Lukas 6, 36: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“
Die Bibel ist voller – teils drastischer – Warnungen davor, hartherzig zu richten und andere zu verurteilen. Schließlich leben wir Menschen doch alle davon, dass Gott uns unendlich viel vergibt. Da ist es ein Skandal, wenn wir gleichzeitig unseren Mitmenschen jeden Fehler kleinlich vorrechnen (Matth. 18, 21-35). Gott wird an uns den gleichen Maßstab anlegen wie den, den wir an Andere anlegen. Das muss uns beim Urteilen über Andere äußerst vorsichtig machen (Matth. 7, 1-2)!
Zudem hat Jesus uns mit dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Luk. 10, 30-37) oder der Erzählung vom jüngsten Gericht (Matth. 25, 31-46) eindringlich klar gemacht: Vor Gott ist nicht entscheidend, zu welcher Konfession wir gehören oder welchen „geistlichen Dienstgrad“ wir haben. Was in seinen Augen wirklich zählt ist praktisch gelebte Barmherzigkeit und Nächstenliebe!
Leider sieht die kirchliche Praxis trotzdem so oft anders aus. So oft saugen unsere frommen Programme alle Zeit und Kräfte auf, so dass für praktisch gelebte Nächstenliebe kaum noch etwas übrig bleibt. So oft werden gerade auch christliche Leiter mit unsachlicher, verletzender Kritik und beißendem Zynismus konfrontiert. Höchste Zeit, das zu ändern!
Seien wir doch alle miteinander Teil einer Kirche, die von Gottes Gnade, Barmherzigkeit und Liebe geprägt ist. Eine Gnade, die uns den Stein aus der Hand nimmt, bevor wir ihn leichtfertig auf andere Menschen schleudern, und den Mut, uns dazwischen zu werfen, wenn Andere „gesteinigt“ werden. Eine Barmherzigkeit, die uns dazu bringt, uns Zeit zu nehmen für die Gescheiterten, die Notleidenden, die Außenseiter und Verachteten. Eine Liebe, die uns dazu bewegt, nicht nur mit warmen Worten sondern praktisch zu helfen, wo Menschen in Not sind. Nur dann repräsentieren wir die Kirche, die Jesus Ehre macht und seinen barmherzigen, dienenden Charakter wiederspiegelt.
Vertiefend zur 9. These: Kultur der Barmherzigkeit (blog.aigg.de/?p=336)
- ⇒ Zur 10. These: Die Kirche muss von einer tiefen Leidenschaft für die Verlorenen geprägt sein!
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