippe und beug’ die Knie.
Deine Liebe ist so groß und ich weiß: Sie gilt auch mir!
So wie Du Dich für mich gabst, geb’ ich mich Dir.