AiGG 11: Vereint in Gottes Familie – nur gemeinsam sind wir stark!

Jesus hat intensiv für die Einheit seiner Nachfolger gebetet. Er stellte sich seine Nachfolger nicht als Einzelkämpfer vor sondern als starke Gemeinschaft, in der Jeder Jeden unterstützt und Jeder auf Jeden angewiesen ist. Leider sieht die Praxis in christlichen Gemeinschaften oft anders aus. Woran liegt das? Und was können wir tun, um das zu ändern?

Den Vortrag als Audio hören:

Vertiefend zu diesem Thema:

Das Lied zum Thema: “Mach uns eins”:

Das Akkordsheet zum Lied “Mach uns eins” zum Download

Mein Traum geht in die Verlängerung

Seit fast 30 Jahren bewegt mich nun schon dieser Traum von einer fröhlichen, bunten und vielfältigen Jesus-Bewegung, die gemeinsam für diese eine Botschaft steht: Jesus ist Herr! Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben! Sein Blut reinigt uns von unserer Schuld! Komm und lass Dich von ihm retten!

Im Juni 1994 fühlte ich mich diesem Traum so nahe wie nie. Gemeinsam mit etwa 70.000 Christen aus den verschiedensten Kirchen und Prägungen zogen wir mit dieser Botschaft singend und betend durch Berlin. Und im Olympiastation bekannten wir gemeinsam: „Ich nehme die Bibel an als das heilige und ewige Wort Gottes. Die ganze Schrift ist inspiriert durch den Heiligen Geist; sie ist Gottes verbindliche Offenbarung.“

Seitdem ist einiges passiert. Ich habe viel Versöhnung und wachsende Einheit erlebt – sogar mit damaligen Kritikern von diesem „Marsch für Jesus“. Und trotzdem muss ich mir eingestehen: Mein Traum ist nicht wahr geworden.

Es ist etwas geschehen, das ich damals für unmöglich gehalten hätte. Nie wäre ich auf die Idee gekommen, dass ich einmal unter Evangelikalen die Leiblichkeit der Auferstehung oder das stellvertretende Sühneopfer verteidigen muss. Niemals hätte ich gedacht, dass auch unter uns in Frage gestellt wird, was wir damals doch gemeinsam hochhalten wollten: Die Bibel als das verbindliche und vom Heiligen Geist inspirierte Wort Gottes. Aber jetzt muss ich feststellen: Neben alten Spaltpilzen ist leider auch der verbindende Konsens in zentralen Glaubensfragen dahingeschmolzen – und damit auch die Basis für unsere Einheit.

Und jetzt das: Martin Grabe, der pietistisch geprägte Leiter der Klinik Hohe Mark, kündigt den uralten und bis heute weltweit vorherrschenden christlichen Konsens auf, dass praktizierte Homosexualität nicht mit Gottes Wort vereinbar ist. Stattdessen legt er einen neuen „Vorschlag für eine Einigung“ auf den Tisch: „Homosexuelle Christen dürfen ebenso wie heterosexuelle Christen eine verbindliche, treue Ehe unter dem Segen Gottes und der Gemeinde eingehen.“ Mit Michael Diener und Thorsten Dietz springen ihm gleich 2 bekannte „Schwergewichte“ aus dem evangelikalen Raum öffentlich bei.

Martin Grabes „Einigungsvorschlag“ verlangt von mir, dass ich gegen mein Gewissen etwas segnen soll, von dem ich in der Bibel lese, dass Gott das nicht segnet. Das wird ja oft übersehen: Bei diesem Thema geht es nicht nur um Meinungen. Es geht auf beiden Seiten um eine Gewissensfrage. Deshalb polarisiert das Thema auch so sehr. In meiner evangelischen Kirche musste ich gerade erst damit umgehen lernen, dass sämtliche Tübinger Theologieprofessoren meine Position nicht nur für falsch halten sondern darin eine „Diskriminierung“ sehen, die sie für „unerträglich“ halten. Wie soll da noch eine Verständigung möglich sein?

Jetzt begegnen mir auch in den Äußerungen von Martin Grabe solche polarisierenden Klischees: Wer sich für die neue Position öffnet, schürft tiefer und will die Wahrheit. Wer an der traditionellen Position festhält, ist in Angst und unguten alten Traditionen gebunden, diskriminiert, grenzt aus und hat womöglich noch nicht mal richtig die Bibel gelesen. Spätestens wenn man sich die Kommentare unter den Facebook-Posts von Michael Diener und Thorsten Dietz durchliest, merkt man: Jetzt tut sich auch mitten in der evangelikalen Welt dieser unüberbrückbare garstige Graben auf, der meine evangelische Kirche schon lange spaltet.

Umso mehr klopft eine Frage an die Tür meines Herzens: Ist die Einheit nicht doch wichtiger als das Beharren auf einer Position? Ist das nicht wirklich eine Randfrage? Und geht es nicht wirklich um wenige Bibelstellen, die man zudem historisch gar nicht so einfach einordnen kann? Sollte ich mir vielleicht doch einen Ruck geben und mit auf den Zug aufspringen, den Martin Grabe jetzt aufs Gleis gesetzt hat? Angesichts der vielen Likes unter den Posts von Diener und Dietz scheint mir: Ich bin nicht der Einzige, der sich solche Gedanken macht. Und offenkundig steigen nicht wenige geschätzte Mitchristen ein in diesen Zug, der jetzt wieder einmal lautstark zum Mitfahren lockt.

Aber nein. Ich werde nicht mitfahren.

Es zerreißt mir zwar das Herz, dass sich dadurch wohl auch Wege trennen müssen. Aber ich kann trotzdem nicht anders.

Es liegt nicht daran, dass ich unbedingt Recht behalten muss. Es liegt auch nicht daran, dass ich Angst vor Neuem hätte und ich nicht offen wäre für neue Einsichten in die Bibel. Gleich gar nicht liegt es daran, dass mir diese wertvollen, kostbaren Menschen, um die es bei diesem Thema ja geht, egal wären. Es liegt daran, dass ich mein Gewissen vor Gott auf Basis meiner Bibelerkenntnis nicht kompromittieren kann. Und es liegt daran, dass ich allzu deutlich sehe, dass dieser Zug ganz sicher nicht in Richtung dieses großen Traums fährt, für den mein Herz schon so lange schlägt.

Meine evangelische Kirche hat sich ja schon längst auf diese Schiene begeben. Und da sehe ich: Es ist naiv, zu glauben, dass wir Einheit und Frieden finden, wenn wir nur an diesem einen Punkt nachgeben. Wer A sagt, muss auch B sagen. Die Agenda der sogenannten „sexuellen Vielfalt“ ist lang. Die nächsten Tabubrecher klopfen längst schon an die Tür der Kirche. Sie werden keine Ruhe geben.

Außerdem ist meine Beobachtung: Dieser Zug bewegt sich ganz offenkundig in Richtung einer generellen theologischen Liberalisierung – auch wenn das oft noch bestritten oder verschwiegen wird. Ich habe mich mit einer Reihe von Versuchen befasst, praktizierte Homosexualität mit der Bibel zu vereinbaren. Sie wirkten auf mich bestenfalls bemüht, eher wunschgeleitet und spätestens im Licht der Gegenargumente wenig überzeugend. In der Mehrheit basierten sie angesichts der doch sehr klaren und durchgängigen biblischen Aussagen auch ganz offen darauf, dass die Apostel halt Kinder ihrer Zeit waren und wir es heute besser wissen. Dann sind aber wir zum Maßstab der Bibel geworden statt umgekehrt. Es wundert mich deshalb nicht, dass die Öffnung für gleichgeschlechtliche Trauungen vielerorts mit einem liberaleren Bibelverständnis einhergeht, bei dem schnell auch innerste Kernaussagen des Glaubens ins Wanken geraten. Mir ist bislang keine Gemeinschaft bekannt, die auf Dauer die Trauung von gleichgeschlechtlichen Paaren mit einem traditionell evangelikalen Bibelverständnis verbinden konnte.

Auch die bei dieser Debatte zu beobachtende Tendenz, biblisch-theologische Fragen jetzt mehr auf Basis persönlicher Erfahrungen statt mit biblisch-theologischen Argumenten entscheiden zu wollen, weckt in mir keine Reiselust. Ganz klar: Es ist wichtig, das Bibellesen mit dem Hören auf Gott und mit unserer Erfahrungswelt zu verbinden. Und natürlich sollen wir uns bei der Auslegung vom Geist leiten lassen. Aber wenn das, „was Gottes Geist mir sagt“, erst nach den theologischen Argumenten kommt und somit das letzte Wort hat, dann wird es bedenklich. Vor allem im charismatischen Umfeld habe ich (zum Glück nur selten!) erlebt: Wenn christliche Leiter anfangen, ihre Position primär mit persönlicher Geistesleitung zu begründen, wird es schräg. Ich kann nur inständig hoffen, dass wir Evangelikale uns nicht auf derart brüchige Gleise begeben sondern fest dabei bleiben, was Martin Luther so grundlegend wichtig war: „Dass allein die Heilige Schrift herrsche“.

Ich habe einfach keine Hoffnung, dass es einen echten geistlichen Aufbruch geben kann, wenn die Bibel nicht als verbindliches Wort Gottes hochgehalten wird. Ich kann nicht erkennen, dass progressive, liberale oder subjektiv-individualistische Theologie irgendwo auf der Welt dem Gemeindewachstum nachhaltige Dynamik verliehen, die Einheit gestärkt und das evangelistische Zeugnis beflügelt hätte. Im Gegenteil: Die liberalen Kirchen schrumpfen weltweit. Dieser Schaden scheint mir weitaus größer zu sein als das Problem, dass christlich-konservative Positionen immer mehr gesellschaftliche Ächtung erleben. Wir sollten es nie vergessen: Gesunde Erweckungsbewegungen waren immer auch Bibelbewegungen, die die Heilige Schrift als verbindliches Gotteswort gelesen und ausgelegt haben. Das hat ihnen oft Spott und Ausgrenzung eingebracht. Aber bis heute leben letztlich alle Kirchen von den Segensspuren, die diese Erweckungsbewegungen hinterlassen haben.

Es hilft wohl nichts. Ich werde diesen Zug nicht aufhalten können. Ich schaue hinterher und fühle mich ein wenig wie die Israeliten, die an der Grenze des gelobten Lands wieder zurückkehren mussten in die Wüste. Aber ich lasse mich nicht entmutigen. Ich glaube weiter fest daran: Die Nachfolger Jesu werden sich sammeln um ihren Herrn und um sein Wort. In aller Vielfalt an Prägungen und Konfessionen werden sie gemeinsam diese phantastische Botschaft in unserem Land bekannt machen. Mein Traum ist so lebendig wie eh und je. Er geht jetzt eben nur noch einmal in die Verlängerung.


Siehe auch: Homosexuell und bibeltreu – Das Zeugnis von Pfarrer Sam Allberry

Einheit zwischen Enge und Beliebigkeit

Wie wächst Einheit? Und was zerstört sie? Das sind entscheidende Zukunftsfragen für die Kirche Jesu. Unser Herr hat nicht nur intensiv für Einheit gebetet. Er hat zudem klar gestellt: Nicht nur unser Zusammenhalt, auch unsere evangelistische Strahlkraft hängt daran (Johannes 17, 21-23). Aber obwohl der Ruf nach Toleranz für mehr Einheit in Vielfalt scheinbar in aller Munde ist – es vergeht doch kaum eine Woche ohne Klagen über Risse, Gräben und Konflikte unter Christen. Könnte es sein, dass wir zu einseitig auf dieses wichtige Thema schauen? Tatsächlich macht die Bibel deutlich: Wenn wir wirklich Einheit wollen, dann müssen wir immer 3 Dinge im Blick behalten:

1. Es ist Christus, der Einheit schafft!

Toleranz schafft keine Einheit. Weite schafft keine Einheit. Echte Einheit kommt immer von Christus:

„Stattdessen lasst uns in Liebe an der Wahrheit festhalten und in jeder Hinsicht Christus ähnlicher werden, der das Haupt seines Leibes – der Gemeinde – ist. Durch ihn wird der ganze Leib zu einer Einheit.“ (Eph.4,15+16a)

Das bedeutet: Echte Herzenseinheit ist etwas Übernatürliches. Sie ist ein Geschenk, das wir aus uns selbst heraus nicht machen, nicht produzieren und deshalb auch nicht einfach so einfordern können. Einheit wächst, wenn wir zu Christus aufschauen. Christus als Fundament und als Haupt seines Leibes fügt die vielfältigen Glieder der Gemeinde zu einer Einheit zusammen.

2. Gottes Geist schützt uns vor Enge

Aber wie macht Jesus das? Bevor Jesus ging, hat er das Kommen seines Geistes angekündigt (Johannes 16, 7). Es ist dieser Geist, der…

… die Liebesbeziehung zum himmlischen Vater lebendig und kraftvoll werden lässt (Galater 4, 6) und „uns tief im Herzen bestätigt, dass wir Gottes Kinder sind.“ (Römer 8, 16) Dieses Wissen kann uns eine feste, gesättigte Identität verleihen. Als geliebte Königskinder sind wir sehr viel weniger anfällig dafür, unsere Identität aus einem einflussreichen Posten oder aus dem Beifall von Menschen zu nähren. Das macht gelassen und einheitsfähig.

… christusgemäße Früchte in uns wachsen lässt, die für harmonische Beziehungen unerlässlich sind: Liebe. Frieden. Geduld. Freundlichkeit. Güte. Treue. Sanftmut. (Galater 5, 22-23)

… uns unsere Schuld und unsere Fehlerhaftigkeit offenbart (Johannes 16, 8) und uns somit spüren lässt: Wir leben alle aus Gottes Gnade und Barmherzigkeit. Das macht demütig. Das hilft uns, auch anderen gegenüber gnädig und barmherzig zu sein. Das hilft uns, zu vergeben, so wie auch uns vergeben wurde.

… uns hilft, die Bibel mit den Augen des Autors zu lesen, damit biblische Lehre nicht menschlich verengt wird und damit Speziallehren nicht zu Spaltpilzen werden.

… uns hilft, die Gebote Jesu zu leben, die wir aus eigener Kraft niemals leben könnten. Eine geist-lose Kirche hat immer nur die Wahl, entweder liberal oder gesetzlich zu werden. Beides spaltet die Kirche gleichermaßen.

Deshalb sind wir unbedingt angewiesen auf diese geistgewirkte Verbindung zu Christus. Sie schützt uns vor der Enge, die unsere Einheit zerstört.

3. Gottes Wort schützt uns vor Beliebigkeit

Paulus sagt aber auch: Wir sollen „in Liebe an der Wahrheit festhalten und in jeder Hinsicht Christus ähnlicher werden.“ Was ist denn die Wahrheit? Wer und wie ist denn dieser Christus, dem wir immer ähnlicher werden sollen? Wie hat er gelebt? Was hat er getan? Was hat er gelehrt? Was denkt er darüber, wie wir leben sollen?

Unsere zentrale und letztlich einzige Informationsquelle zu diesen wichtigen Fragen ist die Bibel. Wenn alle Christen sich diesem biblischen Christus nähern, dann finden Sie automatisch auch immer näher zueinander – trotz aller Vielfalt an Prägungen, Erfahrungen, unterschiedlichen Schwerpunkten und trotz aller Unterschiede in Auslegungsdetails. Wenn aber die biblischen Texte selbst in Frage gestellt sind, dann können sie kein gemeinsamer Maßstab und keine gemeinsame Mitte mehr sein. Wenn wir meinen, dass die Bibel nur alte Erfahrungen enthält, die heute so nicht mehr gelten und die zudem nur mit bibelwissenschaftlichen Mitteln entschlüsselt werden können, dann verlieren wir die Offenbarungsqualität und die Klarheit der Schrift. Dann verirren wir uns in unterschiedliche, ja gegensätzliche Christusbilder.

Auch theologische Experten werden daran nichts ändern können, denn sie sind sich ja selbst nicht einig, wer und wie dieser Christus ist. Wenn die Bibel keine allgemeinverständlichen zeit- und kulturübergreifenden Wahrheiten enthält, dann gibt es für diese Grundlage der Kirche Jesu keinen Ersatz. Dann wird unser Bild von Christus subjektiv und beliebig. Dann wird die gute Nachricht, die die Kirche an Christi statt weitergeben soll (2. Kor. 5, 20), unklar und vielstimmig. Dann gibt es zur Frage nach der Aufgabe und Ausrichtung von Gemeinde keine Einigkeit mehr. Dann haben wir nicht einmal mehr eine gemeinsame Diskussionsbasis für das gemeinsame Ringen um einen „jesusmäßigen“ Kurs der Kirche Jesu. Dann verliert die Kirche ihre gemeinsamen Bekenntnisse, ihre gemeinsame Botschaft und ihre gemeinsame Ausrichtung. Dann fangen wir in unseren Gemeinschaften an, in völlig verschiedene Richtungen zu ziehen. Dann lähmt und spaltet sich die Kirche selbst.

Deshalb sind wir unbedingt angewiesen auf dieses feste Vertrauen in die Verlässlichkeit und Gültigkeit der heiligen Schrift als das zuverlässige Wort Gottes, das unser gemeinsamer Maßstab für alle Fragen des Glaubens und des Lebens ist. Das schützt uns vor der Beliebigkeit, die unsere Einheit zerstört.

Unsere Einheit steht auf 2 Beinen: Gebet und Gottes Wort

Als die Gemeinde in Jerusalem wuchs und es dadurch immer mehr organisatorische Aufgaben zu bewältigen gab, trafen die Apostel eine kluge Entscheidung:

„Wählt unter euch sieben Männer mit gutem Ruf aus, die vom Heiligen Geist erfüllt sind und Weisheit besitzen. Ihnen wollen wir die Verantwortung für diese Aufgabe übertragen. Auf diese Weise haben wir Zeit für das Gebet und die Verkündigung von Gottes Wort.“ (Apostelgeschichte 6, 3-4)

Die Apostel wussten genau, was die beiden entscheidenden Faktoren sind, um diese schnell wachsende, extrem bunte und vielfältige Truppe zusammen zu halten: Zum einen die praktisch gelebte Beziehung zu Jesus Christus im Gebet und in der Anbetung. Und dazu die gesunde Lehre (Titus 1, 9) der Propheten und der Apostel, die wir heute in geschriebener Form in der Bibel finden. Genau das bildet auch für Paulus das entscheidende Fundament für die Kirche Jesu:

„Wir sind sein Haus, das auf dem Fundament der Apostel und Propheten erbaut ist mit Christus Jesus selbst als Eckstein.“ (Epheser 2, 20)

Natürlich ist Gebet und Gottes Wort ist nicht alles. Zum erfolgreichen Gemeindebau gehört noch sehr viel mehr. Aber ohne Gebet und Gottes Wort ist alles nichts. Der geistgewirkte Fokus auf Jesus Christus, der durch Gebet und Gottes Wort jeden Tag praktisch gefördert wird, ist und bleibt die entscheidende Grundlage für unsere Einheit und evangelistische Ausstrahlung.

Lassen Sie uns gemeinsam diese Einheit suchen. Oder besser formuliert: Lassen Sie uns gemeinsam Jesus Christus suchen im Gebet und in seinem Wort. Er schenkt uns die Einheit, nach der wir uns alle sehnen und die wir so dringend brauchen.


Weiterführend dazu: Umkämpfte Einheit – Ein Frontbericht

 

Wie geht Einheit? Das Paulus-7-Punkte-Programm

Was braucht es, damit Christen untereinander einig sein können? Paulus stellt dazu das folgende simple Rezept mit 7 Zutaten zusammen (Kolosser 3, 12-16):

  1. Da Gott euch erwählt hat, zu seinen Heiligen und Geliebten zu gehören, seid voll Mitleid und Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftheit und Geduld.
  2. Seid nachsichtig mit den Fehlern der anderen und vergebt denen, die euch gekränkt haben. Vergesst nicht, dass der Herr euch vergeben hat und dass ihr deshalb auch anderen vergeben müsst.
  3. Das Wichtigste aber ist die Liebe. Sie ist das Band, das uns alle in vollkommener Einheit verbindet.
  4. Euren Herzen wünschen wir den Frieden, der von Christus kommt. Denn als Glieder des einen Leibes seid ihr alle berufen, im Frieden miteinander zu leben.
  5. Und seid immer dankbar!
  6. Gebt den Worten von Christus viel Raum in euren Herzen. Gebraucht seine Worte weise, um einander zu lehren und zu ermahnen.
  7. Singt, von Gnade erfüllt, aus ganzem Herzen Psalmen, Lobgesänge und geistliche Lieder für Gott.

Jesus, bitte fülle mich heute mit Deinem Wesen und Deinem Charakter. Ich möchte so leben, dass jeder Mensch, dem ich begegne, etwas von Deinem Erbarmen, Deiner Freundlichkeit, Deiner Sanftmut und Geduld spüren kann. Hilf mir demütig zu sein, damit ich mich nicht über andere Menschen erhebe.

Hilf mir, denen zu vergeben, die mich gekränkt haben. Erinnere mich immer wieder daran, wie sehr ich davon lebe, dass Du mir so unendlich viel mehr vergeben hast.

Fülle mich mit Deiner Liebe für die Menschen. Du weißt um diejenigen, die ich eigentlich nicht mag. Aber Du liebst sie. Du bist für sie gestorben. Berühre mich mit Deiner aufopferungsvollen, bedingungslosen und vorauslaufenden Liebe, damit ich in Dir andere Menschen nicht nur stehen lassen sondern wirklich lieben kann.

Wo ich aufgewühlt bin, will ich jetzt wieder eintauchen in Deinen Frieden, der nicht von Umständen abhängig ist sondern vom Kreuz kommt, wo Du Frieden zwischen mir und Dir erworben hast.

Vertreibe mein Mürrischsein und meine Unzufriedenheit mit Dankbarkeit für all das Gute, das Du mir geschenkt hat. In Dir bin ich jederzeit überreich beschenkt.

Fülle meine Gedanken mit Deinen Worten. Ich will sie lesen, hören, darüber nachdenken und meditieren. Deine kostbaren Worte sollen mich jeden Tag noch mehr prägen und mein Denken erneuern. Deine Wahrheit macht mich frei. Gib mir Freunde, die mir Dein Wort sagen, mich damit trösten und ermahnen.

Und gib mir jederzeit ein Lied auf meine Lippen. Mein Leben soll ein Lobpreis sein für Dich. Denn Du bist schön. Du bist gewaltig groß. In Dir sind alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis verborgen. Wo Du angebetet wirst, wo Du die Mitte bist, da breitet sich Friede aus. Und da wachsen ganz von selbst alle die zusammen, die Dich lieben und in Dir geborgen sind.

Retter statt Retterin

Ein Chrismon-Artikel zeigt, was meine Kirche jetzt dringend braucht

Ich liebe meine Kirche. Ich liebe ihr reiches reformatorisches, theologisches und geistliches Erbe. Ganz besonders liebe ich meine Kirchengemeinde. Ich investiere einen großen Teil meiner Freizeit für sie, für unseren Jugendkreis, unseren Hauskreis, unseren jährlichen Glaubenskurs, für die modern gestalteten Gottesdienste, die Kirchengemeinderatssitzungen und manches mehr.

Umso mehr schmerzt mich der jüngst erschienene Chrismon-Artikel über eine Abtreibungsärztin, die schon in der Überschrift als „Die Retterin“ bezeichnet wird, während im Artikel Lebensschützer durchweg massiv abwertend dargestellt werden. Der Artikel führt mir erneut schmerzlich vor Augen, wie abgrundtief und unüberbrückbar der Riss ist, der mitten durch meine Kirche geht.

Bislang hat sich die Kirchenleitung meines Wissens nicht dazu geäußert. Aber im Zusammenhang mit dem Votum der Chrismon-Chefredakteurin Ursula Ott für eine Legalisierung von Abtreibungswerbung hatte der EKD-Ratsvorsitzende und Mitherausgeber von Chrismon Heinrich Bedford-Strohm bereits im Januar diesen Jahres deutlich gemacht, dass er die Position von Frau Ott zwar nicht teilt, dass ihre Meinung aber „innerhalb der möglichen Meinungsäußerungen im Bereich des Protestantismus“ liegen würde. Frau Ott hat sich deshalb nicht beirren lassen sondern noch einmal kräftig nachgelegt und jetzt genau die Frau öffentlich gefeiert, die wegen eines Verstoßes gegen das Verbot von Abtreibungswerbung rechtskräftig verurteilt wurde.

Nun halte ich Gottes Gebot in dieser Frage für eindeutig: Du sollst nicht töten. Mir ist daher nicht klar, wie die Chrismon-Kampagne für Abtreibungswerbung mit dem eindeutigen Gebot des Herrn der Kirche vereinbar und somit als mögliche protestantische Meinungsäußerung tolerierbar sein könnte. Ich werde niemals den Stab über Frauen brechen, die sich in einer schweren Konfliktsituation befinden. Aber so viel ist sicher: Die Tötung eines ungeborenen Kindes kann nur eine von zwei furchtbaren Alternativen sein. Eine „Rettung“ ist sie in keinem Fall. Wer die Tötung Ungeborener mit einer solchen Vokabel in Verbindung bringt steht weit jenseits des Konsenses der weltweiten Kirche Jesu. Und die teils scharfe Kritik an dem Chrismon Artikel bis hin zu einer Online-Petition belegt: Für nicht wenige evangelische Christen ist es fast unerträglich, dass Millionen Euro aus ihren Kirchensteuernmitteln dafür verwendet werden, um eine Kampagne für Abtreibungswerbung in 1,6 Millionen Haushalte zu tragen.

Wie konnte es so weit kommen?

Bei einer Podiumsdiskussion am 6.11.2017 in Passau hat Herr Bedford-Strohm etwas sehr Schönes gesagt: „Der Kern aller Reformationsprozesse muss sein, dass wir Christus neu entdecken. … Unser eigentliches Problem ist, dass wir eine geistliche Erneuerung brauchen.“ (ab 1:27:52) Diese Ansicht teile ich voll und ganz. Genau dafür bete und arbeite ich. Allerdings würde ich Herrn Bedford-Strohm gerne eine wichtige Frage dazu stellen:

1999 hat der einflussreiche Theologieprofessor Lindemann in einem Spiegel-Interview erklärt: „Dass es sich bei den Evangelien um Lebensbeschreibungen Jesu handelt […] wird seit Jahrzehnten von keinem ernst zu nehmenden Exegeten mehr behauptet.“ Dass ein erheblicher Teil der Jesus-Zitate im Neuen Testament nicht von Jesus selbst stammt sondern ihm erst durch nachträglich in den Mund gelegt wurde, scheint in der universitären Theologie und somit auch in der Pfarrerausbildung weitgehender Konsens zu sein. Wenn aber die Evangelien weder das Leben noch die Lehre Jesu verlässlich beschreiben, woher wissen wir dann, wer und wie Jesus Christus ist? Wie können wir ihn dann neu entdecken? Hielt sich Jesus selbst für den Messias? Ist er leiblich auferstanden? War sein Grab leer? Ist er wirklich in den Himmel aufgestiegen? Wird er so auch wiederkommen? Wird er die Welt richten? Ist er allein der Weg zum himmlischen Vater? Oder ist er auch in anderen Religionen zu finden? Wovor rettet uns Christus überhaupt? Starb er am blutigen Stamm als Opfer für unsere Sünden? Oder hat er sich als ein Justizopfer mit den Unterdrückten der Welt solidarisiert?

Wohin ich auch schaue in meiner Kirche: Ich sehe bei keiner dieser allerzentralsten Fragen Einigkeit. Selbst wenn noch die gleichen Begriffe verwendet werden – die Inhalte sind grundverschieden. Nur so ist erklärbar, warum es in meiner Kirche immer öfter Äußerungen gibt, die mit traditionellen christlichen Standpunkten grundlegend unvereinbar sind. Das sehe ich zum Beispiel, wenn die Synode der evangelischen Kirche im Rheinland den Missionsbefehl unseres Herrn in Bezug auf Muslime offen verwirft. Und nun wird es mir wieder schmerzhaft deutlich, wenn Chrismon eine Abtreibungsärztin als Retterin bejubelt. Beide Positionen hätte ich bis vor kurzem noch für völlig undenkbar in meiner Kirche gehalten.

Der frühere Beauftragte der deutschen evangelischen Allianz im deutschen Bundestag Wolfgang Baake hat nun aufgrund des Chrismon-Artikels dazu aufgerufen, „in Scharen“ aus der evangelischen Kirche auszutreten. Ich respektiere, dass für viele Mitchristen die Grenze des Erträglichen überschritten ist. Aber ich trete nicht aus. Weil ich meine Gemeinde liebe und ihre großen missionarischen Möglichkeiten nutzen möchte. Und weil ich finde, dass doch konsequenterweise eigentlich die austreten sollten, die den Boden unserer kirchlichen Bekenntnisse verlassen haben.

Aber auftreten muss ich.

Lieber Herr Bedford-Strohm, falls Sie diese Zeilen lesen sollten würde ich gerne mit Ihnen ins Gespräch kommen zu genau dieser Frage: Wer ist dieser Christus, den wir neu entdecken müssen und auf dessen Basis die Kirche erneuert werden soll? Welche seiner Lehren sind für die Kirche verbindlich? Auf welcher Grundlage können wir uns über diese Frage überhaupt verbindlich auseinandersetzen, da die EKD doch gemäß ihrem Papier „Rechtfertigung und Freiheit“ die Bibel ausdrücklich nicht mehr so wie zur Zeit der Reformatoren als »Wort Gottes« versteht? Ist diese Frage nur noch subjektiv und individuell zu beantworten? Gibt es keine gemeinsame Wahrheit mehr, die wir der Welt verkünden können?

Ich glaube genau wie Sie: Die Kirche braucht eine geistliche Erneuerung. Dafür muss sie Christus neu entdecken. Nur Christus als Haupt kann die Glieder der Kirche verbinden (Eph. 4, 15-16). Die offene Frage nach Christus ist deshalb der innerste Kern der Probleme, die wir in unserer Kirche haben. Wenn wir diese Frage nicht klären finden wir keine innere Einheit, keine gemeinsame Botschaft und damit auch kein gemeinsames Zeugnis in unsere Gesellschaft hinein. Dann haben wir die Zukunft unserer verfassten evangelischen Kirche verloren.

Es ist höchste Zeit für diese Debatte. Eine Kirche, in der eine Abtreibungsärztin als Retterin bejubelt wird, braucht Christus, den Retter – mehr und dringender denn je.

Siehe auch:

Umkämpfte Einheit: Träum weiter!

Einheitlichkeit, Beliebigkeit, menschliche Erkenntnis, Stolz und Selbstwertmangel, Selbstbereicherung, Mitmach-Druck, Integrationserwartung: Wer sich aufmacht, das Einheits-Land zu erobern wird mit vielen Gegnern und Fallen konfrontiert. Und diese Aufzählung ist noch gar nicht vollständig. Viel könnte man noch schreiben über Unbarmherzigkeit, Fassaden und Masken, falsche Prioritäten in veranstaltungs- statt beziehungsorientierten Terminkalendern, fehlende Bereitschaft zur Vergebung usw. usw.

Bei so vielen Problemen könnte man leicht auf die Idee kommen: Das wird nie etwas mit der Einheit. Und die Kirchengeschichte scheint diesem Pessimismus ja recht zu geben. Angesichts der vielen schmerzhaften Wunden, die ich mir selbst schon auf dem Einheits-Schlachtfeld zugezogen habe, hätte auch ich gute Gründe, die Flinte ins Korn zu werfen.

Aber das Gegenteil ist der Fall! Denn noch viel mehr als Trennung, Streit und Verletzungen habe ich auch wundersame Versöhnung, Wiederherstellung und großartige Gemeinschaft unter Christen erlebt! Ich habe mit eigenen Augen gesehen, dass Einheit gelingen kann, wenn wir die Prinzipien beachten, die ich hier versucht habe darzustellen.

Deshalb ist mein Traum von Einheit nicht kleiner sondern größer geworden! Mehr denn je träume ich von einem Christentum, das Vielfalt nicht fürchtet sondern feiert, weil es verstanden hat, dass ein Leib mit lauter gleichartigen Gliedern ein Krüppel und ein Monstrum ist! Ich träume von einem Christentum, in dem scheinbare Gegensätze zu einem eindrucksvollen Ganzen werden:

  • Ein Christentum mit einem hellwachen, messerscharfen Verstand UND einer leidenschaftlichen Spiritualität.
  • Ein Christentum, das Gottes Wort achtet und liebt UND in der Freiheit der Kinder Gottes lebt, statt gesetzlich zu sein.
  • Ein Christentum, das im Reichtum seiner Traditionen verwurzelt ist UND vorwärtsorientiert nach ständiger Erneuerung strebt.
  • Ein Christentum, das mit dem Übernatürlichen rechnet UND nüchtern mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht, mitten im Leben, mitten in der Gesellschaft.
  • Ein Christentum, das die Reife und Erfahrung der älteren Generation genauso schätzt wie die Dynamik und Innovationskraft der jungen Generation.
  • Ein Christentum, dass einen Reichtum an Formen, Strukturen und Prägungen entwickelt, durch die es die zahlreichen kulturellen Nischen unserer Gesellschaft erreichen und durchdringen kann, ohne dabei zu vergessen, dass es ein Leib ist, in dem alle Glieder einander brauchen und aufeinander angewiesen sind.

Weißt Du, was das Beste ist an meinem Traum? Er ist dabei, wahr zu werden! Schon jetzt beobachte ich, dass die nächste Generation längst nicht mehr so viele Schranken im Kopf hat wie wir älteren Christen noch vor 20 Jahren. Noch nie gab es so viele Signale dafür: Jesu Gebet wird erhört! Einheit gewinnt die Oberhand!

Blogbild Mach uns einsKlick zum Video mit dem Lied: Mach uns eins

Allerdings müssen wir unbedingt beachten, was Paulus darüber lehrt, wie Einheit entsteht: „Lasst uns … wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus, von dem aus der ganze Leib zusammengefügt ist.” (Eph, 4, 15-16). Echte Einheit entsteht durch die Verbindung mit Jesus! Wir sollten deshalb nicht in erster Linie nach Einheit sondern nach Jesus suchen! ER ist es, der die Glieder zusammenfügt. Wo Jesus groß wird und im Mittelpunkt steht werden unsere Probleme miteinander klein und nebensächlich. Dann wächst tiefe Herzenseinheit wie von selbst.

Also: Egal, welche schmerzvollen Erfahrungen Du beim Thema Einheit vielleicht schon gemacht hast: Träum weiter! Und vor allem: Lass uns den Traum zusammen wahr machen! Mit Gottes Hilfe können, nein werden wir es schaffen. Das Land der Einheit gehört uns! Dort wollen wir hin! „Denn dort verheißt der Herr seinen Segen und Leben, das niemals enden wird.“ (Psalm 133, 3) Lass uns das Land der Einheit gemeinsam erobern. Für den König! Und für all die kostbaren Menschen, die ohne ihn und ohne unsere Einheit verloren gehen.

Siehe auch:

Umkämpfte Einheit (6): Wein-Krampf zwischen alt und neu

Wenn unter Christen ein neuer Aufbruch geschieht, gibt es oft Unfrieden mit den Etablierten und Alteingesessenen. Das war schon zu Jesu Zeiten so: Die Jünger des Johannes waren vom Verhalten der Jünger Jesu vollkommen irritiert. Sie konnten einfach nicht begreifen, warum Jesus und seine Jünger nicht fasten. Als sie Jesus dazu befragten, hat er ihnen das geduldig erklärt (Luk. 5,34). Dabei hat er sie auch ganz grundsätzlich gelehrt, wie man sich verhalten soll, wenn eine alte Bewegung Gottes auf eine neue trifft:

“Niemand füllt neuen Wein in alte Schläuche; sonst zerreißt der neue Wein die Schläuche und wird verschüttet und die Schläuche verderben. Sondern neuen Wein soll man in neue Schläuche füllen. Und niemand, der vom alten Wein trinkt, will neuen; denn er spricht: Der alte ist milder.” (Luk. 5, 37-39)

Daraus ergeben sich 2 einfache Regeln für den Umgang zwischen alten und neuen christlichen Bewegungen:

  1. Kein Mitmach-Druck!
    Wir Christen gewöhnen uns schnell an bestimmte Frömmigkeitsformen, in denen wir uns wohl, sicher und zu Hause fühlen. Neue Bewegungen haben eine Dynamik, die auf diejenigen, die an die „milden“ alten Formen gewöhnt sind, oft abstoßend wirkt. Das ist ganz normal. Deshalb sollten wir, wenn wir Teil eines neuen Aufbruchs sind, nicht frustriert sein, wenn Christen in den bestehenden Bewegungen nicht gleich begeistert mitmachen. Erst recht sollten wir sie dafür nicht verachten! Jesus hat die alte Johannes-Bewegung damals sogar sehr geschätzt. Einmal sagte er, dass Johannes der Größte aller Zeiten war! Genauso müssen neue Aufbrüche heute Achtung und Respekt für die Christen älterer Bewegungen bewahren, die an ihren alten Formen festhalten wollen.
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  2. Keine Integrationserwartung!
    Mit dem Vergleich von den Weinschläuchen ermahnte Jesus die Anhänger der alten Bewegung, dass sie nicht erwarten dürfen, dass die neue Bewegung sich der alten anpasst oder gar anschließt! Genauso gilt auch heute noch: Wenn um uns herum neue Aufbrüche geschehen dürfen wir nicht verlangen, dass diese sich in unsere bestehenden Gemeinden, Gruppen und Gottesdienste integrieren und sie mit mehr Besuchern und Mitarbeitern füllen müssen! Unsere alten Strukturen sind oft nicht geeignet für die neu erweckten Christen! Damit der neue Wein nicht verschüttet wird und die alten Schläuche nicht zerreißen müssen wir es deshalb zulassen und fördern, dass der neue Wein neue Schläuche bekommt! Das heißt nicht unbedingt, dass neue Gemeinden oder Kirchen gegründet werden müssen. Aber es heißt sehr wohl, dass wir den neuen Bewegungen Freiraum geben müssen für neue Strukturen und Versammlungen mit neuen Formen und neuen Schwerpunkten!

Sowohl die alten wie die neuen Bewegungen sollten sich vor Augen halten: Neuer Wein ist zunächst einmal nicht besser oder schlechter als alter Wein sondern einfach nur anders und für andere Menschen! Wir sollten deshalb die Anderen nicht geringschäNeu alt versoehnttzen sondern einander loslassen, freisetzen und segnen für die unterschiedliche Berufung, die jeder hat.

Ich bin mir sicher: Wenn wir diese einfachen Regeln Jesu verinnerlichen, kann das sich immer wieder wiederholende Drama des Krampfs und der Konflikte zwischen neuen und alten Bewegungen endlich ein Ende finden! Dann kann es versöhnte Aufbrüche geben, in denen das Neue freigesetzt und gefördert und das Alte geehrt, geachtet und befruchtet wird. Dann können wir miteinander vielleicht sogar Formen finden, in denen wir immer wieder auch gemeinsam Gott feiern und einander dienen können. Genau das ist es, was wir für eine gesunde Entwicklung im Reich Gottes unbedingt brauchen.

Der letzte Teil von „Umkämpfte Einheit“ gibt einen visionären Ausblick auf das „Einheits-Land“, das Gott uns verheißen hat. Schau es Dir an und lass Dich verführen, es zu erobern!

Siehe auch:

Umkämpfte Einheit (5): Die Achan-Falle

Im Buch Josua wird eine Geschichte erzählt, die sich bis heute in tragischer Weise immer wieder wiederholt: Nachdem Israel Jericho erfolgreich eingenommen hatte war das Volk vor seinem nächsten Kampf so siegessicher, dass es erst gar nicht mit allen Soldaten in den Kampf zog. Aber der Hochmut kam vor dem Fall: Israel erlitt eine empfindliche Niederlage. 36 Männer starben.

Danach zeigte Gott ihnen den Grund für das Desaster: Der Soldat Achan hatte heimlich etwas von der Kriegsbeute für sich eingesteckt. Dabei hatte Gott das ausdrücklich verboten! Alles Silber und Gold sollte Gott gehören – Achan aber bereicherte sich selbst.

Die Versuchung, sich im Dienst für Gott selbst zu bereichern, hat sich seit Achans Zeiten nicht geändert. Öfter als wir denken steckt hinter unserem Wunsch, Aufgaben in der Gemeinde und im Reich Gottes zu übernehmen, ganz einfach die Sehnsucht nach Beachtung und Anerkennung. Das konnte ich an mir selbst beobachten in einer Phase, in der mein Dienst als Musiker und Prediger plötzlich nicht mehr gefragt war. Die Wut und die Bitterkeit, die da in mir aufstieg, hat mir klar gemacht, wie sehr ich doch immer noch meinem eigenen Ansehen gedient hatte statt Gott.

Die Versuchung, mit einem Dienst in der Gemeinde dem eigenen Ansehen zu dienen ist immer dann besonders groß, wenn Menschen mit Selbstwertmangel eine Position in der Gemeinde bekommen, die mit Ansehen und Einfluss verbunden ist.

Wenn wir dieser Versuchung erliegen hat das schwerwiegende Folgen. Unser Selbstwert und unsere Identität hängt dann an unserer Position. Entsprechend stark kleben wir dann daran! Personen oder Gruppen mit ähnlichen Gaben werden dann zu einer Konkurrenz und Bedrohung für uns und wir werden anfangen, sie zu bekämpfen und zu diskreditieren. Wir werfen ihnen “Schäfchenklau” und andere Vergehen vor (dabei sind doch die Schäfchen einfach nur dort hingelaufen, wo es Futter und Wasser gibt!). Ich habe es leider des Öfteren miterleben müssen, wie Christen in solchen Situationen unglaublich bösartig und intrigant werden können.

LZitat Unheilsgeschichte1etztlich gilt: Wann immer Menschen einen Gemeindedienst in erster Linie zur Stärkung ihres Selbstwerts missbrauchen beginnt eine Unheilsgeschichte, die schon zahlloses Leid in Gemeinden verursacht hat. Solche Menschen reißen ihre Gemeinschaft mit in die Tiefe, wenn sie in Frage gestellt werden. Das kann man in vielen Geschichten von zerstörten oder gespaltenen Gemeinden und Werken und den darin gefallenen Persönlichkeiten immer wieder entdecken.

Wir müssen uns deshalb selber prüfen: Wann immer unser Dienst in Frage gestellt oder – unserer Meinung nach – nicht angemessen gewürdigt wird, ist das eine Herausforderung für unseren Stolz. Gott prüft uns, ob wir SEIN Reich bauen oder unser eigenes Reich! Die richtige Reaktion ist es dann, unseren eigenen, aus falschen Quellen genährten Stolz zu bekämpfen, nicht unsere vermeintlichen Konkurrenten!

Uns muss klar sein: Gott lässt es wie bei Achan auch heute noch zu, dass der Feind uns schlagen kann, wenn wir unsere von Gott gegebenen Gaben dazu benutzen, um uns selbst Ansehen, Einfluss oder Machtpositionen zu erwerben, unseren eigenen Stolz zu befriedigen, unsAchans Schatz materiell zu bereichern oder Menschen an uns zu binden und zu manipulieren. Wir müssen die Achan-Falle deshalb unbedingt kennen und weiträumig meiden!

Nachdem Israel Achans Sünde ausgeräumt hatte, kam auch der Erfolg zurück. So müssen auch wir heute offenbart bekommen, wo Geltungssucht, Selbstbereicherung, Gaben- und Machtmissbrauch in unseren christlichen Gemeinden vorkommt – bei uns selbst oder bei Anderen. Es gehört zu den Aufgaben einer reifen Leiter- und Ältestenschaft, solch einen Missbrauch rechtzeitig zu erkennen und die Gemeinde vor solchen Machtmenschen und Machenschaften zu schützen.

Der vorletzte Teil von „Umkämpfte Einheit“ zum Thema befasst sich mit einem Problem, das schon viele Gemeinden in die Spaltung getrieben hat: Wie kann man mit einem neuen Aufbruch in einer Gemeinde umgehen, der nicht die ganze Gemeinde sondern zum Beispiel nur die Jugend betrifft? Muss es dann zwangsläufig zu Spaltungen kommen, weil Gottesdienstform, Frömmigkeitsstil und theologische Schwerpunkte der neuen Bewegung nicht mehr zu den Alteingesessenen passen?

Siehe auch:

Umkämpfte Einheit (4): Stolz-Riesen und Selbstwert-Zwerge

Wo Menschen miteinander leben gibt es Konflikte. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Menschen sind nun einmal sehr verschieden. Sie kommunizieren unterschiedlich. Und deshalb gibt es Missverständnisse, Enttäuschungen, Verletzungen. Gut, dass Jesus uns gelehrt hat, zu beten: „Vergib uns unsere Schuld – wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“ Das Problem ist leider: Viele Konflikte lassen sich nicht einfach durch eine kurze Aussprache und Vergebung lösen, weil die Ursachen viel tiefer liegen als nur ein Missverständnis oder ein Kommunikationsproblem. Es ist extrem wichtig, diese tieferen Konfliktursachen zu kennen, um besser damit umgehen zu können.

Meine Erfahrung ist: Die 2 häufigsten und schwerwiegendsten Konfliktursachen in christlichen Gemeinden und Gruppen sind nicht der Musikgeschmack, die Gottesdienstgestaltung oder die Gemeindeform, ja nicht einmal Theologie und Bibelauslegung. Sie heißen vielmehr: Selbstwertmangel und Stolz.

Aber warum führt Selbstwertmangel zu Konflikten? Das kann man am besten mit einem Plastikschirmständer erklären: Wenn er mit Wasser gefüllt ist, ist er schwer und standfest. Aber ohne Wasser kippt der Schirm schon beim kleinsten Windhauch um.

Unser menschliches Herz funktioniert genauso. Wir alle haben einen Liebes- und Wertschätzungstank in unserem Herzen. Wenn er voll ist, ist unser Leben stabil. Dann juckt es uns nicht sonderlich, wenn jemand mal ungeschickt mit uns umgeht. Denn wir fühlen uns geliebt. Wir finden uns selbst O.K. Da wirft uns das unreife Gerede oder die fehlende Beachtung von jemand anderem nicht um!

Aber wenn unser Liebestank leer ist werden wir instabil. Dann begegnen wir unseren Mitmenschen permanent in einer Habacht-Stellung und fragen uns unbewusst: Werde ich heute wieder nicht beachtet? Werde ich heute wieder nicht wertgeschätzt? Und dann genügt eine kleine falsche Bemerkung, und schon kippt unser labiles Selbstwertgefühl wie ein Sonnenschirm im Wind, dessen Ständer leer ist. Dann sind wir beleidigt und frustriert, werden aggressiv oder wir ziehen uns zurück in unser Schneckenhaus.

Aber was wir in unserem Frust übersehen ist: Das wahre Problem war gar nicht die ungeschickte Bemerkung unseres Mitmenschen. Das wahre Problem ist mein leerer Liebestank, der dazu führt, dass ich mit den ganz normalen Widrigkeiten im menschlichen Miteinander nicht umgehen kann!

Es ist nicht einfach, mit instabilen Menschen umzugehen, die einen leeren Liebestank haben und deren Selbstwert ramponiert ist. Selbstwert-Zwerge können mit ihren Befindlichkeiten die Einheit in unseren Gruppen und Gemeinden ganz schön durcheinanderbringen. Das gilt aber genauso für die Stolz-Riesen:

Blogbild Stolz-Riesen

Ich hätte früher nie gedacht, dass ich ein Problem mit Stolz haben könnte. Es hat lange gedauert, bis ich mir das eingestehen konnte. In meinem Christsein gab es eine Phase mit vielen neuen Entdeckungen wie z.B. Lobpreis oder Geistesgaben. Plötzlich erschien mir das Christentum in meiner Kirchengemeinde flach, kraftlos, begrenzt, oberflächlich, einfach eine Stufe niedriger als das, was ich jetzt kennengelernt hatte.

Schon bald kam es zu Konflikten in unserer Gemeinde. Manche Christen wollten diese neuen Entdeckungen mit uns teilen, andere haben angefangen, das zu bekämpfen. Und ich habe gedacht: Die, die da nicht mitmachen wollen, die blicken halt nicht durch, diese armen Kreaturen. Unbewusst habe ich sie verachtet.

Wir wollten dann eine freie Gemeinde gründen. Aber unsere Gemeinschaft ist zerbrochen. Es gab Streit und schlimme Verletzungen. Ich stand vor einem Scherbenhaufen. Als wir zurückgekehrt sind in unsere Kirchengemeinde hat Gott mich an Situationen erinnert, in denen wir anderen Leuten gegenüber unglaublich arrogant aufgetreten waren. Ich musste zu einigen Menschen gehen und sie um Vergebung bitten.

Seither ist viel Einheit gewachsen in unserer Gemeinde, obwohl wir eine Mischung aus sehr unterschiedlich geprägten Christen sind. Offensichtlich muss Gott uns erst von unserem hohen Ross herunter holen, damit Einheit wachsen kann.

Spiegel Medaille Stolz Selbstwert

Stolz und Selbstwertmangel sind also DIE 2 Hauptursachen für misslingende Gemeinschaft. Das Verrückte ist: Sie sind oft Kehrseiten von ein und derselben Medaille! Wir Menschen kompensieren unseren brüchigen Selbstwert oft durch dominantes Auftreten, Besserwisserei, Überlegenheitsgefühle, negatives Reden oder Verachtung von Anderen. Wir müssen unbedingt umkehren und Buße tun, wenn wir solche Tendenzen an uns entdecken!

Schirm mit Kanne farbig beschriftetAber vor allem müssen wir uns zu Jesus begeben, der allein unseren Herzens-„Schirmständer“ wirklich füllen, unseren brüchigen Selbstwert heilen und unser Herz stabil und einheitsfähig machen kann! Denn Menschen werden unseren Tank niemals wirklich füllen können! Wenn wir das von Menschen erwarten, werden wir sie überfordern und es wird in einem großen Frust für alle enden.

Jesus hat gesagt: “Wer an mich glaubt, wird nie wieder Durst haben.” ER ist die Quelle, die uns den Wert gibt, den wir brauchen, um eine stabile Identität und einen gesunden Selbstwert zu entwickeln. Diese göttliche Liebes- und Wertschätzungsquelle brauchen wir in unseren Gemeinden und Gruppen, damit eine stabile Gemeinschaft wachsen kann. Wenn wir mit seiner Liebe gefüllt sind haben einheitssabotierende Stolz-Riesen und Selbstwert-Zwerge keine Chance mehr!

Teil 5 von “Umkämpfte Einheit” beschäftigt sich mit der “Achan-Falle”. Ich habe schon so viele Gruppen und Gemeinden an dieser Falle zerbrechen sehen, dass es mir das Herz bricht. Schluss damit! Wenn wir die Dynamik verstehen, die uns in diese Falle lockt, werden wir nicht länger in sie hineintappen.

Siehe auch: