Ich finde Corona absolut ätzend. Denn ich liebe es, Jesus gemeinsam mit anderen Christen anzubeten. Ich liebe es, gemeinsam auf Gottes Wort zu hören. Ich liebe es, meine Brüder und Schwestern zu umarmen, mich mit ihnen auszutauschen, mit- und füreinander zu beten. Kurz: Ich liebe christliche Gemeinschaft! Sie war schon immer ein zentrales Element des Christentums. Und die Corona-Welle im Frühjahr hat mir gezeigt: Diese Gemeinschaft kann nicht digital ersetzt werden. Social distancing geht mit christlichem Gemeindeleben schlicht nicht zusammen.
Trotzdem muss ich mich jetzt wieder der Tatsache stellen: Die staatlichen Regeln lassen vieles von dem, was mir so kostbar ist, im Moment schlicht und einfach nicht zu. Heißt das, dass wir die nächsten Wochen unser Christsein wieder nur halb leben können? Nein, ich glaube: Solche Auszeiten können auch eine Chance sein, um etwas entscheidend Wichtiges zu lernen und zu trainieren. Denn die Corona-Zeit konfrontiert uns Christen wieder mit einer äußerst wichtigen Frage:
Wie viel von unserem Christsein lebt auch dann noch, wenn die Gemeindeprogramme wegfallen?
Bleibt unser Glaube trotzdem frisch und lebendig, weil wir gelernt haben, selbst direkt zur Quelle zu gehen, selbst aus ihr zu schöpfen, uns selbst im Glauben zu verwurzeln und zu wachsen? Können wir auch alleine Jesus begegnen und ihn anbeten? Können wir alleine erleben, wie Gottes Wort uns anspricht, bewegt und verändert? Oder versandet alles, wenn wir nicht von Mitchristen und Hauptamtlichen motiviert, bepredigt und in fromme Stimmung gebracht werden?
Eigentlich ist unsere „Corona-Situation“ gar nicht so ungewöhnlich. Die Kirche Jesu musste schon oft damit umgehen, dass sie sich nicht freizügig versammeln kann. Verfolgung war und ist für Christen weltweit eigentlich eher der Normalfall. Unsere Freizügigkeit, die uns so selbstverständlich vorkommt, ist in Wahrheit eher eine Ausnahme, die auch bald wieder vorbei sein kann. Und dann? Was werden wir tun, wenn es nicht mehr so einfach möglich ist, sich zu treffen? Was werden wir tun, wenn wir uns kein Gebäude und keinen Hauptamtlichen mehr leisten können? Wird dann auch unser Glaube vertrocknen? Das wäre tragisch.
Ich finde: Bei aller berechtigten Traurigkeit sollten wir die Corona-Einschränkungen auch als ein Trainingslager begreifen, auf dem wir lernen können, geistliche Selbstversorger zu werden. Jetzt ist eine großartige Zeit, zur Ruhe zu kommen, still zu werden, und ganz neu Beten zu lernen. Jetzt ist eine großartige Zeit, um sich ganz neu in die Bibel zu vertiefen. Jetzt ist eine großartige Zeit, endlich mal wieder ein richtig gutes geistliches Buch zu lesen (meine aktuelle Empfehlung: „Jesus. Eine Weltgeschichte“ von Markus Spieker! Hammer!!!). Jetzt ist die Zeit, ganz in Ruhe unsere geistlichen Wurzeln zu pflegen, unsere erste Liebe zu Jesus zu bewässern und die geistlichen Grunddisziplinen ganz neu einzuüben. Wenn wir das tun, wird die Corona-Zeit sowohl für unseren persönlichen Glauben als auch für die ganze Kirche Jesu ein wahrer Jungbrunnen sein.
In Kolosser 2, 6+7 fasst Paulus zusammen, was jetzt wichtig ist:
„Wie ihr nun Christus Jesus als euren Herrn angenommen habt, so lebt auch mit ihm und seid ihm gehorsam. Senkt eure Wurzeln tief in seinen Boden und schöpft aus ihm, dann werdet ihr im Glauben wachsen und in der Wahrheit, in der ihr unterwiesen wurdet, standfest werden. Und dann wird euer Leben überfließen von Dankbarkeit für alles, was er getan hat.“
Die Nähe Jesu suchen. Auf ihn hören. Mit ihm leben. Ihm nachfolgen. Aus seiner Quelle schöpfen. Sich in seinem Wort verwurzeln. Durch seine Wahrheit standfest werden. Ganz neu dankbar werden für das, was er für uns getan hat. Das wünsche ich Dir und mir ganz besonders in dieser wichtigen, wertvollen Zeit.
Danke lieber Markus, das ist so ein toller Input mit ganz wertvollen Gedanken! Ja, ich stimme zu, Corona ist ätzend und es nervt! Für Gott ist es ein leichtes, diesen Virus auszuschalten, aber ich glaube, er möchte uns zurück zu unseren Wurzeln führen: An sein Herz……
Lieber Markus, danke für den wertvollen Input und die Klarheit deiner Worte
Hallo,
offenbart diese Zeit nicht auch, wie echt unsere “christliche Gemeinschaft” tatsächlich ist? Wenn diese Gemeinschaft immer nur im Rahmen von gemeinsam besuchten Programmen funktioniert, ist das dann tatsächlich Gemeinschaft? Ich behaupte mal frech: es ist eine Simulation von Gemeinschaft, aber alles andere als echte Herzengemeinschaft. Denn Herzengemeinschaften brauchen keine Gottesdienste um im engen Kontakt zu bleiben.
Ergo offenbart diese Zeit lediglich, was wir uns an Gemeinschaft lediglich vorspielen, sie aber tatsächlich nicht wirklich haben. DAS ist meiner Meinung nach die Botschaft dieser Zeit.
Gruß, Charly
Was mich umtreibt und was in diesen Zeiten total aktuell ist (weil von Jesus geradezu prophetisch für Notzeiten so gemeint, wie er es gesagt hat: Wo 2 oder 3… Mt.18, 20)! Das ist Realpräsenz pur! Da brauchen wir keine der in 2 Tsd. Jahren entwickelten Ämterstrukturen und Pastoralmodelle (=Gemeinde wie halt schon immer). Und die Gebrauchsanweisung dafür hörten die Katholiken heute am Christkönigsfest in Mt. 25: Was Ihr dem Geringsten meiner Brüder (+Schwestern) getan habt, das habt Ihr mir getan: ganz praktisch, ganz alltagstauglich! Das ist nicht nur eine „Gerichtsrede“, sondern eine Vision vom Reich Gottes, also von unserer Zukunft als gläubige Christen. Und ganz wesentlich: Gemeinschaft mit Christus bedeutet Diakonie, und NUR sie! Da hören wir rein garnichts über Spiritualität, Gottesdienstbesuch, Sakramentenempfang, Lobpreiszeiten, Gebetshäuser, Sprachengebet, Kirchenmusik, Spendenbarometer, Gemeinschaftserlebnis und was wir sonst noch alles so in unserem frommen Fokus haben. Glaubwürdig wird unser Glaube nur durch Taten der Barmherzigkeit, sofern sie unseren Worten der Verkündigung entsprechen, und schon gar nicht durch konfessionelle Führungsansprüche, mögen sie sich noch so für „bibeltreu“ halten.
Die globalen Lockdowns konfrontieren uns mit dem Ende aller kirchlichen Traditionen. Die Gemeinde der Zukunft muss christuszentriert, multikonfessionell und diakonisch sein. Mit einer Kontaktbörse gegen Weihnachts-Einsamkeit können wir anfangen. Das lässt sich durchaus hygienekonform organisieren…
Dem kann ich nur zustimmen. Ich bin seit 15 Jahren gläubig und gehe seit 10 Jahren keine Gemeinde. Ich habe nur eine ganz kleine Gruppe (zeitweise waren wir nur zu 3.), mit denen ich mich regelmässig treffe. Und ich muss sagen, in dieser Zeit habe ich mehr gemeinschaftliches Leben erlebt, als in der “Gemeinde “. Wir helfen uns gegenseitig, beten mit und für einander, sind für einander da. Das ist es doch, was uns von der Welt unterscheidet. oder ?
LG Bärbel
…zunächst denke ich nicht mehr, dass es egal ist, ob ich von Gott oder Jesus spreche, denn “an Jesus scheiden sich die Geister”. Weiterhin: wenn Jesus – und das ist sowohl mein Zeugnis als auch meine Überzeugung – Beziehung mir DIR will, denn für DICH ist Er ans Kreuz gegangen und für DICH hat Er Sein Leben gegeben, dann MUSS DIR DEINE BEZIEHUNG zu Ihm um ein vielfaches wichtiger sein als die Gemeinschaft in der Kirche. Die Gemeinschaft untereinander ist lebensnotwendig, aber nicht nur für die die in den Spuren des Christus unterwegs sind., Die haben HOFFNUNG und SEINEN FRIEDEN, denn Er hat gesagt ICH WERDE DICH NICHT VERLASSEN NOCH VERSÄUMEN.
Viel “armseliger” sind die dran, die ohne IHN leben, also auf-auf und offen für Begegnungen, um den einsamen und verlassenen und ängstlichen nahe zu sein.
…und liebe Geschwister: IM WALD UND AUF DER HEIDE ist gut singen und jubeln und feiern. Immer noch…
ER IST DA UND IN KONTROLLE !!! Wahr oder wahr? 😉
Stimme voll überein – für die Frauen, Damen, Königstöchter ,Mädchen…etc.etc unter euch . JETZT ist die Zeit sich das Buch ” Schön ohne Aber ” – vom Körperhass zu Körperliebe” zuzulegen – es sind grossartige Übungen und tolle Imputs! Viel Freude damit , sowohl meine Tochter als auch meine Frau und meine Cousine fanden es toll! Klaus
Ja, die christliche Gemeinschaft lässt sich nicht digital leben. Letztlich ist die christliche Gemeinschaft im Zuge der Corona-Maßnahmen nahezu gestorben. Und natürlich, man sollte einüben selbst fest zu stehen. Dennoch ist die Nachfolge Jesu ohne christliche Gemeinschaft nicht denkbar. Die beiden sind untrennbar miteinander verbunden. Wir können auch nicht leben ohne zu atmen. Daniel hatte das in Bezug auf das Gebet verstanden und hat nicht einen Moment darüber nachgedacht, dass Gebet auch nur einen Tag zu unterbrechen.
Ich stimme zu!