Wie umgehen mit Zweifeln?

Wer glaubt, kennt auch Zweifel. Beim bekannten Jugendevangelisten Torsten Hebel wurden die Zweifel sogar so groß, dass er den Glauben offenbar verloren hat und er sich ganz neu auf die Suche nach Gott macht. Was für eine traurige Nachricht! Aber geht es uns Christen nicht allen so, dass wir immer wieder Zweifel haben, ob das denn wirklich alles so stimmt mit der Auferstehung, den Wundern, der Wiederkunft Jesu, Himmel und Hölle usw.?

Bei diesem Thema fällt mir immer sofort ein unglaubliches Erlebnis ein: Als junger Erwachsener war ich schon einige Jahre als engagierter Christ aktiv. Ich war abends alleine in meinem Zimmer und hatte plötzlich das Gefühl, dass mein ganzes Glaubenskartenhaus zusammenbricht. Alle christlichen Überzeugungen schienen mir auf einmal so fern, so weltfremd. Es fühlte sich an, als ob mir jemand den Boden unter den Füßen wegzieht und sich meine heimelige fromme Welt in Luft auflöst.Gesicht Fragen Zweifel

In meiner Verzweiflung tat ich etwas, was ich vorher und nachher nie mehr tat und das ich eigentlich auch niemand empfehlen würde: Ich nahm meine Bibel, schlug sie nach dem Zufallsprinzip irgendwo auf und zeigte wahllos mit dem Finger auf einen Vers. Was ich dann las verschlug mir förmlich den Atem:

„Ich habe dich einen kleinen Augenblick verlassen, aber mit großer Barmherzigkeit will ich dich sammeln. Ich habe mein Angesicht im Augenblick des Zorns ein wenig vor dir verborgen, aber mit ewiger Gnade will ich mich deiner erbarmen, spricht der HERR, dein Erlöser.” (Jesaja 54, 7+8)

Nur selten in meinem Leben fühlte ich mich so direkt und klar von Gott angesprochen. In diesem Moment wurde mir klar: Glauben können ist ein Geschenk! Es ist nicht meine intellektuelle Leistung sondern ein Resultat von Gottes Erbarmen und Gottes Wirken in mir. Paulus drückte das so aus. “So liegt es nun nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen.” (Römer 9, 16).

Das ist die eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist, dass uns die Bibel trotzdem zu einer Entscheidung für den Glauben aufruft (z.B. Markus 1, 15). Sie schildert ausführlich die Konsequenzen, die diese Entscheidung für unser Leben und für die Ewigkeit hat. Wenn wir Menschen überhaupt keine eigene Entscheidungsmöglichkeit hätten würde das keinen Sinn machen.

Der Punkt ist: Glaube ist zwar ein Geschenk. Aber weil Gott will, dass alle Menschen gerettet werden bietet er dieses Geschenk jedem an. Ob wir es annehmen oder nicht bleibt unsere Entscheidung. Anders ausgedrückt: Glaube wird durch den Heiligen Geist gewirkt. Ob wir dem Heiligen Geist Raum geben oder nicht, liegt in unserer Hand.

Deshalb ist Glaube gefährdet, wenn er nur auf intellektuellen Überzeugungen und einem „Fürwahrhalten“ von christlichen Dogmen beruht. Die Erfüllung mit dem Heiligen Geist, die für die ersten Christen eine Glaubens-Grunderfahrung war (siehe z.B. Apostelgeschichte 19, 1-7), ist heute noch genauso wichtig wie damals. Es lohnt sich, auch heute noch um die Erfüllung mit dem Heiligen Geist zu beten oder für sich beten zu lassen.

Aber die Frage bleibt: Was machen wir, wenn uns Argumente gegen unseren Glauben treffen, auf die wir keine Antwort wissen? Ignorieren? Wegbeten? Nein, das ist sicher keine gute Idee. Glaube funktioniert auf Dauer nicht, wenn wir alle Einwände gegen unsere christlichen Überzeugungen verdrängen und unterdrücken. Besser ist es, wenn wir sie im Gebet Gott vorlegen, darüber nachdenken, forschen und Antworten suchen.

Immer wieder erlebe ich: Wenn ich das tue schenkt Gott mir tatsächlich einleuchtende Antworten! Auf diese Weise sind schon manche biblische Stolperstellen für mich zu echten Fundgruben geworden. Und ich spüre, wie das meinen Glauben stabilisiert. Es tut mir gut, überzeugende Argumente für meinen Glauben kennen gelernt zu haben wie z.B. die Belege für die körperliche Auferstehung Jesu, für die Glaubwürdigkeit der Bibel oder die überwältigenden Hinweise auf einen Schöpfer des Universums.

Gottes Wirken UND fundiertes Wissen: Beides hilft mir, zu glauben! Ich freue mich, ehrlich sagen zu können: Auf diesen beiden Beinen steht mein Glaube inzwischen ziemlich stabil. Ich hatte schon lange keine ernsthaften Zweifel mehr. Das gewachsene Vertrauen hilft mir, mutiger zu beten und zu vertrauen, dass Gott Dinge bewegt, die menschlich unmöglich erscheinen. Und es trägt dazu bei, dass ich auch andere Menschen mit meinem Glauben anstecken kann.

Und doch weiß ich am Ende: Es ist nicht meine Leistung sondern unverdiente Gnade, dass ich glauben kann. Dieses Wissen bewahrt mich davor, auf andere Menschen herabzuschauen, die sich mit dem Glauben schwer tun. Und es lehrt mich beten – für mich selbst und für die Menschen um mich herum, dass auch sie das wundervolle Geschenk des Glaubens entdecken dürfen.

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