2. Mose 20, 12: „Ehre deinen Vater und deine Mutter. Dann wirst du lange in dem Land leben, das der Herr, dein Gott, dir geben wird.“
Eltern machen (manchmal viele und schlimme) Fehler. Trotzdem bleiben sie immer ein elementarer Bestandteil unserer Identität. Wer im Unfrieden mit seinen Eltern lebt, lebt im Unfrieden mit sich selbst. Seinen Eltern vergeben zu lernen und sie zu ehren für das, was sie trotz allem Versagen Gutes getan haben, ist ein wichtiger, ja unumgänglicher Schritt zur eigenen Heilung. Es gehört zum Auftrag der Kirche, diese tiefe Wahrheit hinter dem 5. Gebot zu vermitteln.
Auch Gemeinden und Bewegungen haben “Eltern”. Sie bauen fast immer auf Fundamenten und gehen auf Wegen, die von geistlichen Vätern und Müttern angelegt und gebahnt wurden. Sie zu ehren und sich in ihrem Wirken zu verwurzeln ist ein unverzichtbarer Gesundbrunnen für die Kirche.
Gerade die neuen, dynamischen christlichen Bewegungen stehen in der Gefahr, diesen Respekt vor ihren (heute vielleicht altbacken erscheinenden) Vätern und Müttern im Glauben zu verlieren. Noch mehr gefährdet sind die Theologen, die meinen, alle theologischen Erkenntnisse früherer Generationen einfach über Bord werfen zu können, weil sie nicht mehr in ihre (post)modernen Denkstrukturen passen. Kirchen, Gemeinden und Bewegungen, die so den Respekt vor den geistlichen Eltern verlieren, entwurzeln sich selbst – und leben nicht mehr lange.
Beachten wir deshalb doch neu das 5. Gebot und ehren wir unsere Väter und Mütter im Glauben. Gerade evangelischen Christen sollte das besonders leichtfallen, haben wir doch mit den Reformatoren ein reiches theologisches Erbe, mit Liederdichtern wie Paul Gerhardt tiefe spirituelle Schätze und mit den pietistischen Erweckungsbewegungen beeindruckende Vorbilder für kraft- und hingebungsvollen Glauben. Auch in anderen Prägungen gab es viele großartige Vorbilder und Glaubensväter. Die ehrenvolle Erinnerung an ihr Leben, ihren Glauben und ihre Treue stärkt und ermutigt uns für die Herausforderungen der Gegenwart: „Weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, lasst uns ablegen alles, was uns beschwert, und die Sünde, die uns ständig umstrickt, und lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist, und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens.“ (Hebräer 12, 1)
- ⇒ Zur 94. These: Kirche braucht das Miteinander der Generationen!
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