Lukas 19, 10: „Der Menschensohn ist gekommen, um Verlorene zu suchen und zu retten.“
Gott will, dass alle Menschen gerettet werden (1. Tim. 2, 4). Selbst wenn 99 von 100 Schafen beim Hirten sind: Er macht sich auf die Suche nach dem einen, das verlorenen ist. Wenn er es findet feiert der ganze Himmel (Luk. 15,3-7).
Bei uns ist die Situation im Moment leider eher umgekehrt: Nur etwa 5 von 100 Schafen sind beim Hirten. Und trotzdem kümmert sich die Kirche fast nur um diese 5. Dabei hatte Jesus die Leidenschaft Gottes für jeden Menschen doch mit so unglaublich schönen, eindrucksvollen Bildern beschrieben wie dem Gleichnis vom verlorenen Sohn, dem der Vater bei seiner Rückkehr entgegenläuft, ihm um den Hals fällt, küsst und mit ihm ein großes Fest feiert. Und Jesus hat nicht nur gesprochen, er hat seine Leidenschaft für die Verlorenen auch praktisch gelebt: Immer wieder hat er die Gemeinschaft mit den verachteten Außenseitern gesucht, mit ihnen Zeit verbracht und mit ihnen gegessen. Dass er damit die Frommen seiner Zeit gegen sich aufbrachte hat ihn offenbar nicht gestört (Lukas 15, 1-2).
Wenn die Kirche ihrem Herrn folgt kann sie deshalb eigentlich gar nicht anders, als seine Leidenschaft für die Verlorenen zu teilen. Solange die Kirche sich aber zurückzieht in ihr gutbürgerliches Milieu, solange sie sich selbst genug ist, solange sie sich nur konzentriert auf ihre Gemeindeprogramme, solange sie die Nase rümpft über einen verlotterten Obdachlosen oder einen gepiercten Punk, der sich in die Kirche verirrt hat, solange verfehlt sie ihr Ziel.
Kirche, die die Verlorenen liebt, muss hinausgehen und sich Zeit nehmen für die Menschen, die uns und Jesus brauchen. Und sie muss ihre Veranstaltungen so gestalten, dass gerade die Außenseiter der Gesellschaft sich besonders herzlich willkommen fühlen. Sie muss ihre Botschaft so formulieren, dass die Einladung, zum himmlischen Vater nach Hause zu kommen, von wirklich jedem verstanden werden kann. Wenn sie das tut wird sie wieder regelmäßig Grund zum Feiern haben – über jeden verlorenen Sünder, der gerettet wird.
- ⇒ Zur 11. These: Kirche ist primär die Gemeinschaft Aller, die Jesus lieben, statt konfessionelle Institution!
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