Erweckung

Teil 1: Was die Bibel dazu sagt und warum wir sie unbedingt brauchen

„Ich kenne dein Tun und weiß, dass du im Ruf stehst, lebendig zu sein. Aber du bist tot. Werde wach und stärke den Rest, der noch Leben hat, damit er nicht vollends stirbt!“ (Offb. 3, 1-2)

Was für eine heftige Diagnose: Eine Gemeinde hat den Ruf, lebendig zu sein. Aber Jesus sieht hinter die Kulissen und sagt: In Wahrheit ist das geistliche Leben weitgehend abgestorben. Höchste Zeit, wieder aufzuwachen. Höchste Zeit für eine Erweckung!

Der Begriff „Erweckung“ ist unter Christen umstritten. Das liegt zum einen daran, dass er in der Bibel so nicht vorkommt. Zum zweiten gibt es die Sorge, Christen könnten lieber in Erweckungsträumen schwelgen, statt jetzt und hier tatkräftig anzupacken. Und schließlich gibt es nicht wenige Christen, die das Konzept und die Realität von „Erweckungen“ ganz grundsätzlich bezweifeln.

Dabei sind Erweckungsbewegungen sowohl in der Bibel als auch in der Kirchengeschichte eine breit bezeugte Realität. Schon das Alte Testament berichtet von beeindruckenden geistlichen Erneuerungsbewegungen, z.B. unter König Hiskia (2. Chronik 29-31), unter König Joschija (2. Chronik 34-35) oder unter Nehemia (Nehemia 8-10). Die Kennzeichen dieser Erweckungsbewegungen sind immer wieder ähnlich:

  • Eine leidenschaftliche Hinwendung zu Gott und Abkehr von den Götzen: „Joschija ließ nun auch in allen übrigen Gebieten Israels all die abscheulichen Götzen entfernen und hielt alle, die dort wohnten, dazu an, Jahwe, ihrem Gott, zu dienen.“ (2. Chronik 34, 33)
  • Die ehrfürchtige Unterordnung unter Gottes Wort und Gebot: „Er ließ ihnen das ganze Bundesbuch vorlesen, das im Haus Jahwes gefunden worden war. Dann trat der König auf sein Podest und schloss den Bund vor Jahwe, dass man ihm nachfolgen wolle, seine Gebote, Mahnungen und Ordnungen mit ganzem Herzen und ganzer Kraft befolgen und alles genau tun wolle, was in dem Buch geschrieben steht.“ (34, 30+31)
  • Die Wiederherstellung des Gottesdienstes und der Anbetung: „Joschija feierte in Jerusalem ein Passafest zur Ehre Jahwes. … Die Sänger aus der Nachkommenschaft Asafs blieben für die Dauer des Festes an ihrem Platz, wie es David, Asaf, Heman und der königliche Seher Jedutun angeordnet hatten. … Ein solches Passafest hatte es in Israel seit der Zeit des Propheten Samuel nicht mehr gegeben.“ (35, 1+18)
  • Große Opferbereitschaft: „Joschija spendete aus dem königlichen Besitz für das versammelte Volk … Auch seine hohen Beamten spendeten freiwillig für das Volk.“ (35, 7+8)
  • In der Folge sichtbarer Segen: „Ja, du hast dich vor mir gedemütigt, deine Gewänder eingerissen und vor mir geweint. Darum habe ich auch auf dich gehört, spricht Jahwe. Wenn ich dich dann sterben lasse, wirst du friedlich im Grab deiner Väter bestattet werden.“ (34, 27+28)

Die alttestamentlichen Erweckungsbewegungen waren keinesfalls nur eine Sache der Leiter des Volkes, im Gegenteil: Große Teile der Bevölkerung wurden tief im Herzen bewegt und kehrten leidenschaftlich zu Gott um, wie der bewegende Bericht im Buch Nehemia zeigt:

 „Als der 7. Monat herankam und die Israeliten in ihren Städten wohnten, versammelte sich das ganze Volk auf dem Platz vor dem Wassertor. Sie baten den Gesetzeslehrer Esra, das Buch mit dem Gesetz Moses herbeizubringen, dem Gesetz, das Jahwe den Israeliten verordnet hat. … Vom frühen Morgen bis zum Mittag las er auf dem Platz vor dem Wassertor aus dem Gesetzbuch vor. Das ganze Volk hörte aufmerksam auf die Worte des Buches. … Esra öffnete die Schriftrolle vor aller Augen, denn er stand höher als das versammelte Volk. Als er das tat, standen alle auf. Zuerst pries Esra Jahwe, den großen Gott, und alle antworteten mit erhobenen Händen: “Amen, Amen!” Dann warfen sie sich vor Jahwe auf die Knie, und beugten sich mit dem Gesicht bis auf die Erde. Die Leviten … halfen den Zuhörern, das Gesetz zu verstehen. Das Volk blieb dabei an seinem Platz. Sie übersetzten die vorgelesenen Abschnitte und erklärten die Weisung Gottes, damit die Leute sie verstehen konnten. Als die Israeliten die Worte des Gesetzes vernahmen, fingen sie an zu weinen. Da sagten der Statthalter Nehemia, der Priester und Gesetzeslehrer Esra und die Leviten, die das Volk unterwiesen: “Seid nicht traurig und weint nicht, denn dieser Tag ist Jahwe, eurem Gott, geweiht! … Heute ist ein Festtag für Jahwe. Seid nicht traurig, denn die Freude am Herrn ist eine Festung für euch!” (Nehemia 8, 1-10)

Umkehr zu Gott, Unterordnung unter sein Wort, Aufblühen von Gebet und Anbetung, große Opferbereitschaft, eine gesegnete, aufblühende Kirche: All diese Merkmale von Erweckung können wir auch in vielen Erweckungsbewegungen quer durch die Kirchengeschichte beobachten. Immer wieder gab es solche besonderen Zeiten der leidenschaftlichen Hinwendung zu Gott und der ehrfürchtigen Unterordnung unter sein Wort und Gebot. Oft sind in diesen Zeiten neue Lieder und neue Formen der Anbetung entstanden. Nicht selten kann man am Alter der meistgesungenen Lieder und manchmal sogar noch an den Gebäuden erkennen, aus welcher Erweckung eine kirchliche Gruppierung hervorgegangen ist. Aber nicht nur die Kirche profitiert von Erweckungen. Große Erweckungsbewegungen haben immer auch auf die Gesellschaft abgefärbt. Besonders deutlich kann man das anhand des Einflusses der „Great Awakenings“ im 19. Jahrhundert in den USA nachweisen. Aber auch meine schwäbische Heimat profitiert bis heute vom Fleiß, von der Ehrlichkeit und der sozialen Ader vieler pietistisch geprägter Unternehmer.

Ich bin deshalb überzeugt: Was Deutschland vor allem braucht, ist eine Erweckung! Auch die besten Konzepte werden die weit verbreitete Fruchtlosigkeit der Kirche Jesu in unserem Land nicht grundlegend ändern können. Auch die besten Politiker werden die wachsenden gesellschaftlichen Probleme unseres Landes nicht lösen. Demokratie funktioniert auf Grundlagen, die sie selbst nicht schaffen kann: Respekt vor der unveräußerlichen Würde jedes Menschen. Ehrlichkeit. Mitmenschlichkeit. Toleranz. Demut. Eine dienende Haltung. Vishal Mangalwadi hat in seinem „Buch der Mitte“ eindrucksvoll nachgewiesen, wie eng alle diese Werte mit unserem reformatorischen Erbe zusammenhängen. Deshalb gilt:

Wenn wir die Kirche Jesu wieder aufblühen und wachsen sehen wollen…

Wenn wir sehen wollen, wie viele Menschen zum Glauben kommen und das ewige Leben finden…

Wenn wir unsere Demokratie bewahren wollen…

… dann sollten wir auf die Knie gehen und um eine neue Erweckung beten. Wir sollten uns demütigen und unterordnen unter Gottes heiliges Wort. Wir sollten Buße tun und umkehren, wo unser Leben den Geboten Gottes widerspricht. Wir sollten uns Zeit nehmen, um gemeinsam im Gebet Gottes Angesicht zu suchen und uns dabei Gottes Verheißung für sein Volk vor Augen halten:

Wenn ich den Himmel verschließe und es nicht mehr regnet, wenn ich den Heuschrecken befehle, das Land kahl zu fressen, und wenn ich die Pest unter mein Volk sende, und wenn dann mein Volk, über dem mein Name ausgerufen ist, sich demütigt und zu mir betet, wenn es meine Gegenwart sucht und von seinen bösen Wegen umkehrt, dann werde ich es vom Himmel her hören, ihre Sünden vergeben und ihr Land heilen.“ (2. Chronik 7, 13+14)

Es bewegt mich immer sehr, wenn ich sehe, dass es solche Bewegungen des Gebets und der Umkehr in unserem Land bereits gibt. Der Abschlussgottesdienst zum Gebets- und Fasttag für Erweckung in Deutschland ist ein gutes Beispiel dafür. Wenn Du nicht dabei sein konntest empfehle ich Dir von Herzen, diese Impulse und Gebete auf Dich wirken zu lassen:

Aber wie kommt es zu einer Erweckung? Können wir Menschen überhaupt etwas dazu beitragen? Ist es nicht vollkommen unrealistisch, in absehbarer Zeit in der westlichen Welt eine Erweckung zu erwarten? Zu diesen und weiteren Fragen rund um das Thema Erweckung werden wir uns in Teil 2 dieses Artikels genauer anschauen, welche wichtigen Lektionen wir aus der Erweckung unter König Hiskia lernen können.

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