Niemand kennt meine Schwächen und Fehler so gut wie meine Frau, meine Kinder, meine Eltern und meine Geschwister. Sie haben alle meine großen und kleinen Katastrophen live miterlebt. Sie haben darunter gelitten, wenn ich schusselig, vergesslich, faul, schlecht gelaunt, unordentlich, arrogant, egoistisch oder ängstlich war. Mein großes Glück ist: Sie lieben mich trotzdem! Aber was würde geschehen, wenn ich ihnen ab sofort erzählen würde, dass ich in Wahrheit ihr Gott und der Erlöser der ganzen Menschheit bin? Zuerst würden sie sich über mich lustig machen. Dann würden sie mich vermutlich zum Psychiater schicken – zur Not mit Zwangseinweisung.
Schon Jesus hat erlebt: Das Prinzip, dass ein Prophet nichts gilt im eigenen Land, gilt in der eigenen Familie potenziert (Matthäus 13, 57). Fremden Leuten kann man vielleicht etwas vormachen, aber den nächsten Verwandten auf keinen Fall. Ich kann mir nicht vorstellen, wie ein normaler Mensch jemals seine Familie davon überzeugen könnte, dass er nicht von dieser Welt ist.
Umso erstaunlicher ist deshalb, was der jüdische Geschichtsschreiber Flavius Josephus etwa im Jahr 93 n.Chr. über Jakobus, den leiblichen Bruder von Jesus, geschrieben hat:
„Er (d.h. der Hohepriester Hannas) versammelte den Hohen Rat zum Gericht und stellte vor diesen den Bruder des Jesus, der Christus genannt wird, mit Namen Jakobus, sowie noch einige andere, die er der Gesetzesübertretung anklagte und zur Steinigung führen ließ.“
Jakobus war in Jerusalem bekannt als einer der Hauptleiter der dortigen urchristlichen Gemeinde (Gal. 2, 9). Josephus berichtet hier, wie Jakobus im Jahr 62 n.Chr. für seinen Glauben hingerichtet wurde. Das führt uns direkt zur großen 1-Million-Euro-Frage:
Wie um alles in der Welt hat Jesus es geschafft, seinen kleinen Bruder Jakobus derart felsenfest davon zu überzeugen, dass er Gottes Sohn und der Retter der gesamten Menschheit ist?
Laut Wikipedia beantworten die meisten Gelehrten diese Frage wie folgt: „Im Hinblick auf 1. Korinther 15, 7 wird zumeist angenommen, dass Jakobus nach einer Auferstehungserscheinung zum Glauben gekommen ist.“ Hm, da frage ich mich: Wenn Jesus nur ein Mensch war, was für eine „Erscheinung“ könnte das dann gewesen sein? Die Theorie, dass „Visionen“ zum Glauben an die Auferstehung führten, ist schon bei den Jüngern Jesu extrem abenteuerlich. Aber bei Jakobus ist das noch einmal eine andere Nummer: Schließlich hatte er als Kind noch mit Jesus gespielt. Wahrscheinlich ist, dass er zumindest immer wieder auch ziemlich genervt war von ihm (so wie auch seine Eltern). Kein Wunder also, dass Jakobus zu Jesu Lebzeiten kein Nachfolger von Jesus wurde (siehe z.B. Joh. 7, 5). Und obwohl Jesus dann auch noch den verfluchten Tod am Kreuz starb soll eine „Erscheinung“ ihn plötzlich so umgedreht haben, dass er begann, seinen ehemaligen Spielkameraden als Gott und Messias anzubeten, Lieder zu ihm zu singen, erfolgreich trotz größter Widerstände eine Gemeinde zu seinen Ehren zu bauen und schließlich für den Glauben an ihn in den Tod zu gehen??
Ich will ganz offen sein: Dass „Erscheinungen“ so etwas bewirken können kann glauben wer will, ich kann es nicht. Alles andere als eine echte, reale Begegnung mit dem von den Toten auferstandenen Jesus taugt nicht einmal ansatzweise, um einen derart drastischen Sinneswandel logisch nachvollziehbar erklären zu können.
Flavius Josephus war kein Freund des Christentums. Aber auch wenn er es ganz sicher nicht wollte: Mit seinem kleinen Bericht über Jakobus hat Josephus einen der stärksten außerbiblischen Beweise für die Wahrheit des Christentums geliefert, die wir kennen.
Siehe auch: