Evolution – ein Welterklärungsmodell am Abgrund?

Woher kommen wir? Sind wir die Krone von Gottes guter Schöpfung? Oder hatte der Biologe Jacques Monod recht, als er schrieb: “Der Mensch muss seine totale Verlassenheit, seine radikale Fremdheit erkennen. Er weiß nun, dass er seinen Platz wie ein Zigeuner am Rande des Universums hat, das für seine Musik taub ist und gleichgültig gegen seine Hoffnungen, Leiden oder Verbrechen.” Fragen dieser Art sind nicht nur für Wissenschaftler sondern letztlich für alle Menschen von großem Interesse. Unsere Herkunft ist ein entscheidender Baustein unseres Weltbilds und unserer Identität. Umso wichtiger wäre es eigentlich, dass jeder Schüler im Unterricht nüchtern, neutral und sachlich über die Fakten aufgeklärt wird, damit er gut informiert selbst entscheiden kann, welches Weltbild er für glaubwürdig hält.

Aber im Feld der Ursprungsfragen geht es alles andere als neutral, nüchtern und sachlich zu – weder an den Schulen noch in der akademischen Forschung. Dr. Günter Bechly musste das hautnah erleben. Im Jahr 2009 war er als überzeugter Atheist noch für die Sonderausstellung zum Darwin-Jahr im staatlichen Naturkundemuseum Stuttgart verantwortlich. In einem Ausstellungsstück wollte er Publikationen der sogenannten „Intelligent Design-Bewegung” (ID) lächerlich machen. Die ID-Bewegung vertritt die These, dass ein (wie auch immer gearteter) intelligenter Verursacher an der Entstehung der Organismenvielfalt beteiligt gewesen sein muss. Doch als er anfing, in diesen Büchern zu lesen, erlebte er eine große Überraschung: Da wurden keine religiösen Märchen verbreitet sondern handfeste, wissenschaftlich belastbare Fakten, die die allgemein verbreitete naturalistische Evolutionstheorie grundsätzlich in Frage stellen.

Als Bechly begann, in seinem Umfeld kritische Fragen zu stellen stellte er fest: Viele Wissenschaftler scheuen nicht deshalb die öffentliche Debatte mit Intelligent Design-Vertretern, weil sie diesen Spinnern kein öffentliches Forum geben wollen, sondern weil sie fürchten, argumentativ nicht gegenhalten zu können. Schließlich kam Bechly zu dem Schluss: „Die Dogmatiker sitzen keineswegs ausschließlich auf der religiösen Seite, sondern auch und sehr stark auf der Seite der Materialisten und Evolutionsbiologen.“ Und letztlich überzeugte ihn, was er zuvor verachtete: Der christliche Glaube.

Als Bechly begann, seine Fragen und Gedanken auf einer privaten Webseite öffentlich zu machen bekam er massiven Gegenwind: Alle größeren Projekte wurden ihm entzogen. Seine wissenschaftlichen Veröffentlichungen wurden von der Internetseite des Museums gelöscht. Schließlich wurde ihm nahegelegt zu kündigen, was er dann auch tat.

Aber was sind denn nun die Fakten, die Bechly zu einem so grundlegenden Umdenken bewegt haben? Am 7. Mai 2018 hielt Bechly beim Evangelischen Arbeitskreis der CDU Stuttgart einen beeindruckenden Vortrag mit dem Titel: „Wissenschaft ohne Scheuklappen – Einwände gegen Darwins Evolutionstheorie“. Darin werden die wichtigsten Fakten gegen die Annahme einer naturalistischen Evolution (also einer rein materiellen Entwicklung der Organismenvielfalt ohne Einfluss eines intelligenten Verursachers) zusammengefasst:

1. Es gibt keine Erklärung für eine naturalistische Entstehung der ersten Zelle

Schon die einfachste denkbare Zelle ist ein unfassbar komplexes System aus ausgetüftelten, ineinandergreifenden molekularen Maschinen, die tatsächlich auch wie Maschinen aussehen und arbeiten (wie dieses beeindruckende Video zeigt). Allein schon die zufällige Entstehung eines einzigen funktionierenden Proteins (=Eiweiß) ist ein völliges Rätsel. Proteine bestehen aus langen Ketten, die aus 20 verschiedenen sogenannten „Aminosäuren“ gebildet werden. Nur eine von 1077 (!) denkbaren Aminosäurekombinationen ergibt ein sinnvolles, biologisch wirksames Protein. Wie wurde eine solche extrem seltene wirksame Kombination gefunden? Und wie konnte sie sich später zu einer anderen funktionierenden Kombination weiter entwickeln, wenn es keine sinnvollen Zwischenstufen gibt? Bechly kommentiert: „Man müsste mit einem Schlag 100 Aminosäuren richtig verändern damit man wieder zu einem funktionierenden Protein kommt. Und das ist dann nicht mehr Evolution, das ist dann ein Wunder.“ (Kap. 6)

Für die Funktion einer rotierenden Bakteriengeißel sind gleich 40 verschiedene funktionierende Proteine notwendig. Wenn man nur eines der 40 Proteine verändert, dann funktioniert das komplette System nicht mehr. Das System ist also „nicht reduzierbar komplex“. Darwin schrieb einst: “Wenn gezeigt werden könnte, dass ein komplexes Organ existiert, welches sich nicht durch viele aufeinander folgende geringfügige Modifikationen entwickelt haben könnte, dann würde meine Theorie vollkommen zusammenbrechen.” Genau das müssen wir heute jedoch feststellen.

Ein ebenso großes Phänomen ist das DNA-Molekül, auf dem der Bauplan der Organismen gespeichert ist. Die DNA enthält Information in Form eines nach grammatischen Regeln geordneten Codes, der einen eindeutigen Zweck verfolgt und eine sinnvolle Botschaft übermittelt. Die Wissenschaft kennt heute nur einen Verursacher für die Entstehung derartiger Informationen: Ein intelligenter Urheber!

Kein Wunder, dass in der Forschung inzwischen zu immer seltsameren Konstrukten gegriffen wird, um Denkansätze für eine naturalistische Entstehung des Lebens, der molekularen Maschinen und der Information finden zu können. So wurde jüngst in einem seriösen wissenschaftlichen Journal offen diskutiert, ob neue genetische Informationen vielleicht durch Viren auf Kometen von anderen Planeten eingeschleppt worden sein könnten. Auch die Annahme unendlich vieler Paralleluniversen (die schon in der Physik helfen sollen, das Rätsel der Feinabstimmung der Naturkonstanten zu erklären), wurde inzwischen als Erklärung für die extrem unwahrscheinliche zufällige Entstehung der ersten Zelle herangezogen. Fakt bleibt aber, was der bekannte US-amerikanische Chemiker Prof. James M. Tour im Jahr 2016 so zusammengefasst hat: „Diejenigen die denken, dass die Wissenschaft die Details des Ursprungs des Lebens verstanden hätte, sind vollständig uninformiert. Niemand versteht es. … Die Basis, auf der wir als Wissenschaftler stehen, ist so wackelig, dass es das Beste wäre, die Situation ganz offen als das zu bezeichnen, was es ist: Ein Rätsel.“ (ab 1:07:13)

2. Die Erkenntnisse der Populationsgenetik sprechen gegen eine naturalistische Höherentwicklung

Michael Behe, einer der bekanntesten Vertreter der Intelligent Design-Bewegung, hat im Jahr 2007 eine Arbeit vorgelegt, in der er anhand von Beobachtungen zum Auftreten der Chloroquinresistenz von Malariaerregern berechnete, dass es etwa 1015 Jahre dauern müsste, bis sich beim Menschen eine einzige koordinierte Mutation (also 2 Mutationen, die nur gemeinsam einen adaptiven Vorteil haben) durchsetzen kann. Dieser Zeitraum ist sehr viel länger als unser Universum überhaupt existiert. Die Forscher Durrett & Schmitt wollten diese These deshalb im Jahr 2008 widerlegen. Auf Basis rein mathematischer Modelle berechneten sie, dass es „nur“ 216 Millionen Jahre dauern sollte, bis sich eine koordinierte Mutation beim Menschen durchsetzt. Selbst wenn sie recht hätten: Auch dieser Zeitraum ist immer noch um Dimensionen zu lang, schließlich soll die Abspaltung der Menschenlinie vom Schimpansen vor nur etwa 6 Millionen Jahren stattgefunden haben. In dieser Zeit hätten 5 % des genetischen Materials, also Millionen von Basenpaaren umgeschrieben werden müssen. Ein biologischer Mechanismus, der solch schnelle genetische Veränderungen hervorbringen kann, wie sie in der Evolutionstheorie gefordert werden, ist also bis heute völlig unbekannt.

3. Der Fossilbericht spricht gegen eine schrittweise (= graduelle) Höherentwicklung

Der bekannte Atheist Richard Dawkins schrieb im Jahr 2009: „Evolution ist nicht nur faktisch ein gradueller Prozess, sondern in der Tat muss er graduell sein, wenn er überhaupt irgendetwas erklären soll.“ 1 Anders ausgedrückt: Evolution muss langsam und schrittweise erfolgen. Eine sprunghafte Neuentwicklung von komplexen Strukturen ist naturalistisch unmöglich erklärbar.

Das Problem ist nur: Der Fossilbericht spricht vollständig dagegen, dass es in der Geschichte der Erde solche graduelle Entwicklungen von Arten gegeben hat. Im Gegenteil: Die Arten treten praktisch immer abrupt, plötzlich und voll entwickelt auf. Wichtige Teile der angenommenen Abstammungslinien sind durch keinerlei Fossilien belegt. Es gibt also nicht nur einzelne „missing links“ sondern regelmäßig große Lücken im Fossilbericht.

Noch verblüffender sind die zahlreichen erdgeschichtlichen „Explosionen“ (wie z.B. die kambrische Explosion), also das plötzliche gleichzeitige Auftreten zahlreicher Tier- und Pflanzenformen innerhalb von geologisch äußerst kurzen Zeiträumen. Umgekehrt ist erstaunlich, dass es „lebende Fossilien“ gibt, die sich über lange Zeiträume fast gar nicht verändert haben. So hat sich z.B. der Pfeilschwanzkrebs trotz zahlreicher grundsätzlicher Umwälzungen seiner Lebensräume über eine halbe Milliarde Jahre kaum verändert.

Wie kommt es, dass natürliche Auslese offenbar einerseits immer wieder abrupt und plötzlich eine riesige Vielfalt neuer Arten hervorbringt, während sie an anderer Stelle bestimmte Arten über hunderte von Millionen Jahren unverändert konserviert?

Eine Erklärung könnte sein: Unser Fossilbericht ist unvollständig, weil wir viele wichtige Fossilien einfach noch nicht gefunden haben. Dieses Argument wurde oft ins Feld geführt, aber es trägt nicht mehr. Denn Analysen zu Fundhäufigkeiten zeigen, dass unser Fossilbericht inzwischen vollständig genug ist, dass Lücken und Diskontinuitäten nicht als Wissenslücken wegerklärt werden können sondern zu erklärende Daten darstellen. Fakt ist: Der Fossilbericht widerspricht fundamental den Erwartungen und Vorhersagen, die die naturalistische Evolutionstheorie aufgestellt hat.

Die grundsätzliche Krise des Neodarwinismus ist hinter den Kulissen längst bekannt!

Bechly folgert deshalb in Bezug auf den Neodarwinismus (also die weiter entwickelte Evolutionstheorie Darwins): „Diese Geschichte klingt, wenn man sie einfach so liest im Schulbuch, sehr schön, aber sie ist einfach mathematisch informationstheoretisch nicht nachvollziehbar, es funktioniert nicht.“ (Kapitel 8)

Aber kann es denn wirklich sein, dass sich so viele Wissenschaftler irren? Bechly sagt dazu: „Nun werden viele Biologen Ihnen sagen: Das ist alles nur Geschwätz von Kreationisten und Leuten, die da weltanschaulich verblendet sind. Es gibt keine Diskussion. Die Evolutionstheorie ist unumstritten. Und das ist schlichtweg entweder völliges Unwissen oder es ist eine Lüge. … Die wenigen theoretischen Biologen, die sich über die Grundpfeiler dieser Theorie überhaupt Gedanken machen sind inzwischen alle kritisch, was die neodarwinistische Theorie angeht.“ (Kap. 10)

Tatsächlich räumte der renommierte Evolutionsbiologe Prof. Gerd Müller 2016 in seinem Eröffnungsvortrag zu einer Evolutionskonferenz in der Londoner Royal Society offen ein, dass der Neodarwinismus die Entstehung komplexer neuer Organe und abrupter Übergänge im Fossilbericht nicht erklären kann, wie Bechly berichtet (Kap. 10). Und im Ankündigungstext für eine Evolutionskonferenz im Juli 2018 wird sogar schriftlich ganz offen festgehalten: „Inzwischen ist es anerkannt, dass Fehler (=Mutationen) die Entstehung genetischer Neuheiten und Komplexität nicht erklären können.“ Bechly kommentiert: „Die Evolutionstheorie ist auch intern in einer Krise, das wird nur in den Medien nicht an die große Glocke gehängt.“ (Kap. 10)

Das bedeutet aber auch: Spitzenforscher räumen somit heute ein, dass unsere Schüler über Jahrzehnte hinweg falsch informiert wurden, als ihnen beigebracht wurde, dass man mit Hilfe von fehlerhaften Genkopien (Mutationen) eine naturalistische Höherentwicklung erklären könnte, dass die Fossilien diese Höherentwicklung dokumentieren würden und dass eine naturalistische Entstehung von Leben denkbar sei. Und es ist nach wie vor nicht absehbar, wann sich an dieser Praxis, die so prägend in die Persönlichkeitsentwicklung der Schüler eingreift, etwas ändern wird. Nicht einmal Theologen und die Kirchen trauen sich, an dieser Lehrpraxis in den Schulen zu rütteln, obwohl der Naturalismus seit vielen Jahrzehnten äußerst erfolgreich auch an den Grundfesten der Kirche rüttelt. Woran liegt das?

Warum wird die Debatte um „Intelligent Design“ so emotional geführt?

Normalerweise sollten wissenschaftliche Diskussionen sachlich und nüchtern geführt werden. Bechly hingegen berichtet sogar von regelrechtem Hass, der ihm vereinzelt nach seinem Umdenken entgegenschlug. Seine Erklärung dafür?

„Es gibt eine neue Priesterkaste, das sind heute die Wissenschaftler. Damit verbunden ist eine gewisse Machtposition, Gelder, Positionen, Einfluss und Renommee. Der Darwinismus ist das Schlachtfeld, wo die Entscheidung fällt, ob der Naturalismus hinreichend ist, um die Welt zu erklären, oder nicht. Ich glaube, deshalb wird das so mit Zähnen und Klauen verteidigt, weil man weiß: Wenn man das zur Disposition stellt, dann ist „Game Over“ für den Naturalismus und dann haben wir die Erklärungshoheit, dass wir die ganze Welt naturalistisch erklären können, verloren.“ (Kap. 21)


1: zitiert aus “The greatest show on Earth: The Evidence for Evolution” S. 155: “Evolution not only is a gradual process as a matter of fact; it has to be gradual if it is to do any explanatory work.”

Herzlichen Dank an Dr. Günter Bechly für das Gegenlesen und die Korrekturvorschläge zu diesem Artikel!

Weiterführende Links:

In diesem 30-minütigen Interview erzählt Günter Bechly die bewegende Geschichte seines Umdenkens.

Der Vortrag von Dr. Günter Bechly vom 7. Mai 2018 vor dem Evangelischen Arbeitskreis der CDU Stuttgart ist vollständig im Internet verfügbar, aufgeteilt in 21 Kapitel:

1: Einführung – Günter Bechly

2: Naturwissenschaft und Glaube

3: Was versteht man unter Evolution

4: Durch Darwin-Ausstellung zum Zweifler

5: Ungelöste Erklärung zum Ursprung des Lebens

6: Proteine – Unwahrscheinlichkeit eines zufälligen Entstehens

7: Nicht reduzierbare Komplexität – Herausforderung für die Evolutionstheorie

8: Problem der spezifisch-komplexen Information

9: Das Wartezeiten-Problem – Problem der koordinierten Mutation

10: Interne Krise des Neodarwinismus

11: Ist graduelle Entwicklung belegbar?

12: Fossilbericht zeigt sprunghafte Entwicklungen

13: Lebende Fossilien – Problem der Konvergenz

14: Widerlegte Beispiele gradueller fossiler Übergänge

15: Was ist Intelligent Design und was nicht?

16: Welche Relevanz hat die Intelligent Design-Theorie für die Forschung?

17: Intelligent Design – welche Erklärungen für die Einwirkung von Intelligenz gibt es?

18: Intelligent Design – können metaphysische Erklärungen wissenschaftlich sein?

19: Einschätzung zu einer kurzen Datierung des Erdalters

20: Komplexität innerhalb der Zelle – Einschätzung zum Forschungsstand

21: Warum ist die Debatte um Intelligent Design so emotional aufgeladen?

Die gesamte Playlist findet sich auf YouTube unter: https://www.youtube.com/playlist?list=PLwBfDPNE4CobU4KVWs2hPdFtHYIIhBUg9

Siehe auch:

2 Gedanken zu „Evolution – ein Welterklärungsmodell am Abgrund?“

  1. Ich habe auf meiner Seite zu diesem Thema viele Arbeitsblätter für Lehrer und Schüler. Ist es Ihnen recht, wenn ich mit Ihrem schönen Logo “Evolution” einen Link auf Ihre Seite setze? Danke für eine Antwort! Hans-Rainer Preiss

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  2. Für alle, die das vollständige Zitat wollen:

    “For more than half a century it has been accepted that new genetic information is mostly derived from random‚ error-based’ events. Now it is recognized that errors cannot explain genetic novelty and complexity. Empirical evidence establishes the crucial role of non-random genetic content editors such as viruses and RNA-networks to create genetic novelty, complex regulatory control, inheritance vectors, genetic identity, immunity, new sequence space, evolution of complex organisms and evolutionary transitions. This new empirically based perspective on the evolution of genetic novelty will have more explanatory power in the future than the „error-replication“ narrative of the last century. This symposium assembles approximately 60 experts from different fields to discuss a new paradigmatic understanding of genetic novelty, code-generating, genome-formatting factors and the current knowledge of regulatory control in all steps und sub-steps of transcription, translation, repair, immunity, epigenetic marking and heredity.”

    https://www.nature.com/naturecareers/events/event/57615

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