History Maker – wenn junge Christen Geschichte schreiben

Sonntag, 26. Oktober 2014: Ich sitze vor etwa 30 Teenagern und jungen Erwachsenen, die gerade im Rahmen einer „Community Week“ 1 Woche lang zusammen im evangelischen Gemeindehaus wohnen. Die kommenden Tage sollen dafür genutzt werden, die ChurchNight vorzubereiten, die am darauffolgenden Freitag stattfindet. Ich eröffne die Planungen mit dem Satz: „So sieht im Moment das Programm der ChurchNight aus.“ Dabei zeige ich ein weißes Blatt Papier in die Runde.

CN Band zugeschnitten1ModerationWas dann geschieht verblüfft mich bis heute. So viel Kreativität, Begeisterung und Engagement hätte ich mir nicht träumen lassen. Rasch füllen die Jugendlichen ganz selbständig das von ihnen gewählte Thema „History Maker“ mit Inhalten. Da werden 4 Themenblöcke definiert, ein Tanz wird choreografiert, die Band probt, ein Video wird produziert, 2 junge Moderatorinnen durchdenken die Abläufe, ja sogar das Predigen wird teilweise von den Jugendlichen selbst übernommen.

Das „Gesamtkunstwerk“, das am 31.10. dann in unserer Martinskirche zu erleben war, hat die Besucher tief beeindruckt, und zwar nicht nur wegen der Vielfalt an Gaben und Talenten sondern vor allem wegen der Leidenschaft und Tiefe, die an diesem Abend zu spüren war.

Tanz1Der letzte Predigtimpuls wurde von 2 Teenagern in Form eines „Poetry Slams“ vorgetragen. Raus aus der Passivitätwar ihre herausfordernde Botschaft. Beschämt hat mich, dass es in der Tat in meiner Generation so wenige Vorbilder gibt für diesen jesusmäßigen Lebensstil, den sie leben wollen. Deshalb müssen gerade auch wir Älteren diesen eindringlichen Weckruf so dringend hören. Denn Kirche hat nur Zukunft, wenn wir gemeinsam aufstehen, um mit Gott Geschichte zu schreiben. Danke an Euch junge Leute, dass Ihr einfach schon mal angefangen habt.

Raus aus der Passivität

Was wäre, wenn…?

Was wäre, wenn wir in einer Gesellschaft leben würden, in der uns weder Trägheit noch unser schnelles Leben davon abhalten würden anderen Menschen unsere Hand zu reichen?

Was, wenn uns weder unser Stolz noch unser Egoismus daran hindern würden, uns der Not anderer zu stellen?

Stell dir vor, du hättet keine Angst, schlecht dazustehen und wärst in Situationen, in denen du gebraucht wirst nicht überfordert, weil du dich nicht für zu unbedeutend oder unfähig hältst, denn oft sind es unsere eigenen Gedanken, die uns entmutigen.

Was wäre, wenn wir anfangen würden den Blick von unseren eigenen Problemen zu heben und beginnen, umsichtig die Not der Anderen zu erkennen?

Aber ehrlich, wann hätten wir diesen Blick erlernen sollen und von wem? Zu selten gibt es Menschen, Vorbilder, die uns das konkret vorleben, an denen wir uns ein Beispiel nehmen können.

Doch es gibt einen, der hat das beispiellos und konsequent in seinem Leben umgesetzt: Jesus! Nehmt euch ihn zum Vorbild! Lasst es uns sein, die damit anfangen, eine Generation von Historymakern zu werden, die die Bibel leben, denn vielleicht bist du der letzte Jesus, den dein Nächster erlebt und die erste Bibel die er lesen kann. Gott schenkt uns genügend Möglichkeiten in unserem Alltag, wir müssen unseren Blick nur schärfen, um sie zu erkennen und dann zu ergreifen.

Und es ist wahr: Niemand ist durch Geben je arm geworden. Jedes Mal, wenn wir helfen, wachsen wir selbst und bekommen Dankbarkeit geschenkt. Aber wichtig ist: Lass dich nicht entmutigen, denn es könnte sein, dass gerade dein Wort und deine Tat einen Stein ins Rollen bringt, dessen Größe dir gar nicht bewusst ist.

Aber ist es wirklich DAS, was wichtig ist? Dass wir uns durch gute Taten groß machen? Nein! Was viel mehr zählt ist doch der Fakt, dass Gott uns als seine Werkzeuge gebrauchen möchte, dass wir ein Teil seiner Geschichte sein dürfen. Also glaube nicht länger an zufällige Begegnungen. Gott schickt euch auf den Weg! Auf den Weg, um seine Geschichte, His Story, zu teilen und groß zu machen.

Wir haben die Kraft dazu. Denn unsere Quelle der Stärke liegt in unserem Herrn. Sie versiegt nie.

Was wäre, wenn Du jetzt verändert aus diesem Gottesdienst heraus gehst, anfängst aufzustehen.

Was wäre, wenn…?

Text: Danica Schillhorst und Helena Müller  /  Fotos: Rolf Sahm

Siehe auch:

Die Kreuzzüge – neues Licht auf ein dunkles Kapitel?

Alpträume hatte ich schon lang nicht mehr. Aber kürzlich war es mal wieder soweit. Schweißgebadet bin ich aufgewacht. Was war los?

Ich hatte mich am Abend zuvor mit den Kreuzzügen beschäftigt. Lange Zeit hatte ich gedacht, die Kreuzzüge wären einfach nur die Idee von ein paar wildgewordenen Päpsten gewesen, denen halt nichts besseres einfiel als Eroberungskriege zu führen. Aber der bestialische IS-Terror hatte mich ins Nachdenken gebracht. Könnte es sein, dass auch damals schon Muslime so grauenvoll gewütet haben? Falls ja: Wirft das vielleicht ein ganz neues Licht auf die Kreuzzüge?

Also begann ich, Artikel über die Ausbreitung des Islam zu lesen. Das war harte Kost. Wirklich grauenhaft. Um meinen Lesern solche Alpträume zu ersparen lasse ich die Links lieber weg. Einen Artikel möchte ich jedoch rundum weiter empfehlen: „Die Kreuzzüge in historischer und biblischer Perspektive“. Sachlich und ausgewogen stellt Johann Hesse darin die dunkle Geschichte der Kreuzzüge dar. Er stellt fest:

„Die einseitige Fixierung auf das Unrecht der Kreuzzüge verstellt den Blick auf den historischen Gesamtzusammenhang. Es muss beachtet werden, dass die Kreuzzüge eine Reaktion auf die aggressiven Eroberungsfeldzüge islamischer Völker waren.“

Weiter arbeitet Johann Hesse heraus:

„Der Blick in die Quellen des Islam, seine Ausbreitung in militärischen Eroberungsfeldzügen und die heutigen Formen islamistischer Gewalt weisen eine Kontinuität auf.“

Mit anderen Worten: Das Weltbild und die aggressiven Eroberungskriege des IS passen durchaus zu Teilen der islamischen Expansionsgeschichte sowie zu einigen Passagen im Koran, die man im Sinne eines kriegerischen Islam deuten kann. Die Konsequenz für Europa war:

„Das christliche Abendland erlebte den expandierenden Islam weder als tolerant noch als friedfertig. Europa war herausgefordert: Entweder es unterwarf sich oder es wehrte sich.“

Wir können also dankbar sein, dass Soldaten in harten Kämpfen die muslimischen Heere zurückschlugen, die zeitweise ganz Spanien, Teile Frankreichs und Italiens (inklusive Rom) sowie Osteuropas unterworfen und teilweise übel terrorisiert hatten.

Aber all das ändert für Johann Hesse nichts daran, dass die Kreuzzüge schlimme Entgleisungen der historischen Kirche waren. Das liegt zum einen daran, dass es auch bei den christlichen Kreuzzüglern schlimme und durch nichts zu rechtfertigende Gewaltexzesse gab. Aber das Hauptproblem ist für Johann Hesse:

„Die Kreuzzüge unter Leitung der römischen Päpste konnten nur gegen die Heilige Schrift geführt werden.“

Die Bergpredigt und das Tötungsverbot in den 10 Geboten sind nur 2 Beispiele von vielen, die belegen: Im Gegensatz zum Islam kann niemand, der das Neue Testament ernst nimmt, daraus eine Rechtfertigung für Gewalt ableiten. Die Kreuzzüge resultierten ebenso wie Zwangsmissionierung, Inquisition oder die Verfolgung der Täufer nicht auf einer fundamentalistischen Rückbesinnung sondern aus einer Abkehr von der Bibel! Zwar sind Christen gemäß Römer 13 dankbar für einen Staat, der mit Hilfe von Polizisten, Soldaten und Waffengewalt das Böse in Schach hält. Sie dürfen und sollen sich auch selbst in diesen Bereichen aktiv einbringen. Die Kirche selbst hat jedoch nur eine „Waffe“: Gottes Wort und Gottes Liebe, die das Böse durch das Gute überwindet. Entsprechend gibt es heute nirgends auf der Welt Christen, die ihren Glauben mit Waffengewalt verbreiten wollen. Es war die Verbindung von Kirche und Staat, die damals dazu geführt, dass die Kirche ein Schwert in die Hand genommen hat, das ihr niemals zusteht.

Die Geschichte zeigt: Es ist wichtig, den Islam realistisch einzuschätzen. Mohammed war im Gegensatz zu Jesus auch Kriegsherr. In zahlreichen islamischen Ländern werden religiöse Minderheiten unterdrückt und verfolgt. Islamischen Terror gibt es in vielen Teilen der Welt. Es ist naiv zu glauben, das hätte alles nichts mit dem Islam zu tun. Wir sollten unsere Politiker ermutigen, mit null Toleranz gegen Vertreter dieser aggressiven Interpretation des Islam vorzugehen, damit sich meine Alpträume nicht bald auch bei uns in realen Terror verwandeln.

Die Aufgabe von uns Christen und der Kirche ist es jedoch, Muslime zu lieben, ihnen zu dienen und ihnen respektvoll das Evangelium weiter zu sagen. Denn Muslime sind von Gott genauso geliebt wie alle anderen Menschen. Da gerade in Deutschland viele überaus freundliche, friedliche und respektable Muslime leben, sollte uns das eigentlich besonders leicht fallen.

Tatort Münster – ein hochbrisanter Fall der Kirchengeschichte

Warum wir die gnadenlose Verfolgung der Täufer nicht vergessen dürfen

Die Stadt Münster ist Tatortfans als Krimihochburg bestens bekannt. Hier löst das geniale Ermittlerduo Boerne und Thiel seine Fälle. Bei meinem Besuch in Münster fiel mir auf, dass diese Stadt aber auch reale Mordfälle zu bieten hat: Im Turm der Lambertikirche hängen noch immer die 3 Käfige, in denen 1536 die Leichen der öffentlich hingerichteten Anführer der Täuferbewegung zur Schau gestellt wurden. Der makabre Anblick hat mich betroffen gemacht. Seit ich vor ein paar Jahren das (äußerst empfehlenswerte!) Buch „Feuertaufe“ von Peter Hoover gelesen habe lässt mich das Drama der Täufer nicht mehr los.

Käfige LambertikircheLeider ist nur Wenigen bekannt, was sich damals abgespielt hat: Im 16. Jahrhundert entstand neben den reformierten Kirchen eine weitere reformatorische Bewegung, die noch einen Schritt weiter gehen wollte: Die Verbindung von Kirche und Staat sollte aufgelöst werden. Die Taufe sollte Ausdruck einer persönlichen Glaubensentscheidung sein, weshalb die Kindertaufe nicht anerkannt wurde. Stattdessen ließen sich Erwachsene taufen, ohne dabei die Einmaligkeit der Taufe in Frage zu stellen (der leider immer noch benutzte Begriff „Wiedertaufe“ war ein Schimpfwort, der den Täufern eine Irrlehre unterstellte, die sie nie vertreten haben und der deshalb dringend abgeschafft gehört).

Die Täuferbewegung wuchs schnell und konnte in weiten Teilen Mitteleuropas Gemeinden gründen. Von den Kirchen wurde sie aber als Bedrohung empfunden. Mit dem Wiedertäufermandat von Speyer und dem Augsburger Bekenntnis begann ab 1529 eine etwa 300 Jahre lang andauernde systematische Verfolgung. Viele tausend Menschen wurden dabei grausam vertrieben, eingesperrt, gefoltert, verbrannt, enthauptet oder ertränkt, und zwar nicht nur in katholischen sondern auch in vielen reformierten Regionen – und mit ausdrücklicher Unterstützung Martin Luthers! Diese gezielte und organisierte Ausrottung einer ganzen kirchlichen Bewegung wurde vom mennonitischen Täuferforscher Wolfgang Krauß zurecht als „Kirchenmord“ („Ekklesiozid“ in Anlehnung an den Begriff „Genozid“ für Völkermord) bezeichnet. Eindrücklich schildert er, wie das Trauma bei den Nachfahren der in die ganze Welt vertriebenen Täufer (Mennoniten, Hutterer und Amische) bis heute nachwirkt.

Die Gründe für diese Verbrechen bleiben weitgehend rätselhaft. Bis auf wenige Ausnahmen (z.B. in Münster) waren die Täufer absolut friedlich und pazifistisch. Sogar ihre Gegner bescheinigten ihnen höchste moralische Integrität. Umso beschämender ist es, dass es fast 500 Jahre gedauert hat, bis endlich im Jahr 2010 Vertreter der lutherischen Kirchen die Täuferbewegung um Vergebung gebeten haben. Ist damit dieser Fall jetzt abgeschlossen? Nein, auf keinen Fall. Die Aufarbeitung der fürchterlichen Verfolgung der Täufer ist längst noch nicht bewältigt. Und die Erinnerung an die historische Schuld muss uns sensibel machen für unsere Gegenwart:

Leider haben wir Christen oft die Neigung, die Stillen im Land sein zu wollen. Lieber nichts sagen, um nirgends anzuecken. Aber ich glaube nicht, dass das eine Tugend ist. Gerade in Deutschland sollten wir wissen, wohin das führen kann. Auch deshalb unterstütze ich von Herzen die Initiative Zeit zum Aufstehen, damit wir Christen neu auf das schauen, was uns eint und gemeinsam eine Stimme finden für Gewissens- und Religionsfreiheit und gegen jede Benachteiligung und Verfolgung von Christen und Angehörigen aller Religionen weltweit“. Und natürlich müssen wir noch viel mehr tun: Gemeinsam beten, spenden, die Stimme auf vielfältige Weise erheben und uns einsetzen für Schwache und Verfolgte und für die Einheit der Christen, um die Jesus so intensiv gebetet hat. Es ist höchste Zeit, dass der Leib Jesu die historische Spaltung vollends überwindet und in seiner Vielfalt an Prägungen über die Konfessionsgrenzen hinweg zu einer Herzenseinheit findet. Nicht zuletzt das 500-jährige Reformationsjubiläum im Jahr 2017 wäre dafür ein großartiger Anlass!