Warum wir der Bibel vertrauen können 4: Die durchgängige Geschichte

Allein in den letzten 500 Jahren hat es in der christlichen Theologie gewaltige Umbrüche gegeben. Würde man Schriften eines modernen Theologen wie Rudolf Bultmann mit Schriften von Martin Luther in 1 Buch zusammenpacken gäbe es zahlreiche Widersprüche. Nähme man dann noch einen katholischen Vertreter aus der Zeit vor der Reformation dazu wäre das theologische Chaos komplett.

Im Vergleich zur Bibel sollte das aber immer noch harmlos sein! Denn die Bibel wurde über einen Zeitraum von 1600 Jahren von mindestens 40 äußerst unterschiedlichen Autoren geschrieben (vom einfachen Handwerker bis zum gelehrten König war alles dabei), die zudem völlig verschiedenen kulturellen und religiösen Einflüssen ausgesetzt waren und dabei – im Gegensatz zu den christlichen Theologen – keine Bibel als gemeinsame Glaubensgrundlage hatten. In einem so abenteuerlichen Sammelband wäre alles andere als eine wilde, zusammenhanglose Mischung unterschiedlicher und widersprüchlicher Gottesvorstellungen eine riesige Überraschung!

Die Realität ist deshalb absolut verblüffend: Tatsächlich erzählen die 66 Bücher der Bibel eine gemeinsame, durchgängige Geschichte mit einem klar erkennbaren roten Faden und sie entwerfen dabei ein geschlossenes Bild von Gott und der Welt. Übereinstimmend erklären sie zum Beispiel:

  • Es gibt einen persönlichen, redenden und leidenschaftlichen Gott mit einigen geradezu menschlichen Zügen (laut Mose 1, 26+27 wurde der Mensch ja nach Gottes Bild erschaffen).
  • Gott offenbart sich von Beginn an auch als Geist. Und bereits das AT enthält deutliche Hinweise auf Gottes Sohn. Neben diesem dreieinigen Gott gibt es keine anderen Götter.
  • Gut und Böse sind klare Gegen­sätze. Sie werden durch Gott und seinen Widersacher, den Teufel, personifiziert.
  • Der heilige Gott kann Sünde nicht ertragen. Sünde hat katastrophale (letztlich tödliche) Folgen und trennt uns von Gott und seinem Segen.

Basierend auf diesem Gottes- und Weltbild entfaltet die Bibel eine dramatische Geschichte, in der es im Kern um Gottes Ringen um eine Liebesbeziehung zu den Menschen geht. Sie beginnt mit dem Bericht darüber, wie diese Beziehung zerbricht und sie endet mit der Schilderung, wie sie wieder hergestellt wird. Der zentrale Wendepunkt ist Jesu Tod am Kreuz, der den Vorhang im Tempel zerreißen lässt und damit den versperrten Zugang zu Gottes heiliger Gegenwart wieder öffnet.

Quer durch die Bibel ist Jesus der Dreh- und Angelpunkt: Schon gleich nach der Katastrophe im Garten Eden kündigt Gott der Schlange (ein Bild für den Teufel) einen Nachkommen Evas an, der ihr am Ende den Kopf zertritt, obwohl die Schlange ihn „stechen“ wird. Schon bald folgen immer direktere Hinweise auf diesen Nachkommen und sein stellvertretendes Sterben für die Sünden der Menschen:

Es ist also kein Wunder, dass Jesus beim Spaziergang mit den Emmausjüngern offenbar Stunden brauchte, um ihnen alle Stellen zu erklären, die schon im AT auf ihn hinweisen. Auch die Ereignisse an Pfingsten werden im AT bereits angekündigt. Und noch viel mehr Beispiele für die großen Erzähllinien und die zahllosen buchübergreifenden Zusammenhänge und Querverweise der Bibel könnten hier genannt werden.

Die große Frage ist: Wie konnten so extrem unterschiedliche Autoren in unterschiedlichen Epochen und Kulturen diese große, stimmige, zusammenhängende Geschichte schreiben? Wer war der kultur- und generationenübergreifende Regisseur, der den roten Faden definiert, beibehalten und schrittweise entfaltet hat?

Darauf finde ich keine befriedigende Antwort außer die, dass hier der eine Gott im Spiel gewesen ist, der durch alle Generationen hindurch der Herr der Geschichte ist und bleibt.

Warum wir der Bibel vertrauen können 5: Die schonungslose Ehrlichkeit

Vertiefend zu diesem Thema:

Schreibe einen Kommentar