Berühmte biblische Stolperstellen – kurz erklärt

Es ist gut, die Bibel mit wachem Verstand zu lesen und Fragen zu stellen, wenn uns etwas nicht einleuchtet. Manche machen sich allerdings fast einen Sport daraus, sich anhand fragwürdiger Textpassagen über die Bibel lustig zu machen. Wie auch immer: Dieser Artikel beleuchtet 4 der bekanntesten biblischen Stolperstellen und zeigt: Man kann von der Bibel halten, was man will. Aber diese Stellen eignen sich definitiv nicht dafür, sie als veralteten Blödsinn abzutun.

Behauptet die Bibel, dass der Hase ein Wiederkäuer ist?

Ja, das tut sie: „Folgende Wiederkäuer … dürft ihr nicht essen: das Kamel, den Hasen…“ (5. Mose 14, 7). Was leider zu Wenige wissen: Die Bibel hat damit völlig recht! Hasen verdauen ihre schwer verdauliche zellulosereiche Nahrung nämlich vor allem im Blinddarm. Von dort wird sie in den Dickdarm weitergegeben, ausgeschieden und erneut geschluckt. Erst dann werden die Nährstoffe im Dünndarm aufgenommen. HaseDas biologische Prinzip ist somit genau gleich wie bei Wiederkäuern. Sie zählen heute nur deshalb nicht zu dieser Gattung, weil ihr Magentrakt anders aufgebaut ist und die Nahrung nicht wieder hochgewürgt sondern erneut aufgenommen wird. Na dann: Prost Mahlzeit!

Hat Jesus behauptet, dass er noch zu Lebzeiten seiner Jünger wiederkommt?

So könnte man Matthäus 16, 28 ja durchaus verstehen: „Es stehen einige hier, die werden den Tod nicht schmecken, bis sie den Menschensohn kommen sehen in seinem Reich.“ Der Vergleich mit den beiden Parallelstellen in Lukas 9, 27 und Markus 9, 1 („Es stehen etliche hier, die werden den Tod nicht schmecken, bis dass sie sehen das Reich Gottes kommen in Kraft.“) zeigt jedoch: Jesus hat hier nicht über seine sichtbare Wiederkunft gesprochen sondern über Pfingsten und die danach folgende Ausbreitung der Königsherrschaft Jesu durch das rapide und von Wundern begleitete Gemeindewachstum! Auch in Johannes 14, 16-18 bringt Jesus zum Ausdruck: Durch das Jesus SonneKommen des Geistes kam in gewisser Weise auch er selbst. In Bezug auf seine sichtbare Wiederkunft hat Jesus jedoch durchaus auch deutlich gemacht: Das wird lange dauern (z.B. Matth. 25, 5). Auch Petrus hat in Bezug auf Jesu Wiederkunft um Geduld gebeten und dabei betont, dass 1 Tag bei Gott 1000 Jahren entspricht!

Widersprechen sich die 4 Evangelien bei der Auferstehungsgeschichte?

Nein, sie ergänzen sich! Wenn 4 verschiedene Zeugen aus unterschiedlicher Sicht ihre Beobachtungen eines Tathergangs schildern, sind einzelne scheinbar widersprüchliche Aussagen völlig normal. Gerade das belegt die Glaubwürdigkeit der Zeugenaussagen! Denn bei 4 völlig identischen Berichten müsste der Kommissar glauben, dass die Zeugen sich abgesprochen haben. Gerade weil die Berichte der 4 Evangelien nicht glattgebügelt identisch sind, sind sie als authentische, eigenständige Berichte desselben Vorgangs besonders glaubwürdig. Echte harte Widersprüche finden sich jedoch nicht. Man kann sie problemlos zu einer gemeinsamen großen Geschichte zusammenfügen (siehe z.B. hier). Übrigens: Auch die beiden SchöpfungsberiGrab Jesuchte in 1. Mose 1 und 2 widersprechen sich nicht! Sie haben unterschiedliche Schwerpunkte, lassen sich aber gut zu einem Gesamtbericht vereinen! Bei dieser Zeugenlage würde ich also sagen: Fall gelöst!

Vertritt die Bibel ein altorientalisches Käseglocken-Weltbild?

Diese Behauptung basiert im wesentlichen darauf, dass das hebräische Wort „raqia“ in 1. Mose 1, 6-8 („Und Gott machte die raqia und schied das Wasser, das unterhalb der raqia, von dem Wasser, das oberhalb der raqia war.“) seit der lateinischen Vulgata-Übersetzung aus dem 4. Jahrhundert meist mit „Firmament“ oder „Feste“ übersetzt und als Beschreibung eines festen Himmelsgewölbes gedeutet wurde. Eine genaue Wortanalyse zeigt jedoch, dass „raqia“ wohl keine feste Struktur sondern viel eher eine „dünne Ausdehnung“ meint (hier gut erklärt ab S. 87, siehe auch hier). Entsprechend übersetzte Schlachter dieses Wort mit „Ausdehnung“, die „Neues-Leben-Bibel mit „Raum“. Das Wort „raqia“ kann also sehr gut auch als Beschreibung der dünn ausgedehnten Atmosphäre über der Erdoberfläche gedeutet werden, die eine Trennung des Wassers über (=Wolken) uKäseglockenweltbildnd unter (=Gewässer) dem irdischen Lebens- und Luftraum ermöglicht. Übrigens: In Hiob 26, 7 lesen wir: „Er hängt die Erde auf über dem Nichts.“ Hat der Autor etwa die Erde im leeren Weltraum schweben sehen? Das könnte man zumindest genauso in diesen Text hineininterpretieren wie ein altorientalisches Käseglockenweltbild in 1. Mose 1, 6-8.

Haben Sie noch Fragen dazu? Über welche Bibelstellen sind Sie noch gestolpert? Fragen Sie gerne und melden Sie sich!

Siehe auch: