Das Wort Buße hatte in den letzten Jahrzehnten einen ziemlichen Karriereknick. In der Vorstellung der meisten Menschen klingt es bedrückend und spaßfeindlich. Man verbindet es mit erhobenen Zeigefingern, Druck und Verurteilung, deprimierende Reue, Sack und Asche und das Ende allen Vergnügens. Das ist wohl der Grund, warum dieses Wort heutzutage selbst in den Kirchen kaum noch zu hören ist. Dabei kommt es je nach Übersetzung allein im Neuen Testament über 50 mal vor und spielte auch in vielen kirchlichen Erneuerungsbewegungen eine zentrale Rolle. Könnte es sein, dass wir eine völlig falsche Vorstellung davon haben, was „Buße“ ist?
In der Bibel steht dieses Wort zunächst einmal ganz simpel für 2 Dinge: Umdenken und Umkehr. Aus dem Hören von Gottes Wort kommt das Umdenken. Aus dem Umdenken folgt das umgekehrte Verhalten: Wenn wir also etwas gestohlen haben, dann bringen wir es jetzt wieder zurück. Wenn wir Menschen verletzt haben, dann bitten wir sie jetzt um Vergebung. Wenn wir Menschen kontrolliert und manipuliert haben dann fangen wir stattdessen an, ihnen zu dienen und sie los zu lassen. Buße ist also etwas sehr praktisches.Klick zum Lied: Schenk uns Buße! Text siehe unten.
In meinem Arbeitsalltag fällt mir immer wieder auf, warum Buße so wichtig ist. Wir machen ja alle Fehler. Das kann uns manchmal in brenzlige Situation bringen. Meine Erfahrung ist: Oft kann man relativ leicht das Gift aus einer solchen Situation ziehen, wenn man sein eigenes Fehlverhalten einsieht und sich für seinen Fehler ganz einfach entschuldigt. Das ist wesentlich einfacher und stressfreier als 1000 Ausreden zu suchen und die Schuld auf Andere zu schieben. Und man verliert dabei meist nicht an Ansehen! Im Gegenteil: Menschen, die Fehler zugeben und über sich selbst auch mal lachen können, sind im allgemeinen wesentlich beliebter, glaubwürdiger, entspannter und dadurch auch gesünder und erfolgreicher.
Im Managerdeutsch würde man sagen: Die Fähigkeit, Fehler und Schwächen eingestehen zu können, ist eine zentrale berufliche wie private Kernkompetenz und ein entscheidender Erfolgsfaktor für das ganze Leben.
Und Buße kann noch mehr: Wenn Sünde der Weg in den Abgrund ist, dann führt Umkehr uns auf den Weg des Lebens, der Heilung und der positiven Veränderungen. Buße ist – neudeutsch ausgedrückt – nichts anderes als ein „Gamechanger“: Ein Ereignis mit dem Potenzial, eine ganze Lebenssituation, eine Krise, einen zerstörerischen Konflikt oder den Niedergang einer Familie, eines Unternehmens, einer Gemeinde oder einer ganzen Nation aufzuhalten und den negativen Trend ins Positive umzukehren. Wie viel Leid und Not könnten wir uns ersparen, wenn wir nicht so verbohrt und vernagelt wären sondern uns von Gott dazu bewegen lassen würden, umzudenken und uns anders zu verhalten!
Gott ruft uns ja nicht deshalb zur Buße, weil er kleinkariert, eingefahren und kritiksüchtig ist. Er tut das auch nicht weil er sich an den „3 heiligen Gesetzen“ orientiert (Wer sie noch nicht kennt: Sie lauten §1: Das war schon immer so! §2: Wo kämen wir denn da hin? §3: Da könnte ja jeder kommen!). Nein: Gott ruft uns Sünder zur Umkehr, weil er weiß, dass Sünde uns kaputt macht! Es quält ihn, mit ansehen zu müssen, wie wir Menschen uns gegenseitig verletzen, missbrauchen, belügen, ausgrenzen, mobben, berauben und uns selbst zerstören. Vor all dem möchte Gott uns so gerne bewahren.
Sein Ruf zur Buße ist deshalb nichts anderes als ein Ausdruck seiner Liebe und Freundlichkeit! Und Buße wird in dem Moment ganz leicht, in dem wir tief in unserem Herzen begreifen, dass wir trotz unserer Fehler zu 100 % geliebt, angenommen und wertvoll sind und bleiben. Bei Gott müssen wir nicht fürchten, abgelehnt zu werden, wenn unsere schöne Fassade fällt, im Gegenteil: Er kennt uns ohnehin durch und durch – und liebt uns trotzdem! Seine Liebe kann uns helfen, unsere Fehler nicht länger zu verdrängen und die emotionalen Hürden auf dem Weg zur Umkehr zu überwinden.
Jesus hat einmal gesagt: Wem viel vergeben wurde, der hat viel Liebe. Jedes Mal, wenn wir erleben, wie Gott uns vergibt und uns trotz unserer Fehler liebt, wird unsere Liebe und Leidenschaft für ihn ein wenig größer. Die leidenschaftlichsten christlichen Bewegungen haben deshalb immer auch über Buße gesprochen. Buße ist also nichts Bedrückendes oder Spaßfeindliches. Buße hat auch nur manchmal etwas mit bitterer Reue und Tränen zu tun. Aber in jedem Fall ist Buße immer die Chance zum Leben, zur Heilung und zur Freiheit. Buße ist ein Geschenk, um das wir beten sollten: Herr, schenk uns Buße! In unserem Leben! In unserer Kirche! In unserem Land! Amen.
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Heilsame Buße beginnt mit dem Hören auf Gott! So wie wir regelmäßig morgens in den Spiegel schauen sollten wir deshalb immer wieder die Bibel aufschlagen und dabei offen dafür sein, dass Gott uns spiegeln kann, wie er unser Leben sieht. Gut geeignet sind dafür die 10 Gebote. Wie wäre es, wenn Sie gerade jetzt einmal mit offenem Herzen einen Blick in diesen göttlichen Spiegel werfen und Ihr Leben mit diesem guten göttlichen Maßstab vergleichen?
1. Gebot: „Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus der Sklaverei in Ägypten befreit hat. Du sollst außer mir keine anderen Götter haben.“
Folge ich wirklich dem Gott der Bibel oder eher einem selbst zurechtgebogenen „Kuschelgott“? Gibt es außer Gott noch andere (okkulte bzw. esoterische) Mächte oder obskure Heilmethoden, auf die ich hoffe? Gibt es Süchte oder Menschen, von denen ich abhängig bin und die mehr als Gott mein Verhalten bestimmen?
2. Gebot: „Du sollst dir kein Götzenbild anfertigen. Du sollst sie weder verehren noch dich vor ihnen zu Boden werfen, denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott!“
Habe ich noch Glückssymbole oder Talismänner? Gibt es Idole oder Statussymbole, die mir über die Maßen viel bedeuten?
3. Gebot: „Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen.“
Habe ich Ehrfurcht vor Gott oder gehe ich leichtfertig mit ihm und seinem Namen um?
4. Gebot: „Denk an den Sabbat und heilige ihn. Sechs Tage in der Woche sollst du arbeiten und deinen alltäglichen Pflichten nachkommen, der siebte Tag aber ist ein Ruhetag für den Herrn, deinen Gott.“
Ruhe ich sonntags aus? Nehme ich mir Zeit für Gott und Gottesdienst?
5. Gebot: „Ehre deinen Vater und deine Mutter. Dann wirst du lange in dem Land leben, das der Herr, dein Gott, dir geben wird.“
Habe ich meinen Eltern vergeben? Ist meine Beziehung zu ihnen geklärt?
6. Gebot: „Du sollst nicht töten.“
Habe ich einen (Ruf-)Mord begangen? Habe ich jemand die Existenz zerstört oder gar (z.B. durch Abtreibung) getötet?
7. Gebot: „Du sollst nicht die Ehe brechen.“
Bin ich meinem Ehepartner treu in Worten, Taten und Gedanken? Bin ich frei von Pornografie und Prostitution?
8. Gebot: „Du sollst nicht stehlen.“
Habe ich mich an anderen Menschen, an Firmen oder am Staat bereichert (z.B. durch Steuerbetrug)?
9. Gebot: „Du sollst keine falsche Aussage über einen deiner Mitmenschen machen.“
Habe ich gelogen und Vertrauen zerstört? Wem habe ich dadurch geschadet?
10 . Gebot: „Du sollst den Besitz deines Nächsten nicht begehren: Weder sein Haus, seine Frau oder sonst etwas, das deinem Nächsten gehört.“
Bin ich neidisch auf Besitz, Einfluss, Beziehungen oder Status anderer Menschen?
Wenn Ihnen ein Punkt aufgefallen ist, bei dem Sie umdenken und umkehren sollten: Mit wem können Sie darüber sprechen?
Mehr dazu:
Siehe auch:
Schenk uns Buße
(Text und Musik: Markus Till, Vocal: Martina Lutz)
1. Herr, wir kommen jetzt zu Dir, weil Du uns gerufen hast
durch den Geist, der in uns wohnt und der uns erneuert hat.
Deine Liebe ist so groß, Deine Gnade täglich neu,
wunderbar ist alles, was Du für uns tust.
Doch trotz allem, was Du schenkst sind wir untreu gegen Dich,
laufen vielen Dingen nach und vergessen dabei Dich.
Wir missbrauchen die Geduld und die Gnade, die Du hast.
Schenk’ uns Umkehr und zieh’ uns zu Dir, o Herr!
Ref.: Schenk’ uns Buße für unser hartes Herz.
Jesus komm, befrei’ uns heut von uns’rer Oberflächlichkeit.
Schenk’ uns Buße und zeig’ uns Deinen Schmerz
über den Stolz, der Dich betrübt und uns zerstört.
Herr, brich den Stolz, der Dich betrübt und uns zerstört!
2. Jesus, Du hast uns gesagt: An der Liebe soll die Welt
seh’n, dass Du, Herr in uns wohnst und dass wir zu Dir gehör’n.
Doch statt dessen hat der Neid und die Eifersucht regiert
und so viele geh’n verlor’n durch unser’n Streit
Jesus, und als wir geseh’n: Unser Dienst bringt keine Frucht
haben wir Dich nicht gesucht, sondern haben’s selbst versucht,
haben auf die eig’ne Kraft und auf den Verstand vertraut.
Uns’re Schuld ist rot wie Blut, vergib uns, Herr!