Jakobus 5, 9+10: „Tut Buße, Erkennt eure Schuld und weint darüber; klagt und trauert! Seid traurig, statt zu lachen, und niedergeschlagen, statt euch zu freuen. Wenn ihr eure Schuld vor dem Herrn eingesteht, wird er euch wieder aufrichten.“
Das Neue Testament ist voller Aufrufe zur Umkehr und zur Buße. Aber mal abgesehen von Themen wie Toleranz und Barmherzigkeit wagt es die Kirche heute kaum noch, Menschen zu hinterfragen und zur Umkehr zu rufen. So spricht sie zum Beispiel beim Thema Familie zwar ganz viel über Vielfalt – aber kaum noch über die Sünde des Ehebruchs und der Untreue.
Dabei hatte gerade Jesus den Menschen immer wieder ihr Fehlverhalten klar vor Augen gehalten: Geld, Sex, Gier, Hochmut, Heuchelei, Unbarmherzigkeit, Unbelehrbarkeit… alle menschlichen Abgründe hat er offen angesprochen, manchmal sogar in einer drastischen Deutlichkeit, die zu unserem Bild vom liebevollen Jesus gar nicht so recht passen will („ihr getünchten Gräber, ihr Schlangen, ihr Otterngezücht…“).
Erstaunlicherweise hat er damit trotzdem die Massen mobilisiert. Offensichtlich haben die Menschen gemerkt: Wenn Jesus sie zur Umkehr ruft tut er das nicht, weil er ein kleinlicher Spiel- und Spaßverderber oder ein spießiger Prinzipienreiter ist. Er tut es aus Liebe! Er tut es, weil Menschen auf dem Weg in den Abgrund eben nicht mit Beruhigungen sondern nur mit dem Ruf zur Umkehr geholfen werden kann.
Wenn die Kirche auf den Ruf zur Buße verzichtet hat das dramatische Folgen. „Wem wenig vergeben ist, der liebt wenig“, hat Jesus einmal gesagt. Anders ausgedrückt: Liebe und Leidenschaft für Jesus entsteht dort, wo Menschen ihre Fehler und Sünden erkennen und Gottes Vergebung und Gnade erleben. Der enge Zusammenhang zwischen Buße, Vergebung und leidenschaftlicher Liebe zu Jesus erklärt die Dynamik vieler Erweckungsbewegungen des 18. und 19. Jahrhunderts, in denen die Themen Sünde, Buße und Gnade eine zentrale Rolle spielten. Er erklärt aber auch die Lauheit einer Christenheit, die selbstgerecht glaubt, auf das Thema Buße verzichten zu können.
Ein Weichspülevangelium, das nur Gottes Liebe und Barmherzigkeit kennt aber Gottes Heiligkeit und seinen Ruf zur Buße ausblendet erregt zwar keinen Anstoß. Aber es ist auch belanglos. Jesus war kein netter Softie, der alles weggelächelt hat. Als seine Botschafter dürfen wir es auch nicht sein. Es ist nicht die Aufgabe der Kirche, die Menschen auf der Titanic mit Säuselmusik zu berieseln. Sie soll sie in die Rettungsboote rufen! Höchste Zeit, dass die Kirche den Ruf zur Buße nicht länger nur den Ernährungsmedizinern und den Umweltschützern überlässt sondern selbst wieder offen anspricht, wo aus Sicht der Bibel heute Umkehr nötig ist.
Dieser Text ist die Kurzform des Artikels: Change! Ein Plädoyer für eine Kirche mit Profil
Weiterführend zum Thema Buße: Schenk uns Buße
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