Warum wir der Bibel vertrauen können 8: Das einzigartige Gottesbild

Kein Land hat mich je so fasziniert wie Israel. Aber traurig fand ich, dass viele Plätze, an denen Jesus gewirkt hatte, heute überbaut sind mit prächtigen Kirchen. Überall sieht man Marmor, Gold und Silber, so als ob die Kirchenbauer die Armut und Einfachheit Jesu im Nachhinein korrigieren und Jesus den Pomp, Glanz und Gloria verleihen wollten, der sich aus ihrer Sicht wohl gehört für einen König.

Ganz offensichtlich tun wir Menschen uns enorm schwer damit, wie Jesus war. Er hat die menschlichen Vorstellungen von einem Herrscher vollkommen auf den Kopf gestellt:

Das Bild, das Jesus von Gott zeichnete, war revolutionär. Niemand konnte sich Gott damals als einen Vater vorstellen, der uns Menschen trotz völligem Versagen voller Liebe entgegenrennt, bedingungslos vergibt und ein rauschendes Fest mit uns feiert (Lukas 15, 11-32).

Während Religion überall in der Welt bedeutet, dass Menschen die unterschiedlichsten Dinge tun müssen, um vor Gott bestehen zu können ist es beim Gott der Bibel genau umgekehrt: ER erniedrigt sich und tut am Kreuz selbst alles, damit wir vor Gott bestehen und in einer Liebesbeziehung mit ihm leben können!

Die große Frage ist: Wie ist dieses einzigartige Bild vom liebenden Vater-Gott sowie die Theologie vom stellvertretenden Sühnetod seines Sohnes und von der Erneuerung des menschlichen Herzens durch den Heiligen Geist entstanden? Wer hat das erfunden und warum?

Die Juden hatten ja etwas völlig Anderes erwartet, nämlich einen mächtigen Messias, der die Römer vertreibt. Als Jesus den von Gott verfluchten Tod am Kreuz starb war das für die führenden Juden der endgültige Beweis dafür, dass Jesus definitiv nicht der Messias sein konnte. Tatsächlich galt das Kreuz in der Antike als so entehrend, ekelerregend und abstoßend, dass es in der Urkirche nicht gezeigt wurde (es wurde erst im 5. Jahrhundert das Symbol der Christen). Und für die Griechen war die Idee eines sterbenden Gottes ohnehin absurd. Kein Wunder, dass Paulus schrieb, dass die Botschaft vom Kreuz in den Augen seiner Zeitgenossen ein Ärgernis und eine Torheit war!

Fakt ist: Wir finden weder zur Zeit Jesu noch davor vergleichbare theologische Ideen außerhalb der Bibel.* Die Lehre des Neuen Testaments scheint wahrhaft vom Himmel gefallen zu sein. Das legt nahe, dass dieses einzigartige Gottesbild tatsächlich kein Produkt menschlicher Phantasie ist, sondern dass es offenbart wurde von dem einen Gott, der allein weiß, wie und wer er wirklich ist.

Warum wir der Bibel vertrauen können 9: Die herausragende Ethik

*: Insbesondere der Mithraismus und die Sekte der Essener wurden gelegentlich als Vorläufer des Christentums gehandelt, weil es in ihren Lehren und Praktiken einige Parallelen gab, z.B. Riten mit Ähnlichkeiten zum Abendmahl und zur Taufe, Güterteilung oder Nächstenliebe. Die Unterschiede sind aber so gewaltig, dass sich solche Ansichten zurecht nie durchsetzen konnten. Insbesondere die oben angesprochenen zentralen Lehren des Christentums findet man auch bei diesen Glaubensrichtungen nicht. Kein Wunder, dass sie im Neuen Testament nirgends erwähnt werden.

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