1 Die Kirche braucht eine neue Reformation!

Hosea 10, 12: „Pflüget ein Neues, solange es Zeit ist, den HERRN zu suchen.“

Was waren das für gewaltige Nägel, die die Reformatoren in die Türe der Kirche geschlagen haben: Allein die Schrift! Allein durch den Glauben! Allein durch Gnade! Christus allein! Allein Gott die Ehre!

Umso trauriger ist es, mit anzusehen, wie die Kirche ihr großartiges Erbe verspielt, wie sie den Missionsbefehl vergisst, wie sie bezweifelt, ob die Bibel Gottes Wort ist, ob das Grab leer war oder nicht, ob Maria wirklich eine Jungfrau war und wie sie das Glaubensbekenntnis insgesamt in Frage stellt. Überall auf der Welt riskieren Christen ihr Leben für das Evangelium. Und wir Christen im Westen, die wir alle Freiheit haben, vernebeln es? Was müssen die verfolgten Christen und die „Wolke der Zeugen“ nur über uns denken???

Wäre es da nicht an der Zeit, wieder mutig aufzustehen, so wie es Luther einst todesmutig tat? Oder ist es unchristlich, mit Widerspruch Unfrieden zu stiften? Sollen wir nicht Friedensstifter sein?

Jesus war durchaus nicht immer so friedlich. Er konnte fürchterlich sauer werden, wenn der Ort des Gebets und der Anbetung, also die Kirche, verhunzt wird. Paulus hat sogar alle verflucht, die das Evangelium abwandeln. Warum diese drastischen Worte? Aus Liebe! Aus Sorge um die Menschen, die ohne eine lebendige, auf der Wahrheit gegründete Kirche das Rettungsboot des Evangeliums verpassen! Es ist nun einmal nicht lieblos, auf der untergehenden Titanic die nette Geselligkeit mit Alarmrufen zu stören!

Manche treten jetzt aus der Kirche aus, weil sie die Irrungen einiger Kirchenleiter nicht mehr ertragen. Das ist traurig. Ich freue mich über jeden, der auftritt statt austritt, weil ihm das kirchliche Fundament von Bibel und Bekenntnis wichtig ist. Damit das Schiff, das sich Gemeinde nennt, aus dem Strudel der Ver(w)irrung findet. Damit es sich neu orientiert an Gottes Worten und damit es seine Segel wieder hisst im Wind des Heiligen Geistes.

Das letzte, was wir angesichts einer rapide schrumpfenden Kirche jetzt brauchen ist ein rückwärtsgewandtes Reformationsgedenken. Schlagen wir es stattdessen gemeinsam neu an die Türen unserer Kirchen und theologischen Lehrstühle:

  • Sola Scriptura! Allein die Schrift! Die ganze Schrift ist von Gott eingegeben und ein verlässliches Fundament der Kirche.
  • Solus Christus! Christus allein! In keinem anderen Namen ist das Heil zu finden! Es ist unser Auftrag, diesen Namen allen Menschen zu verkünden!
  • Sola fide! Allein aus Glauben! Es reicht nicht, gut oder religiös zu leben. Allein das Vertrauen auf Jesus rettet!
  • Sola gratia! Allein aus Gnade! Nur Jesu Blut macht uns Sünder unverdient gerecht und öffnet uns den Zugang zu Gott und zum ewigen Leben!

Ecclesia semper reformanda est: Die Kirche muss immer wieder reformiert werden! Das bedeutet nicht, die Kirche dem Zeitgeist anzupassen sondern sie immer wieder vom Wort Gottes her auszurichten und zu erneuern. In diesem Sinne brauchen wir eine neue Reformation. Jetzt.

 

2 Die Kirche braucht eine geistliche Erneuerung und Erweckung!

Epheser 5, 14: „Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.“

Reformen allein werden die Kirche nicht retten. Änderungen der Struktur oder der Gottesdienstformen sind nur dann fruchtbar, wenn sie authentischer Ausdruck einer inneren geistlichen Erneuerung sind. Sie können nicht Ursache sondern nur Folge von neuem geistlichem Leben sein, das sich neue Strukturen und Formen sucht. Oder um es mit den Worten Jesu auszudrücken: Ohne neuen Wein helfen auch die besten neuen Schläuche nichts.

Auch theologische Rechthaber können die Kirche nicht erneuern, selbst dann nicht, wenn sie theologisch tatsächlich recht haben. Die Wahrheit ist im Neuen Testament nicht in erster Linie die richtige Erkenntnis (die bläht nur auf) sondern eine Person, die gesagt hat: Ich BIN die Wahrheit! Auch die Reformation hat nicht mit 95 Thesen begonnen sondern mit den lebensverändernden Begegnungen, die Luther mit Christus in seinem Wort hatte. Genauso braucht die Kirche auch heute in erster Linie eine neue, tiefgreifende Begegnung mit Christus und seinem Wort.

Erweckungszeiten haben sich immer dadurch ausgezeichnet, dass Menschen neu erkannten, wie verloren sie ohne Christus sind und wie dringend sie ihn und sein Erlösungswerk brauchen. Die geistgewirkte Erfahrung von Sündenerkenntnis, Gnade, Vergebung und Gottes Liebe weckte in den Menschen eine authentische Dankbarkeit, Liebe, Leidenschaft und Opferbereitschaft für Jesus. Das machte sie zu so effektiven Zeugen, dass die Kirche auch gegen größte Widerstände wuchs und wuchs und wuchs

Die Kirchengeschichte ist voller bewegender Berichte über solche Erweckungsbewegungen, in denen die müden Christen aus ihrem frommen Kirchenschlaf gerissen wurden. Die westliche Kirche profitiert bis heute von den Aufbrüchen des Pietismus, von der Erweckung unter John Wesley (die die methodistische Kirche hervorbrachte), von den großen Erweckungen unter Männern wie Jonathan Edwards, die die nordamerikanische Kirche bis heute prägen, und von vielen weiteren geistlichen Aufbrüchen.

Heute sehen wir große Erweckungen vor allem in Asien (z.B. China!), Afrika und Südamerika. Aber wir können uns sicher sein: Gott hat auch Europa nicht vergessen. Und Europa braucht mehr als alles andere dringend eine neue Erweckung! Wenn sie ausbleibt werden unfassbar viele Menschen verloren gehen. Die Kirche wird ihre prägende Kraft vollends verlieren. Dann werden andere Einflüsse die Oberhand gewinnen. Wir wollen uns die Folgen, von denen einige am Horizont bereits zu sehen sind, gar nicht ausmalen.

Erweckung kann man nicht machen. Aber wir können uns dafür bereit machen! Erweckung fällt nicht einfach so völlig unerwartet vom Himmel. Sie ist vielmehr immer dann zu erwarten, wenn die Christen sie für notwendig halten. Wenn sie erkennen, dass sie Erweckung brauchen. Wenn sie sich die Zeit nehmen, für Erweckung zu beten. Am besten, wir fangen gleich jetzt damit an. Überall, wo Christen das tun, hat Erweckung bereits begonnen.

3 Es ist Zeit, umzukehren!

Offenbarung 3, 19: „Bleibe nicht gleichgültig, sondern kehre um!“

2. Chronik 7, 13-14: „Wenn ich den Himmel verschließe und kein Regen fällt oder wenn ich der Heuschrecke gebiete, das Land abzufressen, und wenn ich eine Pest unter mein Volk sende, und mein Volk, über dem mein Name ausgerufen ist, demütigt sich, und sie beten und suchen mein Angesicht und kehren um von ihren bösen Wegen, dann werde ich vom Himmel her hören und ihre Sünden vergeben und ihr Land heilen. 

Lauheit ist in Gottes Augen kein Kavaliersdelikt. Er findet sie regelrecht zum ko… („ausspucken“, Offb. 3, 16). Dass Gott aus seiner Liebe heraus so drastische Worte wählt unterstreicht: Wenn so wie in Laodizea materieller Reichtum auf geistliche Armut, Gleichgültigkeit und Lauheit trifft, ist es allerhöchste Zeit, umzukehren. Und ist nicht genau das der Zustand weiter Teile der westlichen Kirche?

Auch wenn sie es nicht gerne offen anspricht: Die Kirche leidet massiv unter geistlicher Dürre und Fruchtlosigkeit. Schon jetzt gibt es ganze Landstriche in Deutschland, die weitgehend entkirchlicht sind.

Die Kirche wird diesen Abwärtstrend nicht umkehren können. Kann sie also gar nichts tun? Doch: Sie kann selbst umkehren! Sie muss selbst umkehren!

Zumindest hat Gott genau das seinem Volk nahegelegt, wenn es von Dürre und Fruchtlosigkeit betroffen ist. 4 simple Dinge sollte sein Volk in solchen Krisenzeiten tun: Sich demütigen, umkehren, beten und Gottes Angesicht suchen. Ganz einfach. Trotzdem tun wir es nicht. Warum eigentlich?

Was würde geschehen, wenn die Kirche Gottes Verheißung ernst nehmen und wenn überall in unserem Land Christen aus allen Konfessionen gemeinsam beten würden als Ausdruck ihrer Umkehr zu Gott? Ich finde die Aussicht, dass Gott zu seinem Wort stehen und seine Verheißung erfüllen könnte, viel zu verlockend, um sie zu ignorieren. Und mir scheint: Wir haben schlicht keine andere Wahl, als uns IHM von ganzem Herzen zuzuwenden.

Musikvideo zum Lied „Show Your presence“, Akkordsheet

Also „kommt und lasst uns zum HERRN umkehren! Denn er hat zerrissen, er wird uns auch heilen; er hat geschlagen, er wird uns auch verbinden. Er wird uns nach zwei Tagen neu beleben, am dritten Tag uns aufrichten, dass wir vor seinem Angesicht leben. So lasst uns ihn erkennen, ja, lasst uns nachjagen der Erkenntnis des HERRN! Sicher wie die Morgenröte ist sein Hervortreten. Er kommt wie der Regen zu uns, wie der Spätregen, der die Erde benetzt.“ (Hosea 6, 1-3)

Schenk uns Buße

Herr, wir kommen jetzt zu Dir, weil Du uns gerufen hast
durch den Geist, der in uns wohnt und der uns erneuert hat.
Deine Liebe ist so groß, Deine Gnade täglich neu,
wunderbar ist alles, was Du für uns tust.

Doch trotz allem, was Du schenkst sind wir untreu gegen Dich,
laufen vielen Dingen nach und vergessen dabei Dich.
Wir missbrauchen die Geduld und die Gnade, die Du hast.
Schenk’ uns Umkehr und zieh’ uns zu Dir, o Herr!

Schenk’ uns Buße für unser hartes Herz.
Jesus komm, befrei’ uns heut von uns’rer Oberflächlichkeit.
Schenk’ uns Buße und zeig’ uns Deinen Schmerz über den Stolz, der Dich betrübt und uns zerstört. Herr, brich den Stolz, der Dich betrübt und uns zerstört!

Jesus, Du hast uns gesagt: An der Liebe soll die Welt
seh’n, dass Du, Herr in uns wohnst und dass wir zu Dir gehör’n.
Doch stattdessen hat der Neid und die Eifersucht regiert
und so viele geh’n verlor’n durch unser’n Streit.

Jesus, und als wir geseh’n: Unser Dienst bringt keine Frucht
haben wir Dich nicht gesucht, sondern haben’s selbst versucht,
haben auf die eig’ne Kraft und auf den Verstand vertraut.
Uns’re Schuld ist rot wie Blut, vergib uns, Herr!

Text und Musik: Markus Till; hier die mp3 und das Akkordsheet zum Download

4 Die Kirche steht an einem historischen Wendepunkt von der Staats- zur Freiwilligenkirche!

Jesaja 43, 19: „Seht hin, ich mache etwas Neues, schon keimt es auf. Seht ihr es nicht?“

Wir leben in einer historisch einmaligen Phase der Kirchengeschichte. Seit der konstantinischen Wende im 4. Jahrhundert war die Gestalt der europäischen Kirche durch ihre Verbindung mit dem Staat geprägt. Dadurch war weitgehend festgelegt, dass das ganze Volk zur Kirche gehört (“Volkskirche“). Entsprechend gehörten noch im Jahr 1970 fast 95 % der deutschen Bevölkerung zu einer der beiden großen Kirchen.

Die (Post-)Moderne hat jedoch aus den braven Kirchenschäfchen eigenwillige Individualisten gemacht. Plötzlich entscheiden die Menschen selbst, ob sie zur Kirche gehören wollen oder nicht – mit dramatischen Folgen: Im Jahr 2015 ist ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung bereits auf 56 % gesunken. In manchen Bundesländern liegt er schon jetzt bei 20 %. Eine EKD-Studie stellt eine “Stabilität im Abbruch” fest: Nur noch 22 % der jugendlichen Kirchen­mitglieder fühlen sich mit der Kirche verbunden, nur noch 1% (!) der 16- bis 29-jährigen besucht regelmäßig den Gottesdienst. Die EKD wird zur „Seniorenkirche“.

Folgerichtig äußert Prof. Michael Herbst, dass es Zeit ist, sich vom Bild der Volkskirche, der weite Bevölkerungsteile angehören, zu verabschieden. Die Kirche ist auf dem Weg, wieder das zu werden, was sie ursprünglich war: Eine Freiwilligenkirche von entschiedenen Jesusnachfolgern.

Diese Entwicklung stellt die großen Kirchen vor eine gewaltige, ungewohnte Herausforderung: Plötzlich kann sie nur noch überleben, wenn sie so attraktiv wird, dass die Menschen gerne und freiwillig zu ihr kommen! Muss das den Kirchen Angst einjagen? Keineswegs, sagt der Religions­soziologe und Pastoraltheologe Paul Zulehner: Die Gestalt der Volkskirche sei zwar am Ende. Das sei aber keine Krise sondern ein „epochaler Umbau voller Chancen”! Die Kirche wandelt sich von einer Institution zu einer “Jesusbewegung”. Das kann jedoch nicht allein von Profis bewältigt werden: “Die Zeit der Expertenkirche geht zu Ende. Jetzt beginnt die Zeit der Laien!

Wir leben also in einer extrem spannenden Phase der Kirchengeschichte. Egal ob die Kirche es will oder nicht: 500 Jahre nach Luther sind wir Augenzeugen einer neuen, noch grundlegenderen Reformation. Heute und hier ist die Zeit der mutigen Pioniere, die ihre Bibel kennen, mit Jesus verbunden sind und ihr Leben geben, um SEINE Kirche zu bauen.

Dieser Text ist die Kurzversion des Artikels: Kirchengeschichte live – so spannend wie nie zuvor! (blog.aigg.de/?p=468)

5 Die Ehre und Verherrlichung Gottes ist der zentrale Daseinszweck der Kirche!

1. Timotheus 1, 17: „Ehre und Ruhm gehören Gott allein, dem ewigen König, dem Unsichtbaren, der nie stirbt und der allein Gott ist, in alle Ewigkeit.“
Epheser 3, 21: „Ihm gehört alle Ehre in der Gemeinde.“

Als Jesus von einer Frau mit extrem teurem Öl gesalbt wurde waren die Jünger äußerst kritisch: Was für eine sinnlose Verschwendung! Das hätte man doch verkaufen und den Armen helfen können! Doch Jesus verteidigt sie nicht nur, er kündigt an, dass die ganze Welt über diese Frau und ihre Tat sprechen wird (Mark. 14, 3-9). Denn sie hat verstanden: Es ist nie umsonst, wenn wir unsere Zeit, Kraft, Geld und Energie für Gott ver(sch)wenden, so wie jeder Beter es tut, wenn er seine Zeit ohne jeden sichtbaren, zählbaren Output allein vor Gott verbringt. Ganz im Gegenteil: Gerade diese Konzentration auf Gott ist es, die die Kirche ins Zentrum ihrer Berufung führt und ihr Ausstrahlung, Kraft und Vollmacht verleiht.

Die Hauptaufgabe der Kirche ist nun einmal nicht, menschliche Bedürfnisse zu befriedigen durch schöne Gottesdienste mit schönen Predigten und schöner Musik oder durch religiösen Service für Anlässe aller Art. Die Kirche ist erst recht nicht dafür da, dass Menschen sich selbst verwirklichen können durch Projekte oder Ämter. Ihre Hauptaufgabe liegt auch nicht darin, die Welt zu verbessern durch Hilfsangebote oder politische Aktivitäten.

Wer auf solche Ziele fokussiert hat die Berufung der Kirche noch nicht wirklich verstanden. Denn Kirche ist überhaupt nicht in erster Linie für die Menschen da. Soli deo gloria: Allein Gott die Ehre! DAS ist der wahre Daseinszweck der Kirche. Das muss ihr Fokus sein in allem, was sie tut. Wenn sie Gottesdienste feiert, Gottes Wort verkündet, musiziert, Sakramente spendet, praktische Hilfe leistet, sich politisch äußert, wenn sie Gemeinde baut und Projekte verfolgt: Immer muss das Ziel der Kirche sein, dass…

… ER von immer mehr Menschen beachtet und bewundert wird.
… die Menschen sich an IHN binden, sich in IHN verlieben, IHM nachfolgen, IHM dienen und in IHM das Leben und die Antwort auf ihre Nöte finden.

Das Geheimnis ist: Wenn der Fokus der Kirche auf der Ehre Gottes liegt, dann wird sie wahrhaft auch den Bedürfnissen der Menschen begegnen, unserem Leben Sinn und Bedeutung geben und die Welt verbessern können. Höchste Zeit, dass die Kirche dieses Geheimnis neu entdeckt. Höchste Zeit, dass sie – wie einst der große Kirchenmusiker Johann Sebastian Bach – alle ihre Aktivitäten wieder unter die große Überschrift stellt: Soli deo Gloria! Gott allein die Ehre!

6 Als Braut Christi ist Liebe und Leidenschaft für Jesus die wichtigste Eigenschaft der Kirche!

2. Korinther 11, 2: „Ich werbe so eifersüchtig wie Gott um euch. Denn als unberührte Braut habe ich euch dem einen Bräutigam, Christus, versprochen.“

Das Christentum ist keine Religion. Religion ist der Versuch, durch Dienst und Opfer mit Gott ins Reine zu kommen. Weltweit bringen Menschen deshalb gewaltige Anstrengungen für ihren Gott. Jesus hingegen hat uns gelehrt, dass nicht Dienst sondern die Liebe zu Gott der Kern des christlichen Glaubens ist (Mark. 12, 28-30). Deshalb hat er nicht die fleißige Marta sondern Maria gelobt, obwohl sie nur „faul“ zu seinen Füßen lag (Luk. 10, 38-42). Deshalb war die abgekühlte Liebe zu Jesus existenzgefährdend für die Gemeinde in Ephesus, obwohl sie sich ansonsten doch so rundum vorbildlich verhalten hat und theologisch goldrichtig lag (Offb. 2, 1-6).

Schon immer war es Gottes Plan, in einer engen Liebesbeziehung mit uns zu leben. Dafür hat er uns geschaffen. Gott machte sich Adam und Eva als Gegenüber, mit denen er fröhliche Gemeinschaft ohne Scham und ohne Geheimnisse pflegen konnte. Erst die Sünde und Rebellion des Menschen hat diese innige Gemeinschaft zerstört. Seit diesem Tag arbeitet Gott daran, das wieder zu ändern. In den Geschichten des Alten und des Neuen Testaments geht es im Kern immer um Gottes Ringen, die zerstörte Liebesbeziehung zu uns Menschen wieder herzustellen. Das ist das Ziel seiner Geschichte mit uns.

Die Liebe zu Jesus ist zwar nicht alles. Aber ohne sie ist alles nichts. Weder Geistesgaben, theologische Erkenntnis, Glauben, Barmherzigkeit, Hilfs- und Opferbereitschaft zählen in Gottes Augen, solange diese Liebe fehlt (1. Kor. 13, 1-3). Denn Jesus ist unser Bräutigam, wir sind seine Braut (2. Kor. 11, 2). Ein Bräutigam interessiert sich durchaus dafür, ob seine Braut fleißig, intelligent, kreativ und kenntnisreich ist. Aber die alles entscheidende Frage eines Bräutigams ist und bleibt: Wird meine Braut meine Liebe erwidern?

Die größte Sorge, die Paulus hatte, bestand darin, dass irgendetwas die jungen Christen von ihrer „reinen und schlichten Hingabe an Christus abbringen“ könnte (2. Kor. 11, 3). Eine Gemeinde, die wie eine Braut Jesus liebt und ihm leidenschaftlich hingegeben ist: Das muss auch unser zentrales Ziel als Kirchen- und Gemeindeleiter sein. Am besten, wir fangen gleich heute bei uns selber an.

7 Als Botschafter Christi muss die Kirche sich dem Wort und den Geboten Gottes verpflichtet wissen!

Galater 1, 9: „So sind wir Botschafter Christi, und Gott gebraucht uns, um durch uns zu sprechen.“

Die Bibel hat vielfach und mit teils drastischen Worten davor gewarnt, die Botschaft des Evangeliums und der Bibel zu verändern (Gal. 1, 8-9, Offenb. 22, 18-19!!!). Die Kirche hat keine Autorität aus sich selbst heraus. Sie ist nur Botschafter des himmlischen Königreichs, ein Überbringer und Vermittler der Worte und Gebote Gottes. Ein Botschafter, der die Worte seines Herrn eigenmächtig interpretiert oder gar ändert, verliert seinen Job.

Es ist vor diesem Hintergrund erstaunlich, in welchem Ausmaß westliche Theologen und Kirchenleiter des 20. und 21. Jahrhunderts Erkenntnisse über Bord werfen, die fast 2 Jahrtausende lang Selbstverständlichkeiten waren und die es in der weit überwiegenden Mehrheit der globalen Christenheit auch heute noch sind (wie z.B. die Botschaft, dass das Evangelium natürlich auch den Juden gilt, siehe z.B. Röm. 1, 16).

Die Menschen haben ein feines Gespür dafür, aus welcher Autorität heraus Kirchenvertreter sprechen. Sind das nur persönliche Meinungen? Wird hier den Menschen mit zeitgeistigen Ansichten nach dem Mund geredet? Oder haben sich die Kirchenvertreter einer höheren Autorität untergeordnet? Verkünden Sie eine ewige Botschaft, die z.T. zwar sperrig und unbequem sein mag, dafür aber auch ewige Hoffnung geben kann?

Eine Kirche, die ihre Botschaft dem Zeitgeist anpasst…

… verliert ihre Autorität, weil sie ihre eigenen Fundamente in Frage stellt und nur noch
ggwachsweiche Menschenmeinungen statt Gottes ewiger Wahrheit anbieten kann.

… verliert ihre Fähigkeit, Hoffnung, Trost und Halt über den Tod hinaus zu vermitteln, weil
ggkein Mensch wissen kann, was über den Tod hinaus verlässlich ist.

… verliert ihre Berechtigung, unter den zahllosen philosophischen und religiösen
ggWeltverbesserern und Seelentröstern eine gesellschaftlich herausgehobene Stellung zu
ggbehalten.

… verliert ihre Einheit, weil es immer weniger verbindliche Gemeinsamkeiten gibt.

… verliert ihre Botschaft und Glaubwürdigkeit, weil auch der Zeitgeistchor immer
ggvielstimmiger wird und der Wind sich immer rascher dreht.

… verliert deshalb das Interesse der Menschen und das Engagement der ehrenamtlichen
ggMitarbeiter.

… verliert am Ende ihre Existenz.

Leider sind alle diese Dynamiken im Moment in Deutschland sichtbar. Die bislang noch reichlich fließende Kirchensteuerquelle wird in wenigen Jahren austrocknen. Entsprechend bleibt nur noch ein kleines Zeitfenster, um umzukehren und sich wieder neu dem Wort und den Geboten Gottes zu verpflichten. Das 500. Reformationsjubiläum wäre der ideale Anlass dafür.

8 Die Kirche muss die Heiligkeit Gottes widerspiegeln!

1. Petrus 1, 14b-16: „Fallt nicht in eure alten, schlechten Gewohnheiten zurück. Damals wusstet ihr es nicht besser. Aber jetzt sollt ihr in allem, was ihr tut, heilig sein, genauso wie Gott, der euch berufen hat, heilig ist.  Denn er hat selbst gesagt: »Ihr sollt heilig sein, weil ich heilig bin!«“

Anfang der 90er-Jahre war das „Tagebuch eines frommen Chaoten“ DER Hit im christlichen Büchermarkt. Die humorvollen Schilderungen der schrulligen Macken christlicher Gemeindemitglieder führte letztlich zu der These: Christen sind halt nun mal nicht besser als Andere. Sie sind nur besser dran.

Das hört sich demütig, entwaffnend ehrlich und entkrampfend an. Kein Wunder, dass dieser Spruch weit verbreitet ist. Das ändert aber nichts daran, dass er theologisch falsch und mit dem Neuen Testament nicht vereinbar ist. Die unendliche Gnade Gottes ist kein Freibrief dafür, dass Christen wie alle Anderen leben können. Das Neue Testament geht davon aus, dass dem Evangelium eine transformierende Kraft innewohnt. Wahrer Glaube führt dazu, dass sich das Denken und der Lebensstil grundlegend wandeln (Eph. 4, 23-24). Ein Glaube, der keine praktischen Folgen in Wort und Tat hat, ist kein Glaube im biblischen Sinn (Jakobus 2, 17).

Zwar warnt uns das Neue Testament intensiv vor Gesetzlichkeit und vor dem Versuch, Gottes Gebote aus eigener Kraft zu halten (was definitiv nie funktionieren kann, Röm. 7, 15-24!). Aber es ruft uns in einen Erneuerungsprozess hinein, in dem unser „alter Mensch“ am Kreuz mit Christus stirbt (Römer 6, 6-7) und durch den Heiligen Geist ein neues Leben in uns geboren wird (Röm. 8, 11-14). So werden wir befreit vom Gesetz, das uns zur Sünde verführt (Röm. 7, 5) und dürfen hineinwachsen in die „herrliche Freiheit der Kinder Gottes“, die aber nicht bedeutet, dass wir tun und lassen, was wir wollen. Vielmehr geht es um die Freiheit von der Macht der Sünde (Röm. 8, 2), die unser Leben zerstört.

Gott hat die Latte hoch gelegt mit seiner Aufforderung, so heilig zu leben, wie er heilig ist. Wir werden diesen Zustand in diesem Leben nicht erreichen. Aber es bleibt trotzdem unsere Aufgabe, nach diesem Ziel zu streben (2. Kor. 7, 1) und unserer „Heiligung nachzujagen“, ohne die laut dem Schreiber des Hebräerbriefs „niemand den Herrn sehen wird“ (Hebr. 12, 14).

Wenn der Lebensstil der Christen sich nicht unterscheidet vom Rest der Welt hat die Kirche auch keine Botschaft. Denn das Leben spricht lauter als Worte. Deshalb ist es höchste Zeit, dass die Kirche sich neu aufmacht, die transformierende Kraft des Evangeliums zu entdecken und Menschen in einen erneuerten Lebensstil hineinzuführen, der nicht von Druck, Enge und Gesetzlichkeit sondern von der befreienden Kraft des Heiligen Geistes getragen wird.

9 Gnade und Barmherzigkeit müssen prägende Charakterzüge der Kirche sein!

Lukas 6, 36: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“

Die Bibel ist voller – teils drastischer – Warnungen davor, hartherzig zu richten und andere zu verurteilen. Schließlich leben wir Menschen doch alle davon, dass Gott uns unendlich viel vergibt. Da ist es ein Skandal, wenn wir gleichzeitig unseren Mitmenschen jeden Fehler kleinlich vorrechnen (Matth. 18, 21-35). Gott wird an uns den gleichen Maßstab anlegen wie den, den wir an Andere anlegen. Das muss uns beim Urteilen über Andere äußerst vorsichtig machen (Matth. 7, 1-2)!

Zudem hat Jesus uns mit dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Luk. 10, 30-37) oder der Erzählung vom jüngsten Gericht (Matth. 25, 31-46) eindringlich klar gemacht: Vor Gott ist nicht entscheidend, zu welcher Konfession wir gehören oder welchen „geistlichen Dienstgrad“ wir haben. Was in seinen Augen wirklich zählt ist praktisch gelebte Barmherzigkeit und Nächstenliebe!

Leider sieht die kirchliche Praxis trotzdem so oft anders aus. So oft saugen unsere frommen Programme alle Zeit und Kräfte auf, so dass für praktisch gelebte Nächstenliebe kaum noch etwas übrig bleibt. So oft werden gerade auch christliche Leiter mit unsachlicher, verletzender Kritik und beißendem Zynismus konfrontiert. Höchste Zeit, das zu ändern!

Seien wir doch alle miteinander Teil einer Kirche, die von Gottes Gnade, Barmherzigkeit und Liebe geprägt ist. Eine Gnade, die uns den Stein aus der Hand nimmt, bevor wir ihn leichtfertig auf andere Menschen schleudern, und den Mut, uns dazwischen zu werfen, wenn Andere „gesteinigt“ werden. Eine Barmherzigkeit, die uns dazu bringt, uns Zeit zu nehmen für die Gescheiterten, die Notleidenden, die Außenseiter und Verachteten. Eine Liebe, die uns dazu bewegt, nicht nur mit warmen Worten sondern praktisch zu helfen, wo Menschen in Not sind. Nur dann repräsentieren wir die Kirche, die Jesus Ehre macht und seinen barmherzigen, dienenden Charakter wiederspiegelt.

Vertiefend zur 9. These: Kultur der Barmherzigkeit (blog.aigg.de/?p=336)

 

10 Die Kirche muss von einer tiefen Leidenschaft für die Verlorenen geprägt sein!

Lukas 19, 10: „Der Menschensohn ist gekommen, um Verlorene zu suchen und zu retten.“

Gott will, dass alle Menschen gerettet werden (1. Tim. 2, 4). Selbst wenn 99 von 100 Schafen beim Hirten sind: Er macht sich auf die Suche nach dem einen, das verlorenen ist. Wenn er es findet feiert der ganze Himmel (Luk. 15,3-7).

Bei uns ist die Situation im Moment leider eher umgekehrt: Nur etwa 5 von 100 Schafen sind beim Hirten. Und trotzdem kümmert sich die Kirche fast nur um diese 5. Dabei hatte Jesus die Leidenschaft Gottes für jeden Menschen doch mit so unglaublich schönen, eindrucksvollen Bildern beschrieben wie dem Gleichnis vom verlorenen Sohn, dem der Vater bei seiner Rückkehr entgegenläuft, ihm um den Hals fällt, küsst und mit ihm ein großes Fest feiert. Und Jesus hat nicht nur gesprochen, er hat seine Leidenschaft für die Verlorenen auch praktisch gelebt: Immer wieder hat er die Gemeinschaft mit den verachteten Außenseitern gesucht, mit ihnen Zeit verbracht und mit ihnen gegessen. Dass er damit die Frommen seiner Zeit gegen sich aufbrachte hat ihn offenbar nicht gestört (Lukas 15, 1-2).

Wenn die Kirche ihrem Herrn folgt kann sie deshalb eigentlich gar nicht anders, als seine Leidenschaft für die Verlorenen zu teilen. Solange die Kirche sich aber zurückzieht in ihr gutbürgerliches Milieu, solange sie sich selbst genug ist, solange sie sich nur konzentriert auf ihre Gemeindeprogramme, solange sie die Nase rümpft über einen verlotterten Obdachlosen oder einen gepiercten Punk, der sich in die Kirche verirrt hat, solange verfehlt sie ihr Ziel.

Kirche, die die Verlorenen liebt, muss hinausgehen und sich Zeit nehmen für die Menschen, die uns und Jesus brauchen. Und sie muss ihre Veranstaltungen so gestalten, dass gerade die Außenseiter der Gesellschaft sich besonders herzlich willkommen fühlen. Sie muss ihre Botschaft so formulieren, dass die Einladung, zum himmlischen Vater nach Hause zu kommen, von wirklich jedem verstanden werden kann. Wenn sie das tut wird sie wieder regelmäßig Grund zum Feiern haben – über jeden verlorenen Sünder, der gerettet wird.