Lektionen aus der Erweckung unter König Hiskia
Sind Erweckungen ausschließlich ein Werk Gottes? Können wir außer Warten und Beten gar nichts dazu beitragen? Oder hängt es vielleicht sogar ganz im Gegenteil an uns, ob eine Erweckung kommt oder nicht? Der biblische Bericht in 2. Chronik 29-32 über die Erweckung unter König Hiskia gibt uns zu diesen und weiteren Fragen rund um das Thema Erweckung wertvolle Antworten.
1. Auch in finsteren Zeiten kann Erweckung sehr plötzlich kommen
Der Vater und Vorgänger von König Hiskia hieß Ahas. Von ihm heißt es: „Er tat nicht, was dem Herrn gefiel.“ (28,1) Er schloss den Tempel und plünderte ihn aus. Er förderte den Götzendienst im ganzen Land. Er ließ sogar seinen Sohn als Götzenopfer verbrennen, und zwar im Hinnom-Tal, das in der Bibel zum Sinnbild für die Hölle wird. Man kann also sagen: In Juda war buchstäblich die Hölle los. Die Konsequenzen waren bitter: Ahas wurde beraubt und im Krieg besiegt. Feindliche Völker fingen an, Städte in Juda einzunehmen. Die Situation konnte düsterer kaum sein.
Und doch war die Erweckung nahe! In Kap. 29,3 lesen wir: „Gleich im ersten Monat seines ersten Amtsjahres“ setzte Hiskia viele Reformen um, die die Grundlage für diese Erweckung legten. Die Menschen staunten und freuten sich, denn: „Alles war sehr schnell gelungen.“ (29,36) Für uns bedeutet das: Gott kann Situationen schneller verändern, als wir uns das vorstellen können. Erweckung ist jederzeit möglich! Vielleicht werden auch wir schon bald überrascht sein und staunen, wie rasch sich die scheinbar aussichtslose Situation der Kirche Jesu gewandelt hat.
2. Die Orientierung an Gottes Wort ist unverzichtbar
In Kap. 29,15b lesen wir: „Dann begannen sie, das Haus des Herrn zu reinigen, wie der König es gemäß dem Wort des Herrn angeordnet hatte.“ Es war Hiskia also wichtig, nicht irgendetwas für Gott zu tun, sondern sich genau an Gottes Wort zu orientieren. Das galt auch für die Anbetung: „Dann ließ König Hiskia die Leviten mit Zimbeln, Harfen und Zithern im Haus des Herrn Aufstellung nehmen, wie es der HERR geboten hatte.“ (29,25)
Hiskia hatte offenkundig verstanden: Erweckung bekommen wir nur, wenn wir uns an Gottes Spielregeln halten! Wilder Aktionismus führt zu nichts. Und ich bin überzeugt: So ist es auch heute noch. Erweckung geht niemals nach unseren Regeln, sondern ausschließlich nach den Regeln Gottes. Es kann keine Erweckung geben an Gottes Wort vorbei. Menschen, die sich für eine echte Erweckung engagieren wollen, müssen deshalb tief verwurzelt sein in Gottes Wort. Sie müssen es lieben und ehrfürchtig zum Maßstab ihres Denkens und Handelns machen. Voraussetzung für eine Erweckung ist immer die Umkehr und die bewusste Unterordnung unter Gottes heiliges Wort.
3. Menschen handeln – aber Gottes Wirken ist entscheidend
In Vers 36 lesen wir: „Und Hiskia und das ganze Volk freuten sich sehr über das, was Gott für das Volk getan hatte.“ Diese Aussage kommt an dieser Stelle ein wenig überraschend. Denn eigentlich ist diesem Kapitel überhaupt nicht die Rede davon, dass Gott irgendetwas getan hätte. Geschildert wird nur, was Hiskia getan hat: Hiskia befahl, den Tempel zu öffnen und ihn aufzuräumen. Hiskia befahl den Priestern, Opfer zu bringen. Hiskia befahl den Leviten, Gott wieder anzubeten. Die Priester und Leviten taten, was ihnen befohlen wurde. Trotzdem haben sie sich am Ende nicht an ihren Arbeitsergebnissen gefreut. Vielmehr haben sie verstanden: Hier ist in Wahrheit Gott am Werk!
Daraus können wir eine doppelte und scheinbar in sich widersprüchliche Lektion ableiten. Die eine Seite der Wahrheit ist: Um Erweckung zu erleben, gibt es Dinge, die von Menschen getan werden müssen. Erweckung bedeutet Arbeit. Es ist somit nicht einfach nur Gottes Schuld, wenn keine Erweckung kommt. Wir können die Verantwortung nicht einfach auf ihn abschieben, während wir tatenlos in unseren müden Kirchen sitzen.
Aber zugleich gilt: Erweckung ist zuerst und zuletzt ein Werk unseres großen Gottes. Wann immer wir glauben, dass ein geistlicher Aufbruch das Resultat unserer Arbeit, unserer Talente und unserer Methoden wäre, sind wir auf dem Holzweg. Eine gute Methode kann zwar sehr hilfreich sein. Aber wenn wir unsere Hoffnung und unser Vertrauen auf eine Methode setzen statt auf Gott, dann werden die Methoden zu Götzen – und verhindern Erweckung. In Gottes Reich gibt es eine ewig gültige Grundregel, die lautet: An Gottes Segen ist alles gelegen. Geistliches Wachstum ist immer ein Wunder und ein Geschenk Gottes. Wo das vergessen wird, ist am Ende alle Arbeit umsonst.
Dieses doppelte Prinzip wird noch deutlicher in Kap. 30, 1-12:
„Nun ließ Hiskia ganz Israel und Juda zusammenrufen und auch Ephraim und Manasse durch Briefe einladen, zum Haus des Herrn in Jerusalem zu kommen, um das Passah des Herrn, des Gottes Israels, zu feiern. … Auf Befehl des Königs zogen Boten in ganz Israel und Juda umher. Sie hatten Briefe des Königs und seiner führenden Männer bei sich, in denen stand: »Ihr Israeliten, kehrt um zum Herrn, dem Gott Abrahams, Isaaks und Israels … Wendet euch dem Herrn, eurem Gott, zu, damit sein Zorn sich von euch abwendet. … Wenn ihr zu ihm zurückkehrt, wird er euch nicht abweisen.« Die Boten zogen von Stadt zu Stadt durch Ephraim und Manasse, bis nach Sebulon. Doch die meisten Menschen lachten nur über sie und verhöhnten sie. … Zur gleichen Zeit legte Gott seine Hand auf das Volk von Juda und weckte in den Menschen den gemeinsamen Wunsch, dem Befehl des Königs und seiner Männer zu folgen, wie es dem Wort des Herrn entsprach.“ (2. Chronik 30, 10-12)
Auch hier haben sich Menschen an die Arbeit gemacht. Sie sind umhergereist, um die Menschen aufzurufen, zu Gott umzukehren. Die meisten hatten für Gottes Botschaft aber nur Hohn und Spott übrig. Nur bei den Menschen von Juda tat Gott ein Wunder: Er weckte in ihnen den Wunsch, zu Gott zu kommen.
Es stimmt also tatsächlich: Wir können Erweckung nicht machen. Wir können und sollen zwar losgehen und die Menschen einladen. Unser Wort und unser Engagement ist wichtig. Aber es wird fruchtlos bleiben ohne Gottes Wirken. Am Ende hängt alles daran, ob Gott die Menschen aufweckt oder nicht.
Damit drängt sich eine große Frage auf: Warum weckte Gott nur die Menschen in Juda auf? Warum nicht auch in den anderen Gebieten? Ich glaube, dass es dafür einen Grund gab: Im Herzen des Gebiets von Juda gab es einige Leute, die entschieden hatten: Wir stellen Gott wieder in die Mitte. Wir richten uns nach seinem Wort. Wir beten ihn an. Wir beugen vor ihm die Knie.
Ja, es stimmt, dass wir Erweckung nicht machen können. Aber das heißt nicht, dass wir deshalb einfach nur geduldig warten müssen, bis Gott es sich mal überlegt und Erweckung schenkt. Erweckung beginnt, wo einige Menschen anfangen, Gott wieder in die Mitte zu nehmen. Ihn anzubeten. Auf sein Wort zu hören. Vor ihm die Knie zu beugen. Wo Menschen das tun, stellt sich Gott dazu. Dann legt er seine Hand auf die Herzen von weiteren Menschen und weckt in ihnen den Wunsch, sich Gott zuzuwenden.
4. Es lohnt sich – Der Segen Gottes ist alle Arbeit wert
Ich liebe den Bericht des Chronisten über die Ereignisse, die nun folgten:
„Und so kam im zweiten Monat eine riesige Menschenmenge in Jerusalem zusammen, um das Fest der ungesäuerten Brote zu feiern. Die Menschen machten sich daran, die Altäre aus der Stadt zu entfernen, rissen die Räucheraltäre nieder und schafften sie zum Bach Kidron. Am 14. Tag des zweiten Monats wurden die Passahlämmer geschlachtet. Die Priester und Leviten bekannten ihre Schuld und reinigten sich und brachten Brandopfer zum Haus des Herrn. … So feierten die Israeliten, die in Jerusalem versammelt waren, voller Freude sieben Tage lang das Fest der ungesäuerten Brote. Jeden Tag sangen die Leviten und Priester das Loblied des Herrn, begleitet von den mächtigen Instrumenten des Herrn. … Sieben Tage dauerte das Fest, und sie aßen und opferten Friedensopfer und dankten dem Herrn, dem Gott ihrer Vorfahren. Danach beschloss die ganze Gemeinschaft, das Fest noch weitere sieben Tage fortzusetzen, und voller Freude feierten sie noch eine Woche lang. … Es herrschte großer Jubel in der Stadt, denn ein solches Fest hatte Jerusalem seit den Tagen Salomos, des Sohnes von König David von Israel, nicht mehr erlebt.“ (2. Chronik 30, 13-26)
Das ist Erweckung: Massenhaft Menschen feiern Gott. Sie beten ihn an. Sie bekennen ihre Sünden. Sie sagen sich von den Götzen los. Sie jubeln. Sie freuen sich. Sie lieben es so sehr, Gott zu feiern, dass sie nach 7 Tagen sagen: Lasst uns das noch einmal 7 Tage lang machen.
Das ist typisch für Erweckungszeiten. Ohne Erweckung heißt es oft: Puh, der Gottesdienst dauert heute aber lang. Und der Pfarrer darf gerne über alles predigen, aber bitte nicht über 20 Minuten. In Erweckungszeiten ist es genau umgekehrt. Da können die Leute nicht genug davon bekommen, Gott zu feiern und auf sein Wort zu hören. Die fromme Pflicht wird zur Kür. Die moralinsaure, bleierne Schwere wird durch fröhliche Leidenschaft ersetzt.
Aber es bleibt nicht bei einem fröhlichen Fest. Danach geht es erst richtig los: Hiskia fängt an, das Land neu zu organisieren. Er ordnet das religiöse Leben. Er baut die Mauern der Stadt aus. Dazu baut er Brunnen, Bewässerungstunnel und Türme. Manche davon kann man heute noch besichtigen. Der Chronist klärt uns auf, woher all diese Erfolge kommen: „In allem, was er für das Haus Gottes tat, und in seinem aufrichtigen Bemühen, das Gesetz und die Gebote zu halten, suchte Hiskia seinen Gott von ganzem Herzen. Und ihm glückte alles, was er unternahm.“(31, 21)
Erfolg ist hier also nicht die Konsequenz der richtigen Strategie oder von Klugheit, von Talenten oder guten Ratgebern. Erfolg ist hier eine Konsequenz der richtigen Haltung! Eine Haltung, die sich konsequent an Gott und an seinem Wort ausrichtet. Eine Haltung, die Gott sucht und ihn immer an die oberste Stelle setzt. Das ist die Haltung, zu der Gott das Gelingen hinzufügt.
Das zeigt sich besonders krass, als Juda von einem feindlichen Heer angegriffen wird. Hiskias Vater Ahas hatte in solchen Situationen versucht, Verbündete zu finden und andere Könige zu bestechen. Es hatte ihm aber nichts genutzt. Was tat Hiskia? In Kap. 32, 20-21 lesen wir:„Da beteten König Hiskia und der Prophet Jesaja, der Sohn von Amoz, deswegen und flehten den Himmel an. Und der Herr schickte einen Engel, der das Heer im Lager des Königs von Assur mit all seinen Befehlshabern und Obersten vernichtete. Und Sanherib musste gedemütigt den Rückzug in sein eigenes Land antreten.“
Weil Hiskia an Gott hing, musste er gar nicht mehr selbst kämpfen! Gott kämpfte für ihn. Und ich frage mich: Wie viel Kraft und wie viele Verluste hat Hiskia wohl gespart, weil er diese richtige Priorität hatte? Bei uns ist es so oft genau umgekehrt: Wir sind so beschäftigt mit unserem (frommen) Programm, dass wir sagen: Wir haben keine Zeit zu beten. Wir haben keine Zeit zum Bibellesen. Und trotz unserem Stress sind unsere Erfolge dürftig.
Der Bericht über die Erweckung unter Hiskia macht deutlich: Jede Stunde Gebet ist eine gut und klug investierte Stunde. Jede Stunde, die wir demütig in die Bibel schauen, um von ihr zu lernen, ist eine gut und klug investierte Stunde. Jede Stunde, die wir Gott anbeten und ihn loben, ist eine gut investierte Stunde.
Deshalb sollten wir genau das tun: Unseren Gott in die Mitte nehmen. Ihn suchen im Gebet und in der Anbetung. Auf sein Wort hören. Damit es auch bei uns schnell geht. Denn genau das ist es, was unser Land so dringend braucht! Auch die besten Politiker werden die Probleme dieses Landes nicht lösen können. Die Probleme liegen tiefer, als dass man sie allein mit besseren Gesetzen lösen könnte. Dieses Land braucht vor allem anderen schnell eine Erweckung. Damit die Menschen heimkommen zum Vater und bei ihm das Leben finden. Ewiges Leben. Damit die Kirche Jesu wieder wachsen und Frucht bringen kann. Damit unsere Gesellschaft wieder auf gesunde Pfade findet. Damit Gott die Ehre bekommt, die ihm gebührt.
Ja, alles zur Ehre Gottes. Danke für diese freundliche Mahnung zur rechten Zeit.
Ja, alles zur Ehre Gottes. Danke für diese freundliche Mahnung zur rechten Zeit!
Wo ist heute ein Hiskia oder ein Jesaja?
Heute soll allen Wohl und niemandem Wehe getan werden.
Wir haben so viele Prophetien wie noch nie, es wird „gebetet“ ohne Unterlass. Nur macht das noch lange keinen Hiskia.
Es wird der Tempel eben nicht aufgeräumt. In der Gemeinde jagt fast eine falsche Prophetie von oft selbst ernannten „geistlichen“ Leitern, die oft genug ihre eigene Gemeinde gegründet haben, die nächste, ohne daß dies Konsequenzen hätte. Eine Konferenz, die die Erweckung in Aussicht stellt, folgt auf die nächste. Irrlehren und bedenkliche, wenn nicht falsche, geistliche Praktiken breiten sich immer stärker aus. Mit der Akzeptanz von katholischen Autoren und Rednern in vormals evangelikalen Kreisen werden die Reformatoren und die evangelischen Märtyrer posthum in den Hintern getreten.
„glauben, lieben, hoffen“ wird weiter vertrieben und nicht etwa vom Markt genommen. Gejammert wird erst dann, wenn in den Freikirchen einige endlich ihren Mut zusammennehmen und sich abspalten müssen, weil der Rest nicht mit umkehren will.
Hiskia fehlt, was für den Einzelnen keine Ausrede zum Leben und Handeln in dem sein darf, was man selbst erkannt hat.