Jesaja 55, 9: „So viel der Himmel höher ist als die Erde, so viel höher stehen meine Wege über euren Wegen und meine Gedanken über euren Gedanken.“
Sind Bibelleser im Besitz der unfehlbaren Wahrheit? Nein, das kann schon deshalb nicht sein, weil sich selbst die frömmsten Bibelleser immer wieder gegenseitig widersprechen.
Ist die Bibel also fehlerhaft? Müssen wir unterscheiden lernen zwischen menschlichen Irrtümern und Gottes ewigen Wahrheiten in der Bibel? Aber wer entscheidet dann, was von Gott ist und was nicht? Auf welcher Grundlage? Nein, dieser Weg führt zwangsläufig in eine Beliebigkeit, in der sich jeder seine eigene Wahrheit bastelt und es bald kein gemeinsames Fundament mehr gibt. Kein Wunder, wenn dann die Kirche auseinanderfällt.
Deshalb ist es höchste Zeit, mit der Bibel wieder so umzugehen, wie sie selbst es uns lehrt: Die ganze Bibel ist von Gott inspiriert (2. Tim. 3, 16). Aber unsere Erkenntnis, wie sie auszulegen ist, bleibt Stückwerk (1. Kor. 13, 9+12).
Das schützt sowohl vor dem Hochmut, wir wären gescheiter als die Bibel als auch vor dem Hochmut, wir wüssten besser als alle anderen, wie die Bibel auszulegen ist. Das verleiht uns eine respektvolle Liebe zur Bibel und hält uns gleichzeitig in der Abhängigkeit vom Geist Gottes, der uns allein in die Wahrheit leiten kann (Joh. 16, 13). Das schützt uns vor übereilten Schlüssen und vorschnellem Verurteilen anderer Christen. Das erinnert uns daran: Wir Christen sind nicht im Besitz der Wahrheit. Wir hoffen nur, dass die Wahrheit in Person (nämlich Jesus) immer mehr Besitz von uns ergreift!
Gründliches theologisches Forschen in der Bibel ist und bleibt unendlich wertvoll. Aber niemals darf die Theologie Platz nehmen auf dem hohen Ross der Vergötterung des menschlichen Verstands. Es ist höchste Zeit, sich wieder der Bibel unterzuordnen statt menschliche Meinungen zur letzten Instanz der Wahrheit zu machen. Trauen wir der Bibel doch endlich wieder zu, dass sie besser über uns Menschen, Gott und die Welt Bescheid weiß als wir Menschen und der Zeitgeist!
Der ganze Artikel zur These 60: Streitpunkt Bibelverständnis: Wie gehen wir richtig mit dem Buch der Bücher um?
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