Zeitlos gültige Baupläne

Manche Passagen der Bibel bewegen sich in Bezug auf Spannung und Dramatik in etwa auf dem Niveau eines Telefonbuchs. So auch die vielen Kapitel im 2. Mose, in denen Planung und Bau der “Stiftshütte” (also des transportablen Vorläufers des Tempels) beschrieben wird. Da fragt man sich: Was sollen wir heute bloß mit all diesen Details zu Zelt, Brandopferaltar, Wasserbecken, Schaubrottisch, Ölleuchter, Räucheraltar und Bundeslade anfangen?

Einfache Antwort: Sehr, sehr viel!!!

Wenn wir wollen, dass Menschen in Gottes Gegenwart aufatmen können müssen wir ja die große Frage klären: Wie kommt Gottes Gegenwart zu den Menschen? Genau darauf geben die Baupläne der Stiftshütte Antwort! Denn ihr Zweck war ja genau der: Einen Ort zu schaffen, an dem der heilige Gott mitten unter den sündigen Menschen wohnen kann. Die einzelnen Gegenstände machen deutlich, was aus Gottes Sicht für einen solchen Ort gebraucht wird. Man muss zum Glück kein Theologe sein, um die Symbolsprache dahinter zu verstehen:

Stiftshütte BlogbildAuffällig ist, dass alle diese Elemente von Erweckungsbewegungen schon einmal entdeckt wurden: Die Reformation und der Pietismus haben die Wichtigkeit des Wortes Gottes und biblischer Lehre betont. Die charismatische Bewegung hat die wichtige Rolle des Heiligen Geistes (für ihn steht das Öl im Leuchter!) erkannt. Den Heiligungsbewegungen des 19. Jahrhunderts wurde die Notwendigkeit von Umkehr und Heiligung besonders wichtig. Die Herrnhuter haben eine enorme Hingabe und Opferbereitschaft entwickelt, als sie zahlreiche Missionare in alle Welt sandten. Mit ihrer 100-jährigen 24/7-Gebetskette haben sie zudem eine intensive Kultur des Gebets und der Anbetung gelebt.

Manchmal waren diese Bewegungen leider etwas einseitig auf bestimmte Elemente fixiert. Sie haben deshalb an Dynamik verloren und manche ihrer Entdeckungen sind dadurch wieder in Vergessenheit geraten oder wurden gar von anderen Bewegungen bekämpft.

Deshalb glaube ich: Es ist Zeit, Gottes Bauplan neu zu beachten, endlich alle diese Elemente gemeinsam in den Blick zu nehmen und gleichermaßen zu fördern (und da habe ich bei mir selbst noch ganz schön viel zu tun). Ich bin sicher: Wenn wir uns mit unseren verschiedenen Schwerpunkten als lebendige Steine zusammenfügen lassen wird Gottes Gegenwart sich mehr denn je kraftvoll in unserer Mitte offenbaren und Menschen verändern!

Übrigens: Der Text würdigt ausführlich die Künstler und Baumeister der Stiftshütte. Die Wertschätzung Gottes für ihre Arbeit trieft förmlich durch alle Zeilen – nicht zuletzt durch die eindrucksvolle Wolke und Feuersäule, die nach der Fertigstellung die Gegenwart Gottes sichtbar werden ließ. Deshalb lass Dir sagen, der Du heute an Gottes Gemeinde baust, Dich dafür investierst, aufopferst und Deine Gaben dafür trainierst: Lass Dich nicht entmutigen! Gottes Gunst ist auf Dir! Bau weiter an diesem wichtigsten Ort, den es auf der Erde überhaupt nur geben kann: Der Ort, an dem ER seine Gegenwart offenbart!

Siehe auch:

History Maker – wenn junge Christen Geschichte schreiben

Sonntag, 26. Oktober 2014: Ich sitze vor etwa 30 Teenagern und jungen Erwachsenen, die gerade im Rahmen einer „Community Week“ 1 Woche lang zusammen im evangelischen Gemeindehaus wohnen. Die kommenden Tage sollen dafür genutzt werden, die ChurchNight vorzubereiten, die am darauffolgenden Freitag stattfindet. Ich eröffne die Planungen mit dem Satz: „So sieht im Moment das Programm der ChurchNight aus.“ Dabei zeige ich ein weißes Blatt Papier in die Runde.

CN Band zugeschnitten1ModerationWas dann geschieht verblüfft mich bis heute. So viel Kreativität, Begeisterung und Engagement hätte ich mir nicht träumen lassen. Rasch füllen die Jugendlichen ganz selbständig das von ihnen gewählte Thema „History Maker“ mit Inhalten. Da werden 4 Themenblöcke definiert, ein Tanz wird choreografiert, die Band probt, ein Video wird produziert, 2 junge Moderatorinnen durchdenken die Abläufe, ja sogar das Predigen wird teilweise von den Jugendlichen selbst übernommen.

Das „Gesamtkunstwerk“, das am 31.10. dann in unserer Martinskirche zu erleben war, hat die Besucher tief beeindruckt, und zwar nicht nur wegen der Vielfalt an Gaben und Talenten sondern vor allem wegen der Leidenschaft und Tiefe, die an diesem Abend zu spüren war.

Tanz1Der letzte Predigtimpuls wurde von 2 Teenagern in Form eines „Poetry Slams“ vorgetragen. Raus aus der Passivitätwar ihre herausfordernde Botschaft. Beschämt hat mich, dass es in der Tat in meiner Generation so wenige Vorbilder gibt für diesen jesusmäßigen Lebensstil, den sie leben wollen. Deshalb müssen gerade auch wir Älteren diesen eindringlichen Weckruf so dringend hören. Denn Kirche hat nur Zukunft, wenn wir gemeinsam aufstehen, um mit Gott Geschichte zu schreiben. Danke an Euch junge Leute, dass Ihr einfach schon mal angefangen habt.

Raus aus der Passivität

Was wäre, wenn…?

Was wäre, wenn wir in einer Gesellschaft leben würden, in der uns weder Trägheit noch unser schnelles Leben davon abhalten würden anderen Menschen unsere Hand zu reichen?

Was, wenn uns weder unser Stolz noch unser Egoismus daran hindern würden, uns der Not anderer zu stellen?

Stell dir vor, du hättet keine Angst, schlecht dazustehen und wärst in Situationen, in denen du gebraucht wirst nicht überfordert, weil du dich nicht für zu unbedeutend oder unfähig hältst, denn oft sind es unsere eigenen Gedanken, die uns entmutigen.

Was wäre, wenn wir anfangen würden den Blick von unseren eigenen Problemen zu heben und beginnen, umsichtig die Not der Anderen zu erkennen?

Aber ehrlich, wann hätten wir diesen Blick erlernen sollen und von wem? Zu selten gibt es Menschen, Vorbilder, die uns das konkret vorleben, an denen wir uns ein Beispiel nehmen können.

Doch es gibt einen, der hat das beispiellos und konsequent in seinem Leben umgesetzt: Jesus! Nehmt euch ihn zum Vorbild! Lasst es uns sein, die damit anfangen, eine Generation von Historymakern zu werden, die die Bibel leben, denn vielleicht bist du der letzte Jesus, den dein Nächster erlebt und die erste Bibel die er lesen kann. Gott schenkt uns genügend Möglichkeiten in unserem Alltag, wir müssen unseren Blick nur schärfen, um sie zu erkennen und dann zu ergreifen.

Und es ist wahr: Niemand ist durch Geben je arm geworden. Jedes Mal, wenn wir helfen, wachsen wir selbst und bekommen Dankbarkeit geschenkt. Aber wichtig ist: Lass dich nicht entmutigen, denn es könnte sein, dass gerade dein Wort und deine Tat einen Stein ins Rollen bringt, dessen Größe dir gar nicht bewusst ist.

Aber ist es wirklich DAS, was wichtig ist? Dass wir uns durch gute Taten groß machen? Nein! Was viel mehr zählt ist doch der Fakt, dass Gott uns als seine Werkzeuge gebrauchen möchte, dass wir ein Teil seiner Geschichte sein dürfen. Also glaube nicht länger an zufällige Begegnungen. Gott schickt euch auf den Weg! Auf den Weg, um seine Geschichte, His Story, zu teilen und groß zu machen.

Wir haben die Kraft dazu. Denn unsere Quelle der Stärke liegt in unserem Herrn. Sie versiegt nie.

Was wäre, wenn Du jetzt verändert aus diesem Gottesdienst heraus gehst, anfängst aufzustehen.

Was wäre, wenn…?

Text: Danica Schillhorst und Helena Müller  /  Fotos: Rolf Sahm

Siehe auch:

Den Himmel gibt’s echt! Aber…

…gibt es auch lebende Menschen, die ihn schon gesehen haben?

Christliche Berichte über Nahtoderfahrungen (NTE) mit Himmelserlebnissen haben Hochkonjunktur. Kein Wunder. Wer würde sich nicht wünschen, einen Blick in die Ewigkeit werfen zu können? In manchen Kinos läuft unter dem Titel „Den Himmel gibt’s echt“ gerade sogar ein Film über einen Jungen, der während einer lebensbedrohlichen Krankheit den Himmel gesehen haben will. Was die Geschichte besonders macht: Der Junge erzählt auch von der Begegnung mit einer Schwester und seinem Großvater, die beide verstorben sind und die er nie kennen gelernt hat. Ist das ein Beweis, dass der Junge wirklich den Himmel gesehen hat? Jedenfalls ist es so beeindruckend, dass die Geschichte in den USA ein absoluter Renner ist.

Ich habe schon viele Himmelsberichte von Christen mit einer NTE gehört und gelesen. Vor allem die Bücher von Don Piper und Todd Burpo fand ich spannend und ermutigend. Zumal erst vor Kurzem eine Gruppe von Wissenschaftlern auf Basis einer großen Studie erklärt hat, dass die verschiedenen Erklärungsversuche zur Entstehung der NTE’s nicht ausreichen, um die außerkörperlichen Erlebnisse rational verständlich zu machen. Interessant ist auch die Geschichte eines renommierten Neurochirurgen, der immer glaubte, dass das Gehirn eine biologische Maschine ist. Seit seiner NTE ist er fest überzeugt, dass der Mensch eine Seele hat, die unabhängig vom Körper weiterlebt.NahTodErfahrung

Jedoch steht für mich fest: Nahtoderfahrungen können niemals eine solide Basis für Glaubensüberzeugungen sein! Dafür ist einfach viel zu unsicher, was davon wirklich real, was Traum und was reine Erfindung ist. Für Christen ist die Bibel die einzige verlässliche Quelle zur Frage, was nach dem Tod passiert. Und trotzdem kann es spannend sein, sich mit NTE-Berichten auseinanderzusetzen. Diesen Sommer hat meine Frau mich auf ein Buch über eine NTE gestoßen, das mich geradezu umgehauen hat. Autor ist der Journalist Clemens Hagen. Da er kein Christ ist hat mich besonders interessiert: Was erlebt wohl ein Nichtchrist in einer NTE? Sieht er auch einen Himmel?

Hagen berichtet zunächst (so wie übrigens in jeder 3. NTE) von einer blitzschnell ablaufenden Bilderfolge, die ihm noch einmal sein ganzes Leben vor Augen führt. Dann schildert er:

„Plötzlich ist mir sehr kalt. Und ich frage mich, ob es Trost gibt. So etwas wie das Jüngste Gericht? Habe ich in den 50 Jahren auf diesem Planten mehr richtig gemacht oder mehr falsch? Wohin wird die Waagschale sich neigen? Wer wird darüber befinden? Was geschieht nun mit mir? Gibt es Himmel? Gibt es Hölle? Gibt es Strafe? Gibt es Vergebung? Gibt es Gott?“

Er wird in ein tiefes, dunkles Wasser hinabgezogen und landet schließlich in einem Garten neben einem Apfelbaum. „Gerade möchte ich einen Apfel pflücken, da erscheint eine Gestalt. Sie ist dunkel und bedrohlich.“ Intuitiv spricht Hagen das Wesen als „Herr Vorsitzender“ an, als wäre er in einer Gerichtsverhandlung. Und tatsächlich sagt die Gestalt zu ihm: „Deine Taten, die guten wie die bösen, kannst du nicht mehr rückgängig machen.“ Dann führt der „Vorsitzende“ ihm Ereignisse vor Augen, in denen er andere Menschen geschädigt hat: Einen Jungen hatte er so gemobbt, dass dieser sich beinahe umgebracht hätte. Ein Mädchen hatte er verlassen, die von ihm schwanger war und dann das Kind abgetrieben hat. Als Chef hatte er mehrere Mitarbeiter entlassen, wodurch ganze Familien zerbrochen sind.

Aber Hagen sieht nicht ein, dass er deswegen ein schlechter Mensch sein soll. Es folgt eine Serie von grauenvollen Visionen. Immer wieder wird Hagen gefoltert und gequält. Egal, ob er einer verstörenden Sexorgie beiwohnt oder als gnadenloser Finanzer selbst zum grausamen Täter wird: Immer geht es um das abgrundtief Böse und die völlige Abwesenheit von Gutem, das dem Bösen Einhalt gebietet. So stelle ich mir die Hölle vor.

Interessanterweise erwähnt das Buch, dass solche höllischen Visionen unter Komapatienten weit verbreitet seien. Auch die wissenschaftliche Studie über NTE‘s berichtet, dass 46 % der Patienten sich verfolgt fühlten oder Angst hatten. Nahtoderlebnisse sind also bei weitem nicht immer so harmonisch und friedvoll, wie oft behauptet wird.

Langsam erwacht Hagen aus dem Koma und seine quälenden Visionen vermischen sich immer mehr mit der Realität. Trotzdem wird deutlich: Hagen hält das, was er erlebt hat, nicht nur für dunkle Alpträume sondern er ist überzeugt, dass er mit einer realen jenseitigen Welt in Berührung gekommen ist. Der Gedanke an den „Vorsitzenden“ lässt ihn nicht los. Als er einen Chor „O happy day“ singen hört kommen ihm die Tränen. In den letzten Zeilen des Buchs notiert er:

„Ich denke heute häufig an das Lieblingsbibelzitat meines leider viel zu früh verstorbenen Vaters. … Es lautet: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“ Es hat ihm Kraft gegeben zu einer Zeit, als er bereits wusste, dass sich sein Leben dem Ende zuneigt. Er hat sein Wissen damals ganz für sich behalten, um die Familie nicht zu beunruhigen. Nur in seiner Bibel markierte er mit Bleistift den Vers. Ach, so denke ich oft, hätte ich ihm damals nur sagen können, was ich ihm heute sagen könnte.“

Als ich das Buch zuschlage bin ich erst einmal platt. Wie könnte man noch deutlicher das biblische Bild einer bösen unsichtbaren Welt bestätigen, die durch unsere bösen Taten das Recht bekommt, uns anzuklagen und zu beherrschen. Einen unbiblischen Allversöhnungsglauben kann man aus NTE’s somit gleich gar nicht ableiten. Aber vor allem denke ich: Ganz egal, woher Hagens Visionen tatsächlich kamen: Könnte ich ihm doch nur sagen, dass seine Verfehlungen nicht so harmlos sind, wie er denkt, dass er Vergebung braucht und dass er vor seiner nächsten Begegnung mit dem „Ankläger der Brüder“ unbedingt den Einen kennenlernen muss, der unsere Strafe am Kreuz auf sich genommen, die Anklagen gelöscht und dadurch die Mächte des Bösen entwaffnet hat. Das wünsche ich allen meinen Mitmenschen. Herr hilf mir, alles zu tun, dass sie es rechtzeitig erfahren.

Tödliche Buchstaben – Befreiende Wahrheit

Diesen Montag bei Maischberger: Es geht um christliche Sekten. Ein junger Mann erzählt von seiner Kindheit und Jugend in der obskuren Gruppe “Zwölf Stämme”. Regelmäßig, ja täglich sei er verprügelt worden. Wie das begründet wurde? Mit der Bibel! Konkret mit Sprüche 13, 24: “Wer seine Rute schont, hasst seinen Sohn; aber wer ihn lieb hat, züchtigt ihn beizeiten.” Der junge Mann wirkt total verstört. Mir dreht sich der Magen um.

Aber Moment. Betone ich hier nicht dauernd, man könne der Bibel rundum vertrauen? Wenn Gott so etwas sagt, dann muss es doch wohl stimmen. Oder aber die Bibel stimmt halt doch nicht, zumindest nicht immer. Genau das seien die Alternativen, erklärt dann auch der anwesende Sektenpfarrer: Entweder unter überkommenen Geboten leiden oder aber die Bibel nicht immer ganz ernst nehmen. Unnötig zu erwähnen, welche Alternative er für richtig hält. Aber gibt es wirklich nur diese Alternativen? Ist das Problem dieser Sektierer wirklich, dass sie die Bibel zu ernst nehmen? Führt Vertrauen in die göttliche Urheberschaft der Bibel zwangsläufig zu Enge, Gesetzlichkeit oder Schlimmerem?

Schauen wir doch mal, was die Bibel lehrt über den Unterschied zwischen dem neuen Bund (der durch Jesus kam) und dem alten Bund (der von Mose verkündigt wurde): “Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, … damit er die, die unter dem Gesetz waren, erlöste, damit wir die Kindschaft empfingen. … So bist du nun nicht mehr Knecht, sondern Kind.” (Galater 4, 4-7) Das heißt: Die Gesetze des alten Testaments sind geprägt von einem Verhältnis zwischen Gott und Menschen wie zwischen einem Herrn und seinen Knechten (Elberfelder übersetzt sogar mit “Sklaven”). Sie wollen zu unbedingtem Gehorsam erziehen. Wenn man bedenkt, welch katastrophale Folgen Ungehorsam für Israel hatte wird der o.g. Bibelvers (der offenbar speziell nur den Söhnen galt) im damaligen Kontext auch verständlicher. Im neuen Bund geht Gott mit uns aber nicht mehr wie mit Knechten sondern wie mit Kindern um, die er nicht knechten sondern zur Reife und Mündigkeit führen und letztlich zu Freunden machen will (mehr dazu ab S. 24 in Kapitel 2 im Aufatmen-Buch).

Christen leben im neuen Bund. Christliche Erziehung und Leiterschaft MUSS deshalb den Charakter des neuen Bundes wiederspiegeln. Wer Menschen (oder gar Kinder) mit Abschottung, Druck, Drohungen oder gar Gewalt zu christlichem Verhalten zwingen und abhängig statt mündig machen will hat die Bibel schlicht nicht verstanden. Hartmut Steeb hat deshalb absolut recht: Wir brauchen keine Rute zur Erziehung von Kindern!

Allein der Galaterbrief mit seinem leidenschaftlichen Kampf gegen Gesetzlichkeit schließt vollkommen aus, dass man gleichzeitig die Bibel ernst nehmen UND gesetzlich sein kann. Wenn wir lernen, die Bibel als Ganzes und vom Zentrum (=Jesus) her zu lesen kann das nur dazu führen, dass das menschenfreundliche, barmherzige, gnädige, geduldige und gütige Wesen des Vaters zum Vorschein kommt. Dann wird das Klischee vom gesetzlichen, engen, rechthaberischen Bibeltreuen bald vergessen sein. Paulus warnt uns ausdrücklich vor der arroganten Idee, im alleinigen Vollbesitz der Wahrheit zu sein. Wir können nur darauf hoffen, immer mehr von der Wahrheit ergriffen zu werden. Von der Wahrheit, die uns frei macht. Von der Wahrheit, die eine Person und kein kaltes Dogma ist. Von der Wahrheit, die sich aus Liebe aufopfert statt uns einzusperren.

Ich werde oft als “bibeltreu” bezeichnet. Das ist auch O.K. solange klar ist, dass ich keine blinde, hirn- und herzlose Bibeltreue befürworte. Was wir vielmehr brauchen ist eine mündige Liebe zur Bibel mit wachem Verstand und vor allem mit einer Liebe zum Autor der Bibel in dem Wissen, dass ER allein weiß, wie die Bibel wirklich zu verstehen ist. Ohne Geist wirkt der Buchstabe nun einmal tödlich. Das war bei Maischberger live mitzuerleben.

Siehe auch:

Stolperstelle wird Fundgrube: Gott bereitet Mose vor, Geschichte zu schreiben

Und hier kommt wie angekündigt die Geschichte, die sich nach meinem Eindruck hinter 2. Mose 4, 24-26 (siehe voriger Blogeintrag) verbirgt:

Mose war müde. Die Reise nach Ägypten mit der ganzen Familie war mühsam. Seine Frau Zippora hatte er ohnehin nur äußerst schwer davon überzeugen können. Als Midianiterin stand sie seinem Glauben nun einmal immer noch skeptisch gegenüber. Entkräftet ließ er sich auf seine Matte fallen. Doch urplötzlich war er wieder hellwach. Da war sie wieder – diese Stimme, die er zum ersten Mal am brennenden Dornbusch gehört hatte: „Mose“, sagte Gott „Du weißt, dass Du noch etwas tun musst, bevor Du in Ägypten ankommst.“ Gottes Stimme klang anders als sonst. Ernst. Todernst.

„Ich weiß, Herr. Meine Söhne sind noch nicht beschnitten. Du hast mich so oft daran erinnert.“ Oft hatte er auf seine Frau eingeredet, ihr davon erzählt, wie Gott Abraham die Beschneidung der Söhne befohlen hatte. Aber Zippora hielt das für einen blutrünstigen Aberglauben. Unter gar keinen Umständen war sie bereit, die Vorhaut ihrer Söhne zu beschneiden. Eher würde sie davonlaufen und die Söhne mit sich nehmen.

„Aber was soll ich tun, Herr? Zippora weigert sich!“ „Mose, DU bist verantwortlich für Deine Familie. Du weißt, wie viel Nachsicht ich sonst mit Dir gehabt habe. Aber an diesem Punkt kann ich einfach keine Kompromisse eingehen.“ Mose wusste, wovon Gott redete. Wie ein Aal hatte er sich gewunden, als Gott ihn aufforderte, nach Ägypten zu gehen. Und tatsächlich hatte Gott sich nicht nur einige „Zaubertricks“ sondern auch das Zugeständnis abringen lassen, dass Aaron ihn begleiten und sein Sprecher sein sollte. „Vertrau mir, Deine Frau läuft Dir nicht davon,“ versuchte Gott ihn auch dieses Mal wieder zu gewinnen. Aber Mose blieb hartnäckig: „Zippora ist sowieso schon total frustriert, weil sie ihr Zuhause verlassen musste. Die Beschneidung kann ich ihr jetzt nicht auch noch zumuten.“

Aber schon während er die Worte sprach spürte er, dass Gott dieses Mal nicht so nachgiebig war wie damals am Dornbusch. Das Atmen fiel ihm schwerer, in seiner Brust wurde es enger. Gott machte ernst: „Mose, Du weißt, Du bist mein Freund. So oft habe ich Dich beschützt und Dein Leben gerettet. Selbst als Du den Ägypter umgebracht hast habe ich Dich nicht verlassen. Ich kann Dir das jetzt nicht erklären, aber Du musst mir vertrauen! Es geht hier um so viel mehr. Wenn Deine Söhne nicht beschnitten werden steht das Überleben von ganz Israel auf dem Spiel!“ Die Schmerzen in Moses Brust wurden schlimmer, die Atemnot beängstigender. Es tat Gott weh, seinen Freund so anzugehen. Aber er wusste: Ohne dieses sichtbare Zeichen der Beschneidung wäre es völlig unmöglich, dass Israel über Jahrtausende hinweg seine Identität als Gottesvolk bewahrt. Wenn Mose die Beschneidung nicht einmal in seiner eigenen Familie durchsetzen konnte wäre er niemals in der Lage, Gottes großen Plan umzusetzen. Jetzt stand alles auf der Kippe. Es ging um Leben oder Tod für die vielen gequälten Israeliten, die Gott so liebte, die er aus der brutalen Sklaverei erlösen und in eine Zukunft als gesegnetes Gottesvolk führen wollte. Gott musste Mose spüren lassen, wie todernst die Sache war.

Mose schrie sich den Schmerz aus dem Leib. Längst hatte Zippora Moses Stöhnen und seine Gebete gehört. Zweifel überkamen sie. Was ist, wenn es doch mehr ist als nur Einbildung? Wenn Mose wirklich mit Gott kämpft? Wieder überkam sie die Wut. ‘Was ist das für ein Gott, der will, dass ich meine Kinder mit einem Messer traktiere?’ dachte sie sich. ‘Aber wenn Mose stirbt, bin ich völlig verloren. Dann werde ich es eben tun.’ Sie nahm das Messer und ging genau so vor, wie Mose es ihr erklärt hatte. Die Prozedur war schmerzhaft, die Kinder weinten. Das ließ Zipporas Wut nur noch größer werden. Was für einen Mann habe ich da nur geheiratet? Dann ging sie zu Mose. „Hier, blutrünstiger Bräutigam!“ schrie sie und warf das abgetrennte Stück Haut auf seinen Körper. Doch was dann geschah überraschte sie. Mose kam plötzlich zur Ruhe. Die Schmerzen verließen ihn. Er atmete durch. Dann sah er sie an und wollte sie in den Arm nehmen. Doch Zippora wollte nicht umarmt werden. Sie war hin- und hergerissen. Sie spürte, dass sie soeben etwas Göttliches erlebt hatte. Sie spürte, dass ihr Mann offenbar wirklich einen wichtigen Auftrag hatte, dem sie nicht im Wege stehen durfte. In dieser Nacht entschieden Mose und Zippora, dass es wohl besser ist, wenn sie ihren Mann nicht auf diese herausfordernde Mission begleitet.

Noch oft sprach Mose mit Gott über diese Nacht. Lange Zeit konnte er Gott nicht verstehen. Bis er anfing, zu begreifen, dass Gottes Plan viel, viel größer war, als Israel aus Ägypten zu befreien. Es ging darum, ein ganzes Volk in einen ewigen Bund mit Gott zu führen. Die Beschneidung war wie ein Ehering – ein Zeichen der ewigen Bündnistreue Gottes. Erst viel später erlebte er, wie leicht und wie schnell die Israeliten ihren Gott vergaßen. Da erst dämmerte ihm wie unverzichtbar dieses sichtbare Bündniszeichen war. Aber in dieser Nacht hätte Gott ihm das noch nicht erklären können.

Mose nahm sich vor, Gott in Zukunft mehr zu vertrauen, auch wenn er ihn nicht verstand. Gott hat einfach den größeren Überblick. Wenn er mit Nachdruck etwas Unangenehmes fordert, dann nicht aus Lieblosigkeit sondern weil er weiß, dass es keinen anderen Weg gibt, um Menschen zu helfen und zu retten. Manchmal muss Gott etwas schmerzhaftes tun, um weit größere Schmerzen zu verhindern.

Leider gelang Mose das Vertrauen trotzdem nicht immer. Er blieb ein Mensch mit Schwächen und Fehlern, genau wie seine Vorväter Abraham, Isaak und Jakob. Und trotzdem schrieb Gott mit ihm Geschichte. In dieser denkwürdigen Nacht hatte Gott eine entscheidende Grundlage dafür gelegt und den Weg frei gemacht für seinen Bund mit Israel, der auch über 3000 Jahre später nicht vergessen ist und immer noch im Zentrum der Weltgeschichte steht…

P.S.: Erstaunlich finde ich in diesem Zusammenhang, dass die biblische Form der männlichen Beschneidung – ganz im Gegensatz zu der in anderen Religionen praktizierten Beschneidung von Frauen – im allgemeinen in keiner Weise schädlich ist. Es gibt sogar eine Reihe von Medizinern, die in der männlichen Beschneidung viele gesundheitliche Vorteile sehen (siehe auch Urologenportal oder Men’s health). Woher wussten die Hebräer das wohl?

Biblische Stolperstellen: Als Gott Mose umbringen wollte

Immer mal wieder stolpere ich beim Bibellesen. Diesen Montag zum Beispiel. Da las ich die Geschichte, wie Mose beim Pharao aufwächst, einen Ägypter erschlägt, nach Midian flieht, heiratet und am brennenden Dornbusch von Gott berufen wird, wieder nach Ägypten zu gehen. Auf dem Weg dorthin widerfährt ihm folgendes:

„Unterwegs in der Herberge fiel der Herr über Mose her und wollte ihn töten. Da nahm Zippora einen scharfen Stein und beschnitt ihren Sohn. Sie berührte mit der Vorhaut Moses Beine und sagte: »Du bist mein Blutbräutigam.« Zippora sagte »Blutbräutigam« wegen der Beschneidung ihres Sohnes. Da ließ der Herr von ihm ab.“ (2. Mose 4, 24-26)

Wie bitte? Gott wollte Mose umbringen? Und seine Frau musste Gott davon abbringen, indem sie die abgeschnittene Vorhaut ihres Kindes präsentiert? Meine Güte. Ist DAS mein Gott, der sich mir so oft in der Bibel als liebevoller Vater präsentiert? Über diese Stelle sind schon viele Bibelleser gestolpert. Wikipedia hält sie sogar für eine der merkwürdigsten Passagen der Bibel. Aber wie geht man mit solchen Versen um?

Bibel StolperstelleKeine Option ist für mich, sie einfach als menschlich gemachte Fehler abzutun. Ich habe zu viele gute Argumente vor Augen, warum ich wirklich der ganzen Bibel vertrauen kann. Außerdem: Wer sagt mir dann, welche Stellen noch alle fehlerhaft sind und auf welche Aussagen der Bibel ich mich dann noch verlassen kann? Das weltweite Schrumpfen der Kirchen, die den menschlichen Verstand zum Richter über die Bibel gemacht haben, führt mir schmerzlich vor Augen, wohin dieser Weg führt.

Auch kein Weg ist es für mich, unkritisch aus dieser Stelle abzuleiten, dass Gott schon gerne auch mal Menschen umbringt, wenn ihm danach ist. Gott hat mir einen Verstand gegeben, um ihn zu benutzen – gerade auch beim Bibellesen! Das ist wichtig, denn jeder Bibelvers muss ja immer vom Kontext und von der Gesamtschau aller biblischen Aussagen beleuchtet werden. Das schnelle Zitieren von ein paar Bibelstellen ist noch lange keine Garantie für gute Theologie.

Wichtig ist mir aber in jedem Fall, solche Stellen nicht zu verdrängen, sondern sie erst einmal ungeschützt auf mich wirken zu lassen und betend darüber nachzudenken. Oft habe ich erlebt, dass sich dann vermeintlich schwierige Stellen in großartige Schätze tiefgründiger Einsichten verwandeln, die ich verpasst hätte, wenn ich den Text verdrängt oder als fehlerhaft abgetan hätte.

Manchmal bleibt eine Bibelstelle trotzdem rätselhaft und unverständlich. Dafür habe ich mir ein inneres „Regal“ angelegt, auf die ich solche Verse stelle. Ein Archiv für ungelöste Fälle sozusagen. Eigentlich ist es ja nicht überraschend, dass es solche Fälle gibt, wenn der Schöpfer des Universums sich uns mitteilt. Es wäre im Gegenteil viel überraschender, wenn wir mit unserem begrenzten Verstand gleich alle seine Gedanken nachvollziehen könnten. Damit kann ich leben.

Erfreulicherweise war gerade dieser Text für mich aber ein Musterbeispiel dafür, wie sich eine biblische Stolperstelle in eine wahre Fundgrube verwandeln kann. Ich werde im nächsten Post erzählen, welche Geschichte sich nach meinem Eindruck hinter diesen Versen verbirgt. Das muss nicht die einzig wahre und richtige Interpretation dieser Stelle sein. Aber es ist definitiv eine mögliche Auslegung, die den Text als Gottes Wort ernst nimmt und die ich dazu überaus lehrreich empfinde. Das hat mir wieder einmal gezeigt: Es lohnt sich, der Bibel zu vertrauen – auch wenn sie es uns manchmal nicht gerade leicht macht.

Fortsetzung: Stolperstelle wird Fundgrube: Gott bereitet Mose vor, Geschichte zu schreiben

Siehe auch:

Enthüllende Studie

Am 28.10. weckte dieser Satz auf der Titelseite unserer Zeitung mein Interesse: „Zugleich bestätigt die Studie die alte kirchliche Weisheit, dass Sex vor der Ehe nicht gut ist. Je mehr Liebhaber die befragten Paare vor der Eheschließung hatten, desto schneller war ihr gemeinsames Liebesleben wieder zu Ende.“

Solche Töne hört man doch äußerst selten heutzutage. Also forschte ich nach den Hintergründen und wurde fündig: An der Universität Virginia wurde jüngst eine Studie veröffentlicht mit dem Titel: „Bevor ich es tue: Was haben voreheliche Erfahrungen mit der Qualität der Ehe heutiger junger Erwachsener zu tun?“ Das Hauptergebnis ist absolut bemerkenswert:

„Entgegen dem, was man intuitiv denken würde gilt: Je mehr Beziehungen man vor der Ehe hatte, je weniger wahrscheinlich ist es, dass man eine qualitativ hochwertige Ehe hat.“

Konkret: Während 53 % der Frauen, die bislang nur mit ihrem Ehemann geschlafen hatten, zufrieden mit ihrer Ehe waren sank dieser Wert auf 22 % bei den Frauen, die davor bereits 10 oder mehr Partner hatten.

Damit widerlegt die Studie die Vorstellung, dass das Sexleben Jugendlicher keine Auswirkungen auf den Rest ihres Lebens hätte. Anders ausgedrückt: Wer Jugendliche zum freien sexuellen Experimentieren ermutigt senkt ihre Chancen auf eine glückliche Ehe und auf ein stabiles Zuhause für deren Kinder.

Ein weiterer Teil der Studie beschäftigt sich mit dem Phänomen, dass immer mehr Paare grundlegende Entscheidungen im Bereich Partnerschaft (Sex haben, zusammen ziehen, Kinder haben) nicht mehr bewusst treffen sondern in diese Entwicklungen „hinein rutschen“. Auch das hat Auswirkungen auf das Eheglück:

„Je stärker die Befragten ihre Beweggründe als eine Entscheidung statt als ein Rutschen interpretierten, je größer war die Qualität ihrer Ehe.“

Die Studie betont deshalb den Wert von Ritualen, um die Entscheidung für die Partnerschaft ganz bewusst fest zu machen. Es wurde sogar eine Korrelation zwischen der Größe der Hochzeitsgesellschaft und dem Eheglück gefunden!

Umso bitterer ist, was die FAZ am 23.10. (unbedingt lesen!) über die Entwicklungen in der deutschen Sexualerziehung berichtet:

„Ein weiteres Muster der emanzipatorischen, dekonstruktivistischen oder sexualfreundlichen Sexualpädagogik ist die Überbetonung des Lustaspekts von Sexualität, während das Gelingen stabiler Bindungen und tragfähiger Beziehungen bewusst vernachlässigt werden. Im Jahr 2004 analysierte die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung die von ihr mitzuverantwortende Sexualaufklärung: „In den Richtlinien ist keine Zielführung der Sexualerziehung im Hinblick auf Ehe und Familie auszumachen.“

DAS ist für mich das schwerwiegendste Problem unserer heutigen Bildungspolitik: Jugendliche werden nicht mehr zu Ehe und Familie ermutigt! Stattdessen wird die „traditionelle Familie“ in Frage gestellt oder gar deren Ende herbeigeredet, was man nicht zuletzt daran sehen kann, wie Google diese Worte ergänzt.

google traditionelle familieDie Folgen sind schon jetzt deutlich sichtbar: Immer mehr Kinder wachsen in unverheirateten Lebensgemeinschaften oder bei Alleinerziehenden auf. Leider zeigen die nüchternen Zahlen des statistischen Bundesamts nicht, wie viel Leid, Zerbruch und Verletzungen zerstörte Beziehungen für die Menschen und ihre Kinder bedeuten.

Ich habe allerhöchsten Respekt vor Alleinerziehenden oder Patchworkfamilien. Aber das ändert nichts daran, dass es höchste Zeit ist, wieder neu für den Wert von Ehe, Familie und lebenslanger Treue mutig aufzustehen. Damit Google die Worte “traditionelle Familie” bald wieder mit “Glück”, “Zukunft” und “Geborgenheit” ergänzt.

 

Siehe auch:

Die Kreuzzüge – neues Licht auf ein dunkles Kapitel?

Alpträume hatte ich schon lang nicht mehr. Aber kürzlich war es mal wieder soweit. Schweißgebadet bin ich aufgewacht. Was war los?

Ich hatte mich am Abend zuvor mit den Kreuzzügen beschäftigt. Lange Zeit hatte ich gedacht, die Kreuzzüge wären einfach nur die Idee von ein paar wildgewordenen Päpsten gewesen, denen halt nichts besseres einfiel als Eroberungskriege zu führen. Aber der bestialische IS-Terror hatte mich ins Nachdenken gebracht. Könnte es sein, dass auch damals schon Muslime so grauenvoll gewütet haben? Falls ja: Wirft das vielleicht ein ganz neues Licht auf die Kreuzzüge?

Also begann ich, Artikel über die Ausbreitung des Islam zu lesen. Das war harte Kost. Wirklich grauenhaft. Um meinen Lesern solche Alpträume zu ersparen lasse ich die Links lieber weg. Einen Artikel möchte ich jedoch rundum weiter empfehlen: “Die Kreuzzüge in historischer und biblischer Perspektive”. Sachlich und ausgewogen stellt Johann Hesse darin die dunkle Geschichte der Kreuzzüge dar. Er stellt fest:

“Die einseitige Fixierung auf das Unrecht der Kreuzzüge verstellt den Blick auf den historischen Gesamtzusammenhang. Es muss beachtet werden, dass die Kreuzzüge eine Reaktion auf die aggressiven Eroberungsfeldzüge islamischer Völker waren.”

Weiter arbeitet Johann Hesse heraus:

“Der Blick in die Quellen des Islam, seine Ausbreitung in militärischen Eroberungsfeldzügen und die heutigen Formen islamistischer Gewalt weisen eine Kontinuität auf.”

Mit anderen Worten: Das Weltbild und die aggressiven Eroberungskriege des IS passen durchaus zu Teilen der islamischen Expansionsgeschichte sowie zu einigen Passagen im Koran, die man im Sinne eines kriegerischen Islam deuten kann. Die Konsequenz für Europa war:

“Das christliche Abendland erlebte den expandierenden Islam weder als tolerant noch als friedfertig. Europa war herausgefordert: Entweder es unterwarf sich oder es wehrte sich.”

Wir können also dankbar sein, dass Soldaten in harten Kämpfen die muslimischen Heere zurückschlugen, die zeitweise ganz Spanien, Teile Frankreichs und Italiens (inklusive Rom) sowie Osteuropas unterworfen und teilweise übel terrorisiert hatten.

Aber all das ändert für Johann Hesse nichts daran, dass die Kreuzzüge schlimme Entgleisungen der historischen Kirche waren. Das liegt zum einen daran, dass es auch bei den christlichen Kreuzzüglern schlimme und durch nichts zu rechtfertigende Gewaltexzesse gab. Aber das Hauptproblem ist für Johann Hesse:

“Die Kreuzzüge unter Leitung der römischen Päpste konnten nur gegen die Heilige Schrift geführt werden.”

Die Bergpredigt und das Tötungsverbot in den 10 Geboten sind nur 2 Beispiele von vielen, die belegen: Im Gegensatz zum Islam kann niemand, der das Neue Testament ernst nimmt, daraus eine Rechtfertigung für Gewalt ableiten. Die Kreuzzüge resultierten ebenso wie Zwangsmissionierung, Inquisition oder die Verfolgung der Täufer nicht auf einer fundamentalistischen Rückbesinnung sondern aus einer Abkehr von der Bibel! Zwar sind Christen gemäß Römer 13 dankbar für einen Staat, der mit Hilfe von Polizisten, Soldaten und Waffengewalt das Böse in Schach hält. Sie dürfen und sollen sich auch selbst in diesen Bereichen aktiv einbringen. Die Kirche selbst hat jedoch nur eine “Waffe”: Gottes Wort und Gottes Liebe, die das Böse durch das Gute überwindet. Entsprechend gibt es heute nirgends auf der Welt Christen, die ihren Glauben mit Waffengewalt verbreiten wollen. Es war die Verbindung von Kirche und Staat, die damals dazu geführt, dass die Kirche ein Schwert in die Hand genommen hat, das ihr niemals zusteht.

Die Geschichte zeigt: Es ist wichtig, den Islam realistisch einzuschätzen. Mohammed war im Gegensatz zu Jesus auch Kriegsherr. In zahlreichen islamischen Ländern werden religiöse Minderheiten unterdrückt und verfolgt. Islamischen Terror gibt es in vielen Teilen der Welt. Es ist naiv zu glauben, das hätte alles nichts mit dem Islam zu tun. Wir sollten unsere Politiker ermutigen, mit null Toleranz gegen Vertreter dieser aggressiven Interpretation des Islam vorzugehen, damit sich meine Alpträume nicht bald auch bei uns in realen Terror verwandeln.

Die Aufgabe von uns Christen und der Kirche ist es jedoch, Muslime zu lieben, ihnen zu dienen und ihnen respektvoll das Evangelium weiter zu sagen. Denn Muslime sind von Gott genauso geliebt wie alle anderen Menschen. Da gerade in Deutschland viele überaus freundliche, friedliche und respektable Muslime leben, sollte uns das eigentlich besonders leicht fallen.

1000 mal gehört – 1000 mal ist nix passiert…

Als Jesus gefragt wurde, was denn eigentlich das Wichtigste im Leben ist, hatte er eine klare Antwort: Gott lieben! Nicht nur mit unserem Verstand und unserem Willen, auch mit Herz und Seele. Also auch mit Gefühlen und so….

Dass Liebe etwas mit Gefühlen zu tun hat, sollte ja eigentlich selbstverständlich sein. Ist es für uns Christen aber nicht. Vor allem nicht, wenn man wie ich in frommen Kreisen aufgewachsen ist und schon gefühlte 23694 Mal gehört hat, dass Gott uns liebt. Ist ja nicht schlecht, das immer wieder zu hören in der Kinderkirche, in der Jungschar, im Konfiunterricht usw. Aber eine Botschaft in Dauerschleife nutzt sich ab. Irgendwann hört man weg.

Das ist tragisch. Denn Fakt ist: Wir sind beim Thema der Liebe Gottes allesamt noch lange nicht am Ziel. Woher ich das weiß? Ganz einfach: Hätten wir wirklich verstanden, dass Gott uns liebt, würden wir ein völlig anderes Leben führen! Wir müssten nicht beleidigt ins Schneckenhaus kriechen oder um uns schlagen, wenn jemand unsere Bedürfnisse übersieht, uns nicht lobt oder uns nicht genügend beachtet. Wir müssten uns nicht in den Mittelpunkt drängen. Wir müssten uns keine Karriereleiter hinaufkämpfen, um bewundert zu werden. Wir bräuchten nicht das neueste Handy, um im gesellschaftlichen Statuswettbewerb mithalten zu können. Wir müssten unser Kind nicht mit anderen Kindern vergleichen. Wir bräuchten keine Fassaden, um Schwächen zu verstecken. Wir könnten die Jagd nach Liebe, Anerkennung, Lob, Wertschätzung und Aufmerksamkeit getrost an den Nagel hängen. Denn unsere Sehnsucht nach Liebe wäre ja von Gott gestillt – ganz ohne unser Zutun. Ein Leben mit dauerhaft gefülltem Liebestank: Wie herrlich entspannt wäre das!?

Der Punkt ist: Genau so ein Leben hat Jesus uns versprochen! Er sagte: Wenn wir aus seiner Quelle trinken werden wir nie wieder Durst haben! Ist das nicht unfassbar? Aber was meint Jesus mit „Trinken“?

„Trinken“ ist etwas ganz anderes als „Wissen“. Vielleicht wissen wir ja alles über das Wasser. Wir kennen die molekulare Zusammensetzung, das spezifische Gewicht, den Schmelzpunkt, die Anomalie. Aber um unseren Durst zu stillen hilft nur eins: Wir müssen das Wasser TRINKEN, das heißt: Verinnerlichen. Verkosten. Sich davon durchdringen lassen!

Wie das bei der Jesus-Quelle geht? Menschen haben verschiedene Zugänge zur Liebe Gottes. Mir hilft z.B. Lobpreis und Anbetung. Und das Kreuz, wenn ich dort wieder einmal mein Versagen gegen Gnade eintauschen darf. Und natürlich der Heilige Geist, der mein Bibellesen und Beten in einen Dialog verwandeln und mich in einen Raum der liebevollen Gegenwart Gottes versetzen kann.

Aber am wichtigsten ist, dass wir das Thema der Liebe Gottes von unserer Liste der abgehakten Themen streichen und wieder ganz oben auf unsere Lebensagenda setzen. Dafür müssen wir aufhören, den coolen, abgeklärten Christen zu spielen. Dafür müssen wir uns verletzlich machen, unseren Durst nach Liebe eingestehen, Gott unseren leeren Liebestank hinhalten – ruhig auch mal, indem man für sich beten lässt. Das kostet unseren Stolz. Aber diesen Preis ist es allemal wert. Denn meine Erfahrung ist: Es gibt nichts Besseres, nichts Schöneres, nichts Erfüllenderes, nichts Befriedigenderes, als die Liebe Gottes im Herzen zu spüren. Gott lädt uns ein:

„Der Geist und die Braut sagen: »Komm!« Wer durstig ist, der komme. Wer will, soll kommen und umsonst vom Wasser des Lebens trinken!“

 

Siehe auch: Der mit Gott kämpft

Ehre, wem Ehre gebührt

Vor 3 Wochen haben wir mit unserer Abteilung einen kleinen Wanderausflug gemacht. Der Weg war steil, es war recht anstrengend. Noch bis vor 4 Monaten hatte ich in meinem Knie über längere Zeit so große Schmerzen gehabt, dass ich diese Wanderung sicher nicht geschafft hätte. Aber jetzt hatte ich praktisch keine Probleme mehr. Meine Freude darüber war so groß, dass ich sie meinem Kollegen mitteilte.

Aber dann überfiel mich ein schlechtes Gewissen. Denn ich hatte meinem Kollegen nichts darüber gesagt, WARUM mein Knie jetzt so viel besser ist. Die Schmerzen waren nämlich weggegangen, nachdem Freunde in meinem Hauskreis dafür gebetet hatten.

Ich machte mir Vorwürfe: Da heilt Jesus Dein Knie, aber Du gibst ihm nicht die Ehre dafür! Das ist ja wie wenn Deine Frau ein geniales Essen macht und ich erwähne mit keinem Wort die Künstlerin, die das zubereitet hat. Das geht doch einfach gar nicht.

Nachdem ich mich noch eine Zeit lang innerlich darum herum gedrückt hatte sprach ich dann doch noch einmal meinen Kollegen an: „Du, ich muss Dir noch sagen, warum es meinem Knie so gut geht. Ich hab einen Hauskreis, dort haben Leute dafür gebetet, seither hab ich keine Schmerzen mehr.“ Ich hab keine Ahnung, was er gedacht hat. Gesagt hat er jedenfalls nichts. Aber egal. Ich war einfach froh, dass ich doch noch dazu stehen konnte, wem ich diese Schmerzfreiheit zu verdanken habe!

Warum fällt es mir eigentlich oft so schwer, anderen Menschen davon zu erzählen, was ich Jesus zu verdanken habe? Ich weiß es nicht. Aber was ich weiß ist: Wenn es irgendjemand wirklich verdient hat, dass ich für ihn schwärme, dann ist es Jesus! Er hat schon so viele Wunder getan in meinem Leben (in meinem Buch erzähle ich z.B. auf den Seiten 40 und 48 davon). Gerade in Krisenzeiten war er bei mir, hat mich getröstet, mich getragen und mir wieder aufgeholfen (Seite 13 und 94).  Und wenn ich versagt habe ist er mir trotzdem treu geblieben und hat wieder neu mit mir angefangen (Seite 103).

Wenn ich darüber nachdenke wird mir warm ums Herz. Die Liedzeilen von Silbermond fallen mir ein: „Du bist das Beste, was mir je passiert ist. Es tut so gut, wie Du mich liebst.“ Und ich möchte ergänzen: Jesus ich liebe Dich auch. Unvollkommen und unbeständig zwar. Aber ich spüre diese tiefe Freude, wenn ich an Dich denke. Weil Du so oft so gut zu mir warst. Weil ich mich trotz meiner Fehler bedingungslos angenommen, geliebt und geborgen wissen kann. Egal was passiert. Danke, mein Freund! Du hast es mehr als verdient, dass ich es weitersage, wie gut Du bist. Wie z.B. mit diesem Lied:

You are my friend GrafikP.S. an Natalie: Das hast Du einfach wundervoll gesungen! Nochmal danke dafür. Ehre, wem Ehre gebührt…