Wenn Gemeinden unter Leitern leiden

Warum ist in manchen Gemeinden die Atmosphäre so eng und gesetzlich, dass es einem fast die Kehle zuschnürt, während man anderswo eine erfrischende Weite und die herrliche Freiheit der Kinder Gottes atmen kann?

Liegt es an der theologischen Ausrichtung? Sind Konservative eng und gesetzlich, Liberale hingegen weitherzig und großzügig, so wie manche meinen? Nein. Enge und Gesetzlichkeit habe ich bei Liberalen genauso wie bei Konservativen erlebt. Fakt ist: Die Atmosphäre einer Gemeinschaft wird immer stark von der Persönlichkeit ihrer Leiter geprägt und von der Frage: Leiten die Leiter so, wie Jesus es vorgelebt hat?

Leitung im Sinne Jesu bedeutet: Anderen dienen und sich für sie aufopfern statt von Anderen Dienst und Aufopferung für die eigenen Ziele zu verlangen. Sie arbeitet niemals mit Druck, Amtsmacht oder Manipulation sondern sie nimmt Einfluss durch Vorbild und durch gute, christuszentrierte Lehre, die die Menschen primär an Christus bindet statt an menschliche Leiter, an Projekte oder Institutionen.

Gute Leiter erkennen ihre wichtigste Aufgabe darin, in den Menschen eine authentische Liebe zu Jesus zu wecken, denn sie wissen: Wenn Menschen Jesus lieben, werden sie von sich aus gerne nach Gottes Geboten leben und gerne in der Gemeinde mitarbeiten, auch ohne Druck und Manipulation. Aber wenn in einer Gemeinde die Liebe zu Jesus versickert gerät sie in eine Zwickmühle: Geben sich die Leiter liberal werden die Leute kaum noch mitarbeiten und ihren Lebensstil nicht mehr an der Bibel orientieren. Fangen die Leiter an, die Menschen durch Druck zu einem biblischen Lebensstil und zur Mitarbeit in der Gemeinde zu drängen, wird die Atmosphäre eng und unfrei. So oder so geht die Gemeinde an der fehlenden Jesusliebe zugrunde.

Es gibt einen Test, durch den wohl jeder Leiter gehen muss und der die Art und Qualität unseres Leitungsstils ziemlich gnadenlos offenlegt:

Stell Dir vor, Du hast Dir ein Projekt vorgenommen und Andere aufgefordert, sich zu beteiligen und mitzumachen – aber Du bekommst wenig oder gar keine Resonanz. Die Leute bleiben passiv. Was tust Du? Erhöhst Du den Druck? Beklagst Du Dich über Deine Leute? Machst Du ihnen ein schlechtes Gewissen, um sie doch noch zum Mitmachen zu manipulieren?

Oder stellst Du Dir stattdessen ganz einfach die Frage: War dieses Projekt jetzt wirklich dran? War es vielleicht doch nur meine Idee? Habe ich vielleicht die falschen Prioritäten gesetzt oder zu viel von den Menschen erwartet?

Wir sollten nie vergessen: Wenn Gott ein Projekt wirklich möchte, dann hat er die Herzen vorbereitet. Dann gibt er Leitern die Gabe, eine Vision zu wecken und den Menschen die Augen zu öffnen für Gottes Pläne, damit sie primär IHM folgen, wenn sie bei dem Projekt mitmachen, und nicht in erster Linie den Leitern! Das ist ein feiner, aber ganz entscheidender Unterschied, auf den wir achten müssen! Wenn alles nur mit Druck und Ermahnung läuft ist das ein starker Hinweis darauf, dass Gott wohl nicht mit uns ist in diesem Projekt, auch wenn es uns noch so wichtig zu sein scheint.

Wir haben von Gott eben nur das Mandat, den Menschen das (leichte und sanfte) Joch Christi auf die Schulter zu legen und nicht, sie für unsere eigenen Ziele einzuspannen. Unsere Aufgabe ist es, die Menschen zu dem einzig wahren Leiter Christus hin zu schieben, damit sie IHM nachfolgen – statt sich zwischen Christus und die Gemeinde zu drängen und Leitergehorsam zu verlangen.

Blogbild Leitung

Und ganz wichtig: Gute Leiter beziehen ihre Identität und ihren Wert nicht von Menschen sondern aus Christus. Deshalb sind sie emotional nicht auf Erfolg und Beifall angewiesen und können entspannt Menschen ziehen und Projekte fallen lassen statt mit Manipulation, Druck und Intrigen ihren Erfolg und Machterhalt zu sichern.

Gemeinde wächst auf Dauer nur, wenn sie gute Hirten hat. Aber seien wir ehrlich: Spätestens wenn wir unter Druck geraten neigen wir alle dazu, in einen falschen, dominierenden Leitungsstil zu verfallen, egal ob wir nur eine Jungschar oder eine ganze Gemeinde leiten. Lasst uns von Jesus lernen und auch dann echte Diener sein, wenn Menschen uns enttäuschen. Geben wir unsere Ambitionen am Kreuz in den Tod. Lassen wir uns neu in Brand setzen mit Gottes Gedanken, Gefühlen und Plänen, damit wir authentisch auch andere dafür anzünden können. Seien wir selbst leidenschaftliche Nachfolger und Jesusliebhaber. Dann wächst in uns eine natürliche Autorität, die durch die Frucht, die aus unserem Leben und Wirken wächst, noch untermauert wird. Dann brauchen wir niemanden bedrängen oder manipulieren. Dann werden sich die Menschen gerne und freiwillig mit uns auf den Weg Christi und an die Arbeit im Reich-Gottes-Bau machen. Wohl der Gemeinde, die solche hingegebenen Leiter hat!

“Lasst euch niemals `Rabbi´ nennen. Ihr habt nur einen Meister, und ihr alle seid gleich, wie Brüder und Schwestern. Und bezeichnet niemanden hier auf der Erde als `Vater´, denn nur Gott im Himmel ist euer geistlicher Vater.  Lasst euch auch nicht `Lehrer´ nennen, denn es gibt nur einen Lehrer, und das ist der Christus. Der Größte unter euch muss den anderen dienen. Diejenigen jedoch, die sich über die anderen stellen, werden gedemütigt werden, und die, die demütig sind, werden erhöht.” (Matthäus 23, 8-12)
asdf
P.S.: Dieser Artikel wurde nicht geschrieben, um Leiter bloßzustellen! Statt Leiter anzuklagen bete doch lieber für sie und segne sie. Sei ein guter Mitarbeiter, auch wenn Deine Leiter manchmal versagen. Überlege, wo Du selbst Leitungsverantwortung übernehmen kannst, damit Du die Herausforderungen und Versuchungen eines Leiters selber kennen lernst. Nur dann kannst Du auch anderen Leitern helfen, auf einen guten Weg zu finden.

P.P.S.: In diesem Text sind viele wichtige Bibelstellen zum Thema Leiterschaft verlinkt. Wie wäre es, die Bibelstellen mal nachzulesen, um von Jesus zu lernen, wie man leitet?

Siehe auch:

Nutzlose Anbetung?

Menschen sind Anbeter. Gott hat in unseren Herzen ein tiefes Bedürfnis angelegt, ihn anzubeten. Tun wir das nicht nehmen zwangsläufig Götzen Gottes Platz in unseren Herzen ein. Das können Dinge wie Reichtum, Macht oder Ansehen sein bzw. alles, was uns dazu verhilft. Oder auch Menschen, Gruppen oder Ideologien, die wir vergöttern.

Besonders schlimm ist, wenn die Kirche nicht anbetet. Dann verliert sie ihre Mitte. Dann tritt Tradition und Institution an die Stelle der Liebe zu Jesus. Dann wird Glaube gesetzlich, rechthaberisch und förmlich. Dann wird Kirche geistlos, lieblos und konfliktgeladen. Dann trocknet Kirche aus und schrumpft sich zu Tode.

Man sollte meinen, die Kirche wäre gegen diese Gefahr gefeit. Schließlich sind alle Gottesdienste – egal ob modern oder traditionell – voller Anbetung. In allen Konfessionen und Traditionen leiten neue und alte Lieder, Liturgien und Gebete die Menschen an, Gott anzubeten.

Die große Frage ist: Warum erleben wir trotzdem so wenig Liebe und Leidenschaft für Jesus in der Kirche? Warum sind all die oben genannten Symptome fehlender Anbetung so offensichtlich vorhanden, wenn Anbetung doch so weit verbreitet ist?

Jesus gibt eine klare Antwort darauf: Anbetung ist kein Selbstläufer! Anbetung kann tatsächlich nutzlos sein:

„Diese Menschen ehren mich mit ihren Worten, aber nicht mit ihrem Herzen. Ihre Anbetung ist nutzlos, denn sie ersetzen die Gebote Gottes durch ihre eigenen Lehren.“ (Matthäus 15, 8+9)

2 Fehlentwicklungen nennt Jesus hier, die die segensreichen Auswirkungen von Anbetung blockieren:

Wenn die Anbetung nicht von Herzen kommt

Landauf landab streiten sich Christen, ob neue Lobpreislieder gegenüber den alten Chorälen ein Fortschritt oder ein Rückschritt sind. Jesus macht deutlich: Wir streiten um die völlig falsche Frage! Die richtige Frage ist: Singen wir von Herzen? Singen wir authentisch? Solange wir beim Liedersingen nicht von Herzen meinen, was wir singen, ist das keine Anbetung – egal ob es sich um einen tiefsinnigen Choral oder einen hippen neuen Worshipsong handelt.

In Jesaja 29, 13 klagt Gott: „Dieses Volk sucht meine Nähe nur mit dem Mund und ehrt mich nur mit Lippenbekenntnissen. In seinem Herzen aber hält es einen weiten Abstand von mir. Seine Furcht vor mir erschöpft sich in auswendig gelernten Sprüchen.“

Gott sieht das Herz an, nicht unsere Formen. Die große Herausforderung für Gottesdienst- und Lobpreisleiter ist es, Lieder so auszuwählen und das Singen so anzuleiten, dass die Oberflächlichkeit durchbrochen wird. Ob wir mit neuen oder alten Liedern anbeten ist letztlich egal. Wichtig ist, dass wir dabei von Herzen auf Gott schauen und ehrlich das meinen, was in den Liedtexten steht!

Wenn der Anbetung die Ehrfurcht vor Gottes Worten fehlt

Es reicht nicht, sich in emotionale Worshipevents zu stürzen. Anbetung muss Hand in Hand gehen mit einer Liebe und Ehrfurcht für Gottes Wort. Denn echte Liebe zu Gott führt immer auch zu einer demütigen, hörenden Herzenshaltung seinem Wort gegenüber: „Wer meine Gebote kennt und sie befolgt, der liebt mich.“ (Johannes 14, 21)

Anders als wir empfindet Gott unseren Lobpreis nicht dann als Lärm, wenn die Lobpreiser zu laut sind oder die Töne nicht treffen. Was Gott wirklich nervt ist, wenn die Lebensführung der Lobpreiser nicht Gottes Geboten und Gerechtigkeit entspricht (Amos 5, 23+24)!

Deshalb müssen wir in unseren Gemeinden immer beides fördern: Eine authentische Kultur der Herzens-Anbetung. Und Liebe und Ehrfurcht für die Bibel. Wenn wir das tun wird unsere Anbetung ihre ganze segensreiche Kraft entfalten für unser eigenes Leben, unsere Familien, unsere Gemeinden und unsere Gesellschaft. Denn wo Gott im Geist und in der Wahrheit angebetet wird breitet sich sein Friedensreich aus. Der Vater sucht Menschen, die ihn so anbeten (Johannes 4, 23). Wirst Du einer davon sein?

Siehe auch:

Preach it!

Egal ob man es nun Andacht, Impuls, Message oder sonstwie nennt: Gepredigt wird nicht nur in Gottesdiensten sondern auch in Hauskreisen, Jungscharen, Jugendkreisen, Seniorentreffs… – halt überall, wo Christen zusammenkommen. Aber was macht eine gute Predigt aus? Über diese Frage kann man bücherfüllend diskutieren. Am Ende scheinen mir die folgenden 3 Punkte entscheidend zu sein:

1. Predige die Bibel

Deine persönlichen Weisheiten, Einsichten und Geschichtchen mögen ja ganz nett sein. Aber wirklich relevant ist letztlich nur, was Gott zu sagen hat! Deshalb muss in Deiner Predigt von Anfang bis Ende deutlich werden: Was hier gesagt wird ist die Botschaft der Bibel! Predige deshalb immer auf der Basis von biblischen Texten und Aussagen. Sonst kochst Du eine dünne Suppe, für die sich zurecht niemand wirklich interessiert.

2. Predige eine Botschaft

Hört sich trivial an, ist es aber nicht. Zu viele Predigten sind theologische Ausarbeitungen mit mehr oder weniger interessanten Informationen aber ohne eine Botschaft, die Konsequenzen für die Zuhörer hat. Deshalb stell dir vor der Predigt die Frage: Welche dringende Botschaft müssen diese Menschen jetzt unbedingt hören? Welche Veränderung will ich ganz praktisch mit meiner Predigt auslösen? Wenn Du keine Botschaft hast wird Deine Predigt bestenfalls schön und interessant – aber letztlich doch frucht- und folgenlos.

3. Predige mit dem Feuer des Heiligen Geistes

Das hört sich vielleicht pathetisch an, aber es stimmt wirklich: Wenn Dein Glaube lau ist, ist auch Deine Botschaft lau. Dann hilft auch keine noch so perfekte Rethorik oder Theologie. Wenn Du in Menschen ein Feuer anzünden willst muss ein Feuer in Dir brennen! Das heißt nicht unbedingt, dass Du laut und emotional werden musst. Aber in jedem Fall muss eine authentische Leidenschaft, Vollmacht und Dringlichkeit spürbar sein, die nur der Heilige Geist in uns wecken kann.

Die entscheidende Basis für eine gute Predigt liegt deshalb in einer engen Verbindung mit Gott und seinem Wort. Lies die Bibel und mach Dich mit ihr vertraut. Sei in engem Kontakt mit dem Autor der Bibel. Und bete darum, immer wieder neu erfüllt zu sein mit dem Heiligen Geist. Lass Dich von Gott berufen, ein Botschafter des Königs zu sein.

Eins noch: Es gibt Situationen, in denen Menschen vom Geist geleitet spontan vollmächtig predigen. Aber das sind Ausnahmen. Im Allgemeinen gilt: Eine gute Predigt braucht eine gute Vorbereitung. Vergeude nicht die Zeit Deiner Mitmenschen mit halbgaren, wenig durchdachten Ideen. Prüfe genau, welche Botschaft wirklich zentral ist und arbeite sie heraus. Bedenke, dass Zuhörer am Ende oft nur 1-2 Gedanken wirklich mitnehmen. Schlage lieber wenige Nägel ganz tief ein statt viele Nägel oberflächlich anzutippen.

Persönlich mache ich es oft so, dass ich eine Predigt wörtlich aufschreibe und sie dann für mich alleine „trocken predige“. Dadurch finde ich heraus, wo die Predigt noch nicht „fließt“, wo es hakelige Gedankensprünge gibt und wo ich die Botschaft selbst noch nicht wirklich verinnerlicht habe. Am Ende habe ich mein Skript zwar vor mir liegen, aber ich brauche es eigentlich nicht mehr, weil mir die Botschaft so in Fleisch und Blut übergegangen ist, dass ich frei predigen kann. Dadurch kann ich leidenschaftlicher und authentischer sprechen und besser mit den Zuhörern kommunizieren. Zentrale Aussagen und Bibeltexte lasse ich meine Zuhörer mitlesen, so dass die Botschaft nicht nur über die Ohren sondern auch über die Augen aufgenommen werden kann.

So musst Du das nicht machen. Finde Deinen eigenen Stil. Aber sei Dir Deiner hohen Verantwortung bewusst. Gott kann es nicht ausstehen, wenn wir Unfug verbreiten, der nicht seinem Wort entspricht. Deshalb tu mir einen Gefallen: Predige mit dem Feuer des Heiligen Geistes eine durch und durch biblische Botschaft. Tu es! Die Welt wartet darauf!

Siehe auch:

Die 4 G-heimnisse des Gemeindewachstums

Meine Kirche leidet unter einem dramatischen Mitgliederverlust: 2014 hat sie 1,8 % (= 416.000!) ihrer Mitglieder verloren. Das ist ein Anstieg um über 50 % im Vergleich zu 2012. Rein rechnerisch hieße das: In 55 Jahren ist’s vorbei mit der EKD. Die Frage ist: Wird die evangelische Kirche diesen Trend in absehbarer Zeit wieder umkehren können?

Ich glaube nicht. Die Postmoderne macht ja nur sichtbar, was lange verdrängt wurde: Kirche im Sinne der Nachfolger Jesu war noch nie Volkskirche sondern schon immer eine Minderheit. Ich sehe weit und breit kein Rezept, wie man Kirchenmitglieder, die mit Jesusnachfolge nichts am Hut haben, auf Dauer in der Kirche halten könnte.

Wir müssen die Frage deshalb anders stellen: Wie kann die Schar der Jesusnachfolger wachsen, auch wenn die Mitgliederdatenbanken kleiner werden? Die Urgemeinde hatte da offenbar den Bogen raus! Sie hatte kein Geld, keine Gebäude, keine Hauptamtlichen, keine Gemeindewachstumskonzepte und sie litt unter massiver Verfolgung. Und trotzdem ist sie extrem gewachsen! Wie hat sie das nur hingekriegt? Die Antwort liegt auf der Hand:

Die simplen 4 G-heimnisse des Gemeindewachstums

1 Gottes Wort

BibelFür die ersten Gemeindeleiter hatte die Verkündigung von Gottes Wort oberste Priorität. Als die Orga-Aufgaben immer größer wurden setzten sie schnell Diakone ein, damit ihnen weiter genügend Zeit fürs Predigen bleibt. Auch heute gilt: Ohne klare Verdündigung von Gottes Wort kann Kirche nicht wachsen.

Die Kirche kann allerdings nur dann Gottes Wort verkünden, wenn sie überzeugt ist, dass die Bibel Gottes Wort ist. Denn sie hat ja sonst keine Informationsquelle über Gott und seine Worte! Wer die Bibel ganz oder teilweise zum Menschenwort erklärt entzieht der Kirche ihr einziges Fundament.

Immer wieder höre ich: Ich glaube an Jesus, nicht an die Bibel. Was für ein schräger Gegensatz! Denn Jesus IST das fleischgewordene Wort Gottes. Außer den Berichten der Bibel wissen wir nichts über ihn. Wer die Bibel verwässert, verwässert auch Jesus und produziert eine dünne, belanglose Kirchenbrühe, für die sich kein Mensch interessiert. Überwinden wir doch endlich diesen seltsamen Fundamentalismusreflex, der das Ernstnehmen der Bibel mit Gesetzlichkeit verwechselt. Alle Anstrengungen zur Rettung der Kirche in Ehren. Aber ohne eine Verkündigung, die auf einer Ehrfurcht und Liebe für Gottes Wort basiert, wird das auf Dauer leider nix.

2 Gebet

GebetFür die ersten Gemeindeleiter besaß auch Gebet höchste Priorität. Sie schoben alles beiseite, um dafür genügend Zeit zu haben. Und bis heute gilt: Solange Gebetsabende die am schlechtesten besuchten Gemeindeveranstaltungen sind bleibt jeder Aufbruch ein Sturm im Wasserglas. Die entscheidenden Schlachten werden am Ende eben doch im Gebet geschlagen. All die Anstrengungen zur Rettung der Kirche in Ehren. Aber ohne eine leidenschaftliche Kultur des Gebets und der Anbetung wird das auf Dauer leider nix.

3 Gemeinschaft

HändeDie Christen der Urgemeinde trafen sich täglich, um gemeinsam zu essen und anzubeten. Ihre Liebe zueinander war ihr Markenzeichen, das ihnen so viel Gunst und Zulauf brachte. Jesus hat dieses Prinzip bestätigt: Die Welt erkennt Gott an der Liebe der Christen zueinander! Solange Christen sich ignorieren oder streiten bleiben unsere evangelistischen Bemühungen Rohrkrepierer. All die Anstrengungen zur Rettung der Kirche in Ehren. Aber ohne eine von gelebten Herzensbeziehungen getragene Einheit wird das auf Dauer leider nix.

4 Heiliger Geist

Taube Heiliger GeistDie ersten Christen waren geprägt vom Erlebnis, dass der Heilige Geist alles ändert. Gemeinschaft und Gebet hatten sie ja schon länger. Aber erst Pfingsten löste diese unvergleichliche Wachstumsdynamik aus. Auch heute ist Gemeindewachstum niemals nur mit Managementmethoden und klugen Predigten zu schaffen. All die Anstrengungen zur Rettung der Kirche in Ehren. Aber solange der Heilige Geist nur eine theoretisch/theologische Größe ist wird das auf Dauer leider nix.

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Ich liebe ja gute Gemeindewachstumskonzepte wie z.B. Promiseland von Willow-Creek, das wir in unserer Gemeinde sehr erfolgreich in der Kinderarbeit anwenden. Ich engagiere mich auch gerne für eine gute Gottesdienstgestaltung, gute Gebäude, effiziente Mitarbeitergewinnung, gute Technik usw. Aber ich habe eben auch erlebt: Alle diese Dinge sind Add-Ons! Sie fruchten nur, wenn die 4 G’s des Gemeindewachstums gelebt werden.

In christlichen Gremien habe ich beobachtet, dass über die 4 G‘s schon immer mal wieder gesprochen wird, vorzugsweise in Andachten zum Sitzungsbeginn. Dann nicken alle still – um sich danach den wirklich harten Themen zuzuwenden: Veranstaltungen organisieren, Mitarbeitersituation, Zustand der Gebäude, Finanzen usw. All die viele wichtige Arbeit, die in diesen Gremien geleistet wird, in höchsten Ehren. Ich wünsche mir, dass diese Arbeit fruchtet. Aber dafür brauchen wir einen Mentalitätswechsel. Wir brauchen eine Sicht dafür, dass die wirklich harten, entscheidenden Themen, um die wir uns in erster Linie kümmern müssen, diese 4 G-heimnisse des Gemeindewachstums sind. Unsere Tagesordnungen und Leitungsstrukturen sollten dominiert sein von diesen Fragen: Wie bringen wir Gottes Wort zu den Menschen? Wie entwickeln wir eine leidenschaftliche Gebetskultur? Wie wachsen lebendige Herzensbeziehungen?

Die Austrittswelle rollt. Menschen gehen verloren. Wir brauchen den Turnaround. Jetzt. Also ehren und verkündigen wir Gottes Wort. Beten wir. Kämpfen wir um Herzenseinheit unter allen, die Jesus lieben. Und rechnen wir in allem mit der Kraft des Heiligen Geistes. DAS muss unsere Hauptagenda sein. Wenn wir uns darauf bis zum Reformationsjubiläum 2017 einigen könnten wäre auch mir nach Feiern zumute.

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Reformation jetzt!

Ich liebe meine Kirche! Ich liebe die Nägel, die die Reformatoren in die Tür der Kirche Jesu geschlagen haben: Allein die Schrift! Allein durch den Glauben! Allein durch Gnade! Christus allein! Alle Gläubigen sind Priester! Das unterschreibe ich zu 100 %.

Aber immer wieder leide ich an meiner Kirche! Wenn ich sehe, wie sie ihr Erbe verspielt, wie sie den Missionsbefehl leugnet, wie sie leugnet, dass die Bibel Gottes Wort ist, wie sie es für egal hält, ob das Grab leer war oder nicht, wie sie sogar das Glaubensbekenntnis für irrelevant hält – dann könnte ich heulen. Überall auf der Welt riskieren Christen ihr Leben für das Evangelium. Und wir, die wir alle Freiheit haben, vernebeln es? Was müssen die verfolgten Christen und die „Wolke der Zeugen“ nur über uns denken???

Wäre es da nicht Zeit, mutig aufzustehen und den Mund aufzumachen, so wie Luther es einst todesmutig tat? Oder ist es unchristlich, mit Widerspruch Unfrieden zu stiften? Schließlich wollen wir doch alle keinen Streit unter Christen, oder?

Jesus war da irgendwie anders. Er hat die Sünder geliebt. Aber er konnte fürchterlich sauer werden, wenn der Ort des Gebets und der Anbetung, also die Kirche, verhunzt wird. Paulus hat sogar alle verflucht, die das Evangelium abwandeln, um nirgends anzuecken. Warum war er so radikal? Aus Liebe! Aus Sorge um die Menschen, die ohne eine lebendige, auf der Wahrheit gegründete Kirche das Rettungsboot des Evangeliums verpassen. Das hat nichts mit liebloser Rechthaberei zu tun. Es ist nicht lieblos, auf der untergehenden Titanic die nette Geselligkeit mit Alarmrufen zu stören!

Manche treten jetzt aus der Kirche aus, weil sie die Irrungen der Kirchenleitung nicht mehr verstehen oder ertragen. Schade. Ich würde mich freuen, wenn gerade die, denen das kirchliche Fundament von Bibel und Bekenntnis wichtig ist, aufstehen statt austreten. Damit das Schiff, das sich Gemeinde nennt, aus dem Strudel der Ver(w)irrung findet und seine Segel wieder hisst im Wind des Heiligen Geistes.

Lasst uns das Reformationsfest und das anstehende Reformationsjubiläum nicht rückblickend feiern. Kümmern wir uns um das Feuer, nicht um die Asche. Das letzte, was wir angesichts einer rapide schrumpfenden Kirche und verlorengehender Menschen brauchen ist eine rückwärtsgewandte Geschichtsbesinnlichkeit.

Es ist Zeit für eine neue Reformation. Schlagen wir es heute an die Türen unserer Kirchen und theologischen Lehrstühle:

  • Sola Scriptura! Allein die Schrift! Alle Schrift ist von Gott eingegeben. Sie ist die Wahrheit, die uns frei macht.
  • Solus Christus! Christus allein! In keinem anderen Namen ist das Heil zu finden! Deshalb bringen wir diesen Namen zu allen Menschen!
  • Sola fide! Allein aus Glauben! Es reicht nicht, gut oder religiös zu leben. Allein der Glaube an Jesus rettet!
  • Sola gratia! Allein aus Gnade! Nur Jesu Blut macht uns Sünder unverdient gerecht und öffnet uns den Zugang zu Gott und zum ewigen Leben!

Ecclesia semper reformanda: Die Kirche muss immer wieder reformiert werden! Wir brauchen Reformation jetzt! Es ist Zeit, das alte Kampflied wieder anzustimmen:

O komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei uns ein,
verbreite Licht und Klarheit, verbanne Trug und Schein.
Gieß aus dein heilig Feuer, rühr Herz und Lippen an,
dass jeglicher Getreuer den Herrn bekennen kann.

O du, den unser größter Regent uns zugesagt:
komm zu uns, werter Tröster, und mach uns unverzagt.
Gib uns in dieser schlaffen und glaubensarmen Zeit
die scharf geschliff’nen Waffen der ersten Christenheit.

Unglaub und Torheit brüsten sich frecher jetzt als je;
darum musst du uns rüsten mit Waffen aus der Höh.
Du musst uns Kraft verleihen, Geduld und Glaubenstreu
und musst uns ganz befreien von aller Menschenscheu.

Es gilt ein frei Geständnis in dieser unsrer Zeit,
ein offenes Bekenntnis bei allem Widerstreit,
trotz aller Feinde Toben, trotz allem Heidentum
zu preisen und zu loben das Evangelium.

Du Heil’ger Geist, bereite ein Pfingstfest nah und fern;
mit deiner Kraft begleite das Zeugnis von dem Herrn.
O öffne du die Herzen der Welt und uns den Mund,
dass wir in Freud und Schmerzen das Heil ihr machen kund.

Zeit zum Aufstehen” ist eine Initiative von Christen, die sich nach einer Erneuerung der Kirche sehnen. Bislang haben etwa 20.000 Christen haben unterzeichnet. Es wäre schön, wenn es noch deutlich mehr werden…

Siehe auch:

Change! Ein Plädoyer für eine Kirche mit Profil

“Change!” Im Wahlkampf von Barack Obama hat dieses Schlagwort die Massen elektrisiert. Offenbar lassen wir uns leicht von Parolen begeistern, die uns vorgaukeln, dass eine andere Politik uns mehr Sicherheit und Wohlstand geben könnte. Aber immer folgt zwangsläufig die Ernüchterung. Denn Politiker haben auch beim besten Willen nur sehr beschränkte Möglichkeiten, die Lebensumstände ihrer Wähler zu verbessern. Für tiefgreifende Veränderungen müssten sich die Herzen der Menschen ändern. Aber Politiker dürften es sich niemals erlauben, die Herzenshaltung ihrer Bürger in Frage zu stellen.

Genau wie die Politik wagt es auch die Kirche kaum noch, Menschen zu hinterfragen und zur Umkehr zu rufen. Beim Thema Familie spricht sie zwar ganz viel über Toleranz und Vielfalt – aber kaum noch über Verfehlungen wie Ehebruch und Untreue. Die Kirche ist begeistert, dass Jesus die Steinigung der Ehebrecherin verhindert hat. Aber niemals würde sie heute einer Ehebrecherin sagen, dass sie mit dem Sündigen aufhören soll.

Offenbar spürt die Kirche, wie fremd und unattraktiv ihre kulturellen Formen für viele Menschen geworden sind. Um nicht vollends ins Abseits zu geraten möchte sie deshalb wenigstens ihre Botschaft möglichst glatt und eingängig gestalten, damit sie keinen Anstoß erregt. Aber hilft das der Kirche wirklich?

Wäre es nicht höchste Zeit, genau den umgekehrten Weg zu gehen? Sollten wir nicht so schnell wie möglich die kulturellen Hürden entfernen und – wie Luther – hinsichtlich unserer Sprache und Musik dem Volk “aufs Maul schauen” – dafür aber unsere Botschaft wieder schärfen und den Ruf zur Umkehr nicht länger den Umweltschützern und Gesundheitsaposteln überlassen?

Jesus hatte den Menschen damals jedenfalls ihr Fehlverhalten klar vor Augen gehalten: Geld, Sex, Gier, Hochmut, Heuchelei, Unbarmherzigkeit, Unbelehrbarkeit… alle menschlichen Abgründe hat er offen angesprochen, manchmal sogar in einer drastischen Deutlichkeit, die zu unserem Bild vom liebevollen Jesus gar nicht so recht passen will. Und niemand hat so oft über die Hölle gesprochen wie Jesus – ein völliges NoGo heutzutage.

Erstaunlicherweise hat er damit trotzdem die Massen mobilisiert. Offensichtlich haben die Menschen gemerkt, dass in seiner Botschaft eine gewaltige Chance für sie alle lag: Wirkliche, tiefgreifende Veränderung und ein festes Fundament für ihr Leben statt leerer Versprechungen! Und sie haben gespürt: Wenn Jesus sie zur Umkehr ruft tut er das nicht, weil er ein kleinlicher Spiel- und Spaßverderber oder ein spießiger Prinzipienreiter ist. Er tut es aus Liebe!

„Wem viel vergeben ist, der liebt viel“, hat Jesus einmal gesagt. Anders ausgedrückt: Liebe und Leidenschaft für Jesus entsteht dort, wo Menschen ihre Fehler und Sünden erkennen und Gottes Vergebung und Gnade in Anspruch nehmen. Das erklärt die Leidenschaft vieler Erweckungsbewegungen des 18. und 19. Jahrhunderts, in denen Sünde und Gnade zentrale Themen waren. Das erklärt aber auch die Lauheit und Lieblosigkeit der heutigen Christenheit, die selbstgerecht glaubt, darauf verzichten zu können.

Ein Weichspülevangelium, das nur Gottes Liebe und nicht auch seine Heiligkeit kennt, erregt zwar keinen Anstoß. Aber es ist auch belanglos. Jesus war kein netter Softie, der alles weggelächelt hat. Als seine Botschafter sollten wir das auch nicht sein. Es ist nicht unsere Aufgabe, die Menschen auf der Titanic mit Säuselmusik zu berieseln. Wir sollen sie in die Rettungsboote rufen!

Das geht allerdings nicht von oben herab. Wir können niemand zur Umkehr rufen ohne zu wissen, wie schwach und fehlerhaft wir selber sind. Wenn wir es aber in einer demütigen, jesus-mäßigen Haltung tun werden wir zwar immer noch einige Menschen verschrecken (das hat Jesus manchmal auch getan). Aber was unendlich viel wichtiger ist: Wir werden viele Menschen damit retten! DAS ist es, was am Ende zählt.

Siehe auch:

Träumer dringend gesucht!

Also mit guten Vorsätzen fürs neue Jahr hab ich’s nicht so, ehrlich gesagt. Ich bin einfach nicht diszipliniert genug, um allein auf Basis einer vernünftigen Erkenntnis dauerhaft etwas in meinem Leben zu ändern.

Ganz anders sieht das mit Träumen und Visionen aus. Unser Ex-Bundeskanzler Schmidt hat ja mal gesagt: „Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen.“ Aber meine Erfahrung ist: Eine begeisternde Vision setzt ungeahnte Kräfte frei. Ein lebendiger Traum beflügelt, spornt an, macht Mut, mobilisiert. Dass das nicht nur bei mir funktioniert sieht man in der Weltgeschichte: Großen Veränderungen gingen immer die Träume visionärer Menschen voraus (man denke nur an Martin Luther-Kings großem Traum vom Ende der Rassentrennung). Und in der Bibel lesen wir: „Wenn keine Vision da ist, verwildert ein Volk.“ (Sprüche 29, 18). Auch das kann man in unserem Land und in unserer Kirche live beobachten: Wenn alles gleich gültig ist ist alles gleichgültig. Ohne ein verbindendes Ideal, ein gemeinsames Ziel, ohne eine motivierende Hoffnung fällt alles auseinander.

Deshalb sind Träumer dringend gesucht in unseren Tagen! Mich selbst bewegt so ein Traum. Einer, der mich buchstäblich manchmal nachts wach liegen lässt. Einer, der mich immer neue Ideen entwickeln, hoffen, arbeiten und beten lässt. Um was es da geht? Ganz einfach: Mein Traum ist, dass sich das Gesicht und Selbstverständnis der Kirche Jesu in Deutschland grundlegend verändert. Konkret träume ich, dass man diese 6 Dinge bald ganz selbstverständlich über die Kirche Jesu sagen wird:

  1. Die Christen aus allen Kirchen und Generationen fühlen sich als Glieder an 1 Leib! Sie wissen, dass sie einander brauchen und dass sie nur gemeinsam die Welt verändern können!
  2. Die Christen lieben Jesus und die Bibel! Statt Gesetzlichkeit und Ver(w)irrung prägt Leidenschaft die Kirche Jesu.
  3. Es wird rund um die Uhr gebetet! Was die Herrnhuter einst begannen breitet sich aus und verleiht der Kirche ungeahnte Kräfte.
  4. Menschen werden heil durch die Liebe Gottes! In einer Zeit, in der immer mehr Menschen ohne verbindliche Liebe aufwachsen müssen weiß die Kirche den Weg zu Identität, Heimat und Heilung beim himmlischen Vater.
  5. Wunder gibt es immer wieder! Was in der Bibel und der Kirchengeschichte immer wieder bezeugt wurde gehört auch zur Kirche des 21. Jahrhunderts!
  6. Bekehrungen sind an der Tagesordnung weil die Liebe und Einheit der Christen und die Kraft des Evangeliums so attraktiv ist, dass immer mehr Menschen zu Jesus finden.

Klingt unrealistisch? Vielleicht. Genau wie viele Ankündigungen der Bibel, die trotzdem eingetreten sind. Ich bin jedenfalls zuversichtlich, dass mein Traum wahr wird. Nicht nur, weil ich schon jetzt viele hoffnungsvolle Entwicklungen sehe sondern vor allem, weil ich überzeugt bin, dass auch Gott diesen Traum träumt. Denn schließlich wird die Kirche doch einmal die Braut Jesu sein! Und welcher Bräutigam träumt nicht von einer schönen Braut? Deshalb gilt für die Kirche das, was der erste Premierminister Israels David Ben-Gurion angesichts der lange erträumten aber nie für möglich gehaltenen Entstehung des Staates Israel einst sagte: „Wer nicht an Wunder glaubt ist kein Realist!“

Die Frage ist: Lassen wir uns anstecken von diesem Traum? Und vor allem: Fangen wir an, konkret dafür zu beten? Denn ich bin überzeugt: Unsere Gebete von heute entscheiden, wie die Kirche morgen aussieht! Skeptiker, Zyniker, Kritiker und Bedenkenträger haben wir genug. Gott sucht Menschen, die er mit seinem Traum von Kirche anstecken kann. Ich glaube: Es ist Zeit, gemeinsam Großes von Gott erwarten! Denn wir haben einen großen Gott, der uns einen großen Auftrag gegeben hat! Und er hat verheißen, jeden Tag bei uns zu sein. Auch 2015!

Siehe auch:

Zeitlos gültige Baupläne

Manche Passagen der Bibel bewegen sich in Bezug auf Spannung und Dramatik in etwa auf dem Niveau eines Telefonbuchs. So auch die vielen Kapitel im 2. Mose, in denen Planung und Bau der “Stiftshütte” (also des transportablen Vorläufers des Tempels) beschrieben wird. Da fragt man sich: Was sollen wir heute bloß mit all diesen Details zu Zelt, Brandopferaltar, Wasserbecken, Schaubrottisch, Ölleuchter, Räucheraltar und Bundeslade anfangen?

Einfache Antwort: Sehr, sehr viel!!!

Wenn wir wollen, dass Menschen in Gottes Gegenwart aufatmen können müssen wir ja die große Frage klären: Wie kommt Gottes Gegenwart zu den Menschen? Genau darauf geben die Baupläne der Stiftshütte Antwort! Denn ihr Zweck war ja genau der: Einen Ort zu schaffen, an dem der heilige Gott mitten unter den sündigen Menschen wohnen kann. Die einzelnen Gegenstände machen deutlich, was aus Gottes Sicht für einen solchen Ort gebraucht wird. Man muss zum Glück kein Theologe sein, um die Symbolsprache dahinter zu verstehen:

Stiftshütte BlogbildAuffällig ist, dass alle diese Elemente von Erweckungsbewegungen schon einmal entdeckt wurden: Die Reformation und der Pietismus haben die Wichtigkeit des Wortes Gottes und biblischer Lehre betont. Die charismatische Bewegung hat die wichtige Rolle des Heiligen Geistes (für ihn steht das Öl im Leuchter!) erkannt. Den Heiligungsbewegungen des 19. Jahrhunderts wurde die Notwendigkeit von Umkehr und Heiligung besonders wichtig. Die Herrnhuter haben eine enorme Hingabe und Opferbereitschaft entwickelt, als sie zahlreiche Missionare in alle Welt sandten. Mit ihrer 100-jährigen 24/7-Gebetskette haben sie zudem eine intensive Kultur des Gebets und der Anbetung gelebt.

Manchmal waren diese Bewegungen leider etwas einseitig auf bestimmte Elemente fixiert. Sie haben deshalb an Dynamik verloren und manche ihrer Entdeckungen sind dadurch wieder in Vergessenheit geraten oder wurden gar von anderen Bewegungen bekämpft.

Deshalb glaube ich: Es ist Zeit, Gottes Bauplan neu zu beachten, endlich alle diese Elemente gemeinsam in den Blick zu nehmen und gleichermaßen zu fördern (und da habe ich bei mir selbst noch ganz schön viel zu tun). Ich bin sicher: Wenn wir uns mit unseren verschiedenen Schwerpunkten als lebendige Steine zusammenfügen lassen wird Gottes Gegenwart sich mehr denn je kraftvoll in unserer Mitte offenbaren und Menschen verändern!

Übrigens: Der Text würdigt ausführlich die Künstler und Baumeister der Stiftshütte. Die Wertschätzung Gottes für ihre Arbeit trieft förmlich durch alle Zeilen – nicht zuletzt durch die eindrucksvolle Wolke und Feuersäule, die nach der Fertigstellung die Gegenwart Gottes sichtbar werden ließ. Deshalb lass Dir sagen, der Du heute an Gottes Gemeinde baust, Dich dafür investierst, aufopferst und Deine Gaben dafür trainierst: Lass Dich nicht entmutigen! Gottes Gunst ist auf Dir! Bau weiter an diesem wichtigsten Ort, den es auf der Erde überhaupt nur geben kann: Der Ort, an dem ER seine Gegenwart offenbart!

Siehe auch:

History Maker – wenn junge Christen Geschichte schreiben

Sonntag, 26. Oktober 2014: Ich sitze vor etwa 30 Teenagern und jungen Erwachsenen, die gerade im Rahmen einer „Community Week“ 1 Woche lang zusammen im evangelischen Gemeindehaus wohnen. Die kommenden Tage sollen dafür genutzt werden, die ChurchNight vorzubereiten, die am darauffolgenden Freitag stattfindet. Ich eröffne die Planungen mit dem Satz: „So sieht im Moment das Programm der ChurchNight aus.“ Dabei zeige ich ein weißes Blatt Papier in die Runde.

CN Band zugeschnitten1ModerationWas dann geschieht verblüfft mich bis heute. So viel Kreativität, Begeisterung und Engagement hätte ich mir nicht träumen lassen. Rasch füllen die Jugendlichen ganz selbständig das von ihnen gewählte Thema „History Maker“ mit Inhalten. Da werden 4 Themenblöcke definiert, ein Tanz wird choreografiert, die Band probt, ein Video wird produziert, 2 junge Moderatorinnen durchdenken die Abläufe, ja sogar das Predigen wird teilweise von den Jugendlichen selbst übernommen.

Das „Gesamtkunstwerk“, das am 31.10. dann in unserer Martinskirche zu erleben war, hat die Besucher tief beeindruckt, und zwar nicht nur wegen der Vielfalt an Gaben und Talenten sondern vor allem wegen der Leidenschaft und Tiefe, die an diesem Abend zu spüren war.

Tanz1Der letzte Predigtimpuls wurde von 2 Teenagern in Form eines „Poetry Slams“ vorgetragen. Raus aus der Passivitätwar ihre herausfordernde Botschaft. Beschämt hat mich, dass es in der Tat in meiner Generation so wenige Vorbilder gibt für diesen jesusmäßigen Lebensstil, den sie leben wollen. Deshalb müssen gerade auch wir Älteren diesen eindringlichen Weckruf so dringend hören. Denn Kirche hat nur Zukunft, wenn wir gemeinsam aufstehen, um mit Gott Geschichte zu schreiben. Danke an Euch junge Leute, dass Ihr einfach schon mal angefangen habt.

Raus aus der Passivität

Was wäre, wenn…?

Was wäre, wenn wir in einer Gesellschaft leben würden, in der uns weder Trägheit noch unser schnelles Leben davon abhalten würden anderen Menschen unsere Hand zu reichen?

Was, wenn uns weder unser Stolz noch unser Egoismus daran hindern würden, uns der Not anderer zu stellen?

Stell dir vor, du hättet keine Angst, schlecht dazustehen und wärst in Situationen, in denen du gebraucht wirst nicht überfordert, weil du dich nicht für zu unbedeutend oder unfähig hältst, denn oft sind es unsere eigenen Gedanken, die uns entmutigen.

Was wäre, wenn wir anfangen würden den Blick von unseren eigenen Problemen zu heben und beginnen, umsichtig die Not der Anderen zu erkennen?

Aber ehrlich, wann hätten wir diesen Blick erlernen sollen und von wem? Zu selten gibt es Menschen, Vorbilder, die uns das konkret vorleben, an denen wir uns ein Beispiel nehmen können.

Doch es gibt einen, der hat das beispiellos und konsequent in seinem Leben umgesetzt: Jesus! Nehmt euch ihn zum Vorbild! Lasst es uns sein, die damit anfangen, eine Generation von Historymakern zu werden, die die Bibel leben, denn vielleicht bist du der letzte Jesus, den dein Nächster erlebt und die erste Bibel die er lesen kann. Gott schenkt uns genügend Möglichkeiten in unserem Alltag, wir müssen unseren Blick nur schärfen, um sie zu erkennen und dann zu ergreifen.

Und es ist wahr: Niemand ist durch Geben je arm geworden. Jedes Mal, wenn wir helfen, wachsen wir selbst und bekommen Dankbarkeit geschenkt. Aber wichtig ist: Lass dich nicht entmutigen, denn es könnte sein, dass gerade dein Wort und deine Tat einen Stein ins Rollen bringt, dessen Größe dir gar nicht bewusst ist.

Aber ist es wirklich DAS, was wichtig ist? Dass wir uns durch gute Taten groß machen? Nein! Was viel mehr zählt ist doch der Fakt, dass Gott uns als seine Werkzeuge gebrauchen möchte, dass wir ein Teil seiner Geschichte sein dürfen. Also glaube nicht länger an zufällige Begegnungen. Gott schickt euch auf den Weg! Auf den Weg, um seine Geschichte, His Story, zu teilen und groß zu machen.

Wir haben die Kraft dazu. Denn unsere Quelle der Stärke liegt in unserem Herrn. Sie versiegt nie.

Was wäre, wenn Du jetzt verändert aus diesem Gottesdienst heraus gehst, anfängst aufzustehen.

Was wäre, wenn…?

Text: Danica Schillhorst und Helena Müller  /  Fotos: Rolf Sahm

Siehe auch:

Die Kreuzzüge – neues Licht auf ein dunkles Kapitel?

Alpträume hatte ich schon lang nicht mehr. Aber kürzlich war es mal wieder soweit. Schweißgebadet bin ich aufgewacht. Was war los?

Ich hatte mich am Abend zuvor mit den Kreuzzügen beschäftigt. Lange Zeit hatte ich gedacht, die Kreuzzüge wären einfach nur die Idee von ein paar wildgewordenen Päpsten gewesen, denen halt nichts besseres einfiel als Eroberungskriege zu führen. Aber der bestialische IS-Terror hatte mich ins Nachdenken gebracht. Könnte es sein, dass auch damals schon Muslime so grauenvoll gewütet haben? Falls ja: Wirft das vielleicht ein ganz neues Licht auf die Kreuzzüge?

Also begann ich, Artikel über die Ausbreitung des Islam zu lesen. Das war harte Kost. Wirklich grauenhaft. Um meinen Lesern solche Alpträume zu ersparen lasse ich die Links lieber weg. Einen Artikel möchte ich jedoch rundum weiter empfehlen: “Die Kreuzzüge in historischer und biblischer Perspektive”. Sachlich und ausgewogen stellt Johann Hesse darin die dunkle Geschichte der Kreuzzüge dar. Er stellt fest:

“Die einseitige Fixierung auf das Unrecht der Kreuzzüge verstellt den Blick auf den historischen Gesamtzusammenhang. Es muss beachtet werden, dass die Kreuzzüge eine Reaktion auf die aggressiven Eroberungsfeldzüge islamischer Völker waren.”

Weiter arbeitet Johann Hesse heraus:

“Der Blick in die Quellen des Islam, seine Ausbreitung in militärischen Eroberungsfeldzügen und die heutigen Formen islamistischer Gewalt weisen eine Kontinuität auf.”

Mit anderen Worten: Das Weltbild und die aggressiven Eroberungskriege des IS passen durchaus zu Teilen der islamischen Expansionsgeschichte sowie zu einigen Passagen im Koran, die man im Sinne eines kriegerischen Islam deuten kann. Die Konsequenz für Europa war:

“Das christliche Abendland erlebte den expandierenden Islam weder als tolerant noch als friedfertig. Europa war herausgefordert: Entweder es unterwarf sich oder es wehrte sich.”

Wir können also dankbar sein, dass Soldaten in harten Kämpfen die muslimischen Heere zurückschlugen, die zeitweise ganz Spanien, Teile Frankreichs und Italiens (inklusive Rom) sowie Osteuropas unterworfen und teilweise übel terrorisiert hatten.

Aber all das ändert für Johann Hesse nichts daran, dass die Kreuzzüge schlimme Entgleisungen der historischen Kirche waren. Das liegt zum einen daran, dass es auch bei den christlichen Kreuzzüglern schlimme und durch nichts zu rechtfertigende Gewaltexzesse gab. Aber das Hauptproblem ist für Johann Hesse:

“Die Kreuzzüge unter Leitung der römischen Päpste konnten nur gegen die Heilige Schrift geführt werden.”

Die Bergpredigt und das Tötungsverbot in den 10 Geboten sind nur 2 Beispiele von vielen, die belegen: Im Gegensatz zum Islam kann niemand, der das Neue Testament ernst nimmt, daraus eine Rechtfertigung für Gewalt ableiten. Die Kreuzzüge resultierten ebenso wie Zwangsmissionierung, Inquisition oder die Verfolgung der Täufer nicht auf einer fundamentalistischen Rückbesinnung sondern aus einer Abkehr von der Bibel! Zwar sind Christen gemäß Römer 13 dankbar für einen Staat, der mit Hilfe von Polizisten, Soldaten und Waffengewalt das Böse in Schach hält. Sie dürfen und sollen sich auch selbst in diesen Bereichen aktiv einbringen. Die Kirche selbst hat jedoch nur eine “Waffe”: Gottes Wort und Gottes Liebe, die das Böse durch das Gute überwindet. Entsprechend gibt es heute nirgends auf der Welt Christen, die ihren Glauben mit Waffengewalt verbreiten wollen. Es war die Verbindung von Kirche und Staat, die damals dazu geführt, dass die Kirche ein Schwert in die Hand genommen hat, das ihr niemals zusteht.

Die Geschichte zeigt: Es ist wichtig, den Islam realistisch einzuschätzen. Mohammed war im Gegensatz zu Jesus auch Kriegsherr. In zahlreichen islamischen Ländern werden religiöse Minderheiten unterdrückt und verfolgt. Islamischen Terror gibt es in vielen Teilen der Welt. Es ist naiv zu glauben, das hätte alles nichts mit dem Islam zu tun. Wir sollten unsere Politiker ermutigen, mit null Toleranz gegen Vertreter dieser aggressiven Interpretation des Islam vorzugehen, damit sich meine Alpträume nicht bald auch bei uns in realen Terror verwandeln.

Die Aufgabe von uns Christen und der Kirche ist es jedoch, Muslime zu lieben, ihnen zu dienen und ihnen respektvoll das Evangelium weiter zu sagen. Denn Muslime sind von Gott genauso geliebt wie alle anderen Menschen. Da gerade in Deutschland viele überaus freundliche, friedliche und respektable Muslime leben, sollte uns das eigentlich besonders leicht fallen.