Oder: Warum ich liberale Theologie so belanglos finde
Der große Moment war gekommen. Die Schatzkarte wurde auf dem Tisch ausgebreitet. Und tatsächlich: Tief im Inneren der Insel war die Stelle markiert, an der der sagenhafte Schatz vergraben sein musste. Doch die leuchtenden Augen verdunkelten sich. Der Weg zum Schatz schien eng, steil und gefährlich zu sein. Gemurmel ging durch den Raum. „Gibt’s da eigentlich Geländer?“ „Da müssten wir ja erst mal trainieren.“ „Das kann man doch niemand zumuten.“ Erste grundlegende Zweifel wurden formuliert: „Man kann doch so eine alte Schatzkarte nicht einfach auf heute übertragen!“ „Mir kann doch keiner erzählen, dass es nur EINEN Weg zum Schatz geben soll!“ Dann wurde die Kritik grundsätzlicher: „Mit unseren heutigen Möglichkeiten finden wir sicher einen besseren Weg.“ „Und vielleicht ja auch ein besseres Ziel!” „Eben! Wer definiert überhaupt, was ein Schatz ist? Schöne Strände sind doch auch ein großer Schatz, oder?“ „Solange es ein schöner Weg ist, ist doch auch alles gut!” Jetzt waren sich alle einig: Diese Karte konnten sie unmöglich einfach so als Reiseroute verwenden. Stifte wurden gezückt. Doch bevor jemand etwas auf die Karte zeichnen konnte schlug Fred auf den Tisch. „Glaubt ihr ernsthaft, dass ihr den Weg besser kennt als der, der den Schatz vergraben hat? Lasst mir bloß die Schatzkarte in Ruhe! Ich gehe diesen Weg. Ich finde den Schatz. Ihr dürft euch solange gerne um schöne Wege und Strände kümmern. Dafür braucht ihr die Karte nicht. Im Internet gibt es Pläne ohne Ende.“ Mit diesen Worten nahm er die Karte und ging, um sich auf den Weg zu machen.
Der sagenumwobenste Schatz dieser Welt heißt: Ewiges Leben! Jeder hofft darauf. Aber kein Mensch weiß etwas Genaues darüber. Paulus hingegen hat behauptet:
„Ich bin ein Apostel von Jesus Christus, dazu berufen, […] die Wahrheit zu verbreiten, die zum Glauben führt. Diese Wahrheit schenkt die Hoffnung auf ewiges Leben.“
(Titus 1, 1-2a)
Ich will ehrlich mit Ihnen sein, lieber Leser: Mich interessiert halt nun mal vor allem dieser Schatz. Andere dürfen gerne für den Tierschutz, Klimaschutz, Gleichberechtigung, Karriere, Erfolg, Schönheit usw. leben. Ich will in erster Linie ewiges Leben haben. Und zwar nicht nur für mich (das wäre ja egoistisch) sondern auch für die Menschen um mich herum. Und da wir Menschen nun mal keine Ahnung über das Leben nach dem Tod haben und da es am Ende eben nur 1 objektive Wahrheit geben kann interessiert mich letztlich nur eins: Was hat Gott dazu gesagt?
Und jetzt kenne ich halt nur 1 Gruppe von Menschen, denen ich wirklich abnehme, dass sie tatsächlich Gott gehört haben: Die Autoren der Bibel! Sie behaupteten nicht nur ständig, das wahre Wort Gottes zu predigen. Sie waren auch noch bereit, für ihre Botschaft in den Tod zu gehen. Ihre Worte waren so kraftvoll, dass sie bis heute die Welt verändern – im Gegensatz zu so vielen hochtrabenden theologischen Theorien, von denen nach kurzer Zeit kein Mensch mehr spricht.
Ihr lieben Theologen, ihr habt so eine wichtige Aufgabe! Ich wünsche mir von euch, dass ihr mir helft, die Bibel, die Schatzkarte Gottes, besser lesen und verstehen zu können. Bitte fordert mich heraus, diesen biblischen Weg zu gehen. Konfrontiert mich damit, welche meiner Wege nicht zur biblischen Schatzkarte passen. Wenn ich eine Bibelstelle falsch verstehe dann zeigt mir bitte eine andere, die mich korrigiert. Und bitte warnt mich vor falschen Lehren und Lehrern, die mir Wege empfehlen, die von der Bibel abweichen. Ich finde es offen gesagt traurig, dass das so wenige von euch tun.
Aber wenn ihr euch stattdessen mehr mit anderen Theologen und theologischen Gedankengebäuden statt mit der Bibel beschäftigt, hilft mir das nicht wirklich weiter. Und wenn ihr euch über die Bibel stellt und anfangt, euren Verstand, eure Meinung, eure Erfahrung, den Zeitgeist, menschliche Erkenntnisse oder Bedürfnisse zum Schiedsrichter über richtig und falsch in der Bibel zu machen, dann bin ich raus. Denn ich glaube einfach nicht, dass ihr besser über das (ewige) Leben Bescheid wisst als die Apostel und Propheten, die uns Gottes Wort verkündigt haben.
Geradezu lächerlich finde ich es, wenn manche von euch meinen, sie könnten biblische Lehren mit ihrer Logik widerlegen. Mal ernsthaft: Wer von uns will denn beurteilen, ob die Möglichkeit einer ewigen Verdammnis, vor der Jesus uns so intensiv gewarnt hat, nicht doch auch Ausdruck von Gottes Liebe und Gerechtigkeit sein kann? Wer von uns wollte beurteilen, ob es nicht doch einen blutigen Sühnetod brauchte, um uns vor dieser Verdammnis zu bewahren? Wir verstehen ja nicht mal wie eine winzige lebende Zelle funktioniert. Und dann wollen wir definieren, wie Schuld, Vergebung, Erlösung, Gerechtigkeit und die Ewigkeit konstruiert sein muss, damit es für unsere erbärmlichen logischen Fähigkeiten akzeptabel ist? Ich finde: Hochmut ist gar kein Ausdruck für so eine menschliche Selbstüberschätzung.
Deshalb seid mir bitte nicht böse, dass theologische Theorien, die man nicht klar und deutlich mit der Bibel belegen kann, bei mir nur Schulterzucken auslösen (und übrigens nicht nur bei mir, wie man an den rapide schrumpfenden Kirchenmitgliederzahlen sieht). Feministische Theologie, Befreiungstheologie, transformative Theologie, tiefenpsychologische Theologie: Alle diese kurzlebigen theologischen Modewellen finde ich einfach nur belanglos, wenn sie primär menschlich und nicht biblisch getrieben sind. Ich liebe biblische Theologie! Die Bibel soll sich selber auslegen und selber definieren, wie sie richtig zu verstehen ist! Deshalb schlage ich von allen Büchern immer noch am liebsten die Bibel auf und hebe aus ihr die kostbaren Schätze, die mir verbrieft und verlässlich das Leben bringen. DAS finde ich spannend ohne Ende.
P.S. an alle die jetzt glauben, mir wäre die Not dieser Welt egal und mir ginge es nur ums Seelenheil: Mein Jesus hat gesagt, dass die in den Himmel kommen, die den Hungrigen zu essen geben, die Fremden aufnehmen, den Armen helfen und die Kranken und Kriminellen besuchen (Matth. 25, 31-45). Interessanterweise waren es ja gerade die Jesusnachfolger mit biblischer Perspektive, die so ungeheuer viel für unser aller Wohlstand, Gesundheit und Bildung getan haben (wie Vishal Mangalwadi in seinem „Buch der Mitte“ eindrücklich nachgewiesen hat). Vielleicht ja deshalb, weil genau diese biblische Ewigkeitsperspektive nicht nur an die Symptome sondern an die Wurzel der Nöte dieser Welt geht, nämlich an unsere Sündhaftigkeit und unseren Egoismus. Vielleicht wächst Gerechtigkeit in einer Gesellschaft ja viel mehr durch erneuerte Herzen statt nur durch Politik. Also bevor ihr euch über meine angebliche Weltflucht lustig macht würde ich sagen: Abwarten, wer am Ende wirklich mehr gegen die Not der Welt getan hat… J
Siehe auch:
- 10 Gründe, warum es auch heute noch vernünftig ist, der Bibel zu vertrauen
- Die Bibel ist das Herzstück der westlichen Kultur – Wie ein Inder dem Westen den grundlegenden Wert der Bibel zeigt
- Pfusch am Bau – Wilhelm Busch über den Umgang mit der Bibel
Eine schöne Analogie. Ein verborgener Schatz und der Weg dorthin kann auch beschwerlich sein. Gerettet werden wir aus Gnade. Das können wir uns nicht erarbeiten, verdienen oder dergleichen. Aber seinen Glauben zu leben ist nicht immer einfach. Ob so einige sich auf den Weg gemacht haben und sich dann enttäuscht abwendeten, weil es zu beschwerlich wurde? Müßte es nicht leichter gehen? Aber den guten Kampf des Glaubens müssen wir schon noch kämpfen.
Danke für die Rückmeldung. In der kleinen Geschichte heißt es ja: “Der Weg zum Schatz SCHIEN eng, steil und gefährlich zu sein.” Die biblische Sexualethik und andere biblische Stolperstellen werden in unserer postmodernen Gesellschaft vielfach als unzumutbar empfunden. Und Jesu Gebote (z.B. von der Feindesliebe) setzen z.T. so steile Standards, dass ihnen ehrlicherweise niemand von uns gerecht werden kann. Und doch empfinde ich diesen Weg der Nachfolge als riesengroße Freude, erstens weil sich Gottes Gebote da, wo ich mich an ihnen orientiere, als wirklich segensreich erweisen. Und zweitens, weil ich diesen Weg unter der Gnade, Geduld und Barmherzigkeit Gottes gehen und leben darf, die mir immer wieder aufhilft und mich trägt trotz aller Schwäche und Versagen.
Gähn… als würde sich die von Ihnen “biblisch” genannte Theologie nicht auch auf abstruse Vorstellungen stützen… Die Bibel ist eine in verschiedenen Jahrhunderten von unbekannten Autoren verfasstes Sammlung theologischer Texte… Und diese Sammlung ist ja nun, weiß Gott, nicht einheitlich. Allein schon der Prozess der Kanonisierung in den verschiedenen Kirchen, macht Ihren Ansatz zunichte.
Ich verstehe ja ihr Bedürfnis, die Bibel als Gebrauchsanweisung lesen zu möchten, aber so einfach ist die Welt (und auch das Reich Gottes) leider nicht…
Sorry.
Nachtrag: Des Weiteren verehren Christen Jesus Christus, nicht die Bibel. Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass keines der christlichen Glaubensbekenntnisse die Unfehlbarkeit der biblischen Texte einschließt? Dafür gibt es einen Grund: Das Wort Gottes ist eben nicht der Text der Bibel an sich, sondern der fleischgewordene Gott in Jesus Christus. Sie werden dem Wort Gottes nicht gerecht, wenn Sie es in einer Unfehlbarkeit der Bibel suchen.
Lieber Chingchang, vielen Dank für die Darstellung Ihrer Meinung. Dass die Bibel einfach nur eine Sammlung theologischer Texte ist halte ich persönlich für völlig unvorstellbar. Die Bibel hat zahlreiche Eigenschaften, die sie krass von sämtlichen anderen theologischen Texten der Antike (und der Moderne) unterscheidet. Falls es Sie (oder wie wäre es mit Du?) interessiert: Ich habe hier mal dargestellt, wie ich zu dieser Überzeugung komme: https://blog.aigg.de/?p=3176. Zum zweiten finde ich, dass man Jesus und die Bibel unmöglich trennen kann. Woher wissen wir denn, wer Jesus war, wie er handelte, was er sagte? Einzig und allein aus der Bibel! Wenn wir der Bibel nicht trauen können wir auch nicht wissen, wer Jesus ist. Jesus hat sich zudem hinter jedes Zeichen der heiligen Schrift gestellt. Ich halte es daher für wenig schlüssig, Jesus gegen die Bibel auszuspielen.
Vielen Dank, ein sehr guter Vergleich! Und wie gut, dass es doch immer wieder Theologen gab und gibt, die von der Freude am Glauben und an Gott bestimmt waren, und ihre Theologie als Berufung sahen, den Menschen diese Schatzkarte verständlich und zielführend zu erklären! Auch ich als Theologin habe viel von Ihnen profitiert! Schade natürlich, dass auch im Alten Testament die Propheten nicht nur gerne gehört wurden. Ich las gerade mit meiner Tochter Hesekiel und dachte dabei, dass es unter der Sonne doch immer noch ähnlich zugeht.
Wunderbar, Ihr blog. Vielen Dank für Ihre Arbeit. Sehr ermutigend. Weiter so.
Liebe brüderliche Grüße
G.Behringer
Danke!