Der frühere württembergische Landesbischof Prof. Dr. Gerhard Maier hat einen bewegenden Vortrag gehalten, der eigentlich Pflichtprogramm sein sollte für die Theologen, Synodalen und Kirchenleiter unserer Zeit. In geradezu prophetischer Klarheit legt er die Krankheit der Kirche offen. Hören wir doch auf ihn und kehren wir endlich um, damit die Kirche Zukunft hat! Nachfolgend ein kurzer Auszug:
“In einer langsamen, allmählichen Entwicklung hat das Wort Gottes mehr und mehr die Stellung einer «Königin» eingebüsst, die ihm Luther so entschieden einräumen wollte. Es geriet nicht nur unter die Schatten des Zweifels, sondern der Theologiestudent sollte gezielt lernen, dass der Ausgangspunkt der neutestamentlichen Forschung «der wissenschaftliche Zweifel» sei. Die protestantischen Kirchen im nordatlantischen Raum stehen deshalb in einem ununterbrochenen Ringen um die Schriftfrage. Die Alternative lautet: Ist die Bibel Gottes Wort oder enthält sie es nur? Soweit ich es beurteilen kann, vertritt eine breite Mehrheit bis in die evangelikale Bewegung hinein die These, dass die Bibel lediglich Gottes Wort enthält. Die unmittelbar daraus folgende Aufgabe, festzustellen, wo dann in der Bibel dieses Wort Gottes vorliegt, ist kirchlich nicht mehr beantwortbar. Sie mündet in einen Subjektivismus, der ein Kirche-Sein ernsthaft in Frage stellt. … Die Bibel wird in deren Sichtweise als ein Niederschlag menschlicher Erfahrungen behandelt. Altes und Neues Testament leben aber von der Aussage «Und Gott sprach». Versteht man dies nur noch als Ausdruck menschlicher Erfahrung, dann verschwindet der Gott, der in Raum und Zeit eingreift, aus der Geschichte. … Der evangelischen Gemeinde, die in der Reformation mit der Bibel beschenkt wurde, die gerade dadurch ihre Mündigkeit erlangt hatte, wurde auf diese Weise die Bibel wieder entzogen. Ein Kontinuum der Reformationsgeschichte ist damit zerbrochen. Verse wie diejenigen, die Nikolaus Ludwig von Zinzendorf 1725 dichtete: «Herr, dein Wort, die edle Gabe, diesen Schatz erhalte mir, denn ich zieh es aller Habe und dem grössten Reichtum für. Wenn dein Wort nicht mehr soll gelten, worauf soll der Glaube ruhn? Mir ist’s nicht um tausend Welten, aber um dein Wort zu tun» haben damit die Bodenhaftung verloren. Ist es nicht so, dass unsere Andachten mehr und mehr von unseren klugen Gedanken leben, aber immer weniger vom Schwarzbrot der Bibel? Welche Antworten wird das 500-jährige Jubiläum auf solche Herausforderungen geben? … Das Gedenken an die Reformatoren genügt nicht. Mein Wunsch lautet: Gebt den Protestanten das Bibelvertrauen zurück!”
Den ganzen Vortrag von Prof. Maier kann man…
… sich hier auf Video anschauen.
… hier nachlesen.
Es lohnt sich!